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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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18.12.2008
 

Kindlich
Nachtrag zum Augstschen Wörterbuch

Als Kinder haben wir gelernt: Das Gegenteil von normal ist anomal, wobei das r auf unerklärliche Weise verschwindet. Die Erwachsenen in unserer Umgebung wußten es auch nicht besser.
Erwartungsgemäß führt Augst in seinem Wortfamilienwörterbuch anomal unter dem Stichwort Norm, und zwar ohne jeden Kommentar, woraus zu schließen ist, daß er auch nicht weiß, wie die wirklichen Verhältnisse sind. Das wird bestätigt durch den seinerzeit von mir aufgespießten Eintrag zum Negationspräfix a(n) (s. meinen Rezensionsaufsatz).



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Kommentare zu »Kindlich«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.01.2010 um 09.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1086#15501

Sehe gerade, daß Wiki unter "Anomalie" eine (bis auf einen falschen Spiritus) recht gute Worterklärung gibt.
 
 

Kommentar von Christoph Schatte, verfaßt am 19.12.2008 um 02.51 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1086#13631

Urs Bärlein vermutet:

"Norm und Nomos dürfte ihm [Augst] also bekannt sein, [...]"

Dessen kann man sich nach dem von Augst Gehabten keinesfalls sicher sein.

Vielleicht stehen im deutschen Lexikon anomal und unnormal friedlich nebeneinander, ohne daß es die Lexikographen anficht, weil sie es nicht wahrnehmen wollen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.12.2008 um 17.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1086#13629

Das ist die bekannte Dehnung, vgl. Schwyzer, Griech. Gr. I, S. 398.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 18.12.2008 um 17.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1086#13628

altgr. anoomalia (wie anoomalos mit Omega, aber homalos mit Omikron) Unebenheit, Ungleichförmigkeit, Ungleichheit, Abweichung von der Regel.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.12.2008 um 17.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1086#13627

Vielmehr: an-omalos (zu griech. homalós), also "ungleich(mäßig)".
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 18.12.2008 um 16.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1086#13626

griech. nomos Brauch, Sitte, Regel;
anomos, deutsch anomal gesetzlos, gesetzwidrig, ungerecht; Anomalie.

lat. norma Richtschnur, Vorschrift, Regel, Norm;
abnormus, deutsch abnorm, abnormal von der Regel abweichend, regelwidrig.
 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 18.12.2008 um 12.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1086#13625

Gerhard Augst ist zwar bekanntlich kein besonders heller Kopf. Als Sprachwissenschaftler sollte er aber wissen, daß Konsonanten nicht ohne weiteres verschwinden. Der Unterschied zwischen Norm und Nomos dürfte ihm also bekannt sein, wenn auch nur als eine vermeintlich durch Zufälle bedingte, überflüssige Komplikation. Fälle, in denen es eine Rolle spielt, ob normal und anomal zueinander im Verhältnis wechselseitig eindeutiger Negation stehen oder nicht, sind in dieser Wahrnehmung ganz unwahrscheinlich und unerheblich. Zumindest rechtfertigen sie nicht, den gewöhnlichen Sprachteilnehmer mit der Kenntnis ihrer Möglichkeit zu behelligen. Kindlich daran ist die Erwartung, die Welt sei evident, und das, was ein Sprachwissenschaftler über sie weiß, reiche aus um festzulegen, wie sie zu besprechen und zu beschreiben ist. Bei der Reform war es ja nicht anders.
 
 

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