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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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Manfred Riemer zu »Trüber Morgen«
Dieser Kommentar wurde am 22.12.2024 um 12.13 Uhr verfaßt.

Verächtlichmachung heißt, etwas per se nicht Verächtliches in ein verächtliches Licht zu rücken. Aber unterscheiden wir dann davon auch das erwünschte moralische Verhalten, daß etwas tatsächlich Verächtliches einfach nur beim richtigen Namen genannt wird?

Das heißt, hinter dem Wort Verächtlichmachen steckt immer schon ein Urteil, das evtl. auch ein Vorurteil sein könnte. Darum erfordert Demokratie geradezu freie Rede und Meinungsstreit und muß auch mit Irrtümern umgehen können. Es ist ein sehr schmaler Pfad, pauschal von antidemokratischer Verächtlichmachung zu sprechen. Die wenigsten wollen wider besseres Wissen absichtlich ungerechtfertigt etwas verächtlich machen. Die meisten glauben ja, recht zu haben, und damit auch das Recht auf Verbreitung ihrer Meinung zu haben. Das Urteil über den nichtdemokratischen Charakter einer Sache, ob Verächtlichmachung oder nicht, muß also letztlich auch erst einmal demokratisch gefunden werden.


Theodor Ickler zu »Trüber Morgen«
Dieser Kommentar wurde am 22.12.2024 um 07.21 Uhr verfaßt.

„Solange sie noch ‚meckern‘ dürfen, fühlen sich die meisten Menschen dankbar erleichtert, wenn ihnen jemand die Arbeit abnimmt – das gilt für den Haushalt genau so wie für die Politik. Die Politik bringt viel Schererei mit sich, und das Leben ist kurz. Wir geben uns mit allerlei Mißständen zufrieden, bloß weil wir die Mühe scheuen, damit aufzuräumen.“ (Sidney Hook: Der Held in der Geschichte. Nürnberg 1951:35)
Das mag banal klingen, aber unter den heutigen Bedingungen, von denen Hook noch nichts ahnen konnte, hat sich das Meckern vertausendfacht und ist zu einer politischen Macht geworden. Jeder kleine Mucker kann sich im Schutz der Anonymität und ohne sich selbst die Finger schmutzig zu machen an der Verächtlichmachung von Politik und Politikern beteiligen und die Demokratie sturmreif schießen.


Theodor Ickler zu »Der moderne Mensch«
Dieser Kommentar wurde am 21.12.2024 um 09.05 Uhr verfaßt.

Als Bezahlfernsehen wären die Öffentlich-Rechtlichen gewiß sofort pleite. Nur die strafbewehrte Zwangsgebühr verschafft ihnen die beispiellos üppige Finanzierung. Das Pöbelvolk darf sich ruhig über geringfügige Änderungen der Beiträge empören – der eigentliche Skandal bleibt außerhalb jeder Diskussion. Die ein bis zwei Millionen Fernsehverweigerer haben keine Stimme. Jedenfalls habe ich in den großen Zeitungen seit Jahren keinen grundsätzlich kritischen Beitrag mehr gelesen. Das Kirchhofsche Märchen von der Demokratieabgabe wird allgemein geglaubt, was sich vielleicht aus dem Berufsinteresse aller Medienmenschen erklärt.


Theodor Ickler zu »Trüber Morgen«
Dieser Kommentar wurde am 21.12.2024 um 08.28 Uhr verfaßt.

Als Influencer kommen auch Personen zu Wort und Influenz, die im bürgerlichen Leben scheu, fast autistisch wirken. Sie stehen plötzlich als erfolgreich da, während man sich sonst Sorgen um sie machen müßte. Ihr Außenseitertum prägt ihre Äußerungen, aber da eine mehr oder weniger große Gemeinde von Followern sie liket, fühlen sie sich nicht mehr isoliert, sondern als Teil einer Gruppe von Durchblickern.
Seltsam ist, daß das Querdenken sich meistens gleich auf alle zur Zeit gängigen Themen ausdehnt. Klimawandelleugner sind also zugleich Impfgegner, Migrationskritiker usw., obwohl es auf den ersten Blick da keinen Zusammenhang gibt. Anders zu ticken als die meisten war vielleicht eine Belastung, jetzt ist es ein Triumph.


Theodor Ickler zu »Die Tyrannei des Vermeintlichen«
Dieser Kommentar wurde am 21.12.2024 um 05.38 Uhr verfaßt.

Soweit ich sehe, sind unter den bekannteren Medien ZEIT und SPIEGEL mit "Kyjiw" ziemlich allein geblieben. Das ist aber keine Position, die sich lange durchhalten läßt, schon gar nicht von diesen beiden. Kriegsentscheidend wird ihr Beitrag auch nicht sein.


Theodor Ickler zu »Trüber Morgen«
Dieser Kommentar wurde am 21.12.2024 um 05.34 Uhr verfaßt.

Im alten Rom war der reiche Mann als Patronus stets von seinen Klienten umgeben, die ihm ihre Aufwartung machten – ein Gegenstand der Satire. Man könnte die Ergebenheitsadressen sammeln, die jetzt an Musk gerichtet werden. "Elon, ich habe eine politische Debatte initiiert, die von deinen und Mileis Ideen inspiriert ist", schrieb Lindner auf Englisch. Ob Lindner ihn wirklich duzt, ist seinem englisch abgefaßten Brief allerdings nicht zu entnehmen. Elon hatte die AfD gepriesen und seinen wahren Statthalter in Deutschland vergessen, der sich sogleich in Erinnerung brachte.


Theodor Ickler zu »Rhetorik«
Dieser Kommentar wurde am 21.12.2024 um 05.26 Uhr verfaßt.

Ein ungünstiges Gerichtsurteil zeugt für die Betroffenen von der Korruptheit einer politisierten Justiz. Müssen es dagegen die Feinde einstecken, ist es eine wohlverdiente „Klatsche“:
„Eine Klatsche nach der anderen“ (11.8.19)
„Verwaltungsgericht verpasst Thüringens Verfassungsschutz eine Klatsche“ (13.8.23)
„Karlsruhe verpasst dem grünen NRW-Justizminister Limbach eine gewaltige Klatsche“ (31.8.24)
„Schwere gerichtliche Klatsche für das ZDF und Jan Böhmermann“ (19.12.24)
„Wie lange noch kann sich Faeser nach der erneuten gerichtlichen Klatsche halten?“ (20.12.24)
Alle Beispiele von Josef Kraus, Experte für Schule und Militär und alles andere. Ebenso sein frommer Freund Klaus-Rüdiger Mai (Laudatio: Josef Kraus).


Theodor Ickler zu »Friede sei mit euch!«
Dieser Kommentar wurde am 20.12.2024 um 16.51 Uhr verfaßt.

„Spirituelle Verarmung und fehlende Werteorientierung stellen eine entscheidende Ursache der mentalen Krise dar, in der sich die Generation Z befindet“, behauptet ein Bildungsforscher zur Rechtfertigung des konfessionellen Religionsunterrichts an staatlichen Schulen. (SZ 20.12.24)
Ich zweifele an sämtlichen Präsuppositionen: daß es eine Generation Z gibt, daß sie sich in einer mentalen Krise befindet und daß Religionsunterricht dagegen helfen würde. (Und daß der Professor glaubt, was er sagt.)


Manfred Riemer zu »Rhetorik«
Dieser Kommentar wurde am 20.12.2024 um 10.32 Uhr verfaßt.

Natürlich sind es unterschiedliche Anwendungen, aber zumindest beruhen sie alle auf dem gleichen Namen Fritz und belegen, denke ich, dessen speziellen Charakter und Volkstümlichkeit. Mehr hatte ich damit nicht gemeint.
Das ist wohl ähnlich wie bei Petersilie, Salpeter, Ziegenpeter, die haben auch paarweise nichts miteinander zu tun, außer dem gemeinsamen Bestandteil Peter, dem Felsen.


Theodor Ickler zu »Rhetorik«
Dieser Kommentar wurde am 20.12.2024 um 05.38 Uhr verfaßt.

Wie gesagt, man kann den Namen nicht aus dem Zusammenhang lösen. Scholz hat den Mundartton angeschlagen, gewissermaßen als Sprachrohr der kleinen Leute, um Merz von der großen Politik ins Lokale, Kleinformatige, nicht so Ernstzunehmende herunterzuholen.

Scholz hätte den Rest des Satzes auch noch ins Hamburger Platt übersetzen können, aber dann wäre er vielleicht gar nicht mehr verstanden worden.

Der niederdeutsche "Fritze" hat mit dem abschätzigen hochdeutschen "Zeitungsfritzen" usw. nichts zu tun. Das ist für andere Deutsche schwer nachzufühlen.


Theodor Ickler zu »Die Tyrannei des Vermeintlichen«
Dieser Kommentar wurde am 20.12.2024 um 05.27 Uhr verfaßt.

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51009
Im Erlanger Stadtrat haben Grüne, CSU, SPD, ÖDP, Klimaliste und Erlanger Linke beantragt, auf dem Gelände der inzwischen abgerissenen berüchtigten „Hupfla“ eine „Straße der Behindertenrechte“ zu benennen. Kostet nichts und bringt hohen Gewinn. Eigentlich sind Straßennamen eine rein praktische Angelegenheit, deshalb wohnen wir in einer „Ringstraße“. Die Nutzung zu volkspädagogischen Zwecken macht eine ständige Umbenennung erforderlich. Eine handliche Abkürzung wie eben „Hupfla“ zeichnet sich auch nicht ab. (Anscheinend war nur die AfD dagegen.)


Manfred Riemer zu »Rhetorik«
Dieser Kommentar wurde am 20.12.2024 um 05.14 Uhr verfaßt.

Die Vornamen Fritz und Hans sind schon ein bißchen speziell, nicht nur Kurz- und Kosenamen, Scholz wollte Merz sicher nicht gerade kosen, sondern sie eignen sich eben auch sehr gut zum "Hänseln". Vom "kleinen Fritzchen" handelt gleich eine ganze Sparte von Witzen, und beim Zeitungsfritzen, Fernsehfritzen, Versicherungsfritzen ... hat sich der Name sogar zur etwas – wie soll ich sagen? – gönnerhaften Allgemeinbezeichnung gewandelt.
Also eine, wenn auch recht harmlose, Hänselei ist es schon mit mit dem "Fritze" Merz.
Ähnliches mit einem noch höhnischeren Beiklang hätte Scholz erzielen können, wenn er den Namen ins heutige Deutsch übersetzt hätte: Friedensreich Merz.


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