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Nachrichten rund um die Rechtschreibreform

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25.02.2006
 

Theodor Ickler
Ja, da kann man nur noch gehen

Aus dem Leben eines Rechtschreibrats: Der führende Reformkritiker berichtet, wie es in Mannheim eigentlich gewesen ist.

Und zwar auf der ersten Feuilletonseite der Samstags-F.A.Z.



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Kommentare zu »Ja, da kann man nur noch gehen«
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 24.02.2006 um 22.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=413#3043

"Gutes Schriftdeutsch wird als elitär abgetan."
"Gutes Schriftdeutsch ist elitär" könnte ein Spruch von Ludwig Thomas Abgeordneten Josef Filser oder aus irgendeinem bairischen Volksstück sein.


Kommentar von Neues Deutschland, 25. 2. 2006, verfaßt am 24.02.2006 um 23.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=413#3046

Bildungsredakteur Jürgen Amendt erläutert, wer Theodor Ickler eigentlich ist.


Kommentar von Münchner Merkur, 25. 2. 2006, verfaßt am 25.02.2006 um 00.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=413#3048

In einem Interview erläutert Theodor Ickler, warum er mit der Auflösung des Rechtschreibrats rechnet.


Kommentar von SZ vom 24.2.2006, verfaßt am 25.02.2006 um 16.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=413#3052

Eine Farce
Theodor Ickler verlässt den Rat für Rechtschreibung

(SZ vom 25.2.2006)

Der Erlanger Sprachwissenschaftler Theodor Ickler, einer der profiliertesten Gegner der Rechtschreibreform, verlässt unter Protest den Rat für deutsche Rechtschreibung. Die Arbeit dieses Rates, so Ickler, sei von der Kultusministerkonferenz (KMK) als bloßes Schauspiel angelegt gewesen - als Farce, die den Widerstand gegen die Reform brechen sollte. Die Versuche des Rates, nicht zuletzt in Gestalt seines Vorsitzenden Hans Zehetmair, den Rat als tatsächliche Chance zur Rettung einer gescheiterten Form zu behandeln, seien - im nachhinein betrachtet - zum Scheitern verurteilt gewesen. "Seit neun Jahren lernen die Schulkinder grammatisch falsches Deutsch, das richtige wird notenrelevant bestraft, Verbands- und Interessenvertreter befinden mit Zweidrittelmehrheit darüber, was Silbengelenke, Desubstantivierungen und satzwertige Infinitivkonstruktionen sind."

Schon die Konstruktion des Rates - der nominell ein unabhängiges Gremium hätte sein sollen - sei so beschaffen gewesen, dass das politische Interesse an einer Beibehaltung der Reform nie hätte in Frage gestellt werden können: In den Rat berufen worden seien vor allem Befürworter der Reform, die meisten davon keine Germanisten und Sprachwissenschaftler, sondern Interessensvertreter und dabei nicht zuletzt den Schulbuch- und Wörterbuchverlagen verbunden. Das Quorum einer Zweidrittelmehrheit habe produktive Kritik schon im Ansatz verhindert. Die Arbeit des Rates sei zudem durch die Kultusminister einem absurden Zeitdruck unterworfen worden. Nach Gutdünken der den Kultusministern gegenüber loyalen Mitgliedern des Rates sei über die Geschäftsordnung verfügt worden.

Tatsächlich liege nun die Reparatur der Reform, so mangelhaft sie auch immer sein werde, nicht mehr in den Händen des Rates, sondern in denen der Wörterbuchredaktionen einiger weniger Verlage, die den Kultusministern ein "Wörterverzeichnis" vorlegen sollen, in das die meisten Änderungen aufgenommen sein werden. Das einzig Sinnvolle sei, so Theodor Ickler, nach wie vor die Entstaatlichung der Rechtschreibung. Orthographie sei in erster Linie eine sprachliche Tatsache, die durch den Gebrauch von Sprache entstehe. "Das Herumsitzen in Gremien zweifelhaftester Zusammensetzung mit dem Zweck, an der Sprache von hundert Millionen Menschen herumzubasteln, oder vielmehr an dem leichtfertigen Anschlag auf diese Sprache, ist grotesk." tost



Kommentar von Lesermeinungen (faz.net), verfaßt am 25.02.2006 um 23.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=413#3054

Es war richtig, zu gehen
Paul Schächterle (paulimausi)
25.02.2006, 18:54
Es war richtig von Prof. Ickler zu gehen. Die sogenannte Rechtschreibreform ist nämlich aus meiner Sicht nicht reformierbar. Sie ist nicht nur staatlich verordnete Legastenie, sondern auch antiintellektuelles Neusprech.

Wer den Unterschied zwischen Partizip und Adjektiv nicht kennt und wer nicht weiß, daß das "ß" eine Ligatur aus dem Lang-S und dem S ist, wer die Wirkung von Doppelkonsonanten bei der Aussprache nicht kennt und wer sinnentstellende Trennungen vorschlägt, wer die sprachliche Ausdrucksmöglichkeit durch unsinnige Regeln über Groß- und Klein-, Getrennt- und Zusammenschreibung beschneidet, wer meint, daß alle Deutschen 6-jährigen- und Grundschullehrerdeutsch sprechen müssen und Zeitungen, die ihre Leserinnen vor diesen intellektuellen Zumutungen bewahren wollen als "Krawallmacher" bezeichnet, der sollte vielleicht nicht an der deutschen Sprache herumdoktern dürfen.

Aus meiner Sicht, ist jede Überarbeitung der "Reform" sinnlos, denn es kann nur eines geben: Zurück zur ("alten") Rechtschreibung.

Rechtschreibreform
Ursula Lehmer (Briska)
25.02.2006, 18:46
Auch ich gehöre zu den "alten Säcken" (Jahrgang 43), die sich umstellen müßten, so sie denn wollten. Da ich mich in meinem 43 Jahre währenden Berufsleben schon oft umgestellt habe, fällt es mir nicht schwer, mich auf neue logische Dinge einzustellen. Aber so einen Schwachsinn, wie die Rechtschreibreform es ist, kann ich nicht akzeptieren, da eine Logik weit und breit nicht zu entdek-ken ist. Da kann man mit Bernd dem Brot nur sagen: Alles ist wie immer, nur schlimmer.

Ja, da kann man nur noch gehen
Paul Theisen (paul.theisen)
25.02.2006, 16:19
Nicht genug, daß unsere Sprache durch die wachsende Zahl von Anglizismen mehr und mehr entfremdet wird. Da kommen die übereifrigen selbsternannten Reformer, um die eingefahrene Schreibweise so zu entstellen, daß weder den schwachen Schülern, noch den Deutsch Lernenden geholfen ist. Hätte man nicht gleich Esperanto als Pflichtsprache einführen sollen? Esperanto als Schulhofsprache würde viele Probleme lösen. Doch Scherz beiseite: Die einzig sinnvolle Lösung ist die reuevolle Rückkehr zur bewährten Schreibweise.

Wir können mehr als uns nur aufregen!
Brigitte Marschall-Kunz (Marschall-Kunz)
25.02.2006, 15:22
@ Sebastian Schröder

Wie schön für Sie, daß Sie sich mit der Schreibweise nach der sog. Rechtschreibreform angefreundet haben, sie logisch finden und nun so wacker gegen die "alten Säcke" - ich, Jahrgang 1948, gehöre auch dazu - verteidigen:

"Klar, dass sich die älteren Generationen nur aufregen können - sie müssen sich ja umstellen! Wir müssen vielleicht nur warten, bis die alten Generationen (also die >25) langsam aussterben, dann steht einer logischen Schreibweise nichts mehr im Weg... ;-)" (Ihr Zitat)

Auch wenn es unfaßbar scheint: Ich kann mehr als mich nur aufregen, mich nämlich NICHT umstellen. Sprache ist für mich ein wesentlicher Teil meiner Identität und individuelle Möglichkeit, mich auszudrücken; dies lasse ich mir nicht von irgendeinem weltfremden Bürokratenteam verpfuschen.

Ich liebe die deutsche Sprache, wie ich sie zu sprechen und schreiben gelernt habe. Und ich lasse mich von niemandem zwingen, sprachlich/schriftlich der Debilität anheimzufallen, wenn SIE das nicht stört - oh bitte, Ihr Ding. Und leider Pech für Sie: Bis zu meinem Ableben müssen Sie sich womöglich leider noch etwas gedulden.

Dr. rer. nat. Brigitte Marschall-Kunz
Fachautorin (naturwissenschaftlicher Bereich)


Manche wollen einfach nicht denken,nur "handeln".
Daniel Kleiner (Kleinermann1)
25.02.2006, 15:08
Einer von denen ist Prof Ickler.Auch ander erzaehlen glatten Unsinn.Zum Beispeil,dass irgendetwas in der Rechtschreibung wissenschaftlich fundiert sei,dass es Tatsachen gibt,etc.
Schreibregeln sind keine wissenschaftlichen Erkenntnisse,sondern eine Vereinbarungen,die zu
Vorschriften erhoben werden.
Man darf die Entscheidung und Bestimmung ueber die Rechtschreibregeln nicht den Fachleuten ueberlassen.
Die Sprache gehoert dem ganzen Volk.In diesem Fall sogar mehreren Voelkern,denn auch die Oesterreicher und die Deutsch-Schweizer sind zu bedenken und zu beruecksichtigen.
Auch Ingenieure,Aerzte und allen anderen Berufe brauchen die Sprache,auch die Sprache in geschriebener Form.
Die Sprachwissenschaftler sind mehr zerstritten als alle anderen Menschen.
Ich will zum Streit nichts mehr schreiben,da es jede Argumentation sinnlos ist.
Nur diese moechte ich fragen:wer kann mir erklaeren,wie aus dem Verb hassen dann Hass entsteht,der mit scharfem S geschrieben werden muss?
Oder auch aus muessen,wie wird denn Muss mit einen scharfen S? Wer das logisch nennen kann,den moechte ich mal sehen.
Ich moechte die hier berufenen Fachleute und auch die Schriftsteller davor warnen zu glauben die Schreibregeln muessen ihnen genehm sein.
Stelle man sich vor: Ingeniere,Wissenschaftler,Progammierer usw.
wuerden Computer entwickeln die nur Fachleute verstehen,benutzen koennten.
Da wuerden die Sprachfachleute und auch die Schriftsteller ganz schoen dumm aus der Waesche schauen,nicht wahr?

Rechtschreibreform: Ja, da kann man nur noch gehen
Berth Schalow (kasimiredschmid)
25.02.2006, 13:29
Unsere Länderminister für Unterricht, Bildung und Fragen des Kultus haben nie von den Wählern einen Auftrag zur Reform der Rechtschreibung erhalten, und dafür wurde auch nie in Wahlkämpfen gestritten. Wenn nun das von diesen ernannte Gremium Trennungen wie Dusche-cke und Da-ckel produziert (ersteres zurückgenommen), dann sind wohl offensichtlich unbefugte Stümperer am Werk.

Berth Schalow
83370 Seeon

Ja, da kann man nur noch gehen
Klaus G. Sattler (sattler3)
25.02.2006, 12:12
Es ist wirklich unglaublich, mit welcher Chuzpe hier auch von der Politik - Roland Koch, Wolf u.a. - Positionen vertreten (oder doch verteidigt) werden, die mit Sprachpflege und -entwicklung nichts zu tun haben. Die beste Entschuldigung für die offenbare Borniertheit und Unempfindlichkeit gegenüber der deutschen Sprache wäre noch die Annahme von einfacher Ignoranz. Andererseits: Ist diese Ignoranz dann wirklich (nur !) auf das hier betrachtete Feld sprachlicher "Leidkultur" beschränkt? Ich kann nicht sehen, daß die Politik mit Werten, die ihr noch nicht einmal anvertraut sind, sorgsam umgeht. Die Fortsetzung der seit Jahren geführten Quasselei wäre nicht denkbar, wenn sich die Politik auf die Gebiete beschränken würde, für die sie wenigstens Entscheidungskompetenz hat. Die Usurpation von Entscheidungsmacht ist hier schlicht unerträglich. Hoffentlich sorgen Sprachwissenschaftler und -pfleger im Zusammenwirken mit Autoren - auch PEN-Autoren - und gedruckten Medien dafür, daß der sturen Sprachverhunzung am Ende doch noch Einhalt geboten wird und Raum für eine sprachpflegende Weiterentwicklung bleibt.

Unwissende
Albrecht Stahl (astahl)
25.02.2006, 11:04
99,9 % der Bevölkerung sind unwissend ? Das behauptet Rudolf Hoberg, Vorsitzender der "Gesellschaft für deutsche Sprache", Akzeptanzbefunde ignorierend. Vielleicht ist es aber umgekehrt und es haben sich die Unwissenden (o,1 %) mehrheitlich im Rechtschreibrat und der "Gesellschaft für deutsche Sprache" versammelt. Vieles spricht dafür, denn die Reformer sind in der Minderheit.

Ich danke Herrn Ickler für die Einblicke in diese schwachsinnige Institution. Und ich danke den "Krawallmachern" von der FAZ , nicht jeden Tag mit diesem Reformunfug konfrontiert zu werden. Und bleibt gelassen! Die Reform fährt sich selbst an die Wand, denn sie wird von 99,9 % der Bevölkerung nicht akzeptiert.

Die Unberufenen
Thomas Schonhardt (sunny9)
25.02.2006, 07:54
Man erkennt den Berufenen immer an seinem "Herzen", der Art und Weise, wie er ein Thema behandelt. Herr Ickler ist ein Berufener, die anderen Teilnehmer der im Arikel genannten Runde dagegen nicht.

Herrn Icklers Herz "blutet" sozusagen, das Herz der anderen dagegen nicht.

Hätte ich was zu sagen, würde ich die ganze Angelegenheit komplett in Herrn Icklers Hände legen. Dort ist sie am besten aufgehoben. Die anderen würde ich ohne Schnörkel einfach rausschmeißen.

So geht es auch in anderen Bereichen des Lebens - ja auch in der Kirche - zu: gerissene Leute ohne Herz verdienen sich fette Bäuche, während die wahrhaft Berufenen draußen bleiben.

[...]

Rechtschreibreform
Sebastian Schröder (Hullabaloo)
25.02.2006, 01:04
Es gibt bei der reformierten Schreibweise sicher einige Regelungen, an denen man sich stoßen kann - und über die man sich grenzenlos aufregen kann, wenn man nur will. Aber im Allgemeinen machen die meisten Regeln Sinn - sie sind in vielen Punkten einfach logisch im Gegensatz zur alten Rechtschreibung.
Zum Beispiel die Unterscheidung von 'ß' und 'ss': nach langem Vokal 'ß' und nach kurzem Vokal 'ss'. Einfacher geht's nicht. Ich lerne seit dem 6. oder 7. Schuljahr die neue Rechtschreibung und die wichtigsten Regelungen kann mir (und allen anderen Schülern, die damals aufgepasst haben) auch niemand mehr abgewöhnen, da sie so wunderbar einfach sind. Den Schaden haben die Reformer wohl schon erfolgreich angerichtet.
Klar, dass sich die älteren Generationen nur aufregen können - sie müssen sich ja umstellen! Wir müssen vielleicht nur warten, bis die alten Generationen (also die >25) langsam aussterben, dann steht einer logischen Schreibweise nichts mehr im Weg... ;-)

Im jetzigen Stadium macht es keinen Sinn, die Rechtschreibreform einfach zu blockieren. Man muss sie so schnell wie möglich optimieren und endlich für klare Verhältnisse sorgen. Zu viele Schüler haben schon die neue Schreibweise verinnerlicht.

Klar, dass in dieser Zeitung so negativ über das Thema berichtet wird. Man muss ja auch dem eingeschlagenen Weg des Protestes treu bleiben.

An die Redaktion: Bitte ersparen Sie sich die unnötige Arbeit, meine Schreibweise in die alte Rechtschreibung zu ändern.

Arroganz gepaart mit Dummheit
Ralf Herrmann-Bierbaum (vision54)
25.02.2006, 00:25
Bei der Lektüre solcher Berichte stellt sich mir die Frage nach Motivation und Intelligenz der Handelnden. Geht es hier darum, seine Marken in den Geschichtsbüchern zu hinterlassen? Oder bedeutend zu sein?

Solches Handeln kann man wohl nur tiefenpsychologisch begründen. Da wird ein unbeschreiblicher Narzißmus gepflegt. Oder ein Komplex kompensiert. Oder beides. Anders kann die Kombination solcher Arroganz mit dem Fehlen gesunden Menschenverstandes nicht erklärt werden.

Jedem normalen Menschen ist klar, daß Sprache durch Entwicklung lebt und sich nicht von oben aufzwingen läßt. Sprache ist etwas Hochsensibles und stiftet Identität. Da kann man nicht einfach mit dem eisernen Besen kehren.

Aber offensichtlich sind wir alle zu beschränkt, um die Großartigkeit des Projektes und seiner Schöpfer zu erkennen. Wir müssen wie Kinder zu unserem Glück gezwungen werden. Und weil wir ja schon zu doof sind, um den Nutzen der Rechtschreibreform zu erkennen und rummurren, warum schafft man nicht gleich das Wahlrecht ab? Solch renitenten Elementen kann man die Entscheidungen über ein Land ja schlecht anvertrauen.

Ein Positives hat das Ganze allerdings. Das Volk kümmert sich schlichtweg nicht um die Reform. Auf allen Ebenen regt sich Widerstand. Wir sind es so leid, daß wir schreiben wie wir lustig sind. Bald haben wir Verhältnisse in Norwegen, wo es oft mehrere richtige Schreibweisen gibt. Dann herrscht zwar Chaos aber wieder Demokratie!

Und die Kommission ruht in Frieden!

Wieder Mauern bauen?
Georg Gadow (ggadow)
24.02.2006, 23:32
Dürfte man vielleicht vorschlagen (in Anlehnung an Brecht), daß, wenn diesen beinah unethischen, diktatorischen Bürokraten die deutsche Sprache nicht gefällt, sie sich eine andere Sprache aussuchen sollten, anstatt wieder Mauern zu bauen um uns vor uns selbst zu schützen?

Wir zahlen
Peter Reynders (c17867)
24.02.2006, 20:55
Wir Steuerzahler bezahlen diesen bürokratischen Unfug namens Rechtschreibreform - und die Personen, die ihn kontinuierlich verursachen. Major Tom, völlig losgelöst von der Erde schwebt das Raumschiff... Unglaublich. Sie machen jahrelang einfach weiter, ohne auf uns, das Volk, ihre Kunden, zu hören.

unglaublich
Matthias Müller (MattiM)
24.02.2006, 20:18
einfach unglaublich...

(Link)


Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 26.02.2006 um 09.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=413#3055

Zu (FAZ.net-Lesermeinungen unten):
Manche wollen einfach nicht denken,nur "handeln".
Daniel Kleiner (Kleinermann1) 25.02.2006, 15:08
[Leider bekomme ich aus irgendeinem Grunde kein klares Fenster, um da direkt zu antworten.]

Siegreicher Daniel in der Löwengrube, in der "die Sprachfachleute und auch die Schriftsteller" wie bestimmt auch Ihre früheren Deutschlehrer "ganz schoen dumm aus der Waesche schauen",
"Schreibregeln sind keine wissenschaftlichen Erkenntnisse, sondern eine Vereinbarungen, die zu Vorschriften erhoben werden." Das haben Sie doch sicher irgendwie gut mitbekommen, — und Sie haben deshalb ohne Zweifel genug Zeug, sogar einmal Kultusminister zu werden. Und da auch Sie damit die Logik beim Nebeneinander von "hassen" und "Haß" nicht sehen können, bitten Sie doch noch vorher Ihre vereinbarende Obrigkeit, Ihnen auch etwas zu "hassst" vorzuschreiben, denn dem Stamm von "hassen" folgt ja in der Du-Form die Endung "-st", wie Sie sicher wissen, — na, hier schreibe ich wohl biederer dir genehmer: "wie du sicher weissst".
Mach's gut mit der Sprache, die ja "dem ganzen Volk" gehört und allen, die, wie du endlich mal klar und richtig sagst, "zu bedenken und zu beruecksichtigen" sind, und vergiß dabei nie dich selbst. Aber das brauch ich dir wohl nicht zu sagen.


Kommentar von Germanist, verfaßt am 26.02.2006 um 12.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=413#3056

Daß die Rechtschreibregeln Vereinbarungen sind, ist richtig. Die Frage ist nur, wer sie vereinbaren soll: Die Mehrheit ihrer Anwender wie bis 1996 oder ein paar Ideologen, die um jeden Preis (wörtlich gemeint) etwas ändern wollen, auch gegen den Mehrheitswillen der Anwender.

Die "Ewiggestrigen", deren Ableben die Reformer eben abwarten wollen, sind immer noch unverändert die Mehrheit aller Erwachsenen, die 1996 die Schule hinter sich hatten, die jetzt also über 30 sind. Das dauert noch 50 Jahre mit deren Ableben. Die Reformer können auf keinen über 30 trauen.

Nach dem Ende der DDR dachte man auch, die unter 40jährigen hätten ja nur den Kommunismus kennengelernt, aber die haben alle sofort umgelernt.


Kommentar von Fungizid, verfaßt am 27.02.2006 um 10.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=413#3075

Schade, daß der Palast der Republik gerade abgerissen wird. Dort könnte man sie alle unterbringen, die KMK, die MPK, den Rechtschreibrat, das IDS, den Duden... Es wäre ein toller Palast der Kultur und verordneten Gesinnungsorthographie. Und alle hochbezahlt!

Und die Betonschädel könnten Sprüche klopfen wie diese:

"Die Rechtschreibreform in ihrem Lauf
hält weder Ochs noch Esel auf!"

"Von den Reformern lernen
Heißt siegen lernen"

Wir halten dagegen:

"In Mannheim brennt noch Licht –
Die Strolche vor Gericht!"


Kommentar von F.A.Z., 1. 3. 2006, Briefe an die Herausgeber, verfaßt am 01.03.2006 um 01.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=413#3115

Machtinteressen

Zum Beitrag "In welchem Lande leben wir eigentlich?" (F.A.Z. vom 25. Februar):* Theodor Icklers rhetorische Frage läßt sich in zwei Sätzen beantworten: Wir leben in einem Land, in dem der Machtwille von Politikern und die Geschäftsinteressen von Großverlegern mehr wiegen als Sachverstand und in dem man Bildung so schnell wie möglich durch funktionsgerecht präparierte Schulabsolventen ersetzen will, damit man die eigenen Machtinteressen als das Interesse des Volkes verkaufen kann.

Professor Dr. Dr. h.c. mult. Otto Kaiser, Marburg

[*Vermutlich hatte der Artikel in der Regionalausgabe der F.A.Z. diesen Titel, abweichend von der Deutschlandausgabe.]


Kommentar von F.A.Z., 10. 3. 2006, Briefe an die Herausgeber, verfaßt am 09.03.2006 um 23.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=413#3463

Ein Sammelsurium von Varianten

Zum Artikel von Theodor Ickler "Ja, da kann man nur noch gehen" (F.A.Z. vom 25. Februar): Wenn es in unserer Republik mit rechten Dingen zuginge, müßte Icklers ungeschminkter Bericht über die Zustände im Rat für deutsche Rechtschreibung zu dessen sofortiger Auflösung führen. Wie es in den Vorgängereinrichtungen zuging, kann man nur vermuten. Protokolle existieren nicht, selbst die Tonbandmitschnitte der Wiener Verhandlungen von 1996 sind verschwunden. Immerhin gibt es eine briefliche Äußerung des inzwischen verstorbenen früheren Duden-Chefs Professor Drosdowski, der am 10. November 1996 an Ickler schrieb: "... in der Rechtschreibkommission und in den Arbeitsgruppen herrschten mafiaähnliche Zustände. Einige Reformer hatten von der Verschriftung der Sprache und der Funktion der Rechtschreibung für die Sprachgemeinschaft keine Ahnung, von der Grammatik, ohne die es bei Regelungen der Orthographie nun einmal nicht geht, sowieso nicht. Sie mißbrauchten die Reform schamlos, um sich Ansehen im Fach und in der Öffentlichkeit zu verschaffen, Eitelkeiten zu befriedigen und mit orthographischen Publikationen Geld zu verdienen." (zitiert in Ickler, "Regelungsgewalt", Seite 198). Vor dem Deutschen Bundestag nannte 1998 der damalige Vizepräsident der Kultusministerkonferenz (KMK), Professor Meyer (Dresden), die Urheber der mutwilligen orthographischen Veränderungen "Revoluzzer und Radikalinskis", aus deren "wilden Vorschlägen" erst die Fachbeamten der KMK eine "behutsame" Rechtschreibreform gemacht hätten. Gerade diese "Fachbeamten" waren es aber, die zwischen 1997 und 2004 jeden Versuch abblockten, auch nur die schlimmsten Ungereimtheiten aus dem Regelwerk zu entfernen. Immer mußte die Begründung herhalten, die Schulen kämen gut damit zurecht.

Die Lehrer hätten dem leicht widersprechen können, aber wer möchte sich schon dienstliche Benachteiligungen einhandeln, wenn es um Absurditäten wie "Brennnessel", "Stängel", Tollpatsch", "schnäuzen" und "belämmert" geht. Zehetmair behauptet jetzt, kein deutscher Kultusminister (außer ihm natürlich) habe sich je die Mühe gemacht, die voluminöse "Neuregelung" auch nur anzulesen, und die vorjährige KMK-Präsidentin, Frau Wanka (Potsdam), stellt unwidersprochen fest, alle Kultusminister wären die Rechtschreibreform lieber heute als morgen wieder los. Aber das ginge nun einmal nicht -- aus Gründen der Staatsräson. Inzwischen ist aus der deutschen Rechtschreibung ein Sammelsurium von Varianten geworden, die Schüler müssen sich also sehr anstrengen, wenn sie Fehler machen wollen. Vielleicht schaffen es der Duden und der (Bertelsmann-) Wahrig ja im Laufe der kommenden Jahre, von Neuauflage zu Neuauflage die Verwerfungen stückchenweise wieder in Ordnung zu bringen. Mit einem Schlage ist der Einbruch des Dilettanten- und Banausentums in die deutsche Schreibkultur wohl nicht mehr aus der Welt zu schaffen.

Professor Dr. Helmut Jochems, Kreuztal


Kommentar von F.A.Z., 17. 3. 2006, Briefe an die Herausgeber, verfaßt am 16.03.2006 um 22.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=413#3564

Ein „Unrat gegen Rechtschreibung“

Professor Dr. Theodor Icklers Abgang aus dem „Rat für deutsche Rechtschreibung“ („Ja, da kann man doch nur gehen“, F.A.Z.-Feuilleton vom 25. Februar) ist ja eigentlich bloß eine weitere randläufige quixotische Kapitulation vor den ideologiegetriebenen Windmühlen des Staates. Wozu dann aufregen? In der Tat hat mich der Bericht Professor Icklers eher erheitert, als mich weiter in die Verzweiflung zu treiben. Ich erkenne in mir die typisch deutsche Freude am ästhetischen Spektakel des totalen Untergangs, die auch nicht mehr durch Zynismus getrübt wird.

Die ganze Rechtschreib-Posse läßt hier ein Grundproblem dieser Republik offen zutage treten: die Ent-Demokratisierung und Ent-Professionalisierung in allen Bereichen des politischen Lebens und das Ersetzen des Diskurses mit dem Volk durch simulakrumartige Spektakel. Die Bezeichnung „Rat für deutsche Rechtschreibung“ ist ein wunderbarer Euphemismus, an dem Orwell sicherlich seine Freude gehabt hätte. „Rat“ hat Untertöne von Räterepublik und von Bündelung von Sachkompetenz. Das Volk wird, sozialistischer Utopie folgend, von weisen Fachleuten in eine bessere Sprachzukunft geführt. Der Austritt Icklers demaskiert den Rat aber als reine Mesalliance von Politikern und Lobbyisten. Natürlich arbeitet der Rat auch nicht „für“ die deutsche Rechtschreibung, sondern für die Rettung eines ideologisch-idiotischen Jahrhundertprojektes. Man ist versucht, vom „Unrat gegen die deutsche Rechtschreibung“ zu sprechen. Der obig erwähnte Doppel-Trend der Ent-Demokratisierung und Ent-Professionalisierung ist für mich das Endzeit-Faszinosum schlechthin. Die politische Klasse beansprucht die Handlungsvollmacht zu Lasten der Experten und des Volkes aufgrund ihrer Wahl durch das Volk und sieht das Volk gleichzeitig als hoffnungslos inkompetent und die Experten als nicht demokratisch legitimiert an. Diese von Selbstzweifeln unbelastete Selbst-Ikonisierung der Parlamentarier und ihrer Erfüllungsgehilfen erinnert mich ein wenig an den vollreifen real existierenden Sozialismus der DDR: Spießigstes Mittelmaß wird notdürftig dekoriert und als Exzellenz deklariert. Kritische Stimmen sind verfassungsfeindliche Krawallmacher und werden stumm gemacht oder dürfen auswandern wie Ickler.

Professor Dr. Matthias Hühn, Hannover


Voller Fragen
Zum Beitrag „,Weniger Unsinn -Elend beendet' - Reform der Rechtschreibung reformiert“ (F.A.Z vom 3. März): Wäre Eugene Ionesco ein zeitgenössischer deutscher Autor, hätte er ein absurdes Theaterstück schreiben können, mit dem Titel: Deutsche Rechtschreibung. Nach der Reform der Reform schlösse sich der Vorhang, und das Publikum bliebe entsetzt und sprachlos sitzen, den Kopf voller Fragen: Wie kann sich ein Volk seine Sprache von Politikern diktieren lassen? Wie können sich sprachohnmächtige Diktatoren jahrelang von Fehlentscheidung zu Fehlentscheidung hangeln, ohne daß sie aufgehalten werden, notfalls durch den Präsidenten der Republik, als oberster Hüter des Volkes und seiner Kultur? Und wie kann man es zulassen, daß diese Gewalt an der Sprache gerade an den Schwächsten des Volkes ausgelebt wird, an seinen Erstkläßlern, die sich gerade um den schriftlichen Eintritt in diese Sprachgemeinschaft bemühen? Doch es ist kein absurdes Theaterstück von Ionesco, dem wir beiwohnen, es ist Deutschland im Jahr 2006. Die Mehrheit des deutschen Volkes staunt stumm darüber, was da geschieht und offenbar von niemandem verhindert werden kann. Und das Fernsehen bringt nicht einmal eine Sondersendung, wie es sonst bei nationalen Katastrophen üblich ist. Vielleicht erscheinen bald große Todesanzeigen in den Tageszeitungen: Deutsche Rechtschreibung, geboren in der staatlichen Rechtschreibkonferenz 1901, in Berlin - gestorben 2006, nach einer langen Kultusminister-Konferenz-Agonie. Die Rechtschreibung wird zu Grabe getragen. Doch Vorsicht. Ihre Sprache atmet und lebt noch. Vorhang.
Professor Dr. Wolfgang Enzensberger, Frankfurt am Main

Schwachsinn
Zum Artikel „Chronik eines fortlaufenden Schwachsinns" von Theodor Ickler (F.A.Z. vom 25. Februar): Ich frage mich immer häufiger, wie Ickler, „in welchem Land ich eigentlich lebe" - und nicht allein in bezug auf die Rechtschreibreform. Man kann die Verantwortlichen, die diesen „Schwachsinn" verbrochen haben, nur noch mit Verachtung strafen. Die öffentlichen Gelder, die dadurch der Allgemeinheit verlorengehen, sollten diese Herren und Damen zurückerstatten.
Volkmar Marschall, Frankfurt am Main


Kommentar von F.A.Z. Briefe an die Herausgeber, 27. 3. 2006, verfaßt am 27.03.2006 um 12.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=413#3662

Aus Staatsraison

Zum Artikel von Theodor Ickler „Ja, da kann man nur noch gehen" (F.A.Z. vom 25. Februar): Das Protokoll von Ickler aus den Sitzungen des Rates für Rechtschreibung gehört in jedes Schulbuch über das Funktionieren von Demokratien. Das Protokoll ist eine hervorragende Quelle dafür, wie politische Entscheidungen in einem demokratischen System herbeigeführt werden. Das Ganze läuft so: Ohne erkennbare Kompetenzkriterien beruft man zwei Dutzend Menschen in eine Kommission, die dann im vernunftfreien Raum auf dem Hintergrund ihrer weltanschaulichen und ideologischen Vorprägungen Entscheidungen fällen. Sind die Auswirkungen einer Entscheidung auf Randbereiche beschränkt, hat die demokratische Gesellschaft Glück gehabt. Ist das, wie im Falle der Reform der Rechtschreibreform, nicht der Fall, bestimmen zwei Dutzend Menschen (sic!) über das Wohl von 80 Millionen Menschen. Aber das ist nicht alles. Der Vorgang lehrt weiter, daß in demokratischen Systemen solche Fehlentscheidungen (immerhin lehnen wohl mehr als achtzig Prozent der Bevölkerung die Rechtschreibreform ab) nicht mehr korrigiert werden können. Die Kultusminister geben zwar mittlerweile zu, daß die Reform falsch gewesen sei, aber unwirksam ist sie in der Demokratie nicht mehr zu machen. Aus Staatsräson, wie es heißt. Die Quelle des Herrn Ickler lehrt also, daß die Demokratie wohl nur eine scheinbare ist.

Marco Kamradt, Paderborn



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