19.11.2009 Theodor Ickler IkonostasenZu einem kleinen Wortfeld der Autoritäten im DeutschenAutoritäten werden im Deutschen besonders umgangssprachlich und in der Zeitung mit einer Reihe von Wörtern benannt wie: Papst, Zar, Kaiser, König, Zuchtmeister, graue Eminenz, Magnat, Scheich, Tycoon, Guru, Baron, Nestor usw.; als Grundwort von Zusammensetzungen haben sie fast schon die Rolle von Suffixen oder Suffixoiden gewonnen.Ich weiß nicht, ob diese Gruppe schon einmal im Zusammenhang synonymisch differenziert worden ist; die Verwendung ändert sich auch immer wieder ein wenig. Ein Papst ist die Lehrautorität auf dem im Vorderglied genannten Gebiet, z. B. Rechtschreibpapst; im Englischen sagt man eher pundit, ein Überbleibsel aus dem Empire mit dem Juwel Indien. Zar bedeutet den Alleinherrscher, das kann auch ein Medienzar sein. Ein Baron ist eher ein lokaler Herrscher: Drogenbaron. Sehr schnell haben sich die Ikonen verbreitet, vor einigen Jahren kannten die Wörterbücher kaum mehr als die Popikonen und Stilikonen. Gestern stand in der Presse: Johnny Depp ist wieder zum "sexiest man alive" gewählt worden. "Depp habe in Sachen Sinnlichkeit schon fast den Status einer Ikone, sagte 'People'-Redakteurin Kate Coyne am Mittwoch." Hier kann man den Bedeutungswandel gut erkennen, Ikonen im ursprünglichen Sinne sind ja nicht gerade durch extreme Sinnlichkeit bekannt. Und nun noch was Orthographisches: Das Duden-Fremdwörterbuch von 2005 trennt: I-ko-no-s-ta-se – I-ko-no-s-ta-sis Und das Duden-Universalwörterbuch von 2001: Iko-nos-ta-se – Iko-nos-ta-sis 'dreitürige Bilderwand zwischen Gemeinde- u. Altarraum in orthodoxen Kirchen' (Hier wird die Abtrennbarkeit des ersten Vokals unterdrückt, obwohl damals noch zulässig, und für das Grundwort wird die morphologische Trennung gar nicht mehr vermerkt. Und das bei einem so gelehrten Wort, gar noch in griechischer Gestalt!)
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