22.10.2006


Theodor Ickler

Spitzenjournalismus

Beim Wiederlesen von Jörges und Lau notiert

Vor neun Jahren trat der berühmte Zeitungsschreiber Hans-Ulrich Jörges Schulter an Schulter mit Kultusminister Wernstedt auf und kanzelte jeden ab, der die Rechtschreibreform zu kritisieren wagte.
Außer Fernsehauftritten sind besonders seine Artikel in der WOCHE (8.8. und 22.8.1997) in Erinnerung geblieben. "Hegemonie der Hysterie" – diese Wortballung setzte er tatsächlich in die WOCHE, die damals noch sehr stolz auf ihre neue Rechtschreibung war. Kann man sich etwas unter einem Hegemon der Hysterie vorstellen?
Ähnlich verbos schlug Jörg Lau auf die Reformgegner ein (in der ZEIT). Man müßte diese beiden mal fragen, was sie heute von ihrem damaligen Fronteinsatz halten. Entschuldigt hat sich wohl keiner von ihnen. Warum auch? Das Volk ist vergeßlich, und diese Zeitungsschreiber sind immer schon über alle Berge, wenn der von ihnen angerichtete Schaden sichtbar wird. Jörges ist wieder beim STERN, und Lau macht in Islamismus und Pädagogik.

Nachtrag: Wie mir ein Freund aus NRW mitteilt, ist ein Pamphlet von Jörges aus der "Woche" in das Lehrwerk "Deutsch in der Oberstufe" (Schöningh 1998) aufgenommen worden, zusammen mit anderen reformpropagandistischen Materialien.


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