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10.06.2008
 

Die geschlossene Demokratie

»Weil versäumt wurde, die Bürger an der Entscheidung zu beteiligen und mit ihnen einen Kompromiss zu finden, ist Deutschland innerhalb weniger Jahre in die Zeit zurückgefallen, in der es keine als verbindlich anerkannte Rechtschreibung gab.«

Den vollständigen Text finden Sie hier.



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Kommentare zu »Die geschlossene Demokratie«
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Kommentar von Hustensaft, verfaßt am 12.06.2008 um 08.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=589#6770

Unser politisches System weist inzwischen alle Merkmale der Oligarchie auf. Komisch, warum man den Begriff immer nur auf Rußland anwendet.


Kommentar von jueboe, verfaßt am 12.06.2008 um 13.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=589#6772

In dem angesprochenen Beitrag von TELEPOLIS steht auch der Absatz "Zwar mag die Rechtschreibung insbesondere für ABC-Schützen etliche Erleichterungen gebracht haben. Diese wurden aber selbst von den Reformgegnern begrüßt."

Schade, diese Aussage verhunzt den gesamten Beitrag.


Kommentar von WL, verfaßt am 12.06.2008 um 15.24 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=589#6773

»Schade, diese Aussage verhunzt den gesamten Beitrag. «

Warum? Es gibt nun einmal keine fehlerlosen Pressetexte, das merkt man jedesmal, wenn man einen noch so klugen Aufsatz über ein Thema liest, in dem man sich selbst einigermaßen auskennt.

Und man muß doch zur Kenntnis nehmen, daß über Einzelaspekte der Reform auch bei Leuten, die sie insgesamt durchaus ablehnen, Ansichten bestehen, die anders sind als die der rigorosen Reformgegner (die übrigens auch nicht immer mit allem im Recht sind). Nicht jeder steigt so weit in die Problematik ein, daß er zum Beispiel den Irrtum mit der vermeintlichen Erleichterung durch die ss/ß-Schreibung erkennt. So vordergründig diese ist – sie scheint viele Leute zu überzeugen. Auch die Schreibweise »heute Abend« finden viele eigentlich »logisch«, weil Abend ja ein Substantiv ist.

Ja, solche Aussagen sind schade, aber damit ist nicht der ganze Beitrag verhunzt, der immerhin deutlich macht, daß die Reform ein Fiasko ist.


Kommentar von jueboe, verfaßt am 12.06.2008 um 16.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=589#6774

Mein Unmut bezog sich auf die "etliche(n) Erleichterungen" "insbesondere für ABC-Schützen".
Man muß diesen Satz so deuten, daß die Kultusminister am Ende doch recht haben. Das ist alles andere als ein marginaler Einzelaspekt.


Kommentar von b.eversberg, verfaßt am 12.06.2008 um 16.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=589#6775

Es ist in solchen Fällen immer schade, daß man nicht nachfragen kann.
In diesem Fall bin ich auch fast sicher, daß die Bemerkung undurchdacht ist und nichts anderes gemeint ist als die unreflektiert und gebetsmühlenartig gepriesene ss-Regel.


Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 12.06.2008 um 16.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=589#6776

Neben anderen möglichen Interpretationen des Satzes bzgl. der von Reformgegnern begrüßten Erleichterungen, die oben schon genannt wurden, wäre auch daran zu denken, daß die im "Ickler" vorgesehenen Liberalisierungen aufgrund des empirisch erfaßten Sprachgebrauchs gegenüber den Dudenspitzfindigkeiten gemeint sein könnten. Leider steht es nicht explizit so da.


Kommentar von Taunusbürger, verfaßt am 12.06.2008 um 18.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=589#6777

Es gibt eine aktuelle Allensbach-Umfrage bezüglich der Einstellung der Deutschen zur Sprache, auch zur Rechtschreibreform.
Die Ergebnisse werden morgen (13. Juni) im Zusammenhang mit einer Tagung des Deutschen Sprachrats in Berlin präsentiert, man darf gespannt sein.


Kommentar von Philip Köster, verfaßt am 13.06.2008 um 03.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=589#6778

Ein Kommentar sei mir vielleicht noch gestattet, dann werde ich mich auch wieder zurückziehen.

Volksentscheide sind eine heikle Sache. Reformgegner haben früh auf einen Volksentscheid gedrängt, weil sie sich von ihm das für sie gewünschte Ergebnis erhofften. Inzwischen ist das ja nicht mehr so sicher, zu welcher Seite das Zünglein der Waage ausschlagen würde, viel und erfolgreich wurde schon desinformiert, und so freundet sich mancher Reformbefürworter insgeheim vielleicht schon mit der Idee eines Plebiszits an. Das nennt man wohl ergebnisorientierte Demokratie.

Dabei ist dieser Standpunkt verlogen und der Sache auch nicht angemessen. Die StVO betrifft uns auch alle, dennoch würden wir sie kaum in die Hände von Fußgängern legen. Ich bin mir sicher, jeder hätte da so seine Verbesserungsvorschläge zur StVO, insbesondere was die Parkregelungen anbetrifft, aber eigentlich fahren wir doch alle ganz gut damit, daß wir das Verkehrsrecht denen überlassen, die etwas davon verstehen, es vielleicht sogar studiert haben. Ähnlich verhält es sich mit der Orthographie: sie sollte von denen geregelt werden, die nicht nur kurzsichtig, quasi von Satz zu Satz denken, sondern das Gesamtbild überblicken können. Natürlich gehört die Sprache dem Volk, die Graphie auch, denn jeder muß sie ja schließlich anwenden und stöhnt vielleicht bisweilen, weil er schon wieder nicht weiß, ob man jetzt getrennt oder zusammen, klein oder groß schreibt. Dabei ist das im Alltag gar nicht so wichtig: ein schöner Liebesbrief wird auch in schlechter Graphie und in üblem Ausdruck immer ein schöner Liebesbrief bleiben. Es ist nur beruhigend zu wissen, ein durchdachtes Regelwerk im Rücken zu haben, auf das die Besten sich berufen können. Es ist gewissermaßen ein Ideal, eine Utopie, die nicht erreicht werden kann. Doch reißen wir das Ideal ein, richten wir uns nach denen aus, die verhältnismäßig schlechter schreiben, schreibt das Volk noch schlechter als zuvor. Das scheint mir ein historisch-kultureller Imperativ. Um beim Beispiel der StVO zu bleiben: Schreibt man 50 in geschlossenen Ortschaften vor, fahren alle 60. Schreibt man 60 vor, fahren eben alle 70 oder 80.


Kommentar von Sigmar Salzburg, verfaßt am 13.06.2008 um 09.53 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=589#6779

Neu für uns im Link zum Schleswiger Urteil v. 6.2.2008 ist, daß die dreiste Nichtbeachtung des höherrangigen Spruchs des Lüneburger OVG v.13.09.2005 nun sogar als Leitsatz an den Anfang gestellt wurde. Ebenso erschreckend ist die völlige Verkennung des Bundesverfassungsgerichtsurteils v. 14.7.1998 als Freibrief für die Kultusminister. Zur Wahrung der Einspruchsfrist haben wir in Ermangelung anderer Mittel Antrag auf PKH gestellt. Die dadurch dem Gericht erleichterten Möglichkeiten der Rechtsbeugung könnten allerdings noch zurückgestutzt werden, wenn sich mäzenatische und juristische Idealisten zur Unterstützung bereitfänden.



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