08.05.2007


SOK

Tagung der Schweizer Orthographischen Konferenz

Auf ihrer Frühlingstagung am Montag hat die Schweizer Orthographische Konferenz (SOK) ihre Website vorgestellt (www.sok.ch). Sie enthält Empfehlungen und Wörterlisten, die in manchen Fällen von der neuen Rechtschreibung abweichen.

Nach Ansicht der SOK hat der Rat für deutsche Rechtschreibung ein Regelwerk vorgelegt, das bloss ein politischer Kompromiss, aber keine Grundlage für eine sprachrichtige und einheitliche Rechtschreibung ist. Dadurch herrsche heute in Kernbereichen der Rechtschreibung ein Wirrwarr, wie wir ihn zuletzt im 19. Jahrhundert hatten. In diesem Durcheinander biete die SOK einen festen Halt.

Im Hotel Greulich (nomen est omen) wurde gezeigt, dass es nötig sei, an Unterscheidungen wie gräulich (Farbe) und greulich (Gefühl) festzuhalten. Neu empfiehlt die SOK, auch in vorerst vier Teilbereichen der neuen Gross- und Kleinschreibung nicht zu folgen. Sie geht dabei vom Grundsatz aus, dass Gleiches möglichst gleich behandelt werden soll, und folgt der modernen Rechtschreibung, die im Unterschied zum 19. Jahrhundert den kleinen Buchstaben vorzieht. Die SOK empfiehlt daher ohne weiteres, des weiteren (nicht: ohne Weiteres, des Weiteren) und der eine, der erstere (nicht: der Eine, der Erstere). Sie empfiehlt, das längst übliche Wort jedesmal (nicht: jedes Mal) zu verwenden und auch in Fügungen wie Modus vivendi den grossen Buchstaben sparsam zu setzen (nicht: Modus Vivendi).

Ausgerichtet wurde die Tagung durch den Sprachkreis Deutsch (SKD), die Leitung hatte Nationalrat Filippo Leutenegger (FDP). Unter den Gästen waren Nationalrätin Kathy Riklin (CVP) und Mitglieder des Rates für deutsche Rechtschreibung. Vertreten waren grosse Schweizer Verlagshäuser und Nachrichtenagenturen. Die Herbsttagung ist auf den 8. November geplant. Die Arbeitsgruppe der SOK wird dann weitere Empfehlungen zur Gross- und Kleinschreibung vorlegen sowie zum Bindestrich (40-jährig) und weiteren Bereichen.

Die Gesellschaft Schweizer Orthographische Konferenz will in Presse und Literatur der Schweiz eine einheitliche und sprachrichtige Rechtschreibung fördern. Gründungsmitglieder sind unter anderen Filippo Leutenegger und Robert Nef (Herausgeber der Schweizer Monatshefte). Die Arbeitsgruppe der SOK besteht aus Dr. Urs Breitenstein (Verleger Schwabe-Verlag und Präsident des Schweizer Buchhändler- und Verlegerverbandes), Stephan Dové (Chefkorrektor der NZZ und Mitglied des Rates für deutsche Rechtschreibung), Peter Müller (Direktor der Schweizerischen Depeschenagentur), Stefan Stirnemann (Sprachkreis Deutsch), Prof. Dr. Rudolf Wachter (Sprachwissenschaftler, Universitäten Basel und Lausanne) und Peter Zbinden (Präsident des Sprachkreises Deutsch).



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