30.07.2005


Theodor Ickler

Sechs Jahre Eitelkeit

Die Tätigkeit des Rates für deutsche Rechtschreibung ist nicht begrenzt

Ich weiß nicht, wie es zu der überall verbreiteten Falschmeldung von einer sechsjährigen Dauer gekommen ist. Sechs Jahre dauert die Amtszeit der Mitglieder, und sie kann noch einmal um sechs Jahre verlängert werden.
In den nächsten sechs bzw. zwölf Jahren werde ich naturgemäß immer älter und eitler, so daß wahrscheinlich auch in der Sache kein Nachgeben von mir zu erwarten sein dürfte, Herr Gallmann. Andererseits haben Sie sich in den letzten Jahren auch schon in manchen Punkten den Kritikern angenähert.
Interessant ist der besonders alte und daher vermutlich besonders eitle Herr Nerius, mit dem die Schweizer seit je über Kreuz liegen. Er verdammt praktisch alle Einzelheiten der Reform und wäre nur mit der Kleinschreibung zufrieden gewesen. Ich habe alles noch einmal nachgelesen. Wer solche Freunde hat, braucht keine Gegner, nur wissen die meisten Betroffenen nicht, was Nerius in seinen Beiträgen alles geschrieben hat. Man kann sich aber auch an Gallmann und Sitta halten: "Nicht schultauglich" ist noch das Mildeste, was sie vor fast zehn Jahren schon über ihre neuen Regeln gesagt haben. Auch die anderen haben sich ja schon 1997 an jenem Sammelband beteiligt, der praktischerweise gleich die Kritik der Reformer an ihrem eigenen Werk mitenthielt. Wie soll man Reformer nennen, die an einem Werk festhalten, das sie eigentlich in allen Punkten ablehnen und nur deshalb noch durchboxen, weil sie eben schon so lange dran gearbeitet haben und sich damit einen Namen machen wollen? Vielleicht "alt und eitel"? Bemerkenswertes Zeugnis der vielgerühmten Sachlichkeit übrigens, die ja eine der hervorragendsten Eigenschaften der Reformer ist.


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