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02.04.2008
Träumendes Volk
Wortbildung und Übersetzung
"'Der jahrhundertealte Traum des chinesischen Volkes, die Olympischen Spiele auszurichten, ist Realität geworden', sagte der neue Star im Politbüro, Xin Jinping." (SZ 1.4.08)
Wie wir die Chinesen kennen, werden sie noch beweisen, daß die Olympischen Spiele eigentlich aus China stammen und nun endlich dorthin zurückgekehrt sind. Aber im Ernst: Möglicherweise hat der Mann gesagt, daß sein Volk seit 100 Jahren wünscht, die Spiele mögen auch einmal dort stattfinden. "Jahrhundertealt" legt eine andere, etwas komisch klingende Deutung nahe. Leider habe ich das Original der Äußerung bisher nicht finden können.
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Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 04.04.2008 um 05.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=994#11866
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Ich nehme an, das Zitat wurde den deutschen Nachrichtenagenturen über das Englische vermittelt und nicht direkt aus dem Chinesischen übersetzt:
"The century-old dream of the Chinese people to host the Olympic Games has been turned into a reality," said Xi Jinping, Hu's heir-apparent who is overseeing Olympic preparations.
http://news.yahoo.com/s/nm/20080331/ts_nm/olympics_torch_dc
Meine Google-Suche nach china olympic "century old dream" ergab 319 Treffer.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.11.2017 um 12.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=994#36909
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Kleine Geschichtslektion ganz nebenbei:
1985 erschien im Verlag der Zeitschrift „China im Aufbau“ das Büchlein „Chinesisch in 24 Stunden“. Ob man damit Chinesisch von Anfang an lernen kann, weiß ich nicht, aber für Leute mit geringer Sprachkenntnis ist es zur Auffrischung und Erweiterung sehr geeignet. Kleine Lesestücke mit Pinyin-Umschrift und interlinearer Übersetzung, darunter dann die eigentliche Übersetzung, Erläuterungen und Vokabelliste.
1991 erschien ein weiterer Band, der auch nachgedruckt wurde und noch lieferbar ist. Die Zeitschrift und der Verlag heißen inzwischen „China heute“. Das Buch hat irreführenderweise denselben Titel wie das erste, enthält aber, wie das Vorwort erklärt, „weitere Lektionen“.
Nun, wie jeder weiß, liegt dazwischen ein großer Umbruch. Im zweiten Band sind verantwortliche Redakteure namentlich genannt, verschwinden also nicht mehr im Kollektiv. Außerdem fehlen Heiligenlegenden von superkommunistischen Jugendlichen, auch Geschichten wie „Lenins Mantel“. Ich hatte ja auch schon andere Lesehefte aus Peking erwähnt, die etwa das Wunderkind Bill Gates feiern.
Wie es nun mit China weitergeht, weiß niemand. Gerade lese ich, daß 20 Universitäten Institute zum Studium der Xi-Gedanken gegründet haben. Alles wie früher, leider.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2021 um 12.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=994#46427
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In China schreitet leider die ideologische Wiederaufforstung voran, und das Studium der Xi-Gedanken gehört zum überprüften Wohlverhalten der leidgeprüften Chinesen. Allerdings werden Heiligenlegenden wie "Lenins Mantel" wohl nicht wiederkehren, weil China den "fremden Patriotismus" so wenig brauchen kann wie die einstigen UdSSR-Satellitenstaaten einschl. DDR, wo solche Geschichten ebenfalls zur Pflichtlektüre gehörten. Die chinesische Führung baut jetzt auf den eigenen Patriotismus, und auch dies paßt ja zum weltweiten Trend nach rechts. Wie weit noch Lippenbekenntnisse zu "Ma-ke-si" und "Lie-ning" abgelegt und verlangt werden, weiß ich nicht. Aber kommunistisch ist China ungefähr so sehr wie Deutschland.
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