22.06.2006 Theodor Ickler Nun lernt mal schön!Versuch, aus dem neuen WAHRIG klug zu werdenInfokasten S. 1134:„warm machen / warmmachen, warm werden / warmwerden, sich warm anziehen: Bezeichnet warm das Ergebnis der Tätigkeit, die durch das Verb ausgedrückt wird, so kann man getrennt oder zusammenschreiben, wenn sich warm auf ein Objekt bezieht: Die Mutter wollte das Essen warm machen / warm machen (das Essen ist dann warm). § 34 (2.1) Ebenso: warm stellen / warmstellen. Bezieht sich warm in einer solchen Verbindung jedoch auf ein Subjekt, so schreibt man getrennt: Das Bier darf nicht warm werden. — Wenn unklar ist, ob eine Verbindung aus warm und Verb idiomatisiert ist, kann man zusammen- oder getrennt schreiben: Er konnte mit ihr nicht warm werden / warm werden (= verstand sich nicht mit ihr). § 34 E 5 Ebenso: lautwerden / laut werden (= schimpfen; bekanntwerden). — Ausschließlich getrennt schreibt man, wenn warm in konkreter Bedeutung verwendet wird und nicht das Ergebnis der Tätigkeit bezeichnet, die das Verb ausdrückt: das Essen warm halten. § 34 (2.3) — Bei Verbindungen von warm mit einem Verb hängt die Schreibung auch vom Aufbau des Verbs ab. Besteht dieses aus einer Partikel wie an, ab o.Ä. und einem Verb bzw. Verbstamm – z. B. anziehen –, so wird es von dem vorangehenden Adjektiv getrennt geschrieben. Dies gilt auch, wenn warm das Ergebnis dessen beschreibt, was das Verb ausdrückt, oder im Falle idiomatisierter Bedeutung: sich warm anziehen (= sich auf etwas gefasst machen; sich gegen Kälte schützen).“ Es ist unklar, warum gerade in der Verbindung das Essen warm halten „nicht (!) das Ergebnis der Tätigkeit“ bezeichnet sein soll. Im Wörterverzeichnis selbst steht dann: „warmwerden [blau] auch: warm werden, übertr.: mit jmdm. warmwerden oder: warm werden; rasch Zugang zu ihm finden.“ Im Infokasten zu warmwerden stimmt offenbar u. a. die Abfolge der Erläuterungen nicht. Vor dem Hinweis „Wenn unklar ist, ob eine Verbindung aus warm und Verb idiomatisiert ist“ hätte überhaupt etwas zur Idiomatisierung stehen müssen, damit diese Einschränkung sinnvoll wird. Als Beispiel kann der ebenso umfangreiche, aber anders formulierte Infokasten zu leer herangezogen werden. Dort heißt es an der entsprechenden Stelle: „Wenn sich die Gesamtbedeutung der Verbindung aus leer und einem Verb nicht aus den Einzelbestandteilen bestimmen lässt, sondern eine neue Bedeutung entsteht (Idiomatisierung), schreibt man zusammen: die Badewanne leerlaufen lassen (= das Wasser aus der Badewanne laufen lassen).“ Hier ist allerdings eine neue Unklarheit zu erkennen: warum soll sich die Gesamtbedeutung ausgerechnet bei dem Badewannenbeispiel nicht aus den Einzelbestandteilen bestimmen lassen? Unter volllaufen wird auch ausdrücklich gesagt: „Bezeichnet voll in einer Verbindung mit einem Verb eine Eigenschaft als Ergebnis dessen, was das Verb ausdrückt (volltanken, der Tank ist dann voll), so kann den Regeln entsprechend sowohl getrennt als auch zusammengeschrieben werden.“ Daß dann doch nur volllaufen im Wörterverzeichnis erscheint, geht auf die Sonderregel für voll-, fest- und tot- zurück, die nicht im amtlichen Regelwerk steht. Übrigens muß diese Sonderregel oder -empfehlung (wie man sie möglicherweise verstehen muß) noch über eine unter warm erwähnte andere Regel hinweghelfen, die eigentlich Getrenntschreibung erzwingen würde: in volllaufen ist voll ja Subjektsprädikativ; warm laufen wird folglich neuerdings nur noch getrennt geschrieben. Der Einfall, voll anders zu behandeln als leer, geht auf Peter Eisenberg zurück. Im amtlichen Regelwerk steht nichts davon, wohl aber in den nichtamtlichen Handreichungen des Rates dazu: „(§ 34(2.1) fest, tot und voll Zu den resultativen Prädikativen gehören auch Zusammensetzungen mit den ersten Bestandteilen <fest>, <tot> und <voll>. Diese bilden eine Untergruppe, da sie reihenbildend und oftmals idiomatisiert sind. Aus diesem Grunde sind sie fast ausschließlich nur in Zusammenschreibung belegt, während die Getrenntschreibung unüblich ist, vgl. (ein Brett) fest nageln, (einen Passanten) tot fahren, (einen Pkw) voll tanken. Dieser Befund legt es nahe, bei resultativen Prädikativen mit den ersten Bestandteilen <fest>, <tot> und <voll> im Wörterverzeichnis nur die Zusammenschreibung als die übliche Form anzuführen und einen Verweis auf den Regelteil zu geben.)“ Ebenso willkürlich ist die ungleiche Behandlung von Objekts- und Subjektsprädikativen, auch wenn beide Ergebniszusätze sind.
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