08.05.2005

„Crossmedia-Sponsoring in TV und Internet“

„Der große Deutsch-Test 2005“ auf RTL

Eine – als solche freilich nicht gekennzeichnete – Dauerwerbesendung für den Duden wurde gestern ausgerechnet vom Bertelsmann-Sender RTL ausgestrahlt.

Die uns zugänglichen Nachrichten sind bislang spärlich. »Bis zu 6,87 Millionen Zuschauer« haben laut einer RTL-Pressemeldung von heute die Sendung gesehen. Der Duden-Verlag schaltete nicht nur Werbung, sondern stellte sogar Duden-Chefredakteur Dr. Werner Scholze-Stubenrecht zur Mitarbeit ab. »Crossmedia-Sponsoring in TV und Internet« nannte das die für RTL tätige PR-Agentur IP Deutschland in einer Ankündigung vom 28. 4. 05.

Was in der Sendung selbst geschah, wird weder aus dem Vor- noch aus dem Nachbericht so recht klar. Prominente und Zuschauer haben offenbar Diktate geschrieben. Einer der Prominenten – Heinz Rudolf Kunze – hat, wie wir von der Deutschen Sprachwelt erfahren, offen abgelehnt, reformiert zu schreiben. Die wenigsten Fehler machte ein Lehrer aus Witten (NRW). Es »leuchte ihm nicht so recht ein«, berichtet die WAZ, »was an der neuen Rechtschreibung so viel schwieriger als an der alten sein soll«.

Die Bekehrung Deutschlands zur reformierten Rechtschreibung ist noch längst nicht abgeschlossen. Die Zuschauer beherrschen sie, wie die Diktate gezeigt haben sollen, nur sehr schlecht. »Obwohl die Zuschauer im Schnitt mit der Note „mangelhaft“ abschnitten«, schreibt RTL, »wünschen sich nur 40,29% von ihnen die alte Rechtschreibung zurück. 39,8% sind für die Beibehaltung der neuen Rechtschreibung«.

Offenbar ist das für Bertelsmann und Duden ein Hoffnungsschimmer: 39,8 % würden zumindest gern reformiert schreiben – wenn sie es denn könnten.



Die Quelldatei zu diesem Ausdruck finden Sie unter
http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=52