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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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30.04.2006
 

Zweiklassenorthographie
Die Reformbetreiber halten sich selbst nicht an ihre Vorschriften

Schulkinder dürfen nicht nur, sondern müssen im allgemeinen, im übrigen, im einzelnen groß schreiben, aber diejenigen, die das für hinnehmbar halten, erlauben sich selbst die modernere nichtreformierte Kleinschreibung, z. B. Peter Eisenberg (in dem IDS-Band: Eva Breindl/Lutz Gunkel/Bruno Strecker: Grammatische Untersuchungen. Tübingen 2006).

Dieses Buch ist sorgfältig in neuer Rechtschreibung redigiert. Allerdings heißt es stets Nomina actionis usw., was auch nach den "Empfehlungen" nicht wieder zulässig sein soll.

Eroms zitiert Walsers „Ehen in Philippsburg“ in neuer Rechtschreibung nach der Ausgabe der Süddeutschen Zeitung. Außerdem schreibt er Brillianz, was wieder einmal beweist, daß die wirklich schwierigen Wörter von der Reform gar nicht erfaßt werden.



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Kommentare zu »Zweiklassenorthographie«
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Kommentar von Charlotte, verfaßt am 08.05.2006 um 16.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=498#4018

Hier gibt es auch eine Zusammenstellung beliebter Fehler / schwieriger Wörter...

 
 

Kommentar von Peter Müller, verfaßt am 08.05.2006 um 10.00 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=498#4014

Theodor Ickler: "Kennt jemand zufällig ähnliche Zusammenstellungen, die man ausschlachten könnte?"

Eine sehr ausführliche solche Zusammenstellung ("Rechtschreibhäkchen") stammt von meinem unvergessenen Lehrer Georg Gubler (So ist's richtig!, 1978, Selbstverlag, ISBN 3 85716 001 2). Sie gehörte früher zum eisernen Bestand jedes Schweizer Korrektors. Sie umfaßt 800 bis 1000 Wörter, von Aide-mémoire über Biese (Säumchen), Carnotzet, Dem¦ago¦ge, Entrecôte, Flöz, Gebaren, Hüppe, Imbiß, Jon¦schwil, klönen, La Fontaine (Jean de), Myrrhe, Nidel, Orff (Carl), Pieds-de-coq, Quai, Referenz/Reverenz, Siegel/Sigel, Terrasse, unwiderruflich/unwiederbringlich, Vlies, Wildbret, x-beliebig, Yankee bis zu guter Letzt. Fast bin ich versucht zu sagen: Damit kommt man durch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.05.2006 um 18.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=498#4000

Die "sechs Seiten" sind noch nicht veröffentlicht, sie sind noch zu unfertig. Ich habe sie hier nur erwähnt, um den Umfang deutlich zu machen, den meiner Ansicht nach so etwas allenfalls haben müßte. Deshalb sammele ich auch noch Anregungen. Es ist ja nicht zu übersehen, daß das meiste, was im Rechtschreibwörterbuch steht, vollkommen überflüssig ist. (Das gilt auch für meins; immerhin habe ich mich bei den Zusammensetzungen zurückgehalten.)
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 03.05.2006 um 17.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=498#3999

Schwierige Wörter: Wenn das Wort "Taille" neufranzösisch richtig [taje] ausgesprochen würde, könnte es nicht mit "Talje" = Flaschenzug verwechselt werden. "tailler" wurde früher "taillier" geschrieben, weil es von vlat. "taliare" kommt. Daher stammt wohl die heute unfranzösische deutsche Aussprache [Talje].
 
 

Kommentar von Borghild Niemann, verfaßt am 03.05.2006 um 12.06 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=498#3998

Theodor Ickler:
"Schwer ist auch Billard vs. Billiarde. Das gehört auch zu den "schwierigen Wörtern", die ich mal auf sechs DIN-A4-Seiten zusammengestellt habe."

Diese sechs Seiten sind mir entgangen, ich kenne sie nicht.
Ich habe schon mehrmals Icklers Regeltafeln weitergegeben, eine Liste schwieriger Wörter wäre auch sehr hilfreich. Kann diese Liste ins Netz gestellt werden, mit Datum bei redaktionellen Änderungen, damit man den jeweils neuesten Stand erkennt?
Danke!
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 03.05.2006 um 11.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=498#3997

Liste schwieriger Wörter: dt. Medaillon, fr. medaillon, en. medallion.
Fremdwörter aus dem Französischen sollten wir konsequent mit der heutigen franz. Aussprache sprechen. Ursprünglich italienische Wörter (medaglione) sind entweder über das Französische mit dessen Schreibweise oder direkt aus dem Italienischen ins Deutsche und ins Englische gekommen wie it. postiglione, dt. Postillion, fr. postillon, en. postillion.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 02.05.2006 um 17.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=498#3996

Es würden einem auf Nachfrage schon noch ein paar gruseligere Sendungen im deutschen Fernsehen einfallen als das ZDF-Nachtstudio. Daß Volker Panzer den Namen Ickler einwirft, zeigt, daß er wohl intelligentere Leute einladen würde, wenn er denn noch dürfte. Vermutlich hat man ihm die Quotenkeule gezeigt und ihn auf diese Weise genötigt, Spaßmacher anstelle von Professoren zum Gespräch zu laden. Leuten wie zum Beispiel den brillianten Philologen Eroms will eben niemand zuhören, was man dem Durchschnittszuschauer aber nachsehen muß.
 
 

Kommentar von Michael Mann, verfaßt am 02.05.2006 um 15.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=498#3995

Ein zugegeben etwas launischer Kommentar zum ZDF-Nachtstudio:

Fernsehabend

In einer der gruseligsten Sendung des deutschen Fernsehens, dem "nachtstudio" im ZDF (Intellektuelle, die gerne mal vor einem Fernseh-Kaminfeuer plaudern - zum Glück war das Feuer heute aus), kam eine Sendung mit dem Thema Sprachkritik als "Entertainment". Im Videotext war als Info angeführt:

Was ist eigentlich "gutes" Deutsch und wer bestimmt die Regel? Wo verbergen sich die Klippen der deutschen Sprache und wie lassen sie sich umschiffen?

Als Gäste: Zweimal "Journalist und Autor", ein "Kabarettist und Psychologe" und Zé do Rock (siehe unten auf dieser Seite). Bastian Sick (Moderator Volker Panzer: "den kennt jeder"), der vom Spiegel ausgerufene oberste Deutschlehrer der Nation, der nach eigenen Angaben aber kein Oberlehrer sein mag, darf natürlich nicht fehlen. Er erzählt im Lauf der Sendung, daß das Deutsche nicht bedroht, sondern nur Veränderungen unterworfen ist, die ja auch gut sein können. Der ist ja heute ganz vernünftig. Gutes Deutsch muß allgemeinverständlich sein, sagt er. Ja, da hat er schon ein bißchen recht. Der zweite Journalist und Autor ist Bodo Mrozek, Autor des Lexikons der bedrohten Wörter und Wortsammler mit präventivem Impetus (www.bedrohte-woerter.de). Der Kabarettist ist Konrad Beikircher. Alle dürfen etwas zu ihren Werken berichten - so füllt man schon eine halbe Stunde. Die Relativierung ihrer Aussagen bleibt ihnen selbst überlassen - Sprachwissenschaftler muß man für so ein Thema anscheinend nicht einladen. Die könnten ja fundierte Fakten liefern. Nun ja, man kann den Gästen an diesem Abend aber Gott sei Dank keine allzu große Polemik vorwerfen.

Stattdessen kann feststellen, daß die Gäste es schaffen, auf alle konkreten Fragen des Moderators - und das sind wenige genug - möglichst wenig konkret zu antworten. Auf die Frage zur Rechtschreibreform (der Moderator konnte keine Beispiele für Streitfälle nennen, "Herr Ickler hätte die alle parat" - aber Herr Ickler war nicht unter den Gästen) erklärt Sick, er könne mit dem Kompromiß leben. Ob man wirklich rigide Regeln im Deutschen braucht? Beikircher erklärt, er sei kein Grammatikhistoriker (bringt aber doch ein bißchen Fachkenntnis ein). Er betont die eindeutige Verständlichkeit. Mrozek meint, Deutsch sei die Sprache der Dichter und Denker und deswegen so kompliziert. Soso.

Auf die Fragen nach dem Sprachentest im Rahmen des Integrations-Verwaltungsaktes oder nach einer Autorität in Sachen Sprache hört man launige Sprüche und wenig Ernsthaftes. Schnell hat jeder Gast zu jeder Frage ein paar witzige Zoten und Anekdoten bei der Hand, so daß eine richtige Diskussion gar nicht erst aufkommt. Mrozek hat, wie der Moderator zu Beginn der Sendung moderiert, das Wort "Diskurs" in seinem Lexikon aufgeführt. Am Ende der Sendung weiß man, warum.

Es muß wohl nach dem im vorhergehenden Absatz Gesagten nicht, soll aber doch noch erwähnt werden, daß auf die Fragen, mit denen die Sendung im Videotext angekündigt worden war, nicht wirklich Antworten gegeben wurden.

- von der Homepage www.obstladengeschichten.de -

 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 02.05.2006 um 09.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=498#3994

Zu "to address / s'adresser / adressieren": Aus dem italienischen "addirizzare" könnte man auf vulgärlateinisch "*addirectiare" schließen. Im Altfranzösischen waren Doppelkonsonanten unüblich. Nicht alle romanischen englischen Wörter stammen aus dem Französischen.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 01.05.2006 um 21.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=498#3989

Für die Wörterliste: dt. Appartement, fr. appartement, en. apartment, it. appartamento, sp. apartamiento.
Die neusprachlichen Gymnasiasten werden es uns danken.
 
 

Kommentar von GL, verfaßt am 01.05.2006 um 20.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=498#3988

Intellektuelle Irritation nach Esss-Ssstörungen!

("In Massen geniessen" von Bastian Sick - Wegweiser Zwiebelfisch)
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 01.05.2006 um 18.51 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=498#3986

Irritierend finde ich auch: eng. address, dt./fr. Adresse/adresse.
Etymologischen Angaben zufolge soll das Wort im Englischen und Deutschen über das Französische von ad-drictiare herkommen.
Haben die Engländer also recht? Was sagen die Herren Altphilologen dazu?
 
 

Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 01.05.2006 um 17.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=498#3985

Ich habe das ZDF-Nachtstudio ("Was ist gutes Deutsch?") nicht ganz von Anfang an gesehen. Als ich einschaltete, fiel gerade von seiten des Moderators der Name Ickler... Im übrigen habe ich selten eine so oberflächlich daherpalavernde Quasselrunde erlebt. Die interessanteste Frage gegen Ende bezüglich einer deutschen Sprachwärter-Instanz versackte dann leider auch in der allgemeinen Wichtigtuerei und Witzelei. Der sogenannte Moderator hielt die Fäden denkbar schlecht beisammen. (Jemand mußte ihm erklären, was ein Pronomen ist...) Ich muß sagen, daß am informiertesten und geschliffensten B. Sick wirkte. – Es war eine schon nicht mehr schleichende Werbeveranstaltung für die Beteiligten. Niemand hat etwas Wichtiges versäumt.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 01.05.2006 um 14.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=498#3983

Globalsierungsprobleme: dt. Galerie, fr. galerie, eng. gallery, it. galleria, sp. galería. Alle in einer deutschen Einkaufsstraße möglich. Die "internationalen Fremdwörter" sind doch nicht so international.
 
 

Kommentar von rrbth, verfaßt am 01.05.2006 um 13.53 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=498#3982

Ähnlich (ganz ohne i):
Galerie – gallery
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 01.05.2006 um 13.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=498#3981

Die Schreibschwierigkeiten bei Billard, Bataillon usw. kommen daher, weil wir an der ursprünglichen alt- und mittelfranzösischen Aussprache [lj] festhalten, während die Franzosen das -ill- seit dem 19. Jhrhundert als [j] aussprechen (volkssprachig schon viel früher); für sie ist dadurch die Aussprache- und Schreibunterscheidung zwischen billard [bijard] und billion [biljon] einfach geworden. Außerdem sind diese Zahlwörter erst im 13. Jahrhundert aus Italien nach Frankreich gekommen. Wenn wir die heutige französische Aussprache verwenden würden, wäre die Unterscheidung leichter. Die Engländer und Italiener verwenden die alte Aussprache, haben aber ihre Schreibweise an diese angepaßt: it. biliardo, bilione.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 01.05.2006 um 12.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=498#3980

Schwierigkeiten bereiten Fremdwörter, die jetzt aus dem Englischen kommen und in Konkurrenz treten zu bereits vorhandenen Fremdwörtern aus dem Französischen. Ein Grund ist die unterschiedliche Schreibung des palatisierten l in beiden Sprachen: Im Franz. -ill-, im Engl. -li-:
fr. billard – engl. billiard,
bataillon – battalion.
 
 

Kommentar von Karin Pfeiffer-Stolz korr, verfaßt am 01.05.2006 um 12.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=498#3979

Trotzdem, interessant ist schon, was Kinder an der Schule lernen. Habe ein Theater-Manuskript bekommen, wie es an einer Förderschule den Kindern vorgelegt wurde, um ihre Rollen zu lernen. In diesem Manuskript fällt auf:

"Alle" durchgängig Großschreibung:
Hört mal Alle her.
Das Weinen wird von Allen nachgemacht.
... und Alle sich zu ihm umdrehen.

"Andere" durchgängig Großschreibung:
Paul geht zögernd auf die Anderen zu.
Die Anderen lachen.

"Jeder" immer groß:
Könnte das, was Dir passiert ist, auch Jedem von uns passieren?

"irgend Jemand" immer getrennt und "Jemand" durchgängig groß:
Und kein Sterbenswörtchen zu irgend Jemanden über uns ...
... als müsste Dir Jemand helfen!
Ich habe immer noch Angst, dass mir Jemand was tut.

"Niemand" immer groß:
Im Traum habe ich noch gedacht, Niemand kann mir in meiner Not helfen.

"mal" in folgender Verbindung immer klein:
Ich hatte Angst, die Bande würde mir beim nächsten mal was antun ...
Jedes mal haben sie mehr Geld von mir verlangt!
Luca, ein letztes mal: hast Du das getan?

"leid" klein, "recht" klein (Msk. stammt von 1995):
Es tut mir leid das sagen zu müssen, aber ...

"bescheid" geben immer klein:
Du hättest in dem Traum einem Erwachsenen bescheid geben können.
Meine Mutter weiß schon bescheid.
... außerdem die Polizei und die Lehrer nun auch bescheid wissen.

Anredefürwörter im Rollentext durchgängig groß:
... ab morgen würde ich gern wieder mit Euch frühstücken.
Gib uns sofort alles, was Du an Geld bei Dir hast und Deine Uhr!
Komm, uns kannst Du es doch erzählen!
Ich erkenne Dich nicht wieder! usw.

"Eines":
Ich wollte nur noch Eines sagen: Ihr seid ...

Trümmerorthographie:
Er wird für seine Tat gerade stehen müssen. (eine Stunde lang, zwei??)

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.05.2006 um 09.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=498#3977

Schwer ist auch Billard vs. Billiarde. Das gehört auch zu den "schwierigen Wörtern", die ich mal auf sechs DIN-A4-Seiten zusammengestellt habe. – Kennt jemand zufällig ähnliche Zusammenstellungen, die man ausschlachten könnte? Ich stelle mir gern vor, daß zusätzlich zu meinen beiden Regeltafeln noch eine dritte mit den schwierigen Wörtern angefertigt werden könnte. Damit wäre man dann rundum versorgt. Die Fehlerstatistiken aus Schülerarbeiten (Menzel) erfüllen den Zweck nicht so ganz.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 01.05.2006 um 05.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=498#3976

Schon das DWb hat trotz zahlreichen Belegen für die d-Schreibung nur Schmant, andererseits aber schmandig neben schmantig. Das ist reichlich inkonsistent. Im Wörterverzeichnis von 1901 ist das Lemma nicht enthalten, daran kann's also nicht liegen.
Das ll hat übrigens im Spanischen seinen Status als eigener Buchstabe verloren; ausnahmsweise eine Rechtschreibreform, mit der man sehr gut leben kann.
 
 

Kommentar von Martin Gerdes, verfaßt am 01.05.2006 um 00.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=498#3975

Halb so schlimm, Herr Lachenmann!

Die Computerfirma Sony hat über einige Jahre ihre Notebooks mit "brillianten Displays" verkauft. So jedenfalls stand es auf einem Aufkleber am Gerät. Immer, wenn ich eins im Laden sah, mußte ich nachschauen, ob es endlich einer gemerkt hatte. Eine korrigierte Version habe ich nie gesehen, lange später fand sich an gleicher Stelle ein umformulierter Text.

Eine Fundgrube häufiger Fehler findet sich in der Wikipedia unter Rechtschreibfehler, darunter auch mein absoluter Favorit "Schmand", ein Wort, das alle Welt mit d am Ende schreibt – außer dem Duden. Der schreibt das Wort mit t am Ende, und zwar nur so.
 
 

Kommentar von Garion, verfaßt am 01.05.2006 um 00.50 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=498#3974

Fernsehtip:

Im ZDF-Nachtstudio läuft gerade eine Sendung zum Thema "Was ist gutes Deutsch?".

Hat das jemand gesehen und könnte das kommentieren?
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 01.05.2006 um 00.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=498#3973

Die altfranzösische Orthographie: Das aus vulgärlateinisch lj entstandene palatale l' wurde durch -ill- wiedergegeben: palea –> pal'e –> paille, aber es gab auch Schreibungen des Typs mulierem –> mol'er –> moiler. (Das palatale l' [Zungenrücken gegen Gaumen gepreßt] soll sich aber weder als [j] noch als [lj] anhören.)
 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 30.04.2006 um 20.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=498#3971

Sowohl die Franzosen als auch die Spanier sind unschuldig. Beide prononcieren sie "ll" als [j]. Allerdings sprechen die Spanier den in ihrem Alphabet auf das "l" ("ele") folgenden Digraphen "ll" beim Buchstabieren als "elje" aus.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 30.04.2006 um 19.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=498#3969

Die Italiener sprechen [bril'lante], [bril'lare]; am franz. [lj] müssen wohl die Spanier oder Katalanen oder die Vorfahren der drei, die Kelten, schuld sein.
 
 

Kommentar von W.L., verfaßt am 30.04.2006 um 18.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=498#3968

Oute mich hiermit als bekennender Schreiber von „brilliant“ und „Brillianz“. Erst die Begegnung mit der Rechtschreibreform offenbarte mir diese zeit meines Lebens arglos begangene Sünde.

Brillanz sieht mir zu sehr nach Haaröl und Schuhwichse aus. Und nach Brille natürlich.

Jeder schreibt doch auch Allianz und Million, wie mans spricht halt. Wollte man die Herkunft aus dem Französischen wirklich ernsthaft bekunden bei diesem Wort, dann dürfte das nicht nur fürs Schreiben gelten, sondern der gebildete Mensch müßte auch die Aussprache übernehmen, also etwa »brijjang« sagen, oder so ähnlich.
Ach hätten sich die Reformer doch auf ein Augenzudrücken bei derlei Kinkerlitzchen beschränkt!

P.S.: Die persönliche Fähigkeit, das französische Verb »briller« mit allen Ableitungen richtig zu schreiben, ist mir durchaus gegeben, auch des Englischen bin ich insoweit kundig. Daran also kann es nicht liegen.
 
 

Kommentar von GL, verfaßt am 30.04.2006 um 17.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=498#3967

Brillianz ist die persönliche Unfähigkeit, Brillanz korrekt zu schreiben.
 
 

Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 30.04.2006 um 09.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=498#3966

"Brillianz" ist vermutlich kein Anglizismus, sondern wird nach der Aussprache falsch geschrieben. - Aus der Rechtschreibwirklichkeit: diffinitiv, Geheuse, Riehmen, eigendlich, auslößt (Fundgrube ebay).
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 30.04.2006 um 08.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=498#3965

Quod licet Iovi, non licet bovi.
"Brillianz" ist ein Anglizismus: brilliance, brilliant. Die armen Kinder.
 
 

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