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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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17.01.2012
 

Schwierige Vereinfachung
Das harte Los der Trittbrettfahrer

Wer von der Vermittlung der reformierten Rechtschreibung lebt, findet sie natürlich toll.

"Stenografenverein vermittelt die neue deutsche Rechtschreibung
Veröffentlicht: 13/01/2012 von Stenografenverein 1897 Langen e. V.
Am Samstag, 28. Januar, bietet der Langener Stenografenverein ein Seminar zur neuen deutschen Rechtschreibung an. „Die Rechtschreibreform hat jede Menge Positives zu bieten!“ erklärt Regine Daneke, 1. Vorsitzende der örtlichen Stenografen, und wirbt weiter: „Unser Seminar erklärt Ihnen leicht verständlich, warum die einzelnen Änderungen erfolgt sind. Wir versprechen den Teilnehmenden einen unterhaltsamen und lehrreichen Tag. Jeder, der mit Texten zu tun hat, sollte sich wenigstens Grundkenntnisse der neuen deutschen Rechtschreibung aneignen, und sei es nur deshalb, um die eigenen Kinder bei den Hausaufgaben besser unterstützen zu können.“
Vermittelt werden die wichtigsten Regeln für Wortarten, Getrennt- und Zusammenschreibung, Groß- und Kleinschreibung sowie wichtige Änderungen bei der Zeichensetzung.
Geübt wird dies alles von 10 bis 17 Uhr in Langen im Kulturhaus Altes Amtsgericht, Darmstädter Straße 27, Raum 21. Die Kursgebühr beträgt 65 Euro, für Vereinsmitglieder und Arbeitsuchende 50 Euro.
Referent ist der Schulbuchautor und Rechtschreibreform-Experte Klaus Wilfried Schwichtenberg."

Sehen wir uns das Angebot des Referenten etwas genauer an:

"Richtig schreiben ist unverzichtbar
Briefe sind Visitenkarten – ob herkömmliche Post oder E-Mail. Doch den Absender empfehlen und die Sympathie des Empfängers gewinnen, das kann nur der gute Brief.
Gut ist ein Brief, bei dem alles stimmt: Sachverhalt, Stil und nicht zuletzt die Orthografie. Darum müssen Sachbearbeiter, Korrespondenten und vor allem die Schreibkräfte wissen:
Wie schreibt man heute korrekt?
Zum korrekten Schreiben gehört weit mehr, als bei dass das Eszett gegen ss auszutauschen. Denn die neue deutsche Rechtschreibung hat vielerlei vereinfacht. Besonders wo es darum geht, ob ein Wort mit großem oder kleinem Anfangsbuchstaben zu schreiben ist und welche Wortgruppen man trennen oder zusammenschreiben muss.
Korrekt schreiben heißt aber auch, die unverändert gebliebenen Schreibungen zu kennen und beibehaltene Regeln aufzufrischen. Und da haperts nicht nur bei Leuten mit Hauptschulabschluss. Denn die deutsche Orthografie und Interpunktion waren noch nie ohne Nücken und Tücken.
Dass auch die neue deutsche Rechtschreibung nicht extrem simpel sein kann, liegt in der Natur der Sache. Man muss sich gründlich damit beschäftigen.
Im stillen Kämmerlein ist das kein Zuckerlecken.
Leichter und sicherer zum Ziel führt ein Schwichtenberg-Rechtschreibseminar."

(http://www.rechtschreibseminar.de/vorwort.php)

Von einer Beschränkung auf die Schule ist nirgendwo die Rede, das wäre ja auch geschäftsschädigend. Aber richtig lustig ist die Paradoxie, daß man, um die Vereinfachungen zu verstehen, die kostspielige Hilfe eines Experten braucht. Früher haben die Schreibkräfte sich ihre orthographischen Fähigkeiten ohne fremde Hilfe angeeignet.



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Kommentare zu »Schwierige Vereinfachung«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.12.2019 um 05.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1490#42581

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1490#39071

Die Ministerialbeamten konnten anfangs nicht begreifen, daß eine mangelhafte Reform nicht durchsetzbar war. Mangelhafte Lehrpläne waren doch auch durchsetzbar. Sie wollen es bis heute nicht wahrhaben, und selbst der sich reuig gebende ehemalige Kultusminister Zehetmair hat die wahren Gründe des Scheiterns bis heute nicht ganz verstanden.
Die Kultusminister hatten zuerst auch nicht gesehen, was Korrekturen an der gerade erst bekannt gewordenen, aber vorzeitig in die Schulen gedrückten Reform für das ohnehin prekäre Ansehen der KMK bedeutete. Als sie es merkten, zogen sie die Notbremse (Gründung des Beirates, dann des Rates, rechtswidriges Veto gegen weitere Korrekturen).
Munske erinnert noch einmal daran, daß die KMK im Jahre 1987 zwar das IDS mit Reformplänen beauftragte, jedoch weil das IDS unter seinem Präsidenten Heinz Rupp darum gebeten hatte. (Hermann Zabel schrieb mal treffend, man habe sich „den Auftrag geholt“.) Alle mit den Reformplänen befaßten Gremien, auch in den anderen deutschsprachigen Staaten, waren ausschließlich mit Reformwilligen besetzt. Weil keine skeptischen Stimmen gehört wurden, hatte man freie Bahn, brauchte sich aber später nicht zu wundern, daß die Ergebnisse auf breite Ablehnung stießen. Theoretische Grundlage war ein Buch des DDR-Schmalspurgermanisten Nerius, das schon im Titel das Ziel Rechtschreibreform ankündigte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2018 um 14.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1490#39098

Übrigens fiel mir schon vor Jahren auf, daß die "Metakognition", die man angeblich zum Rechtschreiben braucht, längst im Marketing angekommen ist, auch "Metametakognition" (und warum sollte da Schluß sein?). Meta geht immer, das ist Rekursion!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.07.2018 um 19.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1490#39071

BW Rechtschreibrahmen: „Schreibende schreiben im Dienste der Lesenden.“ Immerhin! Aber daß man Rechtschreibung durch Lesen lernt und nicht durch Regeln, wird nicht erwähnt.

Übrigens hat Horst Haider Munske kürzlich eine knappe kritische Übersicht über die Rechtschreibreform gegeben (Cahiers de lexicologie).

Daraus:

An der Stelle ist zu erklären, wie die Zusammenarbeit von Kultusministern, dem Institut fur Deutsche Sprache (IDS) und den Rechtschreibkommissionen funktionierte. Der organisatorische Mittelpunkt war von Anfang an das Mannheimer IDS. Als Mittler zu den Kultusministern fungierte eine Arbeitsgruppe aus dem Schulausschuss der Kultusministerkonferenz. In sie waren Ministerialbeamten verschiedener
Bundesländer abgeordnet, die ansonsten für Schulfragen, z. B. einheitliche Anforderungen und Prüfungen, zuständig waren. Diese Beamten wurden zum wichtigsten politischen Organ der Reform, als Lenker von der Hinterbank, die niemals öffentlich in Erscheinung traten. Sie schränkten die Reformziele ein, drängten auf zügigen Abschluss und organisierten schließlich die Wiener Konferenz, auf der am 1. Juli 1996 die Rechtschreibreform verkündigt wurde. Sie sind letztlich dafür verantwortlich, dass die Reform gegen den breiten Widerstand in der Öffentlichkeit durchgesetzt wurde, dass Korrekturen unterblieben und dass die Kultusminister schließlich einen 40-köpfigen Rechtschreibrat als oberstes Beratungsgremium installierten.

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.07.2018 um 07.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1490#39061

Der "Rechtschreibrahmen" von BW trennt immer die regelgeleiteten von den nur zu merkenden Schreibweisen und deckt damit das Unsystematische der Neuregelung auf.
Insgesamt entsteht der Eindruck, Rechtschreibung sei ungeheuer kompliziert – zumal die Pädagogen noch so schöne Dinge wie "Metakognition" bemühen. Natürlich haben sie selbst das Schreiben nicht nach dieser Methode gelernt und auch keine "Strategien" angewandt.
 
 

Kommentar von ppc, verfaßt am 03.04.2018 um 15.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1490#38397

In der Schule meiner Kinder sind es die männlichen Latein- und Griechisch-Lehrer, die von allen Lehrern und Lehrerinnen am besten schreiben können. Das ist aber natürlich ein Einzelfall und stalinistisch nicht aussagefähig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.03.2018 um 04.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1490#38360

Die Rechtschreibung ist bekanntlich vereinfacht worden. In Baden-Württemberg läßt die Schulministerin jetzt eine Broschüre für Lehrer drucken, damit sie weniger Fehler machen.

Die Rechtschreibung der Schüler im Südwesten lässt zu wünschen übrig – ein Leitfaden für Lehrer soll das jetzt ändern. „Das Bekenntnis zur Rechtschreibung ist mir wichtig, deshalb wird es noch vor den Sommerferien eine Handreichung dazu für die Lehrer der ersten bis zehnten Klasse geben“, sagte Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU). Der sogenannte Rechtschreibrahmen des Ministeriums soll vor allem Lehrer, die nicht das Fach Deutsch studiert haben, bei der Vermittlung unter anderem von Groß- und Kleinschreibung, Getrennt- und Zusammenschreibung sowie Zeichensetzung unterstützen.
Eisenmann reagiert damit auf den Bildungstrend 2016 des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen. Besonders schmerzt es den einzigen [= einstigen] Klassenprimus Baden-Württemberg, dass demnach rund ein Fünftel der Schüler nicht einmal den Mindeststandard bei der Orthografie erreicht.
Die mit dem Rat für deutsche Rechtschreibung und dem Mercator-Institut der Universität Köln erarbeiteten verbindlichen Vorgaben werden als 60-seitige Broschüre in einer Auflage von 100 000 Exemplaren veröffentlicht.


Die GEW protestiert: Die Lehrer könnten richtig schreiben – worauf die Leser mit voraussehbarem Hohn reagieren. Erstaunlich auch, daß man nach Ansicht des Ministeriums anscheinend "Deutsch studiert" haben muß, um die Reformschreibung zu beherrschen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.11.2017 um 04.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1490#36860

2.11.2017: Dasselbe, Preise unverändert, trotz Draghi.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.11.2016 um 15.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1490#33745

Auch dieses Jahr bietet der Langener Stenografenverein mit dem Referenten Schwichtenberg wieder seinen Rechtschreibkurs an. Die Preise sind unverändert, im Text der Vereinsvorsitzenden steht aber jetzt:

Machen Sie sich sachkundig und entdecken Sie, dass die neue Rechtschreibung viel logischer ist als die alte!

Das ist bestimmt "unterhaltsam und lehrreich"!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.10.2014 um 03.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1490#27154

Alle Jahre wieder:

Der Langener Stenografenverein bietet ein Seminar zur neuen deutschen Rechtschreibung an. „Die Rechtschreibreform hat jede Menge Positives zu bieten“, erklärt Regine Daneke, Vorsitzende der örtlichen Stenografen, und wirbt weiter: „Unser Seminar erklärt leicht verständlich, warum die einzelnen Änderungen erfolgt sind. Wir versprechen den Teilnehmenden einen unterhaltsamen und lehrreichen Tag.“ Vermittelt werden die wichtigsten Regeln für Wortarten, Getrennt- und Zusammenschreibung, Groß- und Kleinschreibung sowie wichtige Änderungen bei der Zeichensetzung. Geübt wird dies am Samstag, 8. November, von 10 bis 17 Uhr im Kulturhaus Altes Amtsgericht, Darmstädter Straße 27. Die Gebühr beträgt 69 Euro, für Vereinsmitglieder und Arbeitsuchende 50 Euro. Anmeldungen nimmt die Geschäftsstelle des Vereins unter Telefon (0 61 03) 4 26 20 entgegen.
(fnp 25.10.14)

Wenn der Verein die Reform noch hinnehmen würde wie etwas Unvermeidliches, aber warum macht er Werbung dafür auf eigene Faust? Das "Positive" ist doch nur die Möglichkeit, damit Geld zu verdienen.
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 08.11.2013 um 21.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1490#24354

Diesmal bietet der Stenografenverein ein viel günstigeres Seminar an:

Wissenstest zur neuen deutschen Rechtschreibung
Groß oder klein? Getrennt oder zusammen? Doppel-s oder ß? Mit Bindestrich oder ohne? Regine Daneke, 1. Vorsitzende der Langener Stenografen, empfiehlt: „Testen Sie Ihr Wissen zur neuen deutschen Rechtschreibung und lernen Sie die wichtigsten Regeln kennen - kurz, kompakt, informativ. Überzeugen Sie beruflich und privat mit den korrekten Schreibungen.“
Stattfinden wird dies am Dienstag, 26. November 2013, von 19:00 Uhr bis 21:00 Uhr im Kulturhaus Altes Amtsgericht, Raum 21. Referent ist der Texter, Übersetzer und Lektor Kai Endres. Die Gebühr beträgt 20,00 Euro, für Mitglieder eines Stenografenvereins und Arbeitsuchende 15,00 Euro.

(www.familien-blickpunkt.de)
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 01.02.2013 um 05.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1490#22522

Ist die Wahl zwischen Geographie und Geografie eine Vereinfachung im Vergleich zu Geographie? Das ist zu bezweifeln, solange uns das ph in Namen und anderen Wörtern erhalten bleibt.

Sehen wir uns an, was bei Wikipedia daraus geworden ist. Der erste Abschnitt in den Artikeln zu Ländern ist meistens Geographie. Oder, um genau zu sein:

Afghanistan: Geographie
Ägypten: Geographie
Albanien: Geographie
Andorra: Geografie
Angola: Geographie
Antigua und Barbuda: Geographie
Äquatorialguinea: Geographie
Argentinien: Naturraum
Armenien: Geographie
Aserbaidschan: Geographie
Äthiopien: Geografie
Australien: Geographie
Bahamas: Geographie
Bahrain: Geographie
Bangladesch: Geographie
Barbados: Geografie
Belgien: Geographie
Belize: Geographie
Benin: Geographie
Bhutan: Geographie
Bolivien: Geographie
...

Warum bei dieser Stichprobe ausgerechnet Andorra, Äthiopien und Barbados eine Geografie haben und Argentinien einen Naturraum, gehört zu den ungelösten Fragen der Zivilisation. Die Recherche legt jedenfalls den Schluß nahe, daß Länder mit einer Geographie nach wie vor gut bedient sind.
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 16.10.2012 um 15.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1490#21715

Und wieder genau dieselbe Ankündigung, veröffentlicht am 16. Oktober (Termin Anfang November 2012), gleicher Preis (69 Euro): www.familien-blickpunkt.de.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.08.2012 um 05.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1490#21318

Genau dieselbe Ankündigung gibt es am 25.8.12, diesmal für den September, nur der Preis ist auf 69 Euro gestiegen.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 24.01.2012 um 20.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1490#19948

Danke für die Blumen!
 
 

Kommentar von Matthias Künzer, verfaßt am 23.01.2012 um 12.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1490#19925

Sehr schön zusammengefaßt, Herr Strowitzki.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 21.01.2012 um 16.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1490#19909

Um zu erfahren, "warum die einzelnen Änderungen erfolgt sind", brauchen wir allerdings kein Seminar. Die Heysesche ss-Schreibung wurde wiedereingeführt, damit der gewöhnliche Sprachverbraucher überhaupt einen Unterschied merkt, nachdem die Substantivkleinschreibung gekippt wurde; die vermehrte Großschreibung ("im Allgemeinen", "morgen Früh") ist ebenfalls ein Reflex auf das Scheitern der Kleinschreibung; die Volksetymologien ("Tollpatsch", "Quäntchen") wurden verordnet, damit Herr Augst sein Steckenpferd reiten kann; die sonstigen ä-Schreibungen ("Gämse", "schnäuzen") sind der vergebliche (und aussichtslose) Versuch einer etymologischen Regularisierung; die Getrennt- und Zusammenschreibung ("zurzeit", "vonseiten", "in Sonderheit", "heilig sprechen") soll möglichst große Verwirrung stiften und damit den Eindruck gewichtiger Veränderungen hervorrufen; die Trennungsregeln ("Kilimand-scharo", "Prob-lem") sollen denen einen auf den Deckel geben, die wissen, wie ein Wort zusammengesetzt ist; die Dreifachkonsonanten ("Schifffahrt", "Dämmmaterial") sind umgekehrt durchgeknallte Pedanterie; und bei manchen Einzelentscheidungen wie der Nichttrennung von ck oder den Kommaregeln wissen die Reformatoren wohl selbst nicht mehr, wie sie eigentlich zustandekamen, weswegen allerlei alberne Begründungen nachgeschoben werden (ck als einheitlicher Laut wie ch). Aber das ist sicher nicht das, was man auf dem Seminar zu hören bekommt.
 
 

Kommentar von Frau Schwarz, verfaßt am 20.01.2012 um 20.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1490#19904

An dem Seminar würde ich gern teilnehmen und dem Referenten ein paar Fragen stellen. Wenn er mir plausibel machen könnte, warum die einzelnen Änderungen erfolgt sind, nähme ich alles zurück, was ich eben über ihn gedacht habe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.01.2012 um 15.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1490#19881

Unterschätzen Sie diese Leute nicht! 40 Seiten können schon ein ganz bedeutendes Pensum sein!
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 17.01.2012 um 15.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1490#19880

Wenn man beispielsweise bei Amazon nach Rechtschreibtiteln des "Rechtschreibreform-Experte[n]" Schwichtenberg sucht, findet man lediglich einen Titel aus dem Jahr 1997. Die übrigen Titel beschäftigen sich mit Maschinenschreiben und Kurzschrift. Das dünne 40seitige Heftchen, das zudem von drei Subreformen überholt wurde, kann aber doch unmöglich die Grundlage des Seminars sein.

Dass auch die neue deutsche Rechtschreibung nicht extrem simpel sein kann, liegt in der Natur der Sache. Man muss sich gründlich damit beschäftigen.

Wie gründlich kann man sich auf 40 Seiten mit den Regeln von vorgestern beschäftigen?
 
 

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