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26.01.2012
Zink und Zinn
Eimer und Becher
Diese beiden Metalle, bzw. ihre Bezeichnungen, werden oft verwechselt.
In Alice Schwarzers "Lebenslauf" (Köln 2010) wird Wasser in Zinneimern vom Brunnen herbeigeschleppt, während Simone de Beauvoir angeblich ihren Whiskey mit einem Zinkbecher abmißt (was Sartre mit der witzigen Bemerkung kritisiert: Elle mesure, mais elle ne compte pas). Es wird wohl umgekehrt gewesen sein.
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Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 27.01.2012 um 09.31 Uhr
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Der Zinkeimer ist ein bekanntes Behältnis, während es einen Zinneimer schlicht nicht gibt – bzw. nicht geben kann. Zinn ist ein sehr weiches Metall (chem. Sn). Vor einigen Jahrzehnten kamen Zinnbecher in Mode, wohl als nostalgisches Trinkgefäß für Wein. Eigentlich sind sie aber unpraktisch, weil das gut wärmeleitfähige Metall den Inhalt schnell auf die Umgebungstemperatur bringt.
Ohne Legierung mit z.B. Kupfer zu Bronze ist Zinn für den täglichen Gebrauch nahezu untauglich. In unserem Wohnzimmerschrank stehen noch zwei Arten von Zinnbechern: das eine Paar äußerst weich und deswegen vom Gebrauch etwas verbeult, das wird wohl reines Zinn sein, das andere wesentlich formfester, also wohl eine Legierung.
Lötzinn ist sicherlich auch jedem ein Begriff. Lötdraht ist meist zu einer Spule gewickelt und läßt sich leicht abwickeln. Selbst eine Stange Lötzinn, wie sie der Klempner verwendet, kann man mit den Händen biegen.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 27.01.2012 um 17.31 Uhr
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Zinn ist sehr weich und kann deshalb nur dickwandig oder als Guß für Gebrauchsgegenstände verwendet werden.
Zink ist weicher als Stahl, deshalb lassen sich Zinkbleche bei Dacharbeiten mit der Hand bleibend verformen, mit dem Hammer auch bleibend zu nicht-abwickelbaren Formen; mit verzinkten Stahlblechen, auch aus Tiefziehblech, geht das nicht, man braucht eine Biegebank. Eine Mülltonne aus Zinkblech würde von den heutigen Müllautos bald völlig verbeult sein, sie taugt höchstens für Handbetrieb wie ganz früher.
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Kommentar von verschoben, verfaßt am 27.01.2012 um 21.21 Uhr
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Robert Roth am 27.01.2012 um 18.28 Uhr
Vielleicht gibt es alte und neue Mülltonnen aus Zink- oder verzinktem Stahlblech, wobei "Zinkblech" nie aus dem reinen und spröden Metall Zink besteht. Z.B. gibt es Bleche aus Titanzink (0,7 mm) mit unwahrscheinlicher Festigkeit. Solche sind (mit Qualitätsaufdruck) an meinem Haus verbaut. Sie lassen sich nur auf einer Biegebank verarbeiten.
Aber der Streit um die neue/alte Mülltonne ist nicht neu, obwohl es sich um die selbe (sic!) handelt: www.nordsee-zeitung.de.
Kratzbaum am 27.01.2012 um 15.10 Uhr
Zink
Habe gerade mal bei ebay gestöbert. Da werden immer noch Mülltonnen und -container aus Metall angeboten: allesamt aus verzinktem Stahlblech. Jedenfalls diejenigen, die mit der Entleerungsvorrichtung der Abfuhrwagen hochgehoben und gekippt werden.
Kratzbaum am 27.01.2012 um 13.54 Uhr
Lieber Herr Roth, ich habe ja nicht behauptet, daß es nicht reines Zinkblech gibt. Z.B. werden Dachrinnen daraus hergestellt. Was Ihre Mülltonne angeht, bin ich allerdings im Zweifel, ob sie nicht doch aus verzinktem Stahl bestand – schon der Stabilität wegen. Ich werde mal nachsehen, ob unsere Tonne noch da ist und ein bißchen kratzen...
So heiß, daß die Zinkbeschichtung "wegbrennt", ist die Asche sicher nicht eingefüllt worden. (Mit "Zinkasche" meinen Sie Zinkoxid.) Was die Korrosion angeht, so hatte ich schon den Unterschied zwischen verzinktem und verzinntem Blech angedeutet. Ein Schaden an der Verzinkung läßt das darunterliegende Eisen so lange nicht weiterrosten, wie noch Zink vorhanden ist. Zink als unedleres Metall wirkt als Opferanode. Bei Zinn ist es gerade umgekehrt: Bei einer Verletzung der Zinnhaut rostet das Eisen noch schneller, weil es selbst zur Anode wird.
Robrt Roth am 27.01.2012 um 13.06 Uhr
Lieber Kratzbaum,
unsere alte Mülltonne war aus "Zinkblech" hergestellt und nicht aus verzinktem Stahl- (Eisen-)blech. Sie rostete auch nach 20 Jahren nicht. Bei heiß eingefüllter Asche wurde sie schon mal ein bißchen weiß, Zinkasche ist weiß. Eine Zinkbeschichtung wäre weggebrannt und das darunterliegende Eisen rostig geworden. Nichts von dem. Ein verzinktes Stahlblech würde bei der Verformung/Verpressung Schäden an den Schnittkanten und Biegungen davontragen, Folge wäre sofort einsetzende Korrosion. Deswegen werden z.B. Eisengeländer nach der Konstruktion (feuer-)verzinkt. Der Dachdecker verwendet vielfältig Zinkblech, ich habe solches auch schon selbst verarbeitet. Das ist kein verzinktes Eisenblech, sondern durch und durch Zinkblech.
Kratzbaum am 27.01.2012 um 11.02 Uhr
Zinn – Zink
Auch wenn die "Zinneimer" Zinkeimer gewesen sind, so wird es sich wahrscheinlich um verzinktes Eisenblech gehandelt haben. Verzinnte Eimer aus Weißblech werden es vermutlich nicht gewesen sein.
Zinn und Zink dienen ja beide als Korrosionsschutz auf Eisen, wobei bei Verletzung der Schutzschicht die Folgen unterschiedlich sind (s. elektrochemische Spannungsreihe der Metalle).
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Kommentar von R. M., verfaßt am 28.01.2012 um 01.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1495#19973
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Im Englischen kann tin Zinn oder Blech bedeuten, was zu Übersetzungsfehlern einlädt.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.01.2012 um 12.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1495#19974
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Ähnlich das niederländische koper, das oft Messing (geel koper) bezeichnet und nicht Kupfer (rood koper). So begegnet man in deutschen Holland-Reiseführern auch schon mal einer »Chorschranke aus Kupfer«.
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Kommentar von verschoben, verfaßt am 28.01.2012 um 18.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1495#19975
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Kratzbaum am 28.01.2012 um 13.50 Uhr:
Und im Französischen ist "le zinc" die Theke
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Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 31.01.2012 um 20.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1495#19990
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...als umgangssprachlicher Ausdruck.
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Kommentar von MG, verfaßt am 05.02.2012 um 15.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1495#20004
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| Selbst eine Stange Lötzinn, wie sie der Klempner verwendet ...
... besteht hauptsächlich aus Blei, werter Argonaftis.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.02.2012 um 16.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1495#20006
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Übrigens: löten von Lot = Blei (engl. lead).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.02.2012 um 09.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1495#20017
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Schwarzers Autobiographie ist für Historiker des deutschen Feminismus sicher unentbehrlich, aber sie könnte interessanter sein, wenn es nicht allzu viele Passagen gäbe, die sich so lesen:
Zwischen Irmtraud (Morgner) und mir ist es Gleichklang auf den ersten Blick! Wir werden bis zu ihrem frühen Tod 1990 enge Freundinnen bleiben. (...) Doch erst einmal bin ich nun Irmtrauds Anlaufstelle im Westen. Sie besucht mich oft; wir sind uns emotional, intellektuell und politisch nah; wir mögen dasselbe Essen und denselben Frisör; und wir versacken beide auch gerne ab und an in schrägen Lokalen.
Die vielen Personen, denen Schwarzer begegnet ist, werden kaum näher charakterisiert, es bleiben Namen. Sogar der ausdauernde Bruno bleibt eine Gestalt ohne Eigenschaften, ganz zu schweigen von den Freundinnen in Deutschland: lauter Vornamen, bei denen ich nach ein paar Seiten nachsehen muß, wer denn das nun wieder war. Freundschaften werden geschlossen, aber warum? In der zweiten Hälfte geht es weitgehend um die Gründung von "Emma" und um Streitigkeiten und Anfeindungen innerhalb der deutschen Feministenszene, auch Rechtfertigungen usw.
Ich kann mir das nur so erklären, daß Frau Schwarzer sehr viel Arbeit hat und im Grunde keine Lust hatte, dieses Buch zu schreiben. Das könnte ich auch sehr gut nachfühlen.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 08.02.2012 um 22.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1495#20018
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Lesenswert hingegen war der Artikel von Lydia Harder, »Alice und der wunde Punkt«, in der F.A.S. vom 21. 11. 2010.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.02.2012 um 07.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1495#20019
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Danke für den Hinweis! Bei der Lektüre der Autobiographie war ich von Anfang an frustriert. Irgend etwas fehlt, das Interesse am konkreten Menschen vielleicht, sogar an sich selbst. Wieder und wieder erklärt Schwarzer, sie begreife selbst nicht, wie sie das alles überstanden hat: die Anfeindungen usw. Zwischen den Zeilen liest man aber das Gegenteil: daß es ihr mächtig Spaß gemacht hat, so erfolgreich zu kämpfen.
Schwarzer teilt übrigens mit, daß sie sich zu jenen Feministinnen rechnet, die das Geschlecht für ein soziales Konstrukt halten. Das kennen wir ja schon, aber ich hätte gern mal eine genauere Erklärung, wie es eigentlich zu verstehen sei. Gibt es in Wirklichkeit gar keine Frauen? ("Die Frau existiert nicht." – Das stammt allerdings nicht von Schwarzer.) Aber was kann man dann für sie tun?
Wir haben ja schon gesehen, welche widersprüchlichen Folgerungen sich aus demselben Axiom ableiten lassen: Koedukation oder getrennte Klassen, Hervorhebung des Geschlechts in der Sprache oder im Gegenteil völlige Vertuschung, gegenderte Spielplätze wie in Wien oder gemeinsame, getrennte Schulklos oder gemeinsame.
Ich kenne übrigens keine Frau, die dem rüden Gerede von der Penetration usw. zustimmen würde. Auch keine, die in Schwulenkneipen gehen würde, um vor Belästigungen sicher zu sein. Das alles gibt es zweifellos, aber ist es nicht randständig? Statt dessen soll uns eingeredet werden, wir und unsere Frauen seien die letzten Irren.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.02.2012 um 18.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1495#20190
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Nachdem Schwarzer die Familienministerin Schröder öffentlich als unfähig beschimpft hatte, schenkte Letztere Ersterer (beachten Sie die ff. Großschreibung!) 600.000 Euro, verteilt auf vier Jahre. Damit kann Schwarzer ihren Turm betreiben, der nicht nur ein kaum nutzbares Archiv, sondern auch die Emma-Geschäftsräume und dito Personal beherbergt. Ist dieser Umgang mit Steuergeldern nicht Untreue? Die beiden Damen sollen jetzt dicke Freundinnen sein.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.06.2013 um 15.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1495#23479
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Ein Freund des Eisens ist der Zink. (FAZ 25.6.13)
Meiner Ansicht nach heißt es das Zink. In diesem hochinteressanten Artikel über Rost und Rostschutz steht auch: Zinkmäuse sind Opferanoden.
Etwas ähnliches hatte ja auch Kratzbaum schon gesagt, nur nicht so schön.
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Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 25.06.2013 um 15.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1495#23480
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Der Zink ist ein (historisches) Musikinstrument.
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