16.09.2005 Theodor Ickler Der Untergang des EnglischenKurioses aus der Geschichte der RechtschreibreformSchon Leo Weisgerber malte das furchtbare Schicksal der englischen Sprache an die Wand. Durch das Auseinanderklaffen von Laut und Buchstabe ging sie dem Untergang entgegen, der inzwischen ja besiegelt ist.Eine Person, die bei der Durchsetzung der Reform eine bedeutende Rolle spielte, schrieb mir u. a. folgendes: „Zuerst einmal glaube ich, daß ungefähr alle hundert Jahre eine Reform der Rechtschreibung erforderlich ist, um die Schriftform jeweils der abgewandelten Lautung anzupassen. Wenn wir diesen Prozess nicht vollziehen, werden wir in etwa dreihundert Jahren dort sein, wo die Engländer heute sind: die Lautung und die Schreibung klaffen bis zur Unverständlichkeit auseinander. Das wäre sicherlich kein Idealzustand. Nun werden Sie mich natürlich fragen, ob die von den Experten vorgelegte Reform diese Lücke wirklich schließt. Mit Recht weisen Sie darauf hin, daß die Reform von Anfang an deutlich unter bildungspolitischen Gesichtspunkten gestanden hat, daß es also nicht vordringlich um sprachgeschichtliche, sondern sozialpädagogische Aspekte ging.“ (7.2.1997) „Ihren Argumenten gegen die Getrenntschreibung schließe ich mich weitgehend an. Dennoch halte ich die Reform für sinnvoll. Alle hundert Jahre muß wohl die Schreibung an die Lautwandlung angepaßt werden, damit wir nicht englische Verhältnisse erhalten.“ (8.10.1997) Auch Blüml und andere haben ja den Lautwandel seit 1901 beschworen, der eine Anpassung der Schrift erforderlich mache. Bloß welchen? Ich kenne keinen, der Verfasser der obigen Briefe offenbar auch nicht, deshalb plaudert er genau wie Blüml nebenbei aus, daß die Reform nicht die Gründe hatte, die in der Öffentlichkeit breitgetreten wurden und offenbar nur der Täuschung dienten. Ein paar Monate später hat der Schreiber seine Zweifel schon wieder vergessen und wiederholt die gedankenlose Formel, für die ich unter dem Titel "100 Jahre sind genug" eine stattliche Belegsammlung angefertigt habe. Das naive Bild des Verfassers von Sprache und Schrift braucht nicht mehr kommentiert zu werden.
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