19.02.2006


Theodor Ickler

Dudens Fakt

Aus vergilbten Papieren

Stellungnahme der Dudenredaktion zum Artikel von Professor Theodor Ickler: Ein Fiasko. Lektüre, Deutung, Analyse der in zwei Wochen erscheinenden zweiundzwanzigsten Auflage des Duden. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) 11.08.2000, S. 41.

Im Wesentlichen keine neuen Erkenntnisse

Seit 1996 sagt Theodor Ickler das unmittelbar bevorstehende Scheitern der Rechtschreibreform voraus. Die für den 25. August 2000 angekündigte Auslieferung der 22. Auflage des Rechtschreibdudens ist ihm Anlass, diese Behauptung in einem Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 11. August erneut zu wiederholen. Er tut dies, indem er im Wesentlichen seine altbekannte Kritik an Teilen der Neuregelung ausbreitet. Der Duden ist ihm nur ein Vehikel. Seiner Kritik mag man sich anschließen oder nicht. Fakt ist jedenfalls, dass die neue Rechtschreibung amtlich ist, an den Schulen unterrichtet und sich über die Schulen nach und nach allgemein durchsetzen wird. Dabei ist es selbstverständlich, dass alte und neue Rechtschreibung über Jahre hinaus nebeneinander bestehen werden und dass sich in dieser Zeit des Übergangs im Schrifttum auch ein gewisses Gemenge an alten und neuen Schreibungen in ein und demselben Text ergibt. Das war nach der Einführung der amtlichen Rechtschreibung 1901/02 nicht anders. Die Geschichte wiederholt sich. Und die Wogen haben sich auch damals nach und nach geglättet.

Theodor Ickler erweckt in seinem genannten Beitrag den Eindruck, als würden in der neuesten Auflage des Rechtschreibdudens amtliche Regeln stillschweigend revidiert. Das ist nicht der Fall. Das amtliche Regelwerk wird nur noch konsequenter umgesetzt als in der 21. Auflage von 1996.
Außerdem wurden Interpretationshilfen berücksichtigt, die die Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung mittlerweile zum Regelwerk gegeben hat. Das ist auch schon alles.

Dr. Matthias Wermke
Leiter der Dudenredaktion

Dr. Werner Scholze-Stubenrecht
Chefredakteur des Duden 2000



In Wirklichkeit hatte ich keineswegs der Dudenredaktion vorgeworfen, die Regeln eigenmächtig geändert zu haben, sondern durchaus auf die heimlichen Änderungen seitens der Kommission hingewiesen. Auf der vom IDS betriebenen Website stand jahrelang die verleumderische Behauptung, ich hätte durch eine Falschmeldung die Rückumstellung der FAZ ausgelöst. Erst als ich über rechtliche Schritte nachdachte, wurde sie entfernt, obwohl das IDS zunächst die Verantwortung auf die Kommission hatte abschieben wollen.

Aus der Entfernung stelle ich mit trauriger Genugtuung fest, daß ich recht hatte. Nun stehen wir vor der vierten Reform (und dem vierten stark veränderten Duden) innerhalb von zehn Jahren. Wie lange soll das noch so weitergehen, meine Herren?


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