03.12.2011


Theodor Ickler

Tiere essen

Sprache – Küche – Wirtschaft

Bekannt ist die doppelte Nomenklatur für Tiere zum Beispiel im Englischen, wo den germanischen Tierbezeichnungen die romanischen gegenüberstehen und den angenehmen Nebeneffekt haben, die Identität des Verzehrten mit dem lebenden Tier zu dissimulieren: pig – pork, sheep – mutton usw.

Ein wenig ähnlich verhält es sich mit der Sprache der "Tierproduktion":

Allein in Mittelfranken werden jährlich 770 000 Schweine erzeugt. (SZ 2.12.11)

Von Haustieren würde man das kaum sagen, wie denn überhaupt die unterschiedliche Behandlung von Haustieren (weltweite Empörung über ukrainische Hundefänger!) und Schlachtvieh ein höchst bemerkenswertes Kunststück ist.

Vor einiger Zeit hat Hans-Rudolf Merz ja das Bündnerfleisch unsterblich gemacht (www.youtube.com/watch?v=E5agWxzWTsc), und bei der Gelegenheit wurde bekannt, daß diese Leckerei weitgehend aus Südamerika stammt. Ebenfalls geschützt ist die Nürnberger Bratwurst, aber das Fleisch kommt teilweise aus Polen oder Dänemark, und darauf bezog sich die obige Erklärung der fränkischen Schweinezüchter.

Die Welt will betrogen sein und betrügt sich selbst.


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