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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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Theodor Ickler zu »Jede und jeder«
Dieser Kommentar wurde am 28.08.2025 um 06.07 Uhr verfaßt.

Es ist so weit gekommen, daß nur die Rechten noch normales Deutsch sprechen. Wählen werde ich sie trotzdem nicht, aber der tägliche kleine Ärger über die verkrampfte Sprache zehrt auch an mir. Die Genderer wissen nicht, was sie tun und anrichten. Nur drastische Maßnahmen können ihnen den Kopf zurechtrücken. Man sollte gendernde Bürokraten (wie jetzt Wadephul) als Sexmaniacs bezeichnen. Sie zwingen sich und andere, ununterbrochen ("mainstreaming") an Geschlechtliches zu denken: Behördendeutsch als Pornographie.


Theodor Ickler zu »Sehen und Sprechen«
Dieser Kommentar wurde am 28.08.2025 um 05.59 Uhr verfaßt.

Heute weiß sozusagen jedes Kind, daß die Himmelserscheinungen uns weder etwas zu verstehen -geben (also keine Zeichen sind) noch einen Einblick in eine göttliche Welt gewähren. Dadurch unterscheidet sich unsere Epoche von allen früheren. Die Astrologie- und Horoskopgläubigen erinnern uns noch an die archaische Einstellung. Es ist uns fast unmöglich, den Mond NICHT als Kugel zu sehen, die aus wechselnden Richtungen beleuchtet wird. Die seltsamen Bahnen der „Wandelsterne“ erfordern schon etwas mehr Phantasie, sind aber mit dem einfachen kopernikanischen Modell auch ziemlich leicht zu verstehen.
Das Ganze ist ein Beispiel für die Geschichtlichkeit unseres Sehens, unserer Aufmerksamkeit. Es waren ja keine komplizierten Instrumente nötig, um die grundlegenden Verhältnisse der Himmelsmechanik zu durchschauen. Man kann das auf andere Gebiete übertragen. Daher Huxleys „How extremely stupid not to have thought of that!“ (über die Evolutionslehre) oder die explosionsartige Entwicklung der vergleichenden Sprachwissenschaft nach 1800 oder die Entdeckung des blinden Flecks im Auge. Alles Wesentliche lag immer zutage, man hat es nur nicht beachtet.
Ohne die Sprache wäre die Umlenkung der Aufmerksamkeit, ihre scheinbar freie Beweglichkeit, nicht möglich gewesen. Das ist die erste Einsicht, und die zweite: Selbst die Aufmerksamkeit hat ihre Grenzen und ihre Geschichte. Man konnte nicht alles auf einmal entdecken, auch wenn es keineswegs verborgen ist. Das größte Hindernis ist immer das eingebildete Wissen: Man wußte ja, was die Himmelserscheinungen sind und was sie uns zu verstehen geben. Und die biologischen Arten, die Sprachen? Gott hatte den Menschen wie andere Arten vor 6.000 Jahren geschaffen, ihm die Sprache (die Fähigkeit zu Nomenklaturen) verliehen, sie wegen Babel verwirrt usw.



Theodor Ickler zu »Sprechende Hunde«
Dieser Kommentar wurde am 28.08.2025 um 05.54 Uhr verfaßt.

Duden zu Möwe: „Herkunft ungeklärt; wohl lautmalend“

Wohl. Aber offensichtlich ist es nicht gerade.

Ein Schweinswal wird angeschwemmt. Er kann noch nicht lange tot sein, denn frisches Blut rinnt heraus, wo die Möwen regelmäßig mit dem Zerlegen anfangen: den Augen. Bei dieser Arbeit ist die Fluchtdistanz geringer als beim Schwarm, aber größer als bei der Einzelfütterung.

Die Kegelrobben, die sich auf dem Sand ausruhen, lassen den Wanderer nicht aus den Augen. Wir versuchen allerdings gar nicht erst, näher an sie heranzukommen. Man soll ja mindestens 300 m Abstand halten, was angesichts der Breite des Strandes (maximal 50 bis 100 m bei Niedrigwasser) unmöglich ist. Sie geben sich aber mit weniger zufrieden. Ihre Unbeholfenheit erinnert daran, daß sie wie Baudelaires Albatros nicht in ihrem Element sind. Im Wasser sind sie so sicher, daß sie sogar ein gewisses Spielverhalten zeigen, denn warum folgen sie dem Wanderer eine Strecke, um immer wieder "neugierig" den Kopf herauszustrecken, obwohl sie noch nie etwas von ihm bekommen haben? Dieses Spiels werden sie niemals müde.


Manfred Riemer zu »Die Tyrannei des Vermeintlichen«
Dieser Kommentar wurde am 27.08.2025 um 21.12 Uhr verfaßt.

Korr.: schwer gut -> schwer tut


Wolfram Metz zu »Die Tyrannei des Vermeintlichen«
Dieser Kommentar wurde am 27.08.2025 um 21.11 Uhr verfaßt.

Daß dem Koch klar ist, daß praktisch alle Bescheid wissen, hatte ich ja selbst gesagt, und daß ich es ihm nicht verüble, daß er einem Shitstorm entgehen will, ebenfalls. Wir sind uns wohl darin einig, daß er am liebsten einfach »Zigeunerschnitzel« gesagt hätte. Daß er es nicht tut, hat für mich etwas Unwürdiges, weil sich hier ein moralisch völlig unverdächtiger Erwachsener offenbar genötigt fühlt, anders zu reden, als er möchte. Dabei spielt es für mich keine große Rolle, ob er die von den Worttilgern verlangte Haltung mit schmerzlich empfundenem Widerwillen vortäuscht oder mit Mitteln der Ironie ad absurdum zu führen versucht – er sagt etwas, was er eigentlich nicht sagen will. Beides empfinde ich als eine Form des Sichverbiegens (wenn ich Ihnen auch zugebe, daß das Wort besser zur ersten Spielart der Verstellung paßt). Und der »Versuch«, wie Sie richtig sagen, witzig zu sein, ist für mich immer ein Ausdruck von Verkrampftheit. Der Eindruck, daß er sich windet, muß vor allem dann entstehen, wenn man gar nicht weiß, warum er sich so unklar ausdrückt. Deshalb habe ich das Wort in diesem Zusammenhang gebraucht. (Siehe auch http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51229.)


Theodor Ickler zu »Trüber Morgen«
Dieser Kommentar wurde am 27.08.2025 um 15.17 Uhr verfaßt.

Zu den lächerlichsten Thesen, die Trump den Leuten zumutet, gehört die Erklärung, der permanente Bluterguß auf seinem Handrücken komme vom vielen Händeschütteln. In Wirklichkeit leidet er an einer Venenschwäche, die auch für die geschwollenen Beine verantwortlich ist. Um Thrombosen (besonders dem ischämischen Schlaganfall) vorzubeugen, nimmt er Blutverdünner ein, wie so viele Menschen (mit dem Risiko eines hämorrhagischen Schlaganfalls). Aber der Führer darf nicht krank sein, er muß körperlich von Kraft und geistig von Intelligenz strotzen. Bei Trump fällt beides naturgemäß besonders schwer, weil er ja nichts so liebt und braucht wie den Auftritt vor Kameras, so daß jeder sieht und hört, wie es um ihn steht.


Theodor Ickler zu »Sprechende Hunde«
Dieser Kommentar wurde am 27.08.2025 um 15.15 Uhr verfaßt.

An den Möwenschwarm auf dem Strand kann man nicht näher als etwa 25 oder 30 m herankommen, bevor er auffliegt, während dieselben Möwen einzeln dem Menschen so nahekommen, daß sie ihm beinahe aus der Hand fressen könnten (was sie aus dem Flug heraus auch gern tun). Die Fluchtdistanz ist also feldabhängig. Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1401#49940

Auch das Verhalten und die Meinungen der Menschen sind feldabhängig. Gruppen machen dumm und schamlos usw. – Grundgesetze der Gruppendynamik sind zu wenig bekannt.


Manfred Riemer zu »Die Tyrannei des Vermeintlichen«
Dieser Kommentar wurde am 27.08.2025 um 12.30 Uhr verfaßt.

Ich glaube gar nicht, daß dieser Koch, so wie Sie ihn beschreiben, sich windet, schwer gut, verbiegt, verkrampft. Im Gegenteil, er versucht, witzig zu sein und sich über die Gutmenschen und ihre Moralattitüde lustig zu machen. Er weiß genau, daß er von allen richtig verstanden wird. Er versucht eben, die Ausdrucksweise und das Getue der Sprachpfuscher noch ein bißchen auf die Spitze zu treiben, um es mit ihren eigenen Mitteln zu widerlegen.

Sicher hält er sich auf diese Weise leider auch etwas zurück, er sagt im Grunde zwar, was er davon hält, aber er sagt auch, ok, wenn ihr das gut findet, dann bitte, ich werde nicht der erste sein, der deswegen vorprescht und sich einer Kampagne aussetzt.
Das kann man kritisieren, hat aber m. E. nichts mit sich verbiegen und verkrampfen zu tun.


Theodor Ickler zu »Jede und jeder«
Dieser Kommentar wurde am 27.08.2025 um 04.26 Uhr verfaßt.

"Wir müssen konzentriert zusammenarbeiten. Wir müssen unsere Arbeit machen. Dafür sind wir gewählt worden. Und wir müssen zum Teamspiel bereit sein", sagte Wadephul auch vor dem Hintergrund der von Merz und der Union verlangten Sozialreformen. "Gute und erfolgreiche Mannschaften zeichnen sich dadurch aus, dass man sich gegenseitig mal den Ball überlässt und denjenigen Spieler oder diejenige Spielerin auf das Tor schießen lässt, der oder die die beste Position hat."

Das Pathos zerbricht am abgestumpften Sprachgefühl des Mannes. Man kann nicht die Koalition retten wollen und gleichzeitig für den Frauenfußball werben.


Wolfram Metz zu »Die Tyrannei des Vermeintlichen«
Dieser Kommentar wurde am 26.08.2025 um 09.47 Uhr verfaßt.

Ein auf Youtube aktiver Koch, den ich eigentlich sympathisch finde, weil er bodenständig ist und sich nicht selbstverliebt inszeniert wie so viele, die sich dort tummeln, tut sich beim Zigeunerschnitzel schwer mit der Bezeichnung des Gerichts. Ein Zuschauer, der das Originalwort nicht kennt, hat keine Chance zu verstehen, warum er sich so windet und was er überhaupt meint. Der Koch vermutet aber zu Recht, daß (noch) alle wissen, was er meint. »Heute gibt es Schnitzel, das gab es in den siebziger, achtziger Jahren an jeder Autobahnraststätte, und zwar ein Schnitzel – und jetzt wird’s gefährlich – [künstlich langsam gesprochen] in einer Paprikasoße. [Kunstpause] Ja, genau …« Später dann: »Als meine Kollegen damals den hohen Herrschaften mal was Neues bieten wollten, da haben sie […] dieses Schnitzel auf Balkanart – damals hieß es ja noch anders – erfunden.«

Er ist beileibe nicht der einzige, der sich so verbiegt, um nur nicht anzuecken. Gibt es wirklich Menschen, die glauben, vor dem Wort »Zigeunerschnitzel« geschützt werden zu müssen? Wenn ja, wie mögen sie sich wohl fühlen, wenn ihnen aufgeht, daß die allermeisten von denen, die das böse Wort neuerdings meiden, sich an einem viktorianischen Verwirrspiel beteiligen, bei dem es nicht darum geht, auf irgend jemanden Rücksicht zu nehmen, sondern darum, selbst nicht negativ aufzufallen? Ich denke unwillkürlich an Weisheiten der Art »Man soll ja nicht mehr …«: Man soll ja bei Nasenbluten den Kopf nicht mehr in den Nacken legen. Man soll ja nicht mehr in Mark umrechnen. Man soll ja nicht mehr XYZ sagen. Furchtbar! Wenn man es nicht mehr tun soll, weil es einen vernünftigen Grund dafür gibt, es zu lassen, dann lasse man es doch einfach. Aber dieses verdruckste Herumgeeiere hat etwas Unwürdiges. Ich verstehe schon das Motiv dahinter und würde den geschätzten Koch deshalb auch nicht verurteilen. Aber dieser völlig verkrampfte Umgang mit harmlosen Allerweltswörtern hilft bestimmt nicht dabei, sprachliche Sensibilität zu stärken. Im Gegenteil, wenn gut begründbare Differenzierungen nicht mehr vorgenommen werden aus Angst vor plumper Anfeindung, dann werden wir nicht etwa für bisher vielleicht übersehene Empfindlichkeiten anderer Menschen sensibilisiert, sondern einzig und allein für Situationen, in denen es gilt, bloß nichts »Falsches« zu sagen, um eigene Nachteile zu vermeiden.


Theodor Ickler zu »Jede und jeder«
Dieser Kommentar wurde am 26.08.2025 um 06.44 Uhr verfaßt.

„Zur Zeit besuchen 62 SuS die Inselschule in 10 Klassen. Unsere SuS können alle Abschlüsse der Sekundarstufe 1 an unserer Schule machen.“

Diese Abkürzung, wohl aus dem Überdruß geboren, könnte zum sprechbaren Kurzwort (wie "Nato") werden. Gehört habe ich es noch nicht, aber ich komme auch nur selten in die Juister Inselschule.

Natürlich ist die Abkürzung nicht neu, auch LuL wird verwendet und ist glossiert worden. Meine Frau rechnet mich jetzt zur Gruppe der PuP.


Theodor Ickler zu »Trüber Morgen«
Dieser Kommentar wurde am 26.08.2025 um 05.02 Uhr verfaßt.

Der Führer ist der verkörperte Wille des Volks. Kritik ist Hochverrat. Die Medien müssen sich selbstverständlich geschlossen hinter ihm scharen.
Mit Nationalismus und Patriotismus, wie aufgesetzt auch immer, lassen sich jederzeit Mehrheiten gewinnen. Harte Strafen für Schändung der Flagge dürften die meisten richtig finden. Das Volk ist gutwillig bis zur Bösartigkeit.


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