Nachrichten rund um die Rechtschreibreform
Zur vorherigen / nächsten Nachricht
Zu den Kommentaren zu dieser Nachricht | einen Kommentar dazu schreiben
23.09.2006
Lehrerverband bemängelt Rechtschreibleistungen der Schüler
Im Deutschlandfunk beklagte Verbandschef Kraus eine anhaltende Verunsicherung an den Schulen nach der Rechtschreibreform.
Der Vorsitzende des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, hat nach den ersten Wochen im neuen Schuljahr beklagt, dass die Reform der deutschen Rechtschreibung nicht zu einer Vereinfachung für die Schüler geführt hat. Angesichts der vielen Nachbesserungen "hat man in der Schule resigniert", sagte Kraus im Deutschlandfunk.
"Die Versprechungen wurden nicht eingelöst. Unter dem Strich sind die Rechtschreibleistungen der deutschen Schüler nicht besser geworden."
Zwar seien die Regelungen zur s-Schreibung in sich stimmig, aber nicht leichter geworden. Als nach wie vor problematisch bewertete der Pädagoge die Groß- und Kleinschreibung sowie die Zusammen- und Getrenntschreibung. In diesen Bereichen gebe es "keinen Konsens mehr". Darum würden Lehrer solche Fehler auch großzügig behandeln.
Gleichzeitig kritisierte Kraus die für die Schulen entstehenden hohen Kosten durch ständig aktualisierte Wörterbücher. Ausgehend von deutschlandweit 42.000 Schulen kämen bei nur einem einzigen Klassensatz von 25 Exemplaren schnell Kosten von gut 20 Millionen Euro zusammen, die sinnvoller investiert werden könnten, so Kraus.
Aus Gründen der Finanzknappheit aber "weigern sich viele Schulen die neuesten Wörterbuchausgaben von 2006 zu kaufen". Man arbeite mit den veralteten Ausgaben der Jahre 2000 und 2004 weiter.
Außerdem seien viele Schulen verärgert und hätten nicht zu Unrecht den Eindruck, beim Reformprozess handele es sich um eine "schöne Geschäftemacherei".
(Deutschlandfunk, „Kultur heute“, 22.09.2006)
Diesen Beitrag drucken.
Kommentare zu »Lehrerverband bemängelt Rechtschreibleistungen der Schüler« |
Kommentar schreiben | neueste Kommentare zuoberst anzeigen | nach oben |
Kommentar von Stephan L., verfaßt am 24.09.2006 um 14.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=510#4859
|
Ist die neue s-Regelung wirklich so logisch? Ich verweise auf den folgenden Beitrag von Herrn Professor Ickler. Er zitiert zunächst aus Bastian Sicks erstem Buch:
»"Diese Regeln beziehen sich selbstverständlich nur auf die Fälle, in denen schon immer ein ss oder ein ß verlangt wurde. Wörter wie ‚Beweis’ oder ‚Kenntnis’ werden nach wie vor mit einfachem s geschrieben." (S. 178)
Man muß also die alte Rechtschreibung schon beherrschen, um die neue anwenden zu können. Ob Sick sich im klaren war, was er da schrieb?«
|
Kommentar von Karin Pfeiffer-Stolz, verfaßt am 24.09.2006 um 17.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=510#4861
|
Hieran zeigt sich die ganze Problematik willkürlicher Veränderungswünsche. Wer jemals versucht hat, in seinem Umfeld Veränderungen von was auch immer vorzunehmen, weiß, wie oft plötzlich Probleme dort auftauchen, wo man sie gar nicht vermutet hat. Man übersieht gern Wesentliches und in der Regel das, was aufgrund der Gewohnheit nicht ins Bewußtsein steigt.
Ein Grund mehr, bei Reformen mit großer Umsicht vorzugehen und lieber darauf zu verzichten, sobald sich unerwartete Widerstände zeigen.
|
Kommentar von lit.COLOGNE GmbH, verfaßt am 24.09.2006 um 19.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=510#4862
|
Wen interessiert denn noch Rechtschreibung, wenn man den GUINESS RECORD geschafft hat?
Aus einer Pressemeldung der lit.COLOGNE GmbH:
Der Weltrekordversuch auf der lit.COLOGNE 2006 "Die Größte
Deutschstunde der Welt" ist geglückt und zertifiziert!
Köln, 14. September 2006 - Das Guinness World Record Team mit
Hauptsitz in London bestätigte nun endlich mit einem offiziellen
Zertifikat: Auf der lit.COLOGNE ist zusammen mit Bastian Sick die
weltgrößte Deutschstunde abgehalten worden.
Für alle Rekordversuche gilt ein einheitliches und recht aufwendiges
Anmeldesystem bei jener Institution, die seit nunmehr 50 Jahren
Weltrekorde aus allen Ländern der Erde offiziell anerkennt,
beurkundet und dokumentiert.
Angenommen werden Vorschläge, die verblüffend, einfach zu vergleichen
und nach Meinung der Guinness World Record Researcher von weltweitem
Interesse sind.
Anhand von strengen Richtlinien, ausgearbeitet von Guinness World
Record Team, wurde die Deutschstunde am Montag, 13. März 2006 während
der lit.COLOGNE durchgeführt. Mehr als 15.000 Teilnehmer versammelten
sich dazu in der Kölnarena und erlebten mit Moderator Thomas Bug und
Bastian Sick, dem Autor von "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod",
eine Doppelstunde Deutsch der besonderen Art.
Nach dem Festival wurde die Einhaltung der vorgegeben Richtlinien, zu
denen die Erfassung der Teilnehmer über Listen und der bestandene
Deutschtest gehörten, anhand von Videomaterial, Fotos und
Zeitungsartikeln dokumentiert und bei Guinness World Records
eingereicht. Ausschlaggebend für den Erfolg des Rekordversuchs waren
außerdem die Statements der unabhängigen Zeugen, Jürgen Rüttgers und
Michael Vesper, die die exakte Einhaltung der Richtlinien schriftlich
bestätigten.
Ob die "Größte Deutschstunde der Welt" auch im Guinnessbuch der
Rekorde veröffentlicht wird, ist lediglich eine redaktionelle
Entscheidung. Von über 65.000 Rekordversuchen werden lediglich 4.000
im Buch veröffentlicht.
|
Kommentar von Kai Lindner, verfaßt am 25.09.2006 um 09.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=510#4864
|
Nanu... ist Herr Sick denn ein zugelassener Deutschlehrer (mit Staatsexamen... oder zumindest als Quereinsteiger... welche Klasse hat er denn in welcher Schule unterrichtet)?
Da könnte sich ja jeder in ein Stadion stellen, irgendwelche Alltagsweisheiten von sich geben, und behaupten, es sei die größte Philosophievorlesung der Welt gewesen.
Aber, so wissen wir zumindest, worum es Herrn Sick bei seiner "Deutschstunde" wirklich ging... Marketing!
|
Kommentar von David Weiers, verfaßt am 25.09.2006 um 12.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=510#4869
|
Die Vergangenheit nährt die Gegenwart, die Gegenwart nährt die Zukunft. Daran wird man nichts ändern können. Und wenn man auch noch so vehement versucht, vorausschauend und zukunftsorientiert zu handeln und zu planen, letztlich bringt das nichts, wenn man die Vergangenheit komplett als überflüssig abtut.
Den Fehler haben die Reformer gemacht, und die Reformpeitscher machen ihn immer noch. Alles soll für die Zukunft sein, alles modern und am besten heute schon dem Standard von morgen genügen. Dabei könnte man doch so schön von früher lernen, so wunderbar auf bereits Geschaffenem aufbauen. (Lehrbücher zur deutschen Syntax beispielsweise, die vor siebzig Jahren geschrieben worden sind, sind auf einem Niveau, das das heutige tatsächlich weit übertrifft. Und Lesebücher aus den fünfziger Jahren leisten bei Lichte betrachtet doch so viel mehr als die zur Zeit verwendeten Titel "Deutsch für Teens", "Hip-Fun-Deutsch 8. Klasse" oder "Cool-Klick – german Deutschbook".)
Aber is nich. Schotten wir uns von allem Vergangenen ab. Machen wir alles besser. Und zwar amtlich. Denn dann kann man endlich sagen: "Früher war alles falsch!"
Hach, was muß das Erscheinen der ersten reformierten Bücher bei so einigen Zeitgenossen ja geradezu orgastische Empfindungen ausgelöst haben...
Ob das Klagen des Lehrerverbandes das Luststöhnen übertönen und womöglich sogar bremsen kann?
|
Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 26.09.2006 um 23.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=510#4890
|
Die größte Deutschstunde der Welt, das ist ganz einfach die Rechtschreibreform. Und da muß man die Rechtschreibleistung der Deutschen insgesamt bemängeln, nicht nur die der "Schüler". Wir sind jetzt alle Schüler.
Gerade habe ich wieder eine ä-Verbeugung vor dem großen ä-Lehrer Augst gefunden, kurz davor gibt's noch einen Lapsus: Dieser "Human Transporter" ist in den letzten Jahren zum Kultgefährt lauffauler Amerikaner geworden und müht sich intensiv um internationale Anerkennung. Doch in Deutschland bleibt im [sic] diese bislang verwährt.
(www.spiegel.de)
Bastian Sick sollte sich lieber mal um die Texte aus seiner Redaktion kümmern, anstatt den Aufklärer der Nation zu spielen.
|
Kommentar von Martin Gerdes, verfaßt am 27.09.2006 um 11.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=510#4892
|
»Bastian Sick sollte sich lieber mal um die Texte aus seiner Redaktion kümmern, anstatt den Aufklärer der Nation zu spielen.«
... und natürlich um die eigenen.
Mögen Sie lieber halbe Sachen als Ganze?
schreibt er in seinem Artikel "Die reformierte Reform" (siehe hier).
Was kümmert mich mein Geschreibsel von gestern?
|
Kommentar von Hans-Jürgen Martin, verfaßt am 28.09.2006 um 10.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=510#4899
|
Am letzten Montag sendete das ZDF um 20:15 Uhr einen teils gewollt, teils ungewollt komischen Film mit Uwe Ochsenknecht: "Der beste Lehrer der Welt". Ca. 20 Minuten habe ich davon gesehen. Vor einer Schule namens "Kaspar-Hauser-Schule" hing ein langes Banner mit der Aufschrift:
"Von Kaspar Hauser lernen heisst Lernen lernen".
Diese ss-Schreibung gehört zu den ungewollt komischen Aspekten des Films, ist aber durchaus realistisch: Auch Lehrer, die die sogenannte alte ß-Schreibung ja kennen, beherrschen die zwangsreformierte ss-Schreibung oft nicht ("Zeugniss" etc.).
In Düsseldorf ist ein Plakat der Volkshochschule zu bewundern u. a. mit dem Satz: "Ich verschwende keine Zeit mehr. Es gibt noch so Vieles zu lernen." Unten rechts ist zu lesen: "VHS. Bildung, die Sie weiter bringt." (Statt "Sie" hätte man vielleicht besser "es" schreiben sollen ;-)
|
nach oben
Als Schutz gegen automatisch erzeugte Einträge ist die
Kommentareingabe auf dieser Seite nicht möglich. Gehen Sie
bitte statt dessen auf folgende Seite: |
www.sprachforschung.org/index.php?show=newsC&id=510#kommentareingabe |
Kopieren Sie dazu bitte diese Angabe in das Adressenfeld Ihres
Browsers. (Daß Sie diese Adresse von Hand kopieren müssen, ist ein
wichtiger Teil des Spamschutzes.) |
Statt dessen können Sie auch hier klicken
und die Angabe bei „news“ von Hand im Adressenfeld ändern. |
Zurück zur vorherigen Seite | zur Startseite
|