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05.06.2005
 

Forschungsgruppe Deutsche Sprache
Presseerklärung
Rechtschreibreform bleibt strittig

Die Forschungsgruppe Deutsche Sprache (FDS) hat auf ihrer Jahresversammlung in den Räumen der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in München am 4. Juni 2005 folgende Entschließung verabschiedet:

Die FDS fordert: Die reformierte Rechtschreibung kann und darf nicht vom 1. August 2005 an für die Schulen verbindlich werden.

Es gibt keine unstrittigen Teilbereiche der Reform, die – wie von den Kultusministern beabsichtigt – vom kommenden Schuljahr an notenrelevant werden können.

Ohnehin stellt kein Schulbuch und kein Wörterbuch den gegenwärtigen Stand der Reform und ihrer Revisionen zuverlässig dar.

Die FDS begrüßt die bisherigen Arbeitsergebnisse des Rats für deutsche Rechtschreibung und fordert, daß der Rat seine Arbeit unabhängig und ohne Zeitdruck fortsetzen kann und dabei alle Bereiche der Reform überprüft.

Die Forschungsgruppe Deutsche Sprache ist ein Zusammenschluß der namhaftesten Kritiker der Rechtschreibreform. Zu ihren Mitgliedern und Beiräten zählen der Verleger Michael Klett, die Schriftsteller Reiner Kunze, Adolf Muschg und Sten Nadolny sowie die Sprachwissenschaftler Theodor Ickler, Horst Haider Munske und Christian Stetter.



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Kommentare zu »Presseerklärung«
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Kommentar von Welt am Sonntag, verfaßt am 05.06.2005 um 13.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=270#802

Reformgegner kritisieren „zementierte Dummheit“
Ab August ist die neue Rechtschreibung an Schulen verbindlich
Welt am Sonntag, 5. 6. 2005, S. 1


Die „Forschungsgruppe Deutsche Sprache“, in der die Gegner der Rechtschreibreform zusammengeschlossen sind, hat vor einem Bildungsnotstand an deutschen Schulen gewarnt. Grund sind die jüngsten Beschlüsse der Kultusministerkonferenz. Die KMK hatte am Freitag die 1998 eingeführte Rechtschreibung in weiten Teilen für verbindlich erklärt. In einigen strittigen Bereichen soll der Rat für Rechtschreibung noch Vorschläge einbringen können.
Fortan werden daher viele Schreibweisen des Dudens von 1991 nicht mehr geduldet, sondern in Schulen als Fehler angestrichen. Für die Schüler sei die Situation desolat, sagte Schulbuch-Verleger Michael Klett. „Zum einen schreiben die Eltern anders als ihre Kinder, zum anderen kursieren nun Lehrmaterialien in drei Rechtschreibungen – alt, neu und revidiert neu. Wer soll da schreiben lernen?“ Kritik übte Klett an den Kultusministern: „Wir wissen, daß kaum ein Kultusminister diese Reform wollte. Dennoch haben alle sie bestätigt.“
Die Minister wollten so einer Flut von Schadenersatzklagen entgehen, die bei einer Rückkehr zum Duden von 1991 folgen würde. Der Althistoriker Christian Meier sagte, der schulische Zwang zu neuen Rechtschreibung stelle einen „Akt zementierter Dummheit“ dar. Fortan würde eine „mediokre Schreibweise“ Pflicht. Gelehrte und Dichter schrieben demnach falsch. Meier geht davon aus, daß Schüler und Eltern prozessieren werden.

Als „nicht ausgereift“ hat der designierte NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers die KMK-Beschlüsse bezeichnet. „Schüler, Lehrer und Studenten brauchen endlich Klarheit über die Rechtschreibung.“ Es sei „bedenklich“, wenn „politische Gremien wie die KMK“ sich über den Rat der Experten hinwegsetzten.
Till R. Stoldt



Kommentar von Helmut Jochems, verfaßt am 05.06.2005 um 13.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=270#803

Das Lieblingswort der Rechtschreibreformer hieß "durchsetzen", worin sich ihr defizitäres Demokratieverständnis und ihr erbärmlicher Moralkodex offenbarte. Die deutsche Fraktion der internationalen und zwischenstaatlichen Reformkommissionen ist (mit der bekannten Ausnahme) seit ein paar Monaten von der Bildfläche verschwunden, aber der von ihr geförderte Ungeist lebt weiter. Am 1. August 2005 wird die eigentliche "Durchsetzung" der Rechtschreibreform beginnen - allerdings so schildbürgerlich, wie sich das Unternehmen von Anfang an präsentierte. Da sich weder in den Schulen beim Unterricht noch in den Behörden beim Verfassen von Schriftsätzen etwas ändern kann, denn Wörter- und Lehrbücher hier und Rechtschreibprogramme da haben die neuerliche Unterscheidung von "unstrittigen", "strittigen" und "ganz besonders strittigen" Regeln noch nicht mitbekommen, landet der Schwarze Peter bei den korrigierenden Lehrern: Sie sollen das schwammige Gebilde mit dem roten Kugelschreiber durchsetzen und wissen doch selber nicht, woran sie sich zu halten haben. Das Internet, worauf die Präsidentin der Kultusministerkonferenz verweist, hilft nicht weiter. Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat dort kein "Portal", könnte aber auch nicht weiterhelfen, da die Einzelheiten der geplanten Revisionen nach bewährtem Muster geheimzuhalten sind. Vielleicht gehen wie 1997/98 wieder beherzte Eltern vor Gericht, wenn übereifrige Lehrer ihren Kindern die üblichen deutschen Schreibungen als Fehler anstreichen. Sicher sein kann man sich da aber nicht. Eins aber steht heute schon fest: Die deutsche Rechtschreibköpenickiade ist noch weit von ihrem Ende entfernt.


Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 05.06.2005 um 14.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=270#806

Man kann ohne Übertreibung die These aufstellen, daß bei a l l e n Erlassen der MK schon immer stillschweigend einkalkuliert wird, daß sie in der Schulpraxis nur annähernd umgesetzt werden. Lehrer sind daran gewöhnt, die verordneten Geniestreiche so gut es geht der Wirklichkeit anzupassen, und die ist immer sehr viel anders, als man sich das in den luftigen Höhen der Amtsstuben vorstellen kann. Die Schulverwaltungsbeamten rekrutieren sich zu großen Teilen aus ehemaligen Lehrern, die nicht unbedingt die Tüchtigsten und Erfolgreichsten an der Front waren. Lehrer wird man normalerweise nicht , um eine Karriere als MK-Beamter zu machen. - Mit der Rechtschreibreform ist es so ähnlich wie mit technischen Produkten, z.B. Autos. Da wird heutzutage auch oft auf eine ausreichende Erprobung und Endkontrolle verzichtet, weil eine Rückrufaktion inkl. Garantieleistung billiger kommt.



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