23.02.2012


Theodor Ickler

Buch oder Bildschirm

Warm werden mit einem Abstraktum?

Neulich sah ich jemandem längere Zeit zu, der in einem E-Book las, einen Roman. Irgend etwas fehlt.

Ich lese ja selbst sehr viel am Bildschirm, Tausende von Texten habe ich schon gespeichert. Friedrich Forssmans Plädoyer für das gedruckte Buch hat mich noch einmal auf die Frage gebracht, was mir eigentlich zu fehlen scheint, abgesehen von gewissen optischen Problemen.

Ich glaube, es liegt an meinem ziemlich ausgeprägten "Ortsgedächtnis". Ich erinnere mich noch lange daran, daß eine bestimmte Textstelle auf einer rechten Buchseite links oben stand usw. Beim Scrollen und Verändern der "Ansicht" auf dem Bildschirm verlieren die Textstellen diese "Lokalfarbe", der Text wird vollkommen abstrakt. Fußnoten erscheinen oft auch nicht auf derselben Fläche, sondern werden per Link eingeblendet. Das ist wie eine Rede aus dem Nirgendwo, ohne sinnlich wahrnehmbaren Sprecher. Für bestimmte Informationen genügt es, aber so richtig warm werden kann ich mit einem solchen Abstraktum nicht. Ob es anderen auch so geht?


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