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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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16.02.2006
 

Katze im Sack
Zur Zeit weiß niemand, wie das Kompromißpaket aussehen wird

Das hindert aber die KMK nicht daran, vorab zu verkünden, sie werde die Empfehlungen des Rates unbesehen akzeptieren. Im gleichen Sinne äußern sich die Landesregierungen von Bayern und Nordrhein-Westfalen.
Sie wollen gar nicht wissen, was sie tun, und werden erst nachher sehen, was sie angerichtet haben. Geschlossenheit ist Trumpf, und sie ist tatsächlich die einzige Stärke der Politiker im Kampf gegen die Bevölkerung.

Komisch ist nur, daß die Politiker immer noch von "der" Rechtschreibreform reden, die man nun wieder mal endgültig beschließen wolle. Dabei ist es mindestens die vierte innerhalb von zehn Jahren.

Übrigens habe ich schon lange den Eindruck, daß Unionspolitiker sogar mit besonderer Verbissenheit für die Reform kämpfen. Unionsregierte Länder sind immer die treibende Kraft und auch am findigsten, wenn es darum geht, neue Täuschungsmanöver auszuhecken.

(Die ddp-Meldung über NRW macht bildlich Reklame für den Duden, man erkennt aber einen Auszug aus irgendeinem Wörterbuch auf dem Stand von 1996.)



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Kommentare zu »Katze im Sack«
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Kommentar von Alexander Glück, verfaßt am 17.02.2006 um 12.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=418#2691

--> Herrn Weiers:

Bei aller Sympathie für deutliche Worte gegen die Reformdurchsetzer habe ich bei Lektüre Ihres Beitrags das Gefühl, daß die Strapazierung des Faschismusbegriffs zu einer Verharmlosung des eigentlichen Faschismus' führen könnte. Ich halte mich deshalb im Zweifelsfall an die Bezeichnung "faschistoid".
 
 

Kommentar von Michael Jödicke, verfaßt am 17.02.2006 um 00.03 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=418#2680

Hoffentlich bleiben der Springer-Verlag, die FAZ und viele andere bei der bewährten Orthographie.
Abgesehen von den unerträglichen Ethymogeleien wie "aufwändig", "Gämse", "Stängel" u.a.: Wie ist augenblicklich der Stand bei Wörtern wie Handvoll, Handbreit, Zeitlang und Stückweit? Diese Beispiele habe ich schon getrennt lesen müssen.
Heute wurde in der Rheinischen Post das Einlenken der nordrhein-westfälischen Landesregierung gefeiert. Man habe sich an Wulff orientiert, der sich nach unzähligen Telefonaten mit Lehrern, Eltern und Schülern dazu entschlossen hatte, die Rechtschreibreform in Niedersachsen an den Schulen verbindlich werden zu lassen. "Dies hat ihm im Land viel Respekt verschafft." Es ist unglaublich!
 
 

Kommentar von Kai Lindner, verfaßt am 16.02.2006 um 18.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=418#2670

@J.K.

Wir wissen, daß über 60% (vielleicht sogar über 80%) der Deutschen bewährt schreiben und weitherin schreiben wollen (*)... aber wir leben in einem Zeitalter der gezielten Desinformation.
Und leider ist Dummheit und Profitgier in den Chefetagen der großen Konzerne weitaus verbreitet, als Klugheit und Verantwortungsbewußtsein!
____
(*): Vielleicht glauben wir aber nur, dieses zu wissen ;-)
 
 

Kommentar von j.k., verfaßt am 16.02.2006 um 17.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=418#2669

@ R.M.:
Vielen herzlichen Dank für den Tip! Ich quäle mich wochenlang damit rum, daß ich alle Neuschreibungen deaktiviere, obwohl es so einfach funktioniert.
Vielen Dank nochmals!

@ Herr Lindner:
Gehen Sie davon aus, daß auch die nächsten Wordversionen die "alte" Rechtschreibung zur Option haben? Normalerweise müßte es so sein, sofern Microsoft weiß, daß noch immer über 60 % der Deutschen, also der potentiellen Kunden, in "alter" Rechtschreibung schreiben.
 
 

Kommentar von Kai Lindner, verfaßt am 16.02.2006 um 15.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=418#2668

zum Glück ist Microsoft nicht politisch engagiert... sonst hätte ich keine Hoffnung für unsere Sache. So aber sehe ich gute Chancen, daß die bewährte Rechtschreibung auch noch in Office 2007 vorhanden sein wird.

Ich möchte bei der Gelegenheit noch einmal anmerken, daß mein WordPerfect nach der Installation (beim ersten Programmstart) artig fragt, ob man die neue oder die alte Rechtschreibung per Vorgabe eingestellt haben will.

Aber bei Office 2007 soll ja alles einfacher werden... und so bleibt zu hoffen, daß die Option zur Umstellung auf die bewährte Rechtschreibung nicht in einem Sub-Sub-Submenu versteckt sein wird.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 16.02.2006 um 14.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=418#2667

Sie müssen nur das Häkchen Neue Rechtschreibung wegklicken, unter Extras > Optionen > Rechtschreibung und Grammatik. Mühsame Kleinarbeit ist nicht erforderlich.
 
 

Kommentar von j.k., verfaßt am 16.02.2006 um 14.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=418#2666

@ Herr Lindner,

dann ist der Kampf verloren. Ich habe "Microsoft Word 2003", und jedesmal, wenn ich "daß" oder andere Adelungschen Schreibungen verwende, wird sie als falsch unterkringelt. Ursprünglich wurde sie sogar automatisch in "dass" "verbessert", jedoch habe ich diese Funktion nach mühsamer Kleinstarbeit deaktivieren können, so daß "daß" jetzt stehenbleibt, jedoch weiterhin unterringelt wird.
("sogenannt" wird, obwohl die Zusammenschreibung längst wieder möglich ist, auch unterringelt.)

Ich glaube aber nicht, daß die Reform sich nie wieder verändern wird, weil das Wordprogramm etwas unterringelt.

Es besteht doch die Hoffnung, daß in den nächsten Jahren die Menschen sehen, daß, um bei der Adelungschen s-Schreibung zu bleiben, "Nußschokolade" besser aussieht als "Nussschokolade", und dann wird auch Word wieder so umgestellt, daß "Nußschokolade" wieder als richtig gilt.

Ich bin zwar von Natur aus Pessimist, jedoch kann ich einfach nicht glauben, daß eine Rückkehr zur alten Rechtschreibung in ein paar Jahren unmöglich sein soll, weil Word in neuer Schreibung ist.
 
 

Kommentar von David Weiers, verfaßt am 16.02.2006 um 12.52 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=418#2665

Ich hatte etwas Ähnliches vor. Für meine Examensarbeit. Aber ich habe den Plan mittlerweile verworfen. Wäre zur Materialschlacht ausgeufert, was ich dann angesichts der Üppigkeit des gesamten Prüfungsumfanges doch lieber lassen wollte.
Ich bin beileibe nicht einmal ansatzweise durch die Materie "Orthographietheorie" durchgestiegen, aber ich vermute schon einmal kühn, daß sie per se gar nicht mal so dermaßen kritisch einer Reform gegenübersteht. Stellt sich mir natürlich die Frage: Wie kann das sein? Wie geht das?
Ich habe so den Eindruck, daß es mit gewissen Prämissen sehr wohl funktioniert...
Aber wie gesagt: ich strebe nach Erkenntnis.

Das erinnert mich daran, daß ein (überdies sehr fähiger, wage ich einmal zu behaupten) Sprachhistoriker einmal in einem Seminar sagte, daß ihm die Orthographie letztlich egal sei, weil er eben Sprachhistoriker sei. Klar, er untersucht und betrachtet Entwicklungen ex post; und das im besten Falle wertfrei. Doch kann man das Konstrukt "Rechtschreibreform" wirklich als "Entwicklung" ansehen? Und kann man überdies in einer Demokratie leben, ohne sich an den Methoden der KMK und der Rechtschreibfaschisten (so betitele ich jetzt mal die Reformdurchboxer) übelst zu stoßen? Gut, dieses ist ein politischer, jenes ein wissenschaftlicher Standpunkt. Aber die RSR hat doch dummerweise gerade jedwede wissenschaftliche Perspektive durch politisiertes und politisierendes Vorgehen auszuhebeln versucht. Da müßte doch der Entsetzensschrei gerade bei Sprachhistorikern ziemlich laut ausfallen.
Was ist da nur los?
 
 

Kommentar von Kai Lindner, verfaßt am 16.02.2006 um 11.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=418#2663

wäre es den Germanisten nicht ein EU-Proposal wert, die "Erfolge" der neuen Rechtschreibung einmal gründlich von einem Doktoranden untersuchen zu lassen?
Wir kennen die Ergebnisse ja schon... aber man stelle sich die Schlagzeile in den großen Tageszeitungen und den die Bevölkerung verblödenden Fernsehmedien vor: "Doktorarbeit belegt zweifelsfrei: Neue Rechtschreibung ist schlechter als die Alte!" -- kennt jemand einen aufstrebenden Germanistik-Diplomanden, der auf unserer Seite ist? Welcher Germanist beantragt die Gelder?
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 16.02.2006 um 10.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=418#2662

Die k. u. k. Beamten konnten nicht davon überzeugt sein, daß sich Heyse durchgesetzt habe, weil das offensichtlich nicht der Fall war, siehe hier.

Heute gibt es keinerlei empirische Untersuchungen über den Stand der Durchsetzung der Reform. Die Kultusminister wollten nichts Genaues wissen. Daß sie nicht genau wissen wollen, was sie beschließen, paßt also ins Bild.
 
 

Kommentar von Kai Lindner, verfaßt am 16.02.2006 um 10.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=418#2661

Die Rückkehr zur vernünftigen Rechtschreibung kann nur funktionieren, wenn sie auch weiterhin von den Computerprogrammen unterstützt wird. Sobald in Word nur noch die Reformschreibung vorhanden ist und alle ss/ß falsch unterkringelt werden, gibt es keinen Weg mehr zurück. Hier liegt der gewaltige Unterschied zu 1901.
 
 

Kommentar von j.k., verfaßt am 16.02.2006 um 07.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=418#2660

Herr Ickler, ist das nicht sogar in gewissem Maße gut für uns? Schauen Sie mal: Die Reform von 1901 wurde innerhalb der nächsten Jahre langsam aber stetig immer mehr verbessert. Unsinnige Schreibungen wie "Kompagnie" sind umgeändert worden zu "Kompanie" usw.

Haben Sie keine Hoffnung, daß, wenn die Reformwelle einmal abeklungen sein wird, in zehn Jahren vielleicht, daß dann langsam aber sicher wieder zur alten Rechtschreibung zurückgekehrt wird, wenn man sieht, daß die gültigen Schreibungen nicht funktionierten? Zur Zeit wehren sich die Reformer ja nur, weil sie dann ihr Gesicht verlören, aber in zehn Jahren weiß doch kein Mensch mehr, welche Schreibung nun reformiert ist und welche nicht, die alte Rechtschreibung könnte dann also ohne Gesichtsverlust der Reformer langsam wiedereingeführt werden.

In Österreich-Ungarn hat es auch 22 Jahre gedauert, bis die Adelungsche s-Schreibung wiedereingeführt wurde. Zugegeben waren damals die k.u.k-Bürokraten der Auffassung, die Heysesche s-Schreibung hätte sich durchgesetzt, aber aufgrund des Rechtschreibfriedens mit dem Deutschen Reich stimme man der Adelungschen s-Schreibung zu.

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