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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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25.09.2008
 

Gemischtes vom VDS
Die Sprachschützer verheddern sich

Nicht ohne Rührung sehe ich zu, wie der VDS in seinen Sprachnachrichten neuerdings versucht, den orthographischen Wünschen der Kultusminister Folge zu leisten.
Da geht es wild durcheinander: auf englisch, auf hochdeutsch (in Reformschreibung), auf Deutsch (in sonst herkömmlicher Schreibung), soweit wie möglich, gut tun, Zierat. Dazu natürlich auch das unspezifische Dyptichon. Und ein Beitrag in Neuschrieb ereifert sich über den Apostroph vor dem Genitiv-s, obwohl das doch nun gerade eine Errungenschaft der Reform ist. Gähnen mußte ich, als wieder einmal das angeblich so furchtbare ausgehen von angeprangert wurde.



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Kommentare zu »Gemischtes vom VDS«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.01.2024 um 04.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1054#52586

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1553#52585

Im SPIEGEL-Beitrag liest man auch:

Der Verein Deutsche Sprache wurde 1997 vom Dortmunder Statistikprofessor Walter Krämer gegründet und kämpft seitdem mit markigen Sprüchen gegen »Sprachpanscherei« oder »Denglisch«. Auch geschlechtergerechte Formulierungen werden von dem Verein mit Nachdruck abgelehnt. Der SPIEGEL attestierte dem Gründer 2019 »eine Mission, die zuweilen ins Sektiererhafte schwappt«.

Das ist wahr und trifft leider auch uns. Die Ablehnung des Genderns (und der Rechtschreibreform) bringt uns oberflächlich in die Nähe der Rechten, auch wenn wir mit ihnen nichts zu tun haben wollen.

Was die Rechtschreibreform betrifft, so hatte sie zwar auch rechte Großväter wie Leo Weisgerber, wurde dann aber zu einem linken Gewerkschaftsprojekt und stand seither im Geruch des Progressiven – komischerweise, denn sie wollte ja ins 19. Jahrhundert zurück und zunächst sogar ins Mittelalter (Kleinschreibung).

Das Gendern ist offensichtlich linguistisch schlecht beraten und führt zu Texten, die man nur sprachlich abgestumpften Menschen zumuten kann. An ihrer Zurückweisung ist nichts "Rechtes".

"Wörter aus der Fremde" abzulehnen hat zwar eine gewisse Nähe zur Deutschtümelei, aber es gibt auch eine ganze andere, pragmatische Zurückhaltung gegenüber Fremdwörtern (Verständlichkeit, Ablehnung von Imponiersprache). Die Engstirnigkeit der Anglizismenjagd leuchtet den meisten Journalisten eher ein als der feinere Takt, der jeden guten Autor einen Bogen um unnötige Fremdwörter machen läßt. Sogar der in Verruf geratene Eduard Engel gehört in dieser Hinsicht "zu uns", denn in seinen besseren Zeiten ("Deutsche Stilkunst") kritisierte er die Fremdwörter keineswegs aus einer nationalistischen Position heraus, sondern ausschließlich so wie hier.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.01.2024 um 14.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1054#52579

Der VDS distanziert sich zwar vom Vorstandsmitglied Silke Schröder, das beim Treffen mit Rechtsradikalen in Potsdam dabei war, aber der Verein ist natürlich schon lange ziemlich weit rechts. Ich rechne mit Austritten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.12.2023 um 13.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1054#52345

In den „Sprachnachrichten“ lobt Walter Krämer das ebenso hemmungs- wie geschmacklose neue Buch von Henryk Broder und Reinhard Mohr, das sich naturgemäß auch bei Tichy großer Beliebtheit erfreut. Obwohl die „Sprachnachrichten“ als Ergebnis einer Leserbefragung selbst berichten, daß viele Leser sich einen weniger polemischen Ton wünschen, steht Krämer diesbezüglich den rezensierten Autoren nicht nach. Lauterbach ist also ein „als Gesundheitsminister verkleideter Zirkusclown“ usw. Klimaschutz, sexuelle Selbstbestimmung, Atomausstieg, Mülltrennung (diese ganz besonders!) sind natürlich vollkommen lächerlich.
Obwohl das Thema Gendern, dem sich der VDS nun fast ausschließlich widmet, tatsächlich wichtig ist, stößt der Ton weiterhin ab, und Sicks regelmäßige Kolumne mit Dudenweisheiten macht die Lektüre auch nicht erfreulicher.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.03.2023 um 14.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1054#50717

Der VDS rühmt sich, Ursula v. d. Leyen zum zweitenmal zum "Sprachpanscher des Jahres" ernannt zu haben. Nun, sie wechselt gewandt zwischen drei Sprachen, aber panscht sie auch? Anscheinend macht sie ihren Job (!) ganz gut und erfreut sich eines verdienten Ansehens, so daß selbst ich einen Anflug von Stolz nicht verleugnen kann (ein bißchen dumm, aber schließlich bin ich auch nur ein deutscher Michel, der international nur ungern von irgendeiner Dumpfbacke vertreten werden möchte).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.10.2022 um 04.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1054#49724

„Luther ist längst begraben. Von ihm stammt der deutsche Hauptsatz: Schaut dem Volk aufs Maul und redet ihm nicht nach dem Mund.“ (Sigmund Gottlieb in einem neuen Buch, aus dem Tichy einen Auszug wiedergibt)

Damit will der Verfasser belegen, daß, wer seine Sprache nicht liebt, auch sein Volk nicht lieben kann. „Chinesisches Sprichwort“ wäre als Quellenangabe ebenso passend.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.09.2022 um 05.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1054#49648

Nach den Gruppenfotos zu urteilen, sind im Verein deutsche Sprache (VDS) alte Männer stark überrepräsentiert. Als ich noch Vorträge vor Zweigvereinen der Gesellschaft für deutsche Sprache hielt, hatte ich von diesem Verein den gleichen Eindruck, ebenso bei anderen „Sprachpflegern“ wie dem Pegnesischen Blumenorden. Jüngere Menschen pflegen nicht über Sprachverfall und Überfremdung zu klagen.
„Der Verein hat nach eigenen Angaben 36.000 Mitglieder (Juni 2019), nach einer Analyse aus 2009 überwiegend Männer ab 45 Jahren, häufig mit akademischer Ausbildung in technischen, naturwissenschaftlichen und juristischen Berufen.“ (Wikipedia)
Das Renommieren mit prominenten Karteileichen gehört zum Geschäft. Walter Krämer (73) ist Mitglied der FDP. Im übrigen ist viel wechselseitige Sympathie mit der AfD zu spüren. Man teilt die Themen „Überfremdung“ und „Gender“.
Seit sich der VDS der Rechtschreibreform unterworfen hat, ist dieses Thema in den „Sprachnachrichten“ tabu, die Reform wird sogar in Beiträgen, die sich ausdrücklich mit Rechtschreibung und Rechtschreibleistungen befassen, nicht erwähnt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.08.2022 um 20.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1054#49577

In ihrem heutigen "Streiflicht" rechnet die Süddeutsche Zeitung mit dem VDS ab, besonders mit der hausmeisterlichen Kampagne (!) gegen die "Sprachpanscherei". Der Verein wirkt in der Tat so borniert und abgestanden, daß Wustmann dagegen ein glänzender Kopf war. Aus irgendeinem Grund kriege ich immer die Vereinszeitschrift zugeschickt, obwohl ich sie nicht bestellt habe und nicht bezahle. Sick ist auch Dauergastautor.

Wer nichts zu sagen hat, reinigt die Sprache.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.07.2018 um 05.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1054#39039

In den "Sprachnachrichten" verspricht ein Herbert Güttler, Einblick in die Rechtschreibreform "von innen" zu geben. Anscheinend hatte er mal im Kulturausschuß der Länder zu tun. Mit dem Einblick ist es aber nicht weit her.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.12.2016 um 12.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1054#34004

Der VDS schickt mir seine "Sprachnachrichten", mit Beitrittsvordruck und Überweisung.

Der VDS kritisiert die Rechtschreibreform immer noch, unterwirft sich ihr aber bedingungslos. Das verstehe ich nicht.
Er grautliert Hans Joachim Meyer zum Achtzigsten, ohne seinen bemerkenswerten Beitrag zur Durchsetzung der Rechtschreibreform zu erwähnen.

Reizloses Heft, ich werde nicht beitreten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.07.2016 um 03.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1054#32893

Herr Schwarz, Sie sind Regionalleiter des Vereins Deutsche Sprache für den Westen Schleswig-Holsteins. Was kennzeichnet für Sie die deutsche Sprache?

Manfred Schwarz: Die deutsche Sprache ist eine hochdifferenzierte und klare Sprache. Es gibt, glaube ich, keine andere Sprache auf der Welt, die mehr sprachliche Möglichkeiten zur Verfügung hat. Gleichzeitig gibt es im Deutschen aber auch die Möglichkeit, ganz kompakt und unmissverständlich zu formulieren.

http://www.shz.de/lokales/pinneberger-tageblatt/warum-die-deutsche-sprache-die-gesellschaft-spaltet-und-emojis-bald-im-duden-stehen-id14150881.html

Es gibt gute und schlechte deutsche Texte, wie in jeder Sprache.

(Schwarz erklärt dann noch, wie er mit der Rechtschreibreform zurechtgekommen ist. Man versteht, daß von dieser Seite keine Unterstützung im Kampf gegen die Reform zu erwarten war.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.09.2015 um 11.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1054#30056

Merkel über Zuwanderer:
"Dazu gehört, dass wir von ihnen erwarten, die Regeln und Werte zu respektieren, die unsere Verfassung vorgibt, und sich auf dieser Grundlage in unsere Gesellschaft zu integrieren."
Dazu zähle insbesondere die Bereitschaft, "die deutsche Sprache zu erlernen und zu beherrschen", fügte die Kanzlerin hinzu. (Focus 24.9.15)

Diese Forderung steht nun gerade nicht in der Verfassung, schon gar nicht "insbesondere", weshalb ja auch z. B. Reiner Pogarell kürzlich in der FAZ wieder gefordert hat, die deutsche Sprache im Grundgesetz zu verankern. Meiner Ansicht nach gehört so etwas aber nicht ins Grundgesetz, anders als die Bundesflagge und anderes, was man zu Unrecht für lächerliche Kleinigkeiten im Vergleich zur Landessprache hält. Allenfalls die Amt- und Gerichtssprache könnte in einer Verfassung festgelegt werden, aber andere Gesetze erfüllen diesen Zweck ebenfalls. Eine Verpflichtung der Bürger, Deutsch zu lernen und zu sprechen, würde gar nicht zum Grundgesetz passen. Man würde gleich fragen: Gegen wen richtet sich das nun wieder?
Die ohnehin großen Anstrengungen, Deutschkurse anzubieten und insbesondere die Kinder und Jugendlichen zur Teilnahme zu bewegen, würden durch eine GG-Änderung nicht gefördert werden. So etwas lenkt nur von den wirklichen Aufgaben ab.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2014 um 07.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1054#24967

In der FAZ vom 29.1.14 kritisiert ein Leser wieder einmal ausgehen von und empfiehlt man unterstellt, meint, nimmt an, stellt fest oder eben erwartet nur.

Ginge er der Wortgeschichte dieser und anderer mentaler Prädikate nach, hätte er gar manches zu beanstanden.

 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 04.09.2013 um 17.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1054#23981

In der "Länderzeit" im Deutschlandfunk wurde heute u.a. die neue Gartenbaumode der "Permakultur" vorgestellt. Erläutert wurde dies mit: "Das kommt aus dem Englischen: permanent culture." So erhält das ganze seine höheren Weihen. Wer wird denn da an schnödes und angestaubtes Latein denken (permanêre, colere)? Als i-Tüpfelchen wurde das dann noch mit "Nachhaltigkeit" übersetzt. So haben wir alles zusammen, was der Wichtigtuer braucht.

 
 

Kommentar von Nordsee-Zeitung, 3. September 2013, verfaßt am 03.09.2013 um 18.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1054#23975

„Klapprechner kennt keiner“
Englische Begriffe sind mittlerweile fester Bestandteil des Dudens, dem wohl umfassendsten Nachschlagewerk für deutsche Rechtschreibung. Der Verein Deutsche Sprache sieht durch die Anglizismen die deutsche Sprache gefährdet und hat die Duden-Redaktion am Montag zum Sprachpanscher 2013 erklärt. Das versteht Duden-Chefredakteur Werner Scholze-Stubenrecht nicht.

(siehe hier)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.09.2013 um 15.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1054#23973

Der VDS hat der Dudenredaktion den "Sprachpanscher" verliehen, weil der Rechtschreibduden so viele "Anglizismen" verzeichne. Die Redaktion antwortet kühl, sie mache die Wörter nicht, sondern registriere sie bloß. Verdiente Watschn für den VDS.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.12.2012 um 18.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1054#22233

Nicht nur sollen Migranten Deutsch lernen, Schwaben sollen auch Berlinisch lernen, wenn sie in derselben Gegend wie Thierse wohnen wollen, oder zurück in ihre schwäbischen Kleinstädte mit Kehrwoche usw.

Thierses jüngste Ausfälle – im doppelten Sinne des Wortes – sind hinreichend kommentiert worden. Man sollte daran erinnern, daß er Germanist ist. Wenn er sich noch für den Dialekt gegen die Einheitssprache stark machte! Aber er wendet sich ja aggressiv gegen andere Dialekte. Wie kommt es zu dieser verschärften Ausländerfeindlichkeit?

Die Qualität unseres politischen Spitzenpersonals wird gerade zum Ende dieses Jahres erschreckend deutlich. Die Schwaben erwirtschaften übrigens das Geld, das Thierse ausgibt.

Thierse will nichts von "Pflaumendatschi" hören. Sagt man so in Schwaben? In Bayern sagt man "Zwetschgendatschi".

Die Fisch-Kette "Nordsee" verkauft von Ostfriesland bis Garmisch "Fischbrötchen" (und teuren, aber nicht besonders frischen Fisch, unser Türke ist tausendmal besser und nicht mal halb so teuer).

Die Brötchen in den hiesigen Bäckereien haben allerlei Namen, die ortsüblichen "Weckla" kommen eher selten vor, ich habe das Wort auch noch nie gebraucht, weil ich mich nur mäßig angepaßt und mir gerade erst die in neun Jahren München erworbenen "Semmeln" wieder abgewöhnt habe. Und wenn die Backwarenverkäuferinnen in Prenzlauer Berg sich nicht beklagen – was ficht es Thierse an? Überwacht er die Redeweise seiner Mitkunden?

Mal sehen, ob Frau und Töchter den Sekt schon kaltgestellt haben ...
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 31.12.2012 um 13.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1054#22230

Auf die türkische Version des GG kann sich schon jetzt niemand berufen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.12.2012 um 07.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1054#22225

Bei den Sprachschützern hat man oft das Gefühl, daß sie ihre wirklichen Absichten nicht offen aussprechen. Der Geschäftsführer des Vereins im Interview:

»Klatte: Jeder, der hier im Land lebt, muss die Sprache akzeptieren und gut lernen.
Und wer das nicht tut, verstößt gegen das Grundgesetz?
Dass es so ausgelegt wird, glaube ich nicht. Eine Grundgesetzänderung hätte eher Konsequenzen für die Verwaltung, die dann gewährleisten müsste, dass Zuwanderer gut Deutsch lernen können. Wenn die zuständigen Stellen dann Geld für Integrationskurse, für Alphabetisierungs- und Förderkurse beantragen, könnten sie auf das Grundgesetz verweisen.«

Wenn man mehr Geld für Sprachkurse usw. ausgeben will, dürfte der nächstliegende Schritt kaum darin bestehen, das Grundgesetz zu ändern. Das Ganze als Wohltat für die Zuwanderer? Klingt vorgeschoben. (Übrigens ist nicht einzusehen, nach welcher Logik der GG-Artikel die Behörden zum Geldausgeben verpflichten könnte. Ich kann mir überhaupt nur schwer vorstellen, welchen einklagbaren Sinn der Artikel haben könnte. Das GG bindet ja in erster Linie staatliches Handeln. Denkbar wäre, daß Behörden keine türkischsprachigen Broschüren usw. mehr herausbringen, denn die Sprache der Bundesrepublik ist ja Deutsch. Auch das Grundgesetz selbst ist auf türkisch abrufbar, damit muß natürlich Schluß sein!)

Es fiel mir auch auf, daß Krämer und seine Freunde so gern vom "schleichenden Bedeutungsverlust der deutschen Sprache" reden. Das klingt viel tückischer als etwa "allmählich".
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 30.12.2012 um 22.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1054#22223

Peinlich. Aber im Vergleich zu der Verschlimmbesserung, die man mit Art. 23 vorgenommen hat, ist Krämers Vorschlag für Art. 22 geradezu von bestechender Eleganz.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.12.2012 um 18.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1054#22222

Erst jetzt bin ich auf die Rede gestoßen, mit der Walter Krämer vor dem Petitionsausschuß des Bundestages seine Forderung "Deutsch ins Grundgesetz" begründete.

Kostprobe: Deshalb kann ich auch das Argument nicht nachvollziehen, dass Selbstverständlichkeiten nicht in eine Verfassung gehörten. Denn erstens ist Deutsch zu reden in Deutschland heute alles andere als selbstverständlich, und zweitens quillt unser Grundgesetz geradezu über von Dingen, die eigentlich selbstverständlich sind. Artikel 3: Gleichheit vor dem Gesetz, Artikel 5: Freiheit der Meinung, Artikel 11: Freizügigkeit, oder Artikel 16 a: „Politisch verfolgte genießen Asylrecht.“: Wenn das nicht selbstverständlich ist, was denn sonst.

Wenn die Grundrecht für K. selbstverständlich sind, schön für ihn! Aber es gehört nicht viel Bildung dazu zu wissen, wie schwer erkämpft sie alle sind. Und jedes ist einklagbar und wird täglich eingeklagt. Offensichtlich nimmt er die Abgeordneten auf den Arm. Frivol, oder wie soll man das nennen.

Für sein Niveau ist auch dies kennzeichnend:

Auch das mehrere Millionen teure Marketingsdesaster, den weltweit anerkannten und hoch geschätzten deutschen Diplomingenieur durch einen nichtssagenden englischen Master zu ersetzen, wäre bei Deutsch im Grundgesetz vermutlich unterblieben.

Aber wieso denn? Es sind doch dieselben Kultusminister und ihre Bertelsmänner. Was hat denn Bologna mit der Landessprache zu tun?

So geht das weiter, man möchte es gar nicht lesen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.07.2011 um 07.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1054#18981

Über den VDS, die Anglizismendiskussion und den Purismus gibt es neuerdings eine Bamberger Dissertation:

www.opus-bayern.de (PDF-Datei).

Sie ist in Reformschreibung gedruckt, das lesenswerte Vorwort von Doktorvater Helmut Glück in einer überraschenden Mischorthographie.

Über inhaltliche Einzelheiten könnte man diskutieren; vielleicht hat jemand Lust, das umfangreiche Werk zu lesen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.12.2010 um 18.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1054#17634

Im Dezemberheft der Sprachnachrichten schreibt Sprachpfleger Pogarell über die Bibel. Besonders der Anfang des Johannes-Evangeliums hat es ihm angetan:
„Wir lesen die unübertroffene Huldigung an die Sprache. Nie vorher, nie nachher hat ein Mensch die Macht der Sprache so dramatisch, so endgültig, so unumstößlich, so authentisch dokumentiert: ‚Im Anfang war das Wort‘“ (usw.)
Aber selbst wenn wir annehmen, daß "Logos" hier das Wort bedeutet – was bedeuten denn diese Sätze überhaupt? Hat irgend jemand das verstanden? Faust nicht und ich nicht und Pogarell wohl auch nicht.
Folglich ist auch seine Wertung haltlos.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.12.2010 um 16.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1054#17611

Außerdem sind viele standardsprachliche Verschmelzungen nicht mehr auflösbar: *für das erste. Aber wenn sich die Reformer erst ausdrücklich mit Verschmelzungen beschäftigen, könnte ihre schöne neue Großschreibung (auch bei im Allgemeinen) ins Rutschen kommen. So tun sie gut daran, das Thema nicht mehr anzufassen und sich statt dessen mit Durchsetzungsstatistik zu begnügen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 20.12.2010 um 16.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1054#17610

[... in Fällen wie auf’m – ich meinte eigentlich: in Fällen wie mit'm. Denn § 97 bringt das Beispiel mit'm Fahrrad.]
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 20.12.2010 um 16.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1054#17609

In der 24. Auflage (2006) sind aufm und aufn als reformierte Schreibungen gekennzeichnet, wohl deshalb, weil § 97 des Regelwerks den Apostroph in Fällen wie auf’m freistellt, während R 17 des letzten unreformierten Dudens (1991) den Apostroph hier noch verbindlich vorschrieb:

»Umgangssprachliche und mundartliche Verschmelzungen werden dagegen mit Apostroph geschrieben:
Er sitzt auf’m (auf dem) Tisch. Wir gehen in’n (in den) Zirkus.«
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 20.12.2010 um 15.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1054#17608

Es geht doch eigentlich nicht um die Transparenz, sondern um die Register – im Unterschied zu fürs ist auf'm substandardsprachlich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.12.2010 um 15.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1054#17607

Heute ist mir wieder ein Exemplar der Sprachnachrichten in die Hände gefallen. Das Durcheinander ist nicht besser geworden.

Aber interessiert hat mich eine Klage über den "Deppen-Apostroph", in diesem Fall über den Werbespruch der Commerzbank: Die richtige Zeit für's eigene Heim. Die Sprachnachrichten unterstellen ohne Diskussion, daß die Commerzbank verpflichtet sei, der Schulorthographie der Kultusminister zu folgen. Das ist recht bezeichnend. Man zeigt sich ja auch gern mit Politikern (Lammert, Koschyk auf S.25 desselben Dezemberhefts), von denen man etwas will (Deutsch ins Grundgesetz). Obrigkeitsdenken, wie gehabt.

Aber nun zum Apostroph! Im amtlichen Regelwerk kommen Fälle wie aufs und fürs zwar vor, sie sind jedoch nicht ausdrücklich geregelt. Der Duden sagt in herkömmlicher Weise, daß bei Auslassungen oder sonst schwer verständlicher schriftlicher Wiedergabe ein Apostroph gesetzt werden kann: so 'n Blödsinn, auf'm Tisch, wie du's haben willst, während bei allgemein üblichen Verschmelzungen wie aufs, unterm, übern „in der Regel“ kein Apostroph steht. Damit geht Duden über das amtliche Regelwerk hinaus und schweigt außerdem über die Frage, wann das verkürzte Element als eigenes Wort (mit Spatium vor dem Apostroph) geschrieben wird. Das amtliche Regelwerk kennt den Begriff der „Verschmelzung“ nicht und geht auf die fraglichen Schreibweisen überhaupt nicht ein. Unter den Beispielen findet man mit'm Fahrrad, Das war 'n Bombenerfolg, also einmal ohne Spatium, einmal mit. Der Begriff der „Undurchsichtigkeit“ in § 97 ist dehnbar. Der ganze Abschnitt über den Apostroph ist unterbestimmt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.12.2008 um 16.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1054#13652

Zum "Dyptichon" noch einen Parallele aus der heutigen Zeitung:

... Literaturprofessoren, die gerade nicht präsent haben, was ein Trybrachis ist. (SZ 27.12.08) (Ob das im rezensierten Buch auch so heißt?)
 
 

Kommentar von Philip Köster, verfaßt am 26.09.2008 um 13.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1054#13144

Liebe Frau van Thiel,

sollte vielleicht ein Verdacht auf mich gefallen sein: ich war es nicht. Ich habe mich gewiß mancher Vergehen schuldiggemacht, aber gewiß nicht dieses, anderer Leute Initialen zu kidnappen oder sonstwie ihre Namen zu verwursten. Das ist die Strategie dummer Leute, denen sonst nichts mehr einfällt.

(Ich halte an meinem Vorhaben fest, mich von hier zu verabschieden. Ich weiß, ich bin hier ohnehin mehr schlecht- als wohlgelitten. Ich bin selbst nicht immer mit dem zufrieden, was ich so hinschreibe, mag aber eben auch keine Sätze verfassen, die von nichtdiskutierbarer Richtigkeit sind. Menschen, die sich im Besitz allumfassender Wahrheit wähnen, haben wir doch schon genug. Da versuche ich lieber mal das Stilmittel aus, mir pausenlos selbst zu widersprechen, um zu sehen, wie weit man damit kommt. Bisher gefällt mir dieses Experiment nicht schlecht.)
 
 

Kommentar von Thomas Paulwitz, verfaßt am 26.09.2008 um 12.27 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1054#13142

Der VDS hatte am 31. Oktober 2007 auf der SOK-Tagung in Zürich angekündigt, auf Grundlage der SOK-Empfehlungen die bewährte Rechtschreibung zugunsten der reformierten aufzugeben. Schließlich könne man nicht ewig bei den Regeln von vor 1996 bleiben, so VDS-Sprachnachrichtenmann Max Behland. Walter Krämer und Max Behland sind Mitglieder der SOK.

Die Deutsche Sprachwelt bleibt natürlich bei der bewährten Rechtschreibung. Über 90 Prozent der DSW-Leser lehnen die Reform in ihrer jüngsten Fassung ab.

P.S.
Liebe Rominte, ich hatte mir gleich gedacht, daß Du es nicht sein konntest.
 
 

Kommentar von Red., verfaßt am 26.09.2008 um 10.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1054#13140

Vorerst können wir nur anbieten, den betreffenden Text zu löschen, was hiermit geschehen ist.
 
 

Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 26.09.2008 um 10.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1054#13139

Initialen sagen ja nicht unbedingt etwas über den tatsächlichen Namen aus, aber die Initialen meines Namens dürften doch eher selten sein. Manchmal habe ich sie tatsächlich der Einfachheit halber auch benutzt. Gerade eben habe ich festgestellt, daß ich mit diesen Initialen scheinbar etwas geschrieben habe, was mir ganz unbekannt ist, die Teilnehmer dieses Forums aber für von mir stammend halten müssen. Jetzt haben offenbar diese Spielchen auch mich erreicht. Frage an die Redaktion: Wie kann man das verhindern, ohne stündlich den Rechner einzuschalten und ggf. etwas richtigzustellen?
 
 

Kommentar von Kelkin, verfaßt am 26.09.2008 um 10.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1054#13136

Im VDS galt lange Zeit, beide Rechtschreibungen (wenn man die Zahl auf zwei reduziert...) zu verwenden, allerdings nicht gemischt innerhalb von Beiträgen. Ist das mittlerweile anders?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.09.2008 um 09.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1054#13133

Ich hatte mich in der Tat etwas verkürzt ausgedrückt, so daß es bei Herrn Ludwig zu dem Mißverständnis kommen mußte, das Herr Bluhme inzwischen aufgeklärt hat (weshalb ich meinen Tagebucheintrag auch nicht mehr verbessern kann).
 
 

Kommentar von Tobias Bluhme, verfaßt am 25.09.2008 um 20.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1054#13121

Ich glaube, Herr Prof. Ickler möchte damit ausdrücken, die klassischen Schreibweisen "auf englisch" und "auf hochdeutsch" seien in einem ansonsten reformiert verfaßten Text aufgetaucht - ebenso die Reformschreibung "auf Deutsch" in einem ansonsten klassisch gehaltenen Text.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 25.09.2008 um 19.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1054#13120

Wieso "auf englisch, auf hochdeutsch (in Reformschreibung), auf Deutsch (in sonst herkömmlicher Schreibung)"? Mein 1948er Duden hat schon unter "deutsch [...] B. Umstandswort: [...] zu deutsch, auf deutsch, auf gut deutsch [...]; [auf] deutsch gesagt. [...] sich deutsch (auf deutsch) unterhalten". Das letzte Beispiel zeigt, daß also nicht nur "deutsch" als "deutlich" klein geschrieben wird, sondern eben auch, wenn die Sprache im Gegensatz zu anderen Sprachen gemeint ist.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 25.09.2008 um 17.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1054#13118

Anmutig ist auch, wie die Umstellung der Sprachnachrichten den Lesern gegenüber begründet wird: nämlich gar nicht.
 
 

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