23.09.2008 Theodor Ickler Bein gestelltKann schon mal passierenGegen den früheren brandenburgischen Kultusminister Steffen Reiche MdB (SPD) hat die Berliner Staatsanwaltschaft Strafbefehl wegen Körperverletzung beantragt, weil er einer Stewardeß ein Bein gestellt hat.Er bestreitet den Vorwurf und will seinerseits wegen Verleumdung klagen, aber der Bundestag hat immerhin seine Immunität aufgehoben, was er wohl nicht leichtfertig tut. Zahlen wird Reiche wahrscheinlich nicht, es stehen schon Zeugen bereit, die nichts gesehen haben. Reiche war auf dem Rückflug von Brüssel nach Berlin und fühlte sich von der Stewardeß schlecht behandelt – sehr merkwürdig. ("'Die Frau lügt. Die Anschuldigungen sind völlig haltlos', sagt der frühere Brandenburger Wissenschafts- und Bildungsminister dieser Zeitung. 'Ich habe mich über die Dame geärgert, das stimmt. Mehr aber auch nicht.' Sie habe ihm keine deutsche Zeitung gegeben, ließ ihn nicht auf die Toilette in der Business-Klasse und soll ihm ziemlich unsanft das Tablett weggerissen haben." So benimmt sich doch keine Stewardeß, jedenfalls nicht grundlos. Nicht einmal in Rumänien, wo die Flugzeugtür sich nicht verschließen ließ und wir Passagiere auf Feldstühlen saßen, hat sich die Stewardeß so aufgeführt, sondern uns sehr nett mit Wodka abgefüllt, damit wir trotzdem keine Angst bekamen.) Vielleicht erinnern er und die beiden Zeugen sich nicht mehr richtig. Flugerfahrene wissen: Bei solcher Gelegenheit pflegen die Männer an Bord einen entspannenden Schluck zu nehmen. Da neigt man zu fragwürdigen Späßchen. Reiche hat ja auch der deutschen Sprache ein Bein gestellt, als er gemeinsam mit Karin Wolff und Annette Schavan den Rechtschreibrat beschloß und die Reform rettete: "[...] Außerdem befasste sich das Präsidium der Kultusministerkonferenz mit der Neuregelung der deutschen Rechtschreibung. Im Vorfeld der Beratungen hatten die Präsidiumsmitglieder Ministerin Dr. Annette Schavan und Minister Steffen Reiche mit Vertretern der Zwischenstaatlichen Kommission und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung ein Gespräch geführt, das in einer konstruktiven Atmosphäre stattfand. Dabei wurde deutlich, dass der 4. Bericht der Zwischenstaatlichen Kommission auch einen Teil der bisherigen Vorstellungen der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung aufnimmt. Es wurde vereinbart, dass Vertreter der Zwischenstaatlichen Kommission und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung sich in zwei weiteren Gesprächen mit fachlichen Fragen der Neuregelung befassen werden. Es werden weitere Gespräche geführt, wie und in welcher Form die Entwicklung der Rechtschreibung zukünftig begleitet wird. Die Kultusministerkonferenz wird dann im Juni 2004 über die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung beschließen." (KMK-Mitteilung zu den Ergebnissen ihrer 305. Plenarsitzung vom 4. März 2004) "Brandenburg bietet derzeit das bunteste Bild: Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) ist für Teilkorrekturen, sein Stellvertreter Jörg Schönbohm (CDU) hält die neue Orthografie für „ein Chaos“, Bildungsminister Steffen Reiche (SPD) will sie nicht zurücknehmen und lobt die „erheblichen Vereinfachungen“. Die sehen Kritiker wie Bernd Busemann nicht. Er wäre aber bereit, „eventuell wenige weitgehend akzeptierte Neuerungen (zum Beispiel die Schreibung „ss/ß“) beizubehalten“. Auch andere Minister verlangen Korrekturen." (B. Mogge in RhM 12.8.04) "So sprach sich der brandenburgische Bildungsminister Steffen Reiche (SPD) für die Beibehaltung der neuen Regeln aus: 'Für die nachfolgende Generation bringt die Rechtschreibreform wesentliche Vereinfachungen. Das zeigt sich bereits heute in den Grundschulen.'" (ARD 23.8.2004) Vergessen wir doch die Beinstellerei, der Schaden durch die Rechtschreibreform ist ungleich größer und würde eine Klage viel eher rechtfertigen.
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