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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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12.04.2005
 

Gut so!
Nur unstrittige Teile der Rechtschreibreform zum 1. August gültig

"Berlin (dpa) - An den deutschen Schulen sollen zum 1. August nur die unstrittigen Teile der Rechtschreibreform in Kraft treten. Das verlautete aus Kreisen der Kultusministerkonferenz. Die Schulminister haben sich gestern auf einer Telefon-Schaltkonferenz darauf verständigt. Für die strittigen Fragen, vor allem bei Getrenntschreibung, Silbentrennung und Zeichensetzung, erarbeitet zur Zeit der Rat für deutsche Rechtschreibung Empfehlungen."

Wie ich "aus Kreisen der KMK" gerade erfahre, formuliert Frau Wanka bzw. Herr Funk gerade die verrückteste Erklärung, die man jemals aus Kreisen der KMK vernommen hat. Das ist mir aber gerade recht, denn damit kann man dann umhergehen und den maßgebenden Leuten zeigen, was es alles gibt. Diese ahnungslose Ministerin glaubt allen Ernstes, die Groß- und Kleinschreibung und der übrige Reformquark sei nicht umstritten und könne am 1. August verbindlich gemacht werden. Von der "Verbändeallianz" der Schulbuchverleger und deren Filiale in Wiesbaden wird sie darin unterstützt werden. Im "Rat" herrscht dagegen die Meinung vor, daß die GKS natürlich ebenso auf den Tisch gehört wie die GZS.

Nun müssen wir in den Medien vorführen, was uns Frau Wanka zuzumuten gedenkt. Es wird seine Wirkung nicht verfehlen.



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Kommentare zu »Gut so!«
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Kommentar von Helmut Jochems, verfaßt am 16.04.2005 um 16.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=58#74

Zu Zweifeln, was genau der Rat für deutsche Rechtschreibung als erstes zu tun habe, gab schon die KMK-Pressemitteilung vom 17. Dezember 2004 über die Konstituierende Sitzung Anlaß. Dort werden sowohl der frischgewählte Vorsitzende Hans Zehetmair wie auch die damalige Präsidentin der KMK Doris Ahnen wörtlich zititert:

Der Vorsitzende des Rates Dr. h.c. Hans Zehetmair unterstrich, dass es vorrangige Aufgabe des Rates sein wird, zunächst einmal die Hauptkritik an der bestehenden Reform zu diskutieren. "Wir müssen uns inhaltlich umgehend darum bemühen, Schwachstellen der Reform zu beseitigen, um die Gesellschaft mit der Rechtschreibreform zu versöhnen. Diskussionsbedarf sehe ich vor allem bei der Zusammen- und Getrenntschreibung sowie bei der Groß- und Kleinschreibung, bei der Eindeutschung von Fremdwörtern, der Interpunktion und der Silbentrennung."

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz und rheinland-pfälzische Bildungsministerin Doris Ahnen unterstrich: "Der neue Rat für deutsche Rechtschreibung soll und wird auf der Basis der einmaligen systematischen Veränderungen, die am Ende eines jahre- und jahrzehntelangen Diskussionsprozesses standen, nunmehr in einem politikfernen Prozess die kontinuierliche Weiterentwicklung der Schreibregelungen übernehmen. Zeitlich vorrangig soll sich der Rat entsprechend der Beschlüsse der Ministerpräsidenten- und der Kultusministerkonferenz insbesondere mit den Feldern Getrennt- und Zusammenschreibung, Interpunktion und Schreibweisen für Fremdwörter beschäftigen. Der jetzt gewählte Vorsitzende des Rates mit all seiner Erfahrung und Kompetenz ist ein Garant dafür, dass diese verantwortungsvolle Aufgabe in den besten Händen liegt. Und ich hoffe sehr, dass die plurale Zusammensetzung des Rates dabei eine breite Akzeptanz sicherstellt." Die Kultusministerkonferenz halte dabei in Übereinstimmung mit der Ministerpräsidentenkonferenz an ihrem Beschluss fest, wonach die Neuregelung der Rechtschreibung mit Ablauf der Übergangszeit zum 01.08.2005 in Kraft tritt und für die Schulen bei der Fehlerkorrektur verbindlich wird.

Wie man sieht, gab es schon in den programmatischen Erklärungen Differenzen. Die jetzt von der KMK erwähnte Liste der vorrangigen Verhandlungspunkte bringt nochmals eine neue Version.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.04.2005 um 17.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=58#59

Ich halte die Verschwörungstheorie für falsch, und ich bin bestimmt keiner von den Leichtgläubigen. Die KMK ist in Panik geraten, ihre neuen Erklärungen haben etwas Selbstzerstörerisches. Verfasser ist - neben Tobias Funk - wohl Christoph Stillemunkes, der auch die Erklärung von Ministerin Karin Wolff formuliert hat (ich habe sie oben auf der Hauptseite eingerückt). Wolff und Roland Koch vertreten nach außen das Gegenteil dessen, was sie wirklich denken - der Himmel (?) weiß, warum.
 
 

Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 13.04.2005 um 16.17 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=58#58

Soweit ich die Meldungen verstanden habe, hat der Rat noch nichts gutgeheißen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 13.04.2005 um 14.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=58#57

Gerade erst hat die gegenwärtige KMK-Vorsitzende daran erinnert, daß die Auseinandersetzungen um die Rechtschreibreform das Ansehen der KMK nachhaltig beschädigt haben und es den Länderministern unangenehm ist, sich überhaupt mit dem Thema zu befassen. Da kann die These, hier sei etwas inszeniert worden, nicht überzeugen. Es hat Aufsehen erregt, daß der Rat im Bereich der GZS einen Neuansatz gutgeheißen hat. Dies war nicht im Sinne seiner Erfinder. Das hat man dem Ratsvorsitzenden Zehetmair in einer etwas brüsken Weise klargemacht.
 
 

Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 13.04.2005 um 13.53 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=58#55

Leider muß ich zu Stephan Fleischhauers Kommentar anfügen, daß jede einzelne Aussage nicht mehr für sich hat als das glatte Gegenteil:

Es ist mit Sicherheit ein abgekartetes Spiel. Die Drahtzieher treiben es so bunt, daß allen die Sinne schwinden. Der KMK ist die öffentliche Meinung egal: Sie braucht keinen Wahltermin zu bestehen. Kein Verlag, außer Springer, war bereit zur Rückumstellung. Es gibt weder Hin noch Her: Die Reform wird durchgezogen. Die Inszenierung beweist ihre Klasse genau dadurch, daß sie bestritten wird.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 13.04.2005 um 12.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=58#53

Mit einem "abgekarteten Spiel" hat das alles mit Sicherheit nichts zu tun. Warum sollten es die "Drahtzieher" so bunt treiben? Die KMK kann doch solchen Wirbel gar nicht gebrauchen. Man darf nicht vergessen, daß vor nicht allzu langer Zeit einige Verlage noch bereit zur Rückumstellung waren. Und dann so ein öffentlich ausgetragenes Hin und Her? Das soll bewußt inszeniert sein?
 
 

Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 13.04.2005 um 10.36 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=58#51

Der Ansicht, das hektische Vorgehen der KMK spräche gegen eine Verschwörung, möchte ich widersprechen. Es wäre gegen jede Erfahrung, anzunehmen, Zehetmair hätte den Vorsitz im Rat angenommen ohne eine klare Idee, wie man den größten Teil der Reform unbeschadet durchbekommt. Nun wissen wir, wie: Man läßt die Hunde an einem Knochen nagen und erklärt in aller Unschuld alles andere für "unstrittig".
 
 

Kommentar von Wolfgang Scheuermann, verfaßt am 13.04.2005 um 09.17 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=58#49

Es gibt die Gegensatzpaare richtig/falsch und besser/schlechter

Wahrheit leuchtet zwar nicht, wie Descartes noch vermutet hatte, aus sich selbst heraus. Es ist aber im Rat eine von der KMK nicht erwartete Konstellation entstanden, in der richtige von falschen und bessere von schlechteren Alternativen getrennt werden. So wird Wahrheit also quasi aktiv beleuchtet.
Das ist für die Ratsmitglieder, die ihre Augen nicht bewußt verschließen, ein Bildungserlebnis, das sie nicht vergessen werden. Diesen Teil des Rates kann die KMK auch nicht mehr "gefügig" machen.
 
 

Kommentar von Thomas Paulwitz, verfaßt am 13.04.2005 um 08.54 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=58#48

@ Herrn Malorny

Skepsis gegen den Rat ist verständlich und angebracht. Gegen die Verschwörungstheorie spricht jedoch der plötzliche Aktionismus der KMK, die nicht bis zu ihrer nächsten Sitzung abwarten kann, sondern eilig eine Telefonkonferenz einberuft, um den Rat an die Kandare zu nehmen. Das kann nicht inszeniert sein. Auch die Reformbefürworter sind keine homogene Gruppe und haben unterschiedliche Interessen. Deswegen sollte es gelingen, nach und nach Steine aus der Mauer zu brechen, die die deutsche Sprache teilt.
 
 

Kommentar von Klaus Malorny, verfaßt am 13.04.2005 um 00.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=58#46

Obwohl ich eigentlich kein großer Anhänger von Verschwörungstheorien bin, werde ich den Verdacht nicht los, daß das ganze Unternehmen "Rat für deutsche Rechtschreibung" ein geschickt von der KMK und Zehetmair ausgeklüngeltes Ablenkungsmanöver ist, ähnlich wie die bisherigen Kommissionen. Ich bin der Meinung, daß es nie geplant war und ist, die Ergebnisse des Rates jemals umzusetzen. Einerseits gibt es da Zehetmair, der offensichtlich nach der KMK-Pfeife tanzt und innerhalb des Rates schon noch für Blockaden sorgen kann, dann wurden genügend Hürden angekündigt (Verbände, eigene Prüfungen), die den Prozeß beliebig herauszögern bzw. abbrechen können. Dagegen wird jetzt schon von seiten der KMK von Aussöhnung mit den Kritikern geredet. Warum hat es nach dem Arbeitstreffen eine Pressekonferenz gegeben? Bestand dazu eine Notwendigkeit? In den daraus folgenden Artikeln liest man von der Wiedereinführung von "leidtun" (was ja falsch ist, da es das Wort bislang nicht gab) und Schreibweisen von anderen Wörtern, die mich sehr an die Liste von Änderungen erinnert, die laut Prof. Ickler bereits letztes Jahr durchgeführt wurden. Und der Duden? Zuerst alles rigoros ablehnend, jetzt plötzlich kompromißbereit? Das glaube ich einfach nicht. Das ist so, als würde George W. Bush zum Islam übertreten und die USA verdammen. Ist er in das Komplott mit eingeweiht worden und macht in dem sicheren Wissen mit, daß seine Wörterbücher nicht Makulatur werden? Wie gesagt, ich werde den Verdacht nicht los, daß hier eine riesengroße "Friede, Freude, Eierkuchen"-Kulisse aufgebaut wird, hinter ihr aber nach dem ursprünglichen Plan weiter vorgegangen wird. Am 1. August wird die Reform eingeführt, und zwar komplett. Ich kann mir auch gar nicht vorstellen, wie eine partielle Einführung überhaupt vonstatten gehen kann -- technisch, juristisch und praktisch.

 
 

Kommentar von Konrad Schultz, verfaßt am 12.04.2005 um 22.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=58#45

Die KMK hat einige Dinge über den Rat veröffentlich, die mich stutzig machen:
1. Sie hätte auf Wunsch des Rates vom Erfordernis der Einstimmigkeit abgesehen und Zweidrittelmehrheiten für die Beschlüsse vorgesehen. Wie verträgt sich das mit dem ursprünglichen Statut, das einfache Mehrheiten vorsieht, bei Stimmengleichheit würde der Vorsitzende entscheiden?
2. Sie würde zu den Beschlüssen Stellungnahmen von Lehrer- und Elternorganisationen (und weiteren) einholen. Wie das, da der Rat die Stellungnahmen selbst einholen soll und dann beschließen soll?
3. Sie würde die Beschlüsse prüfen und dann entscheiden. Ursprünglich sollten doch die Beschlüsse entweder angenommen oder zurückverwiesen werden, so daß die KMK nichts Eigenes verfügen könnte?
4. Sie betrachtete es als dringende Aufgabe des Rates, über GZS, Interpunktion, Silbentrennung zu beraten und dazu Vorschläge zu unterbreiten. Im Übrigen solle er den Sprachgebrauch beobachten usw. Ungeregelt scheint zu sein, was ist, wenn der Rat bezüglich anderer Themen über die restriktivste Auslegung hinaus aktiv wird.

 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 12.04.2005 um 19.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=58#44

Das wichtigste ist wohl, daß sich die Mitglieder des Rates nicht in die Zange nehmen lassen. Es ist ja wirklich erfreulich, daß Herr Ickler von einer durchaus reformkritischen Stimmung im Rat berichten kann. Damit haben wir doch alle nicht gerechnet. Da darf man sich dann auch auf heftige Reaktionen gefaßt machen. Vielleicht werden einzelne Mitglieder schon kräftig "bearbeitet".

 
 

Kommentar von Thomas Paulwitz, verfaßt am 12.04.2005 um 17.51 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=58#42

Offenbar hat der Rat etwas getan, was er nicht hätte machen sollen. Jetzt versuchen die Kultusminister, die Arbeit des Rates zu erschweren und brüskieren Zehetmair.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.04.2005 um 17.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=58#41

Am 1. August sollen – das haben die deutschen Kultusminister gerade verkündet – die "unstrittigen Teile" der sogenannten Rechtschreibreform endgültig verbindlich werden. "Endgültig" heißt allerdings soviel wie "vorläufig", denn daß ausnahmslos alle Bereiche der Reform überarbeitet werden müssen, steht für jeden Einsichtigen und auch für den neuen "Rat für deutsche Rechtschreibung" außer Frage. Seltsamerweise sieht die noch von KMK-Präsidentin Doris Ahnen aufgestellte Agenda vor, daß zwar die Getrennt- und Zusammenschreibung, nicht aber die Groß- und Kleinschreibung vordringlich zu reparieren sei. Sehen wir uns einmal an, was Schüler vom nächsten Schuljahr an schreiben müssen.

Nachdem es den Reformern nicht gelungen war, die "gemäßigte Kleinschreibung" durchzusetzen, versuchten sie es mit einem Vorschlag zur erweiterten Großschreibung, der auf den österreichischen Industriellen und Amateurlinguisten Eugen Wüster zurückgeht: Alles, was irgendwie nach Substantiv aussieht, soll groß geschrieben werden. Die erste auffällige Welle von Großschreibungen brachte die festen, eigentlich adverbialen Wendungen im Allgemeinen, des Öfteren, aufs Schönste und so weiter. Ungebeugte substantivierte Adjektive ohne Artikel hingegen sollten klein geschrieben werden, weshalb Nietzsches Werk nun "Jenseits von gut und böse" heißt. Auch die pronominal gebrauchten Adjektive wurden sinnstörend groß geschrieben: kein Einziger, der Letztere, oder Ähnliches (o. Ä.). Einem Schweizer Reformer genügte das nicht, und nach jahrelanger Arbeit erreichte er im Zuge der Revision vom Sommer 2004, daß nun ein gutes Dutzend "Ausnahmen" ebenfalls der exzessiven Großschreibung zugeführt ist: seit Langem, vor Kurzem, bei Weitem, das Meiste. Kenner der Sprachgeschichte reiben sich die Augen: All dies ist ja tiefstes 19. Jahrhundert! Damals hatten Dorfschulmeister eine immer weiter gehende Großschreibung durchgesetzt, bis kompetente Orthographen dem Treiben ein Ende machten und die moderne Kleinschreibung von Adverbialien (wieder) einführten.

Eigentlich sollte die Reform den Schülern Erleichterungen bringen. Die neue Regel jedoch, daß substantivische Bestandteile im Inneren fremdsprachiger Fügungen groß geschrieben werden sollen, stellt außerordentlich hohe Anforderungen an den Schreibenden, der ja nun die Wortart in der Herkunftssprache kennen muß: Herpes Zoster, Dativus Commodi, Primus inter Pares und so weiter. Außerdem ist es widersprüchlich, fremde Substantive groß, fremde Adjektive aber keineswegs klein zu schreiben; konsequent wäre ultima Ratio, dolce Vita und so weiter. Die bisherige Regelung war sehr einfach: Man schrieb das erste Wort groß, alles übrige klein: Ultima ratio, Commedia dell'arte usw. Französische Entlehnungen wie Chapeau Claque/claque stellen die Wörterbücher vor besondere, bisher unbekannte Probleme.

Auffällig ist die neuverordnete Großschreibung der Tageszeiten: heute Abend, morgen Nacht. Im Zuge der vorletzten Revision wurde sogar morgen Früh eingeführt. All dies widerspricht der Elementargrammatik des Deutschen.

Das grammatisch falsche Leid tun (so Leid es mir tut) ist schon so gut wie zurückgenommen, aber das ebenso falsche wie Recht du hast soll verbindlich vorgeschrieben werden. Dasselbe gilt für die schlimmen Grammatikfehler Pleite gehen, Bankrott gehen, Diät leben, Vabanque spielen, Not tun und sogar Not sein: hier ist erste Hilfe Not statt bisher hier ist Erste Hilfe not!

Der Staat maßt sich hierzulande (neu: hier zu Lande!) an, die Kleinschreibung des Anredepronomens in Privatbriefen zu verordnen. Die Presse hat sich diesem Ansinnen verweigert, aber für die Schulen wird das klein geschriebene du demnächst Pflicht.

Über die Rechtschreibreform sagte sogar der reformfreundliche "Tagesspiegel" kürzlich, sie sei ein Stück aus dem Tollhaus. Muß man deshalb die deutsche Schule in ein Tollhaus verwandeln?
 
 

Kommentar von J. M., verfaßt am 12.04.2005 um 13.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=58#40

Was speziell die GKS angeht, so zählt z. B. Tobias Lobe in seinem gestrigen Bild–Kommentar sie ganz selbstverständlich zu den strittigen Teilen.
 
 

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