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Blüthen der Thorheit

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23.10.2007
 

Ein Kammmonster:
Lammmummmangel

Aus Hermann Unterstögers Sprach-Kritik:

»Der Sprachdienst fordert seine Leser immer wieder mit Preisaufgaben zu Höchstleistungen heraus. Kürzlich bat er sie um die Nennung von Wörtern mit drei aufeinanderfolgenden gleichen Konsonanten, wie die Rechtschreibreform sie in Mengen hervorgebracht hat: Betttuch und so fort.

Die Analyse der Einsendungen lief darauf hinaus, dass Wörter mit lll (Musterbeispiel ist der Rollladen) vor solchen mit sss, ttt, mmm, fff und anderen Tripelkonsonanten führen. Spitzenreiter war der Kammmacher, dessen Beliebtheit einer der Teilnehmer damit erklärte, dass die drei m wie ein neunzinkiger Kamm aussähen.

Insgesamt lieferte der Contest einen Beleg für die fast unerschöpflichen Kombinationsmöglichkeiten des Deutschen. So etwa könnte man den gar nicht so seltenen Fall, dass es ein Lamm an Mumm fehlen lässt, mit dem Wort Lammmummmangel umschreiben. Es ist dies ein Wort wie ein – ach was: wie zwei Kämme, fast ein Kammmonster.«

(www.sueddeutsche.de, 23.10.2007)




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Kommentare zu »Lammmummmangel«
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Kommentar von Red., verfaßt am 23.10.2007 um 15.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=135#593

Die betreffende Preisaufgabe wurde in der Ausgabe 2/2007 des Sprachdienstes gestellt, auch diese eine veritable Thorheitsblüthe:

Unter den Veränderungen, die die Rechtschreibreform mit sich brachte, findet sich die Neuregelung beim Aufeinandertreffen dreier gleicher Konsonanten wie in Schwimmmeister. Nach der alten Regelung wurden nur dann drei Konsonanten geschrieben, wenn ihnen ein weiterer Konsonant folgte, also Balletttruppe, aber Ballettänzer, der nur im Falle einer Silbentrennung zum Ballett-tänzer mit drei t>TTT wurde. Die Neuregelung verlangt dagegen, dass drei aufeinandertreffende Konsonanten grundsätzlich geschrieben werden. So wurde aus der Schiffahrt nun zum Beispiel die Schifffahrt. Dies hat zu einer Zunahme an Dreifachschreibungen geführt, die uns im sprachlichen Alltag auf Schritt und Tritt begegnen, manchmal auf engstem Raum gleich mehrere wie bei helllila Stofffetzen. Wer Angst hat, bei so vielen gleichen Konsonanten den Überblick zu verlieren, darf übrigens auch einen Bindestrich setzen und Stoff-Fetzen und Schiff-Fahrt schreiben. Die Anzahl der Zusammensetzungen, bei denen die neue Regelung die Dreifachschreibung verlangt, ist weit größer als die der im Rechtschreibduden verzeichneten Beispiele. Zur Geschichte der Dreifachschreibungen seit dem Jahr 1782 hat Professor Hermann Möcker in Muttersprache 2/2006 unter der Überschrift »Von ›dreieffigen‹ Schreibungen (›dreiäffig‹?) Oder 2 plus 1 war nicht immer 3. Irrwege und Wege der deutschen Rechtschreibung« einen informativen und anregenden Beitrag verfasst. Neben der Geschichte der Regelungen werden auch die wenigen Ausnahmen, die auch das heutige Regelwerk beibehält, mit in den Blick genommen, nämlich der Mittag (eine Zusammensetzung von Mitt(e) und Tag, eben ›die Mitte des Tages‹) und dennoch (eine Zusammensetzung von denn und noch), bei denen 2 plus 1 nicht 3 ergibt.

Wir möchten Sie in dieser Preisaufgabe bitten, uns beim Sammeln von Dreifachschreibungen wie Fasssauerkraut und Stillleben behilflich zu sein. Schicken Sie uns Wörter, die im »neuen Gewand« drei gleiche Konsonanten hintereinander aufweisen. Unter allen Einsendungen werden drei Buchpreise verlost.

Ihre Zuschriften senden Sie bitte bis zum 30. 6. 2007 an:
Gesellschaft für deutsche Sprache
Spiegelgasse 13
65183 Wiesbaden

 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 24.10.2007 um 13.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=135#594

Der Kammmacher muß schon im 19. Jahrhundert eine eigenartige Faszination auf irritationsfähige Leser ausgeübt haben. So nennt ihn der – leider anonyme – Verfasser des Artikels "Anatomie der deutschen Schriftzeichen und ihrer Aussprache" in dem Jahrbuch "Das neue Universum" von 1880 (Stuttgart, Verlag W. Spemann) neben schusssicher (er hatte etwas gegen das ß), Papppinsel, Schwammmmaske und, natürlich, der Schifffahrt als Beispiel für "eine Erscheinung, die wohl keine andere Sprache hat, und woran nichts zu ändern ist". Ein paar Seiten später muß der Handwerker noch einmal herhalten, und zwar als Beispiel für angebliche Unzuträglichkeiten der Fraktur: "... wird man die Aehnlichkeit mit einer kleinen Säge nicht verkennen, wo ... elf gleich hohe Zacken neben einander stehen, während sich in lateinischer Schrift jedes m von dem nächsten deutlich abhebt." Auch bei hartnäckig wiederholtem Nachzählen kommt man aber nur auf acht Zacken, diejenigen auf den beiden a eingerechnet. Warum? Der Setzer, anscheinend ein verständiger Mann, hatte diesmal einfach ein m weggelassen.

 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 24.10.2007 um 20.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=135#596

Seien wir froh, daß wir keine Wörter mit ll an Anfang haben wie die Spanier.

 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.05.2014 um 08.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=135#1286

1864 gründete sich die "Aktiengesellschaft für Dampfschiffahrt in Berlin und Cöpenick" (das dritte f bekam die Schifffahrt mit der Rechtschreibreform 1996). (Berliner Morgenpost 14.4.14)

Ob das in diesem Fall zutrifft, kann ich gerade nicht erkennen, jedenfalls wurde die Schifffahrt auch in Berlin im 19. Jahrhundert meist mit drei f geschrieben.

 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 03.05.2014 um 18.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=135#1287

In der preußischen Schulorthographie (2. Neudruck, 1883) heißt es allerdings:

§ 14 Die Verdoppelung unterbleibt
...
d. in den zusammengesetzten Wörtern dennoch und Mittag, gewöhnlich auch in Brennessel und Schiffahrt.


Im Wörterverzeichnis ist nur Schiffahrt angegeben. In anderen Fällen wie Betttuch werden drei Konsonanten geschrieben.

Dagegen ist die allgemeine Drei-Konsonanten-Regel schon in den Leipziger Regeln von 1857 enthalten.

 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.05.2014 um 12.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=135#1288

Danke für den wertvollen Hinweis! Ich hatte mir nur einige faksimilierte Anzeigen und andere Dokumente angesehen.

 

Kommentar von R. M., verfaßt am 04.05.2014 um 16.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=135#1289

Nur am Rande: 1864 dürfte es Actien-Gesellschaft geheißen haben.

 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 05.05.2014 um 19.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=135#1290

Nicht unbedingt. Die schon erwähnte preußische Schulorthographie gibt nur die Schreibung Aktie an.

Die Schreibung hat im 19. und schon im 18. Jahrhundert zwischen Actie und Aktie geschwankt.

Auch in den preußischen Amtsblättern war die Schreibung nicht einheitlich. Im „Amtsblatt der Königlichen Preußischen Regierung zu Königsberg“ von 1862 findet sich die Schreibung Aktie, im „Amtsblatt der Königlichen Regierung in Potsdam“ von 1864 die Schreibung Actie.

 

Kommentar von verschoben, verfaßt am 31.10.2014 um 22.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=135#1458

Kommentar von Tobias Bluhme, verfaßt am 11.08.2014 um 21.34 Uhr

Es gibt jetzt einen Film mit dem schönen Titel "Feuerwerk am helllichten Tage". Das steht sogar groß auf dem Filmplakat...

http://feuerwerktage.weltkino.de/#home

 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.10.2016 um 06.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=135#1876

Rechtschreibung kann ganz schön knifflig sein. Heisst es Stil-leben oder Stillleben? Immerhin verändert sich durch die Schreibweise auch die Bedeutung des Worts. Die alte Schreibweise betont den Stil, die neue die Stille. Im Grunde sind solche Bilder beides. Sie halten unbewegte Gegenstände fest. (usw.) (Berner Zeitung 14.10.16)

 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.08.2018 um 14.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=135#2006

HAMBURG: 14-Jährige am heiligten Tag in der City vergewaltigt (https://www.youtube.com/watch?v=Wlljw2noDq8)

Es ist anzunehmen, daß hier eine Schreibkraft das Wort hellicht gar nicht mehr kannte.


 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.08.2018 um 15.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=135#2007

Bleibt nachzutragen, daß die vielbesprochene Vergewaltigung wahrscheinlich nicht stattgefunden hat.
Der Haftbefehl gegen den 30-Jährigen sei aufgehoben worden, weil zurzeit kein dringender Tatverdacht mehr bestehe, sagte Oberstaatsanwalt Carsten Rinio. Zur Begründung erklärte er: "Die bisherigen Angaben der Hauptbelastungszeugin lassen sich in wichtigen Punkten nicht mit den inzwischen ausgewerteten Beweismitteln vereinbaren."

Wenn man die ursprüngliche Nachricht („Vierzehnjährige vergewaltigt“) aufruft, wird von einigen Blättern mitgeteilt, diese Seite existiere nicht. Die Angaben der gestörten jungen Mädchen werden zunächst fast immer wie Tatsachenberichte wiedergegeben, vor allem in der Schlagzeile. (Über 400 einschlägige Leserbriefe bei welt.de.) Dies trägt sicher zum verbreiteten Gefühl bei, daß man seine Töchter gar nicht mehr auf die Straße lassen kann. In Wirklichkeit sind solche Vergehen verschwindend selten. Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#37706

 

Kommentar von R. M., verfaßt am 19.08.2018 um 10.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=135#2008

Es handelt sich nicht um immer wiederkehrenden Zufall. dpa folgt dem Dogma, wonach mutmaßlichen Vergewaltigungsopfern Glauben geschenkt werden müsse (vgl. die Äußerungen von Hillary Clinton im September 2015).

 

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