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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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03.02.2008
 

Lesarten, Spülmaschinen
Zum Stand der Wortbildungslehre

Mitschuld an der Rechtschreibreform ist auch das desolate Niveau der deutschen Wortbildungslehre, wie in den neuen Büchern von Donalies, Busch/Stenschke, Dudengrammatik (Irmhild Barz) zu erkennen. Diese Autoren wissen nicht mehr, daß Wortbildung in erster Linie Wortstammbildung ist.
Dazu ein kleines Beispiel. Die Erstglieder von Zusammensetzungen sind Stämme, keine Wortformen. In "Druckerschwärze" liegt also der Stamm des Nomen agentis vor, nicht die maskuline Personenbezeichnung. In "Spülmaschine" sehen wir den Verbstamm usw.
Unsere Wortbildungslehren wollen uns einreden, daß die Erstglieder "freie" Morpheme sind, wenn es irgendwo im Wortschatz oder gar im Flexionsparadigma eine "homonyme" Form gibt. Zur Spülmaschine wäre das der Imperativ "spül" usw. Eine abwegige Argumentation. Erstens sind Homonyme für die grammatische Kategorisierung ganz gleichgültig (außer bei Gallmann natürlich …). Zweitens aber können Stämme und Wortformen gar nicht gleichlautend sein, weil Stämme abstrakte Einheiten sind und Wortformen konkrete.
Wer dies nicht einsieht, dem scheint es tatsächlich so, daß in "Gehstock" ein freier Verbstamm und in "Lesart" ein gebundener (wegen des zufällig andersartigen Vokalismus der jeweiligen Imperative!). Das ist abstrus, aber man kann es nachlesen, immer wieder und überall.



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Kommentare zu »Lesarten, Spülmaschinen«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.02.2008 um 07.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=962#11347

Zu Kratzbaums Frage im Diskussionsforum: Letzten Endes liegt es am mißverstandenen Strukturalismus. Wenn man sich jede historische Erklärung versagt und rein "synchron" verfährt, muß man versucht sein, den Wortschatz und die Flexionsparadigmen abzusuchen, ob sich da vielleicht etwas findet, was man zum fraglichen Sachverhalt in irgendeine Beziehung setzen kann, um so den Schein einer Erklärung zu erzeugen.
 
 

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