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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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Theodor Ickler zu »Trüber Morgen«
Dieser Kommentar wurde am 27.07.2024 um 06.22 Uhr verfaßt.

Heute mal zu Gewissensfragen.
In manchen Ländern ist es verboten, mit einem Metalldetektor nach „Schätzen“ zu suchen (in Deutschland nur in SH). Das ist zwar verständlich, aber dadurch bleiben zahllose Gegenstände unentdeckt und sind für die Forschung verloren. Besser wäre es wohl, eine genauer definierte Ablieferungspflicht vorzusehen und den Handel zu überwachen. Auch dabei geht manches verloren, aber der Ertrag für die Museen dürfte den Nachteil aufwiegen.
Ich erinnere an die ingeniöse Aufspürung eines Meteoriten durch Karl Wimmer, um den sich dann ein häßlicher Rechtsstreit entwickelte. Wenn man die Suche nach solchen Objekten von vornherein unattraktiv macht oder ganz verbietet, bleiben sie eben so gut wie nichtexistent.
Als mein Vater in einer Kiesgrube bei Kassel arbeitete, brachte er manchmal vorgeschichtliche Werkzeuge mit nach Hause, bevor er sie dem Landesmuseum übergab. An einer Biegung der Fulda hatte sich viel davon angesammelt, was dann ausgebaggert wurde und auf dem Förderband auffiel.
Die Wiener Bibliothekarin Claudia Bitter sammelt Fundsachen, die aus Büchern fallen. Wenn möglich, werden sie dem Entleiher zurückgegeben, aber es bleiben viele interessante oder kuriose Dinge übrig. (SZ 27.7.24) Davon könnte ich auch einiges erzählen.
Als Student habe ich einmal sehr billig einen klobigen Schreibtisch aus dem Nachlaß eines betagten Ehepaars gekauft. Ich stellt ihn zunächst hochkant in eine Ecke und entdeckte dabei ein Geheimfach im Boden, darin einen 50-Mark-Schein, einen Umschlag mit einer blonden Locke und Alimentenquittungen. Diese Dinge gab ich an die Tochter und Verkäuferin, die ziemlich verstört wirkte, weil sie vom Seitensprung ihres Vaters ihr ganzes Leben lang nichts gewußt hatte. Vielleicht hätte ich das nicht tun sollen? Tatsächlich hatte ich gezögert, nicht wegen des Geldes, sondern wegen der Quittungen.


Theodor Ickler zu »Niedriger hängen!«
Dieser Kommentar wurde am 27.07.2024 um 05.19 Uhr verfaßt.

Es gibt eine breite Literatur, die aus Artefakten den „Geist“ der früheren Menschen zu rekonstruieren versucht und manchmal auch eine neurologische Ergänzung versucht: Was muß im „präfrontalen Cortex“ geschehen sein, damit jene Menschen Faustkeile herstellen konnen usw. Auch der Ursprung der Sprache wird damit in Verbindung gebracht. Solche Spekulationen halten sich im folkpsychologischen oder rational-psychologischen (scholastischen) Rahmen, weit entfernt von Biologie und Verhaltensanalyse im empirischen Sinn. Die neurosophische Verzierung hat erst recht keine wissenschaftliche Grundlage. Man kann es weder beweisen noch widerlegen, es sind Just-so-stories...


Theodor Ickler zu »„Sprachproduktion“«
Dieser Kommentar wurde am 27.07.2024 um 04.46 Uhr verfaßt.

Sie breiten wieder genau die metaphorische (transgressive) folk psychology aus, deren Herkunft und Funktion ich aufzuklären versuche. Ich kann Ihre Fragen nicht beantworten, weil sie nicht in meiner Sprache abgefaßt, sondern sozusagen meine Untersuchungsobjekte sind. Aus dieser Sicht sind Sie für mich ein Tier, das aber anders als alle anderen Tiere bestimmte Geräusche von sich gibt, die von einer Generation zur anderen weitergegeben werden und sich dabei in Jahrtausenden immerzu verändert haben. Außerdem "schreiben" Sie auch noch, was die Sache noch komplizierter macht.(Ich bin natürlich gleichzeitig ein deutscher Mensch wie Sie und verstehe Sie auf dieser Ebene auch sehr gut, aber wissenschaftlich überhaupt nicht. Das kostet mich einige Anstrengung, aber es muß sein.)


Manfred Riemer zu »„Sprachproduktion“«
Dieser Kommentar wurde am 26.07.2024 um 21.55 Uhr verfaßt.

Wenn die Idee wegfällt, was ist es dann, das wir im Kopf hin und her wälzen, im stillen aus verschiedenen Gesichtspunkten analysieren, verwerfen, neu durch"denken", bevor wir es endlich (nach einigen Sekunden oder nach Tagen) aussprechen? Kann man diesen langen inneren Dialog nicht auch eine Folge von Ideen oder (stillen) Einzelaussagen nennen?


Theodor Ickler zu »„Sprachproduktion“«
Dieser Kommentar wurde am 26.07.2024 um 11.57 Uhr verfaßt.

„Am Anfang des Sprechaktes steht eine Idee, allerdings nicht notwendigerweise genau eine. Häufig schwirren uns mehrere Ideen gleichzeitig durch den Kopf. Es kann sich um mehrere Dinge handeln, die wir sagen wollen, aber auch um Dinge, die wir nicht sagen wollen, die uns aber nichtsdestoweniger gleichzeitig mit dem Sprechen durch den Kopf gehen. Eine von den Ideen wählen wir zur weiteren Bearbeitung und sprachlichen Umsetzung aus; die konkurrierenden Ideen unterdrücken wir, mindestens im Hinblick auf die sprachliche Umsetzung.“ (Christian Lehmann https://www.christianlehmann.eu/ling/ling_theo/)

Als Beweis werden Versprecher angeführt. Sie zwingen allerdings nicht zur Annahme von „Ideen“, was immer das sein mag.

Aus naturalistischer Sicht fällt die „Idee“ weg – auch wenn unsere alltagspsychologische Ansicht noch so vertraut ist, daß Sprache dazu dient, Gedanken auszudrücken.


Manfred Riemer zu »Alles englisch«
Dieser Kommentar wurde am 26.07.2024 um 11.49 Uhr verfaßt.

Ansonsten wäre vielleicht im Falle einer Aussage, Information o.ä. "weitergeben" eine bessere Übersetzung als "teilen".


Manfred Riemer zu »Alles englisch«
Dieser Kommentar wurde am 26.07.2024 um 11.25 Uhr verfaßt.

Diese Bedeutung von "teilen" (to share) verlangt im Deutschen eigentlich eine präpositionale Ergänzung: teilen mit jemandem. Die Irritation bzw. der Anglizismus besteht darin, daß diese notwendige Ergänzung weggelassen wird.


Erich Virch zu »Alles englisch«
Dieser Kommentar wurde am 26.07.2024 um 09.44 Uhr verfaßt.

Mir scheint "mitteilen" nicht ganz die Bedeutung des neuen "sharing" zu treffen. Wie der treuherzige Reim "sharing is caring" deutlich macht, bietet man der Netzgemeinde eher etwas zur Teilhabe an. Sehr praktisch: anders als ein Kuchen nimmt das Geteilte nie ab, der Edelmut kostet den Spender nichts. Unklar ist jetzt allerdings, ob der Neffe zur Aussage seines Onkels steht, oder ob er sie nur herumzeigt.


Theodor Ickler zu »Alles englisch«
Dieser Kommentar wurde am 26.07.2024 um 06.50 Uhr verfaßt.

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1399#42338

Dieses "teilen" hat sich seither sehr schnell weiterverbreitet:

„Ein Neffe Donald Trumps veröffentlicht ein Buch und teilt darin eine schockierende Aussage des Ex-Präsidenten.“ (25.7.24)

Ich werde mich wohl nicht mehr daran gewöhnen.


Theodor Ickler zu »Stilistische Pracht«
Dieser Kommentar wurde am 26.07.2024 um 04.18 Uhr verfaßt.

Noch mal zum neuen Büchnerpreisträger Oswald Egger (nie gehört): Die Süddeutsche Zeitung lobte etwas säuerlich die Unlesbarkeit (oder war es gar kein Lob?). In der ZEIT fand Volker Weidermann die Auszeichnung des Unsinns skandalös, gerade im Vergleich mit Büchner selbst, während ein anderer Redakteur rühmte, Eggers Texte seien „alles andere als verständlich“. Es handele sich um sprachliches „World Building“ und nicht um „Nature Writing“.


Theodor Ickler zu »Trüber Morgen«
Dieser Kommentar wurde am 25.07.2024 um 18.40 Uhr verfaßt.

Ich kann nur sagen, was ich vom Sansktit kenne, und habe mich im übrigen darauf verlassen, daß es wirklich vom Lotus kommt und nicht von der "Liebe" mit langem a wie in Kamasutra. Ein Beiname der Göttin Lakshmi soll kamalâ mit langem a am Ende sein. Die kurzen a werden im Sanskrit so ähnlich wie unser Murmelvokal gesprochen.
Was aus all dem in amerikanischen Mündern wird, kann ich nicht sagen.
Habe mir übrigens gerade die Autobiographie von Kamala Harris bestellt. Sie soll ja planen, als Präsidentin kleine Kinder zu schlachten und – man denke an ihre Abstammung von Kannibalen – bei Orgien im Weißen Haus zu verspeisen. Auch um Platz für noch mehr Verbrecher aus Mexiko usw. zu schaffen. Das will ich mal nachprüfen.


Wolfram Metz zu »Trüber Morgen«
Dieser Kommentar wurde am 25.07.2024 um 16.50 Uhr verfaßt.

Wobei das a laut Wikipedia nicht wie in Pamela, also mit [æ], ausgeprochen wird, sondern mit langem [ɑ:]. Auf Youtube findet man verschiedene Videos, in denen sie ihren Namen selbst ausspricht, beispielsweise hier: https://youtu.be/H-vxmBBbWEg?t=12 und hier: https://www.youtube.com/watch?v=1U11vEbv2Lg&t=29s. Ich höre irgend etwas zwischen den beiden genannten Lauten, und zwar halblang, aber ich weiß auch, daß man oft hört, was man zu hören erwartet. Stelle ich mir die eine Variante vor, höre ich sie beim Abspielen auch, stelle ich mir die andere Variante vor, höre ich die. Nur daß die Betonung auf der ersten Silbe liegt, scheint klar zu sein.

Merkel hat auch einmal klargestellt, daß ihr Vorname auf der zweiten Silbe betont werde, trotzdem haben viele, wenn nicht die meisten, ihn auf der ersten betont.


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