01.07.2006


Theodor Ickler

Abgelenkt

Ich lese fast keine deutschen Bücher mehr

Gestern fiel mir plötzlich auf, daß ich in den letzten Jahren kaum noch deutsche Bücher gelesen habe. Höchstens noch unter dem Gesichtspunkt der Rechtschreibprüfung. Die reformierten Schreibweisen lenken mich zu sehr ab.
Vor einiger Zeit las ich die Katia-Mann-Biographie von Inge und Walter Jens. Jens hatte im Fernsehen verkündet, er werde nie etwas in Reformschreibung veröffentlichen. Bald darauf erschien das Buch – in Reformschreibung, noch dazu falsch und insgesamt schlimm. Als meine literaturbeflissene Tochter mich kürzlich etwas zum Thema fragte, stellte ich fest, daß ich absolut nichts von diesem Buch behalten hatte. Es muß daran liegen, daß ich zu sehr abgelenkt war, sozusagen immer in Erwartung weiterer Schnitzer las, was natürlich für die inhaltliche Verarbeitung tödlich ist.
Bücher, die ich wertvoll finde, sind manchmal noch in „alter“ Rechtschreibung gedruckt, zum Beispiel Peter Eisenbergs zweibändiger „Grundriß der deutschen Grammatik“. Das macht dann richtig Spaß, und man ist Eisenberg ewig dankbar, daß er keinen einzigen Text in der von ihm propagierten Kompromißschreibung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung verfaßt hat. Weiter so!


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