Nachrichten rund um die Rechtschreibreform
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14.07.2006
Die Welt
Schreibreform: Mehr Fehler als zuvor
Eine Langzeitstudie des Max-Planck-Instituts und der Universität Würzburg sowie vergleichende Studien des saarländischen Pädagogen Uwe Grund kommen zu übereinstimmenden und einander ergänzenden Resultaten.
Danach erweist sich das Hauptziel der Rechtschreibreform, die Beherrschung der deutschen Schriftsprache zu erleichtern, als gescheitert, berichtet Dankwart Guratzsch.
Uwe Grunds Zusammenschau ist hier nachzulesen.
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Kommentar von Klaus Malorny, verfaßt am 14.07.2006 um 00.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=488#4450
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Es ist doch klar, wer daran schuld sein wird: Die F.A.Z., die reformunwilligen und ewiggestrigen Bürger, die Eltern, die Gesellschaft, Prof. Ickler und, und, und. Nur bei sich selbst werden die Kultusminister keine Fehler finden. Die vor Jahren nach dem Pisa-Debakel angestoßenen Programme (welche das auch immer sind) bräuchten halt noch ein bißchen, bis sie wirken würden. Und die Rechtschreibreform wäre super, sie wäre dringend notwendig gewesen, um den Trend zu stoppen, bla, bla, bla... Irgendwie ist die Reaktion, sofern sie überhaupt kommen wird, doch vorhersagbar.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2006 um 09.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=488#4452
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Durch die neue Variantenfülle und das gleichzeitige Geltenlassen verschiedener Fassungen der Reform wird die Fehlerzahl noch künstlich heruntermanipuliert. Eines Tages ist aber die Toleranz für alle anderen Schreibungen vorbei, und eines Tages wird auch die Variantenfülle wieder reduziert werden müssen, weil ein vier- oder sechsfarbiger Duden keine Dauerlösung sein kann. Dann erst wird man sehen, wie die Fehlerzahlen in die Höhe schnellen. Aber wird das noch irgend jemanden beeindrucken? Unsere Kultusminister gewiß nicht. Deren Sonntagsreden über den Wert sprachlicher Bildung klammern ja heute schon das Thema Schriftsprache absichtsvoll aus.
Am 1. August wird bei uns flächendeckend die orthographische Dämmerung einbrechen, und dann wird unser letztes Vergnügen darin bestehen, Herrn Zehetmair so oft wie möglich mit den Ergebnissen seiner segensreichen Tätigkeit zu konfrontieren.
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Kommentar von Kai Lindner, verfaßt am 14.07.2006 um 09.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=488#4453
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Zehetmair ist ein Politiker... aber Politiker haben keine Erinnerung an ihre Taten. Und wer sich nicht erinnert, der hat auch nichts zu bereuen.
Wenn wir Zehetmair überhaupt noch einmal zu sehen bekommen, dann wird er unschuldig in die Kamera lächeln... und auf Nachfrage wird er jegliche Schuld von sich weisen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2006 um 09.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=488#4454
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Vielleicht hat man die nächste und womöglich letzte Sitzung des Rechtschreibrates deshalb von Wien nach München verlegt, weil es ja wirklich keinen Sinn hat, eine so weite Reise zu unternehmen, um dann zu verkünden, daß die Arbeit abgeschlossen sei, nachdem Springer usw. (und die FAZ?) aus Gründen der Staatsräson die Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung wiederhergestellt hätten. In München fällt so etwas weniger auf. Außerdem braucht Zehetmair dann keinen Schritt vor die Tür zu gehen, wo ihn ja, wenn auch nur symbolisch, nur der Hohn der gebildeten Kreise Deutschlands empfangen würde.
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Kommentar von Norbert Schäbler, verfaßt am 14.07.2006 um 10.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=488#4455
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"Holt den Huber aus dem Zuber" (leichte Abwandlung einer 68er-Studentenparole)
„Wenn Schüler dauerhaft Schwierigkeiten bei der Lösung von spezifischen Problemen haben, dann ist es erfolgversprechender, das Problem selbst zu beseitigen, anstatt die Schwierigkeiten und spezifischen Mängel von Schülern zu beheben.“
Dieser Leitsatz scheint nach der „Bildungsrevolution“ der 68er für die Kultusministerkonferenz zur obersten Priorität geworden zu sein, denn alle Lehrplanrevisionen der zurückliegenden 40 Jahre beurkunden diese Beschönigungstaktik. Sämtliche schulischen Fachbereiche haben mittlerweile der besonderen KMK-Problemlösungsstrategie Tribut zollen müssen. Ein Beharren auf Bildungsinhalten - wie seinerzeit unter dem bayerischen Kultusminister Huber - gibt es nicht mehr.
Z.B. die Mathematik:
Als ich Anfang der 80er Jahre eine neunte Jahrgangsstufe der Hauptschule unterrichtete, beinhaltete der Mathematiklehrplan noch Aufgaben aus dem Fachbereich Geometrie, in denen der Schüler sowohl sein räumliches Vorstellungsvermögen als auch seine Fähigkeiten des abstrakten Denkens unter Beweis stellen mußte. Schüler und Lehrer wagten sich seinerzeit mit relativ großem Erfolg an das Berechnen von Pyramiden- und Kegelstümpfen und sogar an das rechnerische Erfassen von Kugeln und Kugelsegmenten heran.
Zehn Jahre später waren diese Aufgabenbereiche aus dem Lehrplan gestrichen, und als Motiv für die Streichung dieses vertiefenden Lernangebotes sind zu vermuten:
- zum einen das Aufbegehren der Elternschaft
- zum anderen das Einkniggen der Lehrergewerkschaften
Das Kultusministerium selbst mußte im wesentlichen nur das Ende des schwelenden Konfliktes abwarten, um einen an der Basis zustande gekommenen Kompromiß absegnen und regulieren zu können. Logischerweise wurde der Problembereich entfernt, denn das zog Positives nach sich: In diesem Bereich konnten keine Fehler mehr gemacht werden.
Also alles bestens im Schulbereich: Kein Streit, keine Fehler ...
Mein Kommentar dazu: ... kein Niveau – „Pisa!“
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Kommentar von borella, verfaßt am 15.07.2006 um 16.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=488#4458
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Daß das angebliche Ziel der Rechtschreibreform nicht erreicht wurde, damit stimme ich überein.
Allerdings:
Ich glaube nicht, daß die heutigen jungen Leute grundsätzlich blöder sind als jene zu anderen Zeiten! Heute haben sich, wie jeder weiß, die Muster des Lebens gegenüber früher stark verschoben. Es gibt unzählige Sachen, die seinerzeit überhaupt nicht existierten. Womit sich junge Leute beschäftigen, ist nur zum Teil ihre eigene Entscheidung; das Umfeld, die Mode und viele andere Strömungen geben vor, was "in" ist. Die ältere (unsere) Generation ist an den Schalthebeln dieser Entwicklung! Resultat: Rechtschreibung ist von völlig untergeordneter Bedeutung, aber z.B. die Beherrschung neuer Technologien ist Sache.
Ich bin überzeugt, daß jeder deutsche Muttersprachler, wenn er es denn wollte, in relativ kurzer Zeit in der Lage wäre, seine Performance stark zu verbessern. Sollte gehobenes Deutsch, auch in der Schreibung, einmal zur zeitgeistigen Modeströmung werden, würde die Beherrschung innerhalb kürzester Zeit exponentiell zunehmen, das traute ich mich zu wetten!
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Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 15.07.2006 um 23.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=488#4459
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borella, Sie haben völlig recht. Nur denken wir in der westlichen Welt wegen unserer christlich beeinflußten Tradition, daß wir nicht nur Opfer der Umstände sind, sondern uns über die Umstände hinausheben können. Ich bin deshalb überzeugt (credo), daß jeder [...], wenn er es denn wollte, in relativ kurzer Zeit in der Lage wäre, seine Performance stark zu verbessern. Sollte unliederliches Denken, Sprechen und Handeln als Selbstausdruck (cogitatione, verbo et opere), auch beim Sprechen und in der Schreibung, einmal zur zeitgeistigen Modeströmung werden, würde echte Selbstbeherrschung innerhalb kürzester Zeit exponentiell zunehmen; darauf zu wetten ist einfach! Doch die Verhältnisse, sie sind nicht so, — und der Teufel ist ... wo? Und so schieben's wir's auf die Verhältnisse, wenn Leute nicht heilig sprechen, sondern jeden In-Unsinn einfach heiligsprechen und nicht groß wissen, was sie tun. Aber wo nicht einmal die große vierte Macht in unserer Demokratie es wagt, den falschen Göttern — die wirklich zu nichts nütze sind (Altersweisheit schon bei den alten Germanen) — den Weihrauch vorzuenthalten, da ist es natürlich schwer, das von den heutigen jungen Leuten zu erwarten. Die Frage ist jedoch nicht, wer ist grundsätzlich blöder, sondern bleibt die an jeden: Was ist grundsätzlich blöde.
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Kommentar von borella zu #4459, verfaßt am 16.07.2006 um 08.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=488#4460
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Natürlich, werter Hr. Ludwig, über Fragen wie "Was ist grundsätzlich blöde?", ließe sich vortrefflich philosophieren.
Hier mein allerdings völlig unphilosophischer Beitrag:
Als grundsätzlich blöd kann man eine Sprachgemeinschaft betrachten, die sich geradezu widerstandslos ihre bestens entwickelte Art der Sprachverschriftung durch eine drittklassige Neuerfindung ersetzen läßt.
Und das, ohne dabei auch nur den geringsten Vorteil mitzuerwerben; eingeführt mittels einer unfaßbar chaotischen Initialprozedur. Ergebnis: Es verheddern sich sogar jene Wörterbuchverlage, die selbst im Rat vertreten sind, in unterschiedlichen Auslegungen der von ihnen miterfundenen Bestimmungen. Was richtig sein soll, wird, wie es scheint, aufgrund unglaublicher Komplexität zunehmend unerklärbarer!
Das blöde daran ist, die Sprachgemeinschaft bemerkt diesen Vorgang entweder gar nicht oder er ist ihr vollkommen gleichgültig. Die wenigen Kritiker fallen kaum ins Gewicht.
Sieht man sich den Istzustand an, kann man schon erschrecken: weitere Teile der deutschen Sprachgemeinschaft haben unter amtlicher Führung innerhalb der letzten 10 Jahre verlernt, ihre eigene Muttersprache sinnrichtig zu verschriften; aus Staatsraison sozusagen ...
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Kommentar von Norbert Schäbler, verfaßt am 16.07.2006 um 14.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=488#4462
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„Ist Narzißmus blöde?“
Herr Ludwig bringt die „Religion“ ins Spiel; borella die Evolution des Intellekts. Doch an der „Moderne“ scheiden sich die Geister der beiden Diskutanten. Der gemeinsame Nenner mündet in der Frage: „Was ist grundsätzlich blöde?“
Ich erlaube mir eine Korrektur der Frage. Sie ist mir zu analytisch; zu wenig pädagogisch. Meine Formulierung lautet: „Was ist grundsätzlich wichtig in der frühkindlichen Erziehung?“
Dabei verweise ich auf einen Artikel in der FAS vom heutigen 16.07.2006 mit dem Titel: „Wie wir werden, was wir sind“ (von Tilman Spreckelsen).
Der Artikel, der auf Forschungsergebnissen der Langzeitstudie „Logik“ fußt, bezeichnet bereits die Vorschulerziehung (den Kindergarten, die Kinderkrippe, das Elternhaus, ...) als maßgeblich für die spätere Entwicklung. Speziell für Herrn Ludwig ein „bon mot“ aus diesem Artikel: „Child is the father of the man“.
Wird aber nun und in allen Fällen aus einem guten Kind ein guter Mann?
Überhaupt: Was ist ein gutes Kind (mündiger oder höriger Mensch?)?
Und: Mit welchen autoritären bis suggestiven Methoden und mit welchen Inhalten (Religion, Wissenschaft, Eigenerfahrung, ...?) schafft man ein gutes Kind?
Jedenfalls ist es absolut so – dazu brauche ich weder einen Artikel noch eine pädagogische Berufserfahrung, die Verantwortungsbereitschaft für ein anderes Wesen reicht vollkommen aus –, daß menschliche Werte und wertvolle Menschen heranwachsen, wenn das Fundament stimmt.
Deshalb bleibe ich Staatskritiker, weil ich die staatlichen Arbeiten am Fundament als entsetzlich narzißtisch empfinde. Der Staat schaut nicht auf das Wohlergehen der anderen, sondern nur auf das eigene.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 16.07.2006 um 15.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=488#4463
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Steht "Performance" jetzt auch hinter dem "P" für die physikalische Leistung?
Das Wort ist ein netter "falscher Freund": französisch bedeutet es "Leistung", englisch "Verrichtung, Leistung", deutsch "Vorführung, Durchführung". Für jeden ist etwas dabei, ein sehr praktisches Fremdwort, mit dem niemand genau zu sagen braucht, was er wirklich meint.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.07.2006 um 16.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=488#4464
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Wie es in der Schule zugeht, zeigt der Jahrgangsstufentest Deutsch 7. Klasse Gymnasium 2006:
... weil der Bär zu schnell weiter zog
Im Rechtschreibteil wird als richtige Lösung erwartet: am Samstag Nachmittag.
Das sind immerhin zwei dicke Rechtschreibfehler vom bayerischen Schulministerium in "reformsensiblen" Bereichen!
Die freilaufenden Bären in der Aufgabenstellung sind zwar zulässig, verdienen aber eine Anmerkung. Bertelsmann 1999 war der Ansicht, daß freilaufend (mit Anfangsakzent) reformbedingt durch frei laufend (mit zwei Akzenten) ersetzt werde. Im Wahrig 2002 werden die Varianten frei laufend und freilaufend (beide mit Anfangsakzent) verzeichnet, und in der neuesten Ausgabe schließlich wird letzteres empfohlen. Der Duden behauptet gerade umgekehrt, daß vor der Reform getrennt und nach der Reform zusammengeschrieben worden sei. Empfohlen wird 2006 die Getrenntschreibung. Im Duden von 1991 war das Wort gar nicht enthalten, so daß man gar nicht weiß, ob sich etwas geändert hat, und auch im neuesten steht es nur im Infokasten, nicht im laufenden Wörterverzeichnis.
Außerdem sollen die Kinder wählen, ob man den Bären Adebar, Meister Petz oder Isegrim nennen kann. Das ist wohl eher ein Stückchen aus Großvaters Lesebuch als aus dem Wortschatz, der heutigen Dreizehnjährigen zugemutet werden kann. In allen mir bekannten Jahrgangsstufentests wurden bisher solche seltsamen Fragen gestellt.
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Kommentar von Norbert Schäbler, verfaßt am 16.07.2006 um 17.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=488#4465
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„Ice-Grimm“
Das Anonym Staat – unser großer Bruder – stellt oft merkwürdige Fragen.
„Isegrim“? „Adebar“? „Meister Petz“ oder vielleicht sogar „Bruno“?
Und höchst interessant ist auch die Auswertung der Befragung. Gewinner der Befragung sind zunehmend diejenigen, die den höchsten Anteil aller entfallenen Stimmen auf sich vereinigen. Gewinner ist der Trendige!
Beispielsweise bei der Wahl zum „Tor des Monats“ (hier stehen fünf Wahlmöglichkeiten zur Auswahl) genügt rein mathematisch ein Prozentsatz von 20,1 Prozent zum Triumph, falls die anderen vier Wahlmöglichkeiten allesamt jeweils nur 19,975 Prozent auf sich vereinigen.
Das Spiel mit Mehrheiten ist fatal. Es gibt einfache, relative, absolute, 66,66667prozentige (...) Mehrheiten, und dem Staat als Macher ist es vorbehalten, die jeweilige Basis für die Mehrheitendominanz zu definieren.
Wer fragt denn heute noch danach, wie die Mehrheit zustande kam. Wichtig und loyal ist es doch, sich der Mehrheit zu beugen.
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Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 16.07.2006 um 23.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=488#4466
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Lieber Herr Schäbler, auch wenn ich ein paar lateinische Vokabeln aus einem durchaus zur Sache ausgewählten Text um mich herumwerfe, — ich will gar nicht die Religion in die Diskussion einbringen ([#4462], borella sieht das richtig [#4460]), sondern auf echte Kultur verweisen, deren Entwicklung und hohen Werte in unserm Falle allerdings der christlichen Tradition eine Menge zu verdanken haben. Kleine Geister in den Ministerien, die bei uns Angelegenheiten der Kultur laut Verfassung mit zu verwalten haben, mögen das zwar anders sehen; aber es sind eben nicht ohne Grund kleine Geister, auch wenn sie viel von unserm Geld ausgeben können und also zu viel Unsinn und Unkultur durchaus mächtig sind. Wir stimmen hier überein, "die Verantwortungsbereitschaft für ein anderes Wesen reicht vollkommen aus" und "menschliche Werte und wertvolle Menschen" wachsen heran, "wenn das Fundament stimmt." Mit dem vertraut zu machen, war mal die Aufgabe der höheren Schulen, und wir nahmen dabei an, daß das dem Wohlergehen aller diente. Unsere "politische Elite" jedoch (durchaus "ausgewählt", aber praktisch eben doch unser großes Geschwister), "schaut nicht auf das Wohlergehen der anderen, sondern nur auf das eigene" und fummelt dazu kleingeistig am Fundament herum, statt wirklich etwas Brauchbares für die Gemeinschaft zu schaffen. Und das sollte nicht nur borella und Sie und mich erschrecken.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 17.07.2006 um 11.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=488#4471
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Wenn schon so viele Alias-Namen für den Bär gewußt werden sollen, dann sollte auch sein wahrer indogermanischer Name bekannt sein: árktos wie im Altgriechischen. Aber auch die heutigen Griechen trauen sich nicht, ihn so zu nennen, aus Angst, er könnte sich gerufen fühlen und vorbeischauen. "Bruno Bär" heißt wörtlich "der braune Braune".
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Kommentar von Wolfgang Scheuermann, verfaßt am 17.07.2006 um 15.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=488#4474
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Man muß Dankwart Guratzsch einmal mehr dankbar sein, daß er das Thema überhaupt noch einmal in der WELT anspricht, wenige Tage vor dem Ende der Orthographie im gesamten Springer-Konzern!
Für jeden, der diesen Artikel gedanklich nachzuvollziehen vermag, liegt die Konsequenz auf der Hand: Auch jetzt noch wäre ein Ende dieser Endlos-Reform die beste und vernünftigste Lösung. Das geht aber nicht wegen der Halsstarrigkeit der Verantwortlichen.
Das Grundproblem, das hier schon umkreist wurde, scheint mir in der systematischen Entwöhnung vom Denken zu bestehen.
Die Bundeskanzlerin (als sie es noch nicht war) zeigte sich im Fernsehen überrascht (und etwas belustigt), als sie mit einer Neuschreibung konfrontiert wurde. Daß sie darob einmal ihren Kopf einschalten könnte - darauf wäre sie auch im Traum nie verfallen. Da mache ich mir doch keinen Kopf! Dieser Bereich ist an die Schavanin delegiert - da rede ich ihr nicht rein. Ihre Vorgänger verhielten bzw. verhalten sich in solchen Fragen nicht anders. (Man muß schon zu Helmut Schmidt zurückgehen, um eine deutliche Wertung der "Rechtschreibungskalamitäten" zu finden.)
Das ist symptomatisch: Unsere Regierungschefs verbieten sich in einer "Nebensache" wie unserer Sprache das eigene Nachdenken, obwohl sie natürlich nicht zu blöde dazu wären, zu einem eigenen Urteil zu kommen.
Noch weiter zurückgehen muß man, um in einer Zeit zu landen, in der die führenden Politiker unseres Landes einen solchen Unsinn ziemlich sicher verhindert hätten: Unter "Papa Heuß" und Konrad Adenauer hätte ein solcher Mist nicht gedeihen können.
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Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 17.07.2006 um 15.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=488#4475
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Die „Strafe“ wird also auf dem Fuße folgen: Wer die Endlos-Reform nicht stoppt, wird eben eine Endlos-Reform bekommen – wohlverdientermaßen. Das würde auch der FAZ nicht erspart bleiben, sollte sie nun doch noch umstellen.
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Kommentar von Roger Herter (Schweiz), verfaßt am 17.07.2006 um 16.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=488#4476
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Der Bär (Novalis)
"Wohin, Gevatter Bär?" sprach ein Wolf zu einem wandernden Bären. - "Ich suche mir eine andere Wohnung", antwortete er. - "Du hattest aber ja eine schöne, geräumige Höhle, warum verlässt du sie?" - "Der Löwe machte Ansprüche an dieselbe und ging an den Senat der Tiere." - "Da brauchtest du dich nicht zu fürchten, du hattest ja eine gerechte Sache." - "Gegen Könige ist jede Sache ungerecht, Gevatter Wolf."
("Eine schöne, geräumige Höhle" - gibt es ein träferes und anrührenderes Bild für unsere Wohnung, die unzerstörte, gewachsene Sprache?)
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Kommentar von Konrad Schultz, verfaßt am 17.07.2006 um 22.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=488#4477
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In den österreichischen Zeitungen, zum Beispiel wienerzeitung.at, wird über die Änderungen zum 1. August gemeldet.
Dort ist davon geredet, daß auch die FAZ mit umstellt. Nach diesen Meldungen würden die Agenturen und damit die Zeitungen zwar zum 1. August theoretisch umstellen, aber wann wirklich und wie? Die Agenturen würden nach ihrer Umfrage unter den Kunden (die an die Endkunden nicht weitergegeben wird) unter den Varianten möglichst klassisch umstellen. Das wäre dann aber wohl doch nicht die Duden-Varianten. Die Rechtschreibungen selbst wie auch die Korrekturprogramme (mehr als eines) würden erst noch geprüft werden. Die Umstellungen würden dann nicht vor Ende des Jahres umgestellt werden, das verträgt sich dann weder mit der genauen vorgehabten Art der Umstellung noch mit dem vorgehabten Datum 1. August. Haben wir wieder die Chance eines perfekten Chaos, und nur die Österreicher wissen etwas davon?
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Kommentar von Wolfgang Scheuermann, verfaßt am 18.07.2006 um 10.49 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=488#4480
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Am 6. August 2004 zitierte Frank Schirrmacher Gilbert Keith Chesterton: "»Es heißt immer, man könne die Uhren nicht zurückdrehen. Aber wenn sie falsch gehen, kann man genau das machen: sie zurückdrehen.« Und genau das geschieht nun mit der völlig aus dem Tritt gekommennen sogenannten Rechtschreibreform." Schirrmacher führte aus, "daß auf der Basis der alten Rechtschreibung sinnvolle Neuerungen durchaus übernommen werden können". Das wäre also die Zusammenschreibung von "statt dessen". Die Übernahme der ZER (in welcher Variante auch immer) kann diesem Anspruch nicht genügen.
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Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 18.07.2006 um 11.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=488#4481
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Andere österreichische Zeitungen berichten nur allgemein über die Änderungen zum 1. August, ohne die FAZ zu erwähnen. Das einzig substantiell Neue dabei ist die Bemerkung zu den Nachrichtenagenturen. Die Tabelle im Kurier (http://www.kurier.at/nachrichten/chronik/18753.php) illustriert im Miniaturformat das bislang erreichte Chaos.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 18.07.2006 um 17.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=488#4486
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Heiner Geißler, Politiker, wurde am Montag, 17.7.06, in der ARD-Sendung Report über Politiker, zitiert: "Wer die Wahrheit nicht kennt, ist nur ein Dummkopf, wer die Wahrheit kennt und sie als Lüge bezeichnet, ist ein Verbrecher." Heiner Geißler war nie pflegeleicht und oft unbequem.
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Kommentar von dsw, verfaßt am 18.07.2006 um 19.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=488#4487
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F.A.Z. schreibt ab 1. August reformiert
Nach Angaben eines hochrangigen Mitarbeiters der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.) haben die Herausgeber dieser Zeitung beschlossen, ab dem 1. August dieses Jahres die reformierte Reformschreibung anzuwenden. Damit finden sechs Jahre Widerstand gegen die Rechtschreibreform ein unrühmliches Ende. Kenner rechnen nun mit einer Flut von Abonnementkündigungen. Indes wird der Rechtschreibrat wieder an der Ausbesserung der Rechtschreibreform weiterarbeiten. Am 22. September tritt der Rat in München zusammen.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 18.07.2006 um 19.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=488#4489
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Das letzte Wort ist bei der F.A.Z. wohl noch nicht gesprochen, aber schon jetzt schreibt Klaus Ungerer Dilletanten (morgige Ausgabe).
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 18.07.2006 um 23.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=488#4496
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"Dilletanten" kommt volksetymologisch wohl von "Dill". Avanti diletanti!
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Kommentar von GL, verfaßt am 19.07.2006 um 05.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=488#4497
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Ein Politiker über Politiker:
"Wer die Wahrheit nicht kennt, ist nur ein Dummkopf, wer die Wahrheit kennt und sie als Lüge bezeichnet, ist ein Verbrecher."
Gestatten Sie mir eine letzte Frage: Wie lange noch wird es dauern, bis reformunwillige und ewiggestrige Bürger sich vor dem Gesetz zu verantworten haben, weil sie keine Dilettanten sein wollen?
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Kommentar von Wolfgang Scheuermann, verfaßt am 19.07.2006 um 09.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=488#4498
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Jetzt habe ich den Artikel von Ungerer über Gebühr aufmerksam studiert, aber die Dillseligen scheinen es in die Druckausgabe nicht geschafft zu haben. Was mir aber auffiel, war ein von ihm geschildertes "Po-Piksen", über das ich gar nicht (und wenn, dann nicht so) geschrieben hätte (aber es geht wohl so). Dabei fiel mir auf, daß es das kindersprachliche "pieksen" weder in den (zumindest den vorreformatorischen, einen neueren werde ich mir nicht kaufen) Duden noch in den Ickler geschafft hat, wohl aber in den Bertelsmann (1. nachreformatorische Ausgabe). Ich hatte es für üblicher gehalten.
Ich sehe noch die Chance, gerade angesichts des an sich nicht zu übersehenden Chaos in Duden und Wahrig, daß bei der FAZ die Raison noch siegt - über die "Staatsräson".
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Kommentar von Bernhard Eversberg, verfaßt am 19.07.2006 um 10.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=488#4499
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L'état a ses raisons que la raison ne connait point.
Vergessen wir aber nicht, daß hier unheilige Synergien am Werk waren – und sind, darunter auch nichtstaatliche treibende Kräfte. Das macht die ganze Sache noch "Grauen erregender". Und vollends dann, wenn die F.A.Z. wirklich einknickt.
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Kommentar von Roger Herter (Schweiz), verfaßt am 19.07.2006 um 17.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=488#4500
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An Herrn Scheuermann: Andererseits hat Mackensen (den es jetzt wieder zu kaufen gibt) nur pieksen (resp. pieken); piksen (oder piken) fehlen ganz. Natürlich ist "die Pike" (der festen Wendung "von der Pike auf") verzeichnet, doch folgt ein Verweis auf "Pieke", und dort findet sich u.a. "eine Pieke auf jm. haben" = jm. grollen.
Für mich gilt ebenso nur pieksen; denn so ist es mir seit je begegnet, und so spreche ich es auch. (Vielleicht spiegeln die unterschiedlichen Schreibungen ja regionale Varianten der Lautung? - Das jedenfalls nehme ich an, wenn ich etwa räckeln statt räkeln lese.)
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Kommentar von R. H., verfaßt am 19.07.2006 um 18.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=488#4501
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... que lui-même ne connaît point.
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Kommentar von Wolfgang Scheuermann, verfaßt am 20.07.2006 um 07.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=488#4507
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Herrn Herter vielen Dank!
Ich spreche übrigens räkeln am ehesten wie "rehkeln" - wahrscheinlich tun dies andere auch - nur das dürfte der Grund dafür sein, daß Dieter E. Zimmer das Wort seinerzeit in den Reigen von ihm so empfundener orthographischer Absurditäten aufgenommen hat.
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