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Blüthen der Thorheit

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04.10.2007
 

Göttert erklärt die neue Rechtschreibung
„Es gibt keinen Kuß mehr“

Im Reclam-Verlag ist Karl-Heinz Götterts Sachbuch „Es gibt keinen Kuß mehr“ erschienen. Darin befaßt sich der Autor mit der neuen Rechtschreibung und den daraus resultierenden Problemen.

Die Berliner Literaturkritik merkt dazu an:

„Der Autor versuche in diesem Buch, die neuen Rechtschreibregeln zu erläutern, indem er die geschichtliche Tiefe des jeweiligen Problems und den dahinter stehenden Grund darstelle. Das Buch wolle retten, was noch zu retten sei und die Regeln jenseits von Beschimpfungen und blinder Nachfolge erklären, schreibt der Verlag.

Karl-Heinz Göttert, der Autor dieses Buches, ist Germanistikprofessor an der Universität Köln. In seinen Forschungen spezialisiert er sich auf die Kulturgeschichte. Besondere Schwerpunkte setzt er bei der Rhetorik, der Konversationstheorie und der Magie.“

(Link)




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Kommentare zu »„Es gibt keinen Kuß mehr“«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.08.2012 um 06.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=134#939

Da der bekannte Amazon-"Top-Rezensent" Werner Fuchs alle Bücher grundsätzlich mit 5 Sternen bewertet (und seine Bibliothek folglich mit unzähligen Gratis-Exemplaren ausbauen kann), gerät er bei Göttert in Schwierigkeiten. Sein salomonisches Fazit: "Wer nicht zur Zielgruppe gehört, wird die Bewertung mit fünf Sternen nicht verstehen." Das ist genial!

In einer Reportage über Amazon-Rezensionen schrieb der Spiegel am 15.4.2007: Das ist Ruf schädigend und, wenn Amazon die Rezensionen nicht rausgenommen hätte, sogar ruinös.“

 

Kommentar von Berliner Literaturkritik, 14.11.07, verfaßt am 24.04.2008 um 16.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=134#614

Kein Kuß, dafür ein Muss
Karl-Heinz Göttert erklärt die neue Rechtschreibung

Von MONIKA THEES

Nach zwei Anläufen war es so weit: Am 1. August 2006 trat die neue deutsche Rechtschreibung in ihrer überarbeiteten Form endgültig in Kraft. Seit dem 1. August dieses Jahres sind die Regeln nun in den Schulen verbindlich. Ein guter Anlass, sich mit der Thematik noch einmal intensiver zu befassen, meint Karl-Heinz Göttert, Germanistik-Professor an der Universität Köln. „Es gibt keinen Kuß mehr“, konstatiert der Autor und versucht zu retten, was zu retten ist.

Klar, das neue Regelwerk steckt voller Unstimmigkeiten und Alternativen. Nachdem 1996 mit der neuen Rechtschreibung schon die Farbe Rot in den „Duden“ Einzug gehalten hatte, folgten in der 24. Auflage noch die Farben Gelb (für Dudenempfehlungen) und Blau (für Infokästen und Regelverweise). Ist die Verwirrung jetzt komplett? Ja und nein. Keiner muss sie lieben, aber auch nicht fürchten. Mit ein wenig Übung und viel Pragmatismus lässt sich mit der amtlichen Regelung und ihren insgesamt 112 Paragraphen leben, sprich: nach ihr schreiben.

„Die Rechtschreibung muss eigentlich Unmögliches schaffen“, bemerkt Göttert, „sie muss das Lesen unterstützen, sie muss leicht zu erlernen sein und sie muss außerdem die Tradition bewahren.“ Das ist ihr Dilemma. Seit Konrad Dudens seligen Zeiten wird um Vereinfachung und Einheitlichkeit gerungen – mit erhitzten Gemütern und feurigen Plädoyers. Aufgebrachte Puristen, zornige Verweigerer, aber auch verunsicherte Eltern fürchten die Veränderung wie der Teufel das Weihwasser. Dagegen steht die Phalanx der radikalen Erneuerer.

Nun, nach acht Jahren des aufgeregten Debattierens, nach langem Hin und Her, ist erst mal Ruhe mit der Reform. Der „Duden“ rangiert aufgrund der gestiegenen Nachfrage unter den Top Ten der Bestsellerlisten, die Presse hat sich weitgehend arrangiert, in der Öffentlichkeit herrscht gepflegtes Chaos. Die reformierte Reform vom August 2006 bescherte uns einen Kompromiss, den wir akzeptieren müssen oder besser sollten – mit seinen Stolpersteinen, zahlreichen Inkonsequenzen und einem häufig unentschiedenen Sowohl-als-auch.

„Die Regeln sind nicht einfacher geworden“, schreibt Göttert, „auch nicht für diejenigen, die sie noch nicht beherrschen.“ Abc-Schützen brauchen – wie immer – viel Geduld und gute Lehrer, wir Übrigen eher ein gutes Gedächtnis, schnelle Finger beim Blättern im Duden - und sprachliches Feingefühl. Denn viele neue Regeln verlangen eine kontextbezogene Anwendung, immer häufiger ist die Schreibung von Sinn und Betonungsverhältnissen abhängig. Korrektes Schreiben ist nun mal eine Kulturtechnik, Übung macht den Meister und das Nachschlagen hilft im Zweifelsfall.

Karl-Heinz Göttert gibt umsichtig Orientierungshilfe, er erläutert die neuen Regeln, indem er historische Hintergründe erklärt und auf die geschichtliche Tiefe so manches akuten Rechtschreibproblems hinweist. Zum Beispiel das der Umlaute. „Behände sprang die Gämse zu ihren Ältern, pardon: Eltern“ übertitelt er seinen Exkurs in die Sprachgeschichte und Volksetymologie. Heute schreibt man schreibt „ä“ statt „e“, wenn es eine Grundform mit „a“ gibt. So gut, so einfach, aber: Man schreibt „Eltern“ trotz „alt“, „Henne“ trotz „Hahn“ und „einwenden“ trotz „Einwand“.

Nehmen wir die lästige Groß- und Kleinschreibung. Die Römer kannten sie nicht, das Mittelalter auch nicht. Die ausgesprochene Spezialität des Deutschen bildete sich erst im 16. Jahrhundert mit dem Buchdruck heraus, übrigens mit zuweilen eigenwilligen Sonderwegen: Das Gute schrieb man groß, das Schlechte klein: „Christen“ und „Priester“ setzten sich bewusst von „teufel“ und „heiden“ ab. Der „Heilige Vater“ triumphiert noch heute über die „schwarze Magie“, dagegen fielen die „heilige Messe“ und die „goethischen Gedichte“ in ihrer Bedeutung eindeutig ab.

Doch Spaß beiseite, auch wenn man im Recht ist, sollte man vieles ernst nehmen, aber nicht unbedingt Ernst machen, denn damit tut man niemandem recht. Ein schrecklicher Satz, wohl wahr, aber korrekt geschrieben. „Soweit jemand so weit nicht gehen will, mag er es beizeiten sagen“, diese Zwischenüberschrift Götterts trifft genau die Problematik vieler Zweifelsfälle, denn „Wer nicht achtgibt, muss das Silber blank putzen“. Wer die richtige neue Schreibung, ob groß oder klein, getrennt oder zusammen, nicht kennt, muss nachschlagen.

Was ist korrekt, was nicht und was wird empfohlen? Und vor allem: Wie beherrsche ich das alles? Kein Korrekturprogramm steigt mehr durch, vielleicht noch ein geübter Lektor. Für alle anderen gilt, wohl oder übel: Frieden schließen mit der jetzt amtlich gültigen Rechtschreibung, den Duden aufschlagen und büffeln, büffeln, büffeln. Karl-Heinz Götterts „Es gibt keinen Kuß mehr“ könnte auch heißen: „Es gibt kaum eine Ausrede mehr für falsch geschriebenes Deutsch.“

Monika Thees ist Redakteurin dieses Literatur-Magazins.

http://www.berlinerliteraturkritik.de/index.cfm?id=16194

 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 08.11.2007 um 16.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=134#598

Zu Götterts Wörterbuch (vgl. hier) findet man folgende Beschreibungstexte für die Online-Vermarktung, die ich wegen ihres Thorheitscharakters hier eintrage (man beachte auch die GZS):

»Immer wenn es um Aufsätze, Hausarbeiten, Bewerbungen, Geschäftsbriefe, E-Mails und andere Schriftstücke geht, ist das Neue Deutsche Wörterbuch mit seinen 100.000 Eintragungen eine verlässliche Hilfe.
Es berücksichtigt die seit dem 1. August 2006 verbindlichen Schreibungen, die in vielen zusätzlichen Info-Kästen auf leicht verständliche Art und Weise weiter gehend erläutert werden.
Im 90-seitigen Anhang finden sich viele nützliche Informationen zu Grammatik, Satzbau, Groß-und Kleinschreibung, Zusammen-und Getrenntschreibung, Zeichensetzung, Worttrennung und den Rechtschreibregeln selbst, sodass korrekte Anwendung in Schule, Studium und Beruf gewährleistet ist.«
(Lingen-Verlag, http://www.lingen-koeln.de/product_info.php?products_id=324)

»Am 1. August 2006 ist die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung endgültig in Kraft getreten. Für alle Formen des schriftlichen Verkehrs - seien es Bewerbungen, Geschäftsbriefe oder E-Mails - ist das neue deutsche Wörterbuch mit über 100.000 Eintragungen eine verlässliche Hilfe. Es berücksichtigt die nun verbindlichen Schreibungen, die in über 500 zusätzlichen Infokästen auf leicht verständliche Art und Weise weiter gehend erläutert werden, sodass die korrekte Anwendung in Schule, Studium und Beruf gewährleistet ist.«
(Lehmanns Online Bookshop, http://www.lob.de/cgi-bin/work/outputexpert?mode=viewone&titnr=242945461)

 

Kommentar von Christoph Schatte, verfaßt am 28.10.2007 um 16.04 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=134#597

Angesichts der hergestellten Umstände in der deutschen Schreibung fällt einem zu diesem und ähnlichen Entwirrungsversuchen nur die Sentenz ein:
"Viele gaben Rat, und keiner wußte welchen."

 

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