24.03.2009


Langenscheidt verkauft Duden

Bibliographisches Institut von Cornelsen übernommen

Im Interview mit dem Börsenblatt erläutert der Verleger Andreas Langenscheidt, wie es zu dieser „strategischen Neuausrichtung“ kam.

Was sagen Sie zum aktuellen E-Book-Hype? Sind Sie vorbereitet?

Andreas Langenscheidt: Wir werden uns sehr bald auf intelligente Weise zum Thema E-Books melden. Wörterbücher und Reiseführer sind natürlich wichtige Themen für mobile Lesegeräte. Seit vielen Monaten führen wir bereits Gespräche mit allen Herstellern – auch im Ausland.

Mit dem Verkauf der Aktienmehrheit des Bibliographischen Instituts an die Cornelsen Holding geht nicht nur eine 21-jährige Partnerschaft zu Ende, sondern Sie trennen sich auch komplett vom Geschäftsfeld Deutsche Sprache / Lexika – der dritten Säule in Ihrem jährlichen Umsatzdiagramm (neben Sprachen und Reise / Kartografie). Tut das nicht weh?

Langenscheidt: Die Trennung vom Geschäftsbereich B. I. schmerzt uns natürlich schon. Wir verabschieden uns aber nicht komplett von der deutschen Sprache: Die Duden-Redaktion in Mannheim wird zwar künftig unter dem Dach von Cornelsen arbeiten, aber wir führen den Bereich Deutsch als Fremdsprache (DaF), den wir vor fast 30 Jahren begründet haben, im Geschäftsfeld Sprachen weiter. Zwei Drittel des Umsatzes mit DaF erzielen wir im Ausland. Bei Langenscheidt erscheinen einsprachige Wörterbücher und weit verbreitete Lehrwerke in Deutsch, die im DaF-Unterricht eingesetzt werden.

Der Verkauf von B. I. an Cornelsen erweckt schon wegen der persönlichen Konstellation den Eindruck einer von langer Hand vorbereiteten Transaktion. Waren Sie mit Cornelsen seit längerem im Gespräch?

Langenscheidt: Gespräche über eine mögliche engere Zusammenarbeit gibt es schon seit Jahren. Wir sind Cornelsen inhaltlich und in einigen Bereichen vertrieblich verbunden und teilen die Philosophie, dass man Verlage und Produkte langfristig entwickelt. Die Chemie zwischen uns stimmt. Und natürlich ist es kein Zufall, dass ich jetzt mit Alexander Bob, den ich vor zehn Jahren selbst bei B. I. & Brockhaus eingestellt habe, und der das Unternehmen mit uns nach vorne gebracht hat, den Vertrag unterschrieben habe.

Im vergangenen Jahr sind Sie in eine neue Gesprächsphase eingetreten, in der Cornelsen ein konkretes Übernahmeangebot gemacht hat. Was hat den Ausschlag zum Verkauf von B. I. gegeben?

Langenscheidt: Das Konzept, das Cornelsen für die Übernahme vorgelegt hat, war so überzeugend, dass wir ernsthaft verhandeln mussten. Die Gründe liegen auf der Hand: Als sich unser Geschäftsmodell für die Online-Aktivitäten von Brockhaus nicht gerechnet hat, galt es unternehmerische Entscheidungen zu treffen. Dazu gehörte auch das Aus für Brockhaus online. Um die Zukunft von B. I. künftig stärker im Schulbereich zu verankern, waren Verhandlungspartner und Zeitpunkt ideal. Den Marken Duden und Duden Paetec, um nur einige der wichtigsten zu nennen, bietet Cornelsen für die weitere Marktentwicklung eine ganz andere Plattform: Mit der gesamten Vertriebsmacht der Cornelsen Gruppe lassen sich die Marken viel stärker und gezielter in den Schulbuchmarkt, den Nachmittagsmarkt und zum Beispiel auch in den Studienkreis hineinbringen. B. I. kann Synergien innerhalb der Gruppe besser nutzen. Das sind Dinge, die wir nicht leisten können – ebensowenig wie für Brockhaus, das dafür nun bei Bertelsmann eine erfolgversprechende Zukunft hat.

Was hat Cornelsen denn für die Aktienmehrheit von B. I. auf den Tisch gelegt?

Langenscheidt: Da bin ich vertraglich zu Stillschweigen verpflichtet, wie Sie sich bestimmt vorstelllen können.

Mit der Trennung von B. I. vollziehen Sie auch eine strategische Wende. Der nationale Markt steht nicht mehr allein im Fokus, sondern die Internationalisierung Ihres Unternehmens steht verstärkt im Fokus …

Langenscheidt: Mit der Trennung von B. I. ist in der Tat eine strategische Neuausrichtung verbunden: Wir werden die Geschäftsfelder Fremdsprachen und Reisen stark ausbauen und vor allem in Südostasien und im Pazifikraum (South East Asia / Pacific) stark wachsen. Seit drei Jahren registrieren wir in Ländern wie Australien, Hongkong und Singapur eine größer werdende Nachfrage. Aber auch Spanien und Lateinamerika werden künftig eine stärkere Rolle spielen. Durch die aktuelle Neugründung der spanischen Tochter Langenscheidt Iberica können wir in den spanischsprachigen Märkten ganz anders auftreten. Die eigenen Tochtergesellschaften ermöglichen es, die Produkte marktnäher zu gestalten. Dies hat uns auch die Entwicklung des polnischen Marktes bestätigt.

Und was ist mit dem deutschen Markt?

Langenscheidt: Der bleibt uns selbstverständlich auch in Zukunft vorrangig wichtig – auch wenn oft schon eine hohe Marktsättigung mit dem Programm aus dem Haus Langenscheidt erreicht ist.

(http://www.boersenblatt.net/sixcms/detail.php?id=313558)



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