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28.07.2008
 

Schüler machen doppelt so viele Fehler
Zur Jahrestagung der FDS

Sowohl boersenblatt.net als auch buchmarkt.de berichten heute mit unterschiedlichen Schwerpunkten über die Ergebnisse der Jahrestagung der FDS. Auch Perlentaucher.de verweist darauf. (Den ausführlichen dpa-Korrespondentenbericht haben unter anderem das Auswärtige Amt und das Portal der WAZ-Mediengruppe übernommen.) Hier die vollständige Meldung:

Schüler an deutschen Schulen machen seit dem Inkrafttreten der Rechtschreibreform vor zehn Jahren annähernd doppelt so viele Fehler wie zuvor. Das ist das Ergebnis von vergleichenden Studien, die Dr. Uwe Grund auf der Jahrestagung der Forschungsgruppe Deutsche Sprache (FDS) am Wochenende in den Räumen des Ernst Klett Verlags in Stuttgart vorstellte. „Die Fehler haben sich gerade in den Bereichen vermehrt, in denen die Reformer regulierend in die Sprache eingegriffen haben“, so der Dozent an der Universität des Saarlands weiter. Dies entspreche bei gleichen Bewertungsmaßstäben einer Absenkung um eine ganze Note. „Diese Untersuchung leistet, was man von den Kultusministerien hätte erwarten müssen: eine objektive Erfolgskontrolle der Reform“, sagte dazu Reinhard Markner, der Vorsitzende der FDS.

Die Schweizer Buch- und Zeitungsverlage sind im Begriff, eine einheitliche, sprachrichtige und leserfreundliche Rechtschreibung einzuführen. Das berichtete Dr. Urs Breitenstein, der die von der Schweizer Orthographischen Konferenz verabschiedeten Empfehlungen in ihren Grundzügen vorstellte. „Wir haben die Reparaturarbeit fortgesetzt, die der Rat für deutsche Rechtschreibung auf Geheiß der deutschen Politiker abgebrochen hatte“, erklärte der Basler Verleger: „Es wäre sehr zu wünschen, daß sich in Deutschland eine ähnliche Initiative bildet.“



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Kommentare zu »Schüler machen doppelt so viele Fehler«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.12.2016 um 15.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=598#10660

Hätten die Verhältnisse sich gebessert, würden die Reformer sich das zweifellos als Erfolg zurechnen. Nun ist es anders gekommen, und sie waschen ihre Hände in Unschuld, schieben die Schuld vielmehr auf Schule und Lehrer.
Die Bewerber kommen sicher nicht alle vom selben Gymnasium. Daß der flächendeckend mangelhafte Unterricht etwas mit der Rechtschreibreform zu tun haben könnte, will man offensichtlich gar nicht erst erwägen.


Kommentar von MG, verfaßt am 03.12.2016 um 13.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=598#10659

Tja:

AUS DEM SPIEGEL
Ausgabe 49/2016
(3.12.2016)

Freie Stellen BKA-Bewerber scheitern am Deutschtest

Das Bundeskriminalamt kann offene Stellen nicht besetzen, weil zu viele Bewerber am Deutschtest scheitern - trotz Abitur. Nach Informationen des SPIEGEL sollen die Anforderungen nun geändert werden.
DPA

Die Sicherheitsbehörden in Deutschland rüsten personell auf, die Sorge vor Terroranschlägen, Cyberattacken oder organisierten Einbrecherbanden wächst. Allein das Bundeskriminalamt (BKA) soll im nächsten Jahr 820 neue Stellen bekommen, doch die Behörde hat jetzt schon Probleme, freie Stellen zu besetzen. Viele der Bewerber scheitern am Deutschtest, der zum mehrstufigen Aufnahmeverfahren beim BKA gehört.

Wie der SPIEGEL in seiner aktuellen Ausgabe unter Berufung auf den Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) berichtet, sollten von den 317 neuen Stellen beim BKA für dieses Jahr 120 durch Kommissaranwärter besetzt werden. Bislang traten aber nur 62 ihre Ausbildung beim BKA an.

Grund dafür ist nach Angaben des BDK-Vorsitzenden Andre Schulz vor allem der Rechtschreibtest im Aufnahmeverfahren, an dem viele der Bewerber trotz Abitur scheiterten. "Die Hürden bei der Aufnahmeprüfung wurden schon in den vergangenen Jahren bei der Polizei in den Ländern und beim Bund gesenkt: sei es beim Mindestalter, bei der Mindestgröße oder beim Sporttest", sagt Schulz. "Wenn nun auch der Deutschtest reduziert oder gar abgeschafft wird, muss man sich schon fragen, was mit unserem Bildungssystem nicht in Ordnung ist."

Werden in Zukunft also die Einsatzberichte des BKA vor Rechtschreibfehlern nur so strotzen? Das Bundesinnenministerium teilte auf Anfrage mit, es werde an den Sprachtests festhalten. Allerdings sollten die Anforderungen im nächsten Jahr "modernisiert" werden.


Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.12.2016 um 12.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=598#10658

Weil viele Bewerber den hauseigenen Deutschtest vermasselt haben, kann das BKA laut «Spiegel» zufolge viele Stellen nicht besetzen. Eigentlich sollten 120 Stellen an Kommissarsanwärter vergeben werden, wie das Magazin unter Berufung auf den Bund Deutscher Kriminalbeamter berichtet. Doch nur 62 hätten ihre Ausbildung beim BKA angetreten. Als Hauptgrund nannte der BDK-Vorsitzende André Schulz den Rechtschreibtest, an dem die meisten Bewerber trotz Abitur scheitern würden. (Welt 3.12.16)

Das sollte es doch nach der Reform nicht mehr geben? Die Behörde will aber nun den Test "modernisieren", damit niemand mehr durchfällt.


Kommentar von B. Janas, verfaßt am 09.04.2010 um 16.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=598#8157

Mag ja alles sein, aber solange man den Zusammenhang nicht sieht und die Reform nicht evaluiert, hat man die Zustände, die man verdient.
Ein Kernproblem ist aber wohl der Mangel an Konzentrationsfähigkeit und Selbsteinschätzung. Dazu trägt massiv bei das Bombardement der Aufmerksamkeit durch allerhand neue und pausenlose Anreize von außen, zum andern die Suggestion, man müsse sich um solchen Kram wie Rechtschreibung doch nicht mehr kümmern, das übernähmen immer mehr und besser die Computer. Daß die regelmäßige Konzentration auf gerade solche unscheinbaren Fertigkeiten wie Lesen, Schreiben, Rechnen auch die Fähigkeit zu konzentriertem, aufmerksamem und genauem Arbeiten insgesamt verbessern könnte, wird wohl kaum gesehen. Dazu gehört auch die Übung des Gedächtnisses durch z.B. Auswendiglernen, was ja geradezu verpönt ist. Vielleicht ist aber Computerspielen usw. eine moderne und effiziente Alternative und trainiert besser die Dinge, auf die es heute ankommt? Der Großversuch dazu ist in vollem Gange...


Kommentar von Germanist, verfaßt am 09.04.2010 um 11.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=598#8156

Nach der Kosten-Nutzen-Analyse war die Rechtschreibreform ein riesiger Flop, denn sie hat denen, für die sie ausdrücklich gemacht wurde, gar nichts geholfen.


Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.04.2010 um 10.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=598#8155

50.000 Lehrstellen können nicht besetzt werden, weil geeignete Bewerber fehlen.

Die größten Schwächen lägen im Bereich Rechtschreibung. (Neue Westfälische, 9.4.10; siehe hier)

Es gibt zahllose ähnliche Meldungen seit Jahren. Und das alles nach der "Erleichterung" der Rechtschreibung!


Kommentar von Tobias Bluhme, verfaßt am 12.08.2008 um 10.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=598#7276

Symptomatisch ist das Ergebnis der Umfrage bei ka-news.de:

Die neue Rechtschreibung ist zehn Jahre alt - Meistern Sie alle Regeln?

Ja klar, für mich kein Problem 10.97 % (68)
Ich mache noch kleine Fehler, werde aber sicherer 20.48 % (127)
Ich muß sehr oft den Duden zu Rate ziehen 8.23 % (51)
Ich nutze aus Prinzip die alte Rechtschreibung 60.32 % (374)


Kommentar von ka-news.de, 1. August 2008, verfaßt am 11.08.2008 um 23.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=598#7272

Aktuelle ka-news-Umfrage
Beherrschen Sie die neue Rechtschreibung?

Karlsruhe - "Rad fahren" statt "radfahren", "Tunfisch" statt "Thunfisch" - ist doch klar, oder? Am gestrigen Donnerstag, 31. Juli, wurde die neue Rechtschreibung nun schon zehn Jahre alt - viele Glückwunschkarten wird sie allerdings wohl nicht erhalten. Vor allem viele Pädagogen und Redakteure bemängeln die Reform als zu unausgereift. Die Schüler seien die Hauptleidtragenden der mehrmals modifizierten Rechtschreibreform, so Thomas Paulwitz, Chefredakteur der Zeitung "Deutsche Sprachwelt"

"Nicht die Schüler sind zu dumm für die Neuregelung, sondern umgekehrt ist die Rechtschreibreform zu dumm für die Schüler.", beschwert sich Paulwitz. Laut einer Studie des Germanisten Uwe Grund sollen in den letzten zehn Jahren Rechtschreibfehler in Abitursaufsätzen um 120 Prozent zugenommen haben. Die Regelungen, die eigentlich den Umgang mit der deutschen Sprache vereinfachen sollten, seien viel zu kompliziert geraten. Teilweise seien Pädagogen bereits dazu übergegangen, auch die alte Rechtschreibung noch gelten zu lassen.

Wie sehr konnten Sie sich in den letzten zehn Jahren mit der neuen Rechtschreibung anfreunden? Für Sie gar kein Problem oder noch eine gewisse Hürde? Verweigern Sie sich möglicherweise kategorisch den neuen Regelungen? Ihre Meinung interessiert uns - machen Sie mit bei unserer Umfrage auf der Startseite. (ps/pas)

http://www.ka-news.de/sport/news.php4?show=pas2008731-124J


Kommentar von Germanist, verfaßt am 05.08.2008 um 11.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=598#7200

"die Rendite verwöhnten Konzerne" (telepolis von heute). [...]
(Lieber Germanist, solche Beispiele gehören ins Forum, bitte melden Sie sich als Teilnehmer an [auch gern als "Germanist"] und tragen Sie sie in Zukunft dort ein. Es ist nicht die Aufgabe der Redaktion, Kommentare richtig einzusortieren. Vielen Dank für Ihr Verständnis.)


Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 04.08.2008 um 23.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=598#7198

Zum »Ende mit Schecken«:

Die Schlußstrichmentalität, wie sie in dem Artikel des »Westfalenblatts« zum Ausdruck kommt, ist weit verbreitet. (Auch »Schmachthagen« hält ja im Grunde nichts von der Reform, allerdings hat sich bei ihm die Ratlosigkeit angesichts eines offenbar nicht zu lösenden Problems in regelrechten Haß gegen jene verwandelt, die ebendieses Problem unbeirrt beim Namen nennen.) Ein »Schrecken ohne Ende«, das ist für viele eben längst nicht mehr die mißratene Reformorthographie selbst, sondern das scheinbar unendliche, zermürbende Herumbasteln daran. Die einen sehen sich in ihrem mehr oder weniger naiven Glauben an eine vollkommen systematische deutsche Rechtschreibung mit logischen und problemlos didaktisierbaren Regeln getäuscht und mögen am liebsten nicht mehr an dieses schmerzliche Thema erinnert werden, die anderen haben die Reform immer abgelehnt, sind nach der Beseitigung des größten Unfugs nun aber bereit, sich mit dem Status quo abzufinden.

Die Sehnsucht nach Ruhe und Frieden nach langem, aufreibendem Streit ist zutiefst menschlich und verständlich. Sie ist so menschlich und verständlich wie die Resignation des Käufers einer Waschmaschine, die auch nach mehreren Reparaturversuchen noch leckt. Doch man sollte sich nicht irremachen lassen: Nicht der reklamierende Kunde – die leckende Waschmaschine ist das Problem! Da hilft es nichts, wenn das Gerät seit der letzten Reparatur schon ein bißchen weniger Wasser verliert als nach der vorletzten. Die Behauptung, weitere Korrekturen am geltenden Regelwerk seien den Schülern nicht zuzumuten, ist gerade wegen ihrer scheinbaren Plausibilität entschieden zurückzuweisen. Sie ist falsch und wäre auch dann nicht richtig, wenn alle Beteiligten einander feierlich versprächen, fortan möglichst pfleglich miteinander umzugehen. Unzumutbar ist nicht jener unausweichliche Lernprozeß im Ringen um eine funktionierende Rechtschreibung, sondern die Sanktifizierung einer von fast allen mehr oder minder offen als völlig unzulänglich kritisierten orthographischen Norm in einem Augenblick mentaler Erschöpfung.


Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 04.08.2008 um 21.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=598#7197

Bis dahin kommen aber noch etliche Auflagen der Wörterbücher in abermals verändertem Neuschrieb auf uns zu.


Kommentar von Germanist, verfaßt am 04.08.2008 um 20.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=598#7196

Ich denke, sobald das gute Geschäft mit der Reformschreibung stark nachgelassen hat, werden Verlage, Buchhändler und Kursveranstalter ein neues lohnendes Geschäftsmodell in der bewährten Rechtschreibung entdecken.


Kommentar von Tobias Bluhme, verfaßt am 04.08.2008 um 19.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=598#7195

Dieser seltsame Widerspruch im Westfalenblatt ist mir auch aufgefallen.


Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 04.08.2008 um 17.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=598#7194

Der Redakteur des Westfalenblattes kommt zu einer merkwürdigen Schlußfolgerung. Er schreibt: "... denn eine neuerliche Reform der Reform wäre für die Schüler und auch ihre Lehrer unzumutbar. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende."
Ist der Status quo nicht genau umgekehrt?


Kommentar von FDS, verfaßt am 04.08.2008 um 08.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=598#7190

Das „Westfalenblatt" schreibt zum 1. 8. 2008:

Die Rechtschreibreform ist zehn Jahre alt. Ein Anlass, »Herzlichen Glückwunsch!« zu rufen, ist das nicht. Für den Buchhandel war und ist die Schreibverwirrung ein Geschäft, weil die Verlage millionenfach Ratgeber verkaufen. Viele Deutsche halten die Korrekturen für ein Ärgernis, für so überflüssig wie einen Kropf. Die Gesundheitsreform der deutschen Sprache ist gescheitert, an ihr wird auch nach zehn Jahren noch herumgedoktert. Die Schweizer Orthographische Konferenz hält weitere Nachbesserungen für unerlässlich. Gehen also die Reparaturarbeiten weiter?

Korrekt zu schreiben sollte einfacher werden: Mit diesem Ziel gingen Germanisten und die Kultusminister damals daran, die deutsche Sprache von Ungereimtheiten zu befreien. Es begann ein Kahlschlag. Dafür, dass Betttuch mit drei »t« und dass mit zwei »s« geschrieben werden sollen, haben die meisten Deutschen Verständnis. Aber für das willkürliche Auseinanderreißen von Wortverbindungen gilt das nicht. Beispiel »zusammen tragen«: Es ist ein Unterschied, ob zusammen tragen meint, dass jemand Informationen oder Modellautos sammelt, oder ob es bedeuten soll, dass mehrere Menschen einen Schrank gemeinsam schleppen. Die alte Zusammenschreibung war die bessere Lösung.

Nach dem Kahlschlag folgte die Neuanpflanzung des alten Saatguts. Der Rechtschreibrat um den früheren bayerischen Kultusminister Hans Zehetmair brachte durch die Rückbesinnung auf Altbewährtes wieder mehr Vernunft in den Rechtschreibwahnsinn. Dennoch ist die Verunsicherung weiter groß. Wie die Forschungsgruppe Deutsche Sprache herausfand, stieg die Fehlerquote in Aufsätzen von Viertklässlern und in Diktaten von Gymnasiasten deutlich an. Damit haben die Rechtschreibreformer ihr Ziel verfehlt.

Wenn es ums Schreiben geht, müssen die Deutschen heute öfter im Duden nachsehen als früher. Das Flickwerk leistete der Beliebigkeit Vorschub. »Ich schreibe so, wie ich will«: So denken immer mehr Deutsche. Wenn Personalchefs über haarsträubende Schnitzer in den Bewerbungen um Lehrstellen klagen, dann ist das auch auf die zersetzende Wirkung der Rechtschreibreform zurückzuführen. Während Ältere, die Sprache als hohen Wert ansehen, auf Korrektheit bei Rechtschreibung und Formulierungen achten, bekommen sie im Gegenzug Briefe von ihren Enkeln, die von großer sprachlicher Gleichgültigkeit zeugen. Ohnehin möchten viele Jugendliche am liebsten nur noch SMS schreiben, auf dem Handy regiert der Abkürzungswahn.

Mehr als zehn Jahre lang streiten die Deutschen schon über die Rechtschreibung, die am 1. August 2007 endgültig in Kraft trat. Nach der langen Zeit ist sie immer noch unausgegoren. Aber wir müssen wohl die Mängel akzeptieren, denn eine neuerliche Reform der Reform wäre für die Schüler und auch ihre Lehrer unzumutbar. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.


Kommentar von FDS, verfaßt am 03.08.2008 um 19.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=598#7187

Unsere Meldung aufgegriffen haben auch die Leipziger Volkszeitung am 29. 7. und die Thüringer Allgemeine am 31. 7. 2008. Letztere beginnt ihren Artikel folgendermaßen:
"FELIX THURINGIA/Fehler/Ein Jubiläum steht morgen an – ein zehnjähriges. Doch nicht einmal die Initiatoren der Rechtschreibreform sehen sich veranlasst, darauf hinzuweisen. Wer weiß, ob sie selbst noch den Überblick haben, welche der mehrfach geänderten Änderungen derzeit gelten. An den Schulen jedenfalls hat sich die Fehlerzahl seitdem verdoppelt, wie die Forschungsgruppe Deutsche Sprache herausfand. Direkt auf Thüringen kann sie ihre Daten aber nicht beziehen, für solchen Aufwand fehlt das Geld. Wohl wahr, die Reform hat genug gekostet. [...]"


Kommentar von Frankfurter Rundschau, 1. 8. 2008, verfaßt am 31.07.2008 um 22.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=598#7157

Rechtschreibreform
Laufende Reparaturarbeiten
Christian Schlüter

Seit der Diskussion um die deutsche Wiederbewaffnung dürfte es wohl keinen vergleichbaren medialen Aufruhr und dermaßen erhitzte Gemüter mehr gegeben haben: Vor genau zehn Jahren, am 1. August 1998, begann die Einführung der Rechtschreibreform in Deutschland. Nach zahlreichen Protesten und Änderungen hat sich nur ein kleiner Teil des Reformwerks durchsetzen können. In ihrer Mehrheit lehnen die Deutschen die neue Rechtschreibung nach wie vor ab.

Dabei sollte das, was die staatlichen Vertreter aus Deutschland, Österreich und der Schweiz am 1. Juli 1996 als gemeinsame Absichtserklärung unterzeichneten, zu einer "grundsätzlichen" Erneuerung und dabei vor allem zu einer Vereinfachung der von zahllosen Regeln und ebenso vielen Ausnahmen bestimmten Orthografie führen.

Mehr noch, die richtige Schreibweise sollte nicht länger nur durch Vokabelpauken erlernt werden, sondern sich auch durch logisches Schlussfolgern ermitteln lassen – so wie sich etwa der "Stängel" als Teil einer Pflanze aus dem Substantiv "Stange", nun ja: irgendwie erschließt.

Erstaunlicherweise blieb die trilaterale Absichtserklärung von den Medien weitestgehend unberücksichtigt. Als es mit der Reform 1998 dann tatsächlich los gehen sollte, war oder tat man jedenfalls sehr überrascht. Denn jetzt fing der Rummel an. Etliche Schriftsteller protestierten.

Zahllose Gutachten begannen zu kursieren. In Schleswig-Holstein stellten sich die Bürger in einem Volksentscheid mehrheitlich gegen die Reform, was die damalige Ministerpräsidentin Heide Simonis allerdings unbeeindruckt ließ. Im Jahre 2000 schließlich kehrte die Frankfurt Allgemeine Zeitung mit viel Gewese – und zunächst folgenlos – zur alten Rechtschreibung zurück.

2004 aber sprach sich der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff öffentlich gegen die Reform aus. Ein Dammbruch: Beifall brandete von allen Seiten, Politiker aller Couleur meldeten auf einmal ihr Unverständnis an. Und als auch noch mit der Axel Springer AG und dem Spiegel Verlag zwei der einflussreichsten Medienhäuser ankündigten, dem Beispiel der FAZ zu folgen, schienen die Tage der ehrgeizigen Rechtschreibreform gezählt.

Doch, es sollte nichts nutzen, die Reformer schritten voran, und die Duden-Redaktion versorgte das Sprachvolk zuverlässig mit den neuesten Irrungen und Wirrungen.

Die Geschichte der Rechtschreibreform ist somit auch eine Mediengeschichte – und hinterlässt vielleicht eine kleine Enttäuschung in Hinblick auf die Ohnmacht der gerne beschworenen vierten Gewalt im Staate. Immerhin, ein von der Kultusministerkonferenz einberufener Rat für deutsche Rechtschreibung nahm sich des Reformwerks noch einmal an und stellte Anfang 2006 einen reformierten Reformentwurf vor.

Die Änderungen betrafen insbesondere die umstrittene, zu Teilen widersinnige Groß- und Kleinschreibung sowie die Getrennt- und Zusammenschreibung. Und dann war es soweit: Am 1. August 2006 wurden die neuen Regeln in den Schulen eingeführt.

Inzwischen hat der Vorsitzende des Rechtschreibrates und ehemalige bayerische Kultusminister Hans Zehetmair weitere Korrekturen angekündigt – "Spaghetti" mit oder ohne "h" und solche Fragen sorgten halt immer noch für Verwirrung. Seine Bilanz aus zehn Jahren Reformanstrengung: "Insgesamt ist die Rechtschreibreform sicher nicht verfehlt. Wenn, dann kann man die Frage stellen, ob die Reform überhaupt hätte gemacht werden sollen."

Ein flammendes Bekenntnis klingt anders, erstaunlich ist vor allem Zehetmairs Verweis aufs Grundsätzliche. Ja, selbstverständlich lässt sich immer bezweifeln, ob eine durch ihren täglichen Gebrauch in steter Veränderung begriffene und zugleich bestimmte, also lebendige Sprache "überhaupt" in ein Regelkorsett zu pressen ist.

Nicht weniger grundsätzlich ist noch ein Einwand, der sich in den vergangenen Tagen wieder Luft verschaffte: Die Reform führe zu einer Art Proletarisierung der Schriftsprache, weil sie sich durch Vereinfachung ("Delfin" statt "Delphin" oder "Maläse" statt "Malaise") bei bildungsfernen Schichten beliebt zu machen trachte, weshalb das Deutsche seiner ehrwürdigen Herkunft, gewissermaßen seines kulturellen Adels beraubt werde. Doch zeigen solche Einwände nur, dass es eine ideologiefreie Beschäftigung mit der Rechtschreibung nicht geben kann – und darf. Schließlich ist unsere Sprache der maßgebliche Kulturträger.

Etwas pragmatischer im Ansatz hat unlängst der Germanist Uwe Grund in einem Gutachten darzulegen versucht, dass seit der Reform die Rechtschreibfehler bei Schülern eklatant zugenommen haben – in Abituraufsätzen sogar bis zu 120 Prozent. Die Groß- und Kleinschreibung, so Grund, vor allem aber die Schreibung des s-Lautes ("s", "ss", "ß") bereite immer noch große Schwierigkeiten.

Gewiss möchte man all jenen beipflichten, die unsere Schüler als keineswegs zu dumm für die Neuregelung halten, doch umgekehrt folgt daraus nicht, dass die Reform zu blöd für die Schüler sei. Denn zumindest, was die s-Laute angeht, sind die Regeln doch eher einfach.

Lehrpläne hin oder her, auch in den Schulen sind die Widerstände gegen die Reform vielfältig. Und außerhalb von Schulen und Behörden schreibt ohnehin jeder, wie er will. Wir gönnen uns den Luxus mehrerer nebeneinander existierender und dabei "erlaubter" Schreibweisen. So gesehen war und ist die Rechtschreibreform auch ein Beitrag zur Vielfalt unserer Sprache. Oder schlicht der Beweis ihrer unerschütterlichen, bisweilen fröhlichen Anarchie.

(Link)


Kommentar von dpa, verfaßt am 31.07.2008 um 15.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=598#7143

„Spaghetti“ oder „Spagetti“ – Rechtschreibreform ein Jahr in Kraft
Wer im Alltag viel schreibt, muss noch häufig zum Wörterbuch greifen

Von Esteban Engel

Sie ist bei vielen Menschen unbeliebt und wird es wohl noch länger bleiben: Die Rechtschreibreform löst auch ein Jahr nach ihrem offiziellen Start Unbehagen und Unsicherheit aus. Dabei war am 1. August 2007 ein abgespecktes Regelwerk verbindlich in Kraft getreten. Ursprünglich hatten die mit dem Vorhaben betrauten Experten viel stärker in die Schreibweise der deutschen Sprache eingreifen wollen.

Ob „kennenlernen“ oder „kennen lernen“, „Schiffahrt“, „Schifffahrt“ oder „Schiff-Fahrt“, „überschwänglich“ oder „überschwänglich“ – wer im Alltag viel schreibt, muss noch heute häufig zum Wörterbuch greifen. Nach einer Untersuchung der Forschungsgruppe Deutsche Sprache, der einige Reformgegner angehören, haben die neuen Regeln das korrekte Schreiben an Schulen nicht erleichtert – im Gegenteil. Die Fehlerquote sei etwa in freien Aufsätzen von Viertklässlern um 80 Prozent, bei Diktaten in der gymnasialen Oberstufe gar um 110 Prozent gestiegen. Vor allem die Verwendung von Doppel-S und Eszett löse bei vielen Schülern noch Kopfzerbrechen aus.

Die Gegner blicken hoffnungsvoll in die Schweiz, wo die Orthographische (oder Orthografische) Konferenz eine Reform der Reform anstrebt. „Der Weg, den sie einschlägt, wird insbesondere den Schulen helfen, mehr Sicherheit im aktuellen Durcheinander zu gewinnen“, sagt etwa Schulbuchverleger Michael Klett.

Die Kultusministerkonferenz (KMK) sieht dagegen keinen „akuten“ Handlungsbedarf. „Die Unzufriedenheit hält sich so in Grenzen, dass sie kaum bemerkbar ist“, sagt KMK-Generalsekretär Erich Thies. Die Reform habe sich bewährt. Der Vorsitzende des Rechtschreibrates, der frühere bayerische Kultusminister Hans Zehetmair, schließt allerdings kleine Änderungen nicht aus. Man wird sich nun mit den Wörterbuchverlagen unterhalten, ob nicht etwa „Spaghetti“ ohne „h“ geschrieben werden kann, sagte der CSU-Politiker dem „Münchner Merkur“.

Die wohl größte Reform im Schriftdeutsch hatte in der Bundesrepublik, Österreich und der Schweiz Verwirrung und Ablehnung ausgelöst. Bereits am 1. Juli 1966 hatten sich Fachleute aus den drei Ländern, sowie aus Liechtenstein und den Staaten mit deutschsprachigen Minderheiten grundsätzlich auf das Projekt geeinigt. Kurz danach erhoben sich die ersten Stimmen des Protests gegen die Kommission.

Vor allem Schriftsteller aber auch Institutionen wie die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung kritisierten die ihrer Ansicht nach willkürlichen Änderungen. „Mein erstes Prosamanuskript zur ‚Blechtrommel‘ ist voller Rechtschreibfehler. Ich habe die deutsche Rechtschreibung im Laufe meines langen Schreibprozesses gelernt und bin deshalb auch so wütend, dass sie wieder geändert wird“, sagte etwa Literaturnobelpreisträger Günter Grass.

Das Bundesverfassungsgericht erklärte die Reform dennoch für rechtmäßig, in Umfragen lehnte eine Mehrheit der Deutschen die neuen Regeln ab. Am 1. August 2005 wurden die weitgehend unstrittigen Teile an Schulen und Behörden verbindlich eingeführt.

Vor dem Hintergrund des anhaltenden Widerstandes beschloss der von den Kultusministern eingesetzte Rat für deutsche Rechtschreibung im Februar 2006 Änderungsvorschläge bei der Getrennt- und Zusammenschreibung, der Silbentrennung sowie der Zeichensetzung. So durften fortan Wortverbindungen wie „allein erziehend“ oder „so genannt“ auch zusammen-, das „Du“ in Briefen wieder großgeschrieben werden.

Einige Medien, allen voran die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, das Magazin „Der Spiegel“ und das Medienhaus Axel Springer („Bild“, „Die Welt“) gaben ihren Widerstand auf und schwenkten auf die veränderte Rechtschreibung um. Auch die Nachrichtenagenturen einigten sich auf das neue Regelwerk, damit sie nicht nur korrekt, sondern auch in einheitlicher Schreibweise ihre Meldungen verbreiten.

Im Rückblick räumt KMK-Generalsekretär Thies Fehler bei der öffentlichen Vermittlung des Projekts ein. So habe die Reformkommission zu lange für sich gearbeitet, die Politik sich zu spät eingeschaltet. Die Proteste sieht Thies gelassen. „Keine Themen erhitzten die Gemüter so wie die Rechtschreibreform und die Terminregelung für die Sommerferien – das ist unlösbar.“

(Link)


Kommentar von Focus online, 29. 7. 2008, verfaßt am 30.07.2008 um 10.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=598#7114

Rechtschreibreform
Schüler machen doppelt so viele Fehler
Sind es nun die ewig Gestrigen oder doch die Ewiggestrigen, die so viele Fehler im Deutschunterricht machen? Die erste Bilanz über die Rechtschreibkenntnisse der Schüler kommt einer Bankrotterklärung gleich.

Der Forscher Uwe Grund von der Universität Saarland hat die Auswirkungen der Rechtschreibreform unter die Lupe genommen. Das Ergebnis ist katastrophal: Auch noch zehn Jahre nach der Einführung kämpfen Deutschlands Schüler mit der Orthografie. Grund verglich Diktate und Aufsätze aus den Jahren 1970 bis 2006. Demnach hat sich die Fehlerquote durchschnittlich mehr als verdoppelt. Hat ein Schüler im Jahr 1970 durchschnittlich noch 3,5 Fehler im Diktat gemacht, waren es im Jahr 2006 im Schnitt schon 7,4 Fehler pro Schüler.

„Die Fehler haben sich gerade in den Bereichen vermehrt, in denen die Reformer regulierend in die Sprache eingegriffen haben“, sagte Grund. Dies entspreche bei gleichen Bewertungsmaßstäben einer Absenkung um eine ganze Note. Die größte Fehlerquelle ist demnach die Interpunktion. Aber auch die Groß- und Kleinschreibung macht den Schülern zu schaffen. Die erste Bilanz zeige offenbar, dass die hier keine Rede von einer „Vereinfachung der Schreibung“ sein kann, bilanziert Grund. Eine leicht verständlichere Orthografie war damals jedoch das Argument schlechthin für die Reform gewesen.

(Graphik)

(Link)


Kommentar von bild.de, verfaßt am 30.07.2008 um 01.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=598#7103

Experten warnen vor Problemen mit der „Schlechtschreib-Reform“ Testen Sie Ihre Rechtschreibung!

Die Rechtschreibreform hat die Fehlerquote unserer Kinder drastisch erhöht!

Das belegen Studien.

Im BILD-Rechtschreibtest können Sie selbst testen, wie gut Sie die neuen Regeln beherrschen.

In der Auswertung sehen Sie, wie gut Sie liegen – und welche Note Sie bekommen. (hjv)

(Link)

(Im Test: 10. Gräuel
Richtige Antwort!
Gräuel ist ebenfalls korrekt, Greuel ist abgeschafft)


Kommentar von b.eversberg, verfaßt am 29.07.2008 um 19.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=598#7094

Die KMK genießt zur Zeit eine Art Narrenfreiheit. Sie hat seit März '06 keine Erklärung zur R-Reform mehr abgegeben. Auf ihrer Website kann man keine Zuständigkeit dafür erkennen, auf der des Rates ist sie auch kaum zu finden. Nur die Medien oder ihre Vorgesetzten könnten die KuMis nochmal mobilisieren, aber die packen das Thema alle nicht mehr an. Bei Siemens hat der neue Vorstand jetzt eine "organisierte Unverantwortlichkeit" aufgedeckt. Sowas in der Art müssen wir wohl gleichfalls konstatieren, aber es gibt noch keinen neuen, unbelasteten Vorstand und auch sonst macht keiner Druck. Ein Verhalten, als ginge es um ein unabänderliches Naturereignis.


Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 29.07.2008 um 17.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=598#7092

Kann es denn sein, daß auch diese Untersuchung die Kultusminister nicht wachrüttelt? (Mal ganz davon abgesehen, daß die sogenannte Reform auch Murks wäre, wenn die Schüler "richtig" im Sinne von Duden & Co. geschrieben hätten.)


Kommentar von www.stock-world.de, verfaßt am 29.07.2008 um 15.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=598#7081

Rechtschreibreform bringt wenig Nutzen

BERLIN (FIRSTNEWS) - Die Rechtschreibreform bringt Schülern keine Erleichterung. Das hat jetzt die Forschungsgruppe Deutsche Sprache herausgefunden. Seit der Einführung der neuen Rechtschreibung im Jahr 2005, sei die Fehlerquote gestiegen. In Aufsätzen von Schülern der 4. Klasse stieg die Anzahl falsch geschriebener Wörter um 80 Prozent. In Diktaten der Unterstufe an Gymnasien stieg die Fehlerquote um 110 Prozent, in Abituraufsätzen sogar um 120 Prozent. Weiter heißt es, vor allem bei s-Lauten hätten sich die Fehler beinahe verdoppelt. Auch die Groß- und Kleinschreibung macht den Schülern Probleme. Die Fehlerquote stieg hier um 176 Prozent.

Link


Kommentar von Christian H., verfaßt am 29.07.2008 um 13.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=598#7077

Im April 2007 hat 'FOCUS SCHULE' auf der didacta auch einmal die Lehrer getestet und sie einen Text mit 28 Fehlern korrigieren lassen. Weniger als die Hälfte der Fehler haben die Lehrer im Durchschnitt entdeckt.

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Kommentar von BILD, verfaßt am 29.07.2008 um 13.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=598#7076

Die auflagenstärkste deutsche Tageszeitung berichtet heute (29. Juli) auf ihrer Titelseite über die Untersuchung von Herrn Grund:

Ärger an unseren Schulen
Wegen Rechtschreibreform machen Schüler mehr Fehler
Von Hans-J. Vehlewald

Die 2005 verbindlich eingeführte „Schlechtschreibreform“ hat den Schülern das Leben nicht leichter gemacht, sondern schwerer!

Die reformkritische Forschungsgruppe Deutsche Sprache fand heraus: Die Fehlerquote in Aufsätzen und Diktaten hat sich teilweise massiv erhöht. So stieg die Zahl falsch geschriebener Wörter in Aufsätzen (4. Klasse) um 80 %, in Diktaten der Unterstufe (Gymnasium) um 110 %, in Abituraufsätzen sogar um 120 % im Vergleich zu früheren Jahrgängen.

Die Fehlerzahl bei s-Lauten habe sich etwa verdoppelt, so die Auswertung vorliegender Studien. Bei Groß- und Kleinschreibung sei die Fehlerquote gar um 176 % angestiegen.

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Kommentar von MG, verfaßt am 28.07.2008 um 23.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=598#7069

Ein feststehender Begriff im Rahmen der Qualitätssicherung ist der Wirksamkeitsnachweis, den man nach einiger Zeit zu erbringen hat, um nachzuweisen, daß eine Neuerung den erwünschten Erfolg gebracht hat.

Ja, eigentlich wäre die Erbringung des Wirksamkeitsnachweises Pflicht der Reformer bzw. der KMK.


Kommentar von b.eversberg, verfaßt am 28.07.2008 um 20.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=598#7066

Leider kann die Büchervernichtung jetzt neuen Auftrieb erleben: Rühren die vielen Fehler nicht von dem immer noch viel zu hohen Verwirrungspotential her? Die Konfrontation mit veralteten Texten muß man entschlossen weiter gegen Null steuern, dann erst kann sich die Lage beruhigen. Die Länge des Atems, den man dafür braucht, wurde noch etwas unterschätzt.


Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.07.2008 um 17.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=598#7061

Das erwarte ich eigentlich nicht. Warum sollte sich die KMK noch einmal zu Wort melden? Sie kann so tun, als sei die Rechtschreibreform flächendeckend durchgesetzt und insofern auch erfolgreich. Wer fragt nach den Schülern und ihren Fähigkeiten oder Schulnoten! Solange alle kuschen, ist Stillhalten die beste Lösung. Die Reformer selbst sind ja auch schon lange auf Tauchstation. Und die Journalisten schlafen.

Hier müssen wir aber ansetzen: Die Schüler werden infolge der Reform benachteiligt. Entweder sie bekommen schlechtere Noten, oder sie werden nicht in der deutschen Qualitätsorthographie unterrichtet, oder beides. Außerdem geht die Büchervernichtung weiter. Bald werden manche Jugendbuchklassiker nur noch unter größten Schwierigkeiten zu bekommen sein.


Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 28.07.2008 um 17.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=598#7060

Und die KMK wird auch schon einen Dreh finden, diese Untersuchung zur Bestätigung dafür zu machen, daß die Reform erfolgreich ist.


Kommentar von Germanist, verfaßt am 28.07.2008 um 16.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=598#7059

Aber die Kultusminister haben doch beschlossen, daß die Reform ein Erfolg ist, basta. So einfach geht das.


Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 28.07.2008 um 12.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=598#7052

Das Börsenblatt spricht aber in aller Deutlichkeit von einem "Zusammenschluß von Reformgegnern". So kann jeder glauben, die Untersuchung erbringe das Ergebnis, das von Anfang an erwünscht gewesen sei.

Der Satz von Herrn Markner stimmt indes in jedem Falle: Warum hat die Kultusministerkonferenz keine Untersuchung in Auftrag gegeben, inwieweit die Rechtschreibreform erfolgreich war?



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