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29.06.2017
 

Rechtschreiberat führt neuen Buchstaben ein

Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat einige Regeln geändert. Unter anderem gibt es künftig keinen Wandalismus, keinen Grislibären und keinen Ketschup mehr.
21 Jahre nach der umstrittenen Rechtschreibreform ist das amtliche Regelwerk an einigen Stellen geändert worden. Künftig gibt es das Eszett, das sogenannte scharfe S, auch als Großbuchstaben. Es sieht aus wie ein Mittelding von klein geschriebenem "ß" und einem groß geschrieben B.

Vor allem für die korrekte Schreibung von Eigennamen in Pässen und Ausweisen sei dies wichtig, teilte der Rat für deutsche Rechtschreibung in Mannheim mit. Bisher hatten zum Beispiel Menschen mit dem Nachnamen Oßner ein Problem: Wenn in einem Ausweisdokument wegen der Großschreibung der Buchstaben anstelle des "ß" ein Doppel-"S" steht, bleibt unklar, ob sie "Ossner" oder "Oßner" heißen.

Amtlich zulässig ist künftig auch die Großschreibung des jeweiligen Adjektivs in Fällen wie "Goldene Hochzeit" und "Neues Jahr".

Darüber hinaus passte der Rechtschreibrat einzelne Wortschreibungen an den weit überwiegenden Schreibgebrauch an. Das heißt, sie werden künftig zum Beispiel bei Schuldiktaten nicht mehr als Fehler gewertet.

So wurde zum Beispiel die Schreibweise "Ketschup" gestrichen, die ohnehin kaum verwendet wurde. Zulässig ist jetzt nur noch Ketchup. Weg fallen künftig auch der "Grislibär" (amtlich erlaubt ist nur noch Grizzlybär), "Yoga" (nur noch: Joga), "Komplice" (Komplize), "Roulett" (Roulette), "Varietee" (Varieté), "Wandalismus" (Vandalismus).

Neue Bindestriche eingeführt

Neu hingegen wird die Bindestrichschreibung bei Ex-Regierungschef und der Co-Trainer. In einigen Fällen hat sich der Rat nach eigenen Angaben erkennbare Tendenzen nicht aufgenommen. Obwohl oft beobachtet werde, dass "herzlich Willkommen" geschrieben werde, bleibe "herzlich willkommen" korrekt. Der Rat informiert in einem Wörterverzeichnis (pdf) über sämtliche Änderungen sowie in einem Regelverzeichnis (pdf) über alle Neuregelungen.

Die Rechtschreibreform von 1996 hatte zu langen Debatten geführt. Jahrelang wurde etwa um die richtige Schreibweise von Delfin oder Delphin, Fuss oder Fuß, Schifffahrt oder Schiffahrt diskutiert. Der daraufhin eingesetzte Rechtschreibrat suchte nach Kompromisslösungen und sollte dafür sorgen, dass ein "Sprachfrieden" wiederhergestellt wird.

Seit 2004 ist der Rat die maßgebliche Instanz in Fragen der Orthografie. Er hat Mitglieder aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, dem Fürstentum Liechtenstein, der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol und der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens. Die deutsche Kultusministerkonferenz und die staatlichen Stellen der anderen Länder bestätigten die neuen Änderungen, die der Rat beschlossen hat, und machten sie damit wirksam.


Quelle: ZEIT online
Link: http://www.zeit.de/kultur/2017-06/rechtschreibreform-regeln-aenderung-scharfes-s


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Kommentare zu »Rechtschreiberat führt neuen Buchstaben ein«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.10.2022 um 05.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=756#11146

Anders als bei Yoga will der Duden bei Upanischad nur die deutsche Schreibweise anerkennen:
„die Upanischad; Genitiv: der Upanischad, Plural: die Upanischaden (meist im Plural)“
Wikipedia kennt beide Schreibweisen, verwendet aber nur Upanishad.
Die Angabe zur Deklination ist auch wirklichkeitsfern. Selbstverständlich kommt auch die Upanischade/Upanishade samt entsprechendem Genitiv oft vor, auch in sehr bekannten Büchern.

Die amtliche Neuregelung kennt das Wort nicht, so daß die Wörterbücher wie in tausend anderen Fällen auf ihre eigene Auslegung zurückgeworfen sind. Es gilt der Duden.


Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.03.2019 um 10.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=756#10998

Im Online-Duden heute jedenfalls nur noch Yoga, wie vom Rat beschlossen.

Die dankenswerte Zusammenstellung zeigt, daß der Duden die wirklichen Verhältnisse nur unzureichend wiedergegeben hatte.


Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 09.03.2019 um 23.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=756#10997

(Allem Anschein nach enthält dieser Strang eine frühere Fassung des ZEIT-Artikels, in der fälschlicherweise behauptet wird, die Schreibweise Yoga werde gestrichen und es sei nur noch Joga korrekt. Darauf bezog sich wohl auch die Anmerkung von Herrn Bluhme. In der aktuellen Textfassung unter dem Link ist dieser Fehler korrigiert.)


Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 09.03.2019 um 22.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=756#10996

Um doch noch Herrn Achenbachs Frage zu beantworten, nachstehend eine Zusammenstellung der Dudeneinträge seit der Erstaufnahme des Wortes 1929 (1954 bis 1986: Duden West):

10. Aufl. (1929): Joga
11. Aufl. (1934): Joga
12. Aufl. (1941): Joga
13. Aufl. (1947): Joga
14. Aufl. (1954): Joga
15. Aufl. (1961): Joga
16. Aufl. (1967): Joga
17. Aufl. (1973): Joga, Yoga
18. Aufl. (1980): Yoga, Joga
19. Aufl. (1986): Yoga, Joga
20. Aufl. (1991): Yoga, Joga
21. Aufl. (1996): Yoga, Joga
22. Aufl. (2000): Joga, Yoga; Yoga, Joga
23. Aufl. (2004): Joga, Yoga; Yoga, Joga
24. Aufl. (2006): Yoga, Joga (Schreibung mit Y gelb markiert)
25. Aufl. (2009): Yoga, Joga (Schreibung mit Y gelb markiert)
26. Aufl. (2013): Yoga, Joga (Schreibung mit Y gelb markiert)
27. Aufl. (2017): Yoga? (aus Verdruß habe ich mir diese Auflage nicht mehr angeschafft)



Kommentar von Theodor Ickler , verfaßt am 09.03.2019 um 17.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=756#10995

"Nebenschreibweise" war nicht auf Häufigkeit bezogen, auch nicht auf Dudenausgaben; ich verfüge auch nicht über eine Statistik.

Ich glaube, zu Friedrich Schlegels Zeit überwog Joga, während sich in der späteren indologischen Literatur die englische Schreibweise durchsetzte. Hermann Oldenberg schrieb Yoga, z. B. 1915 in seiner "Lehre der Upanishaden (!)". Der Rassenforscher Hans Friedrich Karl Günther schrieb bis zu seinem Tod 1968 Joga, Weda, Upanischaden usw. Das sind nur einige Beispiele.

Vergleichbar ist vielleicht slawisch/slavisch.


Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 09.03.2019 um 16.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=756#10994

Mit der Schreibung Joga bin ich „seit je“ aufgewachsen, und der Duden 1961 kannte noch kein Yoga. Es trifft daher nicht zu, daß es dazu „seit je“ eine Nebenschreibweise gegeben habe.

Spätestens im Duden 1980 war dagegen Yoga der Haupteingang und Joga tatsächlich nur noch Nebenschreibweise. Wie auch der Beitrag von Tobias Bluhme zeigt, scheint sich die Schreibung Yoga wohl sehr weitgehend durchgesetzt – und das wohl schon lange vor 1981.

Insofern könnte man den Verzicht auf die alte Schreibung eher als andere Fälle rechtfertigen.

Weiß jemand, wann die Schreibung Yoga im Duden geändert wurde, 1981 oder schon früher?


Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.03.2019 um 18.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=756#10993

Zur Verwirrung um Joga/Yoga:

Joga war keine von der Reform eingeführte Variante, die mangels Akzeptanz 2017 gestrichen worden wäre, sondern seit je eine Nebenschreibweise. Mit der Tilgung ist eine neue Fehlermöglichkeit entstanden. Bei den Durchsetzungshelfern heißt es nun: "früher auch Joga geschrieben". (Wikipedia)


Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.06.2017 um 09.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=756#10882

So wird es jetzt zitiert und kommentiert; in Wirklichkeit steht Joga auf der Streichliste: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=754#10683



Kommentar von Tobias Bluhme, verfaßt am 30.06.2017 um 08.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=756#10881

Wie bitte? Man soll in Zukunft "Joga" schreiben? Wie ist man denn auf diese Idee gekommen? Üblich ist doch die Schreibweise "Yoga".



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