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20.07.2006
Reinhard Markner
Nicht empfehlenswert: der neue Duden
Nach nur 23 Monaten ein neuer Rechtschreibduden – das hat es noch nie gegeben.
Der gelbe Wälzer, der in diesen Tagen in die Buchhandlungen gelangt, ist bereits der vierte „reformierte“ Duden. Und auch die neueste neue Rechtschreibung, die er darstellt, unterscheidet sich wieder in mehreren tausend Fällen von allen vorangegangenen Versionen. Wer das Update kauft, kann ein Exemplar mit der nun veralteten neuen Rechtschreibung in Zahlung geben. Bis zu 4 Euro sollen die Buchhändler auf den Neupreis nachlassen dürfen.
Beim Verlag in Mannheim ist man über diese Entwicklung nicht sehr glücklich. Das einst so sichere Geschäft ist zu einer schwer zu kalkulierenden Angelegenheit geworden. Schon 1996 hatte man eine vorschnell in Druck gegebene Auflage wieder einstampfen müssen, nachdem Bayerns Kultusminister im letzten Moment das große H des Heiligen Vaters gerettet hatte. Und wie die Vorsehung es will, ist es auch diesmal wieder Hans Zehetmair, inzwischen als politischer Vorruheständler Leiter der Münchner Hanns-Seidel-Stiftung, der die Lagerbestände entwertet.
Acht Sitzungen hat der von Zehetmair geleitete Rat für deutsche Rechtschreibung seit dem Dezember 2004 darauf verwandt, einige der ärgsten Schwachstellen der reformierten Rechtschreibung zu beheben. Das Ergebnis, niedergelegt im aktuellen Amtlichen Regelwerk, kann man nur als kläglich bezeichnen. Aber es reicht aus, um mehrere Millionen Wörterbücher, die in den letzten Jahren verkauft wurden, unbrauchbar zu machen. Das eröffnet neue Absatzchancen, erschüttert aber auch das Vertrauen der Kundschaft in die Haltbarkeit der Mannheimer Produkte.
Die Duden-Redaktion, die selbst Sitz und Stimme im Rat hat, rächt sich auf subtile Weise. Die gelbe Signalfarbe findet sich nun nicht mehr nur auf dem Umschlag, sondern erstmals auch im Wörterverzeichnis. Wie mit einem Textmarker hervorgehoben sind in 3000 Fällen die von der Redaktion empfohlenen Schreibweisen. Der Rat hatte sich dazu durchgerungen, eine Vielzahl 1996 durchtrennter Wörter wieder zuzulassen: „bekanntmachen“, „bezugnehmend“, „halbtot“, „kaltstellen“, „selbstgedreht“ usw. Der Duden rät nun in diesen und in den meisten ähnlich gelagerten Fällen von der Zusammenschreibung ab.
Die Ausnahmen sind so zahlreich wie unvorhersehbar, denn nicht immer wird zur Getrenntschreibung geraten. Duden empfiehlt „kaputt machen“, aber „kaputtsparen“, „Furcht einflößend“, aber „furchterregend“, „High Heels“, aber „Highlife“, „Strom sparend“, aber „energiesparend“. In manchen Fällen hat offenbar das Los entschieden. Bemerkenswerterweise hält sich die Konkurrenz aus Gütersloh, der seit wenigen Wochen vorliegende Wahrig, mit Empfehlungen zurück, ist aber eher geneigt, den Rückbau zu unterstützen. So empfiehlt der Wahrig wieder „braungebrannt“ und „saubermachen“, der Duden hingegen weiterhin reformgetreu „braun gebrannt“ und „sauber machen“. Von einer einheitlichen Rechtschreibung bleibt Deutschland weit entfernt.
Zehetmair hatte besonderen Wert auf die Unterscheidung von „sitzenbleiben“ (in der Schule) und „sitzen bleiben“ (auf dem Stuhl) gelegt. Der Duden dreht ihm jetzt eine Nase und erklärt: „Die Grundregel, nach der zwei Verben getrennt geschrieben werden, ist so eindeutig und einfach, dass wir ihre Anwendung auch bei übertragenem Gebrauch empfehlen.“ So hält man nicht nur an einer Reformregel fest, sondern auch an der irrigen Grundannahme, einfache Regeln seien die Voraussetzung für eine leicht erlernbare und gut funktionierende Orthographie. Tatsächlich aber kann die Bildung neuer Wörter weder auf dem Verordnungswege noch durch den Duden beendet werden. Das Sprachgefühl ist letztlich stärker als jede künstlich ersonnene Regel. Wer Schülern Regeln einpauken möchte, statt ihr intuitives Sprachverständnis zu schulen, zieht unsichere Schreiber heran.
Werden die dann im Duden nachschlagen? Das darf man bezweifeln, denn für die meisten Menschen ist das Wörterbuch ein Auslaufmodell. Was das Textverarbeitungsprogramm nicht rot unterschlängelt, wird schon irgendwie richtig sein. Ob sich die Duden-Empfehlungen gegen Zehetmairs halbherzige Reparaturversuche durchsetzen werden, hängt deshalb vor allem davon ab, ob sie Eingang finden in die automatischen Schreibhilfen. Der Springer-Verlag, der vor knapp zwei Jahren zur bewährten Rechtschreibung zurückkehrte, hat angekündigt, sich seine Redaktionssysteme von Duden einrichten zu lassen. Im Ergebnis wird „Bild“ die heftig befehdete „Schlechtschreibreform“ folgsamer umsetzen denn je zuvor.
Schon im September wird der Rat für deutsche Rechtschreibung seine Arbeit fortsetzen. Die Scharfmacher in seinen Reihen dürfen sich über die Schützenhilfe aus Mannheim freuen. Eine wieder neue Version der „neuen“ Rechtschreibung soll in fünf Jahren vorliegen. Wie sie aussehen wird, weiß noch niemand. Aber spätestens dann ist das Verfallsdatum des jetzt erhältlichen Dudens erreicht.
Der Verfasser ist Vorsitzender der Forschungsgruppe Deutsche Sprache (www.sprachforschung.org).
Aachener Zeitung, 20. 7. 2006
Neues Deutschland, 24. 7. 2006
Link: http://www.aachener-zeitung.de/sixcms/detail.php?id=742016&template=detail_standard_azan
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Kommentar von Dudenredaktion, verfaßt am 19.07.2006 um 21.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=490#4502
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Den Duden-Empfehlungen zu folgen, wird praktisch und einfach sein. Aber der Weg zu den Empfehlungen war möglicherweise nicht so einfach. Wie bzw. nach welchen Kriterien hat die Dudenredaktion ihre Entscheidungen getroffen? Haben Sie ein Beispiel?
Bei ihren Entscheidungen hat es sich die Dudenredaktion in der Tat nicht leicht gemacht. Drei Überlegungen waren ausschlaggebend: erstens der tatsächliche Schreibgebrauch, wie ihn die Dudenredaktion beobachtet; zweitens die Bedürfnisse der Lesenden nach einer optimalen Erfassung der Texte und drittens die Bedürfnisse der Schreibenden nach einer möglichst einfachen Handhabung der Rechtschreibung. In jedem einzelnen Fall waren diese drei Gesichtspunkte, die nicht selten im Widerspruch zueinander stehen, sorgfältig gegeneinander abzuwägen. So gibt es Fälle, in denen die Dudenredaktion den Schreibenden die neuere Schreibvariante empfiehlt (z. B. fest angestellte Mitarbeiter), während sie in anderen Fällen zur traditionellen Variante rät (z. B. Spaghetti oder die Großschreibung von Du und Dein in Briefen).
(Rest des Interviews mit dem Leiter der Dudenredaktion, Dr. Matthias Wermke: siehe Duden-Homepage)
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Kommentar von 20minuten.ch, verfaßt am 19.07.2006 um 23.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=490#4503
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Neuer Duden: Von «Sudoku» bis «Telenovela»
«Sudoku» und «Telenovela» sind drin, das öffentliche Fussballgucken «Public Viewing» dagegen noch nicht: Der neue Duden kommt an diesem Samstag, seinen Konkurrenten Wahrig gibt es schon seit einem Monat.
Nach dem Wirrwarr um die umstrittene Rechtschreibreform wollen die beiden Wörterbücher wieder für mehr Klarheit beim Schreiben sorgen - und über Stolpersteine bei den Regelungen hinweghelfen.
Der grösste Unterschied zwischen den Werken: Der Duden kommt nicht nur aussen in sattem Gelb daher, auch beim Durchblättern stösst der Leser auf zahlreiche gelb markierte Wörter. Erstmals gibt die Redaktion - gelb hinterlegte - Empfehlungen bei Wörtern, für die künftig verschiedene Schreibweisen zulässig sind. So wird etwa zu «Grafik» statt «Graphik» geraten, zu «aufwendig» statt «aufwändig» und zu «Spaghetti» statt «Spagetti».
Ausschlaggebend bei der Wahl der Empfehlungen waren laut dem Leiter der Dudenredaktion, Matthias Wermke der tatsächliche Sprachgebrauch, ein optimales Textverständnis und das Bedürfnis nach einer möglichst einfachen Handhabung der Rechtschreibung.
Die Neuerung ist jedoch nicht unumstritten: Kritiker bemängeln, dass der Duden damit Entscheidungen des Rates für deutsche Rechtschreibung vorwegnimmt, der nun die Rolle eines neuen Sprachwächters einnimmt.
Variantenfreie Ausgaben für Betriebe
Der Wahrig mit seinem orange-blauen Einband dagegen - ein gemeinsames Produkt der Verlage Bertelsmann und Cornelsen - gibt nur vereinzelt Empfehlungen. «Wir wollen der Arbeit des Rates nicht vorgreifen», sagt eine Bertelsmann-Sprecherin. Schliesslich soll die von den Kultusministern eingesetzte Einrichtung die Schreibentwicklung gerade auch bei den möglichen Varianten beobachten.
Allerdings bringt der Verlag im August selbst eine «Hausorthografie von A bis Z» mit Empfehlungen für eine Schreibvariante heraus, um etwa Unternehmen eine einheitliche Rechtschreibung anzubieten. Im Januar folgt auch eine Neuauflage des ähnlich angelegten Bandes «Was Duden empfiehlt».
Vergleich Duden-Wahrig
In Grösse, Gewicht und Schriftbild sind sich die beiden Rechtschreibfibeln sehr ähnlich. Auch bei der Zahl der Stichwörter geben sich die Bände kaum etwas: Der Duden listet rund 130 000 Einträge auf, der Wahrig 125 000.
Beide geben einen Überblick über die Rechtschreib-Regeln sowie das neue amtliche Regelwerk, beide bieten ihr Wörterbuch auch als CD-ROM an, und beide bilden die Vorgaben des Rates zuverlässig ab, wie dessen Geschäftsführerin Kerstin Güthert lobt.
Der Duden ist vierfarbig und damit bunter als der Wahrig, kostet aber mit Fr. 35.10 genau Fr. 8.20 mehr als der Konkurrent. Während der Duden die Schreibweisen vor der Reform 1996 mit dem aktuellen Stand vergleicht, stellt der Wahrig die Schreibungen von 2004 dem neuen Stand gegenüber.
Eine Liste mit den Wörtern und Unwörtern des Jahres findet sich zusätzlich im Duden, der Wahrig wiederum wartet mit einem beispielhaften Lebenslauf und einem Bewerbungsschreiben sowie einem Kapitel zur Geschichte der Rechtschreibung auf.
Back to normal
Und wie lange halten nun die neuen Ausgaben? «Nachdem die Reform jetzt als abgeschlossen betrachtet werden kann, wollen wir den Wortschatz wie in der guten alten Zeit etwa alle fünf bis sechs Jahre aktualisieren», sagt Duden-Redaktionsleiter Wermke.
Und die Wahrig-Redaktion will nach dem jahrelangen Dauerstreit um das Aufregerthema Rechtschreibreform zum «klassischen Aktualisierungsrhythmus» von etwa zwei Jahren zurückkehren.
Quelle: SDA/ATS
Link: hier
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Kommentar von Der Standard, 19. 7. 2006, verfaßt am 20.07.2006 um 00.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=490#4504
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Neuer Duden und Wahrig am Start
Ziel: Klarheit bei Rechtschreibung - Ab August verbindliche Regelungen
Mannheim - Das Rätselspiel "Sudoku" und die TV-Schmonzette "Telenovela" sind drin, das öffentliche Fußballschauen "Public Viewing" dagegen hat es noch nicht geschafft: Der neue Duden kommt am Samstag (22. Juli) in seiner 24. und bisher umfangreichsten Auflage in die Buchläden, sein Konkurrent Wahrig ist bereits seit Mitte Juni auf dem Markt. Nach dem Wirrwarr um die Rechtschreibreform wollen die beiden Wörterbücher wieder für mehr Klarheit beim Schreiben sorgen - und über Stolpersteine bei den Regelungen hinweghelfen, die ab 1. August verbindlich sind.
Ab 1. August verbindliche Regelungen
Der größte Unterschied zwischen den Werken: Der Duden kommt nicht nur außen in sattem Gelb daher, auch beim Durchblättern stößt der Leser auf zahlreiche gelb markierte Wörter. Erstmals gibt die Redaktion - gelb hinterlegte - Empfehlungen bei Wörtern, für die künftig verschiedene Schreibweisen zulässig sind. So wird etwa zu "Grafik" statt "Graphik" geraten, zu "aufwendig" statt "aufwändig" und zu "Spaghetti" statt "Spagetti". "Die Anrufe bei unserer Sprachberatung haben gezeigt, dass sich viele bei den Varianten von uns an die Hand nehmen lassen wollen", sagt der Leiter der Dudenredaktion, Matthias Wermke.
"Es ist ein mühsames Geschäft, alle Varianten vermitteln zu müssen."
Ausschlaggebend bei der Wahl der Empfehlungen waren laut Wermke der tatsächliche Sprachgebrauch, ein optimales Textverständnis und das Bedürfnis nach einer möglichst einfachen Handhabung der Rechtschreibung. "Hier haben wir den Nerv der Schreibgemeinde und gerade auch der Schulen getroffen", ist Wermke überzeugt. "Es ist ein mühsames Geschäft, alle Varianten vermitteln zu müssen." Die Neuerung ist jedoch nicht unumstritten: Kritiker bemängeln, dass der Duden damit Entscheidungen des Rates für deutsche Rechtschreibung vorwegnimmt, der nun die Rolle eines neuen Sprachwächters einnimmt.
Der Wahrig mit seinem orange-blauen Einband dagegen - ein gemeinsames Produkt der Verlage Bertelsmann und Cornelsen - gibt nur vereinzelt Empfehlungen. "Wir wollen der Arbeit des Rates nicht vorgreifen", sagt eine Bertelsmann-Sprecherin. Schließlich soll die von den deutschen Kultusministern eingesetzte Einrichtung die Schreibentwicklung gerade auch bei den möglichen Varianten beobachten. Allerdings bringt der Verlag im August selbst eine "Hausorthografie von A bis Z" mit Empfehlungen für eine Schreibvariante heraus, um etwa Unternehmen eine einheitliche Rechtschreibung anzubieten. Im Jänner folgt auch eine Neuauflage des ähnlich angelegten Bandes "Was Duden empfiehlt".
Duden listet rund 130.000 Einträge auf, der Wahrig 125.000
In Größe, Gewicht und Schriftbild sind sich die beiden Rechtschreibfibeln sehr ähnlich. Auch bei der Zahl der Stichwörter geben sich die Bände kaum etwas: Der Duden listet rund 130.000 Einträge auf, der Wahrig 125.000. Beide geben einen Überblick über die Rechtschreib-Regeln sowie das neue amtliche Regelwerk, beide bieten ihr Wörterbuch auch als CD-ROM an, und beide bilden die Vorgaben des Rates zuverlässig ab, wie dessen Geschäftsführerin Kerstin Güthert lobt.
Der Duden ist vierfarbig und damit bunter als der Wahrig, kostet aber mehr als der Konkurrent. Während der Duden die Schreibweisen vor der Reform 1996 mit dem aktuellen Stand vergleicht, stellt der Wahrig die Schreibungen von 2004 dem neuen Stand gegenüber. Eine Liste mit den Wörtern und Unwörtern des Jahres findet sich zusätzlich im Duden, der Wahrig wiederum wartet mit einem beispielhaften Lebenslauf und einem Bewerbungsschreiben sowie einem Kapitel zur Geschichte der Rechtschreibung auf.
Wortschatz wird alle fünf bis sechs Jahre aktualisiert
Und wie lange halten nun die neuen Ausgaben? "Nachdem die Reform jetzt als abgeschlossen betrachtet werden kann, wollen wir den Wortschatz wie in der guten alten Zeit etwa alle fünf bis sechs Jahre aktualisieren", sagt Duden-Redaktionsleiter Wermke. Und die Wahrig-Redaktion will nach dem jahrelangen Dauerstreit um das Aufregerthema Rechtschreibreform zum "klassischen Aktualisierungsrhythmus" von etwa zwei Jahren zurückkehren. (APA)
"Duden - Die deutsche Rechtschreibung"
20,60 Euro
Bibliographisches Institut
ISBN 3-411-04014-9
"Wahrig - Die deutsche Rechtschreibung"
15,40 Euro, Bertelsmann Lexikon Vlg/VVA
ISBN 3-577-10177-6
(Der Standard, 19. Juli 2006)
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Kommentar von Christian F. Langewische, verfaßt am 20.07.2006 um 03.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=490#4505
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Man darf gespannt sein, nach wessen Regeln RTL dereinst bewerten wird, wenn wieder einmal eine Neuauflage dieser albernen Sendung namens "Der große Deutsch-Test" ansteht... :-)
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Kommentar von SZ, 21. 7. 2006, verfaßt am 20.07.2006 um 19.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=490#4511
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Monopol auf Richtigkeit
Wie es der Duden schaffte, in 130 Jahren zum Inbegriff aller deutschen Wörterbücher zu werden.
Von Hermann Unterstöger
Wenn es für einen Markennamen der höchste Adel ist, zum Gattungsnamen zu avancieren, dann gibt es für den Duden hier auf Erden nicht mehr viel zu tun. So wie es "Tempo" gelungen ist, die Spezies Papiertaschentuch zu repräsentieren, hat es der Duden im Lauf eines guten Jahrhunderts geschafft, als Synonym für das Produkt Wörterbuch genommen zu werden. "Da schau ich mal schnell in den Duden", sagt man, selbst wenn man vor sich am Tisch das Wörterbuch eines ganz anderes Herstellers stehen hat.
Am Anfang dieser bemerkenswerten Karriere steht der preußische Gymnasialdirektor Konrad Duden, der schon an der ersten orthographischen Konferenz von 1876 mitwirkte.
Die dabei empfohlene einheitliche Reichsorthographie wurde zwar von Bismarck hintertrieben, Duden jedoch arbeitete weiter an dem Projekt. 1880 legte er den sehr erfolgreichen "Urduden" vor, in dem der herrschende Sprachgebrauch getreulich abgebildet war.
Die zweite orthographische Konferenz (1901) brachte ebenfalls keine Einheitlichkeit, sie zementierte eher die Mängel im System der Rechtschreibung. Doch Dudens "Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache" war in seinem Siegeszug nicht mehr zu bremsen. Konrad Duden starb 1911, und von da an hieß der Duden Duden.
Zum Erfolg seines Werkes trug nicht nur die fachlich saubere Arbeit der Redaktion bei, sondern auch ein für den Duden höchst erfreulicher Amtsakt, der zumindest von der Konkurrenz als eine in der freien Marktwirtschaft unzulässige Privilegierung gewertet wurde: die Erteilung des Rechtschreibmonopols.
Es handelt sich um den Duden-Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 18./19. November 1955, worin es heißt, dass die Regelungen von 1901 ff. weiterhin verbindlich und "bis zu einer etwaigen Neuregelung" die Basis für den Schulunterricht seien. Dann folgt der ominöse Satz: "In Zweifelsfällen sind die im Duden gebrauchten Schreibweisen und Regeln verbindlich" - ein Pfund, mit dem zu wuchern dem Duden stets eine Ehre war.
Die Trennung Deutschlands in zwei Staaten brachte auch eine Zweiteilung des Dudens mit sich. Der Ost-Duden erschien weiterhin in Leipzig, der West-Duden etablierte sich in Mannheim. Obwohl beide die in Ost und West nahezu identische deutsche Sprache behandelten, entwickelten sie sich doch signifikant auseinander, insbesondere in ihren Umfängen.
Der Germanist Wolfgang W. Sauer, der dem Duden eine große kritische Studie gewidmet hat, wirft dem Duden West vor, dass er sich auf eine sachlich nicht zu rechtfertigende Weise aufgebläht habe, indem er die Menge der Komposita beliebig vermehrte.
Sauer belegt das anhand des Stichworts Jagd, das mit Koppelungen wie Jagdeifer, Jagdglück oder Jagdschein weitergeführt wird - Zusammensetzungen, die keinerlei Schwierigkeiten bereiten, "da sie in jeder Hinsicht durch ihre einzelnen Bestandteile entschlüsselbar sind". Auf diese Weise führte der Duden West vor der Wende mit 107 000 Einträgen vor dem Duden Ost, der 74 000 Lemmata bot.
Ob ausgesprochen oder nicht: Es war immer ein Teilziel der jüngsten Rechtschreibreform, das Monopol des Dudens zu brechen und den Markt - krisensicher wie sonst nur das Bestattungswesen - zu öffnen. Das ist insofern gelungen, als es seitdem jedermann freisteht, Wörterbücher herauszugeben und sich dabei auf die neuen amtlichen Richtlinien zu berufen.
Der Duden legt nun, als alter Hase der Branche, eine Variante vor, die klare - und den meisten Benutzern wahrscheinlich sympathische - Vorschläge unterbreitet. Ein Amtssiegel wie 1955 wird er dafür nicht mehr bekommen, doch könnte es seinen Rang im Rudel sehr festigen.
(Süddeutsche Zeitung, 21. Juli 2006)
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Kommentar von Alfarrabista, verfaßt am 20.07.2006 um 21.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=490#4513
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Nein, so wie 1996 wird es in Sachen Rechtschreibung nie wieder sein. Mit welchem Eifer rannten damals doch die biederen Deutschen zu Aldi oder zu Eduscho, um eines dieser wunderbar vereinfachten Rechtschreibwörterbücher zu ergattern. Aber auch die teureren Marken fuhren schöne Verkaufserlöse ein, was sich bei den bald schon nötigen revidierten Neuauflagen verständlicherweise nicht wiederholte. Ganz am Rande geriet der nun seit zehn Jahren andauernde Rechtschreibstreit auch in die Zeitungen, aber ein aufrüttelndes Thema, eines, mit dem man Wahlen gewinnen kann, wurde nie daraus. Die meisten Deutschen werden wohl auch nicht mitbekommen, daß der allerneueste Duden der wunderbarste aller Zeiten ist: In den revidiert reformiert 3000 unentschiedenen Rechtschreibfällen, in denen das Schreibvolk nun das Recht hat, es so zu halten wie der Pfarrer Bolte, gibt der immer noch als verläßlich angesehene Ratgeber aus Mannheim jeweils eine klare Empfehlung. Der Duden sagt nicht, daß die meisten seiner Vorzugsschreibungen schon im ersten Reformduden von 1996 stehen, denn den besitzen die Deutschen ja. Immerhin, 3000 Doppelschreibungen, und das nennt sich eine einheitliche Rechtschreibung! Den Kindern sei's gegönnt, denn wo sollen nun noch Fehlermöglichkeiten herkommen?
Matthias Wermke schwört, der Duden hielte sich an den tatsächlichen Schreibgebrauch. Aber damit verteidigt Staatsminister a. D. Hans Zehetmair doch auch den teilweisen Rückbau der Rechtschreibreform, Schreibungen also, die der Duden jetzt verwirft. Beides kann nicht zutreffen, es sei denn, man setze ein gespaltenes Rechtschreibvolk voraus. Ludwig Eckinger vom VBE sieht das positiv: Wenigstens sei die Sensibilität für die Sprache in diesen zehn Jahren wunderbar gewachsen. Der Vorsitzende der FDS urteilt dagegen differenzierter: "Das Sprachgefühl ist letztlich stärker als jede künstlich ersonnene Regel." Richtig, den künstlich ersonnenen Regeln kann man insbesondere seit ihrer nochmaligen Verkomplizierung durch den Zehetmair-Rat keine große Zukunft voraussagen. Aber vielleicht existiert unter den Schreibern ja nach wie vor das Sprachgefühl, nur eben in zweierlei Gestalt. So ganz deckungsgleich waren die Sprachgefühle ja nie, selbst in den Berufsgruppen nicht, die es ganz besonders mit dem Schreiben zu tun hatten. Nach welchem Sprachgefühl werden sich die Redakteure unserer Nobelgazetten nach dem 1. August richten? Aber vielleicht haben sie bei ihrer Entscheidung eher die Auflagenhöhe im Auge, was indirekt natürlich auch mit Sprachgefühl zu tun hat, nämlich dem der Mehrheit der Abonnenten. Moderne Gesellschaften sind eben pluralistisch. Bis jetzt hatte man nur nicht erkannt, daß das auch für ihre Orthographien gilt.
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Kommentar von Wolfgang Scheuermann, verfaßt am 21.07.2006 um 13.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=490#4523
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Wörterbuch-Hersteller
»"Da schau ich mal schnell in den Duden", sagt man, selbst wenn man vor sich am Tisch das Wörterbuch eines ganz anderes Herstellers stehen hat.«
Eine schöne Entdeckung von Herrn Unterstöger: Wörterbücher werden nicht mehr verlegt oder herausgegeben, sondern ganz einfach hergestellt. Wie so etwas bewerkstelligt wird, ist vielleicht einmal ein Thema für "Galileo": So wird Wurst hergestellt und so ein Wörterbuch. Ach so. Ist ja eigentlich ganz einfach. Das mach ich jetzt auch mal. Morgen eine Wurst, übermorgen ein Wörterbuch. Ach nee, vielleicht doch nur die Wurst. Die ist ehrlicher.
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Kommentar von Frankfurter Rundschau, 18. 7. 2006, verfaßt am 28.07.2006 um 10.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=490#4653
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Einfach wegklicken
Der Duden in 24. Auflage
VON MARTIN WEIN
"Kennst Du den schon?" amüsieren sich alle zwei Jahre Journalisten kreuz und quer durch die Republik, wenn die dottergelbe Pressemappe aus Mannheim das Erscheinen des neuen Duden ankündigt. Was das Flaggschiff der deutschen Wörterbücher an Neuheiten verzeichnet, klingt oft genug wie ein Witz über die Kurzlebigkeit gesellschaftlicher Trends. Am 22. Juli ist es wieder so weit: Das verbindliche Regelwerk der deutschen Sprache erscheint in seiner 24. Auflage - erstmals mit eigenen Empfehlungen für eine einheitliche Sprache (1216 Seiten, 20 Euro).
Drei Wochen vor der Allgemeinheit aber erhalten Medienmenschen in jener gelben Mappe eine Liste mit 100 der 3000 neuen Wörter, die ihren Weg in den Duden gefunden haben. So kann jedermann und neuerdings auch "jedefrau" schnell überblicken, wie sich das Deutsche zunehmend zum Blödelsprech entwickelt. Mögen Sprachpuristen mit üblem "Bauchgefühl" auch "wirkmächtig" "austicken". Der "webweite" Trend zu deutsch-englischem Mischmasch lässt sich einfach nicht "kleinreden" oder "wegklicken". Auch was "talentfreie" Akteure in "Telenovelas" brabbeln, ist ruckzuck Teil der Umgangssprache im "Dudelfunk" und auch der "Best Ager" im "Flurfunk" oder auf der Straße.
Bei manchen Formulierungen zieht man neben der Liste besser noch den Duden selbst zu Rate. Für alle Langsamdenker hat die Redaktion "Gender-Mainstreaming" oder die "Brötchentaste" freundlicherweise erklärt. Ersteres sei die "Verwirklichung der Gleichstellung von Mann und Frau unter Berücksichtigung der geschlechtsspezifischen Lebensbedingungen und Interessen". Zweite dient dem kostenlosen Kurzparken mittels Freiparkschein.
Viele werden der Mannheimer Duden-Redaktion wieder vorwerfen, sie weiche die Sprache bis zur Unkenntlichkeit auf, indem sie keine Grenzen für die Aufnahme neuer Wörter und Wortkonstrukte ziehe. Zweifellos dokumentiert sie damit jedenfalls den Wandel der Sprache und sorgt dafür, dass Nutzer des Lexikons nicht den Anschluss verpassen. So erinnern neue Schlagworte wie "Castingshow", "Elterngeld", "Kompetenzteam" oder "Turbokapitalismus" daran, womit wir in den letzten beiden Jahren von Politik und Wirtschaft verbal zugedröhnt wurden. Wieso die "Saalwette" es hingegen erst jetzt in den Duden schaffte, bleibt ein Rätsel. Und dass "Goleo" das WM-Jahr sprachlich überlebt, darf bezweifelt werden. Als wirklich neues Wort in Deutschland dürfen in der Liste eigentlich nur das angenehme Denkspiel "Sudoku" und das locker-leichte Adjektiv "fluffig" gelten.
Für viele wird jedenfalls kein Weg am neuen Duden herumführen, enthält er doch erstmals die ab August in Schulen und Behörden verbindlich geltenden Schreibweisen und Regeln der modifizierten Rechtschreibreform. Wo diese dem Volk mehrere Schreibweisen erlaubt, hat die Redaktion sich für eine entschieden und diese ebenfalls dottergelb unterlegt. Im Anschluss an die rund 130000 Stichwörter ist separat das amtliche Regelwerk abgedruckt.
Amüsanter dagegen ist die Liste der "Unwörter des Jahres" aus den vergangenen drei Jahrzehnten. Dort hinein gehört künftig unbedingt das "Tagfahrlicht". Die Neuaufnahme dieses nach Kindergarten klingenden Amtsdeutschs nimmt der Autor dem Duden persönlich übel. Es minimiert seinen "Wohlfühlfaktor".
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 28.07.2006 um 19.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=490#4654
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Kurz und bündig: Der Duden entspricht nicht den Beschlüssen des Rats für deutsche Rechtschreibung und daher nicht den Beschlüssen der Kultusministerkonferenz, die diese Beschlüsse abgesegnet hat. Es ist eine Verschwörung der Reformer gegen die KMK im Gange.
"Vor Tische las man's anders. Vor Tisch war ein gewisser Vorbehalt und eine Klausel drin von Kaisers Dienst." (Schiller)
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Kommentar von GL, verfaßt am 06.08.2006 um 08.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=490#4708
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"Der Duden entspricht nicht den Beschlüssen des Rats für deutsche Rechtschreibung und daher nicht den Beschlüssen der Kultusministerkonferenz, die diese Beschlüsse abgesegnet hat. "
Ist Duden demnach ein Rechtsverdreher?
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Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 06.08.2006 um 11.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=490#4709
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Zur Lage
Was der Rat bzw. die KMK beschlossen haben, nimmt konkrete Gestalt erst in den Wörterbüchern an. Da der Rat selbst kein solches herausgibt, sind die Produkte der einschlägigen Verlage die in der Schreibwirklichkeit maßgebende Instanz. Man muß nicht einmal an eine "Verschwörung" der Reformer glauben (ich persönlich tue es nicht), wenn man feststellt, daß der DUDEN im Bündnis mit der Springer-Presse versucht, eine Art Rechtschreibhoheit - über "Empfehlungen" - zurückzugewinnen. Offenbar setzt er dabei nicht auf den Schulgebrauch, denn für die Lehrer kann nur die amtliche Version der Orthographie maßgebend sein. Ein besonderes Dessin ist hierbei, daß Springer 2004 durch seine Rückkehr zur alten, diesmal genau umgekehrt durch Festhalten an der überholten reformierten Rechtschreibung die KMK brüskiert. Diese kann m. E. nur eine Konsequenz ziehen: Der DUDEN darf der Korrekturarbeit in den Schulen nicht zugrunde gelegt werden. Es muß eine Prüfung und Zulassung geben. Man mag nicht glauben, daß den Politikern inzwischen die Reform so gleichgültig ist, daß sie auch in ihrem Machtbereich einfach allem seinen chaotischen Lauf lassen.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 14.02.2007 um 01.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=490#5674
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Es ist spät und meine Augen sind müde, aber ich fürchte, ich habe mich nicht verguckt: Der Duden hält die Schreibung „deutschamerikanischer Schiffsverkehr“ für korrekt! Wie verbohrt muß man eigentlich sein, um so was in die Welt zu setzen? Mag sein, daß Deutschamerikaner mit starker Affinität zur Heimat ihrer Vorfahren öfter auf Ozeandampfern unterwegs sind als Normalsterbliche, aber ihnen deswegen gleich einen ganzen Schiffsverkehr anzuhängen geht eindeutig zu weit. Und was steht wohl in einem „deutschschweizerischen Abkommen“? Vielleicht können die Deutschschweizer unter uns diese Frage bei Gelegenheit beantworten.
Wie läßt sich so ein Hammer nur erklären? Mit einem mittlerweile völlig verstellten Blick auf die Sprache? Mit Übereifer? Mit der Angst, irgend etwas zu vergessen, und sei es eine völlig abstruse Pseudovariante, die nicht einmal Leuten einfallen würde, die das neue Regelwerk im Schlaf von A bis Z herunterbeten könnten? Nicht auszudenken, was geschähe, wenn morgen jemand die Redaktion auf das vermeintliche Fehlen der Schreibung „Deutschfranzösischer Krieg“ hinwiese.
Der Wahrig macht diesen Mumpitz zum Glück nicht mit. Er unterscheidet korrekt zwischen „deutschamerikanisch die Deutschamerikaner betreffend“ und „deutsch-amerikanisch Deutschland und Amerika betreffend, zwischen Deutschland und Amerika bestehend“ und macht auch auf den Unterschied zwischen „deutschschweizerisch“ und „deutsch-schweizerisch“ aufmerksam.
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Kommentar von Ballistol, verfaßt am 14.02.2007 um 08.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=490#5676
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Wörterbuchhersteller setzen auf Fleischkutter
(Herrn Scheuermann zugeeignet)
Direktvermarkter von Wörterbüchern setzen verstärkt auf die Vorteile von Fleischkuttern bei der Herstellung ihrer Produkte. Eine bessere Verwertung des Fleischs und eine breitere Produktpalette machen das Gerät in vielen Fällen zu einer guten Alternative zum Fleischwolf.
Ein langjähriger Klassiker im Fleischergewerbe ist der Kutter. Es handelt sich dabei um eine rotierende Schüssel, in der mehrere rotierende Messer scheibenförmig angebracht sind. Der Apparat zerkleinert die Fleischmasse mit hoher Geschwindigkeit zu weitaus höherer Homogenität als ein Fleischwolf. Das wird zwar für viele Klassiker (Salami u. ä.) nicht dringlich gebraucht, kommt aber vielen Rezepten entgegen. Direktvermarkter können auf die regionalen Klassiker überhaupt nicht verzichten. Zusätzlich stellen aber immer mehr Betriebe auch andere Produkte her, und diese werden immer öfter mit dem Fleischkutter hergestellt. Das erweitert nicht nur die Angebotspalette, sondern erlaubt auch eine bessere Verwertung bestimmter Fleischabschnitte, die sonst verworfen werden müßten.
Die Arbeitsweise des Fleischkutters unterscheidet sich prinzipiell von der des Fleischwolfs. Daher erlaubt er die Herstellung vieler Produkte, die nur mit dem Fleischwolf nicht hergestellt werden könnten. In speziellen Seminaren unterrichtet der Kärntner Fleischermeister Ing. Gernot Spendier sowohl über die Handhabung als auch über zusätzliche praktische Anforderungen und das erforderliche Spezialwissen im Bereich der Materialkunde. „Das fängt schon bei der richtigen Reifung an, die auf einen möglichst hohen pH-Wert abzielt“, erklärt der Meister. „Das bedingt entsprechende Sorgfalt beim Zerlegen und Sortieren des Fleischs, damit jede Charge die gleiche Qualität aufweist.“ Diese Seminare werden vom Absolventenverband der Landwirtschaftlichen Fachschule Sankt Andrä organisiert und finden immer in den Wintermonaten statt.
Die spezifischen Vorteile des Fleischkutters gegenüber dem Fleischwolf hängen erheblich mit der Frage des Fetts zusammen. Bei der Arbeit mit dem Fleischkutter wird als Rohmasse sogenanntes Brät erzeugt. Dieses besteht aus Magerfleisch, Eis und Salz. Aufgrund der Funktionsweise des Fleischkutters kommt es im Gegensatz zum Fleischwolf nicht zu einer nennenswerten Erwärmumg der Masse.
Dadurch kann auch weißer Speck, der einen niedrigeren Schmelzpunkt hat, mitverarbeitet werden. Der Fleischkutter schneidet das Fleisch besonders fein, wodurch es zu einer starken Homogenisierung der Masse kommt. Zusammen mit dem weißen Speck und den feinzerschnittenen Muskelfasern des Fleischs vermischen sich Fett und Wasser besser und werden von den zerkleinerten Muskelfasern besser in der Masse gehalten. Dieses Brät bindet also besser und weist eine höhere Saftigkeit auf.
Mit dem Fleischwolf läßt sich dieser gewisse Anteil an weißem Speck nicht homogen in die Masse einbringen. Doch lassen sich mit diesem Gerät nicht ausschließlich völlig homogene Fleischmassen herstellen: In das Brät kann man anschließend sehr wohl noch zerkleinerte Speck- oder Fleischteile mischen, die dann nicht mehr feinzerkleinert werden. Dies eignet sich beispielsweise für bestimmte Sorten von Wörterbüchern.
Aufschnittbrät kann auch mit angemessenem Speckanteil völlig homogen hergestellt werden. auch Koch- und Streichwürste lassen sich auf diese Weise schnell und relativ unkompliziert herstellen. Die Einsatzmöglichkeiten sind keineswegs auf die Wörterbuchherstellung beschränkt. Auch in der Küche findet der Fleischkutter Verwendung, beispielsweise bei der Zerkleinerung von Gemüse. Tischmodelle werden bereits jetzt gerne im Gastgewerbe eingesetzt. In vielen Fällen — allerdings nicht immer! — macht ein Fleischkutter die Kombination aus Fleischwolf und -kneter überflüssig. Die Preise fangen bei ungefähr sechstausend Euro an. Ein Umstieg wird deshalb weniger dringlich in Frage kommen als die Überlegung, bei Betriebsgründung von Beginn an auf den Fleischkutter zu setzen.
Die Geräte arbeiten gründlich und mit einer offenen Arbeitsschüssel, in die auch während des laufenden Betriebs noch weitere Zutaten eingebracht werden können. Nicht nur die Rezepte und die Fleischbeschaffenheit lassen sich in breitem Umfang variieren, sondern auch die Rotationsgeschwindigkeit von Schüssel und Messer. Dadurch steht dem Erzeuger ein Produktspektrum zur Verfügung, das sich kaum ausschöpfen läßt und beim Fleischwolf in dieser Breite keinesfalls denkbar ist.
Der Nutzen für diejenigen, die sich für die Anschaffung eines Fleischkutters entscheiden, liegt auf der Hand: Es lassen sich unterm Strich mehr Produkte erzeugen als nur mit Fleischwolf und -kneter, und das Fleischmaterial kann wegen der Nutzung des weißen Specks wirtschaftlicher ausgenutzt werden. Da sich der Fleischkutter auch für zahlreiche andere Stoffe (z. B. Gemüse) eignet, dürfte er in der Praxis häufig in Betrieb sein. Das spielt die Anschaffungskosten mittelfristig natürlich wieder ein. Auf der anderen Seite sollte man sich schon überlegen, ob man wirklich umsteigen will, wenn man mit anderen Geräten bereits gut ausgerüstet ist und damit eine zufriedenstellende Produktpalette anbieten kann. Wenn das der Fall ist, lohnt sich der Umstieg meist nicht. Der Besuch eines der Seminare von Gernot Spendier kann auch zur Klärung dieser Frage beitragen, noch ohne daß die Investition getätigt werden mußte.
Der praktische Kurs „Wörterbuchherstellung mit dem Fleischkutter“ des Kutter-Experten Gernot Spendier hat zuletzt Ende Februar in der Landwirtschaftlichen Fachschule Sankt Andrä stattgefunden. Inhalt: Sortierung der Fleischabschnitte, Brät, Aufschnittbrät (Leberkäse, Bauernfrankfurter), Halbdauerwaren, (BierWörterbuch nach Sankt Andräer Art, Polnische, Bauernkrakauer), Fleischtechnik für den Kutter. Gernot Spendier ist unter der Rufnummer 0664/5 40 45 45 zu erreichen.
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Kommentar von Wolfgang Scheuermann, verfaßt am 14.02.2007 um 15.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=490#5677
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Vielen Dank, Ballistol, für die freundliche Zueignung! Ein wunderschönes Verfahren – auch zur Beseitigung der verbliebenen (und in der Sache ja ganz unerheblichen) Differenzen von Wahrig und Duden!
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