22.09.2006


Der Rat hat getagt

Votum für die Varianten – und gegen Duden

(München) Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat sich bei der Getrennt- oder Zusammenschreibung für ein Festhalten an den zugelassenen Varianten ausgesprochen.

In manchen Fällen müsse das wegen des unterschiedlichen Sinnes offenbleiben, sagte der Ratsvorsitzende Hans Zehetmair nach einer Sitzung des Gremiums in München. Als Beispiele nannte er "eine Suppe kalt stellen" im Gegensatz zu "einen Politiker kaltstellen" sowie "in der Schule sitzenbleiben" gegenüber "auf einem Stuhl sitzen bleiben".

Mit dem Votum für die Varianten bezog sich der Rat auf die neue Wörterbuchausgabe des Duden, der - im Gegensatz zum Wahrig-Wörterbuch - vor allem im Bereich der Getrennt- und Zusammenschreibung bestimmte Varianten empfiehlt. Dies hat nach den Worten von Zehetmair zu Irritationen geführt.

In einem förmlichen Beschluss des Rates dazu heisst es: "Es ist nicht Intention des Rates für deutsche Rechtschreibung, dass vom Rat beschlossene Varianten in den allgemeinen Rechtschreibungswörterbüchern durch Empfehlung nur einer Variante eingeschränkt werden."

Es gebe aber auch Varianten, die keinen unterschiedlichen Sinn ausdrückten - wie "blankputzen" oder "blank putzen", betonte Prof. Ludwig Eichinger vom Institut für Deutsche Sprache in Mannheim. In diesen Fällen müsse man abwarten, wohin sich der allgemeine Sprachgebrauch entwickele.

Nach jahrelangen erbitterten Debatten war die Rechtschreibreform nach erneuten Korrekturen am 1. August im gesamten deutschsprachigen Raum in Kraft getreten.

Allerdings gelten an den Schulen unterschiedliche Übergangsfristen - in Deutschland ein Jahr, in Österreich seien es zwei und in der Schweiz sogar drei Jahre.

Der Rat will am 22. Juni 2007 zu seiner nächsten Sitzung in Mannheim zusammenkommen und sich dabei unter anderem mit der Schreibweise von Anglizismen wie "Feedback" (auch: "Feed-back") und von Worten auch aus anderen Sprachen wie "Spaghetti" oder "Spagetti" befassen.

sda



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