26.05.2013 Theodor Ickler DerselbeDie Sprachgewohnheiten altern sehr ungleichmäßigEduard Engel hat die Gewohnheit seiner Zeitgenossen, das einfache Personalpronomen der dritten Person durch derselbe zu ersetzen, als eine von drei Hauptsünden angeprangert und so viele Beispiele gehäuft, daß einem wirklich übel werden kann. Freilich mußte er, wie in vielen anderen Fällen, zugeben, daß auch von ihm hochverehrte Autoren gesündigt haben.Heute ist diese Mode völlig aufgegeben, und es schmerzt uns geradezu, wenn wir in sonst unveralteten Meisterwerken wie etwa der Deutschen Grammatik von Hermann Paul ein Gewitter von denselben auf uns prasseln sehen. Der große Mann hatte offenbar gar kein Gefühl dafür. Aber auch bei Goethe steht in einem seiner berühmtesten Gedichte (!): Aber wo ist Krug und Eimer? Sie bedarf derselben nicht. (Mir ist das gestern eingefallen, weil in der FAZ-Anthologie Goethes "Lied und Gebilde" besprochen wurde – Schöpft des Dichters reine Hand / Wasser wird sich ballen – ohne Erwähnung der Paria-Legende.) Wer weiß, welche sprachlichen Marotten aus unserer Zeit unseren Nachfahren besonders auffallen werden?
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