08.01.2011 Theodor Ickler StatistikVom hilflosen Umgang mit Thilo SarrazinDie SZ bringt heute einen ganzseitigen Artikel über und gegen Thilo Sarrazin. Ich habe Sarrazins Buch nicht gelesen und kann dazu nichts sagen, sondern beschränke mich auf besagten Artikel.Die Zeitung hat untersuchen lassen, wie sich die Sarrazin-Leserschaft vom Durchschnitt der Bundesbürger unterscheidet. Das ist schon der erste Fehler, man hätte den durchschnittlichen Käufer von Sachbüchern, besonders politischen Sachbüchern heranziehen sollen. Daß "Bestseller" sonst eher von Frauen gekauft werden, Sarrazin eher von Männern und für Männer, wäre dann weniger auffällig gewesen. Die Ergebnisse ingesamt erlauben es nicht, den typischen Sarrazin-Leser unterscheidbar dingfest zu machen. Der Verfasser Tobias Kniebe schreibt gegen Ende: "Die Widersprüche, die sich insgesamt zeigen, sind bemerkenswert." Und: "Die Grundhaltung könnte im Gegenteil eher Anlass sein, eine gewisse Schizophrenie zu diagnostizieren." Das ist wohl die ärmlichste aller Ausreden. Nicht Millionen schizophrene, in sich widersprüchliche Bundesbürger, sondern die gescheiterte Deutung eines sinnlosen Datenmaterials wäre zu diagnostizieren. Amateursoziologen haben sich wieder mal übernommen, das ist alles. (Schizophrenie ist bekanntlich eine schwere Krankheit; man sollte die klinischen Metaphern mit Vorsicht oder gar nicht gebrauchen.)
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