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22.08.2015
Mönchengladbach
Zum Diktat, bitte!
Vor zehn Jahren wurde die neue Rechtschreibung in der Verwaltung eingeführt. Vielen war das ein Gräuel, doch wurde ihnen offenbar die neue Schreibe schnell eingebläut. Das zeigt unser Test mit fünf geladenen Gästen in der Redaktion.
Von Kilian Treß
Heißt es Greuel oder Gräuel? Einbläuen oder bleuen? Hobbys oder Hobbies? Hand aufs Herz: Beherrschen Sie die neue Rechtschreibung? Ja? Dann hätten Sie sich wohl besser geschlagen als unsere stadtbekannten Gäste, die sich in die Redaktion zum Diktat haben einladen lassen. Fehlerfrei blieb nämlich niemand, auch unser Redaktionsleiter nicht.
Grund für die Einladung zum Diktat war, das sich im August der Termin der Einführung der neuen Rechtschreibung in die Verwaltung zum zehnten Mal gejährt hat. Anträge an Bezirksvertretung oder Rat, Niederschriften, interner Fraktions-E-Mail-Verkehr; jedes Schriftstück unterlag von nun an den neuen Regeln, die sich findige Sprachwissenschaftler über Jahrzehnte erarbeitet haben. "Das fing schon Ende der 60er Jahre an", erinnert sich Ulrich Elsen, SPD. Der ehemalige Lehrer hat schon als Schüler Diktate verflucht, und sie daher als Lehrer auch nur ungern durchgeführt. "Das hatte immer etwas von Strafaufgabe", sagt Elsen.
In unserem Test, der seinerzeit Zehntklässlern als Rechtschreib-Abschluss-Prüfung vorgelegt wurde, schneidet Elsen noch gut ab. Aber Anglizismen, Worte, die aus dem Englischen in den deutschen Sprachgebrauch drangen, machten ihm das Leben schwer. Seine Fehler: Die Pluralbildung der Worte Hobby, Party und City. Statt nur das deutsche Plural-S anzuhängen, vertraute er der englischen Grammatik, schrieb mit gutem Gewissen Hobbies, Parties und Cities. Doch das, was vor einer Dekade noch korrekt war, ist heute dreimal falsch. Dazu tappte Elsen in die Falle bei den Worten "Tipp" (ein p), Quäntchen (e statt a) und Litfaßsäule (drei s).
Die Litfaßsäule entpuppte sich aber für jeden Teilnehmer als Stolperstein. Litfaß als Eigenname unterliegt nämlich nicht der Rechtschreibung. Doch keiner der Teilnehmer hat den Braten gerochen. Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners (ehemaliger Journalist) lag genauso falsch wie Nicole Finger (FDP, Geschäftsführerin des Unternehmens Drekopf), Gerd Brenner (Grüner, ehemaliger Lehrer, Germanist und Schulbuchautor) sowie RP-Redaktionsleiter Ralf Jüngermann.
Zudem schrieb er, wie Brenner und Reiners auch das Wort "Gräuel" falsch (mit e). "Ich verstehe nicht, ob Gräuel von Grau abgeleitet wird. Das müssen andere erklären", sagt der Germanist und Grünen-Politiker Brenner. An der Stelle ist auch er überfragt, obwohl er mit seiner Tochter Dutzende Schulbücher zum Thema "Neue Rechtschreibung" erarbeitet hat. "Aber ich finde es gut, dass eine einheitliche Schriftsprache geschaffen wurde", sagt Gerd Brenner. "Haben sie mal die Schriften von Goethe gesehen? Da ist alles durcheinander, die Texte sind schrecklich zu lesen", sagt er mit einem Augenzwinkern.
Für die FDP-Politikerin Nicole Finger stellte das Wort Gräuel keine Herausforderung dar. Dafür schrieb sie das Wort "einbläuen" noch nach der alten Regel (mit e). Zum Test lässt sich letztlich sagen, dass alle zum Diktat erschienen Gäste die neue Rechtschreibung sehr wohl beherrschen. Doch Tücken sind, obwohl vieles logischer und dadurch einfacher werden sollte, noch immer da. Sie irritieren und verunsichern. "Und wenn man beginnt nachzudenken, kommen Zweifel. Und dann folgt der Fehler", sagt Ulrich Elsen.
Quelle: RP online
Link: http://www.rp-online.de/nrw/staedte/moenchengladbach/zum-diktat-bitte-aid-1.5331591
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Kommentar von Tobias Bluhme, verfaßt am 25.10.2015 um 13.49 Uhr
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Überschrift zu einem Anreißertext auf der Startseite von faz.net:
"Dass Potential von Patientendaten wird unterschätzt"
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Kommentar von Tobias Bluhme, verfaßt am 03.10.2015 um 22.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=204#1604
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