16.07.2010


Theodor Ickler

Koiné

Mißverständnis einer Weltsprache

"Als eine der ersten aposteriorischen Welthilfssprachen gilt Koiné, das im 4. Jahrhundert v. Chr. aus einem attischen Dialekt entwickelt wurde."

So steht es in einer sprachwissenschaftlichen Dissertation, aber es ist nicht richtig. Die Koiné war eine ganz natürlich entstandene Weltsprache, das Griechische des Hellenismus und der Spätantike. Aposteriorische Welthilfssprachen sind künstliche Plansprachen, die ihr Material im wesentlichen aus schon vorhandenen Sprachen schöpfen.

Ich erwähne das hier, weil unsere sprachenpolitische Situation ein neues Nachdenken über Plansprachen und globalisierte natürliche Sprachen anregen könnte. Eine Sprache, die ohne starke zentrale Überwachung (wie die Académie) von vielen Fremden gesprochen wird, macht offenbar rasche Fortschritte hin zu einer optimalen Sprache und zieht nach dem Matthäus-Prinzip immer weitere Sprecher an. Die Vertreter von Plansprachen sehen das oft nicht ein und wenden ihre Mühe an aussichtslose Projekte.

Die Koiné ist eine viel bessere Parallele zum globalen Englisch als das Gelehrtenlatein des Mittelalters und der Neuzeit.


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