19.06.2005


Theodor Ickler

Nerius – die Gegenposition

Der Duden war gar kein Rechtschreibwörterbuch.
Das gibt uns jedenfalls der theoretische Kopf der Reformer, Dieter Nerius, zu verstehen:

„Ein weiteres Merkmal des Orthographiewörterbuchs besteht darin, daß es im Unterschied zu vielen anderen Wörterbuchtypen nicht primär auf der Exzerption von Texten, d. h. auf der Deskription eines im Sprachgebrauch gegebenen Zustandes beruht. Jedenfalls gilt das in Hinsicht auf seinen Hauptzweck: die Angabe der normgerechten Schreibung, nicht so sehr natürlich für die Auswahl des Wortmaterials. Vielmehr handelt es sich beim Orthographiewörterbuch in erster Linie um die Anwendung bestehender oder neu entwickelter orthographischer Regeln, also der Fixierungen von Normen, auf mehr oder weniger große Teile des Wortschatzes. Die Hauptaufgabe dieses Wörterbuches ist somit nicht die Deskription, sondern die Präskription, die Vorschrift, wie die in ihm enthaltenen Teile des Wortschatzes regelgerecht und damit richtig zu schreiben sind.“ (Nerius in HSK „Wörterbücher“, S. 1298)

Der Duden hat also seine Hauptaufgabe von Grund auf und vorsätzlich versäumt: Wortschreibungen aus Regeln abzuleiten, statt sie in populistischer Weise aus der Beobachtung des Gebrauchs zu entnehmen. Das hat sich aber nun ganz entscheidend gebessert, dank der aufgeklärten Mannschaft um Dr. Wermke.


Den Beitrag und dazu vorhandene Kommentare finden Sie online unter
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=148