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Nachrichten rund um die Rechtschreibreform

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14.05.2006
 

„Die deutsche Sprache ist Ihr wichtigstes Arbeitsmaterial…“
Zwei Sänger zur Rechtschreibrefom

Sie kommen zu ganz unterschiedlichen Beurteilungen dessen, was ihnen die deutsche Sprache bedeutet. Wie kann man sich das erklären?
Vielleicht weil sie ganz unterschiedliche Vorstellungen von Kultur haben und ganz unterschiedliche Ansprüche an ihre eigene kulturelle Leistung stellen?


Einer, dem vor nix graut

Der „vielleicht prominenteste Kopf des deutschen Rap-Flagschiffes“ (sic) – nämlich Smudo (Grautvornix, mit bürgerlichem Namen Michael B. Schmidt) – hat über Sprache und insbesondere die Rechtschreibreform gründlich nachgedacht.

„Ich finde sie okay. Allerdings habe ich eine recht entspannte Haltung dazu, weil ich ja nicht mehr in der Schule bin und jetzt nicht wieder alles anders machen muss. Rein politisch finde ich die Aufregung völlig überzogen. Vor einigen Jahren, als die Sache an den Start gebracht wurde und alle mitreden durften, hat es niemanden interessiert. Erst jetzt, wo alle Entscheidungen gefallen sind, fängt man an, sich zu beschweren. Das ist eine peinliche politische Einstellung, finde ich. Wer sich wirklich dafür interessiert, hätte sie mitgestalten können. Und im Kern ist es ja eine Entschlackung der Sprache. Sprache ist lebendig und lässt sich nicht erklären. Man kann es nur versuchen. Auch die herkömmliche Rechtschreibung war ja ein Kompromiss. Irgendwann haben sich Leute an einen Tisch gesetzt und die Regeln aufgestellt. Ich finde, das Gerede über die Rechtschreibreform ist sehr viel spießiger als die Reform selbst. Da gibt es wichtigere Dinge, über die sich eine Diskussion lohnt.“

Meint also Smudo.


Thomas Quasthoff allerdings graut es schon:

„Wenn ich sehe, wie etwa Unsummen für eine idiotische Rechtschreibreform statt für die Rettung von Musikschulen ausgegeben werden, wird mir ganz anders. Setzt Entscheider ein, die von Tuten und Blasen Ahnung haben!“



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Kommentare zu »„Die deutsche Sprache ist Ihr wichtigstes Arbeitsmaterial…“«
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 14.05.2006 um 11.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=465#4015

Die Reformer wollten mit der Getrenntschreibung als Normalfall und dem Ersatz von univerbierten Wörtern durch Wortgruppen erreichen, daß der Sinn eines Textes vom Leser nicht mehr aus der Schreibweise der Einzelwörter, sondern aus dem Satzzusammenhang erkannt werden soll. Damit haben sie das noch verstärkt, was Marco Finetti in der Südd. Zeitg. v. 13./14.5.06, Seite 2, Themen des Tages, als zunehmenden "funktionalen Analphabetismus" beschreibt: "Viele Menschen können zwar einfache Worte schreiben, aber keinen Sinn aus einem Text herauslesen." Vermutlich wollte die bisherige selbsttätige Sprachentwicklung mittels der bedeutungsunterscheidenden Univerbierungen genau dem entgegenwirken. Aber das haben die Reformer als Fehlenwicklung bezeichnet. Das war ein riesiger Irrtum.


Kommentar von Ursula Morin, verfaßt am 14.05.2006 um 12.43 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=465#4016

Schade, daß junge Menschen wie Smudo schon alles nachplappern, was die Medien und die Politiker ihnen vorplappern. Woher hat er z.B. die Meinung, daß damals "alle mitreden" durften. Den Tatsachen entspricht das ja nicht. Man hat durch die mangelnde "Grundlagenerziehung" eine oder mehrere Generationen mit einem hohen Anteil an Nachplapperern geschaffen, denen offensichtlich die selbständige Kritikfähigkeit abgeht. Vielleicht war das ja auch der Sinn der Übung ... Leute, die nichts blicken, sind ja leichter zu manipulieren.

Zum Beitrag von Germanist: Der Irrtum der Reformer – gewollt oder nicht – bestand darin, zwei Prinzipien miteinander verknüpfen zu wollen, die nicht zusammenpassen, nämlich die Schreibung nach der Bedeutung und die nach formalen Kriterien. Mit jeder neuen Änderung der Reform in Richtung "bewährte Schreibweise" wurde dieser Widerspruch deutlicher und gipfelt nun in Lehrbuchanweisungen wie der hier dargestellten, daß man "heute Abend" zu schreiben hätte, da es sich um ein "Substantiv in adverbialer Bedeutung" handle. Über diese Aussage habe ich mir – ehrlich gesagt – die Haare gerauft, da sie sozusagen doppelt falsch ist. Leider ergibt in der Sprache zweimal Minus kein Plus. Seit wann haben wir im Deutschen die Adverbgroßschreibung? Und wieso wird andererseits "im Übrigen" geschrieben, wo es sich doch hier nicht um ein Substantiv handelt? Für einige Kommentare von eher formal geschulten Besuchern wäre ich dankbar ...


Kommentar von Germanist, verfaßt am 03.07.2006 um 15.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=465#4405

Die deutsche Sprache bietet bei weitem die kreativste Wortbildung: Heute bei ALDI gelesen: "Beutelsuppe".



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