Wolfram Metz zu »Alles englisch«
Dieser Kommentar wurde am 25.11.2025 um 10.33 Uhr verfaßt.
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Man hört und liest das jetzt ständig. Einer der ersten Politiker, die diese neue Marotte aufgegriffen haben, war ... Markus Söder. Im Bundestagswahlkampf 2021 meinte er, er sei fein mit der Entscheidung für Laschet als Kanzlerkandidat der Union. 2024 benutzte er die gleiche Formulierung, diesmal bezogen auf Merz.
Daß das englische »fine« nicht immer so positiv gemeint ist, wie es in deutschen Ohren klingt (auch bei der Antwort auf die Frage nach dem Befinden, sofern darauf überhaupt eine Antwort erwartet wird), wissen viele nicht.
Dazu Jörg Thomann in der FAZ vom 17.9.24 (https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/merz-als-kanzlerkandidat-soeder-damit-fein-was-soll-das-heissen-19989988.html):
»Schon vor einem Jahr wies der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen im SWR darauf hin, dass der Gebrauch von „Ich bin fein damit“ im Sinne von „Ich bin einverstanden“ eigentlich falsch ist; tatsächlich bedeute „I’m fine with it“ etwas wie „Ich kann damit leben“ oder „Passt schon“. Das vor allem im Südlicheren beheimatete „Passt schon“, im Bayerischen gebrummt als „Bassd scho“, dürfte Söders Gefühlslage feiner beschreiben als der Anglizismus „fein damit“ – mit dem Söder den Menschen da draußen aber immerhin noch mal vor Ohren geführt hat: Ich bin elf Jahre fresher als der feine Herr Merz.«
Das wird die deutschen Sprecher aber nicht davon abhalten, dem Ausdruck eine neue, eben deutsche, Bedeutung zu unterlegen und ihn entsprechend zu verwenden. So ist das nun mal bei solchen Entlehnungen, und es war wohl nie anders. Man könnte, mit einem anderen Modebegriff, auch von kultureller Aneignung sprechen.
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Theodor Ickler zu »Trüber Morgen«
Dieser Kommentar wurde am 25.11.2025 um 06.50 Uhr verfaßt.
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Trumps DOGE-Behörde (Ziel verfassungsrechtlicher Klagen) scheint sich weitgehend verflüchtigt zu haben, lange vor dem angesetzten Termin. Mit den Folgen wird die Verwaltung der USA noch jahrelang beschäftigt sein.
Die rechtlich ebenso bedenklichen ICE-Trupps sind immer noch unterwegs.
Der Trick mit dem Gerrymandering ist erst einmal nach hinten losgegangen, weil zwar im roten Texas, aber nicht im blauen Kalifornien die Anwendung der neuen Wahlkreiseinteilung schon bei den bevorstehenden Wahlen gerichtlich verboten worden ist.
Auch andere Gerichtsurteile fallen für Trump nicht so aus, wie er sich bei der Durchdringung des Justizapparates vorgestellt hatte. Während er sich Immunität für alle Amtshandlungen gesichert hat, verfolgt er seine Gegner, auch wenn sie nur ihre Pflicht getan haben, mit der Macht des Justizministeriums. Das hat aber Grenzen, wie man gerade sieht.
Hinzu kommen die immer deutlicher werdenden Symptome des geistigen Abbaus. Der Psychologe John Gartner sieht Anzeichen von Demenz, vielleicht in Verbindung mit einem Schlaganfall. Immer mehr Aussetzer, hängende rechte Seite, unsicherer Gang, Ausraster, enthemmtes Schwadronieren. Das hat heute ein anderes Gewicht als ältere Spekulationen; man muß sich die Auftritte nur ansehen.
Die Regierungsgeschäfte entgleiten ihm ja auch immer mehr. Wie lange kann das noch gut gehen?
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Theodor Ickler zu »Nature, Nurture und Skinner«
Dieser Kommentar wurde am 25.11.2025 um 06.34 Uhr verfaßt.
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Wenn wir die Rille auf einer Vinylplatte noch so genau betrachten, können wir nicht ahnen, daß sie einen Stereoklang hervorbringt, wenn man sie an die passende Geräteumgebung anschließt. So hat auch die lineare Rede, entgegen dem von der Schrift verstärkten Eindruck, gewissermaßen zwei Dimensionen: die Primärreaktion (mit Freuds Terminus, auf den sich auch Skinner ausdrücklich bezieht) und den autoklitischen Rahmen (das ist Skinners Ausdruck). Vor allem durch das Betonungsprofil, das unmittelbar die Struktur unserer Aufmerksamkeit, Figur und Hintergrund, widerspiegelt. Unter den anderen Psychologen kommt Kurt Goldstein dieser Einsicht am nächsten.
Skinner konnte 1940 damit nicht viel anfangen (Rezension zu Goldsteins „The organism“). Goldstein wiederum kritisierte die Reflexbogentheorie der frühen Behavioristen. Zwischen seiner gestaltpsychologischen Orientierung und Skinners Radikalem Behaviorismus war wohl kaum Verständigung möglich. In „Verbal behavior“ kommt Goldstein nicht vor, aber die Kapitel über die redaktionelle Bearbeitung des Outputs („Editing“ in Teil V) lassen den Leser oft an ihn denken.
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Theodor Ickler zu »Witze«
Dieser Kommentar wurde am 25.11.2025 um 06.25 Uhr verfaßt.
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Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1545#50637
Die Stadt Leipzig hat sich zu Werbezwecken das alte Scherzwort „Einundleipzig“ („Das war anno Leipzigeinundleipzig“) selbstironisch zu eigen gemacht.
Ich hätte den früheren Eintrag auch unter "Ikonismus" stellen können.
Heutige Pennäler verstehen das gar nicht mehr. Ich habe den Eindruck, daß sie in Geschichte noch weniger lernen als wir. Dafür stellen sie "Fragen an die deutsche Geschichte".
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Theodor Ickler zu »Alles englisch«
Dieser Kommentar wurde am 25.11.2025 um 04.28 Uhr verfaßt.
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„Damit bin ich fein“, soll der Schauspieler Rupert Grint dazu gesagt haben, daß er für immer auf die Rolle von Ron Weasley als Freund Harry Potters festgelegt ist. (25.11.25)
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Manfred Riemer zu »Raunächte und Duckmäuser«
Dieser Kommentar wurde am 24.11.2025 um 15.43 Uhr verfaßt.
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zu 1388#27667, elf Jahre später:
Auf einem weihnachtlichen Thementisch der Mannheimer Thalia-Buchhandlung sehe ich mindestens 16 verschiedene Artikel (Bücher, Tarotkarten, ein Räucherset) mit dem Wort Rauhnacht- oder Rauhnächte im Titel, dagegen nur viermal Raunächte. Es hat sich also über die Jahre kaum etwas geändert.
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Theodor Ickler zu »Intentionalität und Sprache«
Dieser Kommentar wurde am 24.11.2025 um 12.33 Uhr verfaßt.
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Das stimmt, man braucht den Kontrast der vantaschwarzen Fläche zu einer beleuchteten Umgebung, damit das Auge den Eindruck schwärzester Schwärze herstellen kann und nicht beim Augengrau der tiefsten Dunkelheit stehenbleibt. Das völlige Ausbleiben von Photonen genügt also nicht.
Übrigens steht in den Lehrbüchern, daß das menschliche Auge bei vollständiger Dunkeladaptation ein einzelnes Photon wahrnehmen kann. Das wäre also die absolut erreichbare Lichtempfindlichkeit, und wir müssen uns vor den Eulen und Lemuren nicht verstecken.
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Theodor Ickler zu »Jede und jeder«
Dieser Kommentar wurde am 24.11.2025 um 12.24 Uhr verfaßt.
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Abwechslung erfreut, wie der Römer sagt, aber wenn im selben Text auf verschiedene Arten gegendert wird, dann erfreut es noch weniger als das Gendern an sich schon.
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Manfred Riemer zu »Intentionalität und Sprache«
Dieser Kommentar wurde am 24.11.2025 um 12.16 Uhr verfaßt.
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Völlige Dunkelheit heißt kein Licht, ein Nichts an sichtbarer Strahlung. Wenn von diesem Nichts alles absorbiert wird, wieviel wird dann absorbiert?
In völliger Dunkelheit kann es gar keine Farbe geben, und man sieht auch gar nichts. Um irgendein Schwarz oder Weiß voneinander oder von Vantaschwarz zu unterscheiden, bräuchte man ein kleines bißchen Licht.
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Wolfram Metz zu »Jede und jeder«
Dieser Kommentar wurde am 24.11.2025 um 11.25 Uhr verfaßt.
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Und wie so oft: »Soldatinnen, Soldaten und Geheimdienstmitarbeitende« sind drei Gruppen, gemeint sind aber zwei.
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Theodor Ickler zu »Intentionalität und Sprache«
Dieser Kommentar wurde am 24.11.2025 um 07.38 Uhr verfaßt.
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Zum Thema "aktiv vs. passiv":
Man sagt, daß Sinneszellen auch dann aktiv sind, wenn kein Reiz auf sie einwirkt, z. B. die Sehzellen bei völliger Dunkelheit (wo das Augengrau auf die Ruheaktivität der Zellen zurückgeführt wird). Dieser Begriff von Aktivität hat aber nichts mit Agentivität und Passivität zu tun. Man könnte stattdessen auch „erregt“ sagen, womit die Irreführung verschwindet. Stoffwechsel und Reizleitung geschehen einfach, sie sind weder aktiv noch passiv.
Ein tieferes Schwarz als völlige Dunkelheit kann durch Materialien erzeugt werden, die alles Licht absorbieren, besonders bekannt ist Vantablack (https://de.wikipedia.org/wiki/Vantablack).
„Der Künstler Anish Kapoor erklärte im Sommer 2014, dass er mit Vantablack arbeiten wolle. Inzwischen hat er sich für einen sehr hohen Preis die exklusiven Nutzungsrechte an der Verwendung im Bereich Kunst gesichert.“ (Man staunt wieder mal, was sich alles "privatisieren" läßt.)
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Theodor Ickler zu »Friede sei mit euch!«
Dieser Kommentar wurde am 24.11.2025 um 07.25 Uhr verfaßt.
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Nicht alles, was an Merkmalen und Verhaltensweisen beobachtet wird, muß unmittelbar einen evolutionären Vorteil bieten. Sprache muß überhaupt keinen evolutionären Sinn haben, wenn sie in der Zusammenführung und Betätigung von anderen, elementareren Verhaltensweisen besteht, die eine solchen Sinn haben. So muß auch das kürzlich hier erwähnte Küssen keinen evolutionären Grund haben, wenn es einfach ein (zudem noch kulturelles) Derivat des Brutpflegeverhaltens ist.
Dies zur Widerlegung der Kreationisten, die aus dem fehlenden Nutzen dieser oder jener Einzelheit (Brustwarzen beim Mann) ein Argument gegen die Evolution ableiten zu können glauben. Ganz zu schweigen vom bekannten Rückzug ins asylum ignorantiae.
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