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08.05.2007
 

SOK
Tagung der Schweizer Orthographischen Konferenz

Auf ihrer Frühlingstagung am Montag hat die Schweizer Orthographische Konferenz (SOK) ihre Website vorgestellt (www.sok.ch). Sie enthält Empfehlungen und Wörterlisten, die in manchen Fällen von der neuen Rechtschreibung abweichen.

Nach Ansicht der SOK hat der Rat für deutsche Rechtschreibung ein Regelwerk vorgelegt, das bloss ein politischer Kompromiss, aber keine Grundlage für eine sprachrichtige und einheitliche Rechtschreibung ist. Dadurch herrsche heute in Kernbereichen der Rechtschreibung ein Wirrwarr, wie wir ihn zuletzt im 19. Jahrhundert hatten. In diesem Durcheinander biete die SOK einen festen Halt.

Im Hotel Greulich (nomen est omen) wurde gezeigt, dass es nötig sei, an Unterscheidungen wie gräulich (Farbe) und greulich (Gefühl) festzuhalten. Neu empfiehlt die SOK, auch in vorerst vier Teilbereichen der neuen Gross- und Kleinschreibung nicht zu folgen. Sie geht dabei vom Grundsatz aus, dass Gleiches möglichst gleich behandelt werden soll, und folgt der modernen Rechtschreibung, die im Unterschied zum 19. Jahrhundert den kleinen Buchstaben vorzieht. Die SOK empfiehlt daher ohne weiteres, des weiteren (nicht: ohne Weiteres, des Weiteren) und der eine, der erstere (nicht: der Eine, der Erstere). Sie empfiehlt, das längst übliche Wort jedesmal (nicht: jedes Mal) zu verwenden und auch in Fügungen wie Modus vivendi den grossen Buchstaben sparsam zu setzen (nicht: Modus Vivendi).

Ausgerichtet wurde die Tagung durch den Sprachkreis Deutsch (SKD), die Leitung hatte Nationalrat Filippo Leutenegger (FDP). Unter den Gästen waren Nationalrätin Kathy Riklin (CVP) und Mitglieder des Rates für deutsche Rechtschreibung. Vertreten waren grosse Schweizer Verlagshäuser und Nachrichtenagenturen. Die Herbsttagung ist auf den 8. November geplant. Die Arbeitsgruppe der SOK wird dann weitere Empfehlungen zur Gross- und Kleinschreibung vorlegen sowie zum Bindestrich (40-jährig) und weiteren Bereichen.

Die Gesellschaft Schweizer Orthographische Konferenz will in Presse und Literatur der Schweiz eine einheitliche und sprachrichtige Rechtschreibung fördern. Gründungsmitglieder sind unter anderen Filippo Leutenegger und Robert Nef (Herausgeber der Schweizer Monatshefte). Die Arbeitsgruppe der SOK besteht aus Dr. Urs Breitenstein (Verleger Schwabe-Verlag und Präsident des Schweizer Buchhändler- und Verlegerverbandes), Stephan Dové (Chefkorrektor der NZZ und Mitglied des Rates für deutsche Rechtschreibung), Peter Müller (Direktor der Schweizerischen Depeschenagentur), Stefan Stirnemann (Sprachkreis Deutsch), Prof. Dr. Rudolf Wachter (Sprachwissenschaftler, Universitäten Basel und Lausanne) und Peter Zbinden (Präsident des Sprachkreises Deutsch).



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Kommentare zu »Tagung der Schweizer Orthographischen Konferenz«
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 11.02.2008 um 01.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=541#6474

Vielen Dank, Herr Herter, für Ihre Mühe! Wußte ich doch, daß ich das auf der SOK-Seite gelesen hatte! (Inzwischen liegen die Tomaten auch wieder da, wo sie hingehören.)


Kommentar von Roger Herter, verfaßt am 10.02.2008 um 21.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=541#6473

Diese Schreibung entspricht den SOK-Empfehlungen vom 31. Oktober 2007: "Die herkömmliche Regelung ist bestechend einfach. Es ist unnötig, Ziffer und Buchstabe mit einem Bindestrich zu trennen: 19jährig, 32stel, 2fach, 90er, 90mal. Die Regelung 06 sieht einen schwer lernbaren Mischmasch vor: 19-jährig, 32stel, 2fach / 2-fach, 90er, 90-mal. (...) Die SOK empfiehlt deshalb auch hier, die herkömmliche Rechtschreibung zu verwenden." [www.sok.ch]


Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 10.02.2008 um 20.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=541#6472

Frage an die Runde: Weiß jemand, ob die Schreibung 15mal den SOK-Empfehlungen entspricht? (Brauche die Information für die Abfassung eines Textes.) Herzlichen Dank im voraus!


Kommentar von Alexander Glück, verfaßt am 29.05.2007 um 12.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=541#5954

Wer Mitglied der SOK geworden ist und dies auf seiner Internetseite zeigen will,der kann sich dieses Fähnchens bedienen, am besten mit Hyperlink nach http://www.sok.ch:

http://alexander.glueck.rshost.de/Banner-SOK.gif


Kommentar von Hartmut Heumann, verfaßt am 23.05.2007 um 21.43 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=541#5924

zu: Ballistol 16.05.07 15.07 Uhr

Die Gründe Ballistols für eine Ablehnung des versalen Eszetts überzeugen mich nicht. Erstens gibt es ähnlich aufgepumpte Großbuchstaben. Zweitens ist das Eszett für mich ein eigenständiger Buchstabe. Drittens beginnt zwar kein Wort mit einem Eszett, aber bei Großschreibung besonders von Eigen-
namen ist ein großes Eszett hilfreich und nötig. Außerdem leistet das Fehlen eines versalen Eszett meines Erachtens einer Gleichgültigkeit und Unsicherheit gegenüber dem kleinen Eszett Vorschub: Warum soll ich GROSS oder STRASSE schreiben dürfen, aber nicht "gross" oder "Strasse" ? Texte in Groß- und Kleinschreibung sind für mich durch das Eszett schöner zu lesen und besser zu erfassen. SÜSSSAUER, FLOSSFAHRT oder der Filmtitel WER NIE SEIN BROT MIT TRÄNEN ASS ( bei 2001 im neuesten Katalog so angeboten) sind bestimmt ekeliger anzuschauen als mit einem "aufgepumpten Kleinbuchstaben" darin. Es wäre also nicht übel, liefe alles auf die Aufnahme und Verbreitung eines gro0en Eszett hinaus.


Kommentar von Tobias Bluhme, verfaßt am 21.05.2007 um 10.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=541#5906

Aus dem "Leitbild des Deutschen Kinderschutzbundes":

In unseren Projekten und Einrichtungen arbeiten nicht bezahlte und bezahlte Kräfte eng zusammen.

Ach, bezahlte und bezahlte Kräfte arbeiten nicht zusammen...?!


Kommentar von "Germanist", verfaßt am 19.05.2007 um 10.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=541#5905

Und wenn es heute Morgen regnet, wird das Land billiger.


Kommentar von Köbes, verfaßt am 19.05.2007 um 06.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=541#5904

Heißt es der Früh, die Früh oder das Früh? Nataürlich das Früh. Es handelt sich dabei um eine sehr beliebte Kölsch-Sorte, und die Brauerei freut sich, wenn sie durch die Schreibweise "heute Früh" empfohlen wird.


Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 19.05.2007 um 02.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=541#5903

Ich habe nicht alles gelesen, aber richtigzustellen wäre, daß die herkömmliche und selbstverständliche Kleinschriebung heute früh auch innerhalb der Neuregelung zulässig ist. Früher oder später wird das kuriose heute Früh sowieso wieder aussortiert.


Kommentar von Matthias Künzer, verfaßt am 17.05.2007 um 17.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=541#5895

Die Ankündigungen der SDA habe ich mit Erleichterung zur Kenntnis genommen. Wenn nun noch die Schreibung "gestern Abend" vergangener Jahrhunderte wieder gegen die moderne Schreibung "gestern abend", die dem adverbialen Charakter dieser Wendung angemessen ist, eingetauscht wird, dann kann man fast schon wieder Zeitung lesen, wie das vor dem Einknicken der FAZ noch möglich war.


Kommentar von SDA, verfaßt am 17.05.2007 um 07.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=541#5894

Deutsche Rechtschreibung bei der SDA Version 7. Mai 2007



Die SDA wendet grundsätzlich die seit 1. August 2006 gültige schulamtliche Rechtschreibung an. Bei (rein orthographischen) Varianten verwendet sie die herkömmliche Schreibweise. Grundlage ist der Duden Bd. 1, Die deutsche Rechtschreibung, 24. Auflage 2006. Abweichungen von der schulamtlichen Rechtschreibung betreffen Fälle, in denen die herkömmliche Schreibweise nicht mehr vorgesehen ist: Fremdwörter, ä-Schreibungen, “volksetymologische” Herleitungen, geographische Ableitungen und Ableitungen von Personennamen, Fälle der Gross-/Kleinschreibung sowie einige Einzelfälle. Andere häufig genannte neue Schreibweisen, bei denen die herkömmliche Schreibweise nicht als Variante vorgesehen ist, sind:



auseinandersetzen (in allen Bedeutungen)

abwärtsgehen, aufwärtsgehen, vorwärtsgehen (in allen Bedeutungen)

abhandenkommen, zugutekommen, zunichtemachen

leidtun, nottun, pleitegehen, bankrottgehen

Rad fahren, ausser Acht lassen, in Acht nehmen

Arm und Reich, Jung und Alt, Gross und Klein

heute Abend, morgen Früh, gestern Nacht, morgen Vormittag, auf Deutsch, Corpus Delicti

im Voraus, im Weiteren, im Nachhinein, im Besonderen, die Vielen, kein Einziger

der Erste, der gekommen ist; im Folgenden, Folgendes, im Grossen und Ganzen

im Argen liegen, im Trüben fischen, in Bezug auf, hungers sterben, es ist rechtens

Känguru, frittieren

Schifffahrt, Brennnessel, Glatttal, Stillleben, helllicht

jedes Mal, so viel, zu viel, allzu viel, wie viel

umso, zurzeit, stattdessen, irgendetwas, irgendjemand, anhand



Die SDA wendet gemäss der Empfehlung der Schweizer Orthographischen Konferenz (SOK) die herkömmlichen, vor 1996 gültigen Schreibweisen an, wo sie in der schulamtlichen Rechtschreibung als Variante vorgesehen sind (Grundsatz “Bei Varianten die herkömmliche”). Die herkömmliche Variante ist leicht aus dem Duden zu ersehen; es ist die schwarz gedruckte.



Häufig genannte Beispiele für Schreibweisen mit einer herkömmlichen Variante sind:



aufwendig, Schenke (neu auch: aufwändig, Schänke)

nicht im mindesten, aufs äusserste gespannt sein (neu auch: Mindesten, Äusserste)

kennenlernen, bekanntgeben (neu auch: kennen lernen, bekannt geben)

recht haben/behalten/geben/tun, hierzulande, zuleide (neu auch: Recht, hier zu Lande, zu Leide)

achtgeben, haltmachen, masshalten (neu auch: Acht geben, Halt machen, Mass halten)

hochachten, kleinschneiden, fertigstellen (neu auch: hoch achten, klein schneiden, fertig stellen)

alleinerziehend, allgemeinbildend (neu auch: allein erziehend, allgemein bildend)

grauenerregend, zeitraubend (neu auch: Grauen erregend, Zeit raubend)

langgestreckt, selbstgebacken (neu auch: lang gestreckt, selbst gebacken)

8fach, das 8fache (neu auch: 8-fach, das 8-Fache)

ein deutsch-schweizerisches Abkommen (neu auch: deutschschweizerisches)

von neuem, von weitem (neu auch: Neuem, Weitem)

bis auf weiteres, ohne weiteres (neu auch: Weiteres)

seit längerem, binnen kurzem, vor langem (neu auch: Längerem, Kurzem, Langem)

du sagen, danke sagen, nein sagen (neu auch: Du, Danke, Nein)

zu Hause, nach Hause (neu auch: zuhause, nachhause)

imstande, zustande, zugrunde (neu auch: im Stande, zu Stande, zu Grunde)

in Frage stellen, mit Hilfe (neu auch: infrage stellen, mithilfe)

potentiell, substantiell, Existentialismus (neu auch: potenziell, substanziell, Existenzialismus)



Als Varianten gelten jedoch nur unterschiedliche Schreibweisen ohne Bedeutungsunterschied (wie Delphin/Delfin). Die SDA drückt mit unterschiedlichen Schreibweisen wo möglich weiterhin den Bedeutungsunterschied aus:



ein naheliegender Gedanke / ein nahe liegendes Gehöft (nicht: naheliegendes)

in der Schule sitzenbleiben (nicht: sitzen bleiben) / auf dem Stuhl sitzen bleiben

ein Getränk kalt stellen (nicht: kaltstellen) / den Politiker kaltstellen

die Uhr richtig stellen (nicht: richtigstellen) / eine Behauptung richtigstellen

eine Handvoll Kirschen (ungefähr) / eine Hand voll Kirschen (die Hand voller Kirschen)

ein frischgebackenes Ehepaar / frisch gebackene Brötchen (nicht: frischgebackene)

ein vielversprechender/viel versprechender Politiker

ein wohldurchdachter/wohl durchdachter Plan



Die SDA wendet die herkömmlichen Kommaregeln an:



Er schimpfte auf die Regierung, und sein Publikum applaudierte (mit Komma)

Er fiel, von einer Kugel getroffen, vom Pferd (mit Kommas)

Er empfahl, dem Lehrer nicht zu widersprechen (mit Komma)



Wo die SDA Silbentrennung anwendet, trennt sie bei Varianten herkömmlich:



Psych¦iater, dar¦auf, Inter¦esse

aber: Zu¦cker, Meis¦ter (keine herkömmliche Variante vorgesehen)



In einigen Fällen verwendet die SDA gemäss den Empfehlungen der Schweizer Orthographischen Konferenz die neue Rechtschreibung nicht. Dies betrifft Fremdwörter, ä-Schreibungen, „volksetymologische“ Herleitungen, geographische Ableitungen und Ableitungen von Personennamen, Fälle der Gross-/Kleinschreibung sowie die Einzelfälle rauh, Jäheit, Roheit, Zäheit, As, Mop, Step[tanz], Tip.



– Fremdwörter



Die neue Rechtschreibung nimmt bei der Schreibweise von Fremdwörtern ungenügend auf den Usus in der Schweiz Rücksicht. Die SDA verwendet deshalb in einigen Fällen entsprechend den Empfehlungen der SOK von der neuen Rechtschreibung abweichende Schreibweisen, z.B.: Apéritif, Caramel, Cédille, Championnat, Cognac (Weinbrand), Communiqué, Couvert, Crème, Début, Décharge, Décolleté, Eclat, Enquête, Entrée, Friteuse, Friture, Menu, Nécessaire, Réception (Empfangsbüro), Résumé, Stukkatur, Tea-Room, Tête-à-tête, Vademecum. Bei der ph/f-Schreibung schreibt die SDA Foto, Fotograf, Grafik, Telefon und Telegraf sowie deren Ableitungen mit f, alle andern Wörter mit den Stämmen phot-, phon- und graph- sowie Delphin jedoch nicht.



– ä-Schreibungen

Die von e auf ä und umgekehrt geänderten Schreibweisen sind willkürlich herausgepickt. Mit der gleichen Begründung der „Stammschreibung“ hätte man Dutzende oder Hunderte weiterer Wörter verändern können. Die SDA wendet deshalb die neue ä- oder e-Schreibung nicht an und schreibt weiterhin Gemse, Greuel, Stengel, überschwenglich, Wächte. Bei aufwendig, Schenke und Stendel[wurz] ergibt sich die Schreibweise aus dem Grundsatz „Bei Varianten die herkömmliche“. Bändel war schon bisher schweizerisch üblich. Bei Blesshuhn und räkeln (es gibt sowohl herkömmlich wie neu die e- und die ä-Variante) bleibt die SDA bei diesen Schreibweisen.



– „volksetymologische“ Herleitungen



Die SDA wendet die als Erleichterung für Primarschüler eingeführten, „volksetymologischen“, d.h. falschen Herleitungen nicht an und bleibt bei behende, belemmert, deplaziert, einbleuen, numerieren, Platitüde, plazieren, Quentchen, schneuzen, Tolpatsch, Zierat. Bei Mesmer ergibt sich die Schreibweise aus dem Grundsatz "Bei Varianten die herkömmliche". Bei gräulich (zu grau)/greulich (zu Greuel) beachtet die SDA weiterhin den Bedeutungsunterschied.



– geographische Ableitungen und Ableitungen von Personennamen



Bei mehrgliedrigen geographischen Namen ohne Bindestrich schreibt die SDA das Adjektiv in einem Wort (sanktgallisch, abgekürzt: st.-gallisch, costaricanisch, srilankisch), den Einwohner in zwei mit Bindestrich (San-Marinese). Der Bindestrich wird jedoch bei Ableitungen auf -er weggelassen (Bad Ragazer, St. Galler, New Yorker, Sierra Leoner). Bei (mit Bindestrich geschriebenen) Zusammensetzungen mit zwei geographischen Namen (Doppelnamen) bleibt der Bindestrich sowohl im Adjektiv wie beim Einwohner erhalten: guinea-bissauisch, Papua-Neuguineer, schleswig-holsteinisch, Baden-Württemberger.



Ableitungen von Personennamen auf -isch und -sch schreibt die SDA grundsätzlich klein (ohmsches Gesetz, goethesche Gedichte), unabhängig davon, ob die Person als Schöpfer bzw. Verursacher dahintersteht (früher Grossschreibung) oder der Begriff bloss nach der Person benannt wird. Ausnahme: zum Begriff gewordene Ableitungen wie Cansteinsche Bibelanstalt, Halleyscher Komet (nur gross). Wenn (in beiden Fällen) der Name hervorgehoben werden soll, schreibt die SDA ausnahmsweise gross, jedoch ohne Apostroph (Ohmsches Gesetz, Goethesche Gedichte)



– Fälle der Gross-/Kleinschreibung



Die SDA schreibt Verbindungen mit -mal weiterhin klein und zusammen (jedesmal, zum erstenmal, beidemal, das letztemal, dutzendmal).



Die SDA schreibt Pronomen weiterhin klein: der erstere, der letztere, das wenigste, verschiedenes, manches, alles mögliche, der erste, der gekommen ist, jung und alt, arm und reich, gross und klein, der nächste, der erste beste, die vielen, kein einziger. Die Schreibweisen der eine, der andere usw. ergeben sich aus dem Grundsatz „Bei Varianten die herkömmliche“.



Die SDA schreibt Adverbialien weiterhin klein: im übrigen, im folgenden, im allgemeinen, im voraus, im weiteren, im nachhinein, im besonderen, im grossen und ganzen. Die Schreibweisen bei weitem, aufs beste, ohne weiteres usw, ergeben sich aus dem Grundsatz „Bei Varianten die herkömmliche“.



Die SDA schreibt lateinische und griechische Fügungen und Fügungen aus romanischen Sprachen, die nicht mit einer Präposition beginnen, weiterhin mit grossem erstem Buchstaben, den Rest klein: Ultima ratio, Angina pectoris, Modus vivendi, Tête-à-tête, Commedia dell’arte; aber: à la carte, cum laude, in absentia.



- Einzelfälle



Die SDA schreibt weiterhin rauh (nicht: rau), Jäheit (nicht: Jähheit), Roheit (nicht: Rohheit), Zäheit (nicht: Zähheit) und (trotz rauh) Rauheit. Hoheit wird auch nach neuer Rechtschreibung mit nur einem h geschrieben.



Die SDA schreibt ferner weiterhin As, Mop (nicht: Mopp), Step[tanz] (nicht: Stepp[tanz] und Tip (nicht: Tipp) und schreibt entsprechend diesen Beispielen und der Empfehlung der SOK folgend, auch Stop.





Fälle, in denen der Grundsatz „Bei Varianten die herkömmliche“

zu keiner eindeutigen Schreibweise führt



Wenn mehrere neue Varianten bestehen, die mit keiner herkömmlichen übereinstimmen, z.B.



herkömmlich:
auf seiten
neu:
aufseiten/auf Seiten




oder die mit mehreren herkömmlichen übereinstimmen, z.B.



herkömmlich:
an Stelle/anstelle
neu:
an Stelle/anstelle


so dass/sodass

so dass/sodass




führt die Anwendung des Grundsatzes "Bei Varianten die herkömmliche" zu keinem Entscheid für eine Schreibweise. Fälle des ersten Typs gibt es v.a. in mehrgliedrigen englischen Fügungen und beim Zusammentreffen von drei gleichen Konsonanten mit folgendem Vokal, z.B.



herkömmlich:
Air‑condition
neu:
Air-Condition/Aircondition


Stilleben

Stillleben/Still-Leben




Fälle des zweiten Typs gibt es v.a. in Fremdwörtern und geographischen Namen sowie bei der e/ä-Schreibung, z.B.



herkömmlich:
Sketch/Sketsch
neu:
Sketch/Sketsch


Mosambik/Moçambique

Mosambik/Moçambique


Blesshuhn/Blässhuhn

Blesshuhn/Blässhuhn




Ein umfassendes Wörterverzeichnis ist Die SDA hat in Zusammenarbeit mit der Schweizer Orthographischen Konferenz ein umfassendes Wörterverzeichnis erstellt (www.sok.ch). in Vorbereitung und wird Anfang 2007 hier publiziert. DortAus diesen wird kann die für die SDA gültige Schreibweise, vor allem wo sie von der neuen Rechtschreibung abweicht, für diese Fälle festgelegtersehen werden.



Ausserdem könnten sich daraus weitere Abweichungen von der schulamtlichen Rechtschreibung ergeben.

Die SDA befürwortet eine Anpassung des schulamtlichen Regelwerks bzw. Wörterverzeichnisses gemäss den Empfehlungen der SOK.



Arbeitsgruppe deutsche Rechtschreibung der SDA


Kommentar von channelpartner.de, verfaßt am 17.05.2007 um 06.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=541#5893

Der ChannelPartner-Querschläger: Microsoft schaut dem Volk aufs Maul
Ganz lokal statt global gibt sich neuerdings der Softwaregigant. Immer auf der Fährte der neuesten Trends, ist heuer das durch seine restriktive Sprachpolitik bekannte Frankreich im Visier des Redmonder Konzerns. Anscheinend als kleine Wiedergutmachung für die durch die Flut von IT-Anglizismen gebeutelten Altweltler, kann das neue Office jetzt auf Wunsch auch elsässisch schwätzen.




Nachdem schon weitere Versionen in Bretonisch und Schottisch geplant sein sollen, ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis wann die Lokalisierungswelle zu uns herüberschwappt. Vielleicht ist dann sogar die Dominanz des ursprünglich von einer Handvoll Niedersachsen und Münsteranern gesprochenen so genannten "Hochdeutsch" Altpapier und die, zweifellos wiederkehrende, nächste Rechtschreibreform orientiert sich am Redmondschen Office-Dialect-Translator. Da wäre dann unter anderem wieder Platz für Bayrisch und Fränkisch, Schwäbisch und Pfälzisch.

Überhaupt wäre das Projekt ein Arbeitsplatzbeschaffer. Allein in Rheinland-Pfalz, wo fast jedes Dorf seine eigenen sprachlichen Eigenarten hat und mindestens fünfzig verschiedene regionale Dialekte gesprochen werden, sicherlich eine Mammutaufgabe. Neben den regionalen Versionen sollte es auf alle Fälle eine "Rapper- und Kanaksprak"-Version geben, um auch die Jugend wieder "fett krass" mit ins Boot zu holen. Beim falschen Passwort steht dann auf dem Bildschirm "Hey Alder, du komms hier nich rein!" Der modifizierte Virenscanner meldet in Bayern dann "Hundsgwurm miserabliges erkannt" und Windows verabschiedet sich im Saarland mit " Jo, geh fort!".

Weiter so Microsoft, das ist der richtige Weg! Anstatt Bundestrojaner und Plug-ins für Geheimdienste zu entwickeln, sollte der Pluralismus und die Meinungsfreiheit der alten und neuen Welt gefördert und geschützt werden. Ohne großen Bruder im Osten, im Westen oder bei uns!

Mein Fazit: Wenn Globalisierung so aussieht, dass sich alle Menschen in ihrer Lieblingssprache verständigen können, bin ich ausnahmsweise dafür. Oder steckt doch etwas anderes dahinter?

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ChannelPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz. (go)



Kommentar von DSW, verfaßt am 16.05.2007 um 17.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=541#5892

Die Schweiz baut die Rechtschreibreform zurück

Schweizer Medien bauen die Rechtschreibreform weiter zurück. Darauf läßt die dritte Tagung der Schweizer Orthographischen Konferenz (SOK) schließen, die am 7. Mai in Zürich im Hotel Greulich stattfand. Da in der Schweiz das Eszett in Presse und amtlichem Schriftverkehr nicht verwendet wird, ist die reformierte Rechtschreibung anders als in Deutschland und Österreich weniger auffällig. Es kommt hinzu, daß große Schweizer Zeitungen wie die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) schon bisher nur einen Teil der Neuerungen umgesetzt haben. Nun könnte es zu einem weiteren Rückbau kommen.

Anwesend auf der Tagung waren Vertreter wichtiger Schweizer Zeitungen und Presseagenturen (Teilnehmerliste siehe unten). Auffällig war, daß aus Deutschland zwar Teilnehmer von Sprachvereinen, Verlagen und weiteren Institutionen angereist waren, jedoch keine Teilnehmer von Zeitungen oder Presseagenturen.

Nationalrat Filippo Leutenegger (Medienarena) eröffnete die Konferenz und kam gleich zu den seit der letzten Reform der Rechtschreibereform weiterhin bestehenden eklatanten Mängeln. Einige Beispiele, die der Orthographie-Fachmann Stefan Stirnemann in Beiträgen für die Weltwoche“ angeführt habe, seien nicht nur anregend, sondern auch haarsträubend, kündigte er an. Wegen der zahlreichen verschiedenen Entscheidungsträger, welche es bei der Rechtschreibereform gebe, sei es „wichtig, daß nun alle an einem Tisch säßen“.

Anschließend übergab Leutenegger das Wort an Peter Zbinden, den Präsidenten des Sprachkreises Deutsch (SKD). Zbinden ließ zu Beginn seiner Rede ein Bild mit einem Papierkorb erscheinen, in dem ein neuer Rechtschreib-Duden lag. Inzwischen sei es der SOK gelungen, wie angekündigt Wörterlisten zu veröffentlichen, durch welche die größten Mißstände der Rechtschreibreform korrigiert werden könnten.

Stirnemann (ebenfalls Sprachkreis Deutsch, Schweiz) sagte in seinem darauffolgenden Vortrag an die Konferenzteilnehmer gerichtet: „Wir sind Spielleute, die versuchen, heillos verstimmte Instrumente zu stimmen, damit sie wieder zusammenspielen können.“ Es gehe nicht um Politik oder die Schule, sondern um das dritte amtliche Regelwerk, welches sachlich zu prüfen sei, ob es seinen Anspruch erfüllt.

„Warum ist die SOK erst im letzten Jahr gegründet worden?“ frug Stirnemann und lieferte die Antwort gleich mit: Man mußte erst die Arbeit des Rechtschreibrates abwarten. Immer wieder sei versprochen worden, die Fehler und Mängel der Rechtschreibereform würden korrigiert. Im Oktober 2005 sei der Ratsvorsitzende Hans Zehetmair vor die Presse getreten und hätte einige Änderungen und Anpassungen als große Korrektur verkaufen wollen. Er habe „der Öffentlichkeit vorgegaukelt, es wäre etwas verbessert worden, was gar nicht verbessert werden mußte.“ Daß man die Wörter „Urinstinkt“ und „Sprecherziehung“ nicht als „Urin-stinkt“ und „Sprecher-ziehung“ trennen solle, sei von den Reformen schon 1996 gesagt worden; der Rat für Rechtschreibung habe hier also eine überflüssige Debatte geführt. Die eigentlich nötigen Verbesserungen habe der Rat dagegen unterlassen.

Stirnemann führte aus, der Rechtschreibrat sei bloß eingerichtet worden, um die Öffentlichkeit etwas zu beruhigen: „Der eingesetzte Rat sollte der Öffentlichkeit vorgaukeln, die Probleme seien nun gelöst.“ Seine Rolle habe Zehetmair in Form eines heimeligen Landesvaters auch gut gespielt.

„Doch was haben wir jetzt?“ fragt Stirnemann: „Mehrere Wörterbücher mit unterschiedlichen Auslegungen und etliche sogenannte Hausorthographien. Die Rechtschreibung ist nicht mehr einheitlich.“ Anschließend erläuterte Stirnemann anhand zahlreicher Beispiele, man sei wieder in die Zeit zurückgefallen, bevor Konrad Duden eine einheitliche deutsche Rechtschreibung geschaffen hatte. Der Rechtschreibrat „habe es für gut befunden, Varianten zu häufen.“ Bei anderen neuen Schreibweisen handele es sich nicht bloß um Schreibweisen, sondern um Schreibweisen, die unterschiedliche Bedeutungen haben. So sei „Handvoll“ nicht das gleiche wie „Hand voll“, „vielversprechend“ nicht gleich „viel versprechend“. Etliche Wörter, die einen Begriff darstellen, würden durch die willkürliche Getrenntschreibung nicht mehr als Begriff erfaßt werden.

Doch gerade dies sei eine Eigenart der deutschen Sprache, daß in ihr durch Zusammensetzung von Wörtern eigenständige Begriffe gebildet werden können. „Wie kommt man dazu, daß die Getrenntschreibung der Normalfall sein soll, wo doch die deutsche Sprache von Zusammenschreibungen lebt?“ fragt Stirnemann und fügt hinzu, dies halte er für „den reinen Wahnsinn“.

Das Reformwerk „steht in Widerspruch zur Rechtschreibung und zur Entwicklung unserer Sprache. Es könne daher kein Regelwerk sein“ führte er weiter aus. Zur Eindeutschung von Fremdwörtern führte er aus: „Die Entwicklung der Eindeutschung von Wörtern ist frei nicht vorhersehbar. Man kann sie nicht regulieren.“

Dann kam Stirnemann auf die aufgrund des angeblichen „Wortstammprinzipes“ ausgetauschten Buchstaben zu sprechen und zeigte eindrücklich anhand etlicher Beispiele auf, daß es nicht erlaubt sei, die Sprache ihrer Unterscheidungsmöglichkeiten zu berauben. „Die Reformer wollten solche Unterscheidungsmöglichkeiten offenbar aufheben.“ und: „Heutzutage muß man ständig rätseln.“

Dann kam Stirnemann auch auf die Groß- und Kleinschreibung zu sprechen. Es sei besser, jetzt zu korrigieren anstatt zu warten, bis der Rat für Rechtschreibung das Durcheinander anpacke. Konrad Duden habe die unterschiedliche Behandlung von gleichgelagerten Fällen, wie sie im 19. Jahrhundert üblich war, später zu Recht kritisiert und vereinheitlicht. Nun empfehlen Wörterbücher wie Duden und Wahrig jedoch in gleichgelagerten Fällen etwas anderes.

Das in Kernbereichen unbrauchbare Regelwerk widerspreche der Sprache. Es könne daher nicht als Grundlage dienen. Früher habe man sich im Zweifel nach dem Sprachgefühl richten können und mußte keine willkürlichen Wörterlisten oder an den Haaren herbeigezogene „Regeln“ auswendig lernen, sagte Stirnemann sinngemäß und schloß: „Zur Rechtschreibung gehört Sprachbewußtsein und nicht das Auswendiglernen von Regeln.“

Anschließend führte Peter Müller, Direktor der Schweizerischen Depeschenagentur (SDA), die Empfehlungen und Wörterlisten der SOK vor, die nun im Netz zugänglich sind (www.sok.ch). Stephan Dové, Chefkorrektor der NZZ und Rat für Rechtschreibung zeigte, in welchen Fällen die SOK der reformierten Rechtschreibung folge. Dann analysierte Prof. Rudolf Wachter (Universität Lausanne und Basel) zwei politische Eingaben zur Sache und die Antworten der Landesregierung. Die Eingaben stammen von Nationalrätin Riklin, die auch anwesend war, und Nationalrat Leutenegger. Die Tagung endete mit einer lebhaften Diskussion. Die Herbsttagung, auf der weitere Empfehlungen vorgestellt werden, soll im November stattfinden.

Auszug aus der Teilnehmerliste:

Dr. Max Behland, Verein Deutsche Sprache, Text & Presse; Dr. Dr. Urs Breitenstein, Schwabe AG; Remi Bütler, Schweizer Radio DRS, Journalist; Pieder Caminada, Die Südostschweiz, Stellvertretender Chefredaktor, Beauftragter Rechtschreibung; Jürg Dedial, Neue Zürcher Zeitung, Auslandsredaktor; Dr. Rainer Diedrichs, Zentralbibliothek Zürich, gew. Pressesprecher (Redaktor Librarium, Präsident Gottfried-Keller-Gesellschaft); Stephan Dové, Neue Zürcher Zeitung, Chefkorrektor, Mitglied Rat für deutsche Rechtschreibung; Helmut Eidinger, Blick, Textchef, Koordinator Rechtschreibung Blick-Familie; Inés Flück-Zaugg, Sprach-Art - Korrektorat, Lektorat, Übersetzungen; Peter A. Frei, Sportinformation Si AG, Direktor und Chefredaktor; Alois Grichting, Walliser Bote; Prof. Dr. Hans Haider, Peraugymnasium Villnach, Mitglied Rat für deutsche Rechtschreibung; Gottlieb F. Höpli, St. Galler Tagblatt, Chefredaktor; Arnold Kengelbacher, Zürcher Oberländer, Korrektorat; Walter Lachenmann, Forschungsgruppe Deutsche Sprache; Rolf Landolt, Bund für vereinfachte Rechtschreibung, Präsident, dipl. geogr., EDV UBS; Peter Lerch; Sportinformation Si SA, Stellvertr. Chefredaktor; Filippo Leutenegger, Medienarena, Verleger und Nationalrat; Reimuth Maßat, für die DEUTSCHE SPRACHWELT; Peter Müller, Schweizerische Depeschenagentur AG, Direktor; Rosmarie Neuhaus, Zürcher Oberländer, Korrektorat; Karin Pfeiffer-Stolz, Stolz-Verlag; Rolf Prévôt, Schweizer Beobachter, Leitung Korrektorat; Dr. Suzann-Viola Renninger, Schweizer Monatshefte, Ko-Herausgeberin; Dr. Kathy-Riklin, Kantonale Maturitätsschule für Erwachsene, Gymnasiallehrerin und Nationalrätin; Marco Rodehacke, Basler Zeitung, Korrektorat; Stefan Stirnemann, Sprachkreis Deutsch, Gymnasiallehrer; Peter Stolz, Stolz-Verlag; Lea von Brückner, Sprachbox; Roderick von Kauffungen, SDA – Schweizerische Depeschenagentur, Leiter Marketing; Prof. Dr. Dr. Rudolf Wachter, Universität Basel; Peter Zbinden, Sprachkreis Deutsch, Präsident, gew. Schulleiter.

Quelle: Allgemeine deutsch-schweizerische Presseagentur www.AdsPA.ch/DEUTSCHE SPRACHWELT





Kommentar von "Germanist", verfaßt am 16.05.2007 um 16.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=541#5891

In amtlichen Dokumenten mit Großbuchstaben für Orts- und Familiennamen und auf Friedhöfen wird das große ß benötigt, weil die Ersetzung durch SS nicht umkehrbar eindeutig (nicht bijektiv) ist: Heißt jemand Preuss oder Preuß?


Kommentar von Ballistol, verfaßt am 16.05.2007 um 15.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=541#5890

Ich lehne das versale ß strikt ab. Erstens ist es in der vorgeschlagenen Form nur ein aufgepumpter Kleinbuchstabe, zweitens müßte es eine Form haben, die auf Zusammenziehung von S+S beruht, und drittens gibt es kein Wort, das mit ß beginnt.


Kommentar von sinographie.de, verfaßt am 15.05.2007 um 16.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=541#5889

Das ß wird erwachsen
Internationale Standardisierungsorganisation erkennt das versale scharfe S an

Pegau, 29. April 2007-- Das versale Eszett (scharfes S) wird aller Voraussicht nach als neuer Buchstabe in den internationalen Zeichensatz ISO 10646 bzw. Unicode aufgenommen. Ein entsprechender Beschluß wurde auf der Tagung des zuständigen ISO-Fachgremiums am 27. April 2007 in Frankfurt am Main verabschiedet. Der Kodierungsantrag zum Versal-scharf-S wurde vom Deutschen Institut für Normung (DIN) eingebracht. Deutschland wurde in der einwöchigen, turnusmäßigen Sitzung durch Mitglieder des DIN-NIA 29.01 (Codierte Zeichensätze) vertreten.

Die Bestätigung des Kodierungsbeschlusses und definitive Aufnahme des versalen Scharf-S wird in Jahresfrist erwartet. Damit würde das kleine »Eszett« nach einigen Jahrhunderten Sonderstatus endlich seine Großbuchstaben-Entsprechung und das deutsche Alphabet seinen vollwertigen 27. Buchstaben erhalten. Besonders bei Personen- oder Ortsnamen wäre damit die lange vermißte Möglichkeit eindeutiger Schreibung der S-Laute auch in Majuskelschreibweise gegeben.

Bestrebungen, das versale scharfe S auch offiziell einzuführen, gibt es seit 128 Jahren.

http://www.signographie.de/cms/front_content.php?idcat=1&idart=97


Kommentar von Pt, verfaßt am 15.05.2007 um 13.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=541#5888

Scharfes S: Interessanter Artikel bei www.heise.de

hier ein Verweis zu einem interessanten Artikel zum scharfen S:

http://www.heise.de/newsticker/meldung/mail/89748

Es scheint sehr großes Interesse daran zu bestehen, denn die Server der beiden dort angegebenen Verweise sind überlastet. Wir sollten dieses Interesse dazu nutzen, auf die schlechte Behandlung des ß durch die Rechtschreibreform hinzuweisen und die Rehabilitierung dieses Buchstabens fordern!

An die Redaktion: Bitte verschieben sie diesen Eintrag an eine geeignete Stelle!


Kommentar von Tanja Gerber, verfaßt am 14.05.2007 um 17.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=541#5885

Hoffentlich bekommen weder die SOK noch die NZZ einen Hinkelstein an den Kopf geworfen. Dachschäden gibt es heute ja schliesslich genug!


Kommentar von NZZ am Sonntag, 13. 5. 2007, verfaßt am 14.05.2007 um 11.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=541#5884

To bäh or not to bäh

Im 16. Jahrhundert stritten sich die Humanisten über die korrekte Aussprache des Altgriechischen. Die Etazisten um Erasmus von Rotterdam hielten dafür, dass das «ή» als «ä» auszusprechen sei, während die Itazisten um Johannes Reuchlin für die neugriechische Aussprache «i» plädierten. Dabei beriefen sich die Etazisten auf einen Satz des attischen Komödiendichters Kratinos, in dem das Blöken der Schafe mit «βή βή» wiedergegeben wird.

Georg Christoph Lichtenberg nahm den Fall auf, als er eine gegen den Homer-Übersetzer Johann Heinrich Voss gerichtete Satire verfasste. Die Philologen, schrieb der maliziöse Göttinger Gelehrte, führten sich auf, als ginge es um «to be or not to be», dabei gehe es doch nur um «to bäh or not to bäh».

Das war gut gegeben. Die Sottise wird denn auch immer wieder gern ins Feld geführt, wenn es darum geht, sprachpflegerische Bemühungen durch den Kakao zu ziehen. Dabei wird jedoch gern vergessen, dass auch die Frage «to bäh or not to bäh» ihre Berechtigung hat. Sie beschäftigt uns seit nunmehr elf Jahren - seit 1996 die unselige Rechtschreibreform aufgegleist wurde. Diese ist, unzähligen Nachbesserungen zum Trotz, ein Flickwerk geblieben. Zwar hat sie mit der Revision von 2006 aus «aufwändig» wieder «aufwendig», aus dem «Blässhuhn» ein «Blesshuhn» und aus der «Schänke» eine «Schenke» gemacht, aber «Gämse», «Stängel» und «Gräuel» sind nach wie vor an der Macht; auch müssen wir uns immer noch Unfug wie «behände», «Quäntchen» und «schnäuzen» gefallen lassen. Nicht in den Blättern des Hauses NZZ. Aber in Ämtern und Schulen. Den zuständigen Behörden ist die Sache längst verleidet, und sie haben deshalb die faulen Kompromisse, die aus der Reform der Reform der Reform hervorgegangen sind, einfach abgenickt und durchgewinkt.

Zum Glück gibt es noch die Schweizer Orthographische Konferenz, eine Vereinigung von ehrenamtlich tätigen Philologen, Verlegern und Publizisten. Sie rät Zeitungen und Buchverlagen, die gemäss der neuen Rechtschreibung des Deutschen schreiben wollen, die konsequente Umsetzung des Grundsatzes «bei Varianten die herkömmliche» - und sie zeigt, wie weit man damit kommen kann. Die Empfehlungen und Wörterlisten der SOK (einzusehen auf www.sok.ch) dürfen im Reformchaos als Stimme der Vernunft gelten. Gewiss, es geht nur um «to bäh or not to bäh». Doch auch da braucht es einen Asterix und einen Obelix: tapfere Leute, die sich gegen die dumpfe Staatsmacht wehren.


Kommentar von Red., verfaßt am 11.05.2007 um 12.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=541#5883

Die SOK tritt am Literaturfestival der buchbasel auf: Sonntag, 13. Mai 2007, 15.00-15.45, metro forum.

Sinn und Unsinn der Rechtschreibreform. Wie kann die zerstörte Rechtschreibung wiederhergestellt werden?

Es diskutieren: Urs Breitenstein, Verleger, Präsident SBVV, Peter Müller, SDA, Stefan Stirnemann, Sprachkreis Deutsch, Rudolf Wachter, Universität Basel/Lausanne.

Moderation: Roger Köppel, Die Weltwoche.

Aktuelles Programm unter http://www.literaturfestivalbasel.ch/inhalt/metroforum/13_mai.html



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