Kommentare zu »Jede und jeder« |
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.09.2024 um 04.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53915
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Wenn ein Dutzend Professoren eine 1000seitige Grammatik schreiben, ist das unabhängig von der Qualität eine aufwendige Angelegenheit. Um so erstaunlicher, daß keiner der beteiligten Germanisten den elementaren Irrtum erkannt zu haben scheint, der dem Gendern zugrunde liegt. Diese Einsicht wird irgendwann dämmern, und man wird das Buch bestenfalls mit einem nachsichtigen Lächeln als ein Dokument der Verwirrung unserer Zeit aus dem Regal nehmen.
(Die Dudengrammatik will zugleich wissenschaftlich und volkstümlich sein. Ob überhaupt jemand sie durchliest? Außer mir natürlich, ich lese ja sogar Wörterbücher von vorn bis hinten durch.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.09.2024 um 19.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53911
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In der 10. Auflage der Dudengrammatik wird neben dem generischen Maskulinum auch ein generisches Femininum (Sprecherin, Hörerin) benutzt, das es im Deutschen so wenig gibt wie in anderen Sprachen. In einem solchen Werk erwartet man eigentlich keinen absichtlich falschen Sprachgebrauch.
(Man kann das Werk übrigens herunterladen und die Sache selbst besichtigen. Es ist außerdem besser lesbar als die Druckfassung mit ihrer sehr dünnen und blassen Schrift.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.09.2024 um 03.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53899
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Die taz wird ihre werktägliche Druckausgabe einstellen. Das bedeutet eine Menge Gendersternchen und Binnen-I, die uns fehlen werden.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.09.2024 um 06.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53867
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Die Taliban zwingen nicht nur alle Frauen zur Vollverschleierung, sondern verbieten ihnen auch lautes Sprechen und besonders Singen in der Öffentlichkeit. Als Begründung geben sie an, die weibliche Stimme habe etwas sexuelle Aufreizendes. Damit verraten die bärtigen Männer (der Bart ist ebenfalls Pflicht) mehr über ihren eigenen Zustand, als sie vielleicht wollen.
Übrigens verstopfte schon Odysseus seinen von langer Seefahrt frustrierten Mitstreitern die Ohren und ließ sich selbst am Mast festbinden, um nicht den Stimmen der Sirenen zum Opfer zu fallen. Da scheint also was dran zu sein, umgekehrt haben ja auch Orpheus und Elvis unter den Frauen Unheilvolles angerichtet.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.09.2024 um 04.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53865
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Vielen Dank, lieber Herr Metz, für Ihre guten Wünsche. Die Rückreise verlief zwar im Gegensatz zur chaotischen Hinreise glatt, wir hatten aber kurz umdisponiert und ebenfalls zwei Reisetage angesetzt, so daß wir insgesamt vier Tage unterwegs waren – für einen Urlaub in Deutschland! Man muß eben philosophisch gereift sein und jene irgendwie fernöstlich klingende Weisheit verinnerlicht haben, daß der Weg das Ziel ist. Ist der Mensch nicht ständig auf Reisen und wünscht er nicht im Grunde, das Ziel NICHT so bald zu erreichen?
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.09.2024 um 11.10 Uhr
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Statt Geschlechtersymmetrie wollte ich eigentlich -kongruenz schreiben. Aber es ist wohl im Kontext klar, was jeweils gemeint ist.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.09.2024 um 11.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53862
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Dann wünschen wir Ihnen, ganz ohne Sarkasmus, eine reibungslose und entspannte Rückreise mit der Deutschen Bahn ohne nennenswerte »Verzögerungen im Betriebsablauf«.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.09.2024 um 10.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53861
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Ich habe die Anmerkung, daß zwei Satelliten doch eigentlich Brüder und nicht Schwestern sein müßten, zunächst als Hinweis auf eine formale, genusbezogene Asymmetrie verstanden, die sich aber eben semantisch erklären läßt. Mit Schwester-/Bruderpartei wollte ich nur ein weiteres Beispiel für semantische Differenzierung bringen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.09.2024 um 10.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53860
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Das stimmt. Neben die Genusmechanik treten semantische, auch gesellschaftliche Gesichtspunkte. Man denke nur an Muttersprache/Vaterland.
Beim "mechanischen" Teil ist immer auch an Synonyme zu denken. Herr Metz hat z. B. die Firma erwähnt.
Die Semantik von Mutter- und Vater- könnte man durch Listen von Zusammensetzungen eingrenzen. (Ich kann das im Augenblick nicht, weil ich mit Packen für die Reise beschäftigt bin. Darum kann ich auch nicht nachschlagen, was es darüber schon gibt.)
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.09.2024 um 09.53 Uhr
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Die Beispiele Schwestersatellit oder Bruderpartei, Brudervolk zeigen ja, daß manchmal andere Anmutungen eine Rolle spielen als das Geschlecht des Grundwortes, und daß hierbei eine Geschlechtersymmetrie keine Pflicht ist.
Mit der Asymmetrie beim Tochterunternehmen (das!) und der Erwähnung des Unterschieds von verbrüdert/verschwistert schien mir Herr Ickler sich dann auch etwas anderes zu beziehen, nämlich auf einen semantischen statt genusbezogenen Zusammenhang.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 07.09.2024 um 23.38 Uhr
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»Man spricht ja umgekehrt auch nicht vom Vater-, sondern vom Mutterunternehmen bzw. von der Muttergesellschaft.« Ja, aber Gesellschaft ist ein Femininum, ebenso wie etwa Firma (Tochterfirma). Deshalb liegt hier keine Asymmetrie im Genus vor (jedenfalls habe ich Herrn Ickler so verstanden). Übrigens ist die CDU die Schwesterpartei der CSU, während die KPdSU die Bruderpartei der SED war.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.09.2024 um 23.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53854
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Man spricht ja umgekehrt auch nicht vom Vater-, sondern vom Mutterunternehmen bzw. von der Muttergesellschaft.
Wie bei der Muttersprache ist vielleicht neben dem engen Abstammungsverhältnis wesentlich, daß das Weibliche eher für das Fürsorgliche, Friedliche steht.
Das Vaterland hingegen gilt es zu verteidigen, was wohl eher heroisch und patriotisch als Männersache verstanden wurde.
Vom Brudervolk wird auch eher in Kriegszeiten (Männersache) gesprochen, während es geschwisterlich vor allem in Friedenszeiten zugeht.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.09.2024 um 05.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53853
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Ein Satellit soll zum Absturz gebracht werden, und im Radio wird über die "Schwestersatelliten" nachgedacht, obwohl es doch eigentlich Brüder sind. Noch auffälliger ist die Asymmetrie bei "Tochterunternehmen" usw., wo "Sohn" gar nicht in Frage kommt.
Ob "Geschwister", "verschwistert" eine Rolle spielen? "Verbrüdert" bedeutet ja etwas anderes.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.09.2024 um 14.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53844
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Die Menschen kennen heute die alten Geschichten nicht mehr, z. B. die von den Schildbürgern oder die Fabel vom Esel, dem Vater und dem Sohn.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 06.09.2024 um 12.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53843
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https://www.welt.de/politik/deutschland/article253382594/Statt-Gendersternchen-CDU-Landrat-fuehrt-weibliche-Dienstbezeichnungen-als-alleinige-Anrede-ein.html
»Statt einem Genderstern oder anderen Zeichen wolle der Landkreis auch für eine bessere Lesbarkeit weiterhin nur ein Geschlecht in dem Dokument verwenden« – so höre und lese ich es in letzter Zeit häufiger. Aber kann man die Lesbarkeit eines Textes erhöhen, indem man durchgehend falsche Personenbezeichnungen verwendet, die jeden der deutschen Sprache mächtigen Leser verwirren müssen? Ist das nicht das Gegenteil von »barrierearmer«, »möglichst leichter« Sprache, die »vielen Menschen intuitiv zugänglich« ist? Den redaktionellen Hinweis zu Beginn der Vorschrift wird niemand lesen. Und selbst wenn – ein Text, den man nur versteht, wenn man sich bei der Lektüre ständig einen redaktionellen Hinweis in Erinnerung ruft, ist von vornherein nicht »intuitiv zugänglich«. Das ist beim klassischen generischen Maskulinum anders, denn das wird von allen, die sich nicht dumm stellen, richtigerweise neutral verstanden. Daß hier jemand versucht hat, in der stark polarisierten Debatte einen »unkonventionellen« Vorschlag zu machen, ist nicht zu beanstanden. Aber der Vorschlag ist mindestens undurchdacht. Ich würde eher von einer Eselei sprechen. Noch vor wenigen Jahren hätte man einen Aprilscherz vermutet. Daß das Ganze ausgerechnet von einem CDU-Landrat erdacht worden ist, spricht Bände. Es ist aus meiner Sicht ein Teil der Erklärung für das Erstarken von AfD und BSW.
Bemerkenswert ist auch das Argument, die meisten der betroffenen Personen seien derzeit Frauen. Und was, wenn sich die Mehrheitsverhältnisse nächstes Jahr umkehren? Wird der Text dann wieder umgeschrieben? Der Sinn einer generischen Form wird nicht verstanden oder aber ignoriert. Ein Nebeneinander von generischem Femininum und generischem Maskulinum kann es nicht geben, jedenfalls nicht, wenn man auf Verständlichkeit Wert legt, was der Landrat ja ausdrücklich für sich reklamiert hat.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 23.08.2024 um 12.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53776
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Nachtrag: Die Zeit ist keine Tageszeitung, auch nicht der Spiegel, den ich diesmal weggelassen habe, weil ich seine Schreibpraxis hier schon in so vielen Beiträgen besprochen habe. Da es hier um Onlinemedien geht, ist die Unterscheidung zwischen Tages- und Wochenzeitungen eigentlich gegenstandslos.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 23.08.2024 um 12.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53775
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Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, wurde etwa mit Beginn der Coronapandemie zum großen Sturm auf das generische Maskulinum geblasen. Die Medienagenturen reihten sich im Sommer 2021 unnötigerweise in die Phalanx gegen die vermeintlich diskriminierende Sprachnorm ein. Drei Jahre später darf man die Frage stellen, wie erfolgreich dieser Kampf, namentlich in der Presse, bisher eigentlich verlaufen ist.
Tatsache ist, daß sich Ärztinnen und Ärzte, Mitarbeitende und Kund:innen in bestimmten Textsorten seither stark vermehrt haben. Wenn man täglich im Internet unterwegs ist oder regelmäßig Post von Behörden, Unternehmen und allen möglichen Institutionen bekommt, kann man ihnen nicht mehr entgehen. Bei genauerem Hinsehen erkennt man aber, daß sich Paarformel, Partizipien und Sonderzeichengebilde in der Sprachwirklichkeit der allermeisten Zeitgenossen am effizienten geschlechtsneutralen Maskulinum die Zähne ausbeißen. Wer sagt schon »Kundinnen und Kunden von Edeka«, wenn er die Kunden von Edeka meint? In welchem Reiseführer oder Tourismus-Onlineportal findet man »Wandernde«? Hat sich die schöngeistige Literatur, wie vor wenigen Jahren von interessierter Seite prognostiziert, auch nur ansatzweise in die Richtung des Genderns bewegt? In welchem Fernsehkrimi wird (außer um in ironischer Absicht die Marotte eines hyperkorrekten Akademikers lächerlich zu machen) gegendert? Auch die öffentlich-rechtlichen Sender sind inzwischen zurückgerudert; den Glottisschlag hört man dort kaum noch, und auch die Paarformel wird inzwischen wieder sparsamer eingesetzt. Der Tagesspiegel hat sich vor wenigen Monaten vom Genderdoppelpunkt verabschiedet, nachdem viele, allzu viele Leser ihr Zeitungsabo wegen dieser sprachideologischen Anmache gekündigt hatten. Selbst bei jungen Leuten stößt das Gendern laut Umfragen mehrheitlich auf Ablehnung, und wenn man im Zug oder irgendwo in der Stadt mal länger eine Gruppe von Schülern beim Gespräch belauscht, wird man kein einziges Mal auch nur eine Spur von Gendersprache wahrnehmen! Es trifft also nicht zu, daß junge Leute im Gespräch mit älteren Herrschaften nur aus Rücksicht auf deren sprachlichen Konservatismus aufs Gendern verzichten. Die Darstellung mit dem Altwerden hadernder Kulturlinker, das Knacklautgendern gehe den jungen Leuten locker von den Lippen, hat außerhalb sehr überschaubarer Kreise wenig mit der Realität zu tun.
Sicher gibt es Ausnahmen, zum Beispiel das Lehrerehepaar, das glaubt, seine »progressive« Haltung durch Sprechpausen auch in privaten Gesprächen hervorkehren zu müssen, oder den Gewerkschaftsfunktionär, der nach Feierabend etwas Zeit braucht, um sprachlich wieder auf den Teppich zu kommen. Auch die Hochschulen sind Eilande, auf denen das »betreute Sprechen« (Joachim Gauck) floriert. Aber das alles kann nichts an der Unentbehrlichkeit des neutralen Maskulinums für die alltägliche, also die wirklich wichtige, Kommunikation der allerallermeisten ändern.
Ich mache mir deshalb auch keine allzu großen Sorgen über eine eventuell bevorstehende »Anerkennung« der Genderbinnenzeichen durch den Rechtschreibrat. Jenen Genderkritikern, die ihre Argumentation unklugerweise vor allem auf die Position des Rates gestützt haben (obwohl das Gendern nur ganz am Rande eine Frage der Orthographie ist), würde dadurch eine Waffe aus der Hand geschlagen werden. Das wird auf der Gegenseite triumphierende Kommentare auslösen, ändert aber nichts an der Alltagsuntauglichkeit dieses Bekenntnisjargons. In den Zeitungsredaktionen haben sich nach meinem Eindruck Befürworter und Gegner des Genderns inzwischen leidlich zusammengerauft. Extreme sind selten. Selbst dort, wo sie zum Kern der weltanschaulichen Selbstdarstellung gehören, wie etwa bei der taz, trifft man gelegentlich das generische Maskulinum an. Viele haben inzwischen ihre Erfahrungen mit dem leidigen Thema gemacht, und die Lust auf ein dogmatisches Durchstarten, bloß weil der Rechtschreibrat, über dessen Empfehlungen man sich bisher demonstrativ hinweggesetzt hat, irgendwann grünes Licht gibt, scheint mir alles in allem gering zu sein.
Auch viele der Nichtbinären, um die es nach offizieller Lesart bei den Sonderzeichen hauptsächlich geht, sind von Sternchen und Doppelpunkten offenbar eher genervt als begeistert – vielleicht, weil sie spüren: das Gendern ist nicht sosehr etwas von Achtsamen für Übersehene, sondern von Bekennenden für Bekennende oder noch zu Bekehrende. Manchen Mitmachern geht es eher um das Zeigen einer Haltung, von der sie sich Anerkennung für sich selbst versprechen, als um wirkliche Sorge um das Wohl anderer.
Um auf die Eingangsfrage zurückzukommen: Dann und wann sichte ich stichprobenweise Artikel in den Onlineausgaben verschiedener auflagenstarker überregionaler Tageszeitungen von links bis rechts, um meine eigene Wahrnehmung zu überprüfen. Ich kann versichern, daß ich die Auswahl willkürlich treffe und keine meinen Vorstellungen widersprechenden Artikel aussortiere. Was ich nachstehend als das Ergebnis meiner Stichprobe der letzten Tage vorlege, ist nicht repräsentativ, entspricht aber meinem allgemeinen Eindruck bei der täglichen Zeitungslektüre und erlaubt jedenfalls den Schluß, daß ein Abgesang auf das generische Maskulinum völlig verfehlt ist.
https://www.zeit.de/politik/deutschland/2024-08/spd-arbeiter-milieu-afd-klassenkampf
Ausschließlich generisches Maskulinum (28 x)
https://www.zeit.de/geld/2024-08/finanz-influencer-finanztipps-experten-geldverbesserer
28 x generisches Maskulinum
1 x Kundinnen und Kunden (im allerletzten Satz!)
https://www.sueddeutsche.de/politik/friedrich-merz-cdu-wahlkampf-sachsen-afd-loebau-lux.BM9tMMiUbxuZHfiN8BLeNc
Ausschließlich generisches Maskulinum (6 x)
https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/neurologie-studie-bewusstsein-lux.QLY1ie9wTK5xqd2SU5EZvi
21 x generisches Maskulinum
1 x Forschende
1 x Ärztinnen und Ärzte
https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/menschen-werden-einsamer-ein-lob-des-alleinseins-19923891.html
Ausschließlich generisches Maskulinum (2 x)
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/sigmund-freud-denkmal-geschaendet-psychoanalyse-gegen-antisemitismus-19933462.html
Ausschließlich generisches Maskulinum (3 x)
https://www.faz.net/aktuell/sport/sportpolitik/olympia-medaillen-und-bundesjugendspiele-wenn-es-so-einfach-waere-19929437.html
5 x generisches Maskulinum (darunter 1 x wohl in ironischer Absicht: »denn jetzt […] kann man ja sehen, was der Deutsche davon hat, dass […]«)
1 x Trainerinnen und Trainer
1 x Sportlehrer und -lehrerinnen
https://www.welt.de/wirtschaft/plus252163398/Stihl-setzt-auf-Amerika-Kettensaegen-Hersteller-enttaeuscht-von-Deutschland.html
Ausschließlich generisches Maskulinum (14 x)
https://www.welt.de/politik/deutschland/plus253130462/Der-Fall-Pirmasens-Wenn-Regierungszahlen-kaum-etwas-mit-der-Migrationsrealitaet-vor-Ort-zu-tun-haben.html
7 x generisches Maskulinum (nicht mitgerechnet: 10 x Flüchtlinge)
1 x Einwohnerinnen und Einwohner (in einem Zitat aus einer Stellungnahme des von einer Grünen geführten Integrationsministeriums von Rheinland-Pfalz)
https://www.tagesspiegel.de/politik/koalitionen-von-cdu-und-bsw-wagenknecht-ist-eine-nationalbolschewistin-12233756.html
3 x generisches Maskulinum
1 x Christdemokratinnen und -demokraten (im Zitat eines CDU-Politikers)
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/queerspiegel/queerer-influencer-aus-berlin-frank-peter-wilde-sammelt-spenden-fur-das-ukrainische-militar-12231908.html
Ausschließlich generisches Maskulinum (3 x)
https://www.fr.de/wissen/erste-messungen-zeigen-die-sonne-ist-so-aktiv-wie-seit-zwei-jahrzehnten-nicht-mehr-zr-93255494.html
Ausschließlich generisches Maskulinum (3 x: 2 x Wissenschaftler, 1 x Astronauten)
https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/berliner-ueber-schicke-wohnungen-fuer-fluechtlinge-in-pankow-wir-fuehlen-uns-ungerecht-behandelt-li.2246699
12 x generisches Maskulinum (nicht mitgezählt: 8 x Flüchtlinge)
1 x Nachbarinnen und Nachbarn (in einem Zitat einer SPD-Politikerin)
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 22.08.2024 um 13.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53766
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https://www.nzz.ch/meinung/unsere-psyche-wird-immer-kraenker-doch-die-hirnforschung-hat-kaum-antworten-weil-sie-in-alten-mustern-erstarrt-ist-ld.1844621
Der Artikel ist fast komplett im generischen Maskulinum gehalten. Zum Glück, denn durchgegendert wäre er völlig unlesbar. Dennoch sichert sich die Autorin an zwei Stellen ab. Die erste findet sich gleich im ersten Absatz (Patientinnen und Patienten). Eine kluge Wahl, denn den damit gewonnenen Kredit nutzt sie dazu, in den folgenden 18 Absätzen nicht ein einziges Mal zu gendern, sondern statt dessen 28mal die maskuline Form generisch zu verwenden. So spricht sie ausschließlich von Patienten, von Wissenschaftern und von Forschern. Im 19., dem vorletzten, Absatz wird die kosmetische Genderklammer dann geschlossen: urplötzlich sind die Forscher die Forschenden. Damit ist das Thema abgehakt, und sie kehrt in den letzten Zeilen wieder zur Normalsprache zurück.
Man mag das für anbiedernd halten. In den heutigen Verhältnissen sehe ich darin aber eher einen stillen Protest und einen Beitrag zur Wahrung der bewährten Sprachform. Viele, die beruflich schreiben, sind mehr oder weniger verbindlichen Vorgaben oder starkem Gruppendruck ausgesetzt. Wer gegen das Gendern ist, muß einen Weg finden, mit diesem Druck umzugehen. Man kann einen Text wie diesen Artikel auch als schlagenden Beweis für das Funktionieren des generischen Maskulinums betrachten, denn mit den beiden gegenderten Stellen führt uns die Autorin ja nicht etwa die Überlegenheit des Genderns vor, sondern, im Gegenteil, dessen eitle Überflüssigkeit.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.08.2024 um 12.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53758
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Ich sehe das biologische Geschlecht eines Menschen nicht mehr als unveränderlich und unzerstörbar.
Bis jetzt unterscheidet sich der Mensch glücklicherweise noch etwas vom Clownfisch. Bis zur beliebigen Veränderbar- und Zerstörbarkeit des biologischen Geschlechts haben wir also noch Bedenkzeit.
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Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 20.08.2024 um 09.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53757
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Gut, zwei Punkte:
1) Anreiz zur Selbstverstümmelung: Sollte sich jemand mindestens ein Jahr lang (das kann vorgegeben werden) einer Hormonbehandlung unterziehen, ohne transsexuell zu sein, hat das womöglich gravierende gesundheitliche Folgen, die seine Leistung noch einmal zusätzlich verschlechtern, hinzu kommt die Gefahr, früher oder später erwischt zu werden (wer möchte schon dauerhaft so leben?). Wie bereits gezeigt, scheint es insgesamt ohnehin keinen großartigen Vorteil im Vergleich zur Gruppe der Zisfrauen zu geben. Zur Frage, ob das Standing im Vergleich zu früher verbessert wird, hier zum Laufen: «The age grades were on average, unchanged following transition (68.7% vs. 68.5%), suggesting that athletes as trans women did not enjoy an advantage compared to their pre-transition abilities. In other words, as trans women, they were performing at a similar competitive level, compared to other cis women, as they had as cis men compared to other cis men (55).» Es gibt medizinische Ausnahmebewilligungen (Therapeutic Use Exemptions), bei denen ich eine weit größere Ausnutzungsgefahr sehe. Wollen Sie konsequenterweise eine Abschaffung von TUEs?
2) Ich sehe das biologische Geschlecht eines Menschen nicht mehr als unveränderlich und unzerstörbar. Im Normalfall (also ohne DSD) kommt es mit Y-Chromosom zur Ausbildung eines männlichen Phänotyps, das schließt aber eine künstliche Änderung nicht aus. Wenn sowohl männliche wie auch weibliche körperliche Merkmale vorhanden sind, ist die Frage, was genau gemeint ist: Wir können versuchen, die Merkmale abzuwägen und dabei dem endokrinen System ein besonderes Gewicht beimessen, doch selbst wenn es streng nach der Fortpflanzungsrolle geht, können die Gonaden ja entfernt werden und eine Transfrau mit einer gebürtigen Biofrau nach radikaler Hysterektomie vergleichbar sein. Was soll sie dann zu einem Mann machen, die Prostata? Dann gehen wir (rein hypothetisch!) davon aus, dass eine radikale Prostatektomie durchgeführt wird. Mir hat dieser Vergleich gefallen (von Invisible Entity):
«When researchers placed two male clownfish into the same tank one of them began to be more dominant (females are more dominant among clownfish) and initiate change of size of preoptic area. Without other male they would never initiate this process. It seems that observation of other male or some of produced signaling molecules triggers the process. Long term follow-up of many male-male pairs provided interesting observation, most of fishes remained in stage where brain reached female proportions (literally classified as female brain by researchers) and unchanged male gonads, state of organism which researches described as being female even though they still had male gonads. […]
We are able to alter our sex characteristics and analogically to clownfish we do it via intermediate external environment factors. At current stage we are able to alter most of phenotypical characteristics in some individuals (it’s not successful for everyone) with an exception of altering gonads in a way in which they could produce opposite type of gamete. But we can remove gonads and alter reproductive tract thus desex gonadal and gametic aspects. And in not so distant future (probably a few decades) we will be able to grow both types of reproductive tract from somatic cells. Taking all of this into consideration I would say that our gonochorism isn’t as clear as some portray it.»
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.08.2024 um 16.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53756
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Mal abgesehen von der Geschlechterfrage: Am Medaillenspiegel interessiert mich eigentlich nur, wie mein ehemaliges Gastland Indien abgeschnitten hat. Es liegt zwar hinter Litauen, aber deutlich vor Fidschi. Ist das nicht großartig? China ist noch besser, wer würde lieber dort als in Indien leben?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.08.2024 um 15.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53755
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Gerade wird wieder mal diskutiert, warum die islamistischen Männer ausgerechnet auf harmlose Vergnügungen wie Taylor Swifts Konzerte Anschläge verüben wollen. Daß sie das Leben hassen und den Tod lieben, ist keine Antwort. Plausibler ist, daß sie am liebsten auch gern solche Musik hören und schöne halbnackte Frauen sehen würden. (Und was Gescheites trinken...) Der Frust äußert sich als Haß und Vernichtungswille. Es ist sogar nachfühlbar.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.08.2024 um 14.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53753
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Ich habe meinen letzten Satz mit Absicht so provokativ formuliert und im nachhinein extra noch mit "überhaupt" verstärkt, um auf den Punkt zu kommen, daß das biologische Geschlecht auch im Genderzeitalter noch die grundlegende Rolle spielt, sozusagen immer noch die Basis der Begriffe Mann und Frau ist. Das betonen Sie, lieber Herr Ickler und Herr Panchenko, dann auch beide, zumindest verstehe ich Sie so. Ich denke, daß das ein wichtiger Punkt ist, der mir durchaus oft in der Argumentation von Genderaktivisten zu kurz kommt. Es wird selten zugegeben.
Herr Panchenko schränkt es allerdings auf den Sport ein. Brauchen wir wirklich im Sport eine andere Definition von Mann/Frau bzw. männlich/weiblich als im übrigen Leben?
Auch in Begriffen wie Transfrau kommt ja zum Ausdruck, daß es zwischen Frau und Transfrau einen Unterschied gibt. Welcher sollte das aber sein, wenn nicht der des biologischen Geschlechts?
Was bringt es, wenn im Sport der Begriff Frau um Transfrauen erweitert wird? Man schafft einen Vorteil für Transfrauen, weil die sich nicht mehr mit Männern messen müssen, und schafft gleichzeitig einen Nachteil für biologische Frauen, die eben dann gegen biologische Männer antreten müssen. Wozu also? Letztlich nur um einer Ideologie willen. Allen kann man es nun mal nicht recht machen.
Eine Gefahr liegt meiner Ansicht nach auch darin, daß mit solch neuen Kategorien im Sport ein Anreiz zur Selbstverstümmelung gegeben wird. Was anderes ist es denn, wenn Männer hormonsenkende Mittel nehmen oder wenn sie darauf einwirken, ihre Muskelmasse zu reduzieren, um Bedingungen für Frauen zu erfüllen?
Klar kann man, wenn man will, "Nuancen" einführen, wie Herr Panchenko vorschlägt, aber das wird sehr kompliziert und verschiebt nur die Begünstigung von Frauen zu Transfrauen. Wäre deshalb nicht ein Chromosomentest die einfachste und objektivste Lösung?
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 19.08.2024 um 14.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53752
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Die Vermutung, daß wir besonders hassen, was wir in uns selbst bekämpfen, teile ich, aber wie verbreitet ist die homosexuelle Versuchung? Daß sich all die tobenden Rechtsradikalen aus Selbsthaß zusammenrotten, erscheint mir unwahrscheinlich. Mit der „Tücke des Objekts“ hatte dagegen schon jeder zu kämpfen; daß sie zum geflügelten Wort werden konnte, werte ich dankbar als Beweis volkstümlicher Selbstironie.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.08.2024 um 13.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53751
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Ich bin gewiß kein Freund von psychologisierender Entlarvung. Aber es gibt eine starke Vermutung, daß wir besonders hassen, was wir in uns selbst bekämpfen, z. B. die homosexuelle Versuchung oder die Fremdenfeindlichkeit. Ähnlich steht es mit unserem Ärger über die „Tücke des Objekts“. Ich habe noch nie etwas anderes feststellen können, als daß es ein Ärger über die eigene Ungeschicklichkeit ist. Und: „Sie hassen uns!“ (= Wir hassen sie.) Außerdem hassen wir diejenigen, denen wir unrecht getan haben – aber das steht überall zu lesen, weil es schon viele durchschaut haben.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.08.2024 um 12.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53750
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Sie hatten geschrieben "seit Erfindung dieser beiden Wörter", nur darum wollte ich daran erinnern, daß damals noch nichts über Gene usw. bekannt war. Ob es den "Erfindern" nur um die Fortpflanzungsfunktion ging, ist nicht leicht zu sagen, die Etymologie ist recht bunt. Fortpflanzung ist allerdings bei uns Tieren das A und O, das kann man nicht bestreiten.
Zu Ihrem letzten Satz: Es hat doch niemand gesagt, daß die Biologie gar keine Rolle spielen soll.
Und wer kann sachlicher und objektiver argumentieren als ich mit meiner zurückhaltenden Art?
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Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 19.08.2024 um 12.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53749
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Herr Riemer, für Wettkampfzwecke würde ich biologische Aspekte sehr wohl berücksichtigen, aber eine nuanciertere Lösung als «Weiblich ist nur, wer über kein Y-Chromosom verfügt» ist doch wohl möglich. Ich habe keinen fertig ausgearbeiteten Kriterienkatalog anzubieten, das ist eine Angelegenheit, über die Verbände nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Transitionen und Intersex-Konditionen entscheiden können. Es gibt Untersuchungen zu dem Thema, hier zum Beispiel (2024):
«A new study financed by the International Olympic Committee found that transgender female athletes showed greater handgrip strength — an indicator of overall muscle strength — but lower jumping ability, lung function and relative cardiovascular fitness compared with women whose gender was assigned female at birth. […] And all of the trans female athletes had undergone at least a year of treatment suppressing their testosterone levels and taking estrogen supplementation, the researchers said. […] The study acknowledged some limitations, including its small sample size and the fact that the athletes were not followed over the long term as they transitioned. […]
But it is a combination of factors, not a single parameter, that determines athletic performance, said Dr. Pitsiladis, a professor of sport and exercise science.
Athletes who grow taller and heavier after going through puberty as males must “carry this big skeleton with a smaller engine” after transitioning, he said. He cited volleyball as an example, saying that, for transgender female athletes, “the jumping and blocking will not be to the same height as they were doing before. And they may find that, overall, their performance is less good.”»
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.08.2024 um 10.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53748
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Jegliche Aggressivität und Verächtlichmachung Betroffener ist natürlich zu verurteilen. Aber das ist eigentlich auch ein anderes Thema. Es muß doch möglich sein, ruhig und sachlich zu erörtern, was ein Mann oder eine Frau ist. Darum geht es mir.
Ich habe nicht behauptet, daß die uralte Unterscheidung sich auf Chromosomen und Hormone stützt, sondern auf die Rolle bei der Fortpflanzung. Und die war genausolange bekannt. Chromosomen sind neuere Erkenntnisse.
Was also wäre dann eine Frau oder ein Mann genau, wenn man biologische Aspekte überhaupt nicht berücksichtigen wollte?
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 19.08.2024 um 09.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53747
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Fernsehnachrichten über Dopingkontrollen wurden früher regelmäßig mit Bildern von Uringläschen illustriert. Ich habe mich seinerzeit mal beim Morgenmagazin gegen die unerbetene Frühstückszutat verwahrt, seither sehe ich sie seltener. Kontrolliert wird natürlich noch immer, und wo dem Testosteronspiegel so strenge Grenzen gesetzt werden, rücken die Chromosomen ebenso wie Pillen und Spritzen in den Blick. Die besondere Aggressivität gegenüber den beiden maskulin wirkenden Boxerinnen könnte mit der betont woken Präsentation der Pariser Spiele zu tun haben, die sogar den Vatikan auf die Palme gebracht hat. Daß rechte Männer aufgrund eigener uneingestandener sexueller Unsicherheit gegen Queere wüten, wird oft vermutet, ich glaube aber eher, daß sie ihr schlichtes Weltbild in Gefahr sehen, ihre wohlige Einfalt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.08.2024 um 05.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53745
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Man könnte in der Tat sportliche Wettkämpfe einstellen – oder ignorieren und denen überlassen, die so etwas mögen. Das hatte ich gemeint mit „muß uns nicht interessieren“. Ich verstehe unter Sport nicht Wettkampf und Tabellenplatz, sondern lustvolle und gesunde Bewegung.
Man hat ja schon die krasseste natürliche Benachteiligung durch Einführung von Behinderten-Wettkämpfen aufzufangen versucht, aber es gab auch wieder Streit um Grade und Vergleichbarkeit der Behinderung. Das ist ein Faß ohne Boden. Aber wie gesagt, wenn man gern die Höchstleistung entsprechend begabter Organismen bewundert, was ja manchmal durchaus faszinieren kann, soll man es tun. Gerade damit machen andere ihr Geld. Sollen sie doch! Eines schickt sich nicht für alle...
Wettbewerb gibt es überall, folglich auch Ungerechtigkeit. Naturgegebene Ungleichheit müssen wir hinnehmen, menschengemachte nicht, sie hat etwas Empörendes, z. B. die sprichwörtliche Geburt mit dem goldenen Löffel im Mund. Das Erdenkind erblickt die Welt und stellt fest, daß sie komplett aufgeteilt ist, und zwar sehr ungleich. Das ist schlimm.
Mich interessiert weniger das Biologische als das Anstoßnehmen eines Teils der Menschheit, im Ausgangsfall hauptsächlich die Aggressivität überwiegend rechter Männer. Ist es die eigene uneingestandene sexuelle Unsicherheit, die sie so wüten läßt? Warum macht sich jemand auf die Socken, um eine Schwulenparade zu stören? Das gilt auch für die religiös unterfütterte Verurteilung und Verfolgung. Seit „Keuschheit“ den Nimbus der Heiligkeit verloren hat und eher ins psychiatrische Fach hinübergewandert ist, sieht man einiges klarer. Wenn z. B. die Verdammung der Homosexualität ausgerechnet aus Priesterseminaren nachwächst, wirkt sie nicht mehr so überzeugend.
Eins vielleicht noch zum Schluß: Gewiß ist die Unterscheidung von Mann und Frau uralt, aber erstens natürlich nicht auf Chromosomen und Hormone gestützt, von denen man nichts wußte, und zweitens hat es auch immer ein Wissen von „Zwischenformen“ gegeben und meistens auch einen gesellschaftlichen Platz dafür. Da muß man sich nur ein wenig in der Kulturgeschichte umsehen, wenn auch nicht in den Schulbüchern. Selbst in der äußersten Verdammung gewisser Tatsachen liegt ja die Anerkennung, daß es sie gibt.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.08.2024 um 00.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53744
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Sie sprechen von XX- und XY-Frauen. Was verstehen Sie dann eigentlich unter einer Frau? Wenn jeder Mensch sich beliebig als Mann oder Frau (oder ...) bezeichnen kann, dann wissen wir ja gar nicht mehr, was der Unterschied ist. An irgendeiner festen Eigenschaft muß man die Bezeichnung Mann oder Frau schließlich festmachen. Das ist seit Erfindung dieser beiden Wörter ihre Rolle bei der Fortpflanzung, gegeben durch ihr biologisches Geschlecht. XY-Frauen gibt es also nicht, XY-Personen sind Männer. Was Sie mit XY-Frauen meinen, sind sog. Transfrauen, also Männer, die vorgeben eine Frau zu sein, weil sie sich so fühlen oder gern eine sein möchten.
Sie setzen nun den körperlichen Vorteil von Transfrauen in Anführungsstriche, als wäre es keiner, und meinen, wenn er sich "im Rahmen bewegt", wäre es schon in Ordnung. Aber wie wollen Sie diesen Rahmen kontrollieren? Wollen Sie nach Gutdünken die eine Transfrau mehr, die andere weniger begünstigen und die dritte, die dann doch etwas zu männlich aussieht oder zuviel Testosteron hat, ausschließen? Eine solche Einteilung würde einfach nicht funktionieren, es würde darauf hinauslaufen, daß Frauen in solchen "Frauen"-Wettkämpfen kaum noch eine Chance hätten. "Frauen"-Wettkämpfe würden bald von Transfrauen dominiert werden.
Natürlich gewinnen immer die Sportler, die schon von Natur aus einen besonders athletischen Körper haben. Sie nennen das "biologisch unfair". Wenn das unfair ist, dann könnte man aber gleich alle sportlichen Wettkämpfe einstellen.
Eine fairere Kategorisierung im Sport als die herkömmliche in Männer (mit Y) und Frauen (ohne Y) kann es m. E. nicht geben, es sei denn, man bildet drei, vier oder noch mehr Wettkampfkategorien.
Ich finde es übrigens auch unfair, daß es keinen Olympischen Marathon für 70jährige Arthrosepatienten gibt, denn dadurch werden mir von vornherein alle Medaillenchancen bei Olympia genommen.
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Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 18.08.2024 um 22.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53743
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Damit korrellieren m. W. auch die wesentlichen, im Sport relevanten körperlichen Gegebenheiten. – Es gibt aber Ausreißer; nur weil da eine Korrelation ist, ist es nicht die geeignetste Aufteilung. Auf den Punkt gebracht (Siggy, A Trivial Knot):
Evidence shows that the competitive advantage of trans women over cis women is so small as to be dwarfed by other “acceptable” variance like body shape, and thus there is insufficient justification to exclude trans women. […] By only paying attention to trans athletes who have won, and only when they won, people are just blocking out all opposing evidence. […] What guiding principles justify the creation of athletic events just for women? I think what it is, is that people like to see athletes that share certain identity characteristics that seem salient to them. One of the salient identity characteristics is nationality, and thus people like to watch athletes from their own nations in both national and international athletics events. Another salient identity characteristic is gender, and if it takes women’s categories for people to see their gender reflected in athletic events then so be it. On the other hand, body shape is not considered a salient identity characteristic–people don’t mind when certain body types dominate each event.
Eben: Leistungssport ist so oder so biologisch «unfair». Letztlich ist die Frage, was für Charakteristiken die Leute inkludiert sehen möchten, das ist eine soziale Angelegenheit. Und wenn eine XY-Person von der Gesellschaft als Frau wahrgenommen wird und sich der «Vorteil» im Rahmen bewegt, ist ihre Teilnahme am Frauensport für mich keine Unannehmlichkeit, dann sind eben sowohl XX-Frauen wie auch XY-Frauen vertreten.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.08.2024 um 20.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53742
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Na ja, wenn man das galileische "Und sie bewegt sich doch!" auch eine "Basta!"-Lösung nennt, dann mag man auch die Zweigeschlechtlichkeit so nennen. Ich fand nur "Basta!" eher gleichbedeutend mit "Das lege ich hiermit fest, ob es nun stimmt oder nicht". Und da halte ich dann das biologische Geschlecht doch für hinreichend wissenschaftlich abgesichert und anerkannt, keine bloße Festlegung von irgendjemand.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.08.2024 um 19.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53741
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Nachtrag: Nein, ich habe mich nicht auf frühere Beiträge bezogen, sondern war durch rabiate Texte in meinem Lieblingsmagazin (Tichy, Sie wissen schon) angeregt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.08.2024 um 19.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53740
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"Daß es nur Mann und Frau gibt, ist eine einfache biologische Tatsache. Entweder jemand hat ein Y-Chromosom oder nicht."
Ist es wirklich so polemisch, das eine "Basta"-Lösung zu nennen? Im übrigen sehe ich in Ihrem Beitrag durchgehend eine Bestätigung des meinigen.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.08.2024 um 18.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53739
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Sie beziehen sich damit offenbar auf die Diskussion ab http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53639. Dort ging es aber genau um die Geschlechterfrage im Sport, das war das Hauptthema. Wenn Sie nun sagen, Sport müsse uns nicht interessieren, weichen Sie aus.
Benachteiligungen im Sport zwischen Männern und Frauen entstehen nicht aufgrund von Aussehen oder Sozialisation der Sportler, sondern aufgrund der unterschiedlichen körperlichen Konstitution, besonders Kraft und Ausdauer. Dabei gibt es signifikante Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Deshalb kämpfen im Sport Männer und Frauen unabhängig voneinander.
Es geht also darum, im Sport eine sinnvolle Definition zu finden, was Männer und was Frauen sind. Das kann m. E. nur eine Definition sein, die diese körperlichen Unterschiede berücksichtigt, also das biologische Geschlecht.
Daß es nur Mann und Frau gibt, ist eine einfache biologische Tatsache. Entweder jemand hat ein Y-Chromosom oder nicht. Damit korrellieren m. W. auch die wesentlichen, im Sport relevanten körperlichen Gegebenheiten. Diese einfache Tatsache zu negieren und eine "Basta!"-Lösung zu nennen, finde ich sehr polemisch. Natürlich gibt es bei jedem der beiden Geschlechter Abweichungen bzw. weitere Differenzierungen, aber so viele Kategorien will man im Sport nicht haben, da bleibt es eben bei den zwei Hauptkategorien.
Goethes Gedicht widerspricht der biologischen Zweiteilung der Geschlechter ja in gar keiner Weise.
Warum muß eigentlich ein Mann, der als Frau leben und gesehen werden möchte, auf Biegen und Brechen auch eine Frau sein? Oder umgekehrt für Frauen, die als Mann leben und gesehen werden möchten? Ist das nicht die eigentliche Intoleranz? Warum können wir nicht die offenbaren Tatsachen aktzeptieren und die Menschen leben lassen, wie sie wollen? Das ist m. E. der Inhalt des goetheschen Gedichts.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.08.2024 um 15.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53738
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Ich habe die Diskussion so wenig verfolgt wie die Olympischen Spiele, sehe aber, daß viele die Gelegenheit vor allem in rechten Medien dazu nutzen, ihre Ansichten über die Geschlechter zu äußern und auch ihre Angst und Verunsicherung angesichts sexueller Unbestimmtheit. Ob man mit dem Zählen von Chromosomen oder dem Messen von Hormonspiegeln alle Zweifel beheben kann, weiß ich nicht. Man könnte eigentlich gut mit allen erdenklichen „Zwischenstufen“ leben (wie die Sexualforschung früher sagte), wenn nicht der Sport eine binäre Zuweisung forderte. Das ist ein Problem des Sports und muß uns nicht weiter interessieren. „Basta!“-Lösungen („Es gibt nur Mann und Frau!“) finde ich nicht richtig. Begründungen mit Chromosomen und Hormonen überzeugen mich auch nicht.
„Eines schickt sich nicht für alle!
Sehe jeder, wie ers treibe,
Sehe jeder, wo er bleibe,
Und wer steht, daß er nicht falle!“
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.08.2024 um 05.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53729
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Erstens müssen Stellenanzeigen von Gesetzes wegen sexusneutral formuliert sein, so daß es nur darum gehen kann, zwischen verschiedenen Formen „gendergerechter“ Sprache zu unterscheiden,. Zweitens geht aus dem Bericht nicht hervor, wie die „Aufmerksamkeit“ operationalisiert wurde. Anklicken ist zu vage. Vielleicht machen besonders skurrile Schreibweisen neugierig. Damit zum Hauptpunkt: Die Versuchspersonen wußten offenbar, was von ihnen erwartet wurde. Das entwertete schon frühere „empirische“ Nachweise zum Sprachidealismus der Feministen.
Seit Stellenanzeigen gegendert werden müssen, liegt ein unvergleichliches Massenexperiment vor, das man auswerten könnte – vergleichbar dem Massenexperiment Rechtschreibreform: Ist die Zahl der Rechtschreibfehler bei 50 Millionen Schülern gesunken? Hat das Gendern der Stellenangebote mehr Frauen zu guten Stellen verholfen? Wo ist der Knick nach oben in den statistischen Kurven?
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"Folgestudien sind nötig" = Wir brauchen mehr Geld.
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Kommentar von Tante Google, verfaßt am 16.08.2024 um 22.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53728
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https://www.spektrum.de/news/geschlechtersensible-sprache-in-stellenanzeigen-beeinflusst-frauen/2228340?utm_source=pocket-newtab-de-de
"Geschlechtersensible Sprache: Maskulin formulierte Stellenanzeigen interessieren Frauen weniger
[..]
In ihrer ausführlichen statistischen Analyse kommen die beiden Sprachwissenschaftler zu dem Schluss, dass Varianten, die die weibliche Form explizit machen, mit dem höchsten Anteil weiblicher Klicks korrelieren, während die Ergänzung (m/w/d) oder die bloße Hinzufügung eines Sternchens Lehrer* ohne darauf folgendes weibliches Suffix zu dem geringsten Anteil weiblichen Interesses führt. Dabei wird den Studienleitern zufolge deutlich, dass es erhebliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Disziplinen gibt. Stellenanzeigen in traditionell männlichen Berufsfeldern wie dem Baugewerbe oder dem IT- und Ingenieurwesen würden tendenziell ohnehin seltener von weiblichen Nutzern aufgerufen als Angebote in Bereichen wie Verwaltung und Buchhaltung oder dem Gesundheitssektor.
[..]
Die Forscher merken allerdings an, dass die zu Grunde liegende Erklärung für ihre Ergebnisse wahrscheinlich komplex und vielschichtig sei und dass weitere Untersuchungen erforderlich seien, um eine etwaige Ursache-Wirkungs-Beziehung zwischen geschlechtssensibler Sprache und dem Interesse von Bewerberinnen und Bewerbern zu klären."
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 16.08.2024 um 08.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53726
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Leica wirbt im Facebook um Fotografierende. Die sollen dann vermutlich durch den Suchenden blicken und den Auslösenden drücken.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.08.2024 um 13.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53724
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Manche sind stolz darauf, wie leicht ihnen das Gendern von den Lippen geht. Das mag sie selbst glücklich machen, aber der eigentliche Zweck war doch, den Frauen Respekt zu erweisen. Ob das erreicht wird, interessiert anscheinend gar nicht mehr. Bei einem gedankenlos erzeugten Zeichengestrüpp (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53719) liegen Zweifel nahe, und Frauen müssen sich eher veräppelt als respektiert vorkommen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.08.2024 um 19.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53719
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Wattführer (Zeilenbruch) :innen sind dafür verantwortlich, dass zur Sicherheit aller Teilnehmerinnen die rechtlichen Bestimmungen eingehalten werden. Jede/r Wattführer:innen darf maximal 50 Personen pro Führung mitnehmen. (Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.08.2024 um 05.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53698
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Beim Gendern irgendwie mitzumachen, ohne Rücksicht auf Verluste, ist zur Zeit der Weg des geringsten Widerstands, auf dem man am wenigsten mit Scherereien rechnen muß. Also machen viele mit. Man kann richtig zusehen, wie die Zeitungsleute ihre Texte absichern: „Zugchefinnen und Lokführer“, „Zugbegleiter und Disponentinnen“, zwischendurch mal „Mitarbeiter“, mal „Mitarbeitende“. Für jeden etwas, und man hat sich bemüht. Nur die Sonderzeichen (meist Doppelpunkte) bleiben auf konventikelhafte Blätter beschränkt, wo sie Bekenntnischarakter haben.
Es ist denkbar, daß der Rechtschreibrat gerade dann, wenn niemand mehr einen Pfifferling auf das Gendern gibt, die Sonderzeichen anerkennt und daß das Gendern dann erst richtig losgeht, vielleicht sogar gesetzlich vorgeschrieben wird. Verstöße sind an die bereits entstehenden Denunziationsstellen zu melden. Die vielen tausend Gleichstellungsbeauftragten müssen schließlich beschäftigt werden. Das Ausschreiben von N-Wörtern ist jetzt schon existenzgefährdend.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.08.2024 um 07.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53677
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Der Grundgedanke des Genderns ist falsch und einleuchtend. Daher die breite Zustimmung.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.08.2024 um 05.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53675
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Ich unterzeichne im allgemeinen keine Petitionen und dgl., aber beim Aufruf gegen das Gendern im ör Rundfunk habe ich mitgemacht, weil das Ziel klar definiert und nicht mit Nebenabsichten vermischt ist (https://www.linguistik-vs-gendern.de/).
Es gibt eine Meldestelle für antifeministische Vorfälle, allen Beteuerungen zum Trotz eine private, aber staatlich geförderte Denunziationsagentur. Es sollte auch eine Meldestelle für die Sexualisierung der Sprache (Gendern) geben.
In der SZ lese ich, daß „Vulkanforschende“ Neues über den Ätna herausgefunden haben. Schämt der Verfasser sich wenigstens ein bißchen, so etwas zu schreiben? Er schreibt als Schweizer Geograph für den Tages-Anzeiger, wo auch der gleiche Artikel erschienen ist. Er heißt Martin Läubli, und ich melde ihn hiermit.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.08.2024 um 15.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53648
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Im Inneren des Merkur könnte es eine kilometerdicke Schicht aus Diamant geben. Das haben, je nachdem, was man liest, Forscher, Forschende oder Forscher:innen bzw. Wissenschaftler:innen herausgefunden. Der FR wird es mit der eigenen Beschlußlage zu dumm, sie begnügt sich gleich mit einem Forschungsteam (womit immerhin das scheinbar maskuline Erstglied vermieden ist).
Ein „Schatz“ und „wertvoll“ wäre der Stoff allerdings nicht, wo er in so großer Menge vorkommt. Vielmehr würde man die Straßen damit pflastern.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 31.07.2024 um 19.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53635
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Das wirklich unfaßbar dumme Wörterbuch auf geschicktgendern.de, das wir hier schon besprochen haben, weiß auch in diesem Falle Rat. Als Ersatz für Strohmann bietet es »Strohmensch« und »Strohfigur« an. Na bitte, geht doch! (Die »Strohleute« kommen unter dem Stichwort Strohmänner allerdings auch vor.) Daß der Leser so ein Wort im Kopf erst zurückübersetzen muß in Strohmann, um überhaupt eine Chance zu haben, es zu verstehen, ficht die Autoren offenbar nicht an. Vielleicht gelingt es ja, den Strohmann innerhalb einer Generation vergessen zu machen. Find ich gut! Wer macht noch mit?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.07.2024 um 17.49 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53634
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„Steuerdiebstahl mit Strohleuten“
(tagesschau.de 30.7.24)
Damit die Strohfrauen sich nicht nur mitgemeint fühlen... Duden erklärt übrigens „Strohfrau“ so: „weibliche Person, die als Strohmann vorgeschoben wird“.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.07.2024 um 10.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53627
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Der Begriff „Gender“ im Sinne einer nichtbiologischen, sozialen Kategorie hat eigentlich nichts mit dem Gendern als sprachlicher Berücksichtigung des Geschlechts bei allen Personenbezeichnungen zu tun. Letzteres nenne ich Sexualisierungsprogramm. Aus der Verbindung beider Ansätze (die auch gegeneinander arbeiten) resultieren manchmal Schreibweisen, die auf recht künstliche Weise als Markierung verschiedener sexueller Orientierungen gedeutet werden, ohne eine solche keineswegs allgemein bekannte Erläuterung aber nicht verständlich sind. Der normale gegenderte Text erwähnt ganz konventionell die beiden biologischen (Haupt-)Geschlechter, wie seit je üblich, bisher aber auf bestimmte Gelegenheiten beschränkt: „Meine Damen und Herren...“
Bekannte Feministinnen wie Schwarzer oder Pusch interessieren sich für Frauen im Sinn der Frauenbewegung, und Pusch hat auf diesem Gebiet wertvolle historisch-enzyklopädische Arbeit geleistet. Das hat mit ihren frühen Texten zum Gendern nichts zu tun.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.07.2024 um 16.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53621
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»Wer will, kann zwischen den Linsen-Sorten unterscheiden: Tellerlinsen sollten auf jeden Fall gewaschen werden. Auf ihrer ungeschälten Oberfläche können sich Schmutz, Staub und Schimmelpilzsporen ansammeln. Die geschälten gelben und roten Linsen sind teilweise schon vorbehandelt. Die Gefahr, dass diese auf ihrer Oberfläche Schadstoffe aufweisen, ist geringer. Somit ist es weniger wichtig, sie zu waschen. Ich würde es dennoch empfehlen, da man als Verbraucherin oder Verbraucher die Anbaubedingungen nicht kennt.«
(https://sz-magazin.sueddeutsche.de/gruss-aus-der-kueche/reis-linsen-waschen-zubereitung-91591)
Ein gutes Beispiel für unsympathisch pedantisches, unangenehm aufdringliches und sachlich verfehltes Gendern in einem ansonsten unauffälligen Text.
Wer sich fragt, ob das natürliche Geschlecht für die Aussage hier eine Rolle spielt, dem kann geholfen werden. Ein einfacher Test schafft Rat. Bauen Sie den obigen Satz wie folgt um:
»Ich würde es dennoch empfehlen, da man als weiblicher oder männlicher Verbraucher die Anbaubedingungen nicht kennt.«
Oder gleich so:
»Ich würde es dennoch empfehlen, da man als Frau oder Mann die Anbaubedingungen nicht kennt.«
Sollten nach so einem Test immer noch Zweifel bestehen, kann man entweder generisch formulieren oder gendern. Man sollte sich aber klarmachen, daß man mit der gegenderten Form signalisiert, daß man das Geschlecht in dem betreffenden Fall für relevant hält – oder aber daß man, unabhängig vom konkreten Satz, Wert darauf legt zu gendern (bzw. beim Gendern mitzumachen).
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 25.07.2024 um 09.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53599
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»Wir sind eine Nation der Verheißungen und Möglichkeiten, der Träumer und Macher – der gewöhnlichen Amerikaner, die außergewöhnliche Dinge tun.« So wird Joe Biden heute in den Medien in deutscher Übersetzung zitiert. Jetzt stellen Sie sich diesen Satz bitte gegendert vor.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.07.2024 um 05.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53590
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„China bietet sich Kiew als Vermittler an“ (Überschrift) – das würde einem normalerweise nicht auffallen, aber durch die Genderer hypersensibilisiert reagieren wir auf das Maskulinum empfindlich. Diese alltägliche Verwendung scheinen die Genderer noch nie kommentiert zu haben, sie bemerken es gar nicht, dabei steht es im Zentrum der Sache.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.07.2024 um 13.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53577
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Das "wiehernde Gelächter" wird wohl fast nur von Männern gesagt. Es hat etwas Rohes, eben Tierisches. Übrigens kann man es auslösen, indem man in gewissen Kreisen Stichwörter wie "Lastenfahrrad" oder "Mülltrennung" ausspricht.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2024 um 12.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53568
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Krankheitserreger haben kein Geschlecht, folglich sind sie maskulin. Was zu beweisen war.
(Das sollte man in petto haben, wenn einem ein Genderer auf den Leib rückt.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2024 um 05.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53565
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Jugendfunktionärinnen schreiben frisch-fröhlich über gendergerechte Sprache, d. h. vor allem über die bisher so ungerechte Sprache. So haben sie es gelernt, und so geben sie es weiter, und bei geringer Übersicht leuchtet es ja auch ein. Ich brauche keine Belege anzuführen, alle tun es. Von grammatischer Aufklärung ist keine Besserung zu erhoffen, die Bewegung ist einfach zu breit. Selbst wenn wir eine der jungen Frauen in monatelangen Bemühungen davon überzeugt haben, daß sie einer Irrlehre gefolgt ist, bleiben Millionen andere, und unsere Schulen werfen ständig neue aus.
Wenn sich die – aus linguistischer Sicht eigentlich sehr einfachen – Tatsachen der inklusiven Opposition usw. noch einmal durchsetzen werden, wird es aus äußerlichen Gründen geschehen, etwa Überdruß und Unverständlichkeit, oder nach einer Machtergreifung durch Gegenkräfte, die man sich auch nicht wünschen mag.
Wenn ein seriöser Politiker die lobenswerte Idee hat, das Gendern in amtlichen Texten zu untersagen, wird er als reaktionärer Bösewicht niedergeschrien. Keine Chance.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.07.2024 um 04.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53539
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„Zur besseren Lesbarkeit haben wir in den Texten teilweise nur die männliche Sprachform verwendet. Mit den gewählten Formulierungen sind jedoch alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen.“
Das steht in jeder Nummer von „Max Planck Forschung“ ganz klein gedruckt am Ende. Es hat für mein Gefühl etwas Subalternes. Im Text wird ausschließlich von den „Forschenden“ gesprochen. Sonst herrschen Doppelnennungen vor, gelegentlich findet man ein generisches Maskulinum. Die Texte wirken gendermäßig überarbeitet, was sie sicherlich auch sind. Es muß Hilfskräfte geben, die eigens zu diesem Zweck eingesetzt werden.
Das ist Deutschland im 21. Jahrhundert. Manchmal kommt es mir wie ein Spuk vor.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 14.07.2024 um 09.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53521
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Im Ausland repräsentieren die Mitarbeiter:innen des höheren auswärtigen Dienstes Österreich etwa als Attaché:es, Gesandte oder Botschafter:innen. (bmeia.gv.at)
Preisfrage: Wie spricht man »Attaché:es« aus?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2024 um 04.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53516
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Eine trans Frau kann einer Gerichtsentscheidung zufolge verlangen, nicht als "Transe" bezeichnet zu werden. Das entschied das Oberlandesgericht Frankfurt (OLG) nach Angaben vom Freitag. Dem Wort komme "ausschließlich eine abwertende Bedeutung" zu, begründeten die Richter die Entscheidung. Der diskriminierende Verletzungsgehalt stehe auf einer Stufe mit dem Schimpfwort "Schwuchtel". (Meldung 13.7.24)
Das ist schlüpfriges Gelände, vgl.:
„Manche der Betroffenen nutzen sie offensiv als Selbstbezeichnung, um dem Begriff die pejorative Note zu nehmen, wie es wie bei schwul, gay und queer bereits üblich ist.“ (Wikipedia „Transe“)
In meiner Schulzeit war eine „Transe“ eine unerlaubte Übersetzung, die man unter dem Tisch bei Klassenarbeiten benutzte, besonders in Latein. Synonym war „Klatsche“. Schülersprachlich gibt es noch viel mehr.
Wie lange sich das unflektierte Adjektiv „trans“ noch halten kann, ist auch fraglich.
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 13.07.2024 um 16.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53515
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Frauen sollen keine Studenten, Verbraucher, Radfahrer und Einwohner mehr sein. Um der Gerechtigkeit willen.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 13.07.2024 um 12.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53514
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Wo das natürliche Geschlecht keine Rolle spielt … Dieser Gedanke kommt eben in den Köpfen der Sprachkneter nicht vor. Wir hatten das hier schon mal herausgearbeitet: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48570 und http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48573.
Auf der Ebene des einzelnen Satzes mag das natürliche Geschlecht für die Aussage keine Rolle spielen. Frauen erwarten von einer Spülmaschine das gleiche wie Männer und könnten, wenn es nur darum ginge, getrost als »Verbraucher« bezeichnet werden. Das natürliche Geschlecht tut hier nichts zur Sache, das würden wahrscheinlich sogar die meisten Genderfreunde zugeben. Aber auf der Metaebene, also in den Sphären der gefühlten Gerechtigkeit, sieht es anders aus. Denen, die dort herumgeistern, ist das harmonische Einverständnis zwischen dem Verfasser, der etwas zu sagen hat, und seinen Lesern, die es so verstehen, wie er es meint, ein Dorn im Auge. Jede Gelegenheit muß genutzt werden, diese Harmonie zu stören, die Leser aus dem Lesefluß herauszureißen, um sie für die vermeintlich gute Sache einzuspannen oder auch – den Verdacht muß man in vielen Fällen haben – sie zu nötigen, dem Umformulierer beim Gutsein zuzuschauen.
Es stimmt, daß Frauen hinter dem Wort »Verbraucher« unsichtbar sind, aber Männer sind es eben auch, und das wird nicht verstanden. »Verbraucher« bezeichnet weder Männer noch Frauen, sondern eben Verbraucher. Sowohl die Frauen als auch die Männer werden erst sichtbar, wenn man daraus »Verbraucherinnen und Verbraucher« macht. Dazu sollte man aber einen konkreten Grund haben. Wer das kapiert hat, kann wieder runterkommen auf den Teppich der Normalsprache. Auf dem haben alle gestanden, die für die Frauen wirklich etwas erreicht haben. Und da ist auch noch viel Platz für diejenigen, die sich jetzt zusätzlich für weitere Gruppen stark machen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.07.2024 um 04.49 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53513
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Warum werden z. B. die "Versicherer" nicht sexualisiert (gegendert)? Weil sie kein natürliches Geschlecht haben? Aber das ist doch genau das, was wir Kritiker immer sagen: Wo es kein natürliches Geschlecht gibt oder wo es keine Rolle spielt, da tritt das generische Maskulinum ein, meist als Nomen agentis und reine Funktionsbezeichnung. Jeder etwas umfangreichere Text ist von solchen Formen übersät. Das kann man doch nicht einfach ignorieren.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 11.07.2024 um 09.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53503
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Für die laufenden Geschäfte ist der Geschäftsführende Fraktionsvorstand zuständig. Er setzt sich aus dem/der Fraktionsvorsitzenden, seinen/ihren Stellvertretern/innen und den Parlamentarischen Geschäftsführern:innen zusammen. (https://www.spdfraktion.de/fraktion)
Gewollt und nicht gekonnt. Aber die Geste zählt.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.07.2024 um 23.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53482
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Man kann heutzutage so falsch und dumm schreiben, wie man will oder wie man es eben nicht besser kann, Hauptsache, man hat gleich am Anfang und in längeren Texten ab und zu irgendeine Genderform drin, dann ist der Bückling gemacht und jeder Fehler und jede Dummheit wird übersehen oder großzügig verziehen.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 07.07.2024 um 23.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53481
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Das starke Abschneiden des linken Wahlbündnisses wurde unter anderem möglich, weil Kandidaten aus Macrons Bündnis darauf verzichtet haben, in der Stichwahl anzutreten. Es handelt sich dabei um Kandidatinnen und Kandidatinnen [!], die im ersten Wahlgang nur den dritten Platz erreicht hatten.
Zwar hat der Präsident oder die Präsidentin in Frankreich eine andere Machtfülle als zum Beispiel sein [!] deutscher Amtskollege.
(spiegel.de)
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.06.2024 um 12.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53446
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Die SPD im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg setzt sich dafür ein, künftig die Formulierung „Bürger*innenamt“ statt „Bürgeramt“ zu benutzen. „Durch weitere sprachliche Sensibilisierung öffentlicher Einrichtungen und der [!] Umbenennung des Bürgeramts in „Bürger*innenamt“ bekräftigt der Bezirk seine Pflicht queeres Leben öffentlich auch sprachlich zu repräsentieren“, heißt es in dem Antrag, den die SPD-Fraktion in die Bezirksverordnetenversammlung eingebracht hat. (welt.de)
Die SPD forciert noch einmal das Tempo auf ihrem Weg zur Splitterpartei.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 26.06.2024 um 10.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53435
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»Die dem Bundeswirtschaftsministerium unterstellte Bundesnetzagentur kontrolliert, welche Eisenbahnunternehmen in Deutschland wann welche Abschnitte auf dem Schienennetz – die sogenannten Trassen – befahren dürfen. Nutzt etwa ein Intercity eine solche Trasse, muss der Betreiber (meist die DB Fernverkehr), ähnlich wie eine Autofahrerin auf einer italienischen Autobahn, einige Euro Maut pro Kilometer zahlen.« (SPON)
In jedem Artikel muß mindestens einmal das Fähnchen geschwenkt werden.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.06.2024 um 09.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53411
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Die Verfassenden geben sich alle Mühe, gegen ihre eigene Gewohnheit anzukämpfen und schon den Kindern falsches Deutsch beizubringen. Wenn Eltern das täten, müßten sie belangt werden, weil sie das Kindeswohl untergraben. Verschärfend kommt hinzu, daß es sich nicht nur um Gewohnheiten handelt, die sich ändern könnten, sondern um ein Strukturgesetz der Sprache schlechthin, also nicht nur des Deutschen. Das Gendern ist widernatürlich.
Diese Verfasser lassen „Mannschaft“ und „Manndeckung“ noch bestehen, aber manche gehen bekanntlich auch schon an die Vorderglieder von Komposita heran.
Übrigens scheinen friedenspädagogische Sprachkritiker sich bisher nicht mit dem militärischen Vokabular des Sports befaßt zu haben: „Gegner“, „Angriff“ und „Verteidigung“ sollten doch hier keinen Platz haben. Wie wäre es mit einer kooperativen Umgestaltung des Fußballspiels? Es gibt keine gegnerischen Mannschaften mehr, sondern nur noch ein einziges Team, und alle 22 Spielenden bemühen sich, einen Ball (oder viele Bälle, damit jeder einen hat) in das Gemeinschaftstor zu kicken. Wem es gelingt, der bekommt eine rote Rose überreicht und wird vom begeisterten Publikum gefeiert. – Kinder würden schon früh lernen, daß wir Menschen im Grunde alle das gleiche wollen.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 23.06.2024 um 23.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53410
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In einem Fußball-ABC für Kinder (https://www.kindersache.de/bereiche/wissen/sport/fussball-abc) wird doch sicher gegendert, oder? Klar. Wie lösen die Autoren wohl die schwierige Aufgabe, das Wort »Manndeckung« zu erklären? So:
Jede Person aus jeder Mannschaft hat eine direkte Gegenspielerin oder einen direkten Gegenspieler der anderen Mannschaft. Die Spielenden der verteidigenden Mannschaft bleiben bei ihren Gegenspielenden und versuchen die Ballannahme zu stören. Sie gehen jeden ihrer Wege mit, was anstrengend, aber effektiv ist. Die Verteidigung muss sich bei der Manndeckung absprechen, damit die Ordnung in der Abwehr nicht verloren geht. Die Manndeckung macht vor allem bei starken Einzelspielenden des gegnerischen Teams Sinn. Sie werden dann so gedeckt, dass sie keine Anspielstation bieten können und für das Angriffsspiel des gegnerischen Teams ausgeschalten werden.
Es ist und bleibt ein einziger Krampf.
Übrigens:
Ein „Sechser“ ist eine defensive Mittelfeldspielerin oder ein defensiver Mittelfeldspieler. Er oder sie wird auch als die Seele des Spiels bezeichnet, weil viele Aktionen über den Sechser laufen. Die Person ist sowohl an der Verteidigung als auch am Angriff beteiligt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.06.2024 um 03.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53406
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Auch die Genderer sprechen von der Partei der Republikaner, Sozialdemokraten usw. Ein weiterer Beweis für starke Position des generischen Maskulinums (wo es nicht um Personen, sondern Funktionen oder Rollen geht). Man sollte die Leute immer wieder auf ihre eigene Praxis hinweisen.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.06.2024 um 12.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53388
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Die Stadt Mannheim schreibt:
wir möchten Sie gern auf ein neues Angebot der Stadt Mannheim hinweisen und freuen uns, wenn Sie die Information zu den anstehenden Terminen an Ihnen bekannte Veranstaltende im öffentlichen Raum kommunizieren.
Wer sind "Veranstaltende im öffentlichen Raum"? Es geht dabei um den Gemeinderat, Vereine, Interessengemeinschaften, jedenfalls nicht um Einzelpersonen mit unbedingt zu beachtendem Sex, sondern ausschließlich um sexuell neutrale Institutionen mit einem grammatischen Geschlecht. Selbst dieses muß nun schon gegendert werden. Wie früher einfach "Veranstalter" zu sagen, geht gar nicht. Es ist wirklich nicht mehr weit bis zu den Staubsaugenden bzw. Staubsaugerinnen, Tischinnen und Stühlinnen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.06.2024 um 14.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53370
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Ins Konzert kommen jetzt Zuhörende, ins Theater Zuschauende (in Basel verließen Zuschauende den Saal wegen Gewaltdarstellungen), und damit es so bleibt, werben Petitionen um Unterstützende. (Alles tausendfach belegt.)
So werden Frauenrechte tatkräftig verteidigt.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 13.06.2024 um 13.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53366
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Die systematische Feminisierung von Stichwörtern im Duden bleibt ein großes Ärgernis. Mit Feminisierung meine ich hier einerseits die Aufnahme weiblicher Formen von Personenbezeichnungen, die man in der sprachlichen Realität so gut wie nie antreffen wird, und andererseits die – ebenfalls in Verkehrung der Dinge betriebene – Verbannung der generischen Bedeutung maskuliner Personenbezeichnungen in eine Fußnote, die so tut, als wären Kunden, Mieter, Besucher grundsätzlich Männer und nur ausnahmsweise, »in bestimmten Situationen«, auch mal Männer und/oder Frauen, wobei aber sogleich die Abschaffung auch noch dieser Ausnahme in Aussicht gestellt wird.
Die mechanischen Eingriffe in das Wörterbuch treiben bisweilen wunderliche Blüten. So stehen die angegebenen Worterklärungen in vielen Fällen jetzt im Widerspruch zu den Beispielen, die man leichtfertigerweise hat stehenlassen. Ein »Jugendlicher« ist laut duden.de eine »männliche Person im Jugendalter«, der einzige Beispielsatz dazu lautet aber: »die Veranstaltung wurde vorwiegend von Jugendlichen besucht«. Nicht einmal die glühendsten Verfechter des Genderns würden behaupten, daß hier von männlichen Jugendlichen die Rede sei. Früher führte der Duden in seinem Großen Wörterbuch der deutschen Sprache die Jugendlichen nicht unter den beiden Stichwörtern »Jugendlicher« und »Jugendliche«, sondern so: »Jugendliche, der u. die […] a) junger Mensch; jmd., der sich im Lebensabschnitt zwischen Kindheit u. Erwachsensein befindet: die Veranstaltung wurde vorwiegend von -n (von jungen Leuten) besucht; b) (Rechtsspr.) […]«. Damals paßte der Beispielsatz noch.
Früher war ein »Nachkomme« laut Duden ein »Lebewesen (bes. Mensch), das in gerade Linie von einem anderen Lebewesen abstammt«. Im Zuge des künstlichen Pushens weiblicher Personenbezeichnungen (Aquarienfreundin, Bettwärmerin, Bibliotheksbenutzerin, Dulderin, Gehirnakrobatin, Glücksritterin, Hohlglasfeinschleiferin, Konsumverweigerin, Maronibraterin, Menschheitsbeglückerin, Postsparerin, Rohproduktenhändlerin, Salonbolschewistin, Sammelbestellerin, Tierstimmenimitatorin usw. usf.) fand irgendwann natürlich auch die »Nachkommin« Eingang in das Wörterbuch. Einige Jahre lang wurde sie uns als »weibliche Form zu Nachkomme« präsentiert, aber dieser Verweis auf die männliche Form konnte nur ein Zwischenschritt sein. Heute gibt es zwei gleichberechtigte Einträge mit jeweils vollständiger Bedeutungsangabe. Die säuberliche Aufteilung in Männlein und Weiblein hat aber einen ziemlich großen Haken. Denn damit mußte auch das Wort »Mensch« in der Bedeutungsangabe ersetzt werden. Daraus wurde »männliche Person« und »weibliche Person«. Das führt zu dem kuriosen Ergebnis, daß ein Nachkomme laut Duden nun folgendes ist: »Lebewesen (besonders männliche Person), das in gerader Linie von einem anderen Lebewesen abstammt«. Wer den beschriebenen Werdegang dieses Stichworts zufällig nicht über die Jahre verfolgt hat, wird »besonders männliche Person« vermutlich so verstehen, daß »Nachkomme« nach dem Verständnis der Dudenredaktion eher auf Männer als auf Frauen bezogen wird. Aber spätestens bei der analogen Lektüre der Bedeutungsangabe beim Stichwort »Nachkommin« geht diese Rechnung nicht mehr auf, denn sie lautet: »Lebewesen (besonders weibliche Person), das in gerader Linie von einem anderen Lebewesen abstammt«. Daß man auch Männer als Nachkomminnen bezeichnen könne, wird selbst die Dudenredaktion nicht behaupten wollen (oder doch?).
Es spricht einiges dafür, daß die Betonung hier auf »Person« liegt und nicht auf »männlich«, und zwar »Person« im Sinne von »Mensch«, wie es im alten Eintrag ja noch hieß. Dann müßte man sich Tiere als Gegensatz dazudenken. (Darauf kommt man aber nicht so schnell. Für mich jedenfalls ist »Mensch« der Gegensatz zu »Tier«, nicht »Person«, auch wenn man Tiere nicht als Personen bezeichnet. Man kann in einer Worterklärung nicht einfach »Mensch« durch »Person« ersetzen, nur weil es einem aus anderen Gründen, die mit der Sache nichts zu tun haben, in den Kram paßt.) Die Bedeutungsangabe zu »Nachkommin« könnte man dann etwa so aufdröseln: Lebewesen (besonders weibliche Person), das […] = Lebewesen (besonders Mensch, und zwar weiblichen Geschlechts), das […] Da sind die Männer zu Recht nicht dabei. Allerdings würde man wohl auch keine männlichen Tiere als »Nachkomminnen« bezeichnen, weshalb man es eigentlich so auflösen müßte: weibliches Lebewesen (besonders Mensch), das […]. Bei »Nachkomme« ergibt sich nach der oben beschriebenen Lesart folgendes: Lebewesen (besonders männliche Person), das […] = Lebewesen (besonders Mensch, und zwar männlichen Geschlechts), das […] Allerdings entspricht das wieder nicht der tatsächlichen Verwendung des Wortes »Nachkomme«.
Alles ziemlich verkorkst und unbefriedigend, und nur, weil man in Mannheim zugunsten einer bestimmten Haltung den Anspruch aufgegeben hat, die Sprachwirklichkeit möglichst zutreffend zu dokumentieren.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.06.2024 um 05.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53363
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Mehrere Unionspolitiker fordern eine Wehrpflicht nicht nur für Männer, sondern auch für Frauen. "Ich glaube, dass wir zwischen den Geschlechtern keine Unterscheidung mehr machen können in der heutigen Zeit", sagte der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Johann Wadephul, im ZDF-Morgenmagazin. Das werde in anderen Bereichen auch nicht gemacht.
Das stimmt nicht ganz. In unserer Universitätsklinik z. B. kriegen nur Frauen Kinder, jedenfalls ab und zu. Aber das kann man auch noch aufgeben, schließlich wollen wir sie nicht zu Gebärmaschinen machen. (Wieso gibt es noch keine Feldwebelin? Sollen die Frauen – „mehr Frauen in Führungspositionen“ – gleich als Generalin oder Admiralin einsteigen (die gibt es schon lange, jedenfalls sprachlich)? Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44322
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.06.2024 um 04.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53362
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„Gendern“ ist eigentlich nicht die richtige Bezeichnung für den Eingriff, der ja nicht das grammatische Geschlecht betrifft. Man sollte es „Sexualisierung“ nennen, noch genauer „Hypersexualisierung“.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.06.2024 um 05.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53355
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In einem Gedenkartikel der SZ für Frank Schirrmacher heißt es: "Schusterinnen und Schuster bleiben brav bei ihren Leisten." Man kann also beinahe hoffen, daß sogar Nils Minkmar sich über das Gendern lustig machen will. Aber dann geht es in der üblichen Weise weiter - auf dem Niveau, das Herr Metz gerade so treffend gekennzeichnet hat.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 11.06.2024 um 09.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53340
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Nach längerer Zeit mal wieder Radio gehört. Nicht DLF, das schaffe ich noch nicht, sondern erst mal nur WDR 5. Es dauert keine zwei Minuten, da will mir eine Korrespondentin aus Berlin erklären, was »AfD-Wähler und BSW-Wählerinnen« dazu bewogen hat, so zu wählen, wie sie gewählt haben. Habe ich jetzt „sie gewählt haben“ geschrieben? Das wären dann aber nur Frauen, oder wie war das noch?
Die frivole Niveaulosigkeit der Argumente all der Irgendwie-dafür-Seienden erstaunt und ärgert mich am allermeisten. Daß selbst Leute, die studiert haben (irgendwas jedenfalls), so reden, ohne Angst davor zu haben, unverhohlen ausgelacht zu werden, ist nur möglich in einer Gesellschaft, in der man es mit einer Mischung aus kultivierter Unbildung (»keine Ahnung«) und intellektueller Distanzlosigkeit gegenüber den staatlichen und aktivistischen Vorsagern inzwischen weit bringen kann. Es wird auch völlig übersehen, wie rückständig das Gendern ist. Wo sind Leute gedanklich stehengeblieben, die penetrant von »Wählerinnen und Wählern« sprechen? Im Jahr 1918? Damals hätte es vielleicht noch einen Grund gegeben, daran zu erinnern, daß nun auch Frauen wählen dürfen. Aber seither sind über hundert Jahre vergangen, und bis vor kurzem dachte kein Mensch auch nur eine Sekunde an die Geschlechterfrage, wenn von »Wählern« die Rede war. Aber genau dahin sollen wir zurückgetrieben werden: in eine Vergangenheit, die längst hinter uns liegt, in der aber – und das vergessen die Treiber – der Kampf für Frauenrechte außerordentlich erfolgreich war, ohne sprachliche Kollateralschäden zu verursachen.
Manchmal frage ich mich, ob all die zu spät Geborenen, die für die Gleichberechtigung leider nichts mehr tun können, wenigstens virtuell ein bißchen dabeigewesen sein wollen. Man ahmt den Kampf für Emanzipation einfach in einem Spiel nach, einem Spiel mit der Sprache, so wie jetzt am D-Day das Landungsmanöver in der Normandie nachgestellt worden ist. Es kostet ja nichts. Jedenfalls nichts, woran den Wohlmeinenden besonders gelegen wäre.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.06.2024 um 19.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53334
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Übrigens zeigt schon die Wortwahl bei den Antwortoptionen (super, klasse, doof!), daß man die Schüler nicht für voll nimmt.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.06.2024 um 18.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53333
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Vielleicht habe ich mich ungenau ausgedrückt. Mit »Gesamtbild« meinte ich die Tatsache, daß sich an der ablehnenden bis gleichgültigen Haltung der Schüler durch die Diskussion insgesamt nichts geändert hat. Das »nun« bezog sich nicht auf die Gesamtzahl derer, die das Gendern nach der Diskussion gut bzw. schlecht fanden, sondern auf die beiden Untergruppen, die sich durch die Diskussion in die eine oder aber die andere Richtung hatten überzeugen lassen, also »ab nun« anders darüber dachten. Hier die betreffenden Passagen des Artikels im Wortlaut:
»Gefragt, was sie vom Gendern halten, antworteten elf Schüler „egal“, neun „unnötig“ und acht mit „Gendern ist super“. […] In einer letzten Umfrage wollte der BR von den Schülern wissen, wie sie nach Ende der Diskussion über die anfangs gestellten Fragen dachten. Überwiegend antworten sie, Gendern „weiterhin unnötig zu finden“. Danach rangierten auf den Plätzen zwei und drei „keine Meinung“ sowie „Gendern finde ich ab jetzt doof“. Auf Listenplatz vier kamen diejenigen, die Gendern für „weiterhin super“ hielten – Schlusslicht waren die, die sich von der Podiumsmehrheit überzeugen ließen und Gendern „ab jetzt klasse“ fanden.«
Natürlich sind solche Umfragen unter Schülern aus den verschiedensten Gründen mit größter Vorsicht zu genießen, auch dann, wenn sie unsere Skepsis gegenüber dem Gendern bestätigen. Die Fragestellung spielt eine Rolle, die Definition des Gegenstandes, die Methodik, das Alter der Schüler, auch sachfremde Motive wie etwa die Gelegenheit, den Erwachsenen mit nicht genehmen Antworten ein Schnippchen zu schlagen. Bei Experimenten mit Beispielsätzen kommt außer Fehlern bei der Auswahl der Sätze (oft werden sie gar nicht generisch verwendet) noch die Tatsache hinzu, daß das generische Maskulinum ein Hintergrundphänomen ist, dessen Erforschung man sich von vornherein verbaut, wenn man es explizit thematisiert. Der Fall stützt aber immerhin die Vermutung, daß Schüler mit den scheinplausiblen und meist sehr oberflächlichen Argumenten der Befürworter gar nicht so glücklich sind, wie diese meinen, sondern durchaus offen sind für eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Thema – auf die »Gefahr« hin, daß sie dann zu ganz anderen Schlüssen kommen.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.06.2024 um 16.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53332
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Lieber Herr Metz, ich stimme Ihnen natürlich in der Gesamtaussage zu, aber etwas müssen Sie in Ihrem Bericht vor/nach der Diskussion wohl versehen haben. Es klingt zwar nach Veränderung, ist aber doch beides das gleiche, oder?
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.06.2024 um 14.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53331
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Ich erinnere an die Podiumsdiskussion zum Thema Gendersprache, mit der sich der Bayerische Rundfunk vor knapp zwei Jahren blamiert hat. Auf der Bühne saßen sorgsam ausgewählte Diskutanten, die überwiegend für das Gendern warben, einer argumentierte dagegen. Im Publikum saßen Schüler, die vor und nach der Diskussion darüber abstimmten, was sie vom Gendern halten. Vor der Diskussion lehnte eine deutliche Mehrheit das Gendern ab oder fand es unnötig. Nach der Diskussion das gleiche Bild, wobei die Gruppe der Schüler, die das Gendern nun gut fanden, hinter der Gruppe derer lag, die es nun ablehnten. Ein zweiter Durchlauf mit einer anderen Schulklasse brachte dasselbe Ergebnis hervor.
»Ein Abstimmungsergebnis, das nach immerhin 40-minütiger Diskussion mit mindestens drei Advokaten des „geschlechtergerechten Sprechens“ samt deren Argumenten und Einspielern von Sprach-Revoluzzern wie Sparkassen-Klägerin Marlies Krämer ernüchternd wirken musste.
Dagegen schien zumindest Moderatorin Claudia Stamm (die ehemalige Grüne mit der Kleinstpartei „mut“) das Umfrage-Ergebnis als Arbeitsauftrag zu verstehen. „Das heißt aber auch, dass wir tatsächlich irgendwann vielleicht noch mal die Diskussion führen müssen, sozusagen, wie wir die Veränderung weiter kriegen – also wie wir sie schneller vorankriegen“, sagte Stamm in einem Video-Ausschnitt der Veranstaltung, der auf Twitter kursiert.« (https://www.welt.de/vermischtes/plus240166985/BR-Video-Was-Schueler-nach-40-Minuten-Podiumsdiskussion-zum-Gendern-denken.html)
Auf die Meinung der Schüler kommt es offenkundig gar nicht an. Schon deshalb kann man sich solche Umfragen sparen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.06.2024 um 12.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53330
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Wenn man Kinder darauf aufmerksam macht, daß auch Frauen gelegentlich mit maskulinen Wörtern benannt werden, finden sie es wahrscheinlich komisch und sind für einen „geschlechtergerechten“ Sprachgebrauch. Nicht einmal Erwachsene wissen ja, was Genus und Gendern wirklich sind. Was gegen Befragungen einzuwenden ist, erst recht mit Kindern, habe ich anderswo schon gesagt.
Zum Verfasser Bent Freiwald: „Ich schreibe als Journalist für das Onlinemagazin Krautreporter über Bildung, Kinder, Jugendliche und immer wieder auch über Neurowissenschaften. Das kann ich, weil ich in Osnabrück Kognitionswissenschaften studiert habe und ständig Bücher und Studien über das Gehirn lese.“ Seine Bachelorarbeit war „Sprache und Politik: Kognitionswissenschaftliche Erkenntnisse über den Einfluss politischer Sprachbilder auf die politische Willensbildung des Rezipienten am Beispiel der Alternative für Deutschland“. Mit Neurowissenschaften hatte das wohl nicht viel zu tun.
Hier sein ausführlicher Beitrag zum Gendern https://krautreporter.de/nachrichten-erklart/3654-warum-wir-bei-krautreporter-gendern
Herzensgut, aber naiv.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.06.2024 um 18.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53328
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Eine Befragung von Kindern mag wohl aus anderer Sicht ganz interessant sein, aber um den Inhalt von Lehrplänen festzulegen oder gar den Willen des Volkes zu ermitteln, ist sie wertlos. Kinder befinden sich noch in einer Phase der Entwicklung, wo sie ihre eigene Meinung erst herausbilden. Solange sagen sie, was ihnen von Erwachsenen eingegeben wird. Man kann gar nicht sicher sein, was bei ihnen schon eine gefestigte eigene Meinung ist und was sie nur nachsagen bzw. wo sie eben das sagen, von dem sie glauben, daß es Erwachsene hören wollen. Kinder soll man das lehren, was Erwachsene verantwortungsvoll für sie für gut und richtig befinden.
Dieses Prinzip wurde ja schon bei der Rechtschreibreform verletzt. Es hieß geradezu, die Schulen lehren den Quatsch schon, deshalb kann man den Kindern eine Umkehr zum Richtigen nicht zumuten.
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Kommentar von Tante Google, verfaßt am 07.06.2024 um 16.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53327
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https://krautreporter.de/kinder-und-bildung/5371-wollen-kinder-gendern?
Kinder und Bildung
Wollen Kinder gendern?
In Bayern und Sachsen ist die gendergerechte Ansprache in Schulen bereits verboten. Die Kinder hat dabei mal wieder niemand gefragt. Eine Kika-Befragung liefert jetzt Antworten.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.06.2024 um 08.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53321
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"Mitglied der Sozialdemokraten"
In diesem Fall gendert niemand (außer ein paar verrückten Österreichern). Dieser Triumph des generischen Maskulinums wird durchweg übersehen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.06.2024 um 08.49 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53315
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Eine Frau wurde ermordet. „Die Ermittler gehen derzeit von einer Beziehungstat, beziehungsweise einem Femizid aus.“
Seit Feministinnen das Wort „Femizid“ in die Welt gesetzt haben, bemüht man sich, ihm eine Bedeutung abzugewinnen. Bei Wikipedia kann man die Verrenkungen nachverfolgen. Einfach aufgeben kann man das Ganze auch nicht, das wäre frauenfeindlich, patriarchalisch... Andererseits laufen die meisten Definitionsversuche darauf hinaus, daß als Täter vor allem Muslime und einige Südländer in Frage kommen, was ja auch wieder bedenklich ist.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.06.2024 um 06.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53310
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Immer öfter hört man auch von Gebildeten: "Herr oder Frau im eigenen Hause sein". Natürlich ist jede Frau auch im eigenen Haus eine Frau. Die Redensart wird damit aber verfehlt, und einfach mal eine neue zu schaffen ist nicht so einfach. Wie soll man "Frau sein" plötzlich als "herrschen" verstehen, was es nie bedeutet hat? Man hört nur die feministische Mühle klappern, es kommt aber wieder mal kein Mehl heraus.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.06.2024 um 04.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53300
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Die schwierige Frage, ob Wortschatz und Grammatik – unabhängig von dem, was einer sagt – das „Denken“ oder „Bewußtsein“ prägen, wird politisch entschieden, ganz gleich, was die Sprachwissenschaftler dazu sagen. In allen Entwürfen zur Political correctness wird eine solche Prägung vorausgesetzt oder ausdrücklich behauptet. Den naheliegenden Einwand, daß innerhalb derselben Sprachgemeinschaft die verschiedensten Ansichten zu allen möglichen Themen vertreten werden, nimmt man nicht zur Kenntnis. Auch nicht die Tatsache, daß die Ansichten der Menschen nicht nach ihrer Zugehörigkeit zu verschiedenen Sprachgemeinschaften von einander abweichen.
Dieses Verfahren steht in der Tradition des Sprachidealismus, die sich auch unter dem Begriff des linguistischen Relativitätsprinzips zusammenfassen läßt (Humboldt-Sapir-Whorf-Hypothese). Sprecher des Deutschen mögen noch so sehr für die Gleichberechtigung der Frauen eintreten – ihre Sprache mit dem generischen Maskulinum ist frauenfeindlich. Nach der gleichen Logik könnte man behaupten, ein Astronom, der vom Sonnenaufgang spricht, sei immer noch der geozentrischen Kosmologie verpflichtet. Die neue Sprachregelung setzt voraus, daß eine geänderte Ausdrucksweise auch das Bewußtsein zurechtrückt. Dafür fehlt jeder Beweis, und es würde auch ein moralisches und rechtliches Problem aufwerfen.
Vgl.
Sprache beeinflusst unser Denken, Bewusstsein, und unsere Wahrnehmung, steuert unsere Bewertung von Sachverhalten, spiegelt und transportiert Werthaltungen und schafft damit Wirklichkeit. Durch einen geschlechtersensiblen, inklusiven Sprachgebrauch können wir als Universität dazu beitragen, alle Menschen gleichermaßen zu berücksichtigen und zu adressieren und dadurch erfolgreiche Kommunikation zu unterstützen. (https://www.gender-und-diversity.fau.de/gender/geschlechter-sensibilisierung/geschlechtersensible-sprache/)
Dazu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42065
Der Vorstoß der frechen Universitätsverwaltung geschah ohne Konsultation der Professorenschaft und war nicht nur wissenschaftsfeindlich, sondern auch rechtswidrig. Die Sache ist offenbar im Sande verlaufen, weil sie nicht weiter beachtet wurde. Die Verwaltung gendert, die anderen Universitätsangehörigen halten es wie die übrige Bevölkerung: manche machen teilweise mit, andere nicht.
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Kommentar von Tante Google, verfaßt am 22.05.2024 um 23.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53271
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ZDF heute-Nachrichten, 22.05.24, 19 Uhr:
"Dadurch müssen Patientinnen und Patienten nicht mehr in jedem Quartal ihre Patientenkarte in der Praxis vorlegen."
Selbst dem ZDF war wohl eine "Patientinnen- und Patientenkarte" zu holprig. Eine Passivkonstruktion wäre hier vielleicht besser gewesen ("Dadurch muß die Patientenkarte nicht mehr in jedem Quartal in der Praxis vorgelegt werden")
Im Einspieler ist dann übrigens von allen Beteiligten nur noch von "Patienten" die Rede.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.05.2024 um 07.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53262
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Forschende meinen, daß die Planeten vielleicht anders entstanden sind, als Astronominnen und Astronomen bisher angenommen haben. Usw. – Ich will das nicht lesen, obwohl es mich eigentlich interessiert.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.05.2024 um 06.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53261
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Sehr jungen Menschen leuchtet die Gendertheorie natürlich ein. So kann man leicht fröhliche Schülerdemonstrationen organisieren: mit Luftballons und Transparenten gegen das „Genderverbot“ und den „Rückschritt ins vorige Jahrhundert“, einige Lehrer vorneweg, wohlwollende Journalistinnen hinterher.
Das "vorige Jahrhundert" war die schreckliche Zeit, als wir die Existenz unserer Frauen einfach nicht zur Kenntnis nahmen und auch die Geburt unserer Töchter mit Stillschweigen übergingen. Ein Zurück darf es nicht geben!
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.05.2024 um 04.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53259
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Der Auflagenschwund der Druckmedien wird durch die Zunahme bei den digitalen nirgendwo wettgemacht. Hinzu kommt das Wegbrechen des Anzeigengeschäfts. Immer höhere Verkaufspreise und Einsparungen beim Personal machen die Zeitungen noch unattraktiver.
Bisher hat noch keiner eine Lösung gefunden. Eine kostenlose Sofortmaßnahme wäre es, die ständige Verärgerung des Lesers durch das Gendern zu unterlassen. Auf eine Zurücknahme der ebenfalls ungewollten Reformschreibung wagt man kaum zu hoffen.
Ich bin ziemlich sicher, daß auch Leser, die auf Befragen die "Geschlechtergerechtigkeit" befürworten, einen Text in Normalsprache lieber lesen. Man müßte eine Zeitung eigens bewerben, indem man auf ihre Lesbarkeit hinweist, ohne gleich in die neue Torheit "Leichte Sprache" zu verfallen. Gutes Deutsch ist leicht lesbar.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 21.05.2024 um 01.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53257
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Als Costello den Richter dann fortwährend finster anschaute, platzte es aus Merchan hörbar verärgert heraus: »Starren Sie mich nieder?« Er ließ daraufhin den Saal räumen – mithilfe lauter und schneidender Anweisungen des Personals im Gericht. Journalistinnen und Journalisten sowie Beobachterinnen und Beobachter durften Saal 1530 nach einigen Minuten wieder betreten, die Befragung wurde fortgesetzt. (spiegel.de, 20.5.24)
Gut, daß Männer und Frauen wieder rein durften. Leider mußten nichtbinäre Journalisten und Beobachter draußen bleiben. Ob den verantwortlichen Redakteuren irgendwann noch einmal dämmert, welchen Irrweg sie hier beschreiten? Kommt doch bitte wieder runter auf den Teppich und formuliert normal! Wir nehmen Euch trotzdem ab, daß Ihr nur das Allerbeste wollt!
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 19.05.2024 um 20.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53250
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Zu #53244: Und dennoch liefert jeder gemischt gegenderte Text, in dem wie selbstverständlich auch das generische Maskulinum verwendet wird, den Beweis, daß es lebt und funktioniert. Die Autoren meinen, nicht ohne auskommen zu können, wahrscheinlich, weil sie es allen recht machen wollen. Sie mögen sich nicht festlegen, haben es aber bezüglich der Funktionsfähigkeit des genderneutralen Maskulinums doch getan. Vor dem logischen nächsten Schritt, nämlich dem Abwerfen des Ballasts sperriger Genderformen, scheuen sie zurück. Es ist kaum vorstellbar, daß sie mit ihren eigenen Texten zufrieden sind.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.05.2024 um 07.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53245
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„In der rationellsten modernen Sprache, im Englischen, ist das Genus ganz ausgeschaltet.“ (Jacob Wackernagel: Vorlesungen über Syntax II:41)
Ebenso dann Otto Jespersen über "Progress in language".
Genus ist ein Archaismus, seit den unbekannten Ursprüngen allerdings umfunktioniert. Die "funktionale Last" ist gering, wie man an den vielen Kongruenzfehlern im heutigen Deutsch merkt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.05.2024 um 05.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53244
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In der Zeitung (SZ zu Pfingsten) finde ich zwei Beiträge (von Christina Berndt und Kurt Kister), die auf scheinbar liberale, in Wirklichkeit die absurdeste Weise gegendert sind: ohne Sonderzeichen, aber sonst alles durcheinander: Vegetarier und Veganerinnen, Fleischesser, Veganer, Vegetarierinnen und Veganer, Forschende, Journalistinnen und Autoren usw. Es ist nicht auszuhalten. - Wenn ich meiner Frau vorlese, sagt sie gleich: „Laß das weg!“ Ich dolmetsche also simultan in Normaldeutsch.
Das Erschreckende ist die Kluft zwischen der sonstigen Bildung der Verfasser und der sprachlichen Stumpfheit.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.05.2024 um 06.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53232
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Auch wer gegenderte Texte unschön und schwer lesbar findet, billigt doch meistens die allzu einleuchtenden theoretischen (ideologischen) Voraussetzungen des Genderns. Die sprachlichen Tatsachen sind eigentlich nicht schwer zu erklären, aber das überfordert selbst ein gebildetes Publikum – wohl eine Folge unzureichenden Deutschunterrichts. (Die Indoktrinierung der künftigen Deutschlehrer beginnt ja ebenfalls schon in der Schule.)
Die SZ „folgt der Devise, dass die Geschlechtergerechtigkeit auch sprachlich zu sehen sein soll. In diesem Bestreben operiert sie zwar mit Partizipien, nicht aber mit Sternchen und ähnlichen Sonderzeichen.“ (Unterstöger SZ 17.5.24)
Man schämt sich ein wenig für die Schlichtheit solcher Argumente, aber so ist es nun mal und wird sich so bald nicht ändern.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.05.2024 um 04.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53214
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Im Küchenradio einen auch sonst törichten Kommentar des DLF über die Islamistenaufmärsche in Hamburg gehört. Der Autor sprach durchgehend generisch von "Islamistinnen" mit und ohne Rülpser.
Auch in manchen Zeitungen scheint es einen Überbietungswettbewerb im Gendern zu geben. Sie werden es an der Auflage spüren, aber beim Rundfunk funktioniert die Abstimmung mit den Füßen nicht, die Gebühren fließen unabhängig von der Nachfrage.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.05.2024 um 18.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53207
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Tagesschau, heute 17 Uhr:
Der Vorwurf der israelichen Regierung: Unter UNRWA-Mitarbeitenden in Gaza seien HAMAS-Unterstützer.
Sollen also unter den "Mitarbeitenden", also Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, nur Unterstützer, aber keine Unterstützerinnen sein?
Die Tagesschau-Sprechende hat wohl "HAMAS-Unterstützende" sagen wollen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.05.2024 um 16.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53190
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Die Frankfurter Rundschau schreibt:
„Blaue Flut: Mallorcas Anwohnende denken an Plastikmüll, doch es sind Tiere
So manch ein Anwohnender hätte hinter der blauen Flut auf den ersten Blick Plastikmüll vermutet ...
Quallen verstopfen beispielsweise Fischernetze und beeinträchtigen so den Fang und damit den Lebensunterhalt der Fischenden. (...) Wenn die Besuchenden ausbleiben, ‚bedeutet das für die lokalen Gemeinden einen unmittelbaren wirtschaftlichen Schaden‘, so der WWF weiter.“
Zwischendurch sind „Klimaschützer“ erwähnt, und am Ende steht gar: „Noch hat Mallorca nicht mit ausbleibenden Urlaubern zu kämpfen.“ Das wäre allerdings auch nicht leicht, denn wie soll man mit ausbleibenden Urlaubern bzw. urlaubenden Ausbleibern kämpfen?
Sind die Redakteure eigentlich noch bei Trost?
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 25.04.2024 um 19.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53156
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Ich habe Herrmanns Hinweis tatsächlich so verstanden, daß man in Bayern für den absehbaren Fall schon vorbaut (siehe http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52976). Ob er ernst gemeint ist, bleibt abzuwarten. Die Auswirkungen auf die Praxis wären ohnehin überschaubar. Sollte es tatsächlich so weit kommen, könnte man auch gleich den Rechtschreibrat auflösen. Niemand wird ihm eine Träne nachweinen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.04.2024 um 15.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53154
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Für den Schulbereich untersagt das hessische Kultusministerium das Gendern mit Sonderzeichen. „Bevorzugt soll die Verbindung der weiblichen und der männlichen Form verwendet werden, wobei die feminine Form grundsätzlich voranzustellen ist.“
Warum soll die feminine, also längere Form vorangestellt werden? Das wird nicht begründet. Galanterie ist ja wohl nicht mit Gleichstellung zu vereinbaren, sondern stammt aus der Zeit, als das schwache Geschlecht noch unfähig war, sich ohne fremde Hilfe einen Mantel anzuziehen oder eine Tür zu öffnen. So etwas würde auch nicht von Ministerien angeordnet werden. Was also ist der Grund?
In Bayern heißt es nur:
„Es ist üblich, bei der Reihenfolge die weibliche der männlichen Personenbezeichnung voranzustellen. Dies ist aber nicht zwingend erforderlich. Behalten Sie der Einheitlichkeit wegen innerhalb eines Textes die gewählte Reihenfolge bei.“
Der bayerische Innenminister sagte: „Die AGO verpflichtet die staatlichen Behörden bereits jetzt, die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung im dienstlichen Schriftverkehr anzuwenden.“ Diese Regelung wurde nun nochmals durch eine Anpassung der AGO klarstellend ergänzt: „Mehrgeschlechtliche Schreibweisen durch Wortbinnenzeichen wie Genderstern, Doppelpunkt, Gender-Gap oder Mediopunkt sind nun ausdrücklich unzulässig“, so Herrmann. Das gelte unabhängig von etwaigen künftigen Entscheidungen des Rates für deutsche Rechtschreibung zu der Frage der Verwendung von Sonderzeichen.
Soll das bedeuten, daß die Sonderzeichen auch dann unzulässig bleiben, wenn der Rechtschreibrat sie billigt? Der weitere Kontext bestätigt übrigens, daß die Regierung die Voraussetzung des Genderns – also die Idee einer geschlechtergerechten Sprache – nicht anzweifelt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.04.2024 um 07.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53142
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Der PEN Berlin fordert „Solidarität mit Jüd:innen“. Die Jüden sind mitgemeint.
Verbände springen über jedes Stöckchen, das man ihnen hinhält. Das gilt ohne Ausnahme.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.04.2024 um 07.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53129
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Noch einmal: In Bayern gibt es kein Genderverbot, und alle Kommentare, Satiren und Karikaturen dazu sind gegenstandslos. Es gibt nur eine verschärfte orthographische Disziplinierung, ganz im Sinne der bisherigen Durchsetzung der Rechtschreibreform und der Stärkung der Position des Rechtschreibrats. Die Journalisten haben ihre peinliche Unterwerfung wohl verdrängt oder sind bereits unter den neuen Verhältnissen aufgewachsen, so daß sie davon gar nichts mehr wissen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.04.2024 um 04.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53114
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„Jobhoroskop vom 15.04. bis 21.04.2024: Diese 3 Sternzeichen nutzen ihre Karriere-Chancen“ (Bild der Frau) – Kein Wunder, daß Frauen auf dem Arbeitsmarkt geringere Chancen haben. Wer stellt denn so was ein?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.04.2024 um 04.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53093
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Als Rollenbezeichnung und Prädikatsnomen verlangt ein Wort sowieso auch dem Wohlmeinendsten kein Gendern ab: Star, Popanz, Kinderschreck usw.
Manchmal wird gerade bei geschlechtslosen Einheiten um der grammatischen Kongruenz willen moviert: Die Schweiz ist die Urheberin....
Die Genderer wissen im allgemeinen gar nicht, wie diese ganze Mechanik funktioniert.
Es würde eigentlich genügen, den Eiferern auf Schritt und Tritt nachzuweisen, daß sie, ohne es zu bemerken, das generische Maskulinum ständig gebrauchen. (Wenn sie Argumenten zugänglich wären...)
Eine verblendete Ideologie könnte sich totlaufen, aber wie wird man die vielen Gleichstellungsbeauftragten und Redakteurinnen wieder los, die mit ihrer Verbreitung ihr Brot verdienen? Posten sind noch nie in der Geschichte der Menschheit abgeschafft worden.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 11.04.2024 um 23.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53092
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Heute aus dem Mund einer weiblichen Person gehört: »Ich hab keine Lust, immer der Buhmann zu sein.« Zeitgemäßer hätte sie natürlich »Buhfrau« sagen müssen, aber sie hatte wohl gerade keinen Duden zur Hand, und das DWDS, das auch ein entsprechendes Stichwort hat, kennt sie vermutlich nicht.
Wie wohl der Plural von »Buhfrau« lautet? Nach duden.de »Buhfrauen«, das klingt logisch. Das DWDS kennt außerdem noch die »Buhleute« (!) und merkt dazu feinsinnig an:
»Im allgemeinen Schreibgebrauch wird der Plural mehrheitlich mit leute umschrieben. Diese Pluralform kann insbesondere dann verwendet werden, wenn keine Aussage über das natürliche Geschlecht der Beteiligten gemacht werden soll. Daneben ist auch die formale Pluralbildung frauen möglich.«
So kann man die Sache endlos weiterspinnen und sich immer mehr vom tatsächlichen Sprachgebrauch entfernen.
Insgesamt dokumentiert das DWDS den Sprachgebrauch aber viel zutreffender als die feministisch abgedriftete Dudenredaktion. So ist ein Mieter, nach Duden neuerdings grundsätzlich ein Mann, laut DWDS eine »Person, die […]«, ein Kunde »jmd., der […]« usw. Eine deskriptive Sprachwissenschaft beschreibt das, was ist, und nicht das, was nach irgendeiner Anschauung sein sollte. Das ist schwer genug, aber nicht unmöglich.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.04.2024 um 06.49 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53085
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Die Diskussion um die Kulturstaatsministerin Claudia Roth und ihre volkspädagogischen Projekte hat ein Gutes: Man erkennt die Fragwürdigkeit dieses Postens. Was Frau Roth und ihre Entourage sich ausdenken, ist irrelevant und übergriffig. Kann wegfallen. – In einem kritischen Beitrag der SZ dazu wird teils (durch Doppelnennung) gegendert, teils nicht. Wenn das generische Maskulinum so gut funktioniert – warum bleibt man dann nicht dabei? Das Gendern ist doch vom gleichen Schlag wie die kritisierte Umtriebigkeit der Kulturstaatsministerin.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.04.2024 um 04.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53063
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Die Akademie für politische Bildung in Tutzing ist eine große Einrichtung. Ihr Magazin ist auf die dümmstmögliche Art gegendert: Generisches Maskulinum, generisches Femininum, Binnen-I, Doppelnennung – alles durcheinander. Interviewpartner wie etwa ein tschechischer Schriftsteller gendern überhaupt nicht.
(Ich war nach Jahren wieder mal in Tutzing und habe meiner jüngsten Tochter, die selbst Klavier spielt, das schauderhafte Elly-Ney-Denkmal mit der Gedenktafel gezeigt, auf der die Gemeinde Tutzing sich ihre eigene Vortrefflichkeit bescheinigt. Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47617)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.04.2024 um 04.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53062
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Die Wissenschaftler, über deren Arbeit die Universitätszeitschriften oder auch „Max Planck Forschung“ berichten, mögen das Gendern ablehnen, wie sie seinerzeit die Rechtschreibreform abgelehnt haben – das ist gleichgültig. Bei der Öffentlichkeitsarbeit stehen sie unter der Vormundschaft der immer weiter ausgebauten Pressestellen und Gleichstellungsbeauftragten. Diese sind sich einig, daß zur Corporate identity der Universität ein „modernes“ Auftreten gehört, und wir wissen, was die Dummheit darunter versteht. Ich erinnere auch noch einmal daran, daß alle Universitäten die „Charta der Vielfalt“ unterschrieben haben, ohne daß die Professorenschaft und das übrige wissenschaftliche Personal davon wußten (sie wissen es bis heute nicht).
Falls jemand jene Produkte liest, bemerkt er wohl, was gespielt wird, aber es reicht nicht aus, ihn zu einem Protest anzutreiben, bei all dem anderen Murks, womit er sich beschäftigen muß. So geht alles seinen Gang, wie geplant.
Gruppendynamik ist ein sehr interessantes Phänomen. Die Soziologen und Psychologen hätten hier ein reiches Material, falls sie sich die Frage stellten: „Wie kommt es, daß wir in corpore dümmer aussehen, als wir einzeln sind?“
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.04.2024 um 17.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53061
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Volksbegehren gegen das Gendern scheitern z. T. daran, daß die Antragsteller nicht verstanden haben, worum es geht: nicht um das Gendern selbst, sondern um die Einhaltung der Schulorthographie. Darauf weisen die Landesregierungen hin. Es wird ausdrücklich von den Entscheidungen des Rechtschreibrates abhängig gemacht, ob Sternchen usw. zugelassen werden. Das kann schon bei dessen nächster Sitzung der Fall sein, und dann gibt es bis auf weiteres keine Handhabe mehr gegen das Gendern, denn die irrige Grundidee von der "geschlechtergerechten Sprache" teilen ja die Kultusministerien ebenso wie ihr Rechtschreibrat.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 04.04.2024 um 10.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53060
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Die treuherzige Anwendung der Empfehlungen von Genderleitfäden für geschlechtsneutrales Formulieren führt zu einer Infantilisierung der Sprache. Während man normalerweise von Ärzten, Forschern, Experten spricht, tauchen in solcherart umoperierten Texten immer häufiger die »Fachleute« auf. Langzeit-EKGs, so las ich kürzlich, werden in der »ärztlichen Praxis« (= Arztpraxis) von »den Fachleuten« ausgewertet. Gemeint waren die behandelnden Ärzte, darauf muß man erst mal kommen! Auch die »Personen« machen sich in Texten breit, so daß man oft den Eindruck hat, da habe jemand etwas unbeholfen aus dem Englischen übersetzt.
Die Vermeidungsstrategie setzt auch gerne Worterklärungen an die Stelle von Wörtern – Sendung mit der Maus vom Feinsten. Denn kompakte Personenbezeichnungen sind zwar praktisch und üblich, im Kern aber stigmatisierend. Mal lassen sie fälschlich nur an Männer denken, mal reduzieren sie Menschen auf eine bestimmte Eigenschaft, auch das geht gar nicht. Und so werden aus Verkehrsteilnehmern »alle, die am Verkehr teilnehmen«. Alles soll in möglichst kleine Einheiten zerlegt werden, je kleiner, desto unverfänglicher und desto besser. Das Partizip ist dabei nur eine halbherzige Lösung, es ist nicht so gut wie ein Relativsatz, aber allemal besser natürlich als jede maskuline Personenbezeichnung. Unsere Sprache soll auf eine Vorstufe zurückgeführt werden, auf der sich alles irgendwie viel unschuldiger anfühlt. Und so reden die Genderer mit uns wie mit kleinen Kindern (oder wie mit Nichtmuttersprachlern), denen man Wörter und Ausdrücke, die in der entwickelten Erwachsenensprache gang und gäbe sind, mit Synonymen und Umschreibungen näherzubringen versucht. Nur daß es hier nicht darum geht, uns die übliche Redeweise beizubringen, sondern darum, sie uns auszutreiben.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.04.2024 um 05.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53059
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Ja, es ist zum Auswachsen. Die meisten Journalisten fallen schon auf Begriffe wie „gendersensibel“ und „geschlechtergerecht“ herein, so daß es schwierig ist, weitere Irrtümer wie „Genderverbot“ (in Bayern) richtigzustellen. Das Sprachvolk selbst gendert im allgemeinen nicht (die gelegentliche Erwähnung von weiblichen Personen in der seit je möglichen Doppelnennung hat mit der Gender-Ideologie nichts zu tun), und man kann in der täglichen Sprachpraxis einen impliziten Protest gegen die Ideologie sehen. Aber wie gesagt: Das allgemeinste Interesse hat die geringste Chance, sich durchzusetzen. Das große Wort führen diejenigen, die den Zugang zu den Medien haben, und das sind die Verblendeten. („Verrat der Intellektuellen“ – das trifft es, wie schon bei der Rechtschreibreform, die uns die erste große Verschlechterung der Textqualität beschert hat.)
Das alles ist wirklich mehr als ärgerlich. In der SZ berichten sie jeden Tag über Söders angeblich undemokratischen Eingriff in die Sprache, obwohl der orthographisch-typographische Erlaß nicht über die dem Staat zugestandene Zuständigkeit für die Schulrechtschreibung hinausgeht. Proteste der „Studierendenvertretung“ werden wohlwollend kommentiert. Plötzlich erscheinen diejenigen, die nichts ändern wollen, als rechtfertigungspflichtige Neuerer. Diese Umkehr der Beweislast ist ein großer Erfolg der feministischen Ideologie. Das Unverschämteste ist wie bei der Rechtschreibreform, den Eingriff, der auch wieder von einer kleinen Interessengruppe eingefädelt und durchgesetzt wurde, als natürlichen Sprachwandel auszugeben, den man doch wohl nicht durch „Verbote“ stoppen wollen wird...
Auch wer die Sternchen usw. für nicht gelungen hält, findet die Grundidee richtig und schließt sich der törichten Aufforderung an, „kreativ“ nach besseren Formen einer „geschlechtergerechten“ Sprache zu suchen.
Ich weiß nicht, wie man den Unsinn aufhalten und rückgängig machen kann. Bisher hat die klarste Darlegung der sprachlichen Tatsachen nichts genützt. Wahrscheinlich wird auch auf diese Finsternis ein neuer Morgen folgen, aber ich werde es nicht mehr erleben.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 03.04.2024 um 11.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53055
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Man liest jetzt überall, in Bayern sei »gendersensible« Sprache verboten worden. Ich finde das sehr ärgerlich. Kann denn niemand mal diesen Irrtum aufklären? Es ist zum Auswachsen. Ich will den Befürwortern des Genderns, ob mit oder ohne Sonderzeichen, nicht per se absprechen, daß sie gern sensibel sein möchten. Aber es ist doch ein Unding, denen, die aus guten und immer wieder ausführlich vorgetragenen Gründen gegen das Gendern sind, einen Mangel an Sensibilität zu unterstellen. Mit Geschlechtsfragen sprachlich sensibel umzugehen heißt für mich, immer dann, wenn das Geschlecht in einem bestimmten Zusammenhang eine Rolle spielt, darüber nicht hinwegzugehen, sondern entsprechend zu formulieren. Mit anderen Worten, man braucht eine Antenne dafür, wann das Geschlecht relevant ist, und sollte dann die jeweils passende Ausdrucksweise wählen. Unterschiedslos jede Personenbezeichnung in jedem Text mit dem Thema Geschlechtergerechtigkeit aufzuladen und dabei Eingriffe in die Grammatik vorzunehmen, die von den allermeisten abgelehnt werden, ist für mich das Gegenteil von Sensibilität, ich würde eher von Holzhammermethode sprechen. Ich frage mich auch, wie eine Sprachform je »inklusiv« sein kann, die die Wünsche und Bedürfnisse der übergroßen Mehrheit der Sprachteilhaber schnöde übergeht. Den wenigen Nichtbinären, die angeblich mit einem Sonder-Zeichen und einer nicht ins Sprachsystem passenden Sprechpause kenntlich gemacht werden wollen, so aber in Wahrheit sicht- und hörbar ausgegrenzt werden, ist damit bestimmt nicht geholfen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.04.2024 um 06.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53053
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Die SZ spricht mit einer Erlanger Kollegin über das Genderverbot (2.4.24). Als Sprachistorikerin weiß sie, wie Sprache sich entwickelt. Daß es beim Gendern ursprünglich um „Respekt“ gegangen sei, kann man bestreiten. Die Sprachwidrigkeit der abgesetzten Suffixe wird nicht klar und deutlich benannt. Zu kurz kommt aber vor allem, daß keine „Sprachpolizei“ geplant ist (wie die Überschrift und auch eine Karikatur am nächsten Tag unterstellen), sondern nur eine Regelung für den Bereich der Schule erlassen wurde (die „Behörden“ und „Hochschulen“ werden immer miterwähnt, wie bei der Rechtschreibung – eine Grauzone, auf die ich hier nicht eingehen will). Und es geht um den orthographischen Teil des Genderns, nicht die Doppelnennung. Das Ganze wirkt haarscharf daneben, entspricht aber der Unklarheit, die Regierung und Sprachvolk teilen.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 02.04.2024 um 13.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53049
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(Eventuell soll »Professorinnen« hier auch generisches Femininum sein, wer weiß das schon?)
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 02.04.2024 um 12.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53048
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In einem gnadenlos durchgegenderten SPON-Artikel (Akademikerinnen und Akademiker, Akademiker und Akademikerinnen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler usw.) werden an einer Stelle drei Gendervarianten durcheinander gebraucht: »Dabei würde auch die Arbeitgeberseite von längeren Verträgen und mehr Verbindlichkeit profitieren. Professorinnen, Institutsleitungen und Lehrstuhlinhaber schätzen Mitarbeiter, mit denen sie langfristig planen können – ohne dass diese im Kopf schon das nächste Bewerbungsgespräch vorbereiten.« (https://www.spiegel.de/panorama/bildung/wissenschaftszeitvertragsgesetz-so-verliert-man-den-kampf-um-die-kluegsten-koepfe-meinung-a-1c2bef25-1e0f-4484-8bda-f5506c645082)
Daß »Professorinnen« hier schlicht falsch ist, lasse ich mal weg. Das eigentlich Unangenehme an diesem künstlichen Satzgebilde liegt woanders: man spürt, daß die Autorin beflissen eine Empfehlung aus einem Genderleitfaden umgesetzt hat (hoffentlich wenigstens gegen ihr eigenes Sprachgefühl). Danach soll man beim Gendern ja »kreativ« sein, und zu diesem Zweck dürfen gerne auch verschiedene Varianten nebeneinander ausprobiert werden, auch wenn sie sich gegenseitig widersprechen und die Textaussage vernebeln. Variante 1: das alternierende Gendern, das beide Geschlechter sichtbar machen soll; »Professorinnen« sind Frauen, »Lehrstuhlinhaber« angeblich Männer. Variante 2: Institutionalisierung von Personenbezeichnungen zwecks Unsichtbarmachung des Geschlechts; aus Institutsleitern werden so »Institutsleitungen« (in Stellenanzeigen werden jetzt schon Leitungen gesucht, wo nur eine Person gemeint ist!). Variante 3 (eigentlich verpönt): das generische Maskulinum; »Mitarbeiter« kann hier nur geschlechtsneutral verstanden werden.
Jeder normale Leser wird über solche schrägen Konstruktionen stolpern. Und das soll er auch. Ungeteilte Aufmerksamkeit für den Gegenstand, über den geschrieben wird, ist nicht mehr erwünscht angesichts der überragenden gesellschaftlichen Bedeutung des Metathemas Geschlechtergerechtigkeit. Gleichzeitig bekommt das Thema Alter und Generationengerechtigkeit einen immer höheren Stellenwert. Wir sollten beizeiten darüber nachdenken, wie man das im Schriftbild deutlich machen kann.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.04.2024 um 05.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53029
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Die Zahl der (sprachwidrigen) „Teilnehmenden der Demonstration“ ist die „Teilnehmerzahl“, immerhin. Der SPIEGEL, dem ich das entnehme, ist nur halb verblödet.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 30.03.2024 um 11.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53020
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Ein weiterer Einwand gegen diesen beschämenden Kasten ist die unaufrichtige Begründung der Diskussion übers Gendern (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53018). Im Duden wimmelt es jetzt von Beispielsätzen, die nur noch verständlich sind, wenn man die von der Redaktion gewählte Definition des Stichworts (»männliche Person, die …«) ignoriert und sich sagt, daß hier dann offenbar einer jener Fälle vorliegt, die im Kasten angesprochen werden. Das generische Maskulinum als Ausnahmeerscheinung (»in bestimmten Situationen«) darzustellen ist schon ziemlich unverfroren, zumal wenn die Anwendungsbeispiele im eigenen Wörterbuch die Worterklärungen massenhaft widerlegen und damit das Gegenteil beweisen (ein besonders krasses Beispiel unter http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49082).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.03.2024 um 05.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53018
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Im Duden online steht unter männlichen Personenbezeichnungen stereotyp der Kasten
„Verwendung der Personenbezeichnung
In bestimmten Situationen wird die maskuline Form (z. B. Arzt, Mieter, Bäcker) gebraucht, um damit Personen aller Geschlechter zu bezeichnen. Bei dieser Verwendung ist aber sprachlich nicht immer eindeutig, ob nur männliche Personen gemeint sind oder auch andere. Deswegen wird seit einiger Zeit über sprachliche Alternativen diskutiert.“
In den Einträgen selbst wird aber so getan, als sei die erwähnte Diskussion abgeschlossen und zu einem bestimmten Ergebnis gelangt. Unter „Bauer“ heißt es zum Beispiel: „männliche Person, die berufsmäßig Landwirtschaft betreibt; Landwirt“. Das ist objektiv falsch. Und erst recht falsch wäre die Deutung bei dem angeführten Beispielsatz: „sie holt bei einem Bauern frische Eier“. Das hat niemals bedeutet und wird niemals bedeuten, daß „sie“ (warum holt nicht „er“ mal die Eier?) die Eier bei einem männlichen Landwirt holt. (Übrigens ist die Bäuerin für die Hühner zuständig, oft die Altbäuerin, die sich auch um den Garten kümmert. Das wissen die jungen Damen bei Dudens nicht.)
„Duden“ war einmal eine ansehnliche Marke, und der Verlag leistet sich eine wissenschaftlich ausgebildete Redaktion. Mein Freund Günther Drosdowski, ein Germanist mit sprachhistorischer Ausbildung, war über 20 Jahre lang deren Leiter. Das ist lange her.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 29.03.2024 um 08.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53016
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Fünf Historiker, drei Männer und zwei Frauen, haben ihrer SPD einen Brief zu deren Ukrainepolitik geschrieben. Interessant ist wieder, wie die Medien mit der Geschlechterfrage umgehen. Fast durchgängig wird zur Bezeichnung der fünf Verfasser das geschlechtsneutrale Maskulinum verwendet: Historiker, Wissenschaftler, Professoren, Autoren, Sozialdemokraten. Das gilt auch für den
Artikel auf tagesschau.de (https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/spd-ukraine-100.html), wobei der einmal von Professorinnen und Professoren spricht und an einer anderen Stelle erwähnt, daß es sich um drei Historiker und zwei Historikerinnen handelt. So kann man es machen, meine ich. Wer das Geschlecht der Handelnden hier interessant findet, bekommt die Information geliefert, ohne daß die anderen unzumutbar belästigt werden. Der Text bleibt nicht nur dank der fast vollständigen Vermeidung sperriger Konstruktionen erfaßbar, sondern erlaubt den Lesern auch, dem Gedankengang zu folgen, ohne in jedem zweiten Satz auf ein Nebengleis geführt (oder besser entführt) zu werden.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.03.2024 um 06.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53014
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Eine Studie von 1953, die an der Johns Hopkins University durchgeführt wurde, war eine der ersten, die den Daumen eines Anhalters/einer Anhalterin analysierte. In dieser Studie wurde festgestellt, dass 24,7 Prozent der Weißen und 35,6 Prozent der Schwarzen in den Vereinigten Staaten an dieser Krankheit litten.
Die Studie hat also gar nicht „den Daumen eines Anhalters/einer Anhalterin“ untersucht, sondern den pathologischen Anhalterdaumen (hitchhiker’s thumb) bei Menschen verschiedenen Geschlechts.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.03.2024 um 19.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53013
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Der BUND lädt mich ein, Moorschnuckenpat*in zu werden. (Gibt es eigentlich keine Moorschnucker? Die sollen sich wohl mitgemeint fühlen.)
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.03.2024 um 09.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53012
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Allerdings ist den Genderfreunden der Gedanke, daß das Geschlecht in irgendeinem Zusammenhang eine irrelevante Größe sein könnte, fremd, allein schon weil es gilt, jene jahrhundertelange Ungerechtigkeit halbwegs wiedergutzumachen. Viele würden entgegnen, daß das Geschlecht nur bei unbelebten Objekten wie dem berühmten Salzstreuer oder eben bei Institutionen wie Arbeitgeber keine Rolle spielt, weil es sich dabei nicht um natürliche Personen handelt. (Einige indes würden selbst in diesen Fällen von der magischen Wirkkraft des grammatischen Geschlechts fabulieren.)
Esslingers Beitrag krankt daran, daß er sich die Prämisse der Genderbefürworter, daß sich dringend etwas ändern müsse, zu eigen macht, um sich sodann zu erbieten, die verhärteten Fronten mit einer vermeintlich frischen Idee aufzubrechen. Er ist so begeistert von seinem »möglicherweise verwegenen« Gedanken, »das Thema nicht moralisch, sondern pragmatisch anzugehen«, daß er gar nicht bemerkt, daß fundierte Genderkritik im Kern nicht moralisch argumentiert, sondern sprachwissenschaftlich. Die Abwehr moralischer Argumente ist selbst kein moralischer Ansatz. Sich über die pragmatische Umsetzung eines als richtig erkannten Standpunkts Gedanken zu machen setzt voraus, daß man sich über die Richtigkeit des Standpunkts geeinigt hat. Diesen entscheidenden Schritt überspringt Esslinger, und damit ist er leider nicht allein.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.03.2024 um 06.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53010
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In der SZ vom 28.3.24 kommentiert Detlef Esslinger die Genderdebatte und macht sich für nichtbinäre Personen stark, allerdings ohne zu fragen, wie viele davon sich der Klage einiger Aktivisten gegen das angeblich von Männern dominierte Deutsche anschließen. Jahrhundertelang hätten sich Frauen und Diverse mit dem generischen Maskulinum abfinden müssen, als bloß mitgemeint usw.
Seine Vorschläge:
1. Partizipen („Beschäftigte“, „Reisende“)
2. Wortbildung („Redepult“ statt „Rednerpult“)
3. Verbale Umschreibungen („alle, die vermieten“ statt „Vermieter“)
4. Generisches Maskulinum bei juristischen Personen („Arbeitgeber“)
Das alles ist natürlich nicht so neu, wie der Verfasser meint, sondern genau das, was in unzähligen Ratgebern empfohlen wird. Der sehr umfassende Umbau des Deutschen, der aus der gleichzeitigen Anwendung folgt, ist ja gerade der Grund der Kritik; das wird durch die Kaprizierung der bayerischen Politik auf die Sonderzeichen etwas verschleiert.
Auf die linguistische Unbedarftheit des Ganzen brauche ich nicht noch einmal einzugehen. Der Kommentar ist nur als Beleg der naiven Sprachauffassung interessant. Man könnte noch auf den vierten Vorschlag eingehen, der ja darauf hinausläuft, daß dort, wo es auf das Geschlecht nicht ankommt, das Maskulinum steht; es ist also tatsächlich generisch. Q. e. d.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.03.2024 um 17.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53009
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In der Tagesschau ist es schon seit längerem üblich, Doppelnennungen zu sprechen, aber das generische Maskulinum zu schreiben.
Zum Beispiel heute 17 Uhr sagte der Sprecher
"Zeitverträge für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler",
dazu als Text eingeblendet erschien aber der Titel
"Zeitverträge für junge Wissenschaftler".
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 27.03.2024 um 13.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53008
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Sollten Sie eine Stelle bei den Gesundheitszentren Nordschwarzwald suchen, dann lesen Sie doch mal, was Sie dort erwartet:
Wir suchen jederzeit engagierte und motivierte Mitarbeiter:innen, die sich von ganzem Herzen für die Belange unserer Rehabilitand:innen und Besucher:innen einsetzen. In unseren SRH Gesundheitszentren Nordschwarzwald in Dobel, Bad Herrenalb und Waldbronn arbeiten viele Menschen - mit einem gemeinsamen Ziel: Unsere Rehabilitand:innen sollen gesund werden! Dafür setzen sich unsere Mitarbeiter:innen in verschiedenen Fachbereichen dafür [sic] ein. Ob in der Medizin, Verwaltung, Service, Küche, Technik oder Hauswirtschaft - jeder Mitarbeiter:in [!] trägt zur Genesung unserer Rehabilitand:innen bei.
(https://www.gesundheitszentren-nordschwarzwald.de/karriere/)
Wie spricht man Rehabilitand:innen aus? Wenn man den Glottisschlag mitspricht, und das soll man ja, dann: Rehabilitant + Pause + innen. Das ist vielen aber zu kompliziert, also wird daraus: Rehabilitandinnen oder Rehabilitantinnen. Worin besteht jetzt der Fortschritt gegenüber der geschlechtsneutralen Form Rehabilitanden? Müssen Stellenbewerber irgendwie davor gewarnt werden, daß sie in diesem Rehazentrum Frauen, Männer und – ach Gott, ach Gott! – vielleicht sogar Diverse antreffen werden?
Jeder Mitarbeiter:in hat auch was, vor allem in der gesprochenen Form: jeder Mitarbeiterin.
Der Wunsch, die Patienten gesund zu machen, mag ernst gemeint sein. Kein Zweifel besteht am Wunsch der Leitung, auf der neuesten Welle mitzureiten, um ja nicht als hinter(schwarz)wäldlerisch zu gelten. Man kann nur hoffen, daß es dort so ist wie überall, nämlich daß die Texte auf der Website nichts mit der Sprache zu tun haben, die im Klinikalltag, also im richtigen Leben, gesprochen wird.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.03.2024 um 15.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53006
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Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49376
Auch die GEW hat sich der Sache angenommen:
Es gibt viele Kinderlieder, die weder im positiven noch im negativen Sinn Bezug zu vielfaltsbezogenen Inhalten haben. Manche Kinderlieder oder -reime offenbaren jedoch bei kritischer Betrachtung abwertende Inhalte über Geschlechtszugehörigkeiten, Religionen, Familienkulturen, Aussehen oder weitere Vielfaltsaspekte. Beispiele sind etwa das bekannte "Drei Chinesen mit dem Kontrabass" oder "Eine kleine Dickmadam fuhr mal mit der Eisenbahn".
In der neuen Ausgabe von „KiDs aktuell - Kinderlieder für alle!“ macht die Fachstelle Kinderwelten für Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung mit Fallbeispielen aus der Praxis aufmerksam auf die versteckten Botschaften einiger gängiger Kinderlieder und gibt Tipps für Alternativen.
(https://www.gew.de/aktuelles/detailseite/kinderlieder-vorurteilsbewusst-betrachten)
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 24.03.2024 um 08.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53002
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Zur ständigen Belehrung darüber, daß die Menschheit aus Männern und Frauen besteht, kommt der Auftritt der Autoren, denen man dabei zusehen soll, wie sie sich als Schafsköpfe in Szene setzen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.03.2024 um 08.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53001
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In einem geschichtlichen Rückblick schreibt die SZ:
„Unverheiratete Frauen wurden in Deutschland mit dem verniedlichenden ‚Fräulein‘ angesprochen, ungeachtet ihres Alters. (...) Nicht verheiratet – keine vollwertige Frau also, diese Annahme schien weithin zu gelten.“ Usw.
Eine schöne Illustration zur ebenso naiven wie schädlichen Sprachdeuterei ohne Rücksicht auf den wirklichen Gebrauch, genau wie von McWhorter kritisiert. Habe ich, als ich mich um die überaus anziehende Studentin „Fräulein K.“ bemühte (mit dieser Anrede, sie erinnert sich noch genau daran und erwartete damals nichts anderes), in ihr „keine vollwertige Frau gesehen“ und sie „verniedlicht“? Aber so fragt man heute nicht, sondern begnügt sich mit der plattesten Deutung des Diminutivs.
Die Verhältnisse haben sich geändert, aber nicht weil meine Töchter mit 16 von den Lehrern als „Frau Ickler“ angeredet wurden. (Mich haben sie, wie damals auch unter Schülern üblich, einfach „Ickler“ genannt und in der Oberstufe gesiezt. Ich habe noch im Ohr, wie mein Lieblingslehrer wieder mal ausrief: „Ickler, Sie Untier!“ Wir waren nach dem Abitur noch jahrelang befreundet, bevor er leider viel zu früh verstarb. Ich erzähle davon, weil der Umgang damals weder steif noch respektlos war, auch wenn das die Vorstellungskraft heutiger Spatzenhirne übersteigt.)
Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1135#14447 ff.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.03.2024 um 04.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53000
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Daß eine solche gedankenlose Verunstaltung der Sprache zur Gleichstellung der Frauen beitragen könne, glaubt wohl niemand. Warum tun es so viele Leute trotzdem? Mir fallen nur wenig schmeichelhafte Erklärungen ein.
Den Irrglauben dahinter hat John McWhorter in vielen Veröffentlichungen und Vorträgen bloßgelegt, z. B. hier: https://www.youtube.com/watch?v=YLUvKhGUfMw. (Die skurrilen Untertitel gehören zu einem anderen Thema.)
Zu seinem neuesten Buch schreiben übrigens Amazon-Rezensenten, die es ausnahmsweise wirklich gelesen haben (oder es wenigstens versucht haben), daß die deutsche Übersetzerin es gegen den Geist des Verfassers bis zur Unlesbarkeit gegendert hat. Wenn man sich daraufhin die Leseproben der englischen und der deutschen Fassung ansieht, stellt man fest, daß die „Übersetzerin“ nicht nur gegendert, sondern auch die deutsche Politische Korrektheit auf McWhorters ureigenem Gebiet durchgesetzt hat. Weder die „Schwarzen Menschen“ noch die Vermeidung des Wortes „Rasse“ (das sie durch „Race“ ersetzt), haben einen Entsprechung im Original und widersprechen ihm geradezu. Die Maxime scheint zu sein: Jeder Satz ein Tritt in den Hintern des Lesers! Was denkt sich der Verlag (Hoffmann und Campe) dabei?
Man sollte den Unmut nicht unterschätzen, den diese Mode erzeugt. Niemand wird je genauer sagen können, was sie zur Radikalisierung der Menschen beiträgt, die immer mehr dazu bereit sein könnten, diesen erstickenden Ungeist eines Tages gewaltsam wegzufegen. Ich könnte es nachfühlen, so friedfertig ich sonst eigentlich bin. Zu meiner Wut kommt ein Bedauern darüber, daß auch politische Anliegen, die ich eigentlich richtig finde, durch die törichte Sprachverhunzung in eine falsche Ecke gezogen werden, in die ich niemals folgen werde.
Wenn man schon älter ist, erinnert man sich noch an die Herkunft der Anschläge auf die deutsche Sprache (Rechtschreibreform, Gendern, Political correctness) und an die winzigen Gruppen, die sie vorangetrieben haben. Sie mögen längst gestorben oder über alle Berge sein – mit der Hinterlassenschaft haben noch Generationen zu kämpfen.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 23.03.2024 um 23.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52999
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Die Behandlung chronischer Wunden erfolgt durch eine Ärztin oder einen Arzt. Sie oder er kann die Aufgaben auch an anderes Gesundheitspersonal übertragen. So etwa an eine Wundmanagerin oder einen Wundmanager. Das ist eine diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin oder ein diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger mit spezieller Ausbildung zur Versorgung von Wunden.
(https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/verletzungen/wunden-wundheilung.html#wie-erfolgt-die-behandlung-chronischer-wunden)
Ich halte diesen Text für einen Skandal. Wer krank oder verletzt ist und sich im Internet einen ersten Überblick über Symptome, Gefahren, Behandlungsmöglichkeiten usw. verschaffen möchte, will mit Sicherheit nicht in jedem Satz (!) daran erinnert werden, daß die Menschheit aus Männern und Frauen besteht. Die Autoren eines Gesundheitsportals sollten wissen, daß sie für Menschen schreiben, die oft schon am Boden liegen. Die brauchen nicht auch noch volkserzieherische Fußtritte! Wo bleibt da die »Empathie«, die sonst so gern beschworen wird, die »Achtsamkeit« gegenüber seinen Mitmenschen, zumal den »vulnerablen«?
Bei mir kommt der Text so an – und soll wohl auch so ankommen:
Die Behandlung chronischer Wunden erfolgt durch eine Frau, die den Arztberuf ausübt, oder einen Mann, der den Arztberuf ausübt. Diese Frau oder dieser Mann kann die Aufgaben auch an andere im Gesundheitsbereich tätige Personen (also nicht nur Personen männlichen Geschlechts) übertragen. So etwa an eine Frau, die Wundmanagement durchführt, oder einen Mann, der Wundmanagement durchführt. Das ist eine Frau mit Gesundheits- und Krankenpflegediplom oder ein Mann mit Gesundheits- und Krankenpflegediplom mit spezieller Ausbildung zur Versorgung von Wunden.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.03.2024 um 03.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52996
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Da aus den Regeln der deutschen Grammatik nicht herzuleiten íst, was -Innen oder -:innen bedeuten soll, nämlich alle erdenklichen Geschlechter bzw. sexuellen Präferenzen, könnte man ebensogut vereinbaren, daß das Maskulinum all dies bedeutet (was es in Wirklichkeit schon tut und immer getan hat). Das wäre doch die naheliegende und einfachste Lösung.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.03.2024 um 03.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52995
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Ich kann es mir leicht machen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Glottaler_Plosiv#Glottisschlag_in_gendergerechter_Sprache
https://de.wikipedia.org/wiki/Gender-Pause#Kritik (Dort besonders das Zitat von Stefanowitsch.)
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Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 22.03.2024 um 21.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52993
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"Daß Suffixe nicht durch ein Wortgrenzensignal vom Stamm getrennt werden können, wird so jemand nach 13 Jahren vergeblichem Deutschunterricht wohl nie verstehen."
Könnten Sie dieses Argument bitte einmal ausführen?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.03.2024 um 05.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52992
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Ein gebildeter Römer wie Caesar wußte zwar nichts von Differentialrechnung und DNS, aber von Sprache verstand er mehr als ein heutiger Abiturient und hätte sich geschämt, solche Dummheiten zu Papyrus zu bringen oder gar hervorzurülpsen wie unsere Journalisten.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.03.2024 um 04.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52991
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Die Kommentare zum halbherzigen Genderverbot gehen durchweg am Kern vorbei, alle halten sie eine geschlechtergerechte Sprache für möglich und geboten. Eine Journalistin der SZ behauptet: „Viele Jugendliche und Studierende sprechen den Glottisschlag – also die kleine Pause innerhalb eines gegenderten Wortes – selbstverständlich mit.“ (21.3.24) Wirklich? Daß Suffixe nicht durch ein Wortgrenzensignal vom Stamm getrennt werden können, wird so jemand nach 13 Jahren vergeblichem Deutschunterricht wohl nie verstehen.
Einige „Studierendenvertretungen“ hätten in einem offenen Brief an den Wissenschaftsminister gefragt, ob wir denn keine dringlicheren Probleme hätten. Das kennen wir von der Rechtschreibreform, nachdem sie mit dem Hinweis auf ihre Dringlichkeit verordnet worden war.
Es ist alles so unsäglich dumm, daß man gar nicht weiß, wo man mit der Aufklärung anfangen soll.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 20.03.2024 um 22.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52987
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Es protestiert ja auch ein »breites Bündnis aus Gewerkschaften und Verbänden« gegen das Genderverbot. Logisch. Wenn man einmal auf den Zug der Sichtbarmacher aufgesprungen ist, muß man es als demütigend empfinden, wenn der Zug plötzlich auf freier Strecke gestoppt wird. Man darf das aber nicht mit der Meinung der Mitglieder verwechseln. Das gilt besonders für die wenigen Gewerkschaften, die im Februar den offenen Brief an die Fraktionsvorsitzenden im Bayerischen Landtag unterschrieben haben (https://www.gew-bayern.de/index.php?eID=dumpFile&t=f&f=142468&token=0a2ea7a29713800504396aa956399284f19b01fd&sdownload=&n=2024-02-07-Offener-Brief-Gegen-das-Genderverbot.pdf). Bei den meisten der 53 Unterstützer handelt es sich nicht, wie der Ausdruck »breites Bündnis« suggeriert, um Verbände aus allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens, sondern um eine sehr schmale Sparte mehr oder weniger kleiner Interessenvertretungen oder sonstwie einschlägig aktiver Stellen, darunter etwa die queere Sektion des Deutschen Alpenvereins, Kunterbunt Amberg e.V., die Fach- und Beratungsstelle Regenbogenfamilien München, das Referat Queer:feminismus an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und das Promotionskolleg für Intersektionalitätsstudien (PKIS) an der Universität Bayreuth. Daß die über das Genderverbot nicht glücklich sind, ist klar.
Die Gewerkschaften aber täten gut daran, sich ehrlich zu machen. Sie sollten einmal den ernsthaften Versuch unternehmen, die Ansichten ihrer Mitglieder zu erforschen, und daraus die richtigen Schlüsse ziehen. Sie würden dabei vermutlich feststellen, daß die allermeisten just in der einseitigen Propagierung einer keineswegs aus reiner Menschenliebe in die Welt gepreßten Sondersprache eine Bevormundung sehen. Viele werden auch ein Verbot nicht für der Weisheit letzten Schluß halten. Aber das wäre nur ein Grund mehr, über den richtigen Umgang mit dem Thema »geschlechtliche und sexuelle Identität« an Schulen nachzudenken, statt sich blauäugig oder opportunistisch auf die Seite derer zu schlagen, die mit der Brechstange eine ungrammatische Sprache einführen wollen, die selbst in der Gruppe der Betroffenen auf viel Skepsis stößt.
Überhaupt finde ich es höchst befremdlich, daß der Sprache bei diesem Thema (und bei anderen Themen) eine derart überragende Bedeutung beigemessen wird. In dem offenen Brief heißt es allen Ernstes:
»Bayerns Schulen sollten ein Schutzraum, ein Ort der Wertschätzung und Akzeptanz für alle Kinder und Jugendliche sein, unabhängig von ihrer geschlechtlichen und sexuellen Identität. Queeren
Jugendlichen fehlt es in unseren Bildungseinrichtungen immer noch vielfach an Anlaufstellen und
Vorbildern. Um ihnen ein Gefühl der Gleichwertigkeit und Akzeptanz zu vermitteln, brauchen wir
mehr queere Sichtbarkeit in unseren Schulen. Ein staatlich verordnetes Genderverbot in bayerischen
Schulen macht jedoch alle Bemühungen in diese Richtung zunichte. Es macht die Lebensrealitäten
und vielfältigen Identitäten queerer Schüler*innen und auch der queeren Beschäftigten an unseren
Schulen unsichtbar, schließt sie aus und vermittelt ihnen das Gefühl, an bayerischen Schulen nicht
willkommen zu sein.«
Wenn die Verfasser und Unterstützer des Briefs tatsächlich meinen, alle ihre Bemühungen zur Förderung von Akzeptanz und Sichtbarkeit würden durch den Verzicht auf die Sonderzeichen zunichtegemacht, stellen sie sich selbst ein verheerendes Zeugnis aus. Wie kann man sich nur so verrennen und an der Sache vorbeiargumentieren? Wieso werden Lebensrealitäten von queeren Schülern unsichtbar, wenn man auf eine bestimmte Sonderschreibung verzichtet? Brauchen wir diskriminierende Wortbilder, um irgendwen sichtbar zu machen? Den Mangel an Anlaufstellen und Vorbildern kann man doch nicht mit Sonderzeichen beheben!
Jeder kann und soll von seinem Leben, seiner Identität usw. erzählen, gerade auch in der Schule, wo das allerdings nicht immer leicht ist, übrigens für alle, nicht nur für die hier gemeinte Gruppe. Wer das fördern will, dem stehen dafür unzählige Möglichkeiten zur Verfügung. Dazu braucht man keine neue Fachsprache zu erfinden. Unsere Allgemeinsprache bietet alles, was man dazu benötigt. Mehr noch, ich glaube, daß man viel leichter und unbefangener über solche Themen sprechen könnte, wenn man sich endlich darauf verständigte, die genderneutralen Formen, die uns im Deutschen ja zur Verfügung stehen, auch an Schulen wieder zu benutzen. Denn »Schüler« – anders übrigens als »Schülerinnen und Schüler« – ist wahrhaft geschlechts- und geschlechtsidentitätsneutral und kann deshalb niemanden ausschließen. Man müßte nur den Mut haben, zu dieser einfachen Lösung zurückzukehren.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.03.2024 um 07.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52982
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Bundesschülerkonferenz sieht Verbot von Gendern als "Bevormundung" (ZEIT 20.3.24)
Sollte die Forderung nach mehr Deutschunterricht doch nicht verkehrt sein? Richtiges Deutsch als Bevormundung?
Man sieht hier auch wieder das Problem mit den Verbandssprechern, die tatsächlich riesige Populationen bevormunden. Welche Schüler interessieren sich schon für die Bundesschülerkonferenz? Wer kennt den Bundessprecher? Wir haben noch Klassensprecher gewählt. Schon der Schulsprecher war ziemlich entrückt. Einen Bundesschülersprecher gab es damals noch nicht. Die Regierungen lieben und fördern solche schwach legitimierten Interessenvertreter, weil sie dann einen „Ansprechpartner“ haben und sich gegebenenfalls neue Legitimation verschaffen können. So damals bei der Rechtschreibreform, für deren schnelle Durchsetzung sich die von den Schulbuchverlagen bearbeiteten Landesschülervertreter einsetzten. Man denke auch an türkische Verbände, die als muslimische Ansprechpartner geschätzt werden, wenn es nun schon mal keine muslimischen Kirchen gibt.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 20.03.2024 um 00.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52976
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Politiker und Funktionäre, die gefragt werden, warum sie nicht »gendern« (= Genderlücken sprechen), reden sich gern darauf heraus, daß sie sich an »den Duden« halten. So spricht Angela Merkel. Und auch Klaus Weselsky spricht so, wobei er lustigerweise noch hinzufügt: »Bei mir wird nicht gegendert«, um dann festzuhalten, daß er »Eisenbahnerinnen und Eisenbahner« sagt. Söder ist bekanntlich auch gegen das »Gendern« und findet nichts dabei, Sätze zu sagen wie »Jede und jeder darf Sprache verwenden, wie sie und er will«.
Politiker, die gegen das Lückengendern etwas tun wollen, berufen sich meist auf die geltenden Rechtschreibregeln. Mal wird der Duden dazu herangezogen, mal der Rat für deutsche Rechtschreibung, Friedrich Merz bezog sich gar auf einen »Rat für deutsche Sprache« (geschenkt). Die Hamburger Volksinitiative »Schluss mit Gendersprache in Verwaltung und Bildung« fordert explizit die Einhaltung der Regeln des Rats für deutsche Rechtschreibung. Ich habe das immer für eine hochriskante Strategie gehalten, weil man sich damit von einer Institution abhängig macht, die ihre Empfehlungen jederzeit revidieren kann, auch dann, wenn die inhaltlichen und grammatischen Argumente gegen das Sonderzeichengendern unverändert überzeugen. Inzwischen zeichnet sich ein solcher Schwenk unübersehbar ab. Da hilft es auch nichts, wenn der Rat richtigerweise darauf hinweist, daß er eigentlich gar nicht zuständig ist.
Daß der Rechtschreibrat eine stumpfe Waffe ist, hat man nun wohl auch in Bayern erkannt. Dort baut man schon vor. Während Innenminister Herrmann im Dezember noch sagte: »Unsere staatlichen Behörden haben sich an die amtlichen Rechtschreibregeln zu halten. Das gibt die von der Staatsregierung erlassene ‘Allgemeine Geschäftsordnung für die Behörden des Freistaates Bayern’ verpflichtend vor« (https://www.stmi.bayern.de/med/pressemitteilungen/pressearchiv/2023/418/index.php), betont er jetzt, die gestern beschlossene Ergänzung ebenjener Geschäftsordnung zwecks Verbots von Wortbinnenzeichen »gelte unabhängig von etwaigen künftigen Entscheidungen des Rates für deutsche Rechtschreibung« (https://www.stmi.bayern.de/med/pressemitteilungen/pressearchiv/2024/87/index.php). Hört, hört!
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.03.2024 um 19.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52975
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"Bayern verbietet Gendersprache in Schulen, Hochschulen und Behörden
Das Kabinett in München hat eine Änderung der Allgemeinen Geschäftsordnung für die Behörden des Freistaats beschlossen. Demnach seien mehrgeschlechtliche Schreibweisen durch Wortbinnenzeichen unzulässig, hieß es. Lehrkräfte müssten sich daran halten, sagte Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU)."
Die Motive lasse ich mal beiseite, die sind bei einem Ministerpräsidenten mit Neigung zu Kreuzzügen nicht über jeden Zweifel erhaben. Aber immerhin!
Wenn der Staat den Schulen eine neue Rechtschreibung verordnen kann, dann kann er auch das Gendern verbieten. Die Mehrheit des Sprachvolks hat er diesmal auf seiner Seite, und die Wissenschaft natürlich auch.
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Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 15.03.2024 um 00.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52958
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Die vergeigte Paarformel zieht sich ja durch. Z.B.
tagesschau24, 03.02.2024 15:00 Uhr, Viktoria Kleber vom RBB, zur Großdemonstration gegen Rechtsextremismus in Berlin:
"... aber wenn man sich mal die Demonstrierenden und Demonstrierenden ansieht ..."
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 14.03.2024 um 21.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52957
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Hundertprozentig kann man bei Scholz selten was raushören. »Bürgerinnen und Bürgern« wird bei ihm ja fast immer zu »Bürgernn und Bürgern«, die erste Endung spricht er minimal länger als die zweite (siehe auch http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47121). Wenn er also »Abgeordnetnn und Abgeordnetn« sagt – wenn er sich auch auf halber Strecke verhaspelt –, kommt das bei mir als »Abgeordnetinnen und Abgeordneten« an. Es besteht wohl kein Zweifel, wie dieser Lapsus zu erklären ist: er ist Folge der völlig mechanisierten Produktion der Paarform.
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Kommentar von Tante Google, verfaßt am 14.03.2024 um 20.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52956
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Taurus-Streit: Kanzler Scholz stellt sich den Fragen der Abgeordneten – LIVE (ZDF)
https://www.youtube.com/watch?v=mlcxyLk0PYY
Ab 35:06 kommt wohl das fragliche Zitat. Auch nach zehnmal Hören, normal und verlangsamt, kann ich mit meinen alten Ohren nicht hundertprozentig "Abgeordnetinnen" raushören, nur den angefangenen und abgebrochenen, hier falschen "Doppel-Wumms".
Scholz "gendert" öfters einfach durch Doppelung der männlichen Form.
Gender-Profi Olaf Scholz | heute-show #shorts:
https://www.youtube.com/watch?v=FOfFXt4Jdec
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 14.03.2024 um 02.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52953
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»Jeder Republikaner oder Republikanerin, der oder die das unterzeichnet, sollte sich schämen, sagte Trump bei Fox«, liest man auf tagesschau.de (13.3.24). (Es geht um das Gesetz, mit dem unter anderem weitere Gelder für die Ukraine bereitgestellt werden sollen.) Gerade bei Singularkonstruktionen sträubt sich unsere Grammatik gegen das Gendern, und zwar sowohl gegen das Sonderzeichen- als auch gegen das Paarformelgendern. Deshalb geht es so oft in die Hose, wie man auch hier wieder sieht. Man sollte es einfach lassen.
Nebenbei: Gesetzesvorlagen im Repräsentantenhaus werden von den Abgeordneten nicht »unterzeichnet« (https://www.house.gov/the-house-explained/the-legislative-process/house-floor). Man kann im Deutschen einen Standpunkt, den man teilt, »unterschreiben«, aber »unterzeichnen« wird normalerweise nicht in diesem übertragenen Sinne gebraucht. Ich nehme an, hier steckt das amerikanische »sign off (on ...)« dahinter.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 13.03.2024 um 15.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52952
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Bundeskanzler Scholz vorhin im Bundestag: »die Abgeordnetinnen und Abgeordneten«. Er hat es noch bemerkt und etwas gestockt, aber gesagt hat er es. Scholz gehört zu den beharrlichsten Doppelmopplern in der Politik und steht inzwischen sogar Gysi in dieser Hinsicht in nichts mehr nach.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 13.03.2024 um 13.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52951
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Kann aber auch Gedankenlosigkeit sein, ein Flüchtigkeitsfehler, was für mangelnde Sorgfalt spräche. Es scheint nicht unüblich zu sein, daß der Autor eines Artikels den Vorspann nicht selbst verfaßt oder zu sehen bekommt.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.03.2024 um 11.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52949
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Das glaube ich auch, andererseits kann ich mir kaum vorstellen, daß die das bei der FAZ selbst nicht merken. Dieser Quark gehört wohl mittlerweile schon zum guten Ton, Hauptsache sie zeigen, daß "Gendergerechtigkeit" über alles geht.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 13.03.2024 um 09.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52948
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Sein eigensinniger Western „Out of Rosenheim“ machte ihn weltberühmt, seine Heldinnen waren fast immer weiblich. Und seine Filme sollten wie Gedichte sein. Jetzt ist der Filmregisseur Percy Adlon gestorben.
So lautet der Vorspann zu einem am 12. März in der Online-Ausgabe der FAZ veröffentlichten Artikel von Claudius Seidl. In der E-Paper-Ausgabe vom 13. März lautet der Vorspann: Percy Adlon, Münchner Regisseur mit universalem Anspruch und Schöpfer von „Out of Rosenheim“, ist gestorben. Ich vermute, daß der Vorspann in der Online-Ausgabe nicht von Seidl stammt.
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Kommentar von H.-J. Martin, verfaßt am 12.03.2024 um 13.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52945
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Jemand schrieb sinngemäß zum "Gendern", das Gute daran sei, daß man es ja nicht zu lesen brauche. Wenn es nur so wäre! Zum einen muß man es ja immer wieder hören, bevor man den Ausschaltknopf des Radios (bzw. dessen Fernbedienung) erreicht hat, zum anderen reiben es einem z.B. Behördenschreiben in die Augen. Am ehesten kann man es in privaten eMails eindämmen:
Damit ist allerdings keine Streitkorrespondenz über den Sinn und Unsinn des "Genderns" gemeint, da sich Anhänger alternativer politischer Sprachkorrektheit gegen sprachwissenschaftliche Argumente als immun erweisen. Eine Antwort eines Parteifunktionärs lautete: "Weder planen wir, irgendjemanden zu zwingen es auch zu tun, noch empfinden wir ein missionarisches Sendungsbewusstsein. Wir machen es einfach. [...] Nehmen sie es wie es ist und stören sich nicht daran." (Mit "sie" war ich gemeint.) So haben vor Jahren auch die Raucher "argumentiert".
Wenn ich eine (oft schon in der Anrede) "gegenderte" eMail lese, höre ich nach den ersten z.B. "lieben Mitstreiter*innen" auf zu lesen, setze an genau diese Stelle einen Hyperlink und schicke die eMail ohne weitere Kommentare als Antwort zurück.
Der Hyperlink verwies zunächst auf einen Text der Linguistin Ewa Trutkowski (<https://www.nzz.ch/feuilleton/gendergerechte-sprache-die-diskussion-ist-politisch-vergiftet-ld.1567211>, 22.07.2020).
Dann habe ich meinen eigenen Text verfaßt:
<http://www.tierkunde.de/nogender.htm>
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.03.2024 um 17.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52929
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Ohne die Mitarbeiterinnen wie gewohnt weiter?
Tun sie etwa sonst auch nichts?
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 09.03.2024 um 12.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52927
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In der taz zitiert (https://taz.de/Die-Wahrheit/!5576652/):
„Wegen des morgigen Weltfrauentags arbeiten die weiblichen Mitarbeiterinnen des Zeit-Verlags morgen nicht. Der Betrieb läuft wie gewohnt weiter.“
Die männlichen Mitarbeiterinnen finden mal wieder keine Erwähnung.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.03.2024 um 06.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52888
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Kombinieren Sie die Einnahme von Diclofenac nicht mit der Einnahme von anderen Medikamenten, ohne dass Ihre Ärzt*in Bescheid weiß. […] Teilen Sie Ihrer Ärzt*in alle Medikamente mit, die Sie einnehmen.
(https://www.apotheken.de/medikamente/wirkstoffe/13188-diclofenac)
Da kann man das Sternchen auch gleich weglassen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2024 um 05.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52887
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Wenn man sagt „der Pferd“, sind Stütinnen nur mitgemeint. Oder so ähnlich. Das wollen wir ändern:
„Pferde schlüpfen im Spiel gewissermaßen in verschiedene Rollen. Sie spielen Jäger*in und Gejagte*r und wechseln diese Rollen im Spielverlauf immer wieder mit ihren Spielgefährt*innen. (...) Es ist ein großer Unterschied ob man wirklich aus freien Stücken und fröhlich im Herzen miteinander spielt oder ob der*die eine den*die andere*n bespielt bzw. sich eigentlich hinter dem Begriff „Spiel“ eine Manipulation versteckt.“ (https://rplus.click/wirklich-verspielt-spielgesicht-des-pferdes)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2024 um 04.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52886
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Unbenommen, aber es ist nicht das, was die Vertreter den Gendertheorie meinen. Es ist ja keine biologische Theorie.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 29.02.2024 um 22.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52883
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Kein Unterschied zwischen biologischem Geschlecht und Geschlechtsleben? Letzteres umfaßt das gesamte sexuelle Verhalten, sexuelle Vorlieben, die Sicht auf den eigenen und auf andere Körper. Das eigene biologische Geschlecht gehört sicherlich zum Geschlechtsleben und beeinflußt es wesentlich, aber ist es dasselbe?
Homo-, Hetero-, Bi-, Transsexualität sind ja wohl keine Geschlechter. In "m/w/d" sehe ich nur das Geschlecht, nicht das sexuelle Verhalten, das bleibt völlig offen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.02.2024 um 05.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52872
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Meiner Ansicht nach hat Herr Metz recht. Im Hintergrund steht das genannte Gesetz, die einzelnen Firmen sind nicht dafür verantwortlich und würden sich die Komplikation lieber sparen.
Die Unterstellung, eine Technikerin würde sich nicht bewerben, ist heute wohl längst gegenstandslos, sie stammt wie das ganze Gendern aus einer ideologischen Ecke. Ich sehe davon ab, daß Arbeitgeber, wenn sie einen Mann suchen, natürlich einen Weg finden werden, ihn auch zu finden.
Zu Herrn Riemer: "d" ist keineswegs dasselbe wie Nichtnennung, sondern eine ebensolche Offenlegung wie "m" und "w". Zwischen dem biologischen Geschlecht und dem "Geschlechtsleben" sehe ich keinen Unterschied. – Die katholische Kirche erkennt laut KKK die Existenz Homosexueller an, verlangt aber von ihnen, ihre widernatürliche Veranlagung nicht auszuleben. Als sei die sogenannte Enthaltsamkeit keine Form des Geschlechtslebens! So naiv wollen wir doch nicht sein.
Die Anatomie und Physiologie (Chromosomen, Hormone) sind ein Teil des Geschlechtslebens – was denn sonst? Außerdem bezieht sich das Gendern nach dem Willen seiner Erfinder ja gerade nicht auf das biologische Geschlecht.
Das "Streiflicht" der SZ bemerkte gestern sehr witzig, es gebe mindestens neun Geschlechter und in Berlin noch drei mehr...
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.02.2024 um 21.49 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52871
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Ich sehe auch viele Zeitungssuchanzeigen "Reinigungskraft (m/w/d)", z. B. im Wochenblatt Mannheim, als ob mit irgendwelchen Arbeitskräften schon einmal nur Frauen gemeint gewesen wären.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.02.2024 um 18.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52870
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Erst einmal sollten wir klären, ob "m/w/d" tatsächlich das Geschlechtsleben thematisiert, oder ob es, wie ich meine, nur eine Angabe zum persönlichen Geschlecht ist, und zwar dem biologischen.
Natürlich ist auch die genaue Angabe des biologischen Geschlechts (m/w) bzw. dessen ausdrückliche Nichtangabe (d) nicht überall erforderlich.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.02.2024 um 17.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52869
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Nach der Logik des herkömmlichen Sprachgebrauchs ist »Techniker (m/w/d)« nicht falsch, aber überspezifisch. »Mann (m/w/d)« würde wohl auch Genderfreunden nicht einleuchten. Bei »Techniker (m/w/d)« könnten sie argumentieren, sie seien zwar, wegen des »male bias«, grundsätzlich gegen das generische Maskulinum, die ausdrückliche Klarstellung, daß alle Geschlechter willkommen sind, reiche notfalls aber aus, damit sich eben doch alle angesprochen fühlen und niemand ausgegrenzt wird.
Das Dumme ist nur, daß die Formel »m/w/d« längst zur Standardfloskel verkommen ist, die nicht zuletzt dazu dient, Abmahnungen wegen Verstoßes gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz zu vermeiden. Ein solchermaßen erzwungenes Bekenntnis ist im wahren Leben aber völlig wertlos, wenn der Stelleninhaber nicht im Traum daran denkt, den freien Posten mit einer Frau oder jemandem mit nichtbinärer Geschlechtsidentität zu besetzen. Dann wird nämlich ein Mann eingestellt, so einfach ist das.
Wie sinnlos diese Formalität ist, wurde mir noch einmal klar, als ich neulich auf eine Anzeige von Woolworth für ein Orientierungspraktikum stieß. Der ganze Text enthielt keine einzige Personenbezeichnung, sondern bestand aus einer Aneinanderreihung von Sätzen der Art »Du denkst über eine Ausbildung im Einzelhandel nach, bist Dir aber nicht sicher, ob es das Richtige für Dich ist?« Du, Du, Du … keine Spur von Diskriminierung, alles völlig neutral formuliert. Doch überschrieben war die Anzeige mit: »Orientierungspraktikum (*gn)«! Was bitte ist ein geschlechtsneutrales Orientierungspraktikum? Hätte der Anzeigentext ohne diesen Zusatz irgendwen benachteiligt? Warum macht ein Unternehmen so etwas? Mir fallen nur zwei Gründe ein: entweder es will damit eine bestimmte Pose einnehmen, weil es sich davon irgend etwas verspricht; oder es will auf Nummer Sicher gehen, um ja keinen Ärger zu bekommen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.02.2024 um 14.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52868
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Ich lese auf einem Firmenwagen:
Techniker (m/w/d) gesucht
Abgesehen von der Geschmacklosigkeit, auch in so nüchternen Zusammenhängen ständig das Geschlechtsleben der Menschen zu thematisieren, fällt ein pragmatischer Widerspruch auf: Während das Gendern voraussetzt, daß das generische Maskulinum nicht existiert oder nicht mehr funktioniert, macht die Formulierung direkten Gebrauch davon: Techniker könnte nicht als „w“ spezifiziert werden, wenn es nicht zunächst geschlechtsneutral wäre.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.02.2024 um 07.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52860
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Bei den Germanen wurde die männlichen Vornamen einer Sippe gern durch Stabreim verbunden (Hadubrand, Hildebrand, Heribrand; Gunther, Gernot, Giselher), die weiblichen nicht. Frauen sind austauschbar.
Die Kühe einer Zucht dagegen haben vielerorts alliterierende Namen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.02.2024 um 04.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52858
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"In den Informationsprogrammen des WDR verwenden wir keinen Gendergap, also nicht Formulierungen wie Bürger_Innen, Bürger:innen oder Bürger*innen. Weder geschrieben noch gesprochen. Wir tun das deshalb nicht, weil wir aus repräsentativen Befragungen wissen, dass eine deutliche Mehrheit der Menschen in Deutschland diesen Sprachgebrauch nicht möchte. Gerne nutzen wir hingegen Doppelnennungen wie Bürgerinnen und Bürger. Wir machen das aber nicht ständig, denn Sprachfluss und Verständlichkeit sollten darunter nicht leiden." (WDR)
Damit ist der Weg zur Standardsprache frei, denn die Doppelnennung gab es schon immer, das ist mehr eine Frage der Häufigkeit. Allerdings kann der gute Vorsatz jederzeit durch einen Federstrich (etwa Personalwechsel) aufgehoben werden. Was die "Mehrheit der Menschen" will, ist bei einer zwangsfinanzierten Institution gleichgültig.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.02.2024 um 08.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52855
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„Der Charta der Vielfalt e.V. ist die größte Arbeitgebendeninitiative zur Förderung von Diversity in Unternehmen und Institutionen Deutschlands.“
Aber auch "Arbeitnehmende" können sich einloggen, und man kann die Unterzeichner_innen sehen.
Den alten marxistischen Kalauer, daß die Arbeitnehmer eigentlich ihre Arbeit geben und die Arbeitgeber sie nehmen, hat man außen vor gelassen, wahrscheinlich weil die ganze Sache eben von den Unternehmen ausging und der Gewinnsteigerung dient, was auch die Gewerkschaften kritisieren. (Wie der Gewinn bei den Universitäten aussehen soll, die allesamt unterzeichnet haben – natürlich ohne die Universitätsangehörigen zu fragen –, bleibt unklar.)
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 25.02.2024 um 02.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52846
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So werden Personen in die Gruppe der Menschen aufgenommen. Das ist doch etwas sehr Schönes.
Übrigens geht das Interview so weiter:
«Person» hat doch etwas sehr Anonymes.
Stimmt, «Mensch» klingt weicher, das [da?] sind wir wohl von Herbert Grönemeyer geprägt.
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Kommentar von Tante Google, verfaßt am 25.02.2024 um 01.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52845
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https://www.nzz.ch/nzz-am-sonntag/anke-engelke-im-interview-ueber-den-beruf-das-leben-und-die-ehe-ld.1771619
Anke Engelke im Interview:
"Sie haben einmal gesagt, in diesen Momenten böten Sie dem Fan statt eines Fotos ein Gespräch an. Das aber werde eigentlich jedes Mal abgelehnt.
Ja, da gehen die meisten Menschen einfach weiter, und das ist doch ein bisschen entlarvend. Es kann aber auch abgehoben wirken, wenn ich selber mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen und nicht abgeholt werden möchte. Oder wenn ich die Privilegien, die ich habe, ausnutze, etwa wenn ich als Co-Produzentin eines Films sage: «Ich möchte diese Person nicht mehr im Team haben, sie hat sich übergriffig benommen.»
Wieso sagen Sie «Person» und nicht «Mensch»?
Weil bei «Person» der Artikel weiblich ist, und ich so inkludiere."
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.02.2024 um 04.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52830
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Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#34966
Man erkennt das methodische Problem der nachträglichen Deutung historischer und stammesgeschichtlicher Tatsachen: Auf die Frauen wirkt angeblich der pompöse rhetorisch-histrionische Auftritt der Männer sexuell attraktiv, andererseits aber auch die unterkühlte Sachlichkeit, also die Zurücknahme der Modulation gegenüber dem Stimmumfang bei Kindern und Frauen. Je nachdem, wie es gerade paßt. Ich will damit einen möglichen wahren Kern nicht bestreiten, aber man muß vorsichtig sein.
Die Frauen hatten bekanntlich Orpheus und Elvis zum Fressen gern. Alphamänner eben, von denen sie sich unbewußt guten Nachwuchs versprachen. Andererseits finden sie intelligente Männer attraktiv, die sie und den Nachwuchs gut versorgen würden. Steht übrigens alles schon bei Schopenhauer ("Metaphysik der Geschlechtsliebe").
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.02.2024 um 04.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52829
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Schönes Beispiel! Man würde, wenn der Name auch noch gegendert wäre, das pedantische Geleier sehr unangenehm finden, durch den Verzicht auf die gefälligen Trochäen. Aber natürlich dementiert man praktisch die Behauptung, das generische Maskulinum sei überholt oder funktioniere nicht mehr. Das gleiche wiederholt sich täglich tausendfach.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.02.2024 um 23.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52828
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Spender*innen (2×)
Unterstützer*innen (2×)
Mitarbeiter*innen
Patient*innen (3×)
Entscheidungsträger*innen
Helfer*innen
Ärzte ohne Grenzen (29×) – Hier keine *innen!
Das alles auf einer einzigen Seite von
www.aerzte-ohne-grenzen.de
("Über uns" – Ärzte ohne Grenzen Deutschland)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.02.2024 um 16.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52818
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Da es sich um Alan Posener handelt, kann ich mit Bestimmtheit sagen, daß er das generische Maskulinum früher nicht vermieden, sondern sehr gutes Deutsch geschrieben hat. (Er hat auch unseren Kampf gegen die Rechtschreibreform unterstützt und mit mir darüber korrespondiert. Meine Frau hat ihn mal interviewt.)
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Kommentar von Tante Google, verfaßt am 20.02.2024 um 15.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52817
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https://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2024-02/schulabbrecherquote-jugendliche-zahlen-arbeitsmarkt
Schulabbrecherquote: Der Schulabbruch ist nicht das Problem
[...]
"Die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit in der EU
Auch wenn jeder Jugendliche ohne Schulabschluss – das generische Maskulinum ist hier besonders angebracht, weil es erheblich mehr Jungen als Mädchen betrifft – einer zu viel ist; auch wenn jede Jugendliche ohne abgeschlossene Berufsausbildung eine zu viel ist"
[...]
Ein Kommentar lautet: ".. hier hat jemand das generische Maskulinum so überhaupt gar nicht verstanden :( .."
Der Autor antwortet: "O doch, und ich vermeide es, wo ich es nur kann, wie Ihnen vielleicht aufgefallen ist."
In der Tat meidet der Autor das generische Maskulinum und neigt stark zu einem generischen Femininum.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.02.2024 um 05.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52760
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Ich habe viele Bücher zur Evolution gelesen, vor allem Dawkins, aus dem ich ja auch oft zitiere. Die Entwicklung der Lebewesen wurde durch Zweigeschlechtigkeit (Rekombination von Anlagen zweier Geschlechter) vorangetrieben, nicht durch „sexuelle Zwischenstufen“ oder „nicht-binäre sexuelle Orientierungen“, wie man heute sagt. Die kommen in der ganzen Evolutionslehre überhaupt nicht vor. Daraus folgt natürlich nichts für unseren Umgang mit anderen Menschen, aber es ist doch eine biologische Tatsache, die in einem genauen Sinn rechtfertigt, was Biologen (Nüsslein-Volhard und viele andere) sagen: „Es gibt genau zwei Geschlechter.“
Schon Schopenhauer überlegte, wozu die Natur Homosexualität hervorgebracht haben könnte. Die Frage ist wahrscheinlich sinnlos. Es gibt halt verschiedene sexuelle Orientierungen (wie auch Rassen usw.), und alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. Das ist eigentlich nicht schwer zu verstehen.
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Kommentar von Tante Google, verfaßt am 13.02.2024 um 12.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52756
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https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2024-02/erderwaermung-1-5-grad-grenze-klimawandel-naturkatastrophen
Normaler Text, aber an einer Stelle stolpert man dann doch. Sind jetzt nur Männer oder nur Frauen gemeint ?
"Schätzungen zufolge sind 2022 allein in Europa rund 60.000 Menschen durch Hitze und ihre Folgen gestorben. Mit jedem Grad Erwärmung werden es mehr – im Schnitt 35 pro eine Million Einwohner in Europa (Nature Medicine: Ballester et al., 2023). Bei derzeit rund 543 Millionen EU-Einwohnerinnen ergibt das jeden Sommer fast 20.000 zusätzliche Hitzetote."
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Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 13.02.2024 um 02.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52752
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Zu Herrn Metz (http://sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1626#52658):
Das lächerliche "bemensen" muß wohl als Ausfluß einer ideologisch begründeten und zunehmend auch behördlich erzwungenen Sprachveränderung angesehen werden, von der leider auch die Niederlande und Belgien nicht verschont bleiben. Immerhin: Van Dale online kennt das Wort nicht, ANW online nur das abgeleitete und nicht weniger komische "bemensing", und auch bei Pons und Langenscheidt ist nichts zu finden. Das Prisma-Wörterbuch ist nur gegen Gebühr zugänglich, und Uitmuntend vermerkt "[politiek correct voor bemannen]". Das ist es wohl. Laut Wiktionary steht das Wort in der Wörterliste der Nederlandse Taalunie – m.E. ein Grund zum Mißtrauen, denn die Sprachbastler in diesem Gremium benötigten die Gesetzgeber in den Niederlanden und Flandern, um 2005/2006 nach vielen Jahren die ungeliebte und oft ignorierte Reformschreibung in Behörden, Schulen und sonstigen mit öffentlichen Mitteln finanzierten Institutionen zwangsweise durchzusetzen (in den Niederlanden sogar per Gesetz!). Ebenfalls laut Wiktionary verstehen immerhin 67% der Niederländer, aber nur 21% der Flamen die Bedeutung des Wortes. Erfolg sieht anders aus.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 11.02.2024 um 12.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52742
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Jungen im Alter zwischen sechs und zehn Jahren, sagt der Pädagoge, bräuchten mehr Lehrer. "Lehrer verstehen die Bedürfnisse von Jungen besser", sagt der 35-Jährige. Doch Männer als Grundschullehrer fehlen.
Dieser Text ist kaum zu verstehen. Warum tauchen im letzten Satz völlig unvermittelt Männer auf? Von ihnen war vorher doch gar nicht die Rede.
Es handelt sich um ein Zitat aus einem Artikel der ZEIT (https://www.zeit.de/karriere/beruf/2016-06/grundschullehrer-maenner-beruf-anteil), das ich an zwei Stellen verändert habe. Das korrekte Zitat lautet:
Jungen im Alter zwischen sechs und zehn Jahren, sagt der Pädagoge, bräuchten mehr männliche Lehrer. "Männliche Lehrer verstehen die Bedürfnisse von Jungen besser", sagt der 35-Jährige. Doch Männer als Grundschullehrer fehlen.
Wenn die Worterklärung des Dudens unter dem Stichwort »Lehrer« stimmen würde, nämlich »männliche Person, die […]«, wäre der Ausschnitt aus dem Artikel auch in der von mir veränderten Variante auf Anhieb verständlich. Der allgemeine Duden-Hinweis, daß die maskuline Form »in bestimmten Situationen« gebraucht werde, um damit Personen aller Geschlechter zu bezeichnen, daß es dadurch aber zu Mißverständnissen kommen könne, weshalb man jetzt nach sprachlichen Alternativen zu dieser generischen Verwendung suche, stellt die Verhältnisse auf den Kopf. In Wahrheit geben der Kontext und das Sprachgefühl in fast hundert Prozent der Fälle zuverlässig Aufschluß darüber, ob eine Personenbezeichnung generisch oder spezifisch gemeint ist, und wird nur dort, wo es nötig oder sinnvoll erscheint (das sind die »bestimmten Situationen«!), das Geschlecht explizit kenntlich gemacht. Das weiß man natürlich auch in Mannheim. Hier wird unter Verletzung der Prinzipien einer seriösen Sprachwissenschaft – man könnte auch schärfer formulieren: auf Kosten der wissenschaftlichen Wahrhaftigkeit – ein feministisches Wunschbild gezeichnet und uns als Abbild der Wirklichkeit verkauft.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.02.2024 um 14.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52727
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„Wie Wedemosti weiter berichtete, habe die Bank eine wichtige Stellung für Importeure:innen erreicht...“ (FR 8.2.24)
Sehr originell gegendert.
(Die Auflage der Frankfurter Rundschau ist so gesunken, daß man mit dem Zählen aufgehört hat.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.02.2024 um 07.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52726
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Dagmar Lorenz hat schon früh beobachtet, daß vorwiegend positiv bewerteten Menschen die Ehre zuteil wird, gegendert zu werden („Die neue Frauensprache. Über die sprachliche Apartheid der Geschlechter“. Muttersprache 101/1991). Diese Tendenz ist seither immer deutlicher geworden.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.02.2024 um 04.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52713
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Der Rechtschreibrat ist wie sein Vorgänger damit beschäftigt, die Rechtschreibreform zu unterminieren und auf kaltem Wege abzuschaffen, nämlich durch ständige Revision, die nach der Natur der Sache nur auf Rücknahme der neuen Regeln hinauslaufen kann. Irregeleitete Helfer wie Zehetmair waren auch noch stolz darauf, daß ihnen dieser oder jener kleine Schritt zur Verhütung von Schlimmerem gelungen war. Ich habe diese klägliche Veranstaltung aus nächster Nähe beobachtet und, ja, für eine begrenzte Zeit sehr intensiv daran mitgewirkt, nachdem es nicht gelungen war, das Ganze zu kippen.
Dieselben Kräfte, die zuvor auf die Modernisierung der deutschen Rechtschreibung (vor allem die textsemantisch motivierte Kleinschreibung) hingewirkt hatten, werden auch jetzt und in Zukunft in die gleiche Richtung drängen. Allerdings ist es durch die Delegierung der Schreibkompetenz an Maschinen und maschinenhaft funktionierende Dummköpfe schwerer geworden, der Intuition kompetenter Muttersprachler zur Geltung zu verhelfen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.02.2024 um 04.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52712
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Für die Rechtschreibreformer war es ein großer Erfolg, daß die Neuschreibung in die Rechtschreibprüfung der Textverarbeitungen übernommen wurde. Gibt es eigentlich schon Programme, die automatisch gendern oder wenigstens auf die Möglichkeit des Genderns aufmerksam machen? Das wäre im Kampf gegen die deutsche Sprache ein weiterer Etappensieg.
Die Reformschreibung ist ja im wesentlichen nur reaktionär (Heyse + volksschullehrergemäße Großschreibung jeder Einzelne, im Allgemeinen – alles tiefes 19. Jahrhundert), so daß man sie achselzuckend hinnehmen kann. Das Gendern hat ein ganz anderes Kaliber.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.02.2024 um 11.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52711
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Argumente helfen gegen das Gendern so wenig wie in anderen Fällen ideologischer Verblendung.
Es bleiben nur wenige Möglichkeiten: Abstimmung mit den Füßen (Boykott gegenderter Texte), Nachweis der Undurchführbarkeit und Widersprüchlichkeit an den gegenderten Texten, Hoffnung auf Ermüdung und Überdruß der Genderer selbst. Letzteres ist bei offiziösen Texten und Gremientexten nicht zu erwarten, da sie von niemandem verantwortet und auch nicht gelesen werden (Satzungen, Programme usw.).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.02.2024 um 05.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52710
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Das generische Maskulinum lebt, auch im Gebrauch der Genderer. Von einem "Wahlsieg der Republikanerinnen und Republikaner" hat man noch nie gehört, wie denn überhaupt die Übersichten über Wahlergebnisse nicht gegendert werden.
Ausnahmen wie die linke Schweizer Genossenschaftszeitung WOZ mit ihrem Binnen-I (neuerdings Doppelpunkt) kann man vernachlässigen, dort ist der Sprachgebrauch vollautomatisch geschlechtergerecht. Nur ideologisch gefestigte Leser ertragen das.
Zur Verbreitung des Gender-Irrsinns vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_deutschsprachiger_Einrichtungen,_die_Genderzeichen_nutzen_oder_erlauben#Medien
https://de.wikipedia.org/wiki/Studien_und_Umfragen_zu_geschlechtergerechter_Sprache
Ein so großer Dampfer hat einen langen Bremsweg. Es dürfte also nicht so leicht werden, der deutschen Sprache wieder auf die Beine zu helfen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.02.2024 um 09.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52708
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Eine „Femizid“-Soziologin will, daß die Kinder sich schon im Kindergarten damit „auseinandersetzen, was bedeutet, wenn ich Junge oder Mädchen oder etwas dazwischen oder außerhalb bin. Was ist damit verbunden? Wie darf ich sein? Wie muss ich nicht sein?“ (SZ 2.2.24)
Ich halte das für sehr unrealistisch. Kinder müssen erst einmal viele Selbstverständlichkeiten lernen, bevor sie darüber nachdenken können, daß etwas nicht selbstverständlich ist. Schon die Sexualkunde in der Schule muß sich vorsehen, die Kinder nicht mit Antworten auf Fragen zu bedrängen, die sie gar nicht gestellt haben. Im Kindergarten ist die Aufdringlichkeit der Erwachsenen mit ihren „Problemen“ noch peinlicher.
Kann eine Dreijährige damit hadern, daß sie lesbisch ist? Muß sie auf die sexuelle Orientierung ihres gleichaltrigen Freundes Rücksicht nehmen?
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 30.01.2024 um 09.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52690
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Beim Gendern sollen die Geschlechter bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit grellen Scheinwerfern beleuchtet werden. Wahlweise kann man das auch sein lassen, solange man sich nur an die Vorgabe hält, das verpönte generische Maskulinum zu meiden wie die Pest. Wer mag, darf die althergebrachten und ungebrochen geläufigen Personenbezeichnungen denn auch durch sterile Wortgebilde ersetzen, die kaum noch an Menschen aus Fleisch und Blut denken lassen. So werden aus Teilnehmern Teilnehmende, aus Forschern Forschende.
Bei den »Mitarbeitenden« kommt noch etwas hinzu, was mit der vermeintlichen Geschlechtergerechtigkeit gar nichts zu tun hat. In normalem Deutsch kann man sagen, ein Unternehmen oder eine Behörde habe soundsoviel Mitarbeiter. Damit sind, wie jeder weiß, alle Personen gemeint, die dort beschäftigt sind. Daneben wird »Mitarbeiter« aber auch für Untergebene verwendet: Herr oder Frau Schmidt hat 30 Mitarbeiter (nicht: Beschäftigte). In diesem Sinne hat das Wort etwas Beschönigendes. Sicher, wenn der Betrieb, ein Vorgesetzter, das ganze Team seine Sache gut macht, arbeiten alle zusammen an einem gemeinsamen Ziel, alle arbeiten »mit«. Aber wenn es mal hakt und einer nicht so will wie der Chef oder die Leitung, dann hilft die freundliche Terminologie nicht mehr, dann merken die Betroffenen sehr schnell, daß sie eben doch Teil einer hierarchischen Ordnung sind, in der einige mehr zu sagen haben als andere. In solchen Situationen bekommt das nett gemeinte »Mitarbeiter« einen bitteren Beigeschmack. »Mitarbeitende« verstärkt diesen Effekt nach meinem Sprachempfinden noch einmal deutlich. Während der Gedanke an das Mit-Arbeiten beim »Mitarbeiter« mittlerweile völlig verblaßt ist, läßt das Partizip die Vorstellung, daß da jemand im harmonischen Verein mit anderen an etwas arbeitet, ungewollt neu aufleben. Aber diese Vorstellung paßt eben oft nicht, wenn es um das hierarchische Verhältnis zwischen Chef und Untergebenem geht. Man könnte sagen: Mitarbeiter sind je nach Kontext Beschäftigte oder Untergebene, Mitarbeitende sollen das auch sein, aber in der zweiten Bedeutung wirkt das Wort besonders deplaziert.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2024 um 06.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52682
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Wir erleben soviel sexuelle Aufklärung, aber ein Punkt bleibt unterbelichtet: Wie stark sind Geschlechterforscher durch ihre eigene sexuelle Orientierung/Veranlagung bestimmt? Anscheinend gilt es als Angriff unter der Gürtellinie, danach zu fragen, dabei müßte es für die Entlarvungspsychologie (beinahe eine Pleonasmus) doch die allererste Frage sein. Manche verhehlen nicht, daß sie aus ihrer persönlichen Lage einen Beruf gemacht haben, aber das sind Ausnahmen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2024 um 06.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52681
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Im Radio spricht der Sozialpsychologe Rolf Pohl über Männlichkeit und sexuellen Mißbrauch, durchweg in den psychoanalytischen Begriffen einer nicht-empirischen Interpretation, wörtlich kaum zu unterscheiden von den 100 Jahre alten Schriften Freuds usw. Beeindruckt von Oskar Negt, Adorno und anderen Autoren dieser Richtung, die Freud und Marxismus verbanden. Das Erklärungsschema („Projektion“ des Verdrängten auf andere usw.) läßt sich über alles legen, häusliche Verhältnisse ebenso wie Kriegsverbrechen (Massenvergewaltigung). Alles plausibel und sympathisch, aber in meinen Augen unwissenschaftlich. – Ich habe den Muff der 50er Jahre ähnlich erlebt wie der etwas jüngere Pohl, auch die befreiende Wirkung der Freud-Lektüre, aber irgendwann muß man doch darüber hinausgelangen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.01.2024 um 07.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52667
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Der Ausdruck „sexualisierte Gewalt“ ist im Sprachgebrauch der EKD offiziell verfestigt und wird durch die neue Dokumentation des Mißbrauchs nochmals bestätigt. Er macht den Tätern die Verteidigung leicht: „Gewalt? Ich doch nicht! Es war alles einvernehmlich.“ – Die Kirche hat sich vor Jahren von den Feministinnen einen ideologisch verzerrten Begriff aufbinden lassen und will ihn wohl auch gar nicht loswerden.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 21.01.2024 um 21.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52639
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Zu "der oder die Unbekannten: Das klingt zwar schief, aber der Schreiber wollte sich wohl nicht auf Einzahl bzw. Mehrzahl festlegen. Da könnte die deutsche Sprache ein Update gebrauchen.
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Kommentar von Tante Google, verfaßt am 21.01.2024 um 19.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52637
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Nur so am Rande:
Auf https://www.msn.com/ finden sich oft komplette Artikel, die bei den Zeitungen hinter der Bezahlschranke verschwinden.
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Kommentar von , verfaßt am 21.01.2024 um 18.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52636
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Auf https://www.msn.com/ ist heute zu lesen:
Berliner Mülltonne mit klarer Botschaft
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Auf etwas ungewöhnliche Weise hat jetzt jemand in Berlin seine Meinung zur AfD zum Ausdruck gebracht. Der oder die Unbekannten schrieben auf eine Mülltonne in Prenzlauer Berg: „AfD bitte hier entsorgen. Danke.“
Texte, in denen (hier im Falle des Artikels die) selbst Numerus und Genus verwechselt werden, sind wirklich "für die Tonne".
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.01.2024 um 08.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52612
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In der Diskussion um Schuluniformen (Macron) ist erwartungsgemäß ein Argument hinzugekommen, das bei der heutigen Lage alle anderen ausstechen dürfte:
„Außerdem kann eine Uniform, die auf Geschlechter zugeschnitten ist, als diskriminierend und sexistisch gewertet werden, da bei der Auswahl dieser Uniform unvermeidlich auch Klischees und Vorurteile über den Kleidungsstil von bestimmten Geschlechtern eine Rolle spielten. Bei transsexuellen Menschen kann es bei geschlechtsspezifischen Uniformen auch dazu kommen, dass sie ‚eine falsche Uniform‘ zugewiesen bekommen.“
Ein Überblick zeigt, daß Schuluniformen weder rechtsradikal noch kommunistisch sind.
Ich muß immer an jene Anekdote aus der Welt emanzipatorischer Kindergartenerziehung denken: „Tante, müssen wir heute wieder machen, was wir wollen?“ Oft wollen Kinder das gar nicht, und viele wollen auch nicht anziehen, was sie wollen, sondern am liebsten immer das gleiche.
Ich bin, wie gesagt, durch die Berichte meiner Frau über die irische Konventsschule ihrer Kindheit (die ich 40 Jahre später selbst mal besucht habe: die adretten Uniformen waren noch die gleichen, jedenfalls obenrum, übrigens auch die unbeschwerten Mädchengesichter, vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=334#17083) zu meiner eher positiven Einstellung gekommen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.01.2024 um 08.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52605
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Übrigens werden Versicherungsunternehmen fast ausschließlich "Versicherer" genannt. Die Dudenform "Versicherin" kommt hauptsächlich in Wörterbuchbelegen vor. Gehört habe ich es noch nie.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.01.2024 um 08.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52604
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Die Journalisten schreiben von den Besuchenden einer Ausstellung, weil sie gelesen haben, das sei „richtig“ gegendert. Das muß nur irgend jemand behaupten, dann geben die Muttersprachler ihren Anspruch auf, die eigene Sprache zu beherrschen.
Es gibt sogar Kollegen, die mir im mündlichen Gespräche direkt ins Gesicht gendern. Ich verabschiede mich dann möglichst schnell.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.01.2024 um 05.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52587
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Helmut Glück hat voriges Jahr einen kritischen Überblick über die Genderlinguistik veröffentlicht:
https://www.humboldt-gesellschaft.org/files/Downloads/Abhandlungen/Humboldt_45_Febr_2022_e.pdf
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.01.2024 um 07.49 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52562
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Der Junge ist abzulehnen. Schließlich sind auch Mädchen jung. Daß junge Menschen prototypisch als männlich dargestellt werden, stammt aus patriarchalischen Zeiten. Daher besser Knabe, Bub und sonst das Junge.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.01.2024 um 07.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52561
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In Kalifornien müssen die Verkäufer von Spielzeug und Kinderpflegeprodukten von Gesetzes wegen einen geschlechtsneutralen Bereich einrichten. Jungen (?) sollen ohne Scheu Glitzerzeug, Mädchen (?) Feuerwehrautos kaufen dürfen.
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Kommentar von A.B., verfaßt am 09.01.2024 um 21.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52559
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„Viele Künstler*innen der Moderne gelten als weithin bekannt, ja nachgerade populär ...“
beginnt der Katalog zur aktuellen Lyonel-Feiniger-Ausstellung in der Frankfurter Schirn-Kunsthalle, herausgegeben von Ingrid Pfeiffer bei Hirmer, 270 S., 49,90 €, mit einem Grußwort von Jutta Eberling (Hessische Kulturstiftung). Der umfangreiche Katalogtext ist mehr oder weniger konsequent mit * „gegendert“, selbst die Rechteinhaber*innen in Impressum und Bildnachweis bleiben nicht verschont.
Ohne Vollständigkeitsanspruch:
– Leihgeber*innen (Überschrift allerdings: Leihgeber)
– Förder*innen
– Partner*innen
– Autor*innen
– Künstlerkolleg*innen
– deutsche Künstler*innen
– französische Kubisten [!] (gab es dort keine Kubistinnen?)
– Zeitgenoss*innen
– Rezipient*innen
– Expressionist*innen (die -innen werden mit Paula Modersohn-Becker exemplifiziert. Sofern man sie überhaupt in diese (oder überhaupt irgendeine) Stilschublade stecken kann, hätte ihr dieses *innen allenfalls einen herzlichen Lachanfall entlockt, und dann hätte sie sich wieder der Suche nach den wahrhaftigen Dingen gewidmet).
– Weggefährt*innen
– Freund*innen
– Bauhauskolleg*innen
– Emigrant*innen
– Galerist*innen
– Sammler*innen
Einschließlich Biographie und Grußwort sind es sieben Beiträge von Frauen, sie alle enthalten solche Formen. Zwei inhaltliche Beiträge von Männern, beide sternchenfrei. Zufall? Im Vorwort allerdings gibt der nach seinem Vornamen Sebastian zu urteilen männliche Museumsdirektor die Marschrichtung vor.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.01.2024 um 07.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52554
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„Dazu gehört auch die Integration von Zuwanderinnen und Zuwandern.“ (https://www.bmi.bund.de/DE/themen/heimat-integration/gesellschaftlicher-zusammenhalt/gesellschaftlicher-zusammenhalt-node.html)
Auf diesen Text des Bundesinnenministeriums komme ich in einem anderen Zusammenhang noch einmal zurück. Hier geht es mir erst einmal um die Unfallfolgen der sprachlichen Geisterfahrerei.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.01.2024 um 13.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52553
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Für die Umwelt ist es definitiv schädlich, mehr Subventionen zu zahlen, je mehr Diesel ein Bauer oder eine Bäuerin verbraucht. Das Problem ist nur, dass die meisten Landwirtinnen und Landwirte derzeit kaum Alternativen zum Diesel haben.
Milchviehhalterinnen und -halter sowie Ackerbäuerinnen und -bauern dürften auf ihren größeren Flächen pro Betrieb mehr Diesel verbrauchen als Weinbau- oder Obstbaubetriebe, schätzt ein Fachmann der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz.
Was Bäuerinnen und Bauern unter dem Strich bleibt, hängt stark von den Erzeugerpreisen ab [...]. Die Erlöse schwanken aber zum Teil erheblich. Winzerinnen und Winzer und Obstbäuerinnen und -bauern, wie es in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz viele gibt, hatten zuletzt nicht solche Zuwächse wie andere Betriebe, sondern mussten Gewinneinbußen hinnehmen.
(https://www.swr.de/swraktuell/was-bedeutet-wegfall-agrar-diesel-subventionen-fuer-bauern-100.html)
Offen gestanden kann ich nicht erkennen, daß der exzessive Einsatz der Doppelformen das Lesen weniger erschwert und normal gestrickte Leser weniger zermürbt als die Schreibungen mit Sonderzeichen. Beides ist und bleibt eine besserwisserische Zumutung für Leute, die einfach nur sachlich und ohne bei der Lektüre ständig durch Ideologiewerbepausen unterbrochen zu werden informiert werden wollen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.01.2024 um 15.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52534
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Das Wort „gender“ kommt aus dem Englischen und bedeutet Geschlecht. Damit ist nicht das biologische Geschlecht, sondern das soziale Geschlecht gemeint. Ein soziales Geschlecht bezieht sich auf alles, was als typisch für Frauen und Männer gilt.
Wenn das so ist, kann es keine gendergerechte Sprache geben. Wir würden damit ja versuchen, einer Klischeevorstellung sprachlich gerecht zu werden. Das kann niemand wollen. Anders gesagt: Wer eine gendergerechte Sprache fordert, will damit selbstverständlich einer Wirklichkeit und nicht einer Einbildung gerecht werden – auch wenn es in den Augen eines Beobachters eine ist.
Zur Zeit wird über Zulässigkeit und Verbote diskutiert, aber die Vorfrage, was Gender eigentlich ist, bleibt unbeantwortbar. Aus den Definitionen (Wikipedia) läßt sich kein klarer oder gar unumstrittener Begriff entnehmen. Wie viele Köpfe, so viele Meinungen. Dieser Hintergrund erklärt die Hoffnungslosigkeit und die Heftigkeit der Diskussion.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.12.2023 um 07.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52489
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Die Forderung, auf das Gendern zu verzichten, ruft bei vielen die rhetorische Frage hervor: „Haben wir keine anderen/größeren Probleme?“ Das kennen wir von der Rechtschreibreform. Die war bekanntlich überaus dringlich, aber als sie angesichts ihrer Fehlerhaftigkeit zurückgenommen werden sollte, hieß es von vielen Seiten: „Haben wir keine anderen Probleme?“ Primitiv, aber wirksam. Und noch etwas: Wer lehnt das Gendern ab? Die AfD! Damit ist alles klar.
Vor 50 Jahren forderten die GEW und der VDS die Abschaffung der „reaktionären Großschreibung“ und die Einführung der modernen mittelhochdeutschen Kleinschreibung. Als das nicht klappte, haben sie noch mehr Großschreibung eingeführt. Verkehrte Welt auch hier.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.12.2023 um 18.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52475
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Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47077
DB Mobil erscheint seit 2023 nicht mehr gedruckt, nur noch digital. Nun griff man ja nach diesem Heft ohnehin nur, wenn nichts anderes zum Lesen greifbar war. Wenn man die Möglichkeit hat, sich auf dem eigenen Gerät mit Lesestoff oder etwas anderem zu versorgen, um sich von den Unzulänglichkeiten der Bahn abzulenken, wird man kaum "noch mehr Bahn" sehen wollen. Das kann dann noch so schön gegendert sein.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 27.12.2023 um 13.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52474
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In der Ärzteschaft hat sich Wut angestaut – und manche Praxen bleiben in diesen Tagen geschlossen. Was wollen die Mediziner bewirken, was heißt das für Patientinnen, und wie reagiert der Gesundheitsminister? Ein Überblick. (spiegel.de, 27.12.23)
Soweit der Vorspann. Das böse generische Maskulinum soll hier offenbar mit einem generischen Femininum sofort neutralisiert werden. Netter Versuch, aber falsch bleibt es trotzdem.
Im Artikel selbst dann das übliche Bild: In 19 Fällen (86 Prozent) wird das generische Maskulinum verwendet, an 3 Stellen pflichtschuldigst eine Doppelform eingestreut. Das Ganze hat etwas Tragikomisches.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.12.2023 um 07.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52469
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„Wie der Österreichische Rundfunk (ORF) berichtet, versorgt die Armee die etwa 250 Bewohnerinnen und Bewohner aus der Luft mit Lebensmitteln und Medikamenten.“ (BR 27.12.23)
Es geht um den „250-Einwohner-Ort“ (!) Hochgallmigg. Das generische Maskulinum läßt sich nicht so leicht abmurksen, auch nicht von den Auftragsmördern des Rundfunks.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.12.2023 um 05.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52461
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Ich sehe es grundsätzlich auch so und habe oft die Konsequenzen gezogen, z. B. Zeitschriften (zuletzt "Sterne und Weltraum") gekündigt, wenn sie mir mit gegenderten Texten kamen. Im Fall der Naturschützer bin ich nachsichtiger, weil es sich um eine wirklich sehr bemühte örtliche Sektion handelt, die wir mit einem kleinen Beitrag unterstützen. Die sprachliche Ungelenkheit sehen wir ihnen auch sonst nach, gerade weil wir selbst eine so sprachbetonte Familie sind.
Anders die großen Zeitungen und Medien. Wenn sie sich auf die Seite der "gebundenen" Texte schlagen, wie ich es nenne, also die amtliche Seite und nicht die literarische, die nie gendert, dann hat das eine leider nur zu klare Bedeutung: Die Zeitungen wollen uns nicht dienen (wofür wir sie teuer bezahlen), sondern uns erziehen. Daran werden sie auch zugrunde gehen. Komisch, daß ihre Marketing-Leute das nicht zu erkennen scheinen. Stattdessen reden sie seit Jahren um den Brei herum.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 25.12.2023 um 01.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52460
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Ich empfände es, wenn ich Leute, die so etwas verbreiten, ernstnehmen könnte, eigentlich als Unverschämtheit, jemanden, der tolerant in bezug auf jede Art von Sexualität und Lebensgefühl ist, als binär zu bezeichnen, nur weil er eine einfache wissenschaftliche Wahrheit ausspricht, nämlich daß es genau zwei biologische Geschlechter gibt.
Wer etwas anderes sagt, stellt sich selbst auf die gleiche Stufe wie die Kreationisten, die die gesamte Darwinsche Abstammungslehre leugnen.
Menschen, egal mit welchem dieser beiden Geschlechter, egal mit welchen sexuellen Vorlieben, mit welcher Sicht auf sich selbst, mit welchen Wünschen, von anderen gesehen zu werden, egal mit welcher Lebenseinstellung, sie gehören alle einer großen Vielfalt an und sind deswegen keinesfalls binär.
Binär ist nur das biologische Geschlecht, das hat sich in der Natur nun mal so eingestellt und bewährt.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 24.12.2023 um 23.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52459
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Die Anrede »Sehr geehrte Unterstützerin, sehr geehrter Unterstützer« scheidet aus, weil sie Nichtbinäre explizit ausschließt und daher in gewissen Kreisen gerade als unhöflich abgelehnt wird. Vielmehr gilt dort der Genderstern als »Ausdruck der Höflichkeit«, monströse Konstruktionen hin oder her. Grammatik, Ästhetik, Sprachökonomie und Akzeptanz unter den Lesern haben demnach hinter der unaufhaltsam sich Bahn brechenden Gerechtigkeit zurückzustehen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.12.2023 um 18.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52458
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„Sehr geehrte*r Unterstützer*in ...“ (Rundbrief vom BUND)
Eigentlich sollte die Anrede höflich und freundlich klingen, so daß hier ähnlich wie bei Vorträgen („Meine Damen und Herren“) sogar die ausführliche Beidnennung angebracht wäre. Und dann diese Monstrosität!
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.12.2023 um 09.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52425
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In einer gesonderten Verlautbarung (15. bzw. 18.12.23) stellt der Rechtschreibrat fest, daß er zwar an die „geschlechtergerechte Sprache“ glaubt (wie er ja auch selbst durch Doppelnennung gendert), aber die Sonderzeichen zunächst nicht für regelkonform erklären will. Dabei fällt der bemerkenswerte Satz: „Ob den Hochschulen das Recht zusteht, von der amtlichen deutschen Rechtschreibung abzuweichen, ist strittig.“ Das ist vielleicht eine Anspielung auf Peter Eisenberg, der bekanntlich die Kultusminister auffordert, disziplinarisch gegen seine Kollegen vorzugehen, wenn sie sich nicht an die Schulorthographie halten.
Die „Hochschulen“ bestehen aus dem wissenschaftlichen Personal, das die Freiheit der Forschung und Lehre genießt, und dem Rest, der möglicherweise Gehorsam zu leisten hat – allerdings wohl kaum auf grammatische Fehler verpflichtet werden kann. Man hätte sich wenigstens im Hinblick auf die Wissenschaft etwas mehr Mut gewünscht, das Unstrittige zu sagen.
Natürlich findet die akademische Freiheit ihre Grenze an den Einfällen der Frauenbeauftragten, denen auch die Leitung der Universitäten unterworfen ist.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.12.2023 um 18.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52421
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Heute ging es in "Brisant" (Das Erste) um tätliche Angriffe auf "Gerichtsvollzieher", wie es in der Anmoderation zweimal hieß. Im Filmbeitrag danach wurde gezeigt, daß "jeder seine" eigene Schutzweste bekommt, im Bild eine Frau beim Anprobieren und im Interview. Dann schaffte der Kommentator einmal den Ausdruck "Gerichtsvollzieher und Gerichtsvollzieherinnen".
Anschließend sagte der Präsident des Amtsgerichts Köln, Dietmar Dumke, im Interview zweimal "Gerichtsvollzieherinnen und Gerichtsvollzieher", bevor es ihm beim dritten Mal doch ein wenig zu lang oder zu albern wurde und er auf "Gerichtsvollzieher" verkürzte.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.12.2023 um 03.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52419
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Interessanter wäre es, einen deutschen und einen gegenderten Text nebeneinander darzubieten: "Welcher Text gefällt Ihnen besser?" "Welchem Muster würden Sie in einem Brief an Ihren besten Freund folgen?"
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 18.12.2023 um 02.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52418
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Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52410:
Tja, die Umfragen. Die Onlineausgabe der österreichischen »Kleinen Zeitung« berichtet über die Ergebnisse einer für die gesamte österreichische Bevölkerung repräsentativen Erhebung des Gallup-Instituts vom September und Oktober zum Thema PC und Gendersprache in der öffentlichen Verwaltung (https://www.kleinezeitung.at/oesterreich/17915677/gallup-61-prozent-gegen-gendern-in-oeffentlicher-verwaltung). Demnach sind 61 Prozent gegen das Gendern in der öffentlichen Verwaltung. Wenn die von der Zeitung zitierte Fragestellung auch nur halbwegs O-Ton ist, zeigt sich hier schon wieder das bekannte Problem: »Einstellung zu gendergerechter Sprache (z. B. mit Gendersternchen o. ä.) in der öffentlichen Verwaltung«. Sind da nun die Paarformeln mit drin oder nicht?
Die Zeitung nutzt die Gelegenheit, ihre Leser nach ihrer Meinung zu befragen. Die Auswahl der Antwortoptionen und die Verknüpfung mit Begründungen, die nicht die Begründungen der Teilnehmer sein müssen, schmälern die Aussagekraft des Ergebnisses allerdings, zumal Mehrfachantworten nicht möglich sind:
– Sternchen oder Doppelpunkte – das verträgt die Sprache nicht, ich bin dagegen.
– Ich finde die Nennung beider Geschlechter wichtig – also Lehrerin und Lehrer – das muss schon sein.
– Haben wir keine anderen Probleme?
Das Nachrichtenportal »t-online« berichtete vor wenigen Tagen über eine von ihm selbst beim Meinungsforschungsinstitut Civey in Auftrag gegebene respräsentative Umfrage, der zufolge 80 Prozent der Deutschen das »Gendern« ablehnen (https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/id_100297052/gendern-80-prozent-der-deutschen-lehnen-es-ab-exklusive-t-online-umfrage.html). Die genaue Fragestellung lautete hier: »Finden Sie geschlechtergerechte Sprachformulierungen ("gendern") persönlich eher gut oder schlecht?« Die Teilnehmer wurden also einerseits nach Geschlechter»gerechtigkeit« befragt, andererseits wurde die Fragestellung nicht auf das Sonderzeichengendern eingeengt, was im Artikel noch einmal ausdrücklich bestätigt wird: »Ob es den Befragten bei der Ablehnung des Genderns nur um die Verwendung von Sonderzeichen und Glottisschlag, also einer Sprechpause im Wort, oder auch Varianten wie "Bürgerinnen und Bürger" geht, wurde in der Umfrage nicht erhoben.«
Erwartungsgemäß ist die Ablehnung des Genderns unter den Anhängern der AfD am größten, unter denen der Grünen am geringsten. Doch selbst bei den Grünen spricht sich die Mehrheit nicht fürs Gendern aus. Das sollte der Parteiführung zu denken geben, aber das wird so schnell nicht geschehen. Und die Unterschiede zwischen AfD-, Unions- und FDP-Anhängern sind nicht gar so groß. Die Ablehnungsquote beträgt jeweils 98, 95 und 91 Prozent.
Interessant erscheint mir noch folgendes Detail: »Tendenziell lehnen Ältere das Gendern eher ab als Jüngere. Allerdings gilt das nicht für die Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen. Sie sehen das Gendern deutlich kritischer als die 30- bis 39-Jährigen.«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.12.2023 um 05.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52413
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In einem begrifflich wirren Bericht (vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1106#47025) über Versuche mit Ratten (https://www.hu-berlin.de/de/pr/nachrichten/august-2023/nr-23814) gendert die Pressestelle der HU Berlin am Anfang ein einziges Mal (Wissenschaftler:innen) und dann nicht mehr. Das ist jetzt mehr oder weniger der Zustand von „gebundenen“ Texten, wie ich es nenne. Romane gendern nicht; bisher jedenfalls kenne ich kein Gegenbeispiel. Ich nehme an, daß auch private Briefe kaum gegendert werden. In persönlichen Unterhaltungen ist es mir peinlich, wenn jemand es tut; er kommt mir dann vor wie an unsichtbaren Drähten hängend.
Die HU treibt das Gendern sehr weit, aber eins haben sie übersehen: die Alumni...
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.12.2023 um 06.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52410
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Ist wirklich jeder zweite fürs Gendern? Das soll eine Umfrage ergeben haben (die natürlich jeden „Zweiten“ zutage förderte; das schreibt man doch jetzt so, nicht wahr?). Es kommt darauf an, wie man fragt. Für Geschlechtergerechtigkeit ist ja wohl fast jeder, aber wenn man einen wirklich durchgegenderten Text vorlegt, sieht die Sache vielleicht anders aus. So war seinerzeit auch mancher für eine Erleichterung der Orthographie, aber das Ergebnis hat wenig Begeisterung hervorgerufen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.12.2023 um 06.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52409
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Früher tat man gut daran, ein Lippenbekenntnis zum Führer oder zum ML abzulegen, um das Imprimatur zu erlangen. Heute sind es „gleichstellungspolitische (!) Aspekte“. Aber „Caesar non supra grammaticos“, darum wird es nicht gut ausgehen.
Interessant bleibt das gruppendynamische Problem, wie man ganze Völkerschaften dazu bringen konnte, etwas „freiwillig“ zu übernehmen und unerbittlich gegen sich selbst und andere durchzusetzen, was fast jeder einzelne für Unsinn hält (also die „Schere im Kopf“, aber eben gerade nicht in einer Diktatur, sondern viel subtiler und unwiderstehlicher). Es hat sich offenbar das Gefühl verbreitet: „Das macht man jetzt so.“ Also macht man es. Dieses Mitläufertum, das ich die Tyrannei des Vermeintlichen genannt habe, war anläßlich der Rechtschreibreform überdeutlich zu beobachten, und ich habe mich damals oft gefragt, ob die Reformer, so dumm sie sonst waren, dies von vornherein einkalkuliert hatten. Der ganz bewußt proklamierte Ansatz bei den Schulen legt eine simplere Strategie nahe, denn: „Wer die Schulen hat, der hat das Volk“ – wie man unter Abwandlung einer bekannten These sagen könnte. Die Geiselnahme an den Schülern ist längst vergessen, die Folgen sind allgegenwärtig, auch hier gilt: „Das macht man jetzt so.“ Dagegen kommt der Widerstand einzelner nicht an, sie gelten als komische Käuze, die nicht „mit der Zeit“ gehen.
So auch jetzt beim Gendersturm. Was tun? Vielleicht wie Sokrates „unter ein Mäuerchen stellen und warten, bis es vorbei ist“? Unterdessen aber nicht mitmachen!
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 16.12.2023 um 02.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52407
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»Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihre Ärztin, Ihren Arzt oder in Ihrer Apotheke.«
Der gleiche Fehler wie bei »Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen«. Man meint, es mit drei Kategorien zu tun haben, es sind aber nur zwei. (Im Referentenentwurf hieß es noch: »Ihre Ärztin oder Ihren Arzt«.)
Der unvermittelte Konstruktionswechsel mitten im Satz (»Fragen Sie A, B oder in C«) wirkt völlig ungelenk und trägt bestimmt nicht dazu bei, daß der in Werbespots im Rekordtempo heruntergeratterte Spruch überhaupt verstanden wird. Aber darauf scheint es nicht anzukommen. Hauptsache, die Hersteller haben sich ihrer gesetzlichen Pflicht irgendwie entledigt, die neuerdings neben der Warnung vor Risiken und Nebenwirkungen auch ein feministisches Bekenntnis umfaßt (mit der Neuformulierung wird laut Begründung des Gesetzentwurfs »gleichstellungspolitischen Aspekten Rechnung getragen«).
Beachtenswert ist auch die Aufwertung der Ärzte gegenüber den Apothekern. Während erstere nach wie vor explizit genannt werden (künftig sogar gleich zweimal!), sind letztere aus dem Warnhinweis verschwunden. Vielleicht ist die Aussage dadurch sogar sachlich korrekter geworden, denn nicht nur der Apotheker oder die Apothekerin erteilt Auskunft über Risiken und Nebenwirkungen eines Medikaments, sondern auch andere Angehörige des pharmazeutischen Personals. Das war uns allerdings bisher schon klar. Diese »Korrektur« (sollte die Textänderung demnächst als solche verkauft werden) ist genauso unnötig, wie es der Hinweis wäre, daß man »in der Apotheke« nur das qualifizierte Personal um fachlichen Rat fragen sollte und nicht x-beliebige Personen, die sich zufällig gerade dort aufhalten.
Die Erfinder des neuen Spruchs bringen das Kunststück fertig, die Anhänger zweier konträrer Auffassungen von sprachlicher »Geschlechtergerechtigkeit« gleichzeitig zu bedienen: Bei den Ärzten wird das Geschlecht sichtbar gemacht, bei den Apothekern unsichtbar. Großartig! So können alle zufrieden sein – bis auf die vielen, die sich fragen, wann die Textkneifzangen endlich auf dem Schrotthaufen der Sprachgeschichte landen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.12.2023 um 07.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52394
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Uwe Peter Kanning (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1106#37431) kritisiert die pseudowissenschaftlichen Untersuchungen, die dem "Coaching mit Pferden" unterlegt werden. ("Skeptiker" 4/23) Leider ist sein Text gegendert, im Gegensatz zu früheren Arbeiten. Ich erwähne das, weil selbst bei einem so kritischen Autor die "Skepsis" auszusetzen scheint, sobald man ihm linguistisch etwas vormacht. Der Fall ist exemplarisch.
(Es scheint diesmal kein Eingriff der Redaktion zu sein, denn andere Beiträge sind entweder in normalem Deutsch abgedruckt oder auf eine andere Art gegendert.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.12.2023 um 10.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52381
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Vor einiger Zeit hatte ich mal zitiert: However, when a normal person imagines a rose, she does not literally hallucinate a rose; what she experiences is typically a faint, ghostlike impression of one.
Wenige Jahre zuvor hätte der Autor die "Person" mit he wiederaufgenommen. Wie man sofort sieht, ist durch die Änderung nichts gewonnen. Wenn die feministische Theorie stimmte, wäre statt der Frau nun der Mann "unsichtbar" gemacht. Sollte es aber darauf hinauslaufen, zwecks ausgleichender Gerechtigkeit ein generisches Femininum einzuführen, so wird der Versuch scheitern. Das weiß der Verfasser natürlich auch; er tut sich selbst einen Zwang an, um der gegenwärtigen Mode zu genügen. Das ist nicht besonders achtenswert. Man braucht ihn aber sowieso nicht zu lesen.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 09.12.2023 um 20.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52379
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In der »Lage am Morgen« auf Spiegel Online (9.12.23) läßt sich Philipp Wittstock vielsagend eine Pointe entgehen. Er meint, Söder mit dessen eigenen Waffen schlagen zu können, indem er ihn mit den Worten zitiert: »Jede und jeder darf Sprache verwenden, wie sie und er will.« Jetzt wolle Söder selbst Sprechverbote erteilen, das passe nicht zusammen, wer denn jetzt hier die Verbotspartei sei, usw. Die eigentliche Steilvorlage in Söders Äußerung hat er offenbar nicht erkannt. Politiker und Journalisten haben das feministische Funktionärsgendern derart verinnerlicht, daß sie es gar nicht mehr als Gendern wahrnehmen. Jedenfalls nennen sie es nicht mehr so, da sind sie sich auffallend einig. Über die umständlichen Doppelformen – erst gestern sprach ein Gewerkschaftsfunktionär in ein und demselben Satz von »Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern« und »Eisenbahnerinnen und Eisenbahnern« – soll möglichst geschwiegen werden. Daß sie auf demselben Denkfehler beruhen wie die Sternchen, wird nicht verstanden oder aber achselzuckend in Kauf genommen.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.12.2023 um 23.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52376
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Zu #52317 und früheren Beiträgen:
Der Herr und die Dame, die den famosen »Genderator« betreiben, Herr und Frau Sievers, sind promovierte Linguisten. Neben der kostenfreien gibt es auch eine kostenpflichtige Version. Überdies kann man ihr Unternehmen auch »mit einer 100%igen Transformation in eine genderneutrale Sprache beauftragen«. Was die beiden persönlich vom Gendern halten, lassen sie wohlweislich offen:
»Das Angebot ist als ebensolches zu verstehen. Mit ihm werden keinerlei politische Interessen verfolgt und es sind daraus auch keine ableitbar. Soll heißen: Das Team von genderator.app spricht sich mit dem Angebot weder für noch gegen eine genderneutrale Sprache aus. Wer das Angebot nutzen möchte, kann dies tun – wem es nicht zusagt oder zuwiderläuft, möge es ignorieren.« (https://www.genderator.app/g/faq.aspx)
Mal sehen, vielleicht bringen die beiden ja auch noch eine App zur Entgenderung gegenderter Texte heraus, sofern es eine entsprechende Nachfrage gibt.
Im Diskussionsforum erwehrt sich Herr Dr. Sievers nach Kräften der Geister, die er rief. Da setzen besonders Eifrige mit ihren Vorschlägen für noch diskriminierungsfreiere Wortbildungen einen Schelm auf anderthalbe. Wer mal wieder herzhaft lachen will, findet hier Gelegenheiten im Überfluß: https://www.genderator.app/diskussion/index.aspx
Manche auffallend selbstbewußt vorgetragene Forderung ist derart absurd, daß ich nicht sicher bin, ob da nicht auch einige Trolle am Werke sind. Aber ich halte inzwischen alles für möglich, auch daß solche Äußerungen ernst gemeint sind.
So möge etwa eine Kochsendung bittschön in »kulinarisches TV-Format« umbenannt werden. Den Hinweis von Herrn Sievers, daß eine Kochsendung nicht eine Sendung sei, in der Köche zu sehen sind (auch wenn das oft der Fall sei), sondern eine Sendung, in der gekocht wird, läßt der angelockte Sprachreiniger natürlich nicht gelten.
Jemand schreibt: »Vorschlag zur geschlechtslosen, nicht-diskriminierenden und non-binären Bezeichnung von „Martinsumzug“, „Martinsfest“, Alternativen: „Laternenumzug“, „Lichterfest“, „Mantelteilungsumzug bzw. -fest“«
Antwort von Herrn Sievers: »Was soll an Martinsumzug diskriminierend sein? Die Einlassung, dass es einen nonbinäre Bezug gäbe, ist noch absurder. Es gab diese Figur (oder sie ist wie bei »Betty Bossy« eine fiktive Figur) nun mal mit Geschlecht, die Sie nicht zu kritisieren haben, auch dann nicht, wenn Sie einer anderen oder gar keiner Religion angehören. Ist etwas an »Martin Luther King« diskriminierend? Wenn Sie Offenheit fordern, sollten Sie dies grundsätzlich tun und auch selbst leben.«
Ein*e andere*r schreibt: »Als nicht-binäre Person möchte ich nicht "verarztet" werden, besser wäre der Begriff "medizinisch behandelt"« [Interessant, hier geht es nicht einmal darum, daß eine sich als nichtbinär definierende Person nicht als »Arzt« bezeichnet werden möchte, sondern darum, daß sie Anspruch darauf erheben zu können meint, daß beispielsweise eine Ärztin sich den Satz verkneift: »So, dann wollen wir Sie mal verarzten.«]
Sievers: »Mit Ihrem Kommentar […] nehmen Sie sich einer Gruppe an, die bisher ausgeklammert worden ist: Verben bzw. ihre Stämme und in der Folge substantivierte Verben etc. Wenn Sie auch Stämme gendern möchten, werden Sie ganz erhebliche Probleme bekommen, wenn Sie sie nicht paraphrasieren können. Einbürger*innenung? Irgendwo sollte der Verstand eine Grenze setzen.«
Replik des Anonymus (oder Kommentar eines anderen Anonymus): »Da das Wort "Einbürgerung" wie Sie richtig anmerken nicht gegendert werden kann, sollte man doch auf alternative Schreibweisen ausweichen. Das ist doch Sinn und Zweck einer Plattform wie GENDERATOR. Ohne dass dem Verstand eine Grenze gesetzt wird, könnte man doch für "Einbürgerung" inklusiv und genderneutral einfach "Ein-Bevölkerung" schreiben (Verb: einbevölkern).«
Diskussion zum Suchwort »Partner«:
Anonymus: »Ehe-, Lebens- oder Sexual-PartnerIn haben als Ersatzform lediglich die umgangssprachliche Form "bessere Hälfte". Ein Wort, das in meinen Kreisen weit verbreitet ist, ist "Beziehungsperson". Eine, wie ich finde, angenehmere Alternative.«
Anonymus: »Sorry, aber wie unterirdisch ist das denn?? Ich habe bald Hochzeitstag und lade meine Frau zu einem richtig tollen und angemessenen Abend ein. So etwas macht man für eine Partnerin (!). Vergegenwärtigen Sie sich mal den Begriff Partner oder Partnerschaft, dann werden Sie sehen, dass es zutiefst respektlos ist, den Menschen an seiner Seite lediglich als Beziehungsperson zu bezeichnen. Wenn ich meine Frau Dritten gegenüber als "meine Beziehungsperson" vorstelle kann ich (zu recht) meine Koffer packen. Ich hoffe, die Kreise, in denen Sie sich befinden, bleiben in sich geschlossen. Unfassbar.....«
Anonymus: »Also Ihre Frau sollte nicht so empfindlich aufs Gendern reagieren wie Sie oder Stimmung gegens Gendern machen. Ihre Frau könnten Sie ja statt als „bessere Hälfte“ als „Beziehungsmensch“ oder „Beziehungshälfte“ oder „geehelichter Mensch“ oder „Ehemensch“ bezeichnen. Dann klappt’s auch mit dem Hochzeitstag.«
Anonymus: »zum Suchwort ›profi‹: Endungen auf -i seien geschlechtergerecht – finde ich für den/die Fußball-Profi nicht überzeugend.«
Herr Sievers: »Nicht die Profi, sondern stets maskulin: Elke ist ein Fußball-Profi […]. Genus ist nicht gleich Sexus (natürliches Geschlecht). […]«
Na bitte, warum nicht gleich so?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.12.2023 um 17.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52375
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„eine Herausforderung für jeden Geiger und jede Violinistin“ (Musikkritik der SZ 8.12.23)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.12.2023 um 17.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52355
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Söder will das Gendern an bayerischen Schulen verbieten? Es wird sich wohl auch hier um die Sonderzeichen handeln, nicht um die "geschlechtergerechte" Sprache. Aber diesen Unterschied dürfte Söder nicht einmal kennen.
Statt eines Verbotes könnte man auch an eine bessere Ausbildung der Deutschlehrer denken. Da habe ich aber wenig Hoffnung, weil ich zu viele Kollegen kenne, die es auch nicht besser wissen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.12.2023 um 12.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52353
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Sie hatten es in der Tat genau getroffen. An eine Verschwörung glaube ich hier auch nicht, dazu fehlt das Subjekt, die Verschwörergemeinde. Außerdem sind die Feministen mit der traditionellen Doppelnennung wahrscheinlich nicht zufrieden, sondern hätten sich schon etwas Revolutionäreres gewünscht. Die überlebenden Rechtschreibreformer können ja mit den Restbeständen ihrer famosen Reform auch nicht zufrieden sein.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 05.12.2023 um 10.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52351
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Es passiert jetzt genau das, was ich vor einigen Jahren vorhergesagt habe (siehe etwa hier: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46418). Mit Verschwörungstheorien habe ich es nicht so, aber sollte doch eine Strategie dahinterstecken, wäre es eine verteufelt gute.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.12.2023 um 08.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52350
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Es ist ein Fehler, die Kritik des Genderns auf eine Kritik an ortho- und typographischen Einzelheiten (Sternchen usw.) zu reduzieren, ohne die zugrunde liegende falsche Sprachauffassung anzutasten. Damit können die Sprachideologen gut leben und ihr frommes Treiben fortsetzen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.12.2023 um 05.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52339
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Die „Zürcher Studierendenzeitung“ ist, wie schon ihr Name erwarten läßt, kraß gegendert. Nur vor „Bachelor“ und „Master“ kapitulieren die leicht verführten Redakteure.
Der Idealismus junger Menschen ist ja eigentlich etwas Schönes, aber weil er mit mangelhafter Reife und Weltkenntnis einhergeht, kann er auch verdummen. Man spricht von der Verführbarkeit der Jugend. Um schlimmere Beispiel aus der Vergangenheit zu übergehen: Wir haben erlebt, wie sie sich einreden ließen, die „alte“ Rechtschreibung sei menschenfeindlich und müsse überwunden werden, und nun soll die herkömmliche Sprache sexistisch sein und müsse geschlechtergerecht erneuert werden. Darum lassen sich Studenten als „Studierendenvertretung“ veräppeln.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.11.2023 um 13.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52317
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„Geschlechtsneutrale Bezeichnungen:
der/die Autoherstellende (Nom.), des/der Autoherstellenden (Gen.), den/die Autoherstellende(n) (Akk.);
Autoherstellende (Nom., stark), die Autoherstellenden (Nom., schwach), den Autoherstellenden (Dat.)“
(https://www.genderator.app/wb/autohersteller/)
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EnergieversorgerInnen und AutozulieferInnen (https://www.viennaoffices.at/assets/uploads/HU-Laenderinformation-1.Quartal-2021-kurz.pdf)
(Usw., radikal durchgeführt)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.11.2023 um 12.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52316
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Der Berliner „Tagesspiegel“ gibt das Gender-Sternchen beziehungsweise den Gender-Doppelpunkt im gedruckten Blatt wieder auf. Künftig soll es im Plural „Politiker und Politikerinnen“ und nicht „Politiker:Innen“ heißen. Das bestätigte eine Sprecherin des Verlags dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Dienstag.
Der „Tagesspiegel“ hatte vor drei Jahren die Verwendung der Sonderzeichen eingeführt. Inzwischen beschwerten sich zahlreiche Leser über die Sternchen und Doppelpunkte im Sinne sogenannter geschlechtergerechter Sprache. Zuerst hatte die „Bild“-Zeitung über die neue Linie berichtet.
Das ist kein Ende des Genderns, wie überall zu lesen steht, denn die Grundauffassung von der "geschlechtergerechten Sprache" bleibt bestehen. Vielleicht beschweren sich die Leser auch darüber oder stimmen weiterhin mit den Füßen ab, dann könnte sich noch etwas tun – wenn schon die Einsicht auf sich warten läßt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.11.2023 um 05.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52243
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„Die BILD befragte ihre Lesenden...“ schreibt Gesundheitsexpertin Christina Berndt in der SZ (21.11.23). Das ist grammatisch falsch, weil „Lesender“ im Gegensatz zu „Leser“ keine Leerstelle für den Gegenstand des Lesens hat. Es gibt Leser eines Buchs, aber nicht Lesende eines Buchs. Die Leser der BILD sind nicht „ihre“ Lesenden. Frau Berndt muß das nicht durchschauen, sie sollte es aber spüren. Und man darf vermuten, daß sie es durchaus spürt, aber ihrem eigenen Sprachgefühl nicht traut, wenn es um die höhere Sache der „Geschlechtergerechtigkeit“ geht.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 19.11.2023 um 21.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52238
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Beim ersten Satz könnte man noch argumentieren, daß hier zwei Beispiele genannt werden, und da ist die Autorin in ihrer Wahl frei. Es ist aber schon sehr dicht am alternierenden Gendern dran, und der zweite Satz stützt ja auch die Vermutung, daß hier »geschlechtersensibel« formuliert werden sollte. Immerhin zeigt die Aussage, beide seien »Mathematiker«, daß das generische Maskulinum als geschlechtsneutrale Grundform nach wie vor verstanden und verwendet wird.
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Kommentar von Tante Google, verfaßt am 19.11.2023 um 17.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52237
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https://www.spektrum.de/news/kategorientheorie-mathematik-aus-der-vogelperspektive/2197350?utm_source=pocket-newtab-de-de
Wieder so ein Text, in dem es hin und hergeht. Phasenweise normales Deutsch, dann wieder sehr bemüht. An einigen Stellen stolpert man dann doch:
"Eine Zahlentheoretikerin und ein Stochastiker werden einander höchstwahrscheinlich nur schwer verstehen – und das, obwohl beide Mathematiker sind.
So greifen beispielsweise Informatiker darauf zurück, um neue Programmiersprachen zu entwickeln, Physikerinnen und Physiker untersuchen mit Kategorien exotische Materiezustände [...]"
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.11.2023 um 06.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52232
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Ich lasse mir ungern zu verstehen geben, sei es auch indirekt, daß meine ungegenderte Redeweise minderwertig ist. Es ist wie Anpöbeln.
Gibt es eigentlich einen bedeutenden Autor, der seine Texte gendert? Anders gefragt: Verpaßt man etwas, wenn man gegenderte Texte grundsätzlich nicht liest?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.11.2023 um 05.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52231
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Jemand hat die Idee vom Deutschen als Männersprache aufgebracht und das generische Maskulinum als Wurzel fast allen Übels angeprangert, und schon lief der große Haufen hinterher. Sogar Germanisten und Linguisten dankten plötzlich "TeinehmerInnen" ihrer Veranstaltungen. Sicher ist sicher, und der deutsche Akademiker war noch nie besonders mutig. (Die „Göttinger Sieben“ liegen schon eine Weile zurück.) Auch nicht unwichtig: Studenten, die gendern, haben automatisch einen moralischen Vorteil gegenüber Professoren, die es nicht tun. Ich habe aber auch schon mit Kollegen am Tisch gesessen, die mir ins Gesicht rülpsten.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.11.2023 um 04.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52229
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Follower, Influencer usw. werden oft gegendert, auch mit Sternchen oder Binnen-I, zugleich aber im wesentlichen englisch ausgesprochen, besonders was den Akzent betrifft. Dadurch ergibt sich eine hybride Form, die niemanden recht zufrieden stellt.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 17.11.2023 um 07.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52214
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(In meinem letzten Beitrag meinte ich natürlich Offsprecher, nicht »Offlinesprecher«. Das kommt davon, wenn man tagsüber ständig davon faselt, daß Kollegen online oder offline sind. Vielleicht sollte man sowieso besser »Hintergrundsprecher« sagen.)
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Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 17.11.2023 um 05.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52212
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Auf der Webseite https://www.zdf.de/nachrichten/in-eigener-sache/korrekturen-104.html findet sich beim Datum 12./13. Februar 2023 folgender denkwürdiger Eintrag:
In einem ZDFheute-Beitrag vom 12./13. Februar 2023 zur Berliner Abgeordnetenhauswahl wurde CDU-Spitzenkandidat Kai Wegner mit einer Aussage zitiert, in der von "Berliner*innen" die Rede ist. Korrekt ist: Wegner hatte von "Berlinerinnen und Berlinern" gesprochen.
Jetzt müssen diese Trottel nur noch begreifen, daß sie auch sonst an der sprachlichen Realität vorbeigendern.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 16.11.2023 um 02.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52193
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Allerdings können die verzweifelten Versuche, das generische Maskulinum aus bestimmten Textsorten zu verbannen, nichts daran ändern, daß es in der Normalsprache nach wie vor quicklebendig ist. Auch viele Öffentlich-Rechtliche haben inzwischen erkannt, daß nicht nur das Sternchen und der Schluckauf keine Zukunft haben, sondern auch die extensive Verwendung der Doppelformen den Publikumsgeschmack verfehlt und deshalb vermieden werden sollte. Meine jüngste Stichprobe hat folgendes ergeben.
»WDR aktuell«, 14.11.23, 21.45 Uhr. In gut 30 Minuten haben die Moderatorin im Studio, Offlinesprecher und zahlreiche Personen, die in den Beiträgen zu Wort kommen – von Leuten auf der Straße über einen Experten für dies und das bis hin zu einem jungen Bürgermeister und einem Forscher –, reichlich Gelegenheit zu gendern, insgesamt nicht weniger als 21mal! Sie bleibt in 20 Fällen, also in 95 Prozent, ungenutzt: Bahnkunden, der Chef, Kollegen, Testspieler, Terroristen (2 x), Patienten (3 x), Kämpfer, Bundesminister (gemeint waren ein Bundesminister und eine Bundesministerin), Gast, Mitarbeiter, Mitbürger, Unternehmer (2 x), Forscher, Wirtschaftsvertreter, ein geübter Schütze. Sogar »der gemeine Bürger« aus dem Mund einer Offlinesprecherin dringt an mein Ohr! Nur ein einziges Mal sagt die Moderatorin im Studio »Spielerinnen und Spieler« – geschenkt!
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.11.2023 um 12.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52186
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Die neue hessische Koalition aus CDU und SPD beschließt, daß staatliche und öffentlich-rechtliche Institutionen auf das Gendern mit Sonderzeichen verzichten. Das ist interpretierbar und bedeutet keinen Verzicht auf das Gendern, sondern allenfalls auf das Sternchen, eine typographische Einzelheit, mit der auch die Feministen nicht immer glücklich waren. Es wird nicht einmal gesagt, daß die Rundfunksprecherinnen nicht mehr mitten im Wort rülpsen sollen. Die irrige Laienlinguistik bleibt in vollem Umfang erhalten.
Geholfen wäre der Sprache nur, wenn das generische Maskulinum wieder in seine angestammten und universalen Rechte eingesetzt würde. Das werden die meisten von uns aber nicht mehr erleben. Nur die Rechtsextremen könnten es durchsetzen, aber deren Sieg kann man ja auch nicht wünschen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.11.2023 um 04.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52181
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Das "umgekehrt" bezog sich darauf, daß Wikipedia ausdrücklich den üblichen Sprachgebrauch beschreibt, während die Dudenredaktion sich an die Norm des Bürgerlichen Gesetzbuches hält.
Beim Lehnwort Käse ist vielmehr zu erklären, warum das -e mundartlich weggefallen ist, aber das dürfte nicht so schwer sein.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 15.11.2023 um 02.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52180
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Es wäre interessant, wie der Käse zu seinem "e" gekommen ist, denn ursprünglich hieß es "der Kas" oder "der Käs", wie man an alten Familiennamen sehen kann. Besondes krass ist der "Leberkäse", der eigentlich "Leberkas" heißt.
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Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 15.11.2023 um 01.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52179
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Eigentlich ist der Duden ein Sprachwörterbuch und Wikipedia ein Sachlexikon, aber hier sind die Leistungen umgekehrt verteilt.
Wieso "umgekehrt"? Wikipedia erteilt, wie es sich für ein Sachlexikon gehört, eine Sachauskunft. Die Duden-Redaktion vernebelt die Tatsachen sowohl in sprachlicher als auch sachlicher Hinsicht, indem sie sagt "In bestimmten Situationen wird die maskuline Form (z. B. Arzt, Mieter, Bäcker) gebraucht, um damit Personen aller Geschlechter zu bezeichnen. Bei dieser Verwendung ist aber sprachlich nicht immer eindeutig, ob nur männliche Personen gemeint sind oder auch andere." Im Kontext ist dies bei Substantiven auf -er immer eindeutig, denn nur wenn eine Beidnennung auftritt, ist klar, daß Männer gemeint sind. Davon gibt es nur ganz wenige Ausnahmen (Mutter, Schwester, und selbst Schwester wird als abwertend für homosexuelle Männer verwendet).
Was die Redaktion, wie die Genderer im allgemeinen, übersieht, ist, daß im Deutschen der Wortausgang manchmal ein eindeutiges Genus anzeigt, z.B. feminin (-heit, -keit, -schaft), maskulin (-ling) oder neutral (-chen, -lein), häufig aber auch nicht.
Die Endung -e ist besonders uneindeutig und entzieht sich damit gewissermaßen einer Kategorisierung bzw. Regelformulierung, obwohl dies mit einigem Aufwand bestimmt möglich wäre.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.11.2023 um 18.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52175
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Eine Andeutung der wirklichen Verhältnisse gibt Wikipedia s. v. Ehe:
Im europäischen Kulturraum wird die Ehe traditionell als dauerhafte Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau verstanden, in der beide Verantwortung füreinander übernehmen. Seit dem 21. Jahrhundert ist in manchen Ländern die Zivilehe als vom Staat geregelte und vermittelte Ehe auch für Partner gleichen Geschlechts geöffnet (gleichgeschlechtliche Ehe); in anderen Ländern besteht ein eheähnliches Rechtsinstitut mit teils eingeschränkten Rechten unter Titeln wie „eingetragene Partnerschaft“.
Eigentlich ist der Duden ein Sprachwörterbuch und Wikipedia ein Sachlexikon, aber hier sind die Leistungen umgekehrt verteilt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.11.2023 um 17.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52174
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Duden zu Witwe: „Frau, deren Ehemann oder Ehefrau gestorben ist“
Witwer: „Mann, dessen Ehefrau oder Ehemann gestorben ist“
Damit wird eine Symmetrie heterosexueller und homosexueller Ehen suggeriert, die nur in einigen Rechtssystemen anerkannt ist. Im alltagssprachlichen Gebrauch ist aber selbst dort eine solche Symmetrie nicht gegeben. Dazu muß man die Leute fragen, nicht das BGB.
Zu Witwer hat Duden noch den üblichen Kasten:
„Verwendung der Personenbezeichnung
In bestimmten Situationen wird die maskuline Form (z. B. Arzt, Mieter, Bäcker) gebraucht, um damit Personen aller Geschlechter zu bezeichnen. Bei dieser Verwendung ist aber sprachlich nicht immer eindeutig, ob nur männliche Personen gemeint sind oder auch andere. Deswegen wird seit einiger Zeit über sprachliche Alternativen diskutiert.“
Das ist etwas schräg, weil Witwe/Witwer zu den seltenen Fällen gehört, wo die maskuline Form die abgeleitete ist. Noch nie ist eine Witwe Witwer genannt worden, eher schon mal ein Witwer Witwe.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.11.2023 um 06.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52154
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"Israelin" wird vom Duden als Nebenforrm zu "die Israeli" angeführt. Das Maskulinum wäre "der Israel" oder "der Israele". Eine morphologische Zwickmühle.
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Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 03.11.2023 um 01.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52076
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Der von Herrn Metz in anderem Zusammenhang angesprochene niederländische Pragmatismus zeigt sich auch beim (grob gesprochen) niederländischen Äquivalent zur ARD. Die Hinweise zum Sprachgebrauch findet man unter https://over.nos.nl/uw-vragen-reacties/fouten-of-suggesties-doorgeven/. Über diese Richtlinien wird sich niemand (außer Ideologen) aufregen müssen.
In diesem Zusammenhang ist besonders interessant, daß der Sender dem allgemeinen Sprachgebrauch folgt, in dem bei reinen Funktionsbezeichnungen die weibliche Form am Verschwinden ist. Hinzu kommt, daß selbst Akademiker meiner Erfahrung nach meist das grammatisch maskuline hij statt dem umständlicheren hij of zij verwenden. Man mag es bei unseren Nachbarn eben knapp und verständlich. (Siehe auch "Nat!" im Vergleich zum deutschen "Vorsicht, frisch gestrichen" oder "In" und "Uit" statt "Ingang" und "Uitgang".)
Der deutsche Genderstern ließe sich im Niederländischen auch nur schwer umsetzen, denn die niederländischen Verwandten zu Wörtern auf -er im Deutschen enden entweder auf -aar oder auch auf -er. Bei Substantiven auf -aar (wie "leraar") könnte man mit ähnlichen Verrenkungen wie im Deutschen Sternchen einsetzen, weil das Feminimum mit einem Suffix gebildet wird: "lerares". Substantive auf -er verwenden hingegen ein Infix (st) für die weibliche Form: "verpleger" –> "verpleegster", "drager" – "draagster". Wie die Beispiele zeigen, kommt hier noch das Problem der Schreibweise von Vokalen je nach Offenheit oder Geschlossenheit von Silben hinzu. Sternchen nach deutschem Vorbild würden trotz der Verwandtschaft der beiden Sprachen im Niederländischen zu beinahe unlesbaren Texten bzw. Beschilderungen führen.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 29.10.2023 um 01.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52043
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Lieber Herr Riemer, ich stimme Ihnen zu. Mit »hier« meinte ich den von mir zitierten Museumstext, in dem von Studierenden gesprochen wird.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 29.10.2023 um 01.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52042
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Lieber Herr Metz, ich bin nicht sicher, ob ich Sie richtig verstehe. Sie schreiben, das sei auch hier der Fall. Meinen Sie denn wirklich, daß man schon 1822 ein Problem mit dem geschlechtsneutralen Maskulinum hatte?
Daß es das substantivierte Partizip schon sehr lange gibt, ist ja klar, aber es wurde doch damals aus völlig anderen Gründen benutzt als heute, zumal es, wie ich schon schrieb, damals so gut wie keine weiblichen "Studirenden" gab.
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Kommentar von Tante Google, verfaßt am 28.10.2023 um 23.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52041
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https://www.zeit.de/sport/2023-10/victor-wembanyama-nba-san-antonio-spurs-basketball/komplettansicht
Eigentlich völlig unauffälliger Text (abgesehen vom Ausdruck "meist versprechende Spieler"), aber dann stolpert man über diesen Satz: "Deshalb diskutieren die Expertinnen über Wembanyama: ob er Muskulatur aufbauen sollte, und wenn ja, wie viel, und ob die vielen Spiele nicht zu schwer auf seinen Knochen lasten werden".
Vermutlich absichtlich eingebaut, weil nur Männer namentlich genannt werden und man irgendwie Frauen sichtbar machen zu müssen glaubte.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.10.2023 um 20.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52040
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Die »Studierenden« gab es schon lange vor 1822, siehe etwa die Darstellung im DWB und dort insbesondere die stilistische Einordnung gegenüber »Student« (https://www.dwds.de/wb/dwb/studierend#GS54034). Ein Museum hat bei der Angabe der Eintrittspreise die Wahl zwischen »Studenten« (das griffige »Schüler und Studenten« ist durchaus noch häufig anzutreffen) und »Studierende«. Wer durch Gendersonderzeichen signalisiert, daß er ein Problem mit dem geschlechtsneutralen Maskulinum hat, wird sich für »Studierende« entscheiden. Das ist auch hier der Fall. Um so bemerkenswerter ist die gleichzeitige geschlechtsneutrale Verwendung des Wortes »Schüler«.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.10.2023 um 20.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52039
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Die damaligen "Studirenden" (1822) waren höchstwahrscheinlich ausnahmslos männlich, das Wort hatte also absolut nichts mit seinem heutigen Sinn und Zweck zu tun.
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Kommentar von Kurt Heydeck, verfaßt am 28.10.2023 um 19.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52038
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(Studierende)
https://edoc.hu-berlin.de/bitstream/handle/18452/1607/28245.pdf?sequence=1&isAllowed=y
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.10.2023 um 07.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52037
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Ursprünglich ging es darum, die Stellung der Frauen in unserer Gesellschaft zu verbessern. Aber dieser Zweck ist längst vergessen, die sprachlichen Verrenkungen sind Selbstzweck geworden, bzw. zu symbolischen Markierungen der richtigen Gesinnung umfunktioniert. Bei der Rechtschreibreform lief es ähnlich: Niemand wagt noch daran zu erinnern, daß sie das Schreiben erleichtern sollte. Die Diskrepanz zwischen Vorsatz und Ergebnis wäre ja auch nicht auszuhalten.
Eigentlich müßten sich die Frauen selbst wehren, denen mit so kindischen Mitteln geholfen werden soll und die doch insgesamt nicht für voll genommen werden. Wenn ich meiner Frau aus der Zeitung vorlese, muß ich die feministischen Schnörkel weglassen, sonst läuft sie mir davon.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 27.10.2023 um 21.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52035
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Mitmachgendern vom Feinsten
Aushang in einem Rostocker Schönheitssalon:
Liebe Kunden*innen ...
Der gute Wille ist da.
In Mühlheim an der Ruhr schreibt ein Bistro:
Das alles geht nur mit "Leitung & BestTeam" welches ebenso auf seit langem bekannte Gesichter und Charaktere setzt, was insbesondere ein positives Bild bei Gäst:innen und Besucher:innen, bei Stammgäst:innen und Freund:innen herbei führt und hinterlässt. Insbesondere diese Verbindung zwischen Gästen:innen [!] und Personal macht die Erfolgsgeschichte und eine mittlerweile bewiesene Krisenfestigkeit des auf Langlebigkeit ausgerichtetem Lokals aus.
Der Vornehmheit vortäuschende, aber unbeholfene Stil deutet auf einen Wenigschreiber hin, der alles richtig machen will. Daher auch das furchtbare Gestammel bei den Personenbezeichnungen, die den Text unlesbar machen.
Website des Arp-Museums in Rolandseck:
Ab dem 1.9.2023 ist dienstags eine Frühöffnung ab 9 Uhr für Schulklassen, Kindergartengruppen und andere Bildungspartner*innen möglich.
Klar, Klassen und Gruppen sind weiblich, ein Verein wäre männlich, ein Zentrum sächlich. Das Sternchen zeigt eigentlich an, daß auch Nichtbinäre gemeint sind. Was aber hat man sich unter einer nichtbinären Institution vorzustellen? Oder will man vorsichtshalber auch gleich natürliche Personen einschließen? Eine Einzelperson, die als »Bildungspartner« des Museums früher als alle anderen eingelassen wird, damit sie denen nicht im Weg steht und die ihr nicht?? Außerdem sind vermutlich auch nicht die Schulklassen und Kindergartengruppen Bildungspartner, sondern die betreffenden Schulen und Kindergärten. Ob überhaupt jemand so weit gedacht hat? Wohl kaum.
Für kenntnisarme Spiegelfechterei spricht, daß bei den Eintrittspreisen zunächst brav von Studierenden und übereifrig von Inhaber*innen [der Familienkarte RLP] die Rede ist, dann aber arglos Unwörter wie Schüler, Helfer [im sozialen Jahr] und Empfänger [von sozialen Transferleistungen] verwendet werden. Da müßte noch mal nachgearbeitet werden, damit der Schwindel nicht gar so schnell auffliegt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.10.2023 um 06.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51888
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Wer von seinem Kind als "Säugling" spricht, macht sich doppelt schuldig. Erstens drückt er mit "-ling" seine Verachtung aus, zweitens übergeht er mit dem Maskulinum das Recht auf geschlechtliche Selbstbestimmung. Drittens könnte man noch einwenden, daß der junge Mensch mit "Säugling" auf eine einzige Funktion reduziert wird.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.10.2023 um 16.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51876
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Der Gender-Schluckauf führt zwangsläufig auch zu einer neuen Silbentrennung: Wähler-in usw., da wir ja nicht nach Morphemen, sondern nach Silbengrenzen trennen. Andernfalls müßte man für diesen Fall eine singuläre Sonderregel einführen.
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Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 02.10.2023 um 23.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51870
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Mir geht es wie Ihnen, Herr Metz: Sobald man seinen Blick für ein bestimmtes Thema geschärft hat, gelingt es nicht mehr, einen Text zu lesen, ohne einen Zähler mitzuführen.
Ich halte das für mich fest, nicht immer, aber immer mal wieder. So banal es eigentlich ist.
Meine Aufzeichnungen entsprechen ziemlich genau dem, was Sie hier dokumentieren.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 02.10.2023 um 22.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51869
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Die Chronistenpflicht gebietet es, ab und zu nachzuzählen. In einem SPON-Artikel über den Ärztestreik (https://www.spiegel.de/wirtschaft/aerztestreik-sind-7900-euro-netto-zu-wenig-a-2825e1d4-1b98-4d08-814b-fe0a68ca9e7e) gehen Genderpärchen und geschlechtsneutrales Maskulinum kunterbunt durcheinander, allerdings mit einer eindeutigen Tendenz (Komposita wie »Ärztestreik« habe ich nicht berücksichtigt, sie werden in dem Artikel auch ausnahmslos korrekt gebildet):
Ärztinnen und Ärzte
Ärztinnen und Ärzte
Ärzte
Medizinerinnen und Mediziner
Ärztinnen und Ärzte
Mediziner
Praxisärzte
Ärztinnen und Ärzte
Arbeitnehmer (in Zitat Lauterbach)
Ärztinnen und Ärzte
Arzt
Oberarzt
Praxisärzte
Facharzt
Ärztinnen und Ärzte
Hausärzte
Ärzte
Patienten
Kassenpatienten
Patientinnen und Patienten
Arzt
Patienten
Patient
Ärztinnen und Ärzte
Kinderärzte
Allgemeinmediziner
Kinder- und Allgemeinärzte
Allgemeinmediziner
Das geschlechtsneutrale Maskulinum kommt demnach 19mal vor, die Paarformel 9mal. Das entspricht einem Verhältnis von 68:32. Der Autor geht offenkundig davon aus, daß die Leser »Ärzte« usw. als gemischtgeschlechtliche Bezeichnung verstehen, sonst müßte er anders formulieren.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2023 um 04.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51863
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„Ich wurde als Vierzehnjährige von meinem Onkel sexuell missbraucht, verführt, entjungfert – ohne Gewalt, aber gegen meinen Willen.“
So schreibt eine Schauspielerin über einen verstorbenen berühmten Schauspieler. Die Namen tun nichts zur Sache, weil sich unzählige Fälle von „sexualisierter Gewalt“, wie die politische Korrektheit es nennt, so ähnlich abgespielt haben dürften, insbesondere fast alles, was Priestern usw. vorgeworfen wird. Eine ausdrücklich ohne Gewalt (im Sinne des deutschen Sprachgebrauchs) ausgeübte Gewalt (im feministischen Sinne) stellt die Berichterstattung vor ein Problem. Man sollte zur Normalsprache zurückkehren: Mißbrauch ist Mißbrauch, Gewalt ist Gewalt. Die Verführung und Defloration einer minderjährigen Nichte wird nicht verwerflicher, wenn man sie der feministischen Sondersprache unterwirft.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.09.2023 um 06.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51780
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In einer Anzeige fordert die Landtagspräsidentin die Bürgerinnen und Bürger auf, zur Wahl zu gehen. Unsere Demokratie werde nämlich von Feinden bedroht. Die sind alle männlich, weil sie so böse sind.
(Die Erstnennung der Frauen ist übrigens ein Relikt aus der patriarchalischen Welt der Galanterie und verstößt gegen die Gleichstellung. Das hat man in den Höhen der politischen Korrektheit noch nicht erkannt.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.09.2023 um 07.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51776
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Aserbaidschans Präsident erklärt Sieg über Armenier:innen in Bergkarabach
Aserbaidschans Präsident Aliyev hat im Konflikt um Bergkarabach den Sieg über die Separatist:innen erklärt. (tagesschau.de 22.9.23)
Bisher war das taz-Brauch, aber es greift immer mehr auf die Zwangsfinanzierten über, wo man auf Kundschaft keine Rücksicht zu nehmen braucht. Sind die Krimis, die dort mehrmals wöchentlich verabreicht werden (wohl als Beitrag zur demokratischen Bildung im Sinne Paul Kirchhofs), eigentlich auch gegendert? Und wenn nicht – warum nicht?
Ebenfalls "sittenwidrig" ist nun amtlich geurteilt auch die üppige Bezahlung von Mitarbeitern der Öffentlich-Rechtlichen. Hier wie dort fehlt jeder Sinn für Verantwortung.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 21.09.2023 um 22.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51775
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Das mit dem Gendern und dem th sieht Gerd Dudenhöffer alias Heinz Becker genauso wie Herr Ickler:
https://www.youtube.com/watch?v=cQO6dWxAXYE
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 20.09.2023 um 22.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51773
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Die Frage, wie es angesichts solcher Sprachdefizite um die Eignung der jungen Frau für den Schuldienst steht, stellt sich nicht (und braucht sie sich nicht zu stellen), solange speziell diese Mängel von denen, die darüber zu entscheiden haben, wohlwollend geduldet oder sogar als fortschrittlich beworben werden.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.09.2023 um 21.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51772
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Früher war der DLF auch mein Küchenradio. Und mein Standardsender im Auto. Aber ungefähr vor einem oder zwei Jahren habe ich damit Schluß gemacht. Ich konnte die Genderei einfach nicht mehr anhören.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.09.2023 um 11.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51771
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Im Radio höre ich eine Lehramtskandidatin (Grundschule) konsequent gendern, und zwar durchweg mit dem Rülpser. Meiner Ansicht nach sollte sie nicht in den Schuldienst übernommen werden. Man muß sich das einmal vorstellen: Diese Gans spricht mit voller Absicht falsches Deutsch, also nicht wegen einer Behinderung oder ausländischer Herkunft, sondern weil sie die Grundregeln ihrer Muttersprache nicht verstanden hat, und gibt das an unschuldige Kinder weiter! Man würde ja auch keinen Englischlehrer einstellen, der darauf besteht, das th wie s zu sprechen, weil er dies für besser hält.
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Kommentar von Tante Google, verfaßt am 15.09.2023 um 11.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51746
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"In den nächsten zehn Jahren begann die Beziehung von Priscilla und Elvis zu zerbrechen, und beide unglücklichen Ehepartner:innen führten Affären."
glamour.de
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 13.09.2023 um 23.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51737
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Neulich griff ich in einem großen Buchladen in Münster zur neuen Duden-Grammatik (10. Auflage, 2022). Ich war zu neugierig auf die Ausführungen zum Thema Gendern. Vielleicht hätte ich das besser gelassen, denn die Lektüre war nicht eben vergnügungssteuerpflichtig. Wie schade ist es doch, daß die Redaktion das offenbar unerschütterliche Vertrauen der Deutschen in »den Duden« dazu nutzt (um kein anderes Wort zu verwenden), ihr sprachfeministisches Steckenpferd zu reiten. Viele glauben ja tatsächlich, daß »gilt«, was im Duden steht, vor allem natürlich, wenn es um Rechtschreibung geht, aber auch bei der Frage, ob es ein bestimmtes Wort überhaupt gibt (!), und so eben auch, ob das Gendern denn nun sinnvoll ist oder nicht.
Ich wollte die entsprechende Passage (Randnummer 1216, S. 702) eigentlich hier zitieren, aber dann fiel mir ein, daß ich irgendwann schon einmal eine Rezension der Neuauflage gelesen hatte. Autor ist Wolfgang Krischke, der Artikel erschien am 19. Februar dieses Jahres in der FAZ (https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/was-sagt-die-duden-grammatik-zum-gendern-die-politik-ueberwiegt-18665636.html). Er sagt genau das, was ich in Münster dachte, formuliert jedoch besser, als ich es könnte, weshalb ich ihn hier anführen möchte:
Das Reizthema Gendern wird in der Duden-Grammatik knapp, aber tendenziös behandelt. Dem Autor Peter Gallmann zufolge haben psycholinguistische Tests nachgewiesen, dass generische Maskulina „in überdurchschnittlichem Maß die Vorstellung männlicher Personen“ hervorrufen. Deshalb suche man nach „alternativen Formulierungen“, die zu „ausgeglicheneren Vorstellungen führen“, worauf der Hinweis folgt, dass der Dudenverlag schon eine Reihe entsprechender Publikationen vorgelegt hat.
Tatsächlich ist der empirische und methodische Wert der besagten Tests in der Wissenschaft nach wie vor umstritten, und es wäre einer Grammatik mit dem Anspruch, ein Standardwerk zu sein, angemessen gewesen, diesen Stand der Diskussion nüchtern zu referieren. Ebenfalls angebracht gewesen wäre eine Beschreibung der grammatischen Systembrüche, die durch das Gendern verursacht werden. Schließlich orientiert sich die Duden-Grammatik ihrem Selbstverständnis nach „an der geschriebenen Standardsprache, die überregional, stilistisch neutral, nicht an einen spezifischen Verwendungskontext gebunden und auch in formelleren Kontexten unauffällig ist“.
Jenseits des Grammatikbandes hat die Dudenredaktion allerdings längst auf eine nüchterne Beschreibung der wahren sprachlichen Verhältnisse verzichtet, indem sie in ihren Wörterbüchern Mieter, Kunden und Patienten zu männlichen Personen und die nach wie vor weithin übliche generische Verwendung im Kleingedruckten zum Randphänomen erklärt hat. Ob sie sich damit langfristig einen Gefallen tut, bleibt abzuwarten. Ich würde mir jedenfalls sehr wünschen, daß der Duden auf den Pfad der Tugend zurückkehrt. Damit meine ich nicht unbedingt das, was ich zufällig denke, wohl aber einen ideologiefreien Umgang mit dem Vorfindlichen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.09.2023 um 17.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51735
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drei Historikerinnen und Historiker (SZ 13.9.23)
Das verwirrt mich so sehr, daß ich nicht mehr weiß, ob ich Männchen oder Weibchen oder beides bin.
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 10.09.2023 um 14.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51724
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Nun hat sich die taz in Sachen Gendersprache schon immer durch besondere Dummheit und Frechheit ausgezeichnet. (Falls ich das folgende schon einmal verlinkt habe, bitte ignorieren: https://virchblog.wordpress.com/2019/03/15/urin-urinnen/) Solange man unter sich war, war das kein Problem, doch seit das Gendern zur eifernden Volksbelästigung geworden ist, wächst die Ablehnung. Frau Hartmann pfeift im Walde. Klingt gut.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.09.2023 um 05.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51719
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Was tun? Dieses Ausmaß an Unbildung und Selbstgerechtigkeit macht mich so zornig, daß ich zuerst "Sofort entlassen!" rufen wollte, aber das geht wohl zu weit. Im Schonraum Universität finden viele ihre Spielwiese und ihr Auskommen. Leider ist die Scheinplausibilität der Gender-Linguistik in der Öffentlichkeit so wirksam, daß ein Anprangern der Dummheit und Frechheit kaum auf Beifall rechnen darf. Die meisten Leute, leider auch Richter, würden fragen: "Was wollt ihr denn, sie hat doch recht, oder?" Ob wir aus dieser intellektuellen Verfinsterung einmal herauskommen? Ich werde es wohl nicht mehr erleben.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 10.09.2023 um 01.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51717
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An den Schulen in Sachsen-Anhalt ist das Sonderzeichengendern verboten worden. Das veranlaßt Tina Hartmann, Professorin für Literaturwissenschaft an der Universität Bayreuth, zu deren Schwerpunkten laut Redaktion unter anderem die Literatur des 18. Jahrhunderts, Gender und Kritische Kanonforschung gehören, zu einem Gastkommentar in der taz (https://taz.de/Gendern-an-Schulen/!5956385/). Darin gibt sie Anregungen, »wie sich künftig umso genüsslicher rückwärts gewandten Teilen des Lehrkörpers, des Oberschulamts und der Politik der sprachliche Mittelfinger zeigen lässt«.
Als erstes empfiehlt sie Schülern, das »generische Femininum« zu benutzen, Männer seien »dann eben mitgemeint« (man kennt das).
Da es im Deutschen aber kein generisches Femininum gibt, müßte ein Lehrer etwa den Satz »Deutschland hat 83 Millionen Einwohnerinnen« als Fehler anstreichen. Offenbar geht es Frau Hartmann also nicht, wie ich zunächst dachte, darum, genderfreudige Schüler mit ihren Handreichungen vor Notenabzügen zu bewahren (sie spricht am Ende des Kommentars selbst von »Subversion«), sondern sie meint es ernst mit dem sprachlichen Mittelfinger. Die Haltung, die dahintersteckt, könnte man so umschreiben: »Ihr wollt mir was verbieten? Ihr könnt mich mal, ich schreibe weiter so, wie es mir paßt!« Dann aber frage ich mich, warum sie den Schülern nicht gleich empfiehlt, einfach bei den Sonderzeichen zu bleiben. Das wäre das Original des Mittelfingers.
Weiter rät sie zur »paritätischen Mischung von generischem Femininum und Maskulinum«. Sie meint wohl Fälle wie »Ärztinnen und Pfleger«. Ihre Einschätzung: »Etwas edelfederhaft, aber praktisch unkritisierbar.«
Wirklich?
Sie weiß auch, wie man die Nichtbinären mit einbezieht: »Und wo bleiben die Nichtbinären? Mensch, richtig! Im Deutschen haben wir eine wahre Wunderwaffe der Gerechtigkeit: Anders als etwa im Französischen verschwistern sich „Ärztinnen und Ärzte“ sogar mit den verbotenen „Ärzt:innen“ zu „Menschen in medizinischen Berufen“ oder werden gar zu „innovativen Menschen aus den Bereichen Medizin und Wissenschaft“.«
»Wunderwaffe der Gerechtigkeit«, das sagt alles. Sachlich unzutreffende Umschreibungen eines Berufs sollen für Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern sorgen. Selbst wenn man Frau Hartmann einen Funken selbstironischer Übertreibung zubilligt, die maßlose Überschätzung der Sprache als Mittel zur Weltverbesserung kommt hier sehr schön zum Ausdruck.
Statt »Schüler« kann man nach Frau Hartmann ab der siebten Klasse »jugendliche Lernende« sagen.
Die Frau ist Literaturwissenschafterin.
Auf ihre Anmerkungen zum Thema »Deutsch als Genussprache« (= sexistische Sprache) müßte ich gesondert eingehen. Sie sind von ähnlichem Niveau.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.09.2023 um 12.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51700
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Bei den Gleichstellungsbeauftragten hat die Gleichstellung eine Grenze: „In den Bundesverwaltungen ist diese Funktion gemäß § 19 BGleiG auf Frauen beschränkt. Entsprechende Regelungen finden sich auch in den jeweiligen Landesgleichstellungsgesetzen in Verwaltungsvorschriften und in manchen kommunalen Verfassungen.“ (Wikipedia)
Es gibt zwar Gehaltstabellen für Gleichstellungsbeauftragte, aber ich kenne keine Evaluation ihrer Tätigkeit. Und wie viele es gibt, konnte ich auch nicht herausfinden. Würde man ihre Abschaffung bemerken? Über die Einhaltung der Gesetze wachen normalerweise Polizei und Justiz. Es gibt ja z. B. keine Eigentumsbeauftragten.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.09.2023 um 04.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51695
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Die Kurverwaltung Juist informiert die Gäste über die Inselschule und das „Lehrer*innenleben“.
Dieses Innenleben muß übrigens ein Traum sein: 74 Schüler, die in Doppelklassen bis zur Mittleren Reife geführt werden, anschließend auf Wunsch im Internatsgymnasium auf dem Festland zum Abitur.
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Kommentar von A.B., verfaßt am 04.09.2023 um 15.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51694
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Die hessische SPD fordert
ZEIT FÜR 12500 NEUE LEHRERINNEN.
Jedoch: ZEIT FÜR 9000 HEUE HANDWERKER.
Weiterhin für ... NEUE ÄRZTINNEN
und für ... NEUE PFLEGER.
Interessant, wie die vermeintliche Gendergerechtigkeit hier auf die Berufsgruppen verteilt wird; und nicht in einer gemischten Form innerhalb eines Satzes oder Textes, sondern auf separaten, einzelnen Plakaten.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 03.09.2023 um 22.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51690
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Vor der anstehenden Landtagswahl in Hessen plakatiert die FDP:
Vom Gendern
kommen
auch nicht
mehr Lehrer-
innen.
Das ist ganz schön frech. Die FDP selbst gendert, daß sich die Balken biegen. In ihrem Wahlprogramm für Hessen kommt die Paarformel nicht weniger als 126mal vor, von Schulpsychologinnen und Schulpsychologen über Radfahrerinnen und Radfahrer bis hin zu Jägerinnen und Jäger, ja es ist sogar von Täterinnen- und Täterarbeit die Rede, und auch die Antragstellenden scheint man bei den Liberalen für normales Deutsch zu halten. Frage: Wie viele zusätzliche Lehrkräfte erhofft sich die hessische FDP von ihrer Variante des Genderns? Was soll überhaupt die Schreibung Lehrer-innen? Ist das eine mißlungene Parodie des Pausenzeichengenderns?
Wer im Streit ums Gendern politische Unterstützung für die Bewahrung der geschlechtsübergreifenden Normalsprache sucht, kann die FDP getrost abschreiben. Bei der Rechtschreibreform war es ähnlich. Ein trauriges Beispiel dafür, wie jene vielbeklagte Politikverdrossenheit entsteht.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.09.2023 um 07.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51689
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Im NT wird das später heiliggesprochene Ehepaar Aquila und Priszilla sechsmal erwähnt, dreimal die Frau zuerst und dreimal der Mann. Darüber muß natürlich diskutiert werden.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.09.2023 um 04.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51686
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Zum vorigen Eintrag: Wenn bedeutende Menschen sich eine solche Ansicht einreden lassen, kann man von schlichteren Gemütern erst recht nicht erwarten, daß sie ihm widerstehen. Es hat ja auch etwas unmittelbar Einleuchtendes, daß die Frauen durch das generische Maskulinum benachteiligt sind. Bisher hat es zwar klaglos funktioniert, aber wer zum erstenmal darauf aufmerksam gemacht wird, dem fällt es wie Schuppen von den Augen, nicht wahr? Was für eine überdimensionale Ungerechtigkeit!
Die Schule hat nichts dafür getan, uns über sprachliche Sachverhalte aufzuklären, und heute trägt sie mit großem Pomp zur Verdummung bei. Nur so war ja auch die Rechtschreibreform möglich.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.09.2023 um 04.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51684
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„Ein Wort an die Musikerinnen. Wenn ich von Pianisten rede, sind immer auch die Pianistinnen gemeint. Der leidige deutsche Sprachgebrauch macht es notwendig, um der besseren Lesbarkeit willen den regelmäßigen Hinweis auf das andere Geschlecht zu unterlassen. Die Vereinfachung, obwohl eigentlich unzulässig, ist leider unvermeidlich. Bitte fühlen Sie sich freundlichst eingeschlossen.“ (Alfred Brendel: A bis Z eines Pianisten. Ein Lesebuch für Musikliebende. München 2012:7)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.08.2023 um 05.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51675
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Inzwischen verläßt kein Text mehr die Amtsstuben, bevor jemand ihn durchgegendert hat: „Landwirtinnen und Landwirte“ (Erntebericht der Bundesregierung 2023). Die Selbstregulation der Allgemeinsprache, die solchen Ballast nicht duldet, wird durch offene oder stillschweigend anerkannte Richtlinien unterbunden.
Wie bei der Rechtschreibreform wissen auch hier die meisten Beteiligten, daß das Ganze Unsinn ist, aber sie machen mit. Das ist das eigentlich bemerkens- und erforschenswerte Phänomen. Man schliddert hinein, aber nicht wieder hinaus.
Die neurotische Angst vor Wörtern hat verschiedene Erscheinungsformen. Im amerikanischen Fernsehen bleept es seit Bush ständig, während in der Alltagssprache fucking eines der häufigsten Wörter ist. Diesen Gegensatz bemerkt jeder, aber es folgt nichts daraus.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.08.2023 um 12.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51644
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Drüben "in Deutschland", wie man auf der ostfriesischen Insel sagt, gendern sie, aber hier ist der Koopmann immer noch der Koopmann, obwohl er eigentlich eine Frau ist, aber das schadet dem Umsatz nicht.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 14.08.2023 um 13.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51617
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Verkehrte Welt
In der Schule wird nicht die Sprache gelehrt, die angesehene überregionale Zeitungen verwenden, sondern diese Zeitungen richten sich nach dem jeweils letzten Stand der Schulorthographie, bis hin zum Umgang mit den vom Rechtschreibrat (noch) nicht gebilligten Genderzeichen.
Beispiel Süddeutsche:
»Zeitungen haben eine Vorbildfunktion, was Sprache angeht. Sie sollten so schreiben, dass die Texte für möglichst viele (im Idealfall alle) Leserinnen und Leser verständlich sind. Das gilt insbesondere für eine "Familienzeitung", als die sich die SZ versteht - also ein Blatt, das grundsätzlich Eltern, Kinder und Großeltern ansprechen will. Wenn Jugendliche eine Zeitung lesen, sollten sie dort nicht auf eine Sprache oder Rechtschreibung stoßen, die ihnen in der Schule als Fehler angekreidet würde.«
»Die SZ verzichtet […] auf Schreibweisen mit Gendersternchen […]. Sie stützt sich dabei auch auf den Rat für deutsche Rechtschreibung, der das amtliche Rechtschreibe-Regelwerk herausgibt und die Aufgabe hat, die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum zu wahren.«
(https://www.sueddeutsche.de/kolumne/transparenz-blog-warum-verzichtet-die-sz-auf-das-sternchen-1.5364973)
Noch Fragen?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.08.2023 um 05.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51610
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„Mit dem heutigen Doodle ehren wir den*die britische*n Maler*in Gluck, die*der für das Aufbrechen von Geschlechternormen und ihre*seine bahnbrechenden Werke im frühen 20. Jahrhundert bekannt ist.“ (Google 13.8.23)
Der Eintrag der deutschen Wikipedia ist überschrieben „Gluck (Malerei)“ und verwendet wie der englische keine Pronomina, sondern stets den Namen. In England wird Gluck aber meist als weiblich behandelt, so auch im Untertitel der Biographie. Grundlage dürfte die Feststellung des Geschlechts bei der Geburt von Hannah Gluckstein gewesen sein. Alles weitere war dann eine Form der Lebensgestaltung; Lesbierinnen verehren in Gluck eine der Ihren.
Google veranschaulicht das sprachliche Dilemma. Man möchte natürlich niemandem unrecht tun, und die persönliche Lebensgestaltung geht keinen was an. Das „Aufbrechen der Geschlechterrollen“ muß man andererseits nicht durchweg bejubeln; Geschlechterrollen haben ja auch ihren Sinn. Die Menschheit wird ihren Fortbestand nicht um einiger Zwischenstufen (Hirschfeld) willen aufgeben.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.08.2023 um 14.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51597
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Kein einziger der 77 Arbeiterinnen und Arbeiter bekam so viel. (tagesschau.de 10.8.23) Tut richtig weh. Im DLF geht es um die Ärztinnen und Ärzte und ihre Patientinnen und Patienten. Jedenfalls redet der Moderator so, nicht seine Interviewpartner. Der Zwangsgebührenzahler muß es hinnehmen – bis irgendwann sein Bewußtsein verändert ist und er einsieht, daß es auch Frauen gibt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.08.2023 um 16.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51561
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herrschen < hêrisôn, zu "hehr". Herr hat die gleiche Wurzel.
Auch Frauen haben geherrscht und fanden nichts dabei. Die Wichtigtuerei verdienstloser Weltverbesserer darf man nicht ernst nehmen und vor allen Dingen nicht mitmachen. Aber das ist der schwache Punkt unserer lieben Mitmenschen.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 03.08.2023 um 14.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51560
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Im Fußball sieht man, wohin es führt, wenn Frauen es den Männern partout gleichtun wollen. An der Sprache liegt’s jedenfalls nicht.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 03.08.2023 um 12.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51559
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Historisch wurde »Frau« im Sinne von Gebieterin durchaus als weibliches Pendant zu »Herr« gebraucht. Aber auf diese Verwendung wollte die Dudenredaktion mit »Baufrau« vermutlich nicht zurückgreifen. Siehe auch die interessanten Einträge zum Stichwort »Frau« bei Adelung (https://lexika.digitale-sammlungen.de/adelung/lemma/bsb00009132_1_2_2495) und zu »Weib« im Meyer von 1905 (http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Weib).
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.08.2023 um 11.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51558
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In älteren Texten gibt es auch die Paarung Mann/Weib, wovon sich nur männlich/weiblich bis heute erhalten hat.
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Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 03.08.2023 um 09.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51557
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Wobei es ohnehin die falsche Paarung ist: Es gilt doch Herr/Dame vs. Mann/Frau, oder? Nur bei der Anrede ist es anders.
Ein Chorleiterin sprach (nach Corona-Pause): "...damit Ihr wieder Herr Eurer Stimme werdet." Worauf (erwartbar, danach kann man die Uhr stellen) aus dem Chor heraus ergänzt wurde "...bzw. Frau Eurer Stimme".
Das ist natürlich Unsinn, es geht ja um die Beherrschung der Stimme, also wäre wenigstens "Herrin der Stimme" angebracht. Eine "Befrauschung" gibt es ja nicht. Noch nicht.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.08.2023 um 09.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51556
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Im Radio gehört: "Bauherren und Baufrauen". Vielleicht mit einem nicht hörbaren Augenzwinkern gesprochen. Sprecher war ein interviewter Experte, nicht die DLF-Gans. Der Duden führt "Baufrau" in der Bedeutung „Bauherrin“ an, ohne zu vermerken, daß es sich um den Sprachgebrauch einer Nischengesellschaft handelt. Er lügt also – wie immer, wo die Sondersprache einer Clique als allgemeiner Sprachgebrauch dargestellt wird.
Zur Sache selbst: Man hat ja versucht, das Element „Herr-“ aus allen Bezeichnungen zu tilgen, bis hin zu „einer Sache Frau werden“, wozu man allerdings eine Bedeutung erst noch erfinden und allgemein durchsetzen müßte. Deutsch ist es bisher nicht.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.08.2023 um 05.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51537
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»Zu den grundlegenden rechtsstaatlichen Anforderungen an die Verurteilung einer Bürgerin oder eines Bürgers gehört, dass er die tatsächlichen Grundlagen seiner Verurteilung zur Kenntnis nehmen, sie in Zweifel ziehen und sie nachprüfen darf.«
(Aus: Beschluß des Verwaltungsgerichts des Saarlandes vom 20.08.2020 – 5 L 569/20, https://openjur.de/u/2328229.html)
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.07.2023 um 22.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51514
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In bezug auf die aktuelle Frauenfußball-WM ist mir aufgefallen, daß die Gendermedien immer im Plural z. B. von den amtierenden "Weltmeisterinnen" sprechen, wo man sich bei den Männern meistens im Singular auf den "Weltmeister", also die Mannschaft, bezieht.
Es ist auch wieder bezeichnend, daß sie nicht nur "den Weltmeister", sondern natürlich auch "die Weltmeisterin" für unpassend für die Frauenmannschaft halten und daher auf den Plural für die einzelnen Spielerinnen ausweichen müssen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2023 um 07.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51481
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Wie bei der Rechtschreibreform kann man also freie und gebundene Texte unterscheiden. Die Reformer haben seinerzeit so getan, als wüßten sie nichts davon, und bei ihren "empirischen" Erhebungen eine flächendeckende Akzeptanz der Reform festgestellt. Dieses Gaunerstückchen gehört zur Kriminalgeschichte der Reform. Die Mitläufer in den Zeitungsredaktionen haben auch dabei mitgemacht, psychologisch verständlich, aber nicht entschuldbar.
Im Rechtschreibrat, wo inzwischen nur noch unkritische Durchsetzer sitzen, reden sie von Beginn an um den heißen Brei herum, wie ich es selbst erlebt und vor allem in meinem letzten Buch dokumentiert habe. Ich kenne nicht mehr alle Ratsmitglieder, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß auch nur ein einziger die Rechtschreibreform für sinnvoll hält. Das Ganze ist von einer grundsätzlichen und allgegenwärtigen Verlogenheit geprägt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2023 um 06.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51480
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Aus der Diskussion um den Barbie-Film entnehme ich, daß die Kritik an den Klischees der Weiblichkeit inzwischen ihrerseits als frauenfeindlich gilt. Das überrascht mich nicht, es mußte so kommen. Pink stinkt also nicht mehr, sondern ist absolut in. Natürlich definieren Männer, was weiblich ist, und umgekehrt. Das ist der biologische Sinn der geschlechtlichen Fortpflanzung, also der Sinn des Lebens...
Die Revolution frißt ihre Kinder, das sehen wir ja auch anderswo.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2023 um 05.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51479
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Obwohl nur eine Minderheit das Gendern und erst recht die Sternchenschreibweise billigt, sind sämtliche Verlautbarungen der Grünen, auch auf der lokalen Ebene, in dieser Weise entstellt. Es muß also eine Art Zwang geben, eine Gleichschaltung, die vielleicht mit dem Funktionärsdasein fest verbunden ist. Anders gesagt: Wer ein Pöstchen hat oder haben will, muß gendern, auch wenn sehr viele oder gar alle wissen, daß es Unfug ist. So war es auch bei der Durchsetzung der Rechtschreibreform. Es gibt Einblick in die Psychologie und Gruppendynamik des Mitläufertums. Hinterher will es niemand gewollt haben, alle sind „minderbelastet“.
(Gedanken anläßlich einer Einladung der Ortsgrünen zu einer Veranstaltung über Energiewende usw., das Sache nach eigentlich gut und richtig, aber immer mit diesem dämlichen Zungenschlag, der mich dann doch zögern läßt. Einen Sprachfehler kann ich überhören, aber Mitläufertum widert mich an.)
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 19.07.2023 um 13.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51475
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Ein Vater fährt mit seinem Sohn im Auto. Sie haben einen schweren Unfall, bei dem der Vater sofort verstirbt. Der Sohn wird mit schweren Kopfverletzungen in eine Spezialklinik geflogen. Die Operation wird vorbereitet, alles ist fertig. Der Chef-Chirurg erscheint, wird plötzlich blass und sagt: „Ich kann nicht operieren, das ist mein Sohn!"
Die Genderer zeigen diese Geschichte seit Jahren herum, um das Maskulinum als spezifisch zu entlarven. Kunststück.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 19.07.2023 um 11.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51474
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»Als Sohn von Migrantinnen und Migranten kann ich verstehen, dass da Frust aufkommt.«
(welt.de, 19.7.23, Interview mit dem Berliner Queerbeauftragten Alfonso Pantisano)
Wenn man Migrantinnen und Migranten als Gemeinschaft auffaßt, der man angehört, kann man sich theoretisch als Sohn (oder Tochter) dieser Gemeinschaft bezeichnen, so wie etwa Heinrich Böll ein Sohn der Stadt Köln war. Aber so ist es hier natürlich nicht gemeint. Mir fällt auf, daß viele Anhänger des Genderns keine Antenne für die Unterscheidung zwischen generisch und spezifisch haben. Vielleicht erklärt das wenigstens zum Teil ihre Unempfänglichkeit für all die guten Argumente, die für das generische Maskulinum sprechen. Auch in den berüchtigten psychologischen Tests wird bekanntlich regelmäßig mit Beispielsätzen gearbeitet, in denen die Personenbezeichnungen gar nicht generisch verwendet werden. Ein Hauch von Manipulation im Dienste des erwünschten Testergebnisses mag dahinterstecken, aber vielleicht ist es auch einfach nur sprachliche Inkompetenz.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.07.2023 um 04.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51471
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Als das IdS vor 25 Jahren seine dreibändige deutsche Grammatik herausbrachte, hielten die Verfasser in ihrem Paradiesgärtlein noch ganz ernsthaft frau, jedefrau, jefrau für deutsche Indefinitpronomina.
Das konnte man damals noch belächeln, aber heute wetteifern die Öffentlich-Rechtlichen darin, sich dem feministischen Wahn zu unterwerfen. Er hat sich auf ein anderes Gebiet der Sprache begeben, ist aber so weltfremd wie seit je.
Im Küchenradio, wo DLF eingestellt ist, gendern im allgemeinen nur die Journalisten, nicht die Interviewpartner, es sei denn, sie gehörten zur Ministerialbürokratie oder zum Pädagogikbetrieb. Aber gestern sprach auch ein Medizinprofessor der Charité nur von Patientinnen, bediente sich also eines generischen Femininums, das es nicht gibt. Er ist Deutscher und spricht akzentfrei, beherrscht aber trotzdem seine Muttersprache nicht. Auch wenn er in seinem Fach eine Koryphäe ist, möchte man sich mit ihm nicht unterhalten.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2023 um 12.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51452
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In der SZ schreibt Marie Schmidt (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1011#49573) zur Genderfrage, was sie schon oft geschrieben hat. Wir haben es nicht zu Ende lesen können.
Nur eins will ich erwähnen, einerseits macht sie sich über Merz lustig, der im Gendern einen Kulturkampf sieht, andererseits meint sie, es komme nicht auf leichte Lesbarkeit der Texte an, sondern auf die feministische Umerziehung der Bevölkerung durch widerborstige Sprache (sie drückt es ein wenig anders aus). Ist das etwa kein Kulturkampf?
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Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 15.07.2023 um 07.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51451
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Gerade gelesen: "...auch wenn einige Autofahrenden das gerne so hätten."
Tja: die Autofahrenden, einige Autofahrende. Man muß dann schon aufpassen.
Dabei könnte es so einfach sein: die Autofahrer, einige Autofahrer.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2023 um 06.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51450
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Ich habe vergessen, den Hinweis auf http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42708 einzufügen, ohne den mein letzter Eintrag nicht recht verständlich ist.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2023 um 06.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51449
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Die kleineren Größen der Arztsocken heißen "Schwester & Pfleger Socken". Allerdings haben Pfleger meistens keine kleineren Füße als Ärztinnen, außer wenn der Pfleger eine Frau und die Ärztin ein Mann ist.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2023 um 05.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51448
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Wieder fällt mir auf, daß im Wirtschaftsteil der SZ die "Arbeitnehmenden" wenigstens zur Hälfte gegendert sind, während den "Arbeitgebern" diese Ehre nicht zuteil wird. Man ist dezent antikapitalistisch...
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2023 um 06.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51437
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Die Dudenangabe zur Aussprache von Follower wirft ein Problem auf, was die weibliche Form betrifft. Mitten in der Hybridbildung Followerin, Followerinnen muß man sich entscheiden, ob man das r englisch, deutsch oder überhaupt nicht ausspricht.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.07.2023 um 04.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51431
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Zur Verteidigung der sprachwidrigen Schreib- und Sprechweise mit Doppelunkt und Schluckauf (Verbraucher:innen) wird angeführt, sie schließe außer Frauen auch alles Diverse ein. Aber wenn man das vereinbaren kann, dann kann man auch für das sprachrichtige generische Maskulinum vereinbaren, daß es alles einschließt. (Man muß es nicht einmal vereinbaren, es war schon immer so.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.07.2023 um 07.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51420
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Autor:innen: Fritz Bärmann und Jörg Ruhloff (Schöningh 2010)
Wußten die verstorbenen Pädagogen nicht, ob sie Männlein oder Weiblein sind? Man muß wohl annehmen, daß die Personen dem Verlag wurscht sind – Hauptsache, politisch korrekt!
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.07.2023 um 05.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51413
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„Unsere Polizistinnen und Polizisten sind nicht der Prellbock für Konflikte von Drittstaaten.“ (Der hessische Innenminister zu den Eritreer-Krawallen)
Wenn Eritrea der dritte Staat ist – wo ist dann der zweite? Wie viele Polizistinnen waren im Einsatz – gegen wie viele Eritreerinnen? Man sieht nur Männer, und das ist ein Teil des Problems. Auch die taz gendert in diesem Fall nur die Polizisten, nicht die Randalierer.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2023 um 17.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51410
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Zwischendurch will ich nur bemerken, daß Herr Metz meine Meinung wieder mal haargenau ausgedrückt hat, nur viel besser.
Wenn jemand noch nicht von den Vorzügen des generischen Maskulinums überzeugt sein sollte, kann er sich mal die Texte des BKA ansehen – wahre Gender-Orgien und fast unlesbar. Ob das der Wahrheitsfindung dient?
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 09.07.2023 um 15.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51409
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Ich stimme Ihnen ja zu, Herr Riemer. Wie gesagt, halte ich nichts davon, biologische Tatsachen zu leugnen, schon gar nicht, wenn diese fürs gefühlte Geschlecht nicht einmal von Belang sind. Wenn es um derart existentielle Gefühle geht, helfen allerdings biologische Belehrungen auch nicht. Grundsätzlich kritikwürdig finde ich die herrschende Neigung, individuelle oder minderheitliche Probleme weitestmöglich der Gesellschaft anzulasten. Deshalb mag ich den Begriff des sozialen Geschlechts nicht; er impliziert unverhältnismäßig großen gesellschaftlichen Einfluß, wie er sich etwa in der Formulierung ausdrückt, das Geschlecht werde bei der Geburt "zugewiesen". Da ist am Ende selbst die "Anatomie ein soziales Konstrukt" (Judith Butler).
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.07.2023 um 12.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51408
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Ja, den Film hab ich auch gesehen, hat mir gefallen. Es kommt natürlich immer auf den Kontext an, auf die Beziehung zu dem Menschen, mit dem man spricht.
Dünnes Eis? Wer behauptet denn, divers sei gleich behindert? Ich nicht.
Wir haben doch beide über meine Auffassung gesprochen, es gäbe genau 2 biologische Geschlechter. Sie haben sich dann ausdrücklich weiter zum biologischen Geschlecht geäußert. "Divers" gehört für mich nicht zu den beiden biologischen Geschlechtern, sondern betrifft die Sozialisierung bzw. die Psyche.
Wenn sich jemand nackt im Spiegel anschaut und sein Geschlecht nicht erkennen kann, wenn er als Erwachsener weder eine Menstruation noch einen Samenerguß hat (oder womöglich beides), dann handelt es sich offenbar um ein körperliches Problem analog zu anderen körperlichen Problemen, jedoch nicht um ein drittes biologisches Geschlecht.
Wenn er (im Sinne des generischen Maskulinums) sein biologisches Geschlecht sehr wohl kennt, sich jedoch nur irgendwie anders fühlt, zum Beispiel "divers", dann handelt es sich hierbei um sein soziales oder um sein psychisch eingebildetes Geschlecht. Dann möge er mir einfach nur sagen, wie er sich fühlt, und ich werde ihn entsprechend wie jeden anderen Menschen behandeln und achten.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 09.07.2023 um 12.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51407
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Das Schöne am generischen Maskulinum ist, daß man es problemlos benutzen kann, ohne sich über die Existenz oder Nichtexistenz von Geschlechtern, die Bewertung von »Geschlechtsidentitäten« und dergleichen zu einigen. Selbst wer mit Diversität und Inklusion nichts anfangen kann oder sogar dezidiert dagegen ist, verwendet mit dem generischen Maskulinum eine Form, die alles umfaßt, was da kreucht und fleucht.
Die ganze unselige Debatte haben uns Leute aufgenötigt, die von der Vorstellung besessen sind, daß Geschlechtsfragen in jedem nur denkbaren Satz, in dem Personen vorkommen, relevant sind und deshalb zum Thema gemacht werden müssen. Ich behaupte, daß das Alter eines Menschen in unserer heutigen Gesellschaft in allen möglichen Zusammenhängen eine mindestens genauso große Rolle spielt wie das Geschlecht. Trotzdem fordere ich nicht, daß das biologische Alter, das gefühlte Alter, das sonstwie definierte Alter oder eine mitgedachte Altersspanne bei jeder Personenbezeichnung sichtbar gemacht wird. Ob Geschlecht oder Alter (und es kämen noch viele weitere Merkmale in Betracht) – dort, wo es in einem Text mal relevant ist, kann man es mit den klassischen Mitteln unserer Sprache unaufgeregt benennen, in den übrigen neunzig Prozent sollte man das Faß zulassen und sich auf das konzentrieren, was man eigentlich mitzuteilen hat, schon aus Respekt vor den Lesern, die den Text ja so nehmen müssen, wie er ihnen serviert wird.
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 09.07.2023 um 11.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51406
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Diverse gleichsam behindert? Dünnes Eis.
Davon abgesehen: https://www.facebook.com/moviepilot/videos/keine-arme-keine-schokolade/10153899124165735/
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.07.2023 um 18.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51401
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Es wäre natürlich genausowenig nett, und ich würde es niemals tun, jemandem, der ohne Beine im Rollstuhl sitzt, unter die Nase zu reiben, daß er keine Beine hat.
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 08.07.2023 um 12.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51398
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Ich finde an Herrn Riemers Auffassung nichts auszusetzen – außer vielleicht, daß es nicht nett wäre, sie jemandem unter die Nase zu reiben, der sich zwischengeschlechtlich fühlt. Tatsächlich wird oft schon die Erwähnung der beiden biologischen Geschlechter als Kränkung aufgefaßt und mit vehementem Widerspruch beantwortet. Da bekommt es eher die Wissenschaft mit der Faust zu tun, man läuft wütend Sturm gegen Tatsachen und vermeintliche Advokaten des Übels. Subtiler ist der Versuch, jedermann zum verantwortlichen "Leser" des Geschlechts zu erklären. So wird statt eines irritierenden Äußeren die verstörte Reaktion darauf in den kritischen Blick gerückt. Toleranz für Vielfalt läßt sich aber nicht erzwingen. Auch nicht für "körperliche Vielfalt", wie sie von Aktivisten gegen das Bodyshaming propagiert wird. Das Anrennen gegen die Wirklichkeit hilft nichts, auch nicht als Volkssport.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.07.2023 um 11.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51396
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Aber ich sage doch gar nicht "Es gibt genau zwei Geschlechter", wie Sie mir ständig unterstellen, lieber Prof. Ickler, sondern ich sage, es gibt genau zwei biologische Geschlechter. Wie ich finde, ein großer Unterschied.
Oder sehen Sie bereits das Wort "biologisch" als Faust an? Dann wüßte ich tatsächlich nicht mehr, wie ich die Wirklichkeit "friedlich" beschreiben könnte.
Was die vielen Geschlechter betrifft, für die ich nur den Namen soziale Geschlechter kenne, so sind diese wohl nicht objektiv feststellbar. Sie sind nicht klar definiert, können vorgetäuscht oder verschwiegen werden, von einer vorübergehenden Laune abhängen. Sie können damit beliebig geändert werden, eignen sich deshalb nicht zur Feststellung der Identität eines Menschen.
Es gibt ja dieses Kürzel LGBTQ*, angeblich für die vielen sozialen Geschlechter neben den am weitesten verbreiteten, heterosexuell männlich und weiblich. Da frage ich mich ständig, wieso werden die überhaupt als (soziale) Geschlechter bezeichnet, geht es dabei nicht vielmehr um sexuelle Vorlieben, um die äußere Erscheinung, um rein subjektive Gefühle? Allenfalls unter dem * könnte ich mir noch etwas Mysteriöses vorstellen, was vielleicht zum Oberbegriff Geschlecht paßt.
Eine Lesbierin ist doch, auch nach ihrem eigenen Verständnis, ganz normal weiblich, oder etwa nicht? Analog ein homo- oder bisexueller Mann. Und ein Transmann ist eigentlich, ebenfalls auch nach eigenem Verständnis, eine Frau, sonst bräuchte er ja die Vorsilbe Trans- nicht. Analog Transfrauen. Manche Transmenschen möchten gar nicht unter ihrem wahren biologischen Geschlecht erkannt werden, nun gut, dann sind sie eben für die Öffentlichkeit einfach Männer oder Frauen. Ich sehe darin kein Problem.
Ich weiß nicht, ob es überhaupt Menschen gibt, die selbst durch einen Gen- bzw. Chromosomentest nicht eindeutig einem der beiden biologischen Geschlechter zugeordnet werden können. Falls es sie gibt, sind sie wahrscheinlich entweder unfruchtbar oder Zwitter, bilden also auch kein neues biologisches Geschlecht.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.07.2023 um 05.49 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51394
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Zufallig berichtet die SZ heute, wie sich "Terre des femmes" zerstritten hat über sehr ähnliche Fragen. Die Argumente sind immer dieselben, nur daß wir uns hier nicht zerstreiten müssen, weil wir bloß nüchterne Beobachter der Szene sind.
Im Sport tobt ja der gleiche Streit wegen Transgender. Vor Jahren hatte ich den Fall Bruce Jenner erwähnt (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1437#33423). Wäre es fair, einen männlichen Zehnkämpfer morgen in der Frauenriege antreten zu lassen? Doping ist nichts gegen unsere Muskelpakete und Waschbrettbäuche.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.07.2023 um 04.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51393
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Lieber Herr Riemer, vor Ihrer Faust habe ich keine Angst und weiß auch, daß Sie ebenso friedlich ("altersweise") sind wie ich, aber ich habe doch nicht nur hier den Eindruck, daß Sie immer wieder sagen wollen: Es gibt genau zwei Geschlechter, und das ist eine "wissenschaftliche Tatsache". – Die "wissenschaftliche Tatsache" ist die Faust... Und genau darauf wollte ich in meinem Eintrag NICHT eingehen, sondern zurück zum Sprachlichen, zum generischen Maskulinum, für dessen Lobpreis ich gar nicht auf die Biologie und die wissenschaftlichen Tatsachen eingehen muß, also auf Chromosomen, Eierstöcke usw.
Auf das "Einfühlungsvermögen" war ich nur nebenbei noch mal zurückgekommen. Ich selbst könnte mir unter einigen Schwierigkeiten und sehr großem Widerwillen gerade noch vorstellen, Sex mit einem Mann zu haben, aber ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, wie es ist, sich im falschen Körper eingeschlossen zu fühlen, eigentlich eine Frau zu sein oder umgekehrt. Es geht ja nicht nur um die Wahl eines Geschlechtspartners, ein homosexueller Mann fühlt sich nicht als Frau. – Aber das kann ich auf sich beruhen lassen, es hat mit unserem geliebten generischen Maskulinum nichts zu tun.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.07.2023 um 00.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51392
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Lieber Professor Ickler, es täte mir leid, wenn der Eindruck entstünde, ich wollte mit der Faust auf den Tisch hauen, dafür bin ich überhaupt nicht der Typ, ich würde beispielsweise auch die Behauptung 2+2=4 nicht mit der Faust auf den Tisch verteidigen, sondern eher etwas ratlos sagen, bitte schön, wenn jemand den Beweis führen kann, daß 2+2 nicht 4 ist, dann will ich es gern glauben. Gerade genauso sehe ich das auch mit den zwei biologischen Geschlechtern.
Ich verstehe Sie nun nicht ganz, was Sie eigentlich unter dem "Geschlecht" verstehen. Ich habe von den drei grammatischen, zwei biologischen und vielen sozialen Geschlechtern geschrieben. Wenn Sie nun entgegnen, Sie verstünden nicht mein "Bestehen auf der eindeutigen Existenz genau zweier Geschlechter", dann kann ich doch nur annehmen, daß sie auch von den biologischen Geschlechtern reden. Plötzlich sagen Sie aber, Sie hätten, anders als ich, "gar nicht vom biologischen Geschlecht gesprochen".
Ja, wovon dann? Wenn Sie das sog. soziale Geschlecht meinen, dann sind wir ja einer Meinung. Mein "genau zwei" bezog sich nur auf das biologische Geschlecht.
Ich verstehe auch nicht, weshalb man zur Anerkennung biologischer Tatsachen ein Einfühlungsvermögen braucht. Ich glaube, daß ich Einfühlungsvermögen besitze, das aber nicht dazu dienen darf, wissenschaftliche Tatsachen zu negieren, sondern betroffenen Menschen wenn nötig zu helfen.
Daß es Zwischenstufen geben kann, bestreite ich nicht, sondern ich bestreite, daß dadurch für die Spezies Mensch neue biologische Geschlechter entstehen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.07.2023 um 16.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51391
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Lieber Herr Riemer, ich habe doch – anders als Sie – gar nicht vom biologischen Geschlecht gesprochen, wie Sie mir ständig unterstellen, und muß es darum auch nicht definieren. Ich habe nur zart auf die Sexualwissenschaft hingewiesen, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstand und meiner Ansicht nach nicht einfach in die Tonne getreten werden kann. Man könnte sie auch Sexualmedizin nennen, freilich unter Einbeziehung der Psychologie. Auch wenn mir (und Ihnen offensichtlich auch) das Einfühlungsvermögen fehlt – solche Zwischenstufen gibt es wirklich. Und mir liegt es nun mal nicht, sozusagen mit der Faust auf den Tisch zu hauen und zu sagen: Es gibt genau zwei Geschlechter! Gelegentlich lernt man sie kennen, und spätestens dann gewinnt man ein gewisses Verständnis. Übrigens tauchen sie auch in der Logopädie auf, weil sie postoperativ eine Anpassung ihrer Stimme anstreben.
Wenn einer dieser Menschen eine Änderung seines Namens und der Anredeform wünscht – was liegt daran?
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 06.07.2023 um 14.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51390
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Ich frage mich, was es mit dem Gelesenwerden auf sich hat, von dem man derzeit so viel liest. Männer, die als Frauen gelesen werden und umgekehrt. Ich habe nie eine Lesebrille gebraucht, um eine Frau als solche wahrzunehmen oder einen Mann als Mann. Ganz selten kommt es vor, daß jemand uneindeutig auf mich wirkt. Ein Transmensch vielleicht, dessen Äußeres nicht stimmig ist. Auch wenn es mich rührt, für sein Unglück kann ich nichts. Es sei denn, ich betrachte mich schuldbewußt als schlechten Leser.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.07.2023 um 11.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51389
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Es ist natürlich zunächst, wie vieles, eine Frage der Definition. Meine lautet:
Das biologische Geschlecht gründet sich auf das Prinzip der sexuellen Fortpflanzung. Dabei entsteht durch Vereinigung männlicher Samenzellen und weiblicher Eizellen ein neuer lebender Organismus. Eine andere Möglichkeit, ein anderes Prinzip gibt es nicht.
Bei einigen stammesgeschichtlich niederen Lebewesen gibt es auch eine vegetative oder Varianten sexueller Fortpflanzung, beim Menschen nicht.
Abweichungen hinsichtlich der sexuellen Merkmale von samen- und eizellenproduzierenden Vertretern einer Spezie bis hin zur Unfruchtbarkeit begründen kein neues biologisches Geschlecht. Es gibt halt leider bei allen Lebewesen körperliche und geistige Fehlentwicklungen, das kann selbstverständlich auch die Geschlechtsorgane betreffen.
Jetzt bleibt halt nur die Frage, welche dieser Definitionen zweckmäßiger ist.
Gehen wir von Ihrer Definition aus, lieber Prof. Ickler. Wie viele verschiedene biologische Geschlechter gibt es denn beim Menschen? Drei oder sechzig oder 8 Milliarden? Woran soll man das festmachen? Welche biologische Bedeutung sollte z. B. das Geschlecht "divers" haben? Meiner Meinung nach hat das mit Biologie nichts zu tun, sondern da geht es um den Menschen als soziales Wesen, nicht um Naturwissenschaft.
Das Geschlecht (männlich oder weiblich) gibt es nur zum Zweck der Fortpflanzung, es hat eine genau bestimmte Funktion. Abweichungen (noch funktional oder nicht) kann man entweder unter diese beiden Geschlechter einordnen oder dieser Mensch ist eben geschlechtslos, was aber kein neues biologisches Geschlecht bedeutet.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.07.2023 um 04.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51388
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Lieber Herr Riemer, ich verstehe und teile Ihren Unmut, aber nicht ihr Bestehen auf der eindeutigen Existenz genau zweier Geschlechter. Wenn man sich auf diese Frage einläßt, hat man schon verloren, denn dann geht es um das weite Feld der Chromosomen einerseits, der "sexuellen Zwischenstufen" andererseits, wiederum biologisch und psychologisch aufgeteilt usw. Wohin soll das führen? Jedenfalls nicht zu einer Einigung, wie Sie sich sich wünschen. Wir können doch, jenseits der Ideologie, nicht die ganze sexualwissenschaftliche Forschung beiseite wischen, nur weil einige daraus die falschen Schlüsse gezogen haben oder weil auch einige schräge Typen unter ihren Vertretern sind.
Darum würde ich empfehlen, sich auf das Sprachliche zu beschränken und die leichte Handhabbarkeit des generischen Maskulinus gegen die selbstgeschaffenen Komplikationen jeder anderen Lösung herauszuarbeiten.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.07.2023 um 00.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51387
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Meiner Meinung nach sollte einfach immer klar und eindeutig festgelegt sein, um welche Art von Geschlecht (grammatisch, biologisch, sozial) es jeweils geht.
Wenn das erst einmal jeder begriffen hätte, d.h. zum Beispiel, daß Artikel, Pronomen, Adjektivendungen sich auf die drei grammatischen, das Identitätsmerkmal im Ausweis und Melderegister sich auf die zwei biologischen und die Anrede (Herr, Frau), das Suffix -in, die Einordnung als "divers" sich auf die vielen sog. sozialen Geschlechter beziehen, dann wäre für die weitere Akzeptanz des generischen Maskulinums schon die Hälfte getan.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 05.07.2023 um 20.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51386
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Vielleicht sind Geschlechtszuordnungen aus Sicht der Uni nur dann wünschenswert, wenn der*die Betroffene sich dazu eindeutig geäußert hat und die Zuordnung sprachlich überhaupt realisiert werden kann. Fast immer ist aber entweder das eine oder das andere oder beides nicht der Fall. Jemand, der*die beispielsweise heute als Mann gelesen werden möchte, kann das morgen schon ganz anders sehen. Es ist aber praktisch unmöglich, alle Mitarbeitenden täglich zu befragen. Und sollte jemand angeben, eine der zahllosen Geschlechtsidentitäten zwischen Mann und Frau oder jenseits davon für sich als gegeben zu empfinden, fehlen schlicht die dazu passenden Benennungen. Also bleibt nichts anderes übrig, als auf die Platzhalterlösung mit Sternchen oder anderen Sonderzeichen auszuweichen. Dann ist gewissermaßen jeder*m recht getan.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.07.2023 um 18.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51383
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Die Uni Kassel stellt auf der Website ihre Mitarbeiter vor, das sieht dann so aus:
Dr. Benjamin Blumenstein
Wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in
Die Leute machen sich zwar die Mühe des Genderns, aber nicht die Mühe, der einzelnen Person einen individualisierten Eintrag zu widmen. Wahrscheinlich soll das andeuten, daß das Geschlecht der Person nicht wichtig ist, wohl aber das Geschlecht der Funktion, die sie ausübt. Damit ist die bisherige, allgemein sprachlogische Ordnung auf den Kopf gestellt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.07.2023 um 07.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51380
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In einem Film über Alma Mahler-Werfel spielt Emily Cox die Titelrolle. Bei den Sexszenen war eine Intimacy-Coachin zur Stelle. Andererseits sind beide Eltern Pianisten. (Alles nach Nürnberger Nachrichten)
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Das Deutsche Studierendenwerk berichtet über die 22. Studierendenbefragung.
Die Unterwerfungsbereitschaft der Deutschen (Putativgehorsam) ist grenzenlos, sonst wäre ein so ungeschlachtes Deutsch nicht zu erklären.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.07.2023 um 03.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51366
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Das ifa – Institut für Auslandsbeziehungen setzt sich gemeinsam mit Partner:innen weltweit ein für die Freiheit in Kunst, Forschung und Zivilgesellschaft. Es gibt Aktivist:innen, Künstler:innen und Wissenschaftler:innen eine Stimme, fördert Kooperationen und verfolgt seine Ziele verstärkt mit europäischen Partnern. Basierend auf seinen Kernkompetenzen Kunst, Forschung und Zivilgesellschaft baut das ifa Netzwerke auf, um nachhaltige Wirkung zu erzielen. Das ifa wird gefördert vom Auswärtigen Amt, dem Land Baden-Württemberg und der Landeshauptstadt Stuttgart. (https://www.ifa.de/organisation/)
Die ganze Website ist im Jargon unserer Zeit abgefaßt, mit entsprechender Häufung der Hochwertwörter, und damit ein Kulturdenkmal eigener Art.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.07.2023 um 13.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51364
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Es geht hier eigentlich um zwei unterschiedliche Marotten. Einmal um die, Gott in einer vermeintlich geschlechtergerechten Sprache mal mit männlichen, mal mit weiblichen Geschlechtsnamen oder generischen Ausdrücken zu versehen. Dagegen wende ich mich im vorigen Beitrag.
Aber auch um die andere Marotte, welche unbedingt das biologische Geschlecht des theoretischen Hackers betonen bzw. in irriger Weise mit einem generischen Femininum ausdrücken will.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.07.2023 um 10.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51363
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Warum eigentlich Gott (God)? Dann könnte man ja auch "Göttin (Goddess) als Hackerin" schreiben!
Sieht die Kirche Gott überhaupt als geschlechtliche Person? Nein? Wozu bräuchte Gott dann Geschlechtsorgane? Die "Logik" dahinter könnte man auch anwenden, um Korkenzieher und Korkenzieherin zu sagen.
Andererseits heißt es auch Herr und Vater, der den Menschen nach seinem Ebenbild schuf. Dann könnte er aber nicht gleichzeitig eine Frau gewesen sein. Widersprüche über Widersprüche.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.07.2023 um 04.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51361
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Chalmers selbst hat sich, wie ich jetzt sehe, der feministischen Marotte angeschlossen und behandelt zum Beispiel Gott als Frau: "God – she..." usw. Man kann also den Übersetzern, die das nachzubilden versuchen, keinen Vorwurf machen, sondern muß sich an den Autor halten. Da man das Buch aber sowieso nicht zu lesen braucht, macht es keinen großen Unterschied.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 01.07.2023 um 16.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51359
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Ganz einfach: der Typ, die Typin.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.07.2023 um 16.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51358
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Bei Suhrkamp ist ein Buch von David Chalmers auf deutsch erschienen. Die Übersetzer verwenden neben dem Maskulinum das generische Femininum, das es im Deutschen nicht gibt: „Ist Gott eine Hackerin in der nächsthöheren Welt?“ usw. Im Original „Is God a hacker in the next universe up?“ Auch sonst sehe ich wenigstens in der Leseprobe keinen Hinweis darauf, daß Chalmers eine feministische Redeweise pflegt.
Chalmers ist übrigens nicht lesenswert; jedenfalls nach dem zu urteilen, was ich über die Jahre hin von ihm gelesen habe. Verdienstvollerweise hat er eine sehr umfangreiche Internet-Bibliographie zur Philosophie des Geistes angelegt (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1587#48826).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.07.2023 um 05.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51356
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Gerade wieder gelesen: "Sie war ein mütterlicher Typ." Das geht ja nun gar nicht, wird aber immer noch bemerkenswert oft gesagt und erstaunlicherweise kaum kritisiert. Also wenn schon, dann "elterlicher Typ", aber auch das ist krauser Biologismus. Man soll gar nicht typisieren. "Klassenlogik ist die Logik der Klassengesellschaft", hieß es einst bei den Frankfurter Neomarxisten.
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Kommentar von Tante Google, verfaßt am 30.06.2023 um 14.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51351
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Gefunden auf republik.ch ("Die Republik ist ein digitales Magazin für Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur – finanziert von seinen Leserinnen.")
https://www.republik.ch/2023/06/26/die-meuterei-von-putins-koch?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE
Völlig unauffälliger Text in normaler Sprache, bis auf diese eine Stelle. Gerade deswegen wirkt es auch so schief. Vermutlich hat sich da jemand einen Spaß erlaubt:
"Der befürchtete Ausbruch eines Bürgerkriegs in Russland war von Anfang an sehr unwahrscheinlich. Dafür hätte es Massen von verärgerten, bewaffneten Russinnen gebraucht, die bereit gewesen wären, zu kämpfen, zu töten und zu sterben."
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 23.06.2023 um 16.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51317
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Gendersensibel zu schreiben sei gar nicht so schwer, meint die Uni Bielefeld und gibt ihren Studierenden wertvolle Tips (https://www.uni-bielefeld.de/verwaltung/refkom/gendern/richtlinien/).
Zitate gendern?
Direkte Zitate sollten nur gegendert werden, wenn das im Sinne des*der Autor*in ist.
Wissenschaftliches Zitieren sieht anders aus. Außerdem, wenn das Gendern im Sinne »des Autor« ist, wieso hat er dann nicht gegendert? Sollen hier Spuren aus einer dunklen Vergangenheit verwischt werden, als der Autor noch genderunsensibel formuliert hat?
Geschlechterneutral oder Gendersensibel?
Durch geschlechterneutrale Formulierungen werden alle Geschlechtsidentitäten unsichtbar gemacht. Das kann oft eine Erleichterung sein, entspricht aber eigentlich nicht dem Ziel einer gendersensiblen Sprache – nämlich der Sichtbarmachung und Ansprache aller Geschlechter.
Demnach wäre auch Studierende »eigentlich« abzulehnen. Merke: Die Unsichtbarmachung ist etwas ganz anderes als die Sichtbarmachung.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 23.06.2023 um 13.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51315
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Zu #51313: Wie war das noch mit Luther und dem Volksmaul? Darüber ist man hinausgewachsen. Jetzt geht die Entwicklung wieder zurück. Man nennt das Fortschritt.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.06.2023 um 13.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51314
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Kürzlich bekam ich bei einem Schuhkauf 10% Ermäßigung, die Bedingung war, einen Antrag auf eine "Shoe Card" zu unterschreiben, was ich getan habe. Daraufhin entspann sich ein E-Mail-Verkehr, dessen Ende ich hier wiedergebe:
» Sehr geehrte Firma Salamander,
ich hatte gerade den Bestätigungsknopf für Ihre Shoe Card gedrückt, da lese ich auf Ihrer Seite:
Liebe*r Schuh-Freund*innen,
herzlich willkommen in der Community der Shoe Card-Inhaber*innen!
Sie glauben wohl, ich bin einer, der Schuhe und Hose mit der Kneifzange anzieht?
Dieses Kauderwelsch muß ich mir nicht gefallen lassen.
Ich bitte darum, mich als Karteninhaber wieder zu streichen, ebenso streichen Sie mich bitte von Ihrer E-Mail-Liste für Newsletter und Werbung.
Manfred Riemer
Mannheim «
Ich bekam einen Tag später nur eine kommentarlose Bestätigung meiner Abmeldungen. Sie genieren sich wohl vor einer Begründung oder Entschuldigung, aber ich hoffe, die Leute dort denken zumindest darüber nach.
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 23.06.2023 um 13.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51313
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Sehr ärgerlich ist, daß selbst die Kirchen gendern. Insbesondere die katholische hat zwar längst keine reine Weste mehr, aber beide stehen immer noch für christliche Werte, in deren Licht die frommen Wünsche der Geschlechtergerechten umso wahrhaftiger leuchten. Der letzte evangelische Kirchentag hat mir gereicht. Die Begründung meines Austritts:
»Anlaß ist die von der EKD seit Jahren geförderte und verwendete "geschlechtergerechte Sprache", die ich aus gutem Grund ablehne. Schon die im Begriff enthaltene Unterstellung, die bewährte Grammatik (namentlich das generische Maskulinum) sei ungerecht, ist anmaßender Unsinn.
Die Argumente für das "Gendern" kenne ich natürlich zur Genüge. Es sei nötig, um auch Frauen und weitere Geschlechter anzusprechen, es sei ein Gebot der Höflichkeit, es sei freiwillig, es wirke heilsam auf unser Denken und Handeln und somit auf die Welt, es handle sich dabei um ganz natürlichen Sprachwandel und so fort. Nichts davon stimmt, und daran ändert das unaufhörliche Phrasendreschen ebensowenig wie die durchweg unwissenschaftlichen Studien, die gern zum Beleg angeführt werden.
Etwas mehr Ehrlichkeit, bitte. Wenn die EKD wirklich alle Menschen ansprechen wollte, würde sie die Gendersprache meiden, die von der großen Mehrheit der Bevölkerung als elitärer Jargon wahrgenommen und abgelehnt wird. Ich für mein Teil bin es leid, einer Kirche anzugehören, die zugunsten modischer Mätzchen mit der deutschen Sprachtradition bricht, und werde das Standesamt entsprechend informieren.«
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 23.06.2023 um 12.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51310
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Die Hardliner wird man sowieso nicht umstimmen können. Es gibt aber auch moderate Mitmacher, deren Zweifel wachsen. Und, vielleicht noch wichtiger, es gibt die vielen, die nicht mitmachen, aber nicht so recht artikulieren können, was genau sie stört. Um die kümmert sich aber kaum jemand, und wenn sie mal Unterstützung bekommen, dann immer von verdächtiger Seite, so daß Versuche der Gegenwehr leicht diskreditiert werden können. Die Mehrheit wird moralisch in eine Ecke gedrängt, die ihnen völlig fremd ist. Die Koordinaten werden so verschoben, daß sich die Mitte unversehens am Rand wiederfindet. Wer sich zum x-ten Mal direkt oder indirekt hat vorhalten lassen müssen, daß er sich dem Bemühen um mehr Gerechtigkeit in der Welt schmählich verweigert und den fortschrittlichen Kräften nur im Wege steht, obwohl er in puncto Toleranz und Herzensbildung vielleicht viel weiter ist und in der realen Welt schon mehr Gutes getan hat als mancher der selbstgerechten Ankläger, der fühlt sich mitunter sehr schlecht. Dies auszusprechen kommt aber in der Wahrnehmung der anderen jener berüchtigten Vertauschung von Täter und Opfer gleich und darf schon deshalb als verpönt gelten. Ich finde, daß die zahllosen ganz normalen Bürger, die sich keines Unrechts bewußt sind und überhaupt nicht wissen, was man eigentlich von ihnen will, in der Debatte viel zu kurz kommen. Man sollte sie immer wieder in dem Bewußtsein stärken, daß sie nichts falsch machen und daß es die andere Seite ist, die überzeugende Argumente für den angestrebten Sprachumbau schuldig bleibt. Es wäre hilfreich, wenn diese Signale auch und gerade von den etablierten Volksparteien kämen, aber die haben den Schlamassel ja mit angerichtet und scheinen immer noch nicht ganz verstanden zu haben, welche politische Sprengkraft der wachsende Unmut über die penetranten Volkserziehungsversuche birgt.
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 23.06.2023 um 09.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51309
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Mir gefällt am Wort „ungezogen“, daß es das Reifegefälle zwischen den Parteien beschreibt. Die Zöglinge werden jedoch auch daraus einen Strick drehen. „Kinder an die Macht“ hat Herbert Grönemeyer gesungen, und da sind sie nun.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.06.2023 um 04.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51306
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"Kindisch" ist ja richtig. Ich suche nach einer Sprache, die jeder versteht, und die von Herrn Metz gefundene wäre mal eine andere. Daß das Gendern unhöflich ist, werden sie nicht so leicht einsehen, aber "ungezogen" verstehen sie vielleicht. Ich paraphrasiere: "Hören Sie mal, ich spreche normales Deutsch und möchte mich nicht von Ihnen implizit ständig belehren, erziehen und bekehren lassen!"
Ich erinnere an eine Notiz von Johannes Gross (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=190#37455).
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Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 23.06.2023 um 00.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51305
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Sehr gute Darstellung, Herr Metz, danke.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 23.06.2023 um 00.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51304
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Millionen ganz normaler, konventionell sprechender und schreibender Leute, männlich wie weiblich, alt wie jung, binär wie nichtbinär, nach Umfragen und persönlicher Wahrnehmung eine klare Mehrheit der Sprachgemeinschaft, wollen nicht permanent genötigt werden, anderen bei ihrem Gesinnungsexhibitionismus zuzusehen.
Zu gendern sei ein Gebot der Höflichkeit, sagen die. Mit anderen Worten, wer nicht gendert, ist unhöflich. Und wenn die Mehrheit das nicht begreift, dann muß man sie eben belehren, immer und immer wieder, mögen die Unwilligen es auch noch so übergriffig finden. Wo sitzen jetzt die Schulmeister: hinter der Zeitung oder in den Redaktionsstuben? – am Radio und vor der Glotze oder in den Hörfunk- und Fernsehstudios? – am Frühstückstisch bei der Lektüre des Supermarktmagazins oder in der Firmenzentrale? Das würde ich denen entgegenhalten, die so tun, als wären sich alle einig bis auf ein paar Verkalkte.
Manchmal ist es ein Gebot der Höflichkeit, die Interessen der Mehrheit zugunsten der Bedürfnisse einer Minderheit zurückzustellen. Früher gehörte es sich zum Beispiel, das Fenster in einem Zugabteil an einem heißen Sommertag nicht zu öffnen, wenn unter den sechs Fahrgästen einer erkältet war und deshalb darum bat, keinem Zug (haha!) ausgesetzt zu werden. Dann mußten die anderen fünf eben vorübergehend schwitzen. Im Idealfall lassen sich die Interessen so kombinieren, daß niemand sich einschränken muß. Man denke an eine Rampe für Rollstuhlfahrer, die direkt neben eine vorhandene Treppe gesetzt wird. Das alles ist aber beim Gendern nicht gegeben. Das generische Maskulinum ist die Rampe, nur haben die Aufspürer der vermeintlich Schwächeren (was für ein Bild haben sie eigentlich von denen?) leider einen Knick in der Pupille und erkennen darin eine steile Treppe mit gefährlich schmalen Stufen. Nun basteln sie an einer eigenen Rampe, die dummerweise aber für alle ziemlich unbenutzbar ist, weil man ständig in Schlaglöchern hängen- oder steckenbleibt. Auf diese Art von Höflichkeit können alle getrost verzichten. Mag sein, daß manche es immer noch gut meinen damit, aber irgendwann muß die Sache doch mal auffliegen?!
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 22.06.2023 um 17.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51302
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Das Wort "ungezogen" würde gewiß als Bestätigung der Behauptung gewertet, Widerstand gegen die Gendersprache werde vor allem von alten weißen Männern geleistet. All die verkalkten Schulmeister, Patriarchen und Rechtschreibnazis würden doch nichts lieber hervorholen als den Rohrstock. Tatsächlich paßt das Wort sehr gut zur kindischen Spielsprache.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.06.2023 um 04.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51297
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Sehr gut gesagt! Vielleicht könnte man einmal in einer verbreiteten Zeitung darlegen, daß das Gendern eine Ungezogenheit ist. Unter diesem Gesichtspunkt haben wir die Belästigung bisher nicht gesehen, aber viele werden sofort zustimmen, weil sie es schon die ganze Zeit so erlebt haben.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 21.06.2023 um 20.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51296
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Es bleibt eben eine Spielsprache. Die Leser wollen mehrheitlich nicht mitspielen, werden aber nicht gefragt – eine Ungezogenheit, die als Ausdruck der Höflichkeit verkauft wird.
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Kommentar von Tante Google, verfaßt am 21.06.2023 um 18.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51295
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In der aktuellen Kolumne "Verteilungsfragen" in der ZEIT wechselt Fratzscher zwischen generischem Maskulinum, Doppelnennung und Femininum. Bei der eher kleinen Gruppe der "Milliardärinnen und Milliardären" könnte man stolpern und sich tatsächlich fragen, ob das Geschlecht hier eine Rolle spielt.
"So war das Corona-Jahr 2020 nach Analysen der Financial Times und J.P. Morgan eines der finanziell erfolgreichsten Jahre für Milliardärinnen weltweit."
"Eine durchschnittliche Millionärin hat drei Millionen an Nettovermögen."
https://www.zeit.de/wirtschaft/2023-06/vermoegen-milliardaere-steuern-ungleichheit-deutschland/komplettansicht
oder beim DIW
https://www.diw.de/de/diw_01.c.875507.de/nachrichten/superreiche_koennten_den_staat_retten.html
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.06.2023 um 17.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51294
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M. Fratzscher vom IWF schrieb, "dass die Regierungen in der Welt jedes Jahr Subventionen für fossile Energieträger – also Kohle, Öl und Gas – in Höhe von 5,9 Billionen US-Dollar oder 6,8 Prozent der jährlichen weltweiten Wirtschaftsleistung an Unternehmen sowie Konsumentinnen und Konsumenten zahlen."
Da wird sich meine Frau aber freuen, daß die Subventionen nicht nur an mich gezahlt werden.
(Zur Sache: Die Subventionierung der Kernenergie ist nicht erwähnt, weil es Fratzscher hier ums Klima ging.)
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.06.2023 um 08.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51285
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"Ich finde das generische Maskulinum weder ungerecht noch gerecht, das ist für mich die falsche Kategorie." (Herr Metz)
Das sehe ich genauso. Mein Kommentar war hauptsächlich gegen die ständige Rede der Genderer von "gerechter Sprache" gerichtet, was impliziert, daß die etablierte Sprache ungerecht sei.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.06.2023 um 14.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51282
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Mit fast 60 Prozent hat die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer für ein neues Klimaschutzgesetz gestimmt.
Schon nach den ersten Hochrechnungen war klar: Eine deutliche Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer hat Ja gesagt zum neuen Klimaschutzgesetz - laut Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) 59,1 Prozent. (tagesschau.de 19.6.23)
Laut SZ, BR u. a. waren es nur die Schweizer.
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 19.06.2023 um 11.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51281
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Man kann selbst Verbrennungsmotoren Ungerechtigkeit, ja sogar toxische Männlichkeit mit dem Argument nachweisen, daß sie mithilfe von Zylindern Abgase produzieren. Zylinder waren ja mal eine typisch männliche Kopfbedeckung.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 19.06.2023 um 11.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51280
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Ich finde das generische Maskulinum weder ungerecht noch gerecht, das ist für mich die falsche Kategorie. Man sollte die Sprache nicht mit gesellschaftspolitischen Anliegen belasten, die sie nicht erfüllen kann. Natürlich gibt es Beleidigungen, herabsetzende Bezeichnungen usw. Aber das ist die Mikroebene, und wir wissen, wie damit umzugehen ist, das hat nichts mit der Struktur einer Sprache zu tun. Wir können die Sprache dazu nutzen, Ungerechtigkeiten zu benennen und darüber zu sprechen, wie wir sie beseitigen. Aber wie kann die Sprache als solche strukturell ungerecht sein? Selbst wenn wir morgen sämtliche Feminina und Neutra zu Maskulina erklärten, würde das die Welt weder gerechter noch ungerechter machen. Selbst Gedanken können meines Erachtens nicht gerecht oder ungerecht sein, solange sie sich nicht in einem bestimmten Verhalten niederschlagen. Daß unser Verhalten gerechter wird, wenn wir uns nur intensiv genug darum bemühen, anders zu sprechen oder zu schreiben als bisher, halte ich für eine Illusion, und eine gefährliche dazu.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.06.2023 um 09.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51278
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Für mich besteht der Grundirrtum darin, daß die bisher übliche deutsche Sprache mit dem generischen Maskulinum nicht gerecht sei.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 19.06.2023 um 07.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51277
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Ich habe den Artikel auch gelesen. Die Argumentation erscheint mir nicht nur weit hergeholt, sie geht auch ähnlich weit an der Sache vorbei wie das, was wir von den Kritikern des Deutschen als »Männersprache« oft hören. Der Autor, Jayrôme C. Robinet, hat früher als Frau gelebt und beschäftigt sich wohl schon länger mit dem Thema Transsexualität. Gleich zu Beginn des Artikels betont er: »Wenn wir an der Stelle ein wenig in die Sprachgeschichte eintauchen, geht es nicht darum, geschlechtergerechte sprachliche Interventionen für überflüssig zu erklären. Vielmehr soll dieser Text eine Einladung sein, einen neuen Blick auf den Sprachwandel zu werfen.« Ich glaube, der Grundirrtum besteht in der Annahme, Sprache könne und solle »gerecht« sein. Wir sollten das Hamsterrad der Sprachgerechtigkeit stillegen und uns draußen um die eigentlichen Probleme kümmern, denn natürlich gibt es beim Umgang der Menschen miteinander noch einiges zu verbessern.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.06.2023 um 06.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51276
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Das Feuilleton der SZ füllt eine halbe Seite mit einem Aufsatz, der darauf beruht, daß das Anredepronomen „Sie“ ein generisches Femininum und die deutsche Sprache damit geschlechtergerechter sei, als viele annehmen. Zusatzannahme: Die Form sei aus dem femininen Singular (zu „Majestät“ usw.) entstanden und nachträglich in den Plural gesetzt worden. Das kann man auf sich beruhen lassen, die Herkunft ändert nichts daran, daß der Plural kein Genus hat.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.06.2023 um 04.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51273
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„Das Gedankenexperiment scheint für Analytische Philosophinnen unverzichtbar zu sein.“
Unsäglich blöd. Ein anspruchsvoller philosophischer Text – und darin eine Sprachauffassung wie im Kindergarten! Wo und wann werden die Weichen so gestellt, daß Sprachbildung als entbehrlich gilt?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.06.2023 um 05.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51269
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Im Verlag Wilhelm:ine Fink ist ein Buch erschienen, dessen Herausgeber:innen Ulrich Nortmann und Christoph Wagner heißen. Unter den Beiträger:innen ist auch eine einzige Frau, denn Philosophie ist, wie frau weiß, Männersache. Anderswo habe ich daraus einen Text von der Autor:in Max J. Kobbert zitiert.
Das steht tatsächlich alles so da, bis auf den Verlagsnamen (der Verlag gehört inzwischen zu Brill). Man sollte einen solchen Niedergang bei einem Wissenschaftsverlag nicht für möglich halten.
Man braucht übrigens nichts dergleichen zu kaufen, die Verlage machen trotzdem Gewinn, weil die Bibliotheken die berechnete Auflage abnehmen müssen, ohne Rücksicht auf die Kosten. Die Preisbindung der zweiten Hand macht es möglich.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 16.06.2023 um 16.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51261
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Es fehlt noch: Bürgerinnenmeisterin.
Um die Unsinnigkeit einer Verordnung zu beweisen, muß man sie nur konsequent befolgen.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 16.06.2023 um 10.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51260
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Man kann die Stadt Mannheim leider nicht nach ihrer Geschlechtsidentität fragen, deshalb gehen die Grünen lieber auf Nummer Sicher. Insofern nur konsequent.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.06.2023 um 10.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51259
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Es würde sich vielleicht lohnen, die Grünen zu fragen, was sie sich beim Gendern der Stadt gedacht haben. "Arbeitgeberin" wäre ja noch zu rechtfertigen, weil wir im Prädikat oft mechanisch Genuskongruenz herstellen. Aber beim Gendern geht es ja nicht um Grammatik, sondern semantisch um das Geschlecht.
Die gedankenlose Automatik, die sich hier zeigt, ist der schönste Beweis, daß es mit der bewußtseinsbildenden Wirkung des Genderns nicht weit her ist.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.06.2023 um 08.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51258
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In Mannheim ist kommenden Sonntag OB-Wahl. In einem Wahlprospekt der Grünen steht:
Vorbildfunktion der Stadt Mannheim als Arbeitgeber:in für die Stadtgesellschaft
Bürger:innenanliegen
Bürger:innenbeteiligung
Bürger:innen-Rat
Bürgermeister:innen (Warum nicht Bürger:innenmeister:innen?)
usw., alles aufs übelste durchgegendert.
Es wird sich hoffentlich im Wahlergebnis widerspiegeln.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 14.06.2023 um 09.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51240
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Liebe Kunden*innen (https://www.krafft-werk.de/news/)
Die Bereitschaft zum Mitmachen ist da, und darauf kommt es an. Wenn nicht noch die ganze Website (und die Mutterwebsite bikeundco.de) überarbeitet wird, bleibt es dort aber beim generischen Maskulinum. In den Texten wimmelt es nur so von Radfahrern, Tourenfahrern, Stadtradlern, Pendlern, Sportlern, Teilnehmern, Freunden und Senioren. Tabuwörter wie man und sogar jedermann werden nicht gemieden, Fahrräder werden auf Vordermann gebracht, Hände als Meisterwerk der Natur bezeichnet. Man kann nur hoffen, daß es dabei bleibt. Die falsche Anrede wäre dann geschenkt.
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 11.06.2023 um 17.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51232
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Aus der großen öffentlich-rechtlichen Genderfamilie kann man nicht austreten, aus der Kirche schon.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.06.2023 um 05.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51231
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Um auf einen vor 15 Jahren zitierten Satz zurückzukommen:
„Es gab immer wieder namhafte Wissenschaftlerinnen und Schriftsteller, die konsequent kleingeschrieben haben.“ (Aus einem Leitfaden der Schweizer Bundeskanzlei um 2008)
Es ist nicht möglich, unter den Wissenschaftlerinnen auch männliche Personen zu verstehen, während jeder des Deutschen mächtige Leser unter den Schriftstellern auch Frauen versteht.
Auch wenn jemand von sich das Gegenteil behauptet, kann man nachweisen, daß er sich irrt. Es handelt sich hier um Tatsachen, nicht um Wünsche oder Programme.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.06.2023 um 03.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51227
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Kaehlbrandt wurde hier immer wieder mal zitiert. Sein Versuch, die deutsche Sprache zu bewerten, müßte mich eigentlich interessieren, aber er mischt zu viel Verschiedenes in der bekannten schwärmerischen Weise, um zu einem Lob des Deutschen und einer Kritik seiner Mißhandlung durch die Sprecher zu gelangen. Wer es kurz haben möchte: https://www.focus.de/wissen/mensch/deutsche-sprache-ist-genial-willkommen-in-der-hallo-gesellschaft-wie-wir-unsere-sprache-vernachlaessigen_id_5032033.html
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.06.2023 um 18.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51226
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Übrigens stand im MM der Name "Robert Kaelhbrandt". Ich hatte wegen der seltsamen h-Stellung extra gegoogelt und den h-Fehler hier stillschweigend korrigiert. Dabei hatte ich jedoch übersehen, daß auch der Vorname falsch ist. Richtig heißt er Roland Kaehlbrandt.
Das von mir erwähnte Zeitungszitat bezieht sich auf den Genderstern als seiner Ansicht nach starkes Eingreifen in die Sprache, was für ihn der Hauptgrund für die Aufregung über das Gendern ist. Das Zitat lautet vollständig:
"Der Sinn dabei ist, dass gestört wird, dass wir bei jeder Personenbezeichnung innehalten und sagen: Halt! Es gibt nicht nur Männer, es gibt über 60 Geschlechter. Aber wenn etwas stören soll, dann stört es auch."
Es geht daraus leider nicht klar hervor, ob die 60 Geschlechter auch seiner Auffassung entsprechen oder ob dies nur als Kritik an der Genderei gemeint war. Ich kann nicht erkennen, ob er diese "Störung", wie er sagt, befürwortet.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.06.2023 um 18.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51225
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Früher wußte man, daß es „sexuelle Zwischenstufen“ gibt, nach denen auch Hirschfelds bekanntes (und durchaus engagiertes) Jahrbuch benannt war. Viele scheinen nicht zu wissen, daß man das schon lange weiß, sondern glauben es gerade erst entdeckt zu haben. Warum man heute in jedem zweiten Satz mit diesem Wissen protzen soll, verstehe ich nicht.
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Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 09.06.2023 um 14.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51223
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Wem bei all dem Geschlechtstohuwabohu der Kopf schwirrt, der läßt es sich am besten in einfacher Sprache erklären.
Auf https://www.gemeinsam-gegen-sexismus.de/ (natürlich gefördert von Lisa Paus) wird man fündig:
Menschen, die transsexuell sind:
- Das sind Männer, die lieber eine Frau sein möchten.
- Oder Frauen, die lieber ein Mann sein möchten.
Ich sag einfach mal danke!
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.06.2023 um 12.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51222
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Der MM schreibt heute (S. 2) über eine Umfrage zum Gendern. U. a. wird dabei der Sprachwissenschaftler Robert Kaehlbrandt zitiert:
"Es gibt nicht nur Männer, es gibt über 60 Geschlechter."
In indirekter Rede schreibt der MM dann, was ein ARD-Sprecher gesagt habe:
Die Medienhäuser seien bemüht um eine Sprache, die nicht ausgrenzt. In der "Tagesschau" und den "Tagesthemen" werden neutrale Bezeichnungen wie "Team" verwendet oder beide Geschlechter erwähnt.
Was denn nun, beide oder über 60?
Diese Leute sollten sich doch erst einmal selbst klarmachen, wovon sie eigentlich reden!
Wer von einem Mann redet, meint offenbar eines der beiden biologischen Geschlechter. Wer von über 60 Geschlechtern redet, meint das soziale Verhalten. Und wer diese beiden Dinge in einem Satz durcheinanderbringt, will ein Sprachwissenschaftler sein?
Wieso sollte ein homo- oder bisexueller Mann ein anderes Geschlecht haben als ein heterosexueller?
Und überhaupt, wer auf über 60 "Geschlechter" kommt, der kommt mit Leichtigkeit auch auf über 100 oder über 1000.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.06.2023 um 03.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51218
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Die meisten Soldaten und Chefärzte sind Männer, die meisten Erzieher und Pflegekräfte sind Frauen. Das kann sich ändern, aber durch die pädagogisch wertvolle Reihenfolge Soldatinnen und Soldaten oder gar das erlesene Chefärztinnen und Pfleger wird man es nicht ändern.
Wegen dieser und anderer Marotten mußte ich gestern wieder mal eine DFL-Sendung abschalten. Es ging übrigens ums Duzen und Siezen, aber ich habe bald gemerkt, daß es sich auch inhaltlich nicht lohnte.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.06.2023 um 01.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51210
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Wenn es sich, wie ich vermute, um einen Standardtext handelt, in dem es keine Rolle spielt, ob der Kunde Besuch von einem Vertriebsmitarbeiter oder einer Vertriebsmitarbeiterin hatte, wäre das, wenn auch ungewollt, eine klare Bestätigung der Funktionsfähigkeit des generischen Maskulinums. Sollte dagegen eine konkrete männliche Person gemeint sein und somit kein generischer Gebrauch vorliegen, hätte der Autor auf das gekünstelte Partizip verzichten und gleich die geläufige Ausdrucksweise wählen können, weil das Partizip an dieser Stelle ja keinen »Gerechtigkeitsgewinn« bringt. Zweimal also ein Eigentor, könnte man sagen. Die Rückbildung von der Mitarbeitende aus die Mitarbeitenden ist aber nicht ganz so dumm, wie es den Anschein hat. Denn solange der Mitarbeiter weiterhin neben die Mitarbeitenden herumgeistert, ist allzu auffällig, daß es sich bei dem Plural um eine Ausweichform handelt. Dieser Makel verschwindet irgendwann, wenn das Partizip auch im Singular zum Standard geworden ist. Davon abgesehen erfüllt das Partizip zuverlässig den Zweck, die Entschlossenheit zum Mitmachen zu signalisieren. Dieses Signal ist weit wichtiger als die Frage, ob rein technisch gesehen das Gendern perfekt gelungen ist. Die gute Absicht zählt, und die springt dem Leser hier förmlich ins Gesicht.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.06.2023 um 19.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51209
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Schreiben Sie den Leuten doch, daß ein Mitarbeiter Sie besucht hat, von dem Sie nicht wissen, ob er auch ein Mitarbeitender ist. Und ob es recht ist, wenn Sie den Mitarbeiter bewerten.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.06.2023 um 18.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51208
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Die Telekom schickt mir eine Kurznachricht:
Sie hatten am 06.06.2023 einen Besuch von einem Vertriebsmitarbeitenden der Telekom.
Ob sie wohl tatsächlich wissen, daß es ein Mann war, oder glauben sie bei der Telekom eher, mit "einem Mitarbeitenden" das vermeintlich männliche biologische Geschlecht eines "Mitarbeiters" elegant umgangen zu haben?
Die Telekom möchte, daß ich ihren Mitarbeitenden bewerte. Aber auf Genderdeutsch antworte ich nur, wenn ich muß.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.06.2023 um 05.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51206
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Besonders lästig wird die Doppelnennung in gegenderten (also durchsexualisierten) Texten, wenn die Substantive erweitert sind. In einem Wirtschaftstext, der verschiedene Formen des Genderns, auch das nichtexistente generische Femininum, wild durcheinander gebraucht, heißt es: jedem kritischen Aktionär und jeder kritischen Aktionärin.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.06.2023 um 06.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51199
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Auch wenn die Bürger es auf Befragen nicht zugeben und vielleicht nicht einmal wissen, dürfte der Ärger über das Gendern ein Grund sein, sich von den Grünen ab- und den Rechten zuzuwenden. Daß diese Wählerwanderung nicht der Union zugute kommt, könnte daran liegen, daß man lieber gleich das Original wählt. Die AfD braucht, wie man gesagt hat, zur Zeit gar nichts zu tun; die Leute kommen ganz von selbst.
Ich lese einen ganzseitigen Artikel im Wirtschaftsteil der SZ zu einem interessanten Thema. Leider ist er auf die wilde Art gegendert: alle Verfahren nebeneinander, man muß noch froh sein, daß Sternchen, Doppelunkt und Binnen-I vermieden sind, also die nicht mit Anstand sprechbaren Schreibungen. Aber ein generisches Femininum gibt es nun mal nicht, und Motion ist nicht semantisch gleichgültig – wann werden diese Leute begreifen, was jedes Kind weiß?
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 05.06.2023 um 14.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51195
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Und was ist mit den Menschinnen?
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 05.06.2023 um 10.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51193
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»Am Königsberg in Schierke im Harz ist ein Feuer ausgebrochen – etwa hundert Menschen mussten deshalb vom höchsten norddeutschen Berg, dem Brocken, geholt werden. Nach Angaben einer Sprecherin der Stadt Wernigerode wurden Urlauberinnen und Urlauber in Sicherheit gebracht, die sich in der Nähe des Brandes aufhielten und dort zu Fuß unterwegs waren.« (SPON, 5.6.23)
Danke für die Klarstellung, daß man die Frauen nicht zurückgelassen hat! Die Überschrift läßt daran zweifeln, denn dort ist von »Touristen« die Rede.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.06.2023 um 08.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51192
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Man braucht gar nicht hinzusehen: Journalisten sehen in solchen Fällen nach, welche Linguistin sich schon in der Genderforschung hervorgetan (oder gar einen großen Teil ihrer Karriere darauf aufgebaut) hat, und dann läuft es wie geschmiert.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 05.06.2023 um 07.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51191
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Eine Redakteurin von MDR AKTUELL beantwortet nach eigenem Bekunden die Frage eines Hörers, warum die deutsche Sprache nach Geschlechtern unterscheide: https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/deutsche-sprache-geschlechter-gendern-englisch-100.html. Für dieses Unterfangen hat sie sich fachliche Unterstützung bei zwei Linguistinnen geholt. Der Artikel ist, wie ich finde, ziemlich schwach und oberflächlich geraten. Mit Sicherheit wurde er nicht redigiert, denn er enthält nicht nur zahlreiche Tippfehler und ungelenke Formulierungen (»Fast jedes Substantiv ist der oder die«), sondern die Äußerungen der konsultierten Wissenschaftlerinnen sind offenbar im unbearbeiteten O-Ton wiedergegeben, was das Verständnis zum Teil erschwert und die Zitierten in gewisser Weise bloßstellt.
Helga Kotthoff etwa, Germanistikprofessorin an der Uni Freiburg, beantwortet die unvermittelt in den Artikel hereinbrechende Frage »Trennt die deutsche Sprache am Ende auch die Gesellschaft?« so: »Die Frage finde ich total berechtigt. Ich sage mal, da ist etwas dran, dass so eine Dauerunterteilung wie Hörer und Hörerinnen in Richtung Unterschiede auch eine Wirkung hat.« Die Frage ist also berechtigt, und die wissenschaftliche Antwort besteht in der Vermutung, daß da in Richtung Unterschiede irgendwas sein könnte.
Irgendwie, so erfahren wir in dem Artikel, ist das »Geschlecht« im Deutschen ungemein wichtig, weshalb unsere Sprache in Fachkreisen als »Genus-Sprache« bezeichnet werde. Der Unterschied zwischen Genus und Sexus wird im gesamten Text kein einziges Mal erwähnt. Das Wichtignehmen des »Geschlechts« im Deutschen seit Hunderten von Jahren soll der Grund dafür sein, daß das generische Maskulinum jetzt durch andere Formen ersetzt werden müsse. Das ergibt zwar keinen Sinn, aber eine falsche Prämisse hat den Wohlmeinenden noch nie die Freude an ihrem Tun vergällt. Ob die ganzen sprachlichen Verrenkungen überhaupt notwendig und sinnvoll sind, interessiert nicht mehr, es geht nur noch darum, wie man die selbstgestellte oder von anderen bereitwillig angenommene Aufgabe am besten bewältigt. Frau Professor Kotthoff empfindet zum Beispiel Sympathie für das Modell »Ärztinnen und Pfleger«. Sie lobt überregionale Tageszeitungen, die dieses Modell bevorzugen: »Die schreiben zum Beispiel Regisseurinnen, Kameraleute und Schauspieler gingen über den roten Teppich. Da stutzt man dann und denkt, ach Regisseurinnen, da sind nur die Frauen über den roten Teppich gegangen, aber dann wird einem klar, dass das geschlechterübergreifend gemeint war. Ich denke, das ist viel eher der Weg.« Der Weg wohin, von wo nach wo??
Und damit ja niemand auf die Idee kommt einzuwenden, daß im englischsprachigen Raum »der Weg« genau in die andere Richtung führt, nämlich weg von der Nutzung weiblicher Berufsbezeichnungen wie actress, gegen die sich englische Feministinnen verwahren, wird der Vergleich mit dem Englischen rasch noch als »kompliziert« (= unzulässig) abqualifiziert.
Natürlich ist alles kompliziert, aber auch wieder nicht so kompliziert, daß man nicht erklären könnte, wie das generische Maskulinum funktioniert und warum es bis zum Beweis des Gegenteils die inklusivste Form ist, über die das Deutsche verfügt – so inklusiv, daß es auch Nichtbinäre unter seinen Schirm nimmt, anders übrigens als das klassische Bürgerinnen und Bürger-Gendern. Aber solange gewisse Teile der »Sprachwissenschaft« den Durchsetzern der Gendersprache mit solchen Äußerungen sekundieren, erübrigen sich Erklärungsversuche wohl tatsächlich. Das Argument der Unwissenschaftlichkeit zieht dann nämlich nicht mehr. Viele denken, na ja, unterschiedliche Auffassungen gibt es in jeder Wissenschaftsdisziplin, und im Zweifel schenken sie eher der scheinplausiblen Darstellung der Genderbefürworter Glauben, auch wenn sie selbst (mit schlechtem Gewissen oder aus Gleichgültigkeit) nicht danach handeln.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.06.2023 um 06.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51189
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Ich wollte auf die unterschätzte Wirkung des kleinen, aber dauerhaften Ärgers nebenbei hinweisen. Dafür bin ich ein lebendes Beispiel.
Anscheinend faseln sie bei Anne Will von "monokausalen Erklärungen". Geschenkt!
Was die feministische Außenpolitik betrifft – wie weit wollen wir unsere Prinzipienfestigkeit treiben? Wenn die Benachteiligung der Frau nicht erst beim Lohn, sondern schon bei der Sprache beginnt, müßten wir die diplomatischen Beziehungen zu Ländern abbrechen, die nicht gendern. Andernfalls müßten wir uns fragen lassen, ob das Ganze doch nicht so ernst gemeint ist.
Das Lieferkettengesetz ist ein anderes Beispiel für gutgemeinte, aber verfehlte Politik. Wie sollen Firmen (und warum nur große?) über die Einhaltung von Menschenrechten in fernen Ländern wachen? Andere Wirtschaftsmächte ohne solche Selbstfesselung werden gern einspringen. Man sollte mal wieder Adam Smith lesen.
Die Heizungspolitik ist nicht nur, aber auch ein Kommunikationsproblem. Dazu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51181
Unterm Strich sind solche Eskapaden eine versteckte Aufforderung, Schlupflöcher zu suchen und hinter der moralischen Fassade weiterzumachen wie bisher – oder stilvoll zu verarmen. Davon hat keiner was. In einer Demokratie erledigt sich das Problem von selbst – durch Abwahl.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 05.06.2023 um 01.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51188
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Merz und alle CDU-Vertreter, die sich öffentlich äußern, gendern längst, daß die Schwarte kracht, nur eben in der klassischen Variante. Jetzt mit dem Finger auf die zu zeigen, die beim Gendern noch einen Schritt weiter gehen, wird niemanden überzeugen. Merz war auch gegen die Frauenquote und hat sie letztlich doch als »zweitbeste Lösung« akzeptiert. Das AfD-Hoch in den Umfragen hat mindestens soviel mit dem Einknicken der Union vor dem vermeintlichen Zeitgeist zu tun wie mit den identitätspolitischen Vorstellungen von Grünen und SPD-Linken und all ihren Weiterungen bis in die Sprache. Strauß՚ Forderung, daß es rechts der Union keine demokratisch legitimierte Partei geben dürfe, war nicht so dumm. Wobei ich mich frage, was eigentlich schiefgelaufen ist, wenn liberale und für – auch soziale und gesellschaftliche – Neuerungen aufgeschlossene Zeitgenossen im Jahre 2023 plötzlich als »rechts« abgestempelt werden, nur weil sie gegen die Vereinnahmung der den ganzen Haufen zusammenhaltenden Sprache für höchst fragwürdige und nicht mehrheitsfähige politische Anliegen Stellung beziehen.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.06.2023 um 23.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51187
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Da hat Herr Merz ja sogar mal recht, aber trotzdem traut er sich das nur zu sagen, weil er bei diesem Thema keinen Riesen-Shitstorm riskiert.
Ich wüßte ansonsten noch einige Gründe, warum die linken und rechten Randparteien gerade sehr viel Zulauf haben (bei den Linken sind es eher einzelne Akteure), aber diese Themen sind für Merz ein zu heißes Eisen, da verbrennt er sich lieber nicht die Finger.
Bravo, Herr Merz, am Gendern liegts! Woran sonst? Träumen Sie weiter!
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.06.2023 um 19.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51186
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„Merz: Gendersprache Schuld an AfD-Hoch“ (t-online.de 4.6.23)
Darin dürfte mehr als ein Körnchen Wahrheit stecken. Besonders die Grünen versteifen sich so auf den Gender-Unsinn, daß sie sogar auf mich Urmüsli abstoßend wirken. Daß ein so unwichtiges Randthema wahlentscheidend werden könnte, hätten man sich nicht vorstellen können. Oder etwa doch? Ist das vielleicht gerade der Schlüssel zur Weltgeschichte? Zuerst die Rechtschreibreform und nun die noch viel lästigere Genderei verärgern die Menschen, und zwar seit Jahren, täglich, von morgens bis abends. Und diesmal kann man sich auch nicht daran gewöhnen. Das unterschätzt zu haben ist ein strafwürdiger Fehler.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.06.2023 um 15.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51178
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Noch bis 10. Juni können alle [...] einem der acht Kandidatinnen und Kandidaten eine Stimme geben.
(MM, 2.6.2023, S. 1)
Das generische Maskulinum auf halbmast.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.06.2023 um 05.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51174
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Man könnte versuchen, den Funktionären bis hinauf in die Staatsregierung zu erklären, daß „Wahlhelfende“ Unfug ist und auf einem schlichten Irrtum beruht, aber es hätte keinen Zweck. Sie würden es vielleicht sogar verstehen und trotzdem weitermachen. Es ist schwer, sich damit abzufinden und seine Kraft auf etwas Sinnvolleres zu lenken. Hätten wir uns auch mit der Rechtschreibreform abfinden sollen, so blödsinnig sie war? Immerhin haben wir einiges bewegt und außerdem ein Zeugnis hinterlassen: Nicht alle hatten den Verstand an der Garderobe abgegeben oder waren zu feige oder zu träge, um die schlichte Wahrheit auszusprechen.
Die „Professorenliste“ allerdings, die wir in Karlsruhe eingereicht haben, ist bis auf wenige Ausnahmen nicht gerade eine Ehrentafel. Man kann sie heute als Monument der Selbstbezichtigung lesen: Ich war dagegen, aber außer ein einziges Mal zu maulen habe ich nichts weiter getan.
Jetzt wird erst mal gegendert (und gemault, aber darauf braucht man nicht zu hören, oder, um den klassischen Ausspruch aufs neue anzuwenden: „Alle sind dagegen, aber mitmachen tun sie doch!“).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.05.2023 um 07.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51140
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Das Gendern muß schon deshalb gesetzlich vorgeschrieben werden, damit niemand mehr die herkömmliche Ausdrucksweise mit der verordneten vergleichen kann. Das war auch die Absicht der Rechtschreibreformer. Das Gendern ist in Gefahr, der Spott darüber breitet sich immer mehr aus, es ist also Eile geboten.
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Kommentar von Eroch Virch, verfaßt am 27.05.2023 um 08.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51131
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Schlagendes Argument fürs Gendern: Die Mieten sind zu hoch. (https://www.sueddeutsche.de/politik/senat-berlin-gruenen-fraktionschefin-wegner-spielt-sprachpolizei-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-230522-99-784962?fbclid=IwAR1_wy8oiUyutSpCZ6wKvOlJUYZ23rbOVlFuIsgvogbtIVVzu_vtmOdSLt4)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.05.2023 um 04.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51129
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Die Gemeinde sucht schon Wahlhelfende für die bayerische Landtagswahl im Oktober. Ein Vorgeschmack dessen, was uns erwartet, wenn über wählende Wählende und nichtwählende Wählende berichtet wird.
Man kann einen Wahlberechtigten als Wähler bezeichnen, auch wenn er nicht wählt. Beim Wählenden geht das nicht, er muß wählen, ob er will oder nicht.
Nichts Neues, aber es tut doch weh, daß sämtliche Amtsstuben einem primitiven linguistischen Irrtum verfallen sind, aus dem sie wegen der Rückgratlosigkeit der Einsichtigen nicht wieder herausfinden.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.05.2023 um 20.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51117
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Wahrscheinlicher ist, daß viele Frauen sich nicht gern von Männern zeigen lassen, wie es richtig gemacht wird. Wie auch immer: Die Nachfrage ist da und wird bedient.
Ich habe auch daran gedacht, daß die Gleichstellungspolitik sich ja auch schon ins Vereinswesen und die Organisationsfreiheit einmischt: Männer- und Knabenchöre sollen gezwungen werden, sich zu öffnen, auch wenn das ihrem Daseinszweck entgegensteht usw.
Es gibt immer noch Frauenärzte – ein Skandal.
Gerade wollte ich den alljährlich zugeschickten ärztlichen Fragebogen preisen, weil er nur das generische Maskulinum benutzt. Dann fiel mir ein, daß es ausschließlich um die Prostata geht... Die ist komischerweise weiblich, obwohl der Prostates (Vorsteher) männlich war.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.05.2023 um 20.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51116
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Der Fahrradclub ist offenbar der Meinung, daß Frauen sich in handwerklichen Dingen häufiger als Männer recht dumm anstellen und darum besondere Hilfe benötigen. Sicherlich darf er das, wenn auch solche stereotypen Ansichten gerade nicht in hohem Ansehen stehen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.05.2023 um 19.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51115
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Fahrradreparaturkurse nur für Frauen – darf ein Fahrradclub so etwas anbieten? Die Nachfrage ist groß.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 23.05.2023 um 07.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51114
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Hier übrigens noch der Weblink zu dem Berliner Leitfaden: https://www.berlin.de/sen/frauen/_assets/flyer_geschlechtergerechte_sprache.pdf
Pfötchengeben beschreibt es gut. Manchmal sind es aber auch Prankenhiebe, und zwar ins Gesicht der Leser. Ein schlagendes Beispiel dafür fand sich neulich auf spiegel.de, ein Artikel von Hermann-Josef Tenhagen mit dem Titel »So wollen Kreditinstitute aus Sparerinnen Anlegerinnen machen« (https://www.spiegel.de/wirtschaft/service/depots-und-tagesgeldkonten-so-wollen-kreditinstitute-aus-sparerinnen-anlegerinnen-machen-a-980606d8-7b8b-4d58-ba8a-36c11d37c0ba). Tenhagen wirbelt darin alle möglichen Modelle zur Bezeichnung von Personen herum (nur die Sonderzeichen läßt er bisher weg), wobei das generische Maskulinum auch bei ihm eindeutig überwiegt. Das generische Femininum im Titel ist als besonders eifrige Unterwerfungsgeste zu verstehen. Den letzten Schritt scheut allerdings auch Tenhagen. Wenn nämlich neben dem generischen Maskulinum im Deutschen tatsächlich auch ein generisches Femininum existieren könnte, hätte er schreiben können: »So wollen Kreditinstitute aus Sparerinnen Anleger [oder: aus Sparern Anlegerinnen] machen«. Hat er aber nicht getan. Warum wohl?
Immer dann, wenn man sich gerade vom letzten Prankenhieb ein wenig erholt hat und sich wieder auf den Inhalt zu konzentrieren versucht, kommt der nächste Hieb. Mir drängt sich dabei auch das Bild des Rohrstocks auf. Was nur treibt diesen Mann?
Da man die Lektüre des Artikels eigentlich niemandem zumuten kann, möchte ich hier nur die verwendeten Personenbezeichnungen auflisten. In der Zusammenschau wird die Absurdität des Ganzen besonders deutlich.
So wollen Kreditinstitute aus Sparerinnen Anlegerinnen machen
Sie ist eigentlich die erste Wahl für Sparkassenkunden, die für ihre Wertpapiere bei den Sparkassen selbst ein Depot haben wollen und dafür keine Mondpreise bezahlen wollen.
Mit 200.000 Kunden ist sie allerdings ein Zwerg […].
Für ein solches Depot […] brauchen Kundinnen und Kunden auch beim S-Broker ein zweites Konto […].
Dort hat der rote Riese schon in den vergangenen Monaten Bestandskunden 0,6 Prozent oder 1,25 Prozent Zinsen gezahlt […]. Und Neukunden werden hier jetzt auch die schönen neuen Zinsen von 2,9 Prozent gezahlt […].
Eigentlich könnte das heimische Girokonto bei der Sparkasse das Verrechnungskonto für Sparkassenkundinnen sein. […] Tatsächlich findet aber ein Gutteil der S-Broker-Kunden nach Angaben der Firma nicht durch eine Sparkassen-Beratung zum S-Broker, sondern unabhängig, im Zweifel auch von ganz anderen Banken.
Anfang Januar hatte Trade Republic […] als erster die neue Zinssituation für Anleger verstanden und seinen Kunden zwei Prozent Zinsen auf dem Verrechnungskonto angeboten – jedenfalls für die ersten 50.000 Euro, die dort lagern.
Und beide bestätigten ein ordentliches Wachstum seither, sowohl an Kunden als auch an eingelegten Milliarden dieser Kunden.
Nach den Statistiken der Bundesbank gibt es rund 30 Millionen Depots in Deutschland, aber nur 15 Millionen Kunden mit Wertpapieren, viele Anleger haben zwei oder mehr Depots.
Das bedeutet, dass all das Geld, das Sparkassenkundinnen und Kunden [!] künftig auf dem Referenzkonto bei S-Broker parken, für die Zeit letztlich von der EZB verzinst wird.
Die parken ihr Geld zwar auch in Frankfurt, die ausgezahlten Zinsen geben sie aber nicht an die Kunden weiter, sondern stecken sie größtenteils in die eigene Tasche. Unlängst hat die Bundesbank vorgerechnet, dass Anleger hierzulande auf ihren tagesfälligen Konten […] im ersten Quartal 2023 rund 0,1 Prozent Zinsen bekamen, während die EZB den Banken zwischen zwei und drei Prozent Zinsen zahlte. Da müssen Sie keine Rechenkünstlerin sein, um zu sehen: Solche Banken haben oft zwanzig bis dreißigmal mehr eingesackt als ausgezahlt.
Die nächste Idee der Broker ist natürlich, dass all die Kunden, die schon mal Geld auf dem Verrechnungskonto liegen haben, wesentlich eher geneigt sind, dann auch mal Wertpapiere zu kaufen.
Die tatsächliche Absicht hinter dem Zinsangebot: Aus Sparerinnen sollen Anlegerinnen gemacht werden – in der Hoffnung, dass bei Anlegerinnen schneller Gebühren zu verdienen sind. Dem Vernehmen nach verfängt die Zinsstrategie bei den Kunden auch. Eine sechsstellige Zahl von Kunden hat angebissen.
Als Kunde genau den richtigen Moment für Kauf oder Verkauf erwischen zu wollen, ist vermessen. Als Kunde langfristig vom Wachsen der Weltwirtschaft profitieren zu wollen, eine vernünftige Strategie.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.05.2023 um 04.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51112
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Das Mäkeln an Sternchen usw. ändert in der Tat nichts. Es bleibt bei der Vermeidungssprache. Der Grundirrtum mit der "Geschlechtergerechtgkeit" und die devote Gesinnung werden sogar bestätigt, verfestigt, verewigt. Insofern schlechter wie nix.
Nach Lektüre vieler Beiträge auf der "Wissen"-Seite der SZ rechne ich jetzt von vornherein mit dem Ablauf: Zuerst werden die "Forscherinnen und Forscher" erwähnt, dann nur noch "Forscher". Das Schema wird variiert, ist aber fast immer zu erkennen. Was ich früher mal genannt habe: "Pfötchengeben" und dann weiter wie gewohnt. Es wirkt unfrei und ist es auch.
Ganz alte Leute wie ich erinnern sich noch an Fachliteratur aus der DDR: Am Anfang stand jeweils, daß Marx/Engels oder Lenin (vorher Stalin) das feste Fundament geschaffen hatten, auf dem der Text aufbaut, und damit ließ man es gut sein.
Man könnte noch weiter zurückgehen, um den ewigen Kampf ums "Imprimatur" zu illustrieren. Was der Berliner Senat treibt, kann mir ziemlich egal sein, aber was Professor Daubner schildert, macht mich wirklich wütend, auch wenn ich allmählich daran gewöhnt sein müßte. Hinter dem Schalter sitzt der Herr, mit dem Gesetzbuch bzw. dem Duden wedelnd. Vor dem Schalter steht das Subjekt, das Würstchen, mag es auch im sonstigen Leben ein hochangesehener Gelehrter sein.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 22.05.2023 um 21.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51111
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Wie die Zeitungen berichten, will der neue Berliner Regierende Bürgermeister Wegner mit der Gendersprache in der Verwaltung aufräumen. Das liest sich etwa so (Beispiel faz.net):
Auch die Verwendung gendergerechter Sprache in der Verwaltung will er beenden. Der CDU-Politiker begründete das Vorhaben damit, dass die Sprache in der Verwaltung verständlich sein müsse. Jeder kann privat sprechen, wie er möchte. „Aber ich möchte gern das Deutsch sprechen, das ich in der Schule gelernt habe und das alle verstehen“, sagte Wegner. Er verwies auf Zuwanderer, denen nahegelegt werde, die deutsche Sprache zu lernen. Die Behörden sollten es den Menschen nicht unnötig schwer machen, sagte Wegner.
Auf der offiziellen Website der Stadt Berlin ist derzeit unter der Rubrik „Geschlechtergerechte Sprache“ ein Hinweis zu lesen, wonach Anpassungen am Internetauftritt erfolgen, „um den aktuellen Senatsumbildungen gerecht zu werden“. Nach einem RBB-Bericht wurde auf der Website bislang dafür geworben, „sich von alten Sprech- und Denkgewohnheiten zu verabschieden“. Grundlage war ein Verwaltungsleitfaden aus dem Jahr 2012.
Klingt gut, aber man hat ja gelernt, solchen vollmundigen Ankündigungen die gebotene Skepsis entgegenzubringen. Tatsächlich schrumpft das Ganze bei genauerem Hinsehen auf sehr überschaubare Maße zusammen. Wie das ZDF zu berichten weiß, hat Wegner nicht nur erklärt, er werde selbst keine gegenderten Briefe unterschreiben, sondern auch betont, daß es eine Rückabwicklung bestehender Regelungen in der Berliner Verwaltung nicht geben werde.
Aber welche Regelungen genau sind gemeint? Der Leitfaden aus dem Jahr 2012 (file:///C:/Users/User/Downloads/flyer_geschlechtergerechte_sprache-1.pdf) spricht sich gegen das generische Maskulinum aus und sieht als Lösungen für das Phantomproblem neben der Paarformel (Schülerinnen und Schüler) neutrale Formulierungen vor, wie Vertretung statt Vertreter. Von Sonderzeichen war damals noch nicht die Rede. Wenn an dieser Regelung nicht gerüttelt wird, bleibt es also dabei, daß die Berliner Verwaltung gendert, nur eben ohne Sternchen und Doppelpunkt. Und sollten in der Zwischenzeit weitere Regelungen in Kraft getreten sein, die den Behörden die Verwendung der Sonderzeichen erlaubt haben, dürften diese nach Wegners Äußerung vom neuen Senat sogar weiter verwendet werden.
Der Hinweis auf die Überarbeitung des Internetauftritts findet sich übrigens auf der gesamten Website des Senats und bezieht sich nicht speziell auf die Verwaltungssprache, sondern auf die im Zuge von Regierungswechseln üblichen Veränderungen.
Was wird in der Realität also übrigbleiben von der vollmundigen Ankündigung? Wegner wird nicht Berliner*innen schreiben und sagen, sondern Berlinerinnen und Berliner. Das hat seine Vorgängerin allerdings genauso gehalten. Und in Texten, für die bisher namentlich die Grünen verantwortlich waren, werden die Verbraucher*innen möglicherweise durch Verbraucherinnen und Verbraucher ersetzt. Besser wie nix, könnte man sagen. Aber unter Abschaffung des Genderns in der Verwaltung stelle ich mir etwas anderes vor.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.05.2023 um 08.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51103
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Die anspruchslose Methode, Politiker durch Verwendung ihres Vornamens verächtlich zu machen, ist weitgehend auf weibliche Haßobjekte beschränkt. Man liest in rechten Medien viel häufiger „Angela“ oder „Annalena“ als „Karl“ und „Robert“. Es schreiben ja auch fast nur Männer. Eine unscheinbare Kleinigkeit, aber für mich ist so ein Typ gestorben.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.05.2023 um 20.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51087
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Tagesschau, Das Erste, heute 20.00 Uhr
(Tonmitschrift, Hervorhebungen von mir):
Wer in der Arbeit Besonderes leistet oder sich ehrenamtlich engagiert, der kann bereits nach drei Jahren Deutscher oder Deutsche werden.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.05.2023 um 04.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51078
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Man könnte meinen, der Text sei einfach besonders konsequent gegendert. Das ist aber nicht der Fall:
Sicherlich befanden sich während der Kolonialzeit auch einige wenige flämische Belgier*innen in Schlüsselpositionen zur Herrschaftsausübung. Doch das Bild der unterdrückten Flam*innen, die als Handlanger auf Befehl der frankophonen Bourgeoisie agierten, wurde gleichermaßen auf die Kolonie übertragen. Die heutige Funktion dieses Bildes liegt in einer Verantwortungsverschiebung verortet, die sich in den Augen der flämischen Einwohner wie folgt gestaltet: Da die Flam*innen sowohl in Belgien als auch in der Kolonie von der frankophonen Meinungsführerschaft unterdrückt wurden und somit keinen aktiven Einfluss auf grundlegende koloniale (und auch postkoloniale) Entscheidungen hatten, sondern lediglich Anweisungen von übergeordneten Wallonen ausführten, tragen die Flam*innen in der Selbstwahrnehmung heute keinerlei Verantwortung hinsichtlich der Kolonisierung des Kongo und der daraus folgenden Konsequenzen.
Handlanger, Einwohner, Wallonen – das generische Maskulinum lebt.
Mir ist es glücklicherweise erspart geblieben, Qualifikationsschriften wegen solcher sprachlichen Unzulänglichkeiten zurückzuweisen.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 17.05.2023 um 23.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51077
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Der belgische König heißt offiziell nicht »König Belgiens«, sondern »König der Belgier«. Ob jemand ihn schon in »König der Belgier*innen« umbenannt hat? Ja! Und zwar hier (S. 25): https://opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de/opus4-wuerzburg/frontdoor/deliver/index/docId/24422/file/promptus_6_Bobineau.pdf
Der Text ist überhaupt sehr fortschrittlich. Auf engstem Raum, innerhalb von drei Zeilen, begegnen uns darin etwa die Flam*innen, die Schriftsteller*innen, die Philolog*innen und die Kongoles*innen. Philolook-Innen und Kongoleeß-Innen – warum nicht mal mit der Sprache spielen, wenn es soviel Gutes bewirkt?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.05.2023 um 08.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51054
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Auch die Kinderseite der SZ beschäftigt sich mit "Drag"-Darbietungen, zur Zeit ein Hauptthema der Grundschulpädagogik. Ist das wirklich für Kinder so wichtig? Müssen "Vorurteile" schon bekämpft werden, bevor sie auftreten? Muß man kleinen Kindern, lange bevor sie ihre Geschlechtsrolle finden, schon die Vorstellung nahebringen, sie hätten die freie Wahl und könnten sich ohne weiteres auch für ein Leben in gleichgeschlechtlicher oder noch anderen Beziehungen entscheiden?
Enzyklopädische Artikel bemühen sich vergeblich, Drag, Transvestitentum usw. auseinanderzuhalten, und vermischen das Ganze noch mit der Tatsache, daß auf dem Theater verschiedener Völker und Zeiten Frauenrollen von Männern gespielt wurden.
Übrigens bestätigt die "übertriebene" Darstellung typisch weiblicher und männlicher Attribute schlagend deren Existenz, die ja von interessierten Kreisen gerade bestritten wird.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.05.2023 um 04.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51003
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Doch, auch Frauen können laut Duden laienhaft sein, wenn sie nämlich nicht nur von einer Sache nichts verstehen, sondern dies außerdem noch nach Art eines Mannes... Sozusagen fachfremde Mannweiber.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 05.05.2023 um 21.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51002
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Übrigens definierte der Duden noch vor wenigen Jahren »Fachmann« so: »jemand, der auf einem bestimmten Gebiet die entsprechenden Fachkenntnisse hat […]«. Inzwischen wurde auch hier »jemand« durch »männliche Person« ersetzt. Damit kann man auch »fachmännisch« nicht mehr auf Frauen anwenden. Gibt man auf duden.de auf Verdacht »fachfraulich« ein, kommt die Rückfrage: »Meinten Sie fachärztlich, hausfraulich oder fachsprachlich?«
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 05.05.2023 um 14.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51001
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Auf spiegel.de machen sich in einem Artikel über die Erwärmung der Weltmeere die »Forschenden« breit. Man liest aber auch: »Für Laien möge sich ein Anstieg von 0,2 Grad nach wenig anhören.« Gegendert müßte es eigentlich »Laiinnen und Laien« heißen. Allerdings gibt es im ganzen deutschsprachigen Raum niemanden, der sich unter »Laien« nur Männer vorstellt. Im ganzen deutschsprachigen Raum? Nein! Eine von unbeugsamen Sprachwandlerinnen bevölkerte Radaktion in Mannheim hört nicht auf, der Sprachwirklichkeit Widerstand zu leisten. Sie hält einen Laien allen Ernstes für eine »männliche Person, die auf einem bestimmten Gebiet keine Fachkenntnisse hat«. Als Verwendungsbeispiel bietet sie auf duden.de unter anderem an: »gebildete, medizinische Laien«! Unter dem Stichwort »laienhaft« heißt es derweil: »in der Art eines Laien, nicht fachmännisch«. Demnach könnten nur Männer laienhaft handeln, was ebenfalls offensichtlich falsch ist.
Das kommt dabei heraus, wenn man unter Mißachtung des tatsächlichen Sprachgebrauchs ein ganzes Wörterbuch im Sinne einer bestimmten Sprachideologie nach Schema F durchsexualisiert.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 04.05.2023 um 21.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50999
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Der SPIEGEL hat festgestellt, daß Washington von Greisen regiert wird. An anderer Stelle formuliert er im gleichen Zusammenhang von Greisinnen und Greisen. Ich habe mich gefragt, warum mir die Doppelform hier besonders pedantisch vorkommt. Man kann natürlich die Greisen als Plural von der Greis auffassen und sodann ohne weitere Prüfung zum Abschuß freigeben. Aber könnte hier nicht auch eine Parallele zu die Alten vorliegen (wie etwa in »Auch die Alten und die Greisen werden nicht im Rathe ruhn«)? So gesehen würde es sich um einen vorbildlich genderneutralen Plural handeln, der keiner Bearbeitung im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit bedarf.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.05.2023 um 19.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50998
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"Was meinen wir, wenn wir von Liebe – genauer: der Liebe zum Partner – reden?" (Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird nicht jedesmal von "Partner/Partnerin" gesprochen, auch wenn natürlich stets alle denkbaren Partnerkonstellationen in ‚romantischen‘ Liebesbeziehungen gemeint sind). (https://uol.de/einblicke/25/liebe-und-verliebtsein)
Der Psychologieprofessor hat ja recht und meint es gut, aber daß es überhaupt so weit kommen konnte, ist eine Schande.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.05.2023 um 19.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50997
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Das Deutsche Symphonie Orchester Berlin will kein Programm ohne Werke einer Komponistin mehr anbieten. Bei subventionierten Unternehmen wie der ROC-Holding geht das. Der Musikkritiker der SZ, Brembeck, lobt die „feministische Musikpolitik“, erwähnt aber den Nervus rerum gar nicht, nur die hohen Eintrittspreise, für die das zahlungskräftige Publikum immer wieder die bekannten Stücke des Kanons hören will, und die sind nun mal von Männern komponiert.
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 25.04.2023 um 16.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50956
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Vielleicht sind mehrere Gegenüber gemeint. Na ja, sieht nicht so aus.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.04.2023 um 04.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50954
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„Die cristallisation des oder der Gegenüber liegt im Auge des Betrachters ...“ (Wikipedia über Stendhals „Über die Liebe“)
Eigentlich sagt man „das Gegenüber“, aber wenn man Sex hinzufügt, dann werden daraus „der Gegenüber“ und „die Gegenüber“.
Übrigens: Blauwale sind die größten Tiere, die je auf der Erde gelebt haben, und sie leben immer noch, wenn auch nur in wenigen Exemplaren. Aber selbst bei diesen Ungeheuern spricht man von "Männchen" und "Weibchen". Wale "umarmen sich mit den Finnen" und hängen dabei oft senkrecht im Wasser, bäuchlings aneinander.
Wenn ihr euch liebt, seid ihr ein "Pärchen".
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.04.2023 um 11.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50941
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Das Datum hatte ich auch gesehen und mich gewundert, denn die gedruckte SZ liegt ja vor mir.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 23.04.2023 um 09.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50939
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Der Artikel ist ein paar Tage älter.
https://archive.is/ga0g5
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.04.2023 um 06.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50933
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Hilmar Klute in der SZ vom 21.4.23 recht gut über das Gendern („Im Minenfeld der Worte“) . Er wirft endlich auch die Frage auf, wo überhaupt gegendert wird, und kommt auf seine Weise darauf, daß es in Bereichen geschieht, wo es „verordnet werden kann, also eben in Universitäten, Ministerialbehörden und eben auch in Schulen“.
Wie weit es tatsächlich verordnet werden kann, ist noch nicht klar, Prozesse laufen noch. Aber es handelt sich um „gebundenen“ Sprachgebrauch, wie ich es nenne. Man muß auch Rundfunkanstalten und Zeitungen teilweise dazu rechnen. Der harte Kern ist der ideologische, den die Erfinder der Pseudowissenschaft „feministische Linguistik“ bilden; sie binden sich selbst daran.
Immerhin: Klutes Beitrag artikuliert einen Überdruß, der als schon recht weit verbreitet vorausgesetzt wird. Das Klima ändert sich. Bisher wurde den Sprachverhunzern wenigstens die gute Absicht zugestanden, aber das verliert sich allmählich.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.04.2023 um 17.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50930
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Belästigung durch E-mail:
internationales literaturfestival berlin
Die Leute wollen mir Autor:innen und Illustrator:innen nahebringen. Gleich weggeklickt.
Kontrafunk fragt wegen eines Interviews an, ebenfalls wg. Gendern. Gleich weggeklickt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.04.2023 um 07.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50928
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Das Deutsche ist eine Wortsprache. Anfangs- und Endsignale heben die Wörter im Redefluß deutlich voneinander ab. Dazu gehören Auslautverhärtung und Glottisschlag, vor allem das Fehlen von „Liaison“. Das ist eine wirklich hervorstechende Eigenart des Deutschen – nicht gerade musikalisch, wenn man so will.
Daher das unaufhebbar Strukturwidrige des Glottisschlags vor Suffixen, wie von Feministen angestrebt, durch graphische Signale gefordert und in einigen Rundfunkanstalten praktiziert – zum wohlbegründeten Verdruß der Hörer. Das kann und wird nie funktionieren.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 16.04.2023 um 12.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50893
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Genderfreunde schicken in Diskussionsbeiträgen gern voraus, daß ihnen der Unterschied zwischen natürlichem und grammatischem Geschlecht durchaus bekannt sei. So leicht wollen sie es ihren Gegnern nicht machen. Viele bestreiten nicht einmal, daß die gerenischen Maskulina richtig, nämlich geschlechtsneutral, verstanden werden. Das reicht ihnen aber nicht. Frauen dürften nicht nur mitgemeint sein, sondern müßten sichtbar gemacht werden. Daß im Grunde aber auch bei »Bürger« usw. Männer zunächst nicht sichtbar sind, sondern erst durch die Hinzufügung von »Bürgerinnen« sichtbar werden und daß diese doppelte Sichtbarmachung in den meisten Fällen überflüssig ist, begreifen sie nicht, womit sie beweisen, daß sie den Unterschied zwischen natürlichem und grammatischem Geschlecht eben doch nicht ganz verstanden haben. Und was das Sonderzeichengendern angeht, so sind Sternchen & Co. als Platzhalter für nicht genannte weitere Personengruppen ja wohl der Inbegriff des Nur-Mitmeinens. Wie kann man das übersehen?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.04.2023 um 04.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50876
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Gestern erhielt ich eine Einladung, in der es heißt:
Die Stabstelle Fundraising und Alumni-Service der Philipps-Universität Marburg plant für den 8. September 2023 eine Feier anlässlich des goldenen und silbernen Promotionsjubiläums für Promovend*innen, die in 2023 ihr 50 bzw. 25-jähriges Promotionsjubiläum an der Philipps-Universität begehen können.
Gemeint sind Promovierte, und ich habe auch nicht promoviert, wie es weiter heißt, sondern bin promoviert worden. Eine Universität weiß das, eine Stabstelle Fundraising natürlich nicht.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 13.04.2023 um 11.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50872
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"Franz Schubert: Die schöne Müller*in"
https://twitter.com/MatthiasWirth2/status/1646238522481733639
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.04.2023 um 05.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50870
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In einem Podcast spricht die ZEIT mit ihrem Mann in New York über die Trump-Anklage. Während er drüben penetrant Doppelformen verwendet, begnügt sich die Frau auf dieser Seite des Ozeans mit dem generischen Maskulinum.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 12.04.2023 um 22.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50869
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Die Grünen kritisieren das »elitäre und selbstgerechte« Vorgehen der Aktivisten der »Letzten Generation«. Mit ihren Aktionen verprellten sie die Leute und bewirkten das Gegenteil von dem, was wir eigentlich bräuchten.
Wann wird man hier »Aktivisten der ›Letzten Generation‹« durch »Sprachaktivisten« ersetzen können? Es wird wohl noch ein bißchen dauern.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.04.2023 um 13.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50868
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Ein dreiköpfiges Forschungsteam aus Kanada und den USA hat nun die meistverbreiteten Annahmen über das „Wood-Wide-Web“ genauer unter die Lupe genommen.
Die Forscherinnen und Forscher haben die bisherige Datenlage zu dem Thema analysiert, um herauszufinden, wie viel Wissenschaft hinter den vermuteten Fähigkeiten der Pilze steckt.
(https://science.orf.at/stories/3217759/)
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 06.04.2023 um 22.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50847
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Hier veröffentlicht jemand Auszüge aus dem Verwaltungsgerichtsbeschluß zum Gendern an Schulen:
https://allesevolution.wordpress.com/2023/04/05/selbermach-mittwoch-108/#comment-710601
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 05.04.2023 um 20.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50841
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Aus einer Stellenanzeige der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (https://stellenmarkt.faz.net/job/leitung-w-m-d-der-stabsstelle-strategisches-forschungs-und-entwicklungsmanagement.1146966865.html?jw_chl_seg=FAZ&feed=premium):
»Wir suchen am Standort Berlin zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine
Leitung (w/m/d) der Stabsstelle „Strategisches Forschungs- und Entwicklungsmanagement“«
Das kommt dabei heraus, wenn man meint, die von den Genderleitfäden empfohlenen Verbiegungsübungen unbedingt mitmachen zu müssen. Preisfrage: Welche Schuhgröße hat die künftige Leitung der Stabsstelle?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.04.2023 um 18.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50826
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Die Überblicksdarstellungen zur neueren Philosophie (zur älteren sowieso), also etwa Stegmüllers viebändige „Hauptströmungen“, Hügli/Lübckes „Philosophie im 20. Jahrhundert“, das Lexikon „Philosophie der Gegenwart“ von Nida-Rümelin, aber auch die Textsammlungen zur Philosophie des Geistes von Peter Bieri usw. enthalten mit verschwindenden Ausnahmen (Elisabeth Anscombe und Irrlichter wie Irigary und Kristeva) nur männliche Philosophen, und auch die Verfasser der Lexikonartikel sind fast alle männlich. Spricht das nun für oder gegen die Frauen?
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.04.2023 um 18.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50816
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Es ist schon witzig, daß die Landesregierung zwar bemerkt bzw. meint, "Gendersprache" sei negativ konnotiert, daß sie diese aber dennoch unbedingt zu verteidigen und durchzusetzen versucht. Sie stellt sich also ganz bewußt gegen den Volkswillen.
Indem sie Begriffe wie "Neographien" statt Neuschreibungen verwendet, gibt sie sich dabei noch den Anschein von Wissenschaftlichkeit.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.04.2023 um 15.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50815
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Die "Landesregierung" – das sind in solchen Fällen einzelne Ministerialräte, normalerweise aus dem Schuldienst in die Verwaltungsbürokratie aufgestiegen (warum wohl?), von denen ich einige im Zusammenhang mit der Rechtschreibreform näher kennengelernt habe. Sie entledigen sich ihres Auftrags in mehr oder weniger überheblichen Schreiben an Fragesteller. Morgen, wenn der Wind sich gedreht hat, schreiben sie wieder etwas anderes, nur der überhebliche Ton bleibt, denn ihnen kann keiner etwas. Es ist hoffnungslos.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.04.2023 um 15.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50814
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Interessant sind auch noch die folgenden Ausführungen der Landesregierung im selben Dokument:
Sie [die Landesregierung] vertritt die Ansicht, dass mittels Neographien gegenderte Begriffe in Prüfungsarbeiten nicht sanktioniert werden sollen, indem sie als Verstoß gegen die Sprachrichtigkeit gewertet werden. So bearbeiten die Prüflinge z. B. in Abiturklausuren längst Texte, die ihrerseits Neographien im Wortinnern verwenden. Es ist nicht vermittelbar, wenn in den hierzu von den Prüflingen selbst verfassten Texten dies dann jedoch als „Fehler“ gewertet würde.
Deshalb ist es auch so wichtig, daß die Schüler keine Literatur in unreformierter Rechtschreibung mehr zu Gesicht bekommen. Denn es wäre nicht vermittelbar, wenn man ihnen in Prüfungsarbeiten unreformierte Schreibungen als richtig durchgehen ließe.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.04.2023 um 14.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50813
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In ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage eines AfD-Abgeordneten zum Thema Gendern in Prüfungsarbeiten an Schulen schreibt die niedersächsische Landesregierung (https://www.landtag-niedersachsen.de/drucksachen/drucksachen_19_02500/00501-01000/19-00989.pdf):
Sprache bzw. Sprachhandeln ist vor allem bei der Referenz auf Personen in Anrede und Darstellung ein entscheidender Faktor für Gleichstellung.
Eine steile These, die aber leider nicht begründet wird. Und was ist Sprachhandeln? Hätte etwas gefehlt, wenn man das Wort weggelassen hätte?
In seiner Anfrage benutzte der Abgeordnete das Wort Gendersprache, übrigens jeweils in Anführungszeichen. Dazu die Landesregierung:
Der seitens des Fragestellers verwendete Begriff einer „Gendersprache“ ist nicht hinreichend konturiert. Es handelt sich um eine negativ konnotierte Wortschöpfung, mit der suggeriert wird, dass durch staatliche Einrichtungen im deutschen Sprachraum eine andere als die deutsche Sprache eingeführt und ihre Verwendung durchgesetzt werden soll.
Daß Begriffe wie Gendern oder Gendersprache unbestimmt sind, trifft zu. Mal sind damit die Paarformeln (Studentinnen und Studenten) gemeint, mal Partizipien (Studierende) und andere Ausweichlösungen (Publikum statt Zuhörer), mal die mit Sonderzeichen zerspaltenen Feminina (Student*innen). Seit einiger Zeit schon verengt sich die Verwendung des Begriffs Gendern immer mehr auf die letztgenannte Variante. Das geht hauptsächlich auf das Konto von Leuten, die den Kampf gegen die inflationäre Verwendung der Paarformeln inzwischen aufgegeben haben. So wettern Unionspolitiker, die ein bißchen Volksnähe demonstrieren wollen, gern gegen das Gendern, meinen damit aber nur die schlimmsten Auswüchse in Gestalt der zerhackten Wörter.
Der Begriff Gendersprache ist also inhaltlich vage, aber er ist keine »negativ konnotierte Wortschöpfung«. Daß die Befürworter dieser Sprache selbst lieber von »gendersensibel« und »gendergerecht« reden, macht »Gendersprache« noch lange nicht zu einem Begriff, der allgemein negative Vorstellungen auslöst.
Merkwürdig finde ich auch den Gedanken, der Begriff Gendersprache suggeriere, staatliche Einrichtungen wollten »eine andere als die deutsche Sprache« einführen. Mit der gleichen Logik könnte man Wörter wie Umgangssprache oder Fachsprache für nichtdeutsch erklären.
Die Landesregierung fühlt sich mit einer anderen Bezeichung wohler:
Der Begriff [Gendersprache] wird im Rahmen der Antwort der Landesregierung vor dem Hintergrund seiner Unbestimmtheit als „Verwendung von Neographien (Abweichung von einer vorherrschenden Schreibart)“ verstanden.«
Wer angesichts von Satzgebilden wie »Ein*e Stadtverordnete*r darf nur das Wort ergreifen, wenn ihm*ihr die*der Bürgermeister*in das Wort erteilt hat« von »Schreibarten« spricht, hat entweder keine Ahnung oder einen starken Hang zur Bagatellisierung.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.03.2023 um 06.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50791
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Bei einem Attentat in den USA sind drei Schülerinnen und Schüler erschossen worden.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.03.2023 um 10.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50763
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Ein Passus aus der Pressemitteilung des Verwaltungsgerichts (https://www.berlin.de/gerichte/verwaltungsgericht/presse/pressemitteilungen/2023/pressemitteilung.1308576.php) hat mich besonders aufmerken lassen:
Der Verwendung genderneutraler Sprache könne schließlich nicht das Gebot der politischen Neutralität im Schuldienst entgegengehalten werden, weil mit ihr nach Auffassung der Kammer keine politische Meinungsäußerung einhergehe und heutzutage überdies sowohl die Verwendung als auch die Nichtverwendung eine politische Zuschreibung zuließen.
Mit anderen Worten, wer nach wie vor die in der Bevölkerung unangefochtene Normalsprache verwendet, kann schon aufgrund dieser Tatsache politisch verortet werden. Man wüßte gern, woran genau die Richter dabei gedacht haben. Meine Vermutung: Wer »Kunden« und »Mitarbeiter« sagt, steht politisch rechts. Wenn diese Vermutung stimmt, ist das eine Ungeheuerlichkeit.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.03.2023 um 08.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50762
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Das Berliner Verwaltungsgericht hat den Eileintrag eines Vaters zweier Gymnasiastinnen gegen die Nutzung genderneutraler Sprache in der Schule zurückgewiesen. Vor dem Hintergrund des staatlichen Erziehungsauftrags sei nicht zu erkennen, dass die Schulaufsicht einschreiten müsse, urteilte das Gericht am Montag.
In einem freiheitlich-demokratisch ausgestalteten Gemeinwesen könne die Schule zudem offen für ein breites Spektrum von Meinungen und Ansichten sein.
Die Schulleitungen hätten den Lehrkräften das Gendern im Unterricht freigestellt und gleichzeitig darauf hingewiesen, dass die Rechtschreibregeln einzuhalten seien, stellte das Gericht klar. Die Benutzung geschlechterneutraler Sprache in Lehrmaterialien überschreite nicht den durch die Rahmenlehrpläne eingeräumten Spielraum.
Auch sei eine genderneutrale Kommunikation mit Eltern- und Schülerschaft nicht zu beanstanden, „da diese angesichts der breiten öffentlichen Diskussion selbst bei Verwendung von Sonderzeichen hinreichend verständlich“ bleibe. (FAZ 28.3.23, verschiedene Zeitungen)
Mit dem Ausdruck „genderneutral“ übernimmt das Gericht die feministische Ideologie und wirbt implizit um Beifall für sie. Daß dies von vielen nicht einmal bemerkt wird, ist der eigentliche Erfolg der Gender-Ideologie.
Mit dem Herunterspielen auf den Erhalt der Verständlichkeit wird, wie schon bei der Rechtschreibreform, das eigentliche Problem umgangen. Aber diesmal wird es nichts nutzen, der Unmut in der Bevölkerung wächst.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.03.2023 um 18.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50749
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Den Aufruf gegen das Gendern im Rundfunk habe ich unterzeichnet, obwohl ich nicht mit allen Aussagen übereinstimme. Es gilt ein großes Übel abzuwenden.
Wirksamer könnte es sein, den genderfreudigsten Parteien die Stimme vorzuenthalten.
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Kommentar von , verfaßt am 25.03.2023 um 05.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50742
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 23.03.2023 um 22.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50741
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Träumen ist erlaubt.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.03.2023 um 18.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50740
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Im Kinderfernsehen (Kika), meine Enkelinnen sehen gerade zu, träumt eine Prinzessin davon, eine "Knappin" zu sein.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 23.03.2023 um 10.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50739
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In einem Interview mit dem DLF spricht die grüne Europaabgeordnete Anna Cavazzini insgesamt knapp 7 Minuten lang über die geplante Einführung eines Rechts auf Reparatur. Dabei gendert sie, daß die Schwarte kracht, insgesamt nicht weniger als 14mal begegnen uns die »Verbraucherinnen und Verbraucher«! (Es wird zwar kaum noch gemacht, aber ich spreche bei den Paarformeln nach wie vor von »Gendern«.)
Wie mechanisch sie das alles abspult, wird an folgenden Beispielen deutlich:
»Dann spare ich als Verbraucherin und Verbraucher« [eventuell hat sie sogar »ich als Verbraucherinnen und Verbraucher« gesagt, das war nicht eindeutig zu hören]
»Verbraucherinnen- und Verbraucherschützer«
Auch schön:
»soll es Verbraucherinnen und Verbraucherinnen einfacher machen
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.03.2023 um 22.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50699
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vgl.:
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42160
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Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 15.03.2023 um 21.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50698
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Englisch habe ich für eine genuslose Sprache gehalten, doch Josef Bayer schreibt:
„Beispiele wie die Frage Who lost his way? Und nicht *Who lost her way? *Who lost their way? im Vergleich zu She lost her way, I lost my way, We lost our way etc. sind für mich ein starkes Indiz dafür, dass im Englischen ebenso wie im Deutschen das Fragewort intrinsisch maskulin-singular ist.“
Ist es denn wirklich falsch, her zu verwenden, wenn feststeht, daß es sich um eine weibliche Person handelt? Kann mir das jemand beantworten?
Selbst wenn, so kann vom maskulinen Genus nicht die Rede sein, wenn es nicht noch mindestens ein anderes Genus gibt. Das Sternchen im Satz mit their ist unangebracht, denn das sogenannte singular they ist lebendig (auch wenn ich es nicht singular nennen würde; grammatikalisch haben wir es immer noch mit dem Plural zu tun, so wie Mädchen neutral und nicht feminin ist).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.03.2023 um 04.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50683
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„Demokratie in Bewegung“ (eine Partei mit 204 Mitgliedern) erwähnt „Beführworter*innen“ des Binnen-I. Es ist aber keine Anspielung auf das Wort des Führers, sondern sie können es einfach nicht besser.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.03.2023 um 07.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50603
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„Komponistinnen und Komponistinnen in Bayern. Bd. 68“. Besprochen in der SZ vom 2.3.23.
Gerechtigkeit durch Gender-Reflex.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2023 um 04.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50594
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Die Tagesschau berichtet über Fortschritte der Gendermedizin. Da es um Hormone, das Immunsystem usw. geht, ist hier eigentlich nicht Gender, sondern Sexus gemeint. Das spricht eine führende Gendermedizinerin am Ende auch dankenswert offen aus:
Bei Gender denkt man an das soziale Geschlecht. Unter Gendermedizin verstehen wir aber "sex- and gender differences" - also biologische und soziale Unterschiede. Das beginnt schon mit dem Begriff.
Und dann haben wir das Problem, dass unter Gender immer Frauensachen verstanden werden. Aber Gendermedizin hat prinzipiell nichts mit Frauen zu tun sondern mit Geschlechtsunterschieden und diversere Gruppen zu unterscheiden. Das ist schwer vermittelbar. Das sehr gute Wort "Geschlechtsspezifische Medizin", das Sex und Gender inkludieren würde, wird einfach nicht verwendet. Das hat sich nicht durchgesetzt. Also beginnt die Misere schon beim Namen.
„Hat sich nicht durchgesetzt“ – das verhüllt die ideologischen Motive derer, die es verhindern und dafür sorgen, „dass unter Gender immer Frauensachen verstanden werden“.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 24.02.2023 um 09.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50548
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»Manifest für Freiheit in Europa« (https://www.change.org/p/solidarit%C3%A4t-mit-der-ukraine-manifest-f%C3%BCr-freiheit-in-europa?recruiter=1296226668&recruited_by_id=d862dc80-b3ba-11ed-92b5-171cd462e15b&utm_source=share_petition&utm_campaign=share_for_starters_page&utm_medium=copylink)
Interessant in puncto Gendern:
Urkainerinnen und Ukrainer (4 x; muß sein)
Bügerinnen und Bürger (muß sowieso sein)
Zivilisten (2 x)
der Aggressor
die Angreifer
Friedensaktivisten
Orthographisch interessant:
seit langem (erfreulich)
Kyiv (muß sein)
Gräueltaten wie in Butscha und Irpin machen deutlich, was die Folge wäre: Abgeschlachtete Zivilisten, Folterkammern, Massengräber. (nach Doppelpunkt groß, man sieht es kaum noch anders)
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 19.02.2023 um 20.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50520
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Gendern ist nicht geschlechtergerecht, sondern geschlechtergerechter.
https://twitter.com/OERRBlog/status/1626986895631687687
Ganze Sendung. Genderbeitrag ab 12:52
https://wdrmedien-a.akamaihd.net/medp/ondemand/weltweit/fsk0/287/2877344/2877344_50324458.mp4
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 19.02.2023 um 11.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50519
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Das Gendern wird nicht nur als gerecht verkauft, man scheut sich auch nicht, der penetrant damit traktierten Öffentlichkeit vorzuheucheln, niemand werde dazu gezwungen. In Hamburg geben sich die Genderer nun gar als Opfer einer Bedrohung. Man wolle ihnen ihre „sensible" Sprache verbieten. Die erfreulichen Aussichten darauf hat die Initiatorin der Volksinitiative „Schluss mit Gendersprache in Verwaltung und Bildung“ leider selbst getrübt. Sie hätte bei sprachlichen Argumenten bleiben sollen.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 14.02.2023 um 01.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50487
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Das Gegenteil von "innen" ist doch "außen".
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.02.2023 um 07.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50485
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Inhaltlich wollte die Sendung zuviel auf einmal. Die „Ethiker:innen“ mögen sich um die Moral sorgen, wenn wir nicht mehr die Freiheit haben, Fehler zu machen. Skinner hat in „Jenseits von Freiheit und Würde“ gezeigt, wie illusionär das alles ist. In der Konsequenz steht er aber nicht so fern: Wenn wir die Umgebung so einrichten, daß die Menschen den Erfolg des „guten“ (nützlichen, „prosozialen“) Verhaltens erleben, tun sie das Richtige und fühlen sich wohl dabei. Ich hatte schon jene Praxis kommentiert, die Impfbereitschaft durch Koppelung des Impfens mit einer Lotterie zu fördern.
Die Sendung ging zu wenig oder gar nicht auf die vielen Sicherungssysteme ein, ohne die es heute gar nicht mehr geht. Jeder weiß noch, gegen welche Widerstände Gurt- und Helmpflicht eingeführt wurden. Die Straßen wurden umfassend sicherer gemacht, so daß wir heute nur noch ein Sechstel der Verkehrstoten von 1971 haben – alles durch Einschränkungen unserer FDP-typischen Freiheiten. Aber es gibt ja noch viel mehr. Der Lokführer hat keineswegs die Freiheit, ein Nickerchen zu machen, und auch in die Gleise sind Sicherungen eingebaut. Ja, er ist schon fast gänzlich ersetzbar geworden. In die Stromnetze sind automatische Abschaltungen eingebaut usw. Von der Flugtechnik gar nicht zu reden (Boeing hatte es zu weit getrieben, so daß zwei Crews samt Passagieren in den Abgrund stürzten, weil die Automatik sich nicht abschalten ließ).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.02.2023 um 07.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50484
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Ich habe die Sendung auch gehört. Die Sprecherin brachte den Schluckauf routiniert rüber, und es war sehr unangenehm zu hören. Jeder weiß, daß es keine Zukunft hat. Man kann ein Suffix nicht durch einen harten Stimmeinsatz vom Stamm trennen wie die Teile einer Zusammensetzung. Das kommt nur bei Menschen vor, die Deutsch als Fremdsprache lernen.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 12.02.2023 um 13.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50482
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Der Deutschlandfunk brachte heute früh einen interessanten Beitrag von Roberto Simanowski über die Nutzung von KI zur Erzeugung ethisch erwünschten Verhaltens. Der Text (https://www.deutschlandfunk.de/die-allherrschaft-der-algorithmen-100.html) ist ganz überwiegend in normaler Sprache abgefaßt. Da ist von den Bürgern die Rede, sogar von dem Bürger (dem mündigen, dem straffälligen), von Kunden, Ärzten, Sozialhilfeempfängern. Im ersten Viertel herrscht das generische Maskulinum uneingeschränkt. Dann kommen urplötzlich »E-Roller-Fahrer:innen« um die Ecke gerast, was um so auffälliger ist, als noch im Satz davor von Verkehrsteilnehmern gesprochen worden war und kurz darauf auch wieder ganz normal von Fußgängern die Rede ist.
Ein paar Absätze später wird ein kleines Genderfeuerwerk entfacht:
»Zwar gibt es hier keine Probleme mit rasenden E-Scootern, dafür kommt es vielerorts zu sexuellen Belästigungen und „virtual rape“, wie es heißt, auf den die Administrator:innen natürlich reagieren müssen. Die schicken nun nicht etwa Erzieher:innen aus, um die Besucher (!) des Metaverse zu kultivieren, oder Polizist:innen, um ihnen zu drohen, wie es für die analoge Welt üblich ist. Nein, sie schicken ihre Programmierer:innen – und deren Lösung ist weder der Diskurs, noch das Gefängnis, sondern Code.«
Danach geht es gesittet weiter. Die meisten der Doppelpunktkonstruktionen, die noch folgen, wirken wie willkürlich eingestreut. Ich werde den Verdacht nicht los, daß dieser Text ursprünglich völlig ungegendert verfaßt worden ist und erst im nachhinein eine halbherzige und unsystematische Vergenderung stattgefunden hat. Insgesamt gab es bei diesem Beitrag 43mal die Gelegenheit zu gendern, davon ist nur in 13 Fällen Gebrauch gemacht worden. (Aus der Zählung ausgenommen habe ich ein Zitat aus dem Bericht einer Ethikkommission, in dem freilich auch nicht gegendert wird.)
Interessant sind vielleicht noch folgende Beobachtungen:
»Zwar verlangt die Datenschutz-Grundverordnung der EU von 2018 eine Auskunftspflicht für die Betreiber solch algorithmischer Entscheidungssysteme, aber wie weit kann der Bankangestellte oder die Richterin wirklich nachvollziehen, auf welcher Datengrundlage das System von einer Kreditvergabe oder Haftaussetzung abrät?«
Der Bankangestellte und die Richterin, das erinnert stark an die Ärztinnen und Pfleger, hat hier aber meines Erachens nichts mit sprachlichem Gendern zu tun, denn hier werden rein exemplarisch zwei Personen genannt, die völlig verschiedenen Berufen nachgehen. Es ist aber wohl kein Zufall, daß das Beispiel für den gesellschaftlich höher angesehenen Beruf mit einer Frau besetzt ist.
Dort, wo irgendwer ein bißchen rumgendern durfte, wird gerne nach gut und böse bzw. unschuldig und schuldig sortiert:
»Gefordert und versprochen wird also genau das, was laut Ethik-Kommission die Autonomie des Menschen schwächt: eine unentrinnbare Wenn-Dann-Konstellation, die das richtige Verhalten durch technische Mittel durchsetzt. Und warum nicht, sagen die Befürworter:innen. Warum sollte man auf die Einsicht rasender E-Roller-Rabauken hoffen, wenn man sie durch Technik zwingen kann?«
»Mit Algorithmen lässt sich nicht diskutieren, und ihre Programmierer:innen und deren Hintermänner bekommt man ja nicht zu Gesicht.«
Der Sprecher und die Sprecherin taten mir immer leid, wenn sie wieder mal einen Stimmaussetzer produzieren mußten. Aber Sprecher sind da abgehärtet und müssen es auch sein, sonst könnten sie ihre Arbeit nicht machen.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 09.02.2023 um 21.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50470
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Solche Umfragen dienen nicht dazu, die Wirklichkeit möglichst genau zu erforschen, sondern haben fast immer einen sachfremden Zweck, mindestens einen Nebenzweck. Wohlgemerkt, ich rede nicht von Infratest Dimap, die haben ihre Arbeit wohl handwerklich einigermaßen sauber erledigt, ich rede vom Auftraggeber, dem WDR. In diesem Fall ging es offenbar um ein Signal an die Hardcore-Genderer, daß sie für ihre Sternchen und Sprechpausen nicht auf wachsende Zustimmung zu hoffen brauchen. Zugleich wollte man sich allem Anschein nach eine Legitimation für das Paarformelgendern verschaffen. Die Leitung des WDR wird, wenn sie einigermaßen bei Verstand ist, so eine Umfrage nicht in Auftrag geben, ohne sich vorher gründlich über die zu erwartenden Ergebnisse zu informieren.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 09.02.2023 um 18.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50469
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Selbst wenn man die Umfragen neutraler konzipieren würde – Umfragen sind notorisch unsicher.
Besser wäre es, Aufzeichnungen aller Art auszuwerten. Also den tatsächlichen Sprachgebrauch. Es hat wohl seinen Grund, daß man das nicht macht.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 09.02.2023 um 11.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50465
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Es fängt schon mit der Fragestellung an. Bei Infratest Dimap wurden die Leute nicht etwa gefragt, was sie vom Gendern halten, sondern »wie wichtig« es ihnen ist. Die Formulierung suggeriert, daß das Gendern als solches eine gute Sache ist, die eigentlich keinem Zweifel unterliegt. Schon die Überschreibung der Umfrage mit dem Begriff »gendergerechte Sprache« ist nicht ganz neutral. Wer ist schon gegen Gerechtigkeit? Auch die Schlußfolgerung, die sperrigen Doppelformen in der Berichterstattung der Medien wären beim Publikum »breit akzeptiert«, halte ich für fragwürdig. Zum einen wird bei der entsprechenden Frage »Kolleginnen und Kollegen« als Beispiel gebracht. »Kolleginnen und Kollegen« ist aber kein gutes Beispiel, weil es oft gerade nicht klassisch generisch verwendet wird, sondern in der Anrede, und dann ist dagegen kaum etwas einzuwenden, jedenfalls ist das ein anderer Fall. Hätte man als Beispiel »Sozialhilfeempfängerinnen und Sozialhilfeempfänger« gewählt, wäre mancher Umfrageteilnehmer sicher ins Grübeln gekommen. Zum anderen wurden die Teilnehmer gefragt, wie sie die verschiedenen Gendervarianten finden, wenn sie in der Berichterstattung verwendet werden. Wenn man dieses »wenn« im Sinne von »wenn es denn schon gemacht wird (auch wenn Sie es vielleicht für Unsinn halten)« liest, reden wir möglicherweise über die Wahl zwischen mehreren Übeln. Daß die Paarformeln dabei noch am besten wegkommen, war zu erwarten, rechtfertigt meines Erachtens aber nicht das Fazit »breite Akzeptanz«.
Ich habe den Eindruck, daß sich die Verantwortlichen beim WDR mit dieser Umfrage ein wenig Luft verschaffen wollten. Den Schluckauf hört man im WDR selten, und Programmdirektor Jörg Schönenborn hat sowieso ein Faible für die Doppelformen, davon konnten wir uns jahrelang überzeugen, wenn er uns in seiner Wahlberichterstattung in jedem zweiten Satz mit den »Wählerinnen und Wählern«, den »Bürgerinnen und Bürgern« und den »Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern« traktiert hat. Jetzt sagt er: »Sprache ist ja schon was sehr Persönliches, und deshalb wollen wir sprechen wie unser Publikum. Und wenn so eine Sprachform abgelehnt wird, dann empfehlen wir unseren Teams: laßt es und wählt statt dessen, was allgemein gebräuchlich ist, zum Beispiel ›Ärztinnen und Ärzte‹.« Allgemein gebräuchlich ist es natürlich nicht, aber so ist das Ganze für ihn persönlich eine runde Sache. Natürlich darf am Ende der Hinweis nicht fehlen, daß Sprache ständig in Bewegung ist und die Diskussion sicher weitergeht.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.02.2023 um 04.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50460
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Die jüngsten Umfragen zur Akzeptanz des Genderns sind zwar für dessen Freunde nicht ermutigend, aber immer noch unfreiwillig geschönt. Viele Menschen wissen gar nicht so genau, was Gendern in Wirklichkeit bedeutet und wie unvollständig es bisher praktiziert wird. Oft finden sie die Praxis zwar nicht gut, gestehen aber zu, daß es mit der Geschlechtergerechtigkeit ein Problem gibt und man nach besseren Lösungen suchen muß. Sie scheinen vergessen zu haben, daß weder sie selbst noch unsere Vorfahren damit ein Problem hatten. Das Problem mit der Geschlechtergerechtigkeit ist, daß es kein Problem gibt. Das macht die Lösung so schwer.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.02.2023 um 04.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50459
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Mein Vorschlag: Ansammlungen von mehr als zwei Männern sind verboten. Wer dagegen verstößt, wird gemeldet. Dafür gibt es eine Meldestelle.
Wie ich gerade höre, soll eine Stelle eingerichtet werden, bei der man Verstöße von Gastwirten gegen die neue Mehrwegverordnung melden kann.
Leider gibt es noch keine Möglichkeit, Denunzianten zu melden. Man denke auch an die Abmahnvereine, die ihr einträgliches Geschäft in dieser Lücke betreiben.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 08.02.2023 um 20.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50458
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Die ZDF-Kindersendung "logo!" versucht mal ausgewogen das Für und Wider der Gendersprache darzustellen.
https://www.zdf.de/kinder/logo/erklaerstueck-gendern-beim-sprechen-100.html
https://rodlzdf-a.akamaihd.net/none/zdf/21/01/210128_es_gendergerechte_sprache_log/1/210128_es_gendergerechte_sprache_log_2360k_p35v15.mp4
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 08.02.2023 um 18.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50457
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Mark Twain: Die Rübe hat ein Geschlecht, das Fräulein hat kein Geschlecht. (Die schreckliche deutsche Sprache)
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 08.02.2023 um 13.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50456
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Warten auf Godot abgesagt: Wegen zu vieler Männerrollen gecancelt
https://faz.net/18657962.html
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 08.02.2023 um 09.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50454
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Wenn man einen ganzen Text über den Unterschied von männlichen und weiblichen Teilnehmern schreiben würde, wäre es vielleicht eleganter, ohne Adjektive zu hantieren. Man würde einfach die Opposition mitdenken.
Das ist auch ein Problem bei diesen ganzen Assoziationsstudien. Man wird in einen Kontext gebracht, in dem die Opposition eine herrschende Rolle spielt.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.02.2023 um 07.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50453
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Die Quelle bin ich, Herr Schardt. Ich habe mich auf eine Reise in die Vorstellungswelt von Leuten begeben, die Genus und Sexus gleichsetzen. Wenn sie recht hätten, müßten solche Sätze auf Anhieb richtig verstanden werden, und zwar ohne daß man Endungen im Schriftbild auszeichnen oder beim Sprechen besonders betonen müßte. Ich kann es zwar nicht nachweisen, behaupte aber frech, daß das in der Realität nicht der Fall ist. Wenn jemand – und ich habe das auch schon gehört – angestrengt von BesucheRRRn spricht, zeigt das nur, daß ihm die Funktion der generischen Form bewußt ist und er es für notwendig hält, sie vorübergehend außer Kraft zu setzen. Wir sollten froh sein, daß wir dieses Instrument haben, statt es zum Abschuß freizugeben.
Der eigentliche Sprachwandel besteht darin, daß uns heute der Gedanke, daß eine Gruppe »Forscher« zum Teil, manchmal sogar zum größten Teil, aus Frauen besteht, nur noch ein Achselzucken entlockt. Statt diesen Wandel als Fortschritt zu feiern, soll er jetzt mit der Brechstange rückgängig gemacht werden. Die geradezu pathologische Fixierung auf das Suffix -er macht dabei vergessen, daß die Sprachökonomie möglichst knappe generische Formen fordert. Hätte sich in grauer Vorzeit, eventuell unter anderen gesellschaftlichen Verhältnissen, im Deutschen ein generisches Feminimum entwickelt, würde man heute vielleicht Männer als »Forscherinnen« bezeichnen, und »Forscher« würde, je nach Kontext, mal für Frauen und mal für Angehörige aller Geschlechter stehen. Vielleicht hätten sich auch andere Movierungen herausgebildet, die generische weibliche Form wäre aber sicher nicht umständlicher ausgefallen als die spezifisch männliche. Solange wir keine bessere Lösung als das generische »Maskulinum« haben, sollten wir uns dort, wo es paßt, seine Vorzüge zunutze machen. Soweit es Gründe gibt, eines der Geschlechter herauszustellen, kann man nach Herzenslust in die gut sortierte Ausdruckskiste des modernen Deutschs greifen.
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Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 08.02.2023 um 00.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50452
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Interessant, Herr Metz. Haben Sie eine Quellenangabe dafür?
Dieses Beispiel ist ja ein Beleg dafür, daß die Genderei nicht nur das allgemeine Sprechen über Menschen erschwert, sondern auch beim unterschiedenen Sprechen von Männern und Frauen die Ausdrucksfähigkeit vermindert. Die kräftigste Art, einen Unterschied zweier Gruppen auszudrücken, ist ja das vorgeschaltete Adjektiv und danach die gemeinsame Bezeichnung: "Die auswärtigen Gäste zahlen die Kurtaxe während die einheimischen Gäste davon befreit sind." Die Betonung beim deutlichen Sprechen ist klar auf den unterschiedlichen Attributen und verweist schon beim ersten der beiden auf den Gegensatz.
Wenn es um Mann und Frau geht, funktioniert das unter Nutzung einer generischen Form genauso: "Die männlichen Teilnehmer bevorzugten die sportlichen und handwerklichen Angebote, während bei den weiblichen Teilnehmern eher die kreativen und musischen Kurse Zuspruch fanden."
Es funktioniert aber eben nur, wenn eine generische Form verfügbar ist.
Ohne die generische Form hat man halt die Spaltung zwischen den TeilnehmeRINNEN und den TeilnehmeRRRN.
Führt man beim Vergleich die weibliche Form zuerst an, dann kann man durch die Überbetonung der Endsilben den Sinn und eventuell kommenden Gegensatz klarmachen. Das ist auch mittlerweile gang und gäbe.
Das nachgeschaltete maskuline TeilnehmeRRRR mit krächzender Betonung ergänzt dann den Gegensatz, unter völliger Aufgabe sprachlicher Eleganz.
Noch schlimmer ist es anders herum, nämlich bei Beginn des Vergleichs mit dem maskulinen Teil. Was soll man da betonen? TeilnehmERRRR? Höchst unbefriedigend.
Man könnte sich Hals- und Kopfschmerzen sparen, indem man die Symmetrie des sprachlichen Ausdrucks nutzt, so wie es bisher möglich war.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 07.02.2023 um 22.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50451
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»Die Besucher der Ausstellung im Stadtmuseum sind von den Gemälden begeistert, die Besucherinnen weniger.« Daß man den ersten Teil des Satzes zunächst falsch versteht und erst dann richtig, wenn man den Satz bis zum Ende gelesen hat, zeigt, daß die im Deutschen weithin übliche generische Form nach wie vor ihren Zweck erfüllt.
Das Geschlecht von Personen darf und soll unbeachtet bleiben, wenn es nichts zur Sache tut. Will man es, aus welchen Gründen auch immer, »sichtbar« machen, muß man es auch beim männlichen Geschlecht tun, denn das Wort Besucher eröffnet, wie gezeigt, nicht den Blick auf Männer. Das Deutsche verfügt über genügend Möglichkeiten, das Geschlecht einer Person auszudrücken. Hier könnte man beispielsweise von männlichen und weiblichen Besuchern sprechen. Auch nichtbinäre Menschen kann man problemlos benennen, wenn das Geschlechtliche für die Aussage wichtig ist. Meistens ist das aber nicht der Fall, weshalb man ganz entspannt bei der geschlechtsneutralen, weil kein Geschlecht bezeichnenden Form bleiben kann: die Besucher.
Wer sich allerdings mit einer gewaltigen intellektuellen Kraftanstrengnung den Standpunkt erarbeitet hat, daß das Geschlecht von Menschen niemals irrelevant sein kann, wird dem obigen Gedankengang nicht folgen können.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.02.2023 um 09.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50447
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Nicht nur Stiftungen, sondern auch Parteien, Behörden und Universitäten richten immer mehr Stellen ein, denen man Verstöße gegen die Tugend melden kann, im Sinne des Datenschutzes natürlich auch anonym. Der Kampf gegen die reaktionäre Gesinnung beginnt im kleinen. Beobachten Sie Ihren Nachbarn! Wenn Sie etwas Verdächtiges wahrnehmen, melden Sie es! Wir kümmern uns um den Rest! Zu den Indizien gehört z. B. die scheinbar harmlose Verweigerungshaltung gegenüber der allgemein üblichen amtlichen Rechtschreibung. Bleiben Sie wachsam!
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.02.2023 um 05.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50444
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Dieses Heilige Offizium macht es uns besonders leicht durch einen anklickbaren Button "Vorfall melden".
Das Melden als Volkssport ist immer ein Alarmzeichen. Es reizt mich schon lange, diese Stiftung zu melden – aber bei wem?
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 05.02.2023 um 05.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50442
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Ist das, was wir machen, eigentlich eine organisierte Kampagne gegen geschlechtergerechte Sprache?
Dann sollten wir uns selbst anzeigen bei der Amadeu Antonio Stiftung.
https://antifeminismus-melden.de/antifeminismus/
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.02.2023 um 05.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50440
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Sehr treffende Lagebeschreibung. Was wir immer wieder sehen, ist die Selbstfesselung gewisser Gruppen, Redaktionen usw. durch die ohne Not übernommene Verpflichtung auf eine bestimmte Sprachregelung. Die taz kann nicht mehr anders, auch die Grünen nicht, Universitäten sowieso, wie Herr Metz andeutet. Wie kann man diesen Leuten helfen, sich aus dem Sumpf wieder herauszuziehen? Es dürften sich ja längst nicht alle darin wohl fühlen. Das Zugeständnis an den mündlichen Sprachgebrauch ist vielleicht ein erster Schritt.
Beim Überfliegen der Zeitung (wahrscheinlich werde ich die Zeitungslektüre bald ganz einstellen) sehe ich sehr oft, daß die Überschriften gegendert sind, der Text selbst nicht – was noch einmal beweist, daß die Überschriften von der Redaktion stammen, die eben jener Selbstfesselung unterliegt. Zum Beispiel ist ein längerer Artikel der SZ in Normaldeutsch abgefaßt, nur in der Überschrift ist von "Forschenden" die Rede.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 05.02.2023 um 01.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50439
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Zu #50435:
Am Ende des Interviews wird Frau Barbolini gefragt, ob es irgendwann einen Mittelweg geben werde zwischen immer gendern und überhaupt nicht gendern. Sie bejaht das. Das habe auch eine Studie gezeigt, an der sie offenbar beteiligt war. »Das war tatsächlich so, daß bestimmte Bereiche das eher erfordern und es auch notwendig wird und sein wird, weil es eine Art von Höflichkeitsform ist, die darin ausgedrückt wird, und in anderen Bereichen es offengelassen werden muß, weil wir uns in einem flexibleren Umfeld bewegen, wie zum Beispiel im mündlichen Sprachgebrauch, wo es nicht so klar definiert ist.« (Im Zitat habe ich einige Füllwörter weggelassen.)
Die Unterscheidung zwischen schriftlich und mündlich könnte man als ein erstes Rückzugsgefecht interpretieren. Während sich nämlich Sternchen & Co. – zumindest in bestimmten Bereichen und bei bestimmten Textsorten der Schriftsprache – in den letzten drei Jahren rasant ausgebreitet haben, bleibt der Glottisschlag beim Sprechen, auch unter jungen Leuten, einer winzigen Gruppe vorbehalten und findet keine nennenswerte Verbreitung. Das haben inzwischen selbst vehemente Genderverfechter bemerkt. Da bietet es sich an, die gesprochene Sprache vorsorglich aus der Liste der zu erobernden Alltagsbereiche zu streichen. Im Werbeprospekt von REWE wäre das Gendern demnach notwendig, im Gespräch auf dem Pausenhof, in der Kneipe oder am Telefon dagegen nicht (an der Uni allerdings schon, aber das versteht sich von selbst).
Wenn aber die Notwendigkeit zu gendern mit dem Höflichkeitsgebot begründet wird, wäre es doch aberwitzig, ausgerechnet die gesprochene Sprache davon auszunehmen. Man stelle sich vor, das N-Wort bliebe in der Schriftsprache tabu, würde aber für die mündliche Unterhaltung wieder freigegeben! Für mich ergibt das alles erschreckend wenig Sinn.
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 04.02.2023 um 17.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50438
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Mir fällt auf, daß die taz-Redakteurin gleich zu Anfang und am Schluß dann nochmals betont, sie sei links. Wer nicht rechts verortet werden will, kommt ums Pfötchengeben – auf die eine oder andere Art – nicht herum.
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 04.02.2023 um 14.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50437
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Wohlklingend kann Sprache immerhin sein. Vielleicht sollte man von Gendergrammatik reden; wo an der Mechanik herumgeschraubt wird, liegt auch die Metapher vom Sand im Getriebe näher.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 04.02.2023 um 10.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50436
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Interessanter Artikel einer taz-Redakteurin: https://taz.de/Hamburger-Initiative-gegen-Gendersprache/!5909470/
Sie lehnt das Gendern ab und bezeichnet sich in diesem Punkt als »konservativ«. Im Umkehrschluß wäre Gendern dann wohl progressiv. Ich würde es eher bildungsfern oder sogar bildungsfeindlich nennen und kann schon deshalb keine Spur von Fortschrittlichkeit darin erkennen. Das Gendern ist so wenig fortschrittlich wie die reformierte Rechtschreibung.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 04.02.2023 um 09.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50435
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Der SWR interviewt Judith Barbolini.
Siehe
http://sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48584
https://swr.de/swraktuell/radio/wie-gelingt-der-umgang-mit-gendern-100.html
Direktlink:
https://avdlswr-a.akamaihd.net/swr/swraktuell/radio/im-gespraech/wie-gelingt-der-umgang-mit-gendern.m.mp3
Man kann eigentlich nur zu dem Schluß kommen: Gendern sofort abschaffen.
Norbert Bolz bringt immer wieder mal eine Variation dieses Satzes: Bullshit ist für den politischen Diskurs viel charakteristischer als die Lüge. (https://twitter.com/NorbertBolz/status/1321729691670163456) Es geht nicht um Wahrheit, es wird einfach irgendwas rausgeblubbert. Die Jungen Menschen wollen, daß man auf das Phänomen Gendern reagiert. Oder so.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.02.2023 um 04.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50432
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Der letzte Satz zeigt den Grundirrtum: die Voraussetzung, daß Sprache geschlechtergerecht sein könne. Sie kann ja auch nicht wohlriechend sein.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 04.02.2023 um 01.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50431
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Satiretext zum Gendern vom NDR
Aber es deutet sich eine Art Faustregel an: Bilder von "Männern" entstehen demnach vor allem dort, wo die Begriffe selbst bildhaft sind und sich auf anschauliche Tätigkeiten beziehen.
Wenn wir also Formulierungen hören wie "die Bäcker", "die Ärzte" oder "die Politiker", neigen wir schon dazu, nur Männer vor unserem geistigen Auge sehen. Bei anderen Begriffen besteht diese Gefahr weniger. Etwa wenn "die Stuttgarter auf die Straße gehen", oder wenn "Impfgegner protestieren". Denn die Wörter "Stuttgarter" und "Impfgegner" beschreiben keine anschauliche Tätigkeit. Allerdings: So viel Forschung gibt es dazu noch gar nicht, um aus den Daten eindeutige Schlüsse zu ziehen.
[...]
Formulierungen mit Sternchen oder Doppelnennungen können dazu führen, dass die Geschlechtsidentität in gewisser Weise überbetont wird, selbst bei Texten, in denen es überhaupt nicht um Geschlechterfragen geht. Diese Art zu sprechen ist zwar geschlechtergerecht gemeint, wirkt aber nicht immer so. Wenn ein Text von Politiker*innen spricht, sehen viele eben nicht Männer und Frauen in der Politik vor ihrem geistigen Auge, sondern sind mit ihren Gedanken eher bei dem- oder derjenigen, die diesen Text verfasst hat. Das alles sind keine Argumente, nicht zu gendern, sondern eher dafür, dass es für geschlechtergerechte Sprache kein Patentrezept gibt.
https://ndr.de/kultur/Generisches-Maskulinum-Was-sagt-die-Sprachwissenschaft,gendern126.html
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.02.2023 um 09.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50421
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Ja, ich ahnte schon, ich hätte das Wort "Bedeutung" besser weggelassen. Aber vielen Dank für Ihre Mühe!
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.02.2023 um 08.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50420
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O je! Da haben Sie ein großes Faß wieder aufgemacht, wg. "Bedeutung" usw. Im Augenblick verweise ich noch einmal auf das längere Skinner-Zitat hier: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1584#40306
Aber um die anderen Leser nicht zu vergraulen, möchte ich Ihnen eine längere Ausarbeitung privat zuschicken.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.02.2023 um 21.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50418
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Lieber Prof. Ickler,
Sie sagen doch in #50412 verkürzt folgendes:
Wenn das Wort Reh tatsächlich im Sinne des bilateralen Zeichenmodells für ein leibhaftiges Reh stünde, dann könnte man das Wort Reh genau wie das leibhaftige Reh schießen, und das Wort Reh könnte wie das leibhaftige Reh versuchen wegzulaufen. Da in bezug auf das Wort Reh aber beides unmöglich ist, kann das Wort Reh nicht für ein leibhaftiges Reh stehen, q.e.d.
Wenn wir davon ausgehen (was eigentlich auch meine Ansicht ist), daß das "aliquo" des bilateralen Modells nicht das leibhaftige Reh meint, sondern einen (ideellen) Stellvertreter (ich würde ihn die Bedeutung nennen), dann wäre dieser ideelle Ersatz bzw. Stellvertreter ja genausowenig zu schießen bzw. könnte auch nicht weglaufen, genau wie das Wort. Ihre obige Begründung ergäbe also keinen Sinn, weshalb ich nicht glaube, daß Sie es in dem Beispiel so (als Stellvertreterschaft) meinten.
Sie beziehen hier das Wort Reh direkt auf das leibhaftige Reh, setzen beides für Ihre Begründung gleich. Das ist die Identität, die Sie unterstellen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.02.2023 um 19.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50417
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Das macht mich nun etwas ratlos, weil für mich der Unterschied zwischen Identität und Stellvertreterschaft auf der Hand liegt. Also kurz gesagt: Ich unterstelle keine Identität.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.02.2023 um 16.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50416
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Wenn Sie aber hier über das Wort schreiben, "man kann es nicht schießen, es läuft auch nicht davon", dann habe ich das an dieser Stelle eben doch so verstanden, als ob Sie dem Saussureschen Zeichenmodell eine solche Identitätsaussage vorwerfen und es auf diese Art widerlegen wollten.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.02.2023 um 15.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50415
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Das mögen Sie für sich selbst so verstehen, und dann habe ich nichts dagegen einzuwenden. Aber es entspricht nicht der ehrwürdigen Zeichendefinition "Aliquid stat pro aliquo". Ich hatte anderswo zitiert: „Ein Zeichen steht für etwas, das es ersetzt.“ (Heinrich F. Plett: Textwissenschaft und Textanalyse. Heidelberg 1975:41)
(Von "identisch" war übrigens nicht die Rede. Der Stellvertreter ist nicht identisch mit dem, den er vertritt.)
Übrigens hatten wir, lieber Herr Riemer, genau die gleiche Diskussion schon einmal;
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1584#40306 usw.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.02.2023 um 10.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50414
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Ich finde, "Das Wort Reh steht für ein Reh" bedeutet gar nicht, daß das Wort mit dem Tier identisch ist. Dies ist eine polemische Unterstellung. Der Ausdruck "steht für" heißt ganz genau, daß das Wort (das Zeichen) dazu dient, die Aufmerksamkeit auf den bezeichneten Gegenstand zu lenken (das Verhalten auf das Bezeichnete auszurichten). Darin liegt die Bedeutung (zweite Seite) des Zeichens, das hat für mich nichts Mystisches.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.02.2023 um 05.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50412
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Zu den Gedankenlosigkeiten, die fast jeder teilt, gehört auch: "Zeichen stehen für etwas." Die weite Verbreitung hindert mich nicht daran, es für falsch zu halten.
"Guck mal, ein Reh!" Das Wort Reh steht nicht für ein Reh (man kann es nicht schießen, es läuft auch nicht davon), sondern dient dazu, das Verhalten meiner Frau teilweise unter die Steuerung durch das Reh zu bringen. Mentalistisch: ihre Aufmerksamkeit auf das Reh zu lenken.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.02.2023 um 05.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50410
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Das ist das gleiche wie bei Eisenberg, nur in einer anderen Begrifflichkeit (andere Grammatiker-Schule).
Das "Merkmal" des Substantivs, das dann "projiziert", ist allerdings in meinen Augen wieder von der okkulten Art (unsichtbar, d. h. eigentlich unhörbar). Ich entmystifiziere: Man lernt und muß wissen, welches Genus der genusflektierten Wörter das Substantiv nach sich zieht.
Daß geben den Dativ regiert, wäre dann auch ein unhörbares Merkmal – was bringt es?
Die Generativisten reden gern über ein Schattenreich, in dem es auch "Spuren" usw. gibt. Das gehört zum Simulationsapparat, nicht zur Sprache.
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Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 01.02.2023 um 02.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50409
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Wieso wird bei Genus oft von Kongruenz statt von Rektion gesprochen? Diese Erklärung finde ich erhellend, mir kam dazu auch bereits ein ähnlicher Gedanke (Hervorhebung von mir): Das Merkmal ist in diesem Fall ein Merkmal, das ein grammatischer Kopf auch an die ganze Phrase projiziert, siehe unter Kopf (Grammatik). Diese Phrase könnte dann erneut Kongruenz mit demselben Merkmal an anderer Stelle im Satz auslösen (z. B. stimmt im Russischen erst das Adjektiv mit dem Substantiv im Genus überein, dann mit dieser ganzen Nominalphrase ggf. die Vergangenheitsform des Verbs). Die Rektion ist im Gegensatz dazu normalerweise eine Eigenschaft, die sich „verbraucht“, wenn das Regens mit dem Rektum zusammentrifft;[14] dies ist in der alternativen Definition nicht mehr der Fall.
https://de.wikipedia.org/wiki/Rektion#„Genus-Rektion“
Siehe auch weiter unten unter Rektion als strukturelle Beziehung.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.01.2023 um 22.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50408
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Ich gestehe, daß ich diese Parallele bisher nicht gesehen habe, aber sie hat natürlich etwas für sich. Ein mir noch ungewohnter, aber einleuchtender Gedanke.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.01.2023 um 20.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50406
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Man sagt so manches. Anderswo kritisiere ich den allgemein üblichen Dualismus von Leib und Seele usw., aber nur in wissenschaftlichen Texten.
Die Alltagsrede mag weitergehen, aber wenn man einen gewissen (nicht einmal sehr hohen) wissenschaftlichen Anspruch hat, dann muß man sich an die besten Einsichten halten. Die Schulgrammatik und der Duden enthalten sehr vieles, was völlig unzulänglich ist. (Einiges hier unter "Abfall für alle".)
Für die Muttersprache braucht man keine Genusregeln, und wenn die Schüler im Lateinunterricht lernen, welche Wörter feminin usw. "sind", dann kommt es bloß darauf an, daß sie die Rektion hinkriegen, auch wenn sie sie weder Rektion noch Kongruenz nennen.
Ich glaube aber, wenn man einmal die Parallele zwischen Kasusrektion der Verben und Genusrektion der Substantive erkannt hat, kann man sie nicht mehr übersehen. Es ist doch auch interessant und nicht nur pedantische Wortklauberei.
Auch die Modalpartikeln, die immer so kümmerlich und falsch dargestellt werden, ermöglichen einen tiefen Einblick in die Sprache, sobald man es richtig angeht.
Oder nehmen wir die ebenfalls sehr verbreitete Rede von Subjekt-Verb-Objekt als Grundordnung des deutschen Satzes: grundverkehrt und eigentlich leicht zu korrigieren.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.01.2023 um 18.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50405
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Diese Sicht steht aber im Widerspruch zur wohl schon immer gepflegten Ausdrucksweise:
- Das Substantiv Tisch ist männlich(en Geschlechts)
- Tür ist weiblich (weiblichen Geschlechts)
- Haus ist sächlich (sächlichen Geschlechts)
Man sagt normalerweise nicht (obwohl es möglicherweise genauer wäre):
- Tisch regiert männliches Geschlecht
- Tür erfordert weibliche Flexionsendungen
- Haus nimmt sächliche Formen zu sich
Da frage ich mich schon, ob die anscheinend genauere Ausdrucksweise wirklich etwas Neues bringt, oder ob nicht genau das mit der althergebrachten (bewährten?) Ausdrucksweise ("die meisten Substantive haben ein Geschlecht") auch gemeint war und nach wie vor sagbar ist.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.01.2023 um 15.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50404
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Die falsche Auffassung ist weit verbreitet:
"Zwischen dem Artikel und dem Nomen besteht Genus-, Numerus- und Kasuskongruenz." (Harald Weinrich: Textgrammatik der deutschen Sprache 325 und öfter)
"Nomina haben ein inhärentes Genus: Sie sind maskulin, feminin oder neutrum." (IdS GRAMMIS)
„Nomina sind Wörter, die ein bestimmtes Genus haben.“ (Ulrich Engel)
Sogar: „Substantive werden im Deutschen nach den vier Kasus Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ, den Numeri Singular und Plural und den Genera Maskulinum, Femininum und Neutrum flektiert.“ (Sebastian Kürschner)
„Die althochdeutschen Substantive werden wie im Neuhochdeutschen nach den drei Kategorien Genus, Kasus und Numerus flektiert.“ (Rolf Bergmann/Claudine Moulin/Nikolaus Ruge: Alt- und Mittelhochdeutsch. 9. Aufl. Göttingen 2016:105)
Die Verfasser haben wohl noch nie versucht, ein Substantiv nach dem Genus zu flektieren.
„Selbstverständlich behalten die Substantive im Plural ihr Genus!“ (Ingelore Oomen-Welke)
Was könnte das heißen?
Pluraliatantum haben überhaupt kein Genus, d.h. sie regieren keins.
„Jedes Nomen hat ein Genus. (...) Man erkennt es an seinem Artikel (Begleiter).“ (Duden: Die Grundschulgrammatik. Berlin 2013:10)
Aber wenig später: „Manche Nomen werden nur im Plural verwendet:
die Eltern, die Leute, die Geschwister, die Ferien, die Kosten, die Alpen“ (15)
Welches Genus haben sie?
„Jedes deutsche Substantiv – und davon gibt es immerhin Tausende – enthält ein bestimmtes, festes Genus.“ (Damaris Nübling)
Attributive Adjektive „stimmen dann mit dem Substantiv in Kasus, Numerus und Genus überein“. (Dudengrammatik 2016:345) (mit Verweisung auf „Kongruenz“)
Die richtige Auffassung bei Gunnar Bech: „Ein Substantiv weist an sich kein Genus auf, sondern regiert in gewissen Fällen das Genus eines anderen Wortes.“ Ebenso Ingerid Dal, aber nicht so klar ausgedrückt.
Hans Glinz unterscheidet richtig „geschlechtsfordernde“ vs. „geschlechtsveränderliche“ Wörter.
Schon Dionysios Thrax und in seiner Nachfolge Varro haben es ebenfalls richtig gesehen. Ich weiß nicht, wann es verlorengegangen ist.
(Ich habe hier verstreute Beobachtungen aus anderen Einträgen zusammengestellt.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.01.2023 um 15.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50403
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Artikel und Adjektive sind genusflektiert, Substantive nicht (obwohl eine gewisse Affinität besteht, man kann von Genusindikation sprechen: Bestimmte Endungen und erst recht Wortbildungsweisen deuten an, welches Genus der genusflektierten Wortarten sie regieren; Sexus natürlich sowieso).
Das Genus von Tisch ist keine "feste", wenn auch unsichtbare Eigenschaft, sondern BESTEHT ausschließlich darin, daß Tisch maskuline Artikel- und Adjektivformen zu sich nimmt oder eben regiert.
Das ist doch genau das gleiche, wie wenn geben den Akkusativ der Sache und den Dativ der Person regiert. Man sieht es dem Verb nicht an, sondern muß es wissen – oder aus der Bedeutung ableiten (worüber ich vor über 40 Jahren einen Aufsatz "Valenz und Bedeutung" geschrieben habe, dessen epochale Bedeutung aber noch entdeckt werden muß...)
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.01.2023 um 14.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50402
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Ist es nicht recht kleinlich von Eisenberg, von Kongruenz nur dann zu sprechen, wenn keine Rektion vorliegt? Natürlich ist es noch mal etwas Besonderes, daß das Substantiv hinsichtlich des Genus fest ist und das Genus innerhalb der Nominalgruppe regiert, aber dessen ungeachtet bleibt es doch auch richtig, daß das Genus bei allen Teilen der Gruppe kongruent ist, daß also Kongruenz besteht. Meiner Ansicht nach kann man durchaus von Kongruenz innerhalb der Nominalgruppe hinsichtlich Genus, Numerus und Kasus sprechen. Das mag zwar etwas verkürzend bzgl. der genauen Quelle des Genus ausgedrückt sein, aber m. E. nicht falsch bzgl. der reinen Kongruenzaussage.
Wenn nun Wikipedia das rhetorische Wort "eindeutig" wegließe, wäre der Satz dann nicht in Ordnung? Erkennt man das Genus eines Substantivs wirklich nur am Artikel? Es gibt ja auch artikellosen Gebrauch. Das Adjektiv bekommt auch ohne Artikel die mask. Endung.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.01.2023 um 04.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50398
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Im Wikipedia-Eintrag über Kongruenz wird seit Jahren Eisenbergs Definition der Genusrektion referiert:
Eisenberg gliedert nicht nur Merkmalsübereinstimmung mit einem festliegenden Merkmal („Wortkategorie“) aus dem Begriff Kongruenz aus, sondern gliedert sie überdies in den Begriff der Rektion ein. Beide Entscheidungen werden nicht näher begründet und von Eisenberg selbst als Minderheitenvariante gekennzeichnet. Im Ergebnis wird gesagt, dass das Substantiv das Genusmerkmal des Adjektivs regiert, ebenso dass ein Satzsubjekt, das kein Personalpronomen ist, das Merkmal Person des Verbs regiert.
Das ist nicht wahr. Eisenbergs Auffassung folgt logisch zwingend aus seiner Definition von Kongruenz und Rektion. Wikipedia muß das Genus nach schlechter Tradition als okkulte Eigenschaft der Substantive annehmen:
Ebenso gibt es im obigen Beispiel Kongruenz im Genus zwischen den Wörtern „das“ und „Theaterstück“, obwohl man das Merkmal, Neutrum, nur an der Artikelform „das“ sehen kann. Trotzdem trägt das Substantiv „Theaterstück“ das Merkmal Neutrum eindeutig auch selbst; daher ist auch dies ein Fall von Kongruenz, nicht Rektion.
Was heißt hier „eindeutig“? Das ist nur Rhetorik im Gegensatz zu Eisenbergs sorgfältiger Begründung.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.01.2023 um 22.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50395
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Welche Figur auf dem Schachbrett oben ist die Außenseiterin?
(Schachgeschichten, Frederic Friedel und Christian Hesse, Droemer Verlag 2022, S. 91)
Abgebildet ist ein Schachbrett mit den beiden Königen und 4 weißen Bauern, also alle Figuren haben grammatisch männliches Geschlecht.
Warum dann "Außenseiterin"? Weil "Figur" weiblich ist?
Zwischen Subjekt und Prädikativ eines Satzes ist keine Kongruenz erforderlich (Das Schriftstück ist ein klarer Beweis; Die Frau ist der erste Mensch, der ...; Der Mann ist die gleiche Person, die ...)
Würde man etwa, auf ein Foto einer rein männlichen Gruppe von Arbeitern deutend, auch fragen, "Welche Person auf dem Bild ist die Elektrikerin?", da "die Person" weiblich ist?
Es wird einfach ständig so viel Unsinn geschrieben. Selbst Autoren, die sonst logisches Denken gewohnt sind, wie hier, ein Schachexperte und ein Mathematikprofessor, glauben, sich fügen zu müssen, und fallen dann noch dazu auf die unsinnigen Gendermerkmale herein, die sie glauben benutzen zu müssen.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 29.01.2023 um 12.49 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50384
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Die vorletzte Frage läßt sich klar mit nein beantworten.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2023 um 07.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50381
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Manchmal beneide ich die Frauen darum, wie leicht sie ins Baby talk wechseln und stundenlang mit kleinen Kindern „tändeln“ können, was uns Männern doch auf die Dauer und überhaupt schwerer fällt. „Des Lebens ernstes Führen“ drückt sich schon in der Sprechstimme aus, eine Oktave tiefer als bei den Frauen, die dadurch und durch die stärkere Modulation und weitere Merkmale dem Ohr und Verstand der Kleinkinder von Natur aus entgegenkommen. Ich komme mir stocksteif dagegen vor. Ist das nun sexistisch? Darf man überhaupt von „Natur“ sprechen? Bleiben die Frauen am Ende vom Stimmbruch verschont, DAMIT sie besser mit den Kindern umgehen können?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2023 um 05.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50378
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In einer moralischen Aufwallung, die vielleicht verständlich, aber nicht klug ist, kann man sich selbst und seinen Nachfolgern so viele Hindernisse in den Weg legen, daß man keinen Schritt mehr vorankommt. Eigentlich müßte man die diplomatischen Beziehungen zu allen Staaten abbrechen, in denen die Menschenrechte nicht eingehalten werden, Frauen nicht gleichgestellt sind, Hundefleisch gegessen wird usw. Auch die um sich greifenden Beschlüsse zum Völkermord gehören hierher. (Wann verurteilt der Bundestag die USA wegen Rassismus?) Die Frauenfrage erweitert den Gesichtskreis enorm. Afrika kann man gleich ganz vergessen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.01.2023 um 04.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50367
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Die wirtschaftliche Nutzung der Wasserstofftechnologie steht vor großen Problemen. Projekte werden nur genehmigt, wenn sie Frauen "aktiv einbeziehen". So die Vorgabe des Bundeswirtschaftsministeriums.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 23.01.2023 um 09.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50339
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Heute früh las ich in irgendeiner Meldung Außenminister und -außenministerinnen. Solche Fehler passieren natürlich und sind nicht weiter schlimm. Sie werfen aber die Frage auf, warum in aller Welt die Redakteure in diesen Fällen nicht ganz normal formulieren. Die schon bei korrekter Schreibung sehr sperrige Konstruktion wird durch den Lapsus noch komplizierter und läßt das verkrampfte Bemühen um sprachliche Geschlechtergerechtigkeit noch sinnloser erscheinen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.01.2023 um 05.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50336
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Biden unter Druck – Emittler:innen finden neue Geheimdokumente in seinen Privaträumen (Überschrift)
Ermittler haben in US-Präsident Joe Bidens Haus weitere Regierungsunterlagen gefunden. (Text)
(Euronews 22.1.23)
Normalerweise faßt die Überschrift sich kürzer, aber hier scheint die Redaktion zu gendern, der Verfasser nicht.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.01.2023 um 11.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50332
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Oh je, das Gendern liebe ich wie Dracula den Knoblauch, aber an den Kommunisten des Westens ist es für mich noch die liebenswerteste Eigenart.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.01.2023 um 08.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50330
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Was die Grünen betrifft, für die ich als eingefleischter Müsli gewisse Sympathien habe, so kann ich nur bedauern, daß sie sich mit dem verbissenen Gendern jeden Tag selbst ins Knie schießen und um die Hälfte möglicher Wähler bringen – ohne etwas Positives zu erreichen, was das Opfer rechtfertigen würde.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.01.2023 um 08.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50329
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Was der Weiber Trug und List betrifft (um es der Hexe Lorelei einmal heimzuzahlen), so ist auch an folgende Standardsituation zu erinnern: Wenn eine Frau das neue Kleid einer anderen zu bewundern vorgibt, antwortet diese ebenso heuchlerisch, es sei ein ganz billiges Fähnchen; um keinen Preis wird sie verraten, daß sie deshalb eigens nach München gefahren ist, weil es in Erlangen oder gar in Nürnberg so etwa natürlich nicht gibt. (Selbst erlebt, aber meine Frau war nicht beteiligt, die trägt nur billige Fähnchen.)
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 19.01.2023 um 20.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50313
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Man müßte Herrn Özdemir mal fragen, wie er eigentlich dazu kommt, nichtbinäre Menschen nicht »anzusprechen«. Als Grüner kann er es sich nicht leisten zu antworten, die wären ihm nicht so wichtig. Und die Antwort, sie seien »mitgemeint«, ist ihm versperrt.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 19.01.2023 um 11.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50312
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Solche Belehrungen zeigen jedenfalls, daß man den ständig zu hörenden Beteuerungen, niemand werde zum Gendern gedrängt, mißtrauen sollte.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 19.01.2023 um 10.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50311
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Cem Özdemir korrigiert oberlehrerhaft seinen Interviewer, weil er nicht gendert.
https://deutschlandfunk.de/interview-mit-cem-oezdemir-buendnis-90-die-gruenen-bundeslandwirtschaftsminister-dlf-feeb224c-100.html
Direktlink:
https://download.deutschlandfunk.de/file/dradio/2023/01/19/interview_mit_cem_oezdemir_buendnis_90die_gruenen_dlf_20230119_0815_feeb224c.mp3
4:55 sagt der Interviewer "Verbraucher", Özdemir ergänzt: "Und Verbraucherinnen."
Özdemir gendert auf penetrante Weise, vergißt es allerdings selbst an einigen Stellen. Er sagt "Schweinehalter", "Vegetarier", "mit den Landesagrarministern", "bei den Landwirten", "Bauern" (allerdings auch immer wieder "Bäuerinnen und Bauern"), "Bei den Tierhaltern", außerdem "Verbraucherschutz".
Etwas später geht es dann um dieses Interview:
"Ich habe harte Gegner"
https://taz.de/Cem-Oezdemir-zum-Umbau-der-Landwirtschaft/!5908655
Da greift Özdemir das Wort Gegner auf, ohne es zu beanstanden.
Die Penetranz und die gleichzeitige Nachlässigkeit ist eine seltsame Mischung.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 17.01.2023 um 06.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50287
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Nochmal zu meinem letzten Kommentar. Meines Erachtens reden Feministen in Wirklichkeit von etwas Außersprachlichem, wenn sie sagen, Frauen seien nur mitgemeint. Sie sagen etwas Richtiges, ziehen aber die falschen Schlußfolgerungen.
Im heutigen Englisch gibt es ja kaum Movierungen. Häufig wird in einem Text eine Person eingeführt – etwa lawyer – bei der das Geschlecht zunächst unklar bleibt. Das ändert sich aber, wenn die Person später durch ein Pronomen wieder aufgegriffen wird.
Gibt es da auch so Studien zur Lesegeschwindigkeit? Funktioniert die Fortsetzung mit he besser als mit she?
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 16.01.2023 um 10.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50283
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Zu "Junk Science": Verstehe ich recht, daß da Bilder mathematisch ausgewertet wurden, die sich das kleine Männlein im Hirn der künstlichen Intelligenz ansieht?
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.01.2023 um 17.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50278
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Eine Sache, die mir seit längerer Zeit im Kopf rumgeht. Ich verlinke mal zur Veranschaulichung etwas aus einer Bildagentur:
https://www.alamy.de/mann-und-frau-toilette-schwarz-vektor-symbol-manner-frauen-damen-und-herren-korperfigur-wc-symbole-image425351774.html
Ich habe zugegebenermaßen gezielt danach gesucht, ein Bild, das keine männlichen Attribute zeigt, aber "den Mann" darstellt. Viele dieser "Männchen"-Bilder haben etwas breitere Schultern. Aber das Entscheidende ist: Es funktioniert auch ohne.
Evolutionär gesehen sind Frauen "wertvoller" als Männer, werden besonders vor Gefahren beschützt (und in gewisser Weise dadurch klein gehalten). Der geschlechtslose Mensch, das Strichmännchen ist ein Mann. Die Frau ist vielleicht nicht "die Norm", aber d. Sie ist auf solchen symbolischen Bildern wie oben viel stärker gekennzeichnet als der Mann.
In Internetforen treten Männer oft stärker pseudonymisiert auf als Frauen; letztere kennzeichnen sich eher als weiblich.
Frauen sind von der Konkurrenz um Ressourcen nicht ausgenommen, anders als andere Säugetiere sind sie nicht "unscheinbar", aber die Konkurrenz geht nicht über körperliche Arbeit und Organisation der großen Außenwelt. Die sexuelle Attraktivität der Frau tritt früher in Erscheinung und gleichmäßiger verteilt und unmittelbarer.
Daniel Scholten von belles lettres schrieb irgendwo, das Femininum sei aus dem Plural entstanden und bezeichne Abstraktionen.
Selbst wenn wir diese grammatische/morphologische Kennzeichnung des Weiblichen im Deutschen nicht hätten, gäbe es doch eine gewisse Neigung in diese Richtung. Das generische Maskulinum entspricht sozusagen unserer Natur. Könnte es andersherum sein? Daß sich eine Sprache in die andere Richtung entwickelt? Daß die allein Zugehörigkeit zum männlichen Geschlecht durch Suffixe markiert ist?
Vielleicht ist das Unsinn, aber es wäre einer empirischen Untersuchung zugänglich.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.01.2023 um 16.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50277
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Die Verfassenden wußten, welches Ergebnis sie herausbekommen wollten und wie man Lesende mit wissenschaftlich aussehenden Begriffen und großen Zahlen beeindruckt. Mehr ist dazu nicht zu sagen. Die Gender-Praxis ist einstweilen nicht aufzuhalten, mit oder ohne solchen Junk. Man darf sich damit trösten, daß sie den Keim der Selbstzerstörung in sich trägt.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 15.01.2023 um 15.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50275
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Wenn das kein Fall von Selffulfilling prophecy ist! Offenbar hat man eingesehen, daß die berühmten psychologischen Tests mit Studenten nicht geeignet sind, Wortassoziationen der breiten Bevölkerung festzustellen. Unter dem Link stellen die Autoren fest, daß bei diesen Tests zu einseitig auf die Grammatik geschaut wird und daß beispielsweise nicht auf gesamtgesellschaftliche Klischees darüber geachtet wird, was »männliche« und was »weibliche« Berufe sind. Aber auf welcher Grundlage hat denn das Team um Ute Gabriel ein »Bewertungsmaß« für Stereotypen über Geschlechtstendenzen in einzelnen Berufsgruppen »erhoben«? Die Rede vom »mentalen Lexikon« hilft doch nicht weiter. Wo findet man dieses Lexikon, wie kann man es untersuchen? Die Autoren sagen selbst, daß sie das Lexikon nur simuliert haben: Based on news websites, we created mathematical representations of German words and their meanings. With these, we were able to simulate a person’s mental lexicon, i.e. their word knowledge. From this simulation, we could extract measures further detailing the underlying nature of words. We can tell how well a word is understood, how dense its surroundings are, and how many other words are co-activated when one retrieves a pertinent word. Ich habe den Verdacht, daß hier Vermutung auf Vermutung gestapelt wird, ähnlich wie bei Wetterprognosen für den kommenden Sommer. Wenn die Kette der Annahmen nur lang genug ist, kann man bestimmt auch ein Modell erstellen, das »beweist«, daß den meisten Menschen ein verkohltes Steak hervorragend mundet. Wenn eine Annahme auf komplizierten Überlegungen basiert, die man über bestimmte Wörter und Sätze angestellt hat, kann man diese Annahme zwar in eine beeindruckende mathematische Formel gießen, aber diese Formel liefert null Erkenntnisse, wenn man sie anschließend auf genau solche Wörter und Sätze anwendet. Das, was es zu beweisen gilt, wird immer schon vorher als gegeben unterstellt. Für mich ein wissenschaftlich verbrämter Zirkelschluß.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.01.2023 um 12.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50274
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Junk Science
https://te.ma/art/85n3l1/schmitz-generisches-maskulinum-linguistweets/
Um sich den geschlechtlichen Strukturen unseres Wortschatzes zu nähern, ohne auf die gedanklichen Verknüpfungen einiger weniger zurückgreifen zu müssen, haben sie eine künstliche Intelligenz mit einer großen Menge von Sprachdaten aus Nachrichtentexten des letzten Jahrzehnts gefüttert – insgesamt 830.000 Sätze unzähliger Autor*innen. Die KI errechnete dann eine mathematische Repräsentation der Bedeutungsebenen und lexikalischen Verknüpfungen, sogenannte semantische Vektoren, für 113 Personenbezeichnungen in der generisch maskulinen, der explizit maskulinen und in der explizit femininen Form1. Auch Stereotypen über Geschlechtstendenzen in einzelnen Berufsgruppen wurden über ein von der Linguistin Ute Gabriel und ihrem Team erhobenes Bewertungsmaß mit einbezogen. Was dabei herauskam, war ein mathematisches Modell des Teils unseres mentalen Lexikons, in dem gegenderte Sprache greift. Mit diesem Modell ist es möglich, die relevanten Bedeutungsähnlichkeiten in Zahlen zu erfassen, und zwar objektiver, als es eine Einzelperson je könnte.
[...]
Das Forscher*innenteam konnte zeigen, dass sich die Semantik von generischen Maskulina (also Wörter, die alle mit meinen sollen) und spezifischen Maskulina (denen, die wirklich nur Männer bezeichnen) kaum unterscheidet – sie haben die gleichen Verknüpfungen. Dagegen ist die Semantik von Feminina signifikant anders strukturiert, sie stehen im mentalen Lexikon für sich. Was psycholinguistische Studien aufgedeckt haben, bestätigt sich also auch in einem großen Textkorpus: Wer Lehrer sagt, weckt vorwiegend Bilder von Männern, und weibliche Berufsbezeichnungen sind semantisch eine völlig eigene Kategorie – die sich nicht mit den pseudo-generischen Maskulina deckt. Der Faktor des Stereotypenmaßes hatte dagegen keinen statistisch auswertbaren Effekt, was mit Studien von Gygax et al. (2008) und Garnham et al. (2012) im Einklang steht. Und vielleicht einigen Kritiker*innen etwas Wind aus den Segeln nimmt.
Eigentlich paßt es noch besser in einen der Threads zur "mentalen Repräsentation".
Mich würde interessieren, ob in einem Satz wie Jürgen ist Arzt fälschlicherweise ein "spezifisches" Maskulinum angenommen wurde.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.01.2023 um 13.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50267
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Früher wurden sämtliche ausländischen Namen eingedeutscht. Der britische König Charles III. wäre früher bei uns König Karl III. genannt worden, und neue Namen wie Moskau wären heute nicht mehr möglich.
Heute mühen wir uns – ganz abgesehen von Genderwahnsinn und angeblicher Geschlechtergerechtigkeit – mit allen möglichen Zungenbrechern, Hauptsache pseudo-original.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.01.2023 um 09.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50266
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Ich übe noch am Glottisschlag.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.01.2023 um 08.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50264
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Studie zu Rassismuserfahrungen von Sinti:zze und Rom:nja in Deutschland (gefördert vom Bundesinnenministerium)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.01.2023 um 10.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50243
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Das ist meiner Ansicht nach eine sehr gute Analyse. Ich schöpfe ein Fünkchen Hoffnung aus der Tatsache, daß es nicht funktioniert und daß auch die eifrigsten Genderer an bestimmten Punkten kapitulieren bzw. von ihrer eigenen Praxis widerlegt werden. Den überzeugendsten Punkt habe ich in meinem vorigen Eintrag erwähnt, dazu kommt noch die Menge der Zusammensetzungen mit dem scheinbar maskulinen Stamm als Erstglied.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 11.01.2023 um 10.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50242
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Das mag alles richtig sein, aber diese Zusammenhänge finden die Genderbetreiber, selbst wenn sie sie verstehen oder zumindest nicht bestreiten, uninteressant, weil sie nicht von dem Gedanken loskommen, daß eine maskuline Personenbezeichnung nur an Männer denken läßt. Oder genauer: weil sie andere, denen sie es vorher eingeredet haben, nicht von dem Gedanken loskommen lassen wollen. Diese Scheinplausibilität ist der Hauptverbündete der Sprachfeministen, alles drumherum kann man im Grunde vergessen.
Warum finden so viele das Gendern nur »lästig« und »unnötig« und nicht falsch und schädlich? Viele haben jenes eine Gedankenexperiment irgendwann einmal gemacht und sind seitdem für den Kampf gegen das Gendern verloren, da helfen auch keine Hinweise auf die Unbrauchbarkeit der windigen psychologischen Studien. »Sagen Sie selbst, denken Sie nicht auch an einen Mann, wenn Sie lesen ›Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker‹?« – »Doch, ja, jetzt, wo Sie das so sagen …« Weiter kommen viele nicht und wollen mit dem Thema nur noch in Ruhe gelassen werden. Sie geben zwar in Umfragen nach wie vor an, gegen das Gendern zu sein, und sie gendern selbst auch nicht, aber sie hatten einen Moment lang den Gedanken, daß die Kämpfer für Geschlechtergerechtigkeit hier »einen Punkt haben«. Das daraus resultierende Quentchen schlechtes Gewissen reicht, um sie zum Schweigen zu bringen. Das haben die Sprachlenker ganz richtig eingeschätzt.
Um nicht mißverstanden zu werden, das gilt natürlich nicht für alle, und ich mache wirklich niemandem einen Vorwurf, der sich mit dem Thema nicht näher beschäftigt. Die meisten haben verständlicherweise andere Sorgen, und die Beweislast liegt auch nicht bei denen, die sprechen und schreiben, wie sie immer gesprochen und geschrieben haben, sondern bei denen, die das alles ändern wollen. Ich meine nur, daß die Bedeutung des beschriebenen psychologischen Effekts bei vielen Normalsterblichen in der Debatte unterschätzt wird.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.01.2023 um 08.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50241
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Das Beispiel "Anbieter" zeigt, wie es sich im Deutschen wirklich verhält. Das Nomen agentis steht, wenn das Agens kein natürliches Geschlecht hat oder wenn es darauf nicht ankommt, im grammatischen Maskulinum. Das ist die Default-Lösung. Der Begriff "generisches Maskulinum" drückt das gleiche aus, scheint aber von manchen nicht verstanden zu werden.
Auch gegenderte Texte bestätigen diese Grundregel, ohne es zu wissen und zu wollen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.01.2023 um 08.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50222
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Inzwischen dürfte auch dem Dümmsten und der Dümmsten dämmern, daß das Gendern nichts zu Gleichberechtigung der Frauen beiträgt. Man könnte die sprachlichen Marotten also unauffällig einschlafen lassen. Das wird aber schwer bis unmöglich, wenn sie in Gesetzen, Satzungen, Richtlinien schriftlich fixiert sind. Eine Änderung müßte beschlossen werden, und das geht praktisch nicht, weil es sofort als ein Bekenntnis zur Ungleichheit ausgelegt werden würde. Die Ideologinnen wußten das natürlich und haben vorgesorgt. Vor Tische las man es anders: Da war es "Sprachwandel", ein Naturphänomen. Jetzt ist es Gesetz und Norm.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.01.2023 um 05.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50212
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Verbraucherinnen und Verbraucher verbrauchen, was Anbieter anbieten.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.01.2023 um 06.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50204
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Zwei alte Schaupieler sind plötzlich auf die Idee gekommen (oder gebracht worden), ihre Rente um 500 Mill. Dollar Schadenersatz aufzubessern: Sie seien nämlich vor 55 Jahren, als Titelhelden von Zefirellis bekanntem Fim „Romeo und Julia“, für Nacktaufnahmen mißbraucht worden. Bei öffentlichen Präsentationen damals wirkten sie zwar nicht gerade wie Kinder (sie waren 16 und 17 bzw. 17 und 18, also nicht so jung wie bei Shakespeare, aber auch nicht so alt wie in anderen Verfilmungen), und auch seither haben sie sich nicht beschwert, sondern zumindest „Julia“ fand Zefirellis Arbeit sehr gut und angemessen, auch das bißchen Haut, das zu sehen war. Aber die Zeit scheint günstig, etwas abzugreifen, besonders in Kalifornien. Man kann es ja mal versuchen; Anwälte gibt es genug. Die geforderte Summe entspricht amerikanischen Gepflogenheiten.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.01.2023 um 06.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50181
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Beim Anhören einer eigentlich interessanten, aber sprachlich nervenden Diskussion notiert:
Journalisten und Journalisten, Politiker und Politiker erfüllt als Formel durchaus den Zweck des Genderns, weil es ja nicht darauf ankommt, die feminine Ableitung tatsächlich zu artikulieren, sondern nur auf die Bekundung des guten Willens. Daß man sich nichts dabei denkt, war schließlich beim generischen Maskulinum auch nicht anders. Was immer man sagt, Frauen sind selbstverständlich mitgemeint.
Das Maskulinum ist die Default-Form, wie man auch daran sieht, daß selbst der strikteste Genderer vom Hersteller eines Autos spricht. Firmen haben kein Geschlecht? Ja eben, daher sind sie grammatisch maskulin, per default, auch wo die Motion (anders als bei Mensch) möglich und üblich ist, wenn es darauf ankommt.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 04.01.2023 um 10.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50180
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Der Wahnsinn galoppiert.
https://faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/aus-pantin-wird-pantine-franzoesische-stadt-aendert-ein-jahr-lang-namen-18577104.html
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.01.2023 um 16.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50168
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Gut, daß es mit der Übermittlung Ihres wertvollen Textes noch geklappt hat!
Kürzlich las ich ein Bedauern darüber, daß mit den negativen Zügen der DDR auch deren Fortschritte bei der Gleichstellung der Frau über Bord geworfen wurden.
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Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 01.01.2023 um 11.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50167
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Ich habe es gerade nochmal getestet: Der Apostroph (Ascii-Wert 39) führt zuverlässig dazu, daß der Text nicht erscheint.
Es gibt allerdings noch andere Apostrophzeichen, die diesen Fehler offenbar nicht auslösen. Daher wohl Ihre wechselnde Beobachtung.
Man könnte das sicher leicht in den php-Quellen reparieren, aber mein Versuch einer Kontaktaufnahme blieb damals erfolglos.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.01.2023 um 10.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50166
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In einem Artikel, der zunächst daherkommt wie ein ausgewogener Bericht über das Für und Wider des Genderns, läßt die Deutsche Welle ausschließlich Befürworter sprechen und wischt die Einwände der Gegner selbstherrlich beiseite (»Hilft gendersensible Sprache bei der Gleichstellung?«, https://www.dw.com/de/gendersensible-sprache-pro-contra-gendergerecht/a-63677872).
So erfahren wir, daß die Ablehnung weiblicher Berufsbezeichnungen bei vielen ostdeutschen Frauen auf einem Mißverständnis beruhe. »So will Nele Pollatschek ausdrücklich als Schriftsteller und nicht als Schriftstellerin bezeichnet werden. Das Argument: In der DDR und im sozialistischen Osten wollten Frauen mit den männlichen Berufsbezeichnungen angesprochen werden, um sich so gleichgestellt zu fühlen.« Eine wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Digitalen Deutschen Frauenarchiv klärt auf: »"Mit der Berufstätigkeit der Frau sah auch die SED-Führung die Gleichberechtigung quasi als verwirklicht an. Doch dann erübrigten sich weitere Diskussionen. Die Probleme, die es jedoch weiterhin gab, also Doppel- und Dreifachbelastung von Frauen, dass Frauen es schwer hatten, in Führungspositionen zu kommen, dass es häusliche Gewalt gab, das alles wurde nicht öffentlich thematisiert, was genau diesem Anspruch widersprochen hätte." Diese patriarchalen Strukturen seien individualisiert und tabuisiert worden, so Jessica Bock. "Die Frauen haben es als ein individuelles Problem empfunden: Das liegt nur an mir, dass ich das nicht schaffe oder dass ich beruflich nicht weiterkomme oder dass ich überfordert bin mit Kind und Beruf", sagt Bock, die sich mit den Frauenbewegungen in Ost und West beschäftigt. Der Emanzipationsprozess als solcher sei viel mehr als nur die Berufstätigkeit.« Viel mehr, wohl wahr, aber was hat das mit Sprache zu tun? »In der DDR habe sich eine nichtstaatliche Frauenbewegung gegründet, die mehr Sichtbarkeit für die Frauen forderte. "Es haben sich Gruppen formiert, die - sofern das möglich war - auch westliche feministische Literatur gelesen haben und ähnliche Beobachtungen gemacht haben wie auch die Feministinnen in Westdeutschland. In den 1950er-Jahren wurde auch in Fachzeitschriften kritisiert, dass vor dem Hintergrund der zunehmenden Berufstätigkeit von Frauen die Verwendung von männlichen Berufsbezeichnungen als eine unbewusste Minderbewertung von Frauen angesehen werden kann. Aber das waren Diskussionen, die von der breiten Bevölkerung im Osten nicht wahrgenommen wurden."«
Das muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Weil die Frauen in der DDR die feministische Fachliteratur, zumal die westliche, nicht kannten, haben sie sich eine falsche Meinung gebildet, die natürlich auch heute noch nicht richtig sein kann und daher unbeachtlich ist. Während sonst die Selbstbezeichnungswünsche jeder auch noch so kleinen Gruppe heilig sind und daher nicht hinterfragt werden dürfen, wird hier den DDR-Frauen in einer Weise, die – ausgerechnet – »patriarchaler« nicht sein könnte, intellektuelle Unterbelichtung attestiert, unglaublich!
Und als wenn das nicht schlimm genug wäre, wird zum Schluß noch die ganz große Keule herausgeholt. Unter der Zwischenüberschrift »Wenn Worten Taten folgen« wird uns drastisch vor Augen geführt, welche Folgen die »verbale Geringschätzung von Frauen und Minderheiten« haben kann. Die in dem Artikel oft zitierte Petra Gerster mahnt: »Man darf nicht vergessen, dass jeder Krieg mit Worten beginnt.« Putin habe den Krieg gegen die Ukraine »mit der Verunglimpfung von Ukrainern und Ukrainerinnen als ›Nazis‹ begonnen. Den Westen beschimpft er kollektiv als ›Gayropa‹ und nennt ihn inzwischen sogar ›satanisch‹. Hätte man Putin von Anfang an zugehört und kritisch auf seine Sprache geachtet, wäre man besser auf die Gewalt vorbereitet gewesen, mit der er dieses Jahr die Ukraine überfallen hat. Man sieht daran, wie eng der Bezug zwischen Sprache und Handeln ist.« Da fehlen mir die Worte, etwas derart Niveauloses hätte ich früher beim ÖRR für unmöglich gehalten.
An anderer Stelle heißt es in dem Artikel, wiederum nicht gerade neutral: »Einige, die dem Gendern ablehnend gegenüber stehen, bringen zynisch Begriffe wie Störche und Störchinnen, Bürger- und Bürgerinnensteig oder Körbe und Körbinnen ins Spiel. Dadurch wird die Debatte um eine gendergerechte Sprache ins Lächerliche gezogen, was einem konstruktiven und ausgewogenen Diskurs im Wege steht.« Die Autoren sind schlecht informiert. Die »Bürger- und Bürgerinnensteige«, »Bürger*innensteige« usw. sind keineswegs eine boshafte Erfindung der Gendergegner, sondern stehen seit je auf der Wunschliste der besonders eifrigen Genderbefürworter und sind längst in der Realität angekommen. Googeln Sie mal nach »Bürger*innenbüro«, »Kund:innencenter« usw. und schauen Sie, wo Sie landen! Und der Gedanke, daß es eigentlich keinen Grund gibt, bei der sprachlichen Sichtbarmachung des Weiblichen vor dem Tierreich haltzumachen, ist nicht so abwegig, wie die arglosen Schreiber der Deutschen Welle offenbar meinen. Wir haben hier ja schon den Glauben mancher Antispeziezisten an Sprachmagie diskutiert. Da gibt es durchaus Parallelen zur Vorstellungswelt der Genderanhänger, so weit hergeholt ist das nicht.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.01.2023 um 10.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50165
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Danke für den Tip! Aber liegt es wirklich (nur) am Apostroph? Mein Kommentar von eben, #50162, enthält ja auch einen und ist durchgekommen. Als ich hier gerade schrieb »Ich versuch[Apostroph]s noch mal«, wurde das allerdings tatsächlich nicht akzeptiert. Mal ja, mal nein, kann das sein? Der Text meines Beitrags enthält an drei Stellen einfache hochgestellte Anführungszeichen (weil sie so im Original standen). Ich ersetze sie mal durch einfache Guillemets, mal sehen, was passiert.
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Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 01.01.2023 um 10.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50164
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Die Falle mit dem Apostroph kennen Sie?
Siehe http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44500
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.01.2023 um 09.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50163
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(Teil 1 wurde nun akzeptiert, Teil 2 aber nicht. An der Länge kann es nicht liegen, Teil 2 ist kürzer als Teil 1.)
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.01.2023 um 09.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50162
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(Aus irgendeinem Grund kann ich einen schon letzte Woche vorbereiteten Beitrag hier nicht einstellen. Ich versuch’s mal mit einer Portionierung.)
(Teil 1/2)
In einem Artikel, der zunächst daherkommt wie ein ausgewogener Bericht über das Für und Wider des Genderns, läßt die Deutsche Welle ausschließlich Befürworter sprechen und wischt die Einwände der Gegner selbstherrlich beiseite (»Hilft gendersensible Sprache bei der Gleichstellung?«, https://www.dw.com/de/gendersensible-sprache-pro-contra-gendergerecht/a-63677872).
So erfahren wir, daß die Ablehnung weiblicher Berufsbezeichnungen bei vielen ostdeutschen Frauen auf einem Mißverständnis beruhe. »So will Nele Pollatschek ausdrücklich als Schriftsteller und nicht als Schriftstellerin bezeichnet werden. Das Argument: In der DDR und im sozialistischen Osten wollten Frauen mit den männlichen Berufsbezeichnungen angesprochen werden, um sich so gleichgestellt zu fühlen.« Eine wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Digitalen Deutschen Frauenarchiv klärt auf: »"Mit der Berufstätigkeit der Frau sah auch die SED-Führung die Gleichberechtigung quasi als verwirklicht an. Doch dann erübrigten sich weitere Diskussionen. Die Probleme, die es jedoch weiterhin gab, also Doppel- und Dreifachbelastung von Frauen, dass Frauen es schwer hatten, in Führungspositionen zu kommen, dass es häusliche Gewalt gab, das alles wurde nicht öffentlich thematisiert, was genau diesem Anspruch widersprochen hätte." Diese patriarchalen Strukturen seien individualisiert und tabuisiert worden, so Jessica Bock. "Die Frauen haben es als ein individuelles Problem empfunden: Das liegt nur an mir, dass ich das nicht schaffe oder dass ich beruflich nicht weiterkomme oder dass ich überfordert bin mit Kind und Beruf", sagt Bock, die sich mit den Frauenbewegungen in Ost und West beschäftigt. Der Emanzipationsprozess als solcher sei viel mehr als nur die Berufstätigkeit.« Viel mehr, wohl wahr, aber was hat das mit Sprache zu tun? »In der DDR habe sich eine nichtstaatliche Frauenbewegung gegründet, die mehr Sichtbarkeit für die Frauen forderte. "Es haben sich Gruppen formiert, die - sofern das möglich war - auch westliche feministische Literatur gelesen haben und ähnliche Beobachtungen gemacht haben wie auch die Feministinnen in Westdeutschland. In den 1950er-Jahren wurde auch in Fachzeitschriften kritisiert, dass vor dem Hintergrund der zunehmenden Berufstätigkeit von Frauen die Verwendung von männlichen Berufsbezeichnungen als eine unbewusste Minderbewertung von Frauen angesehen werden kann. Aber das waren Diskussionen, die von der breiten Bevölkerung im Osten nicht wahrgenommen wurden."«
Das muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Weil die Frauen in der DDR die feministische Fachliteratur, zumal die westliche, nicht kannten, haben sie sich eine falsche Meinung gebildet, die natürlich auch heute noch nicht richtig sein kann und daher unbeachtlich ist. Während sonst die Selbstbezeichnungswünsche jeder auch noch so kleinen Gruppe heilig sind und daher nicht hinterfragt werden dürfen, wird hier den DDR-Frauen in einer Weise, die – ausgerechnet – »patriarchaler« nicht sein könnte, intellektuelle Unterbelichtung attestiert, unglaublich!
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.01.2023 um 03.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50160
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Lange tappten Mathematikerinnen und Philosophen bei der Ergründung der Unendlichkeit im Dunkeln. (SZ 31.12.22)
Muß ich mir das antun? Das Jahr, das vor wenigen Stunden beböllert wurde, könnte meinen Abschied von der Zeitungslektüre bringen. Ein noch nicht ganz ausgereifter, wenn auch schon lange vorbereiteter Vorsatz.
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Kommentar von Tante Google, verfaßt am 31.12.2022 um 19.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50159
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"Politikerinnen und Theologen" (ZDF heute 19 Uhr)
Frau Hahlweg kann sich nicht recht entscheiden zwischen Doppelnennung, Abwechseln und generischem Maskulinum.
"und jetzt sind die beiden Moderatoren zugeschaltet, Andrea Kiewel und Johannes B. Kerner"
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.12.2022 um 15.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50156
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Hier habe ich vergessen, daß bisher die Einzahl verwendet wurde, und "von Ihnen" entfaltet seinen Vorteil ja auch nur in der Einzahl, was aber leider wiederum am Artikel scheitert. Vielleicht weglaßbar?:
"Fragen Sie Ärzt*in oder Apotheker*in von Ihnen."
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.12.2022 um 15.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50155
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Ich wäre ja für:
"Fragen Sie die Ärzt*innen oder Apotheker*innen von Ihnen!"
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 31.12.2022 um 10.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50154
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ABDA-Chefin Overwiening spricht sich für eine gesetzliche Lösung aus, bei der mehrere Varianten erlaubt sind: So könnten „Fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihre Apothekerin“, „Fragen Sie Ihren Arzt oder Ihre Apothekerin“ und „Fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Apotheker“ erlaubt sein.
„Jede und jeder Werbetreibende könnte dann frei und flexibel eine dieser Formulierungen einsetzen und damit auch eine öffentlich sichtbare Selbstauskunft über das eigene Unternehmen hinsichtlich einer geschlechtergerechten Sprache geben“, argumentierte sie, betonte aber, dass es zur Frage des Pflichttextes bisher keine offizielle Position ihres Verbandes gebe.
[ABDA = Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände]
(https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2022/12/27/fragen-sie-ihre-apothekerin-gesundheitsverbaende-wollen-pflichttext-gendern)
Die Verbände fordern einen Text, der nicht nur »neutral« ist, sondern auch »leicht verständlich«. Sie wissen natürlich, daß der Gesetzgeber dies vorschreibt. Schon deshalb wird Frau Overwiening Konstruktionen wie »Ihre:n A/Ärzt:in oder Apotheker:in« nicht in ihre Variantensammlung aufgenommen haben. Vermutlich verwechselt sie leicht verständlich mit (vor-)lesbar. Die Formulierungen »Fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihre Apothekerin«, »Fragen Sie Ihren Arzt oder Ihre Apothekerin« und »Fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Apotheker« lassen sich zwar unfallfrei sprechen, sind aber dennoch nicht leicht verständlich, schon weil sie die Aussageabsicht nach den geltenden Grammatikregeln kraß verfälschen. Die bewußt herbeigeführte Regelabweichung soll die Leser erklärtermaßen verwirren und aufrütteln im Sinne einer feministischen Belehrung. Es wird hier also ganz bewußt ein Verständnishindernis aufgeworfen. Deshalb kann der Gesetzgeber diese Formulierungen nicht akzeptieren.
Inwiefern die Entscheidung eines Werbetreibenden für eine der falschen, aber »geschlechtergerechten« Varianten des Pflichttextes öffentlich sichtbar machen würde, wie das Unternehmen zum Thema Gendern steht, erschließt sich mir nicht. Das ergäbe nur dann einen Sinn, wenn die Unternehmen künftig neben den gegenderten Formulierungen auch den heutigen Text nutzen dürften. So habe ich Frau Overwiening aber nicht verstanden.
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Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 30.12.2022 um 18.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50149
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Klarer Punktsieg von 7:1 für das generische Maskulinum auf Spiegel online (Bericht über die Zukunftserwartungen der Deutschen):
- die Anhänger
- jeder Fünfte
- jeder Dritte zwischen 30 und 39 Jahren
- Jeder Zweite
- auf die Seite der Optimisten
- Anhängerinnen und Anhängern der SPD
- Sympathisanten
- Unionsanhänger
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.12.2022 um 18.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50131
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In einem dieser zahllosen wohlwollenden Kommentare zum Gendern heißt es:
„...weil Sprache die Wirklichkeit gestaltet und weil Sprache prägt, wie Menschen die Welt wahrnehmen.“ Deshalb sollen die Packungsbeilagen geändert werden.
Woher weiß die Verfasserin das? Sie weiß es natürlich gar nicht, sondern plappert es nur nach (und das Gewäsch geht noch weiter). Und das ist der Kern des Elends mit den deutschen Journalisten. Läsen sie ihre eigene Zeitung mit Verstand, würden sie bemerken, daß es hinten und vorn nicht klappt und das generische Maskulinum quicklebendig ist, entgegen der grundlegenden Behauptung der Feministen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.12.2022 um 06.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50128
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Wenn man, wie ich es gerade gelesen habe, alle großen Probleme Deutschlands aufzählt, könnte man gleich den Strick nehmen, und erst der Blick über den Zaun läßt uns ahnen, daß es uns gut geht.
Die Regierung soll sich nun aber dem Gendern der Beipackzettel widmen. Die meisten Apotheker sind Frauen, werden aber in der amtlich vorgeschriebenen Mahnung "Fragen Sie Ihren..." nicht ausdrücklich erwähnt – ein Skandal! Die Petition hat nur wenig "Unterstützerinnen und Unterstützer", aber das macht nichts, das Gendern muß auch gegen den Willen der Mehrheit durchgesetzt werden. Fast alle Journalisten halten die Annahmen der feministischen Linguistik für richtig (eine Bildungskatastrophe).
Fragen sich die Politiker gar nicht, wie ihre Sandkastenspiele auf die Bürger, die Wähler wirken? Gibt es keine wirklichen Probleme (s. o.)? Was würde sich für die "Innen" ändern, wenn sie überall ausdrücklich erwähnt, also unterschieden ("diskriminiert") würden?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.12.2022 um 08.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50123
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In einem Unterrichtsentwurf zur Optik schreibt der Didaktik-Professor 44mal Schülerinnen und Schüler, offenbar mechanisch kontrolliert, aber stets Beobachter, Patient, Betrachter. Er spricht übrigens auch von kommulativem Lernen. So steht es seit Jahren im Netz.
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Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 22.12.2022 um 23.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50097
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Ich habe das Gefühl, daß der Doppelpunkt als optisch am wenigsten intrusive Variante dem Gendern in der Geschäftswelt gerade zum Durchbruch verhilft.
Allerdings ist es auch nicht besonders weit her damit. Mein Hosting-Anbieter schreibt mit zu Weihnachten und beginnt neuerdings mit
Liebe Kund:innen,
Weiter kommt er allerdings nicht, denn im Text heißt es dann ganz normal:
...wünschen wir Ihnen eine frohe Zeit mit Ihren Freunden, Partnern und Familien...
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.12.2022 um 12.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50093
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Zum untüchtigen Puma-Schützenpanzer:
„Tatsächlich wurden die Anforderungen an den Panzer hochgeschraubt, nachdem der Grenzwert für die Schussgasbelastung als zu hoch gegolten hatte: Diese könnte bei schwangeren Soldatinnen das Fruchtwasser schädigen, hieß es.“ (t-online.de 22.12.22)
Man sollte auch Panzerinnen einsetzen, dann würde das nicht passieren.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.12.2022 um 12.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50085
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Ich stimme Ihnen vollkommen zu. Die Unternehmen setzen darauf, daß die Verhunzung ihrer Werbetexte dem Umsatz nicht schadet, weil die Leute sowieso nur die Preisangaben lesen, nicht den Schmus drumherum. Andererseits ist die Angst groß, als politisch inkorrekt, irgendwie -istisch angeprangert zu werden. Wir haben oft erlebt, daß Firmen ein Produkt sofort zurückziehen, wenn Sprachwächter ein noch so winziges Detail entdeckt haben, das in ihrem Sinne ausgelegt werden könnte. Das ist der gleiche Irrationalismus, der die Sprachtabus am Leben hält und immer neue hervorbringt. Und er behält immer recht, denn aliquid haeret; es ist self-fulfilling. Bewirf etwas mit Schmutz und zeige dann darauf, wie schmutzig es ist.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 21.12.2022 um 12.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50084
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Noch mal zum Handbuch der Telekom (#49717):
»Wenn [...] Sie in der ersten E-Mail an eine unbekannte Person nicht nachfragen können, ist es immer möglich und höflich den Vornamen oder den vollen Namen der Person zu verwenden.
Ein Beispiel: • Guten Tag Mia Schmitt«
Genau das bestreite ich. Wenn ich von irgendwem mit »Guten Tag Wolfram Metz« angeschrieben werde, wie gerade erst wieder von der Deutschen Bahn, empfinde ich das nicht nur als unbeholfen, sondern auch als unhöflich. Die höfliche Anrede heißt im Deutschen bis auf weiteres nun mal »Herr X« und »Frau Y«, jedenfalls kann nicht irgendwer mal eben über die Köpfe von Millionen erwachsener Menschen hinweg bestimmen, daß etwas anderes »immer höflich« sei. Ich erinnere mich an ein Fernsehinterview mit dem Vorgänger des heutigen Bundespräsidenten, in dem er von der Journalistin im Studio mehrmals mit »Joachim Gauck« angesprochen wurde – wohlgemerkt, er wurde nicht dem Publikum so angekündigt, sondern direkt so angesprochen. Das fand ich völlig unpassend, mal abgesehen davon, daß in dem Fall »Herr Bundespräsident« angebracht gewesen wäre. (Vielleicht meinte die Dame, den Zuschauern einen Gefallen zu tun, indem sie ihnen immer wieder aufsagte, wer der unbekannte Mann war, mit dem sie da sprach.)
Kann man vom Vornamen in 100 Prozent der Fälle auf die richtige Anrede schließen? Wahrscheinlich nicht, es gibt ja auch Namen wie Helge, die nicht eindeutig zugeordnet sind. Aber wenn die Trefferquote vermutlich über 99 Prozent beträgt, ist es dann gerechtfertigt, all diese Sprachkonventionen über den Haufen zu werfen, nur um zu »zeigen«, daß man alles »richtig« machen möchte (= woke ist), wie uns im Handbuch so vielsagend nahegelegt wird?
Richtig kann auch sein, sich an den Bedürfnissen der großen Mehrheit zu orientieren. Die Autoren des Telekom-Handbuchs tun selbst nichts anderes, wenn sie schreiben: »Die meisten trans* Personen begrüßen es, nach ihren Pronomen gefragt zu werden.« Die meisten? Es gibt also eine Minderheit, die nicht danach gefragt werden möchte, ja vielleicht sogar sehr unangenehm davon berührt wäre. Wenn man auch hier die Wünsche der Minderheit über die der Mehrheit stellte, verböte sich die Empfehlung, die Betroffenen nach »ihren Pronomen« zu fragen. Trotzdem soll man es tun. Warum? Warum haben hier plötzlich die Gefühle der Minderheit hinter denen der Mehrheit zurückzustehen? Es drängt sich die Erklärung auf, daß es in Wahrheit nur am Rande um die Gefühle von Minderheiten geht. Das Motiv scheint eher darin zu bestehen, andere zur Besichtigung der eigenen Gutheit zu nötigen. Manche Menschen ringen verbissen darum, als edel, hilfreich und gut »wertgeschätzt« zu werden, und die Sprache ist nun mal ein perfektes Vehikel, um immer und immer wieder Aufmerksamkeit für dieses brennende Verlangen zu erzwingen.
Auch Unternehmen möchten sympathisch gefunden werden, sind jedenfalls bedacht auf ein »modernes« Image. Und so wollen sie partout den Eindruck vermeiden, sie hätten irgendeinen Trend, und sei er noch so fragwürdig, verpaßt. Daß sie dabei die Wünsche ihrer eigenen Kundschaft mißachten und dennoch keine Nachteile deswegen fürchten, ist bemerkenswert. Ich kann mir darauf bisher keinen Reim machen. Sicher spielt Gruppendruck eine Rolle, aber reicht das als Erklärung? Offenbar schätzen diese Unternehmen die allgemeine Stimmung so ein, daß sie eher befürchten, an den Pranger gestellt zu werden, wenn sie weiterhin die allgemein übliche Sprache verwenden, als wenn sie auf den Sprachcode der woken Blase umschalten. Oder umgekehrt: sie setzen darauf, daß die erhofften Pluspunkte aus der woken Ecke stärker in die Renommeebilanz eingehen als das bißchen Stirnrunzeln und Achselzucken, mit dem die breite Masse die Marotte offenbar erduldet.
Daß es den Firmen in den seltensten Fällen um die Sache geht, sieht man allein schon daran, daß nicht wenige ein und denselben Kunden mal mit »Sehr geehrter Herr/Sehr geehrte Frau [Nachname]«, mal mit »Guten Tag[,] [Vorname] [Nachname]« und mal mit »Hallo [Vorname]« anschreiben. Wozu macht man denn bei der Registrierung als Kunde brav sein Kreuzchen bei »Herr«, »Frau« oder »divers«, wenn das angeblich so sehr auf Geschlechtersensibilität bedachte Unternehmen anschließend mit dieser Information nichts anfängt? Die schlechte und inkonsequente Imitation des »achtsamen« Originaljargons verrät die Anbiederung an den herbeigequatschten Zeitgeist.
In der WELT wandte sich Tim Hirschberg vor einem Vierteljahr unter anderem unter Bezugnahme auf Gottlob Frege gegen die Fokussierung auf einheitliche mentale Bilder, die Sprache angeblich heraufbeschwöre (»Der fundamentale Irrtum der Gendersprachbewegung«, welt.de, 19.9.22). Zum Thema Marketing führt er aus: »Wenn sich jemand gar zu sehr für bildliche Assoziationen interessiert, sollte einen das stutzig machen. Dann befinden wir uns nämlich im Metier der Werbetreibenden, und die wollen nicht die Welt verbessern, sondern ein Image konstruieren und pflegen. Das Gendersternchen folgt der Werbelogik und seine Einführung sorgt für die Reklamisierung der Sprache. Kein Wunder also, dass Wirtschaftsunternehmen so schnell auf diesen Zug aufgesprungen sind.« Und weiter: »Der Mechanismus gleicht dem Clean Labelling, bei dem Lebensmittel durch ein Etikett wie „ohne Geschmacksverstärker“ zielgruppengerecht aufgepeppt werden. Das Sternchen ist das Label für die Zielgruppe woke. Dass die vielen akademischen und kulturellen Kreise, die sonst so gern auf Distanz zur oberflächlich-effektheiserischen Werbung gehen, dies ignorieren, ist zum Schämen.«
Die Begründung »zielgruppengerecht« erklärt aber nicht, warum etwa die Deutsche Bahn oder REWE in ihren Kundenmagazinen Doppelpunkte in Personenbezeichnungen quetschen (wobei die Bahn ihr Kundenmagazin bald einstellt, wie ich gestern las). Die Zielgruppe solcher Unternehmen ist doch ungleich größer und breiter als die Achtsamkeitsclique, und wenn sie nicht völlig hinter dem Mond leben, wissen sie, daß die allermeisten ihrer Kunden dem Gendern, zumal dieser ungrammatischen Variante, skeptisch bis ablehnend gegenüberstehen. Die Leser des Kundenmagazins können den entstellten Wörtern und Konstruktionen bei der Lektüre nicht ausweichen, sie sind wie mutwillig in die Straßendecke gehackte Schlaglöcher, die das Auto kräftig durchrütteln. Man kann das kopfschüttelnd ertragen oder die Strecke künftig meiden. Die Verantwortlichen scheinen auf ersteres zu setzen. Und damit liegen sie, fürchte ich, nicht so falsch. Die meisten Menschen haben eben ganz andere Sorgen, und wer liest schon das Kundenmagazin von REWE? Niemand bucht bei Airbnb kein Zimmer, weil dort von »Gastgeber:innen« geradebrecht wird. Wenn außerdem die Konkurrenz es genauso macht, gibt es auch keine Alternativen.
Die Gendernärrinnen und -narrhalesen sollten sich aber nicht täuschen. Ihr Traum von einem nachhaltigen Umbau der Sprache wird unerfüllt bleiben, nicht nur wegen mangelnder Akzeptanz der affektierten Schreibweisen (reden tut eh niemand so) in der Sprachgemeinschaft, sondern auch, weil sie in der Praxis nichts taugen. Das generische Maskulinum funktioniert zu gut, als daß man es einfach per Beschluß abschaffen könnte. Das beweist jeder einzelne Text, in dem es neben ein paar eingestreuten Genderformen wie selbstverständlich verwendet und auch richtig verstanden wird. Aufs Ganze betrachtet gibt es nach wie vor nur wenige konsequent durchgegenderte Texte. Da das generische Maskulinum also weiterhin vorherrscht und bestens seinen Zweck erfüllt, fallen den allermeisten, davon bin ich überzeugt, nicht etwa die »Kunden«, die »Fußgänger« und die »Verschwörungstheoretiker« negativ auf, sondern die »Kund:innen«, die »Zu-Fuß-Gehenden« und die »Verschwörungstheoretikerinnen und Verschwörungstheoretiker«. Mit der zunehmenden Verbreitung des Genderns an der Oberfläche tritt zwar eine gewisse optische Gewöhnung an solche Gebilde ein, aber mit Verinnerlichung hat das nichts zu tun. Der Eindruck des Experimentellen, des Bekenntnishaften, des Fremden bleibt. Wenn das Problem, das mit dem Gendern angeblich gelöst werden soll, ernsthaft existierte, wäre man entweder längst zu besseren Lösungen gelangt oder man hätte sich eingestehen müssen, daß es sich um ein unlösbares Problem handelt. Beides ist aber nicht geschehen und wird auch nicht geschehen, weil das Problem eben nur eingebildet ist und das Gendern vornehmlich ganz anderen Zwecken dient. Und so werden wir wohl noch länger den Überzeugten, den Mitläufern und denen, die dazu gezwungen werden, bei ihren verzweifelten Turnübungen zusehen müssen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.12.2022 um 07.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50081
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Mitarbeitende, Journalistinnen und Nutzer – das ist jetzt eine beliebte Art, sich scheinbar sprachgerecht aus der Affäre zu ziehen. Es soll aber offensichtlich nicht, wie es wirklich sprachgerecht wäre, als Anhäufung von Beispielen verstanden werden, sondern als Explikation von „jedermann“, und das ist es eben nicht. Die Voraussetzung, daß Motion keinerlei Bedeutung habe, ist objektiv falsch. Nach jahrzehntelanger, zeitweise sehr intensiver Erfahrung mit deutschen Journalisten kann ich sagen: Sie werden es nie begreifen. Dazu sind Schulunterricht und Lehrerausbildung zu schlecht.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.12.2022 um 06.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50073
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In Zeitungen findet man immer öfter folgende Lösung: In Titelzeilen und Zwischenüberschriften wird gegendert (meist durch Beidnennung), im laufenden Text aber nicht. Der Grund dürfte sein, daß jene Paratexte von der linientreuen Redaktion eingefügt werden, während dem eigentlichen Verfasser das Gendern allmählich zu dumm wird. Das Ergebnis ist ein wenig paradox, weil es ja in Überschriften auf knackige Kürze ankommt. Das muß aber zurückstehen hinter der Billigmoral, die unser Leben mit ihrem Grauschleier überzieht.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.12.2022 um 07.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50068
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Simplify your life.
Alt: Experten
Neu: Expertinnen und Experten
Ersetze alle. Fertig.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.12.2022 um 18.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50060
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Der Feldherr wird als Feldherrin gegendert, aber das kann es ja wohl nicht sein, es bedeutete übrigens laut Grimm früher die Gattin des Feldherrn. Jeanne d’Arc war eine Felddame oder Feldfrau.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.12.2022 um 16.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50059
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„Wegen ihres Aussehens wurde Kaili in ihrem Heimatland des Öfteren sexistisch angefeindet.“
(Wikipedia über Eva Kaili)
Wo ist denn das Öftere zu Hause? Diese Großschreibung ist ein wirklicher Schaden, den die Rechtschreibreform hinterlassen hat, und man muß sich wundern, daß der Rechtschreibrat hier in so vielen Jahren gar nichts zu ändern fand. Allerdings hat er sowieso nichts geleistet (wie ich in meinem Buch nachgewiesen habe).
Da in der Zeitung gerade diskutiert wird, ob man Frau Kaili schön nennen darf, frage ich mich, worin die sexistische Anfeindung bestanden haben könnte. Schwingt mit „schön, aber dumm/böse“?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.12.2022 um 04.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50052
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Sehr interessante Deutung des "Handschlags", vielen Dank für die Bereicherung! Bleibt die Frage, ob es auch so gemeint ist und warum. Vielleicht ein Erkennungszeichen?
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.12.2022 um 19.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50051
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Den Handschlag hat mir mal ein Russe beigebracht. Das Besondere ist, daß sich die Daumen verhaken. Fühlt sich martialisch an.
Der Spruch in der zweiten Zeile ging auch mal anders: "Macht kaputt, was euch kaputt macht".
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Kommentar von Tante Google, verfaßt am 14.12.2022 um 14.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50049
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Vermutlich ging es um diesen Artikel (mit Foto):
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-lmu-universitaet-besetzung-1.5714792
Das dürfte kein "extrem ungeschickt gemalter Händedruck" sein, sondern nur der neumodische kumpelhafte Handschlag, Hand nach oben statt nach unten und gerne verbunden mit halber oder nur angedeuteter Umarmung, wie man es unter Gangster-Rappern, Fußballern (heute abend vor dem Anstoß sicher wieder zu beobachten) und allen, die sich für cool halten, beobachten kann.
Im Text geht es hin und her mit Paarformeln, Partizipien und generischem Maskulinum, vielleicht weil mehrere Autoren beteiligt waren ("© SZ/tek/kafe"). Oder weil es dem Autor selber völlig egal ist.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 14.12.2022 um 14.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50048
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Früher hörte ich fast jeden Tag die »Informationen am Morgen« im Deutschlandfunk, aber irgendwann wurde mir das penetrante Gendern zuviel und ich schaltete immer häufiger vorzeitig ab. Inzwischen meide ich den DLF fast ganz, höre nur alle paar Monate mal wieder rein, um herauszufinden, ob es immer noch so schlimm ist. Angeblich läßt die Sendeleitung den Redakteuren ja völlig freie Hand, und es gab und gibt tatsächlich Unterschiede zwischen den Sprechern, aber ich hatte zuletzt den Eindruck, daß zumindest die pseudoelitäre Spielsprache mit ihren Gedenksekundenbruchteilen eher auf dem Rückzug ist. In den Nachrichten herrscht das generische Maskulinum vor, nur gelegentlich wird zur Markierung der Rechtgläubigkeit eine überflüssige Paarformel eingefügt, und auch in den Sendungen ist das generische Maskulinum sehr präsent.
In der DLF-Presseschau habe ich heute nun eine interessante Entdeckung gemacht. In einem Zitat aus der taz war die Rede von »Klimaaktivistinnen und Klimaaktivisten« und, kein Scherz, von »Verschwörungsideologinnen und Verschwörungsideologen«. Das wunderte mich, weil sich die taz ja dem Doppelpunktgendern verschrieben hat, so daß der Sprecher eigentlich die weibliche Form mit Glottisschlag hätte vorlesen müssen. Wie sich herausstellt, steht im taz-Artikel selbst tatsächlich »Klimaaktivist:innen« und »Verschwörungsideolog:innen«. Die Auflösung dieser Konstruktionen in die klassischen Doppelformen ist zwar hörerfreundlich, meines Erachtens aber eigentlich unzulässig, denn damit wird die taz aus dem Lager der fortschrittlichen Diversitätsgenderer in das der verstockten Altfeministen katapultiert, und das kann doch niemand wollen! Die Doppelformen sind sogar in der schriftlichen Textfassung der Presseschau auf der DLF-Website nachzulesen (https://www.deutschlandfunk.de/die-presseschau-aus-deutschen-zeitungen-6768.html). Aber vielleicht gibt es auch hier keine einheitliche Linie, und morgen entscheiden sich die Redakteure womöglich wieder anders.
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Kommentar von THeodor Ickler, verfaßt am 14.12.2022 um 09.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50046
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Laut SZ (14.12.22) besetzten „Studenten“ in München einen Hörsaal, im Text dann nur noch „Studierende“, die eine verfaßte „Studierendenschaft“ fordern. Wie das Foto zeigt, rollen die jungen Leute immer noch oder schon wieder ein Transparent mit dem roten Stern aus, darunter ein extrem ungeschickt gemalter Händedruck, der trotzdem unvermeidlich an die legendäre Hingabe der SPD an die KPD (SED) erinnert.
Die verfaßte Studierendenschaft, in Bayern dankenswerterweise abgeschafft, ist ein Lieblingsprojekt von Gruppen, die darin einen idealen Einstieg in die Politik sehen, weil man ohne Rücksicht auf die desinteressierte Mehrheit Staatsknete abgreifen kann. Das habe ich im roten Marburg sehr einprägsam erlebt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.12.2022 um 06.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50024
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Es fehlen Kellner und Paketbotinnen, Möbelverkäufer und Bäckerinnen, Zahntechniker und Ingenieurinnen. (SZ 8.12.22)
Das ist die Albernheit, die sich bei der Zeitung allmählich einspielt. Übrigens sind unsere Paketboten seit Menschengedenken alle männlich. Auch bei den Bäckern überwiegen immer noch die Männer, wohl wegen der ungesunden Arbeitszeiten. Verkaufen tun dann die Frauen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.12.2022 um 04.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50007
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„Filmkritikerinnen und Filmemacher aus aller Welt“ wählen den besten Film aller Zeiten laut SZ vom 5.12.22. Auch das stimmt nicht. Die Zeitung lügt ohne jedes Schamgefühl.
Richtig dagegen:
"Zwei seiner Kinder wurden Pfarrer." (Wikipedia über den Vater von Johanna Haberer und Markus Rückert)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.12.2022 um 07.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49992
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Die Edition „Vertreibung des Geistes“ präsentiert drei Dutzend Gespräche mit Intellektuellen und Wissenschaftlerinnen, die vor den Nationalsozialisten aus Deutschland geflohen sind. (SZ 3.12.22)
Das ist nicht wahr.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.11.2022 um 16.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49966
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Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41974
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40410
„Heute gilt es als umstritten, ob sich tatsächlich klangliche Unterschiede zwischen den Stimmen von Mädchen und Jungen ausmachen lassen. Während einige Wissenschaftler in der Charakterisierung von Mädchenstimmen gegenüber Knabenstimmen als »verhaucht und schwachbrüstig« historisch bedingte Geschlechterklischees sehen, können durch empirische Untersuchungen durchaus quantifizierbare Unterschiede festgestellt werden. So sind Knabenstimmen nach einer Untersuchung des Universitätsklinikum Leipzig im Schnitt bis zu 10 dB lauter (was in der subjektiven Wahrnehmung einer Verdopplung der Lautstärke entspricht), können den Ton ca. doppelt so lange halten und klingen von Natur aus weniger behaucht.“ (Wikipedia Knabenchor)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.11.2022 um 14.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49965
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Die Veranstalter der Empowerment-Ausstellung versteigen sich zu dieser Behauptung:
„Aus unserer Sicht sind Feminismen die fortschrittlichste Art, die Welt neu zu denken.“ (Katalog S. 223)
Der totale Anspruch beweist den ideologischen Charakter. Auch der Grundsatz des „Gender mainstreaming“, zu dem sich die Bundesregierung schon vor längerer Zeit bekannt hat, bedeutet ja auf deutsch: „Alles muß sich um das Geschlechtliche drehen.“ In Wirklichkeit wird es dann nicht so heiß gegessen, aber der Vorsatz ist da.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 29.11.2022 um 12.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49961
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Auf das Video von Mai Thi Nguyen-Kim (https://youtube.com/watch?v=jkorR0ccWjM) hat der Philosoph Uwe Steinhoff reagiert. Er räumt die ganzen Sprachverwirrungen und Kategorienfehler auf.
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49946
Mit ein Grund, warum das Ansehen der Wissenschaft Schaden erleidet. Solche Leute wie Nguyen-Kim (aus dem Netzwerk funk) werden ja enorm gefördert, nicht nur von den öffentlich-rechtlichen Medien, sondern auch von Wissenschaftlern.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.11.2022 um 06.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49954
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Zu ihrem 80. Geburtstag wird Alice Schwarzer gepriesen und überschätzt, als sei sie schon gestorben.
Den wirklich gerade gestorbenen Enzensberger preisen sie beim rechtsradikalen "Tichy", als ob er einer der Ihren gewesen wäre. Er war gewiß vieles, aber das denn doch nicht.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.11.2022 um 16.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49949
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Aus dem Empowerment-Band: Leser*innenbriefseite. Das kommt der berühmten Druckerinnenschwärze nahe und beweist noch einmal, daß diese Leute etwas Grundlegendes nicht verstanden haben.
Zum Inhalt: Es mag ja sein, daß die Frauen intersektional und planetarisch unterdrückt sind, aber selbst dies muß durch empirische Sozialforschung belegt werden (wobei sich einige Differenzierungen zeigen würden, die hier allerdings unerwünscht sind). Aber das ist wahrscheinlich eine männliche oder, im Jargon der Ausstellungsmacher, "patriarchale" Forderung. In ihren Augen genügen Betroffenheitsbekundungen und Anekdotisches.
In Besprechungen der Schau wird die "Wut" gelobt.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 28.11.2022 um 08.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49947
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Da hat sich wohl ein Fehler in die Blogsoftware eingeschlichen. Ich kann die E-Mail-Adresse von Kommentatoren sehen.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 28.11.2022 um 08.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49946
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Weiß hier jemand, wie man sich selbst misgendert?
https://youtube.com/watch?v=8fraZlsmCio&t=18m52s
(18min 52s)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.11.2022 um 14.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49941
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Im Katalog zur Wolfsburger Ausstellung „Empowerment“ bedanken sich die Veranstalter bei Ministerin Claudia Roth für die „Schirmfrauschaft“. Sie übersehen, daß man im Deutschen Herr über eine Sache sein kann, aber nicht Frau über eine Sache.
Der Band ist im übrigen mit Hunderten von Gendersternchen übersät und kaum lesbar, auch abgesehen vom durchgehenden Klage- und Anklageton.
Die Bemerkung, daß Covid 19 "zu einem Wiedererstarken patriarchaler Strukturen geführt" habe, wird leider nicht erläutert.
("Frauen of Color"...)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.11.2022 um 05.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49935
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Viele haben schon bemerkt, daß "Brustwarze" eigentlich ein ziemlich schnöder Name für eine schöne Sache ist; aber einen seriösen anderen gibt es nicht. Die Feministen scheint es bisher nicht gestört zu haben, was wohl damit zusammenhängt, daß es hier wie beim Stillen um die nicht durch wohlmeinende Entschließungen zu tilgende tierische Natur geht.
Daß es bei elementaren Gegenständen eine Wortschatzlücke gibt, ist nicht so unerhört. Die Römer hatten kein Wort für "Kind".
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.11.2022 um 05.49 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49916
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Grace de Laguna hat gewiß nicht übersehen, daß es auch Frauen gab und gibt:
„It has sometimes been supposed that Neanderthal man could not have spoken because the structure of his head and neck did not permit free articulation. It is scarcely possible, however, that he could have developed such culture as he evidently possessed without language.“ (Speech. Bloomington 1927)
Übrigens eine zu Unrecht fast vergessene Autorin. Sowohl Karl Bühler als auch B. F. Skinner bezogen sich auf ihr bedeutendes Buch.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.11.2022 um 16.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49910
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Wir müssen weder christlich noch kommunistisch glauben, aber der Genderwahn ist im Begriff, Staatsreligion zu werden. Mit dem Bekenntnis zu Gender mainstreaming macht sich die Regierung die Doktrin zu eigen. Auch diesmal dürfte die Verpflichtung der Schulen („geschlechtersensible Pädagogik“ – wer könnte etwas dagegen haben?) ein wichtiger Schritt sein.
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Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 19.11.2022 um 16.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49907
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Giovanni Infantino hat eine bizarre Pressekonferenz gegeben. Darin hat er wohl auch gesagt "everybody is welcome".
Der Spiegel übersetzt: Jeder und jede seien bei der WM herzlich willkommen
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.11.2022 um 05.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49904
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Die Bundesregierung und die dem Innenministerium nachgeordnete Bundeszentrale für politische Bildung haben sich der Genderideologie vorbehaltlos in die Arme geworfen. Es ist anzunehmen, daß die meisten dort Beschäftigten ebenso wenig davon halten wie die allgemeine Bevölkerung. Wie bei der Rechtschreibreform gibt es eine erforschenswerte Dynamik des Mitläufertums, einer "Tyrannei des Vermeintlichen" (wie ich es genannt habe) ohne Zwang von außen. Eine zweite Frage ist, wie man da wieder herauskommt. Die Reformschreibung hat sich abgeschliffen; mit "Heyse" kann man leben, und der Rest kommt nur als gelegentliche Dummheit vor, die man hinnimmt angesichts noch viel größerer Dummheiten.
Zeitungen wie die FAZ und SZ beschränken sich auf Doppelnennung und genderinduzierte Falschmeldungen, wie im vorigen Eintrag gezeigt. Das kann man, da es sich um "Frequenzspezifika" handelt, nach und nach zurückfahren. Schwerer haben es Zeitungen, die sich etwa auf Sternchen oder Doppelpunkte verpflichtet haben. Man müßte sich ausdrücklich zu einem Fehler bekennen und ihn zurücknehmen. Das kann ich mir bei solchen ideologisch verbohrten Blättern kaum vorstellen. Eher nehmen sie den Tod in Kauf, an dem sie ohnehin jedes Jahr knapp vorbeischrammen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.11.2022 um 03.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49902
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Die Regierung will einen Plan vorlegen, wie viele Ärztinnen und Pfleger in den kommenden Jahren gebraucht werden. (SZ 18.11.22)
Das Gendern führt hier zu einer Falschmeldung. Der Plan der britischen Regierung betrifft selbstverständlich den Bedarf an Ärzten und Pflegern, worunter nach den Regeln des Deutschen (die auch die SZ auf jeder Seite mehrmals durch ihre eigene Praxis bekräftigt) Personen beiderlei Geschlechts verstanden werden. Differenziert man hingegen ausdrücklich nach „Ärztinnen und Pflegern“, ist ein solches generisches Verständnis nicht möglich.
Daß viele Journalisten das nicht wissen, liegt an unzureichender sprachlicher Bildung. Wer die Deutschlehrerausbildung kennt, den wundert es nicht besonders.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.11.2022 um 05.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49898
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In den Medien werden Hundebesitzerinnen und -besitzer vor Giftködern gewarnt, durch die Hunde, aber keine Hündinnen, zu Tode kommen können. Im Radio werden die Bürgerinnen und Bürger vor Betrügern gewarnt, nicht vor Betrügerinnen. Täglich siegt das generische Maskulinum, das angeblich nicht funktioniert. Sie merken es nicht.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.11.2022 um 05.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49897
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Danke für die Bereicherung der Diskussion! Ich habe mich nicht mit den Einzelheiten beschäftigt, sondern mich an die Oberfläche der Zeitungsberichte gehalten.
Der verlinkte Artikel überzeugt mich nicht. Rowling’s tweets [im Roman!] do not sound like her actual critics; they sound like she thinks her critics sound (i.e., ridiculous). – Das nennt man ja wohl ein „begging the question“ oder eine p. p.
Ich habe keine Erfahrung mit Twitter, aber meine Töchter haben das Buch ganz anders gelesen als der Kritiker, und auch ich habe einen anderen Eindruck gehabt. Daß es eine Antwort auf ihre feministischen Kritiker sein könnte, ist mir völlig entgangen. Letztlich ein Geschmacksurteil, philologisch verbrämt, und Erfolg ruft naturgemäß Neider auf den Plan. Wir "Anbeter" sind unbelehrbar.
Man sieht ja auch an anderen Bewertungen, daß manche den neuen Roman zu lang finden, andere zu kurz.
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Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 18.11.2022 um 01.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49896
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weil sie "das biologische Geschlecht als real bezeichnet" hat. – Vorsicht vor Verdrehungen! Rowling hat sich solidarisch mit Maya Forstater gezeigt, deren Visiting Fellowship beim Centre for Global Development nicht verlängert wurde und die vom CGD auch keinen Arbeitsvertrag als Senior Fellow angeboten bekam, nachdem sie auf Twitter Äußerungen tätigte wie die folgenden (Hervorhebung von mir, ASCII-Apostroph ersetzt):
„I have a definition of woman — adult human female. It does not come with any expectations or requirements for gendered behaviour. It is clear, well understood & critical for women rights including the right to spaces without male bodies. Why ditch this for something undefinable?“
„I honestly don’t see the difference between Rachel Dolezal’s internal feeling that she is black and a man’s internal feeling that he is a woman (ie adult human female). Neither has basis in material reality.“
Man mag von der Entscheidung des CGD halten, was man will, aber interessant ist, wie Rowling die Sache dargestellt hat (Hervorhebung von mir):
Dress however you please.
Call yourself whatever you like.
Sleep with any consenting adult who’ll have you.
Live your best life in peace and security.
But force women out of their jobs for stating that sex is real?
#IStandWithMaya #ThisIsNotADrill
Aua! Dies zur damaligen „sex is real“-Geschichte; Rowling hat inzwischen mehrfach in „genderkritische“ Richtung geäußert und ihr Buch The Ink Black Heart ist, äh, nun ja:
https://www.currentaffairs.org/2022/08/j-k-rowlings-new-novel-shows-why-having-an-editor-is-important
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.11.2022 um 05.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49887
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Rowling wird angefeindet und sogar mit dem Tod bedroht, weil sie "das biologische Geschlecht als real bezeichnet" hat. Man sollte die Biologie verbieten oder wenigstens ihre Anwendung auf den Menschen. Seit die Politik sich dem Genderwahn verschrieben hat, ist die totalitäre Gefahr kein Hirngespinst mehr. (Wer sich einst dem Hexenwahn widersetzte, wurde selbst der Hexerei angeklagt und entnommen.) Jeder Nichtsnutz kann sich heute einen uneinholbaren Vorsprung vor den größten Genies verschaffen, indem er sein Mitläufertum ausspielt.
Der neue Strike ("The Ink Black Heart") ist gut 1.000 große Seiten dick, aber das schreckt die Fans natürlich so wenig wie früher, im Gegenteil. Es gibt, wie ich sehe, genau wie bei Harry Potter, Fan-Websites, wo die Amateurphilologen sich austauschen. Sie bemerken auch kleinste Versehen, tippen aber auch süffige Zitate ab, z. B. "There’s nothing like Latin for slapping the fuck out of people who think they’re better than you. I’ve used it several times to good effect.”
Was die beiden Hauptfiguren betrifft, so kommen sie einander wieder ein wenig näher, sind aber am Ende, jedenfalls scheinbar, so weit voneinander entfernt wie eh und je. Es wird also eine Fortsetzung geben, versprochen!
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.11.2022 um 03.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49885
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Wer das Gendern ablehnt, macht mit "den Faschisten der Höcke-AfD" gemeinsame Sache.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.11.2022 um 07.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49876
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Seit 25 Jahren stellen die Zeitungen Familienanzeigen auch gegen den Willen der zahlenden Auftraggeber auf Reformschreibung um. Aber das amtlich nicht zugelassene Gendersternchen dulden sie (so heute die SZ in einem Nachruf der VHS auf eine frühere Kollegin von mir).
Merke: Die von den Kultusministern gewünschte Schulorthographie ist wichtiger als die persönliche Freiheit, zu schreiben, wie man will. Die Genderideologie wiederum ist wichtiger als die amtliche Rechtschreibung.
Eine ähnliche Rangordnung haben wir anderswo: Leichte Sprache ist wichtig, aber Gendern ist wichtiger.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.10.2022 um 07.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49813
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Das Gendern ist je nach Einzelwort verschieden stark automatisiert (lexikalisiert). Am weitesten fortgeschritten scheint es bei Schülerinnenundschüler. Das liegt sicher auch an der besonderen Folgsamkeit des pädagogischen Personals.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.10.2022 um 04.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49801
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Das vorgeschriebene m/w/d in Stellenanzeigen entgeht der Unzulässigkeit des Sterns nach geltender Schulorthographie. Aber eigentlich müßten sich die "sexuellen Zwischenstufen" (wie man früher sagte) respektlos behandelt fühlen, wenn sie sich als "alle anderen" oder "der Rest" definiert sehen – denn darauf läuft das relationale "divers" doch hinaus.
Dazu die alte Frage: Ist das biologische Geschlecht wirklich das wichtigste Merkmal der Identität und dann auch Diskriminierung? Und wie verhält es sich zur sexuellen "Orientierung"? Mit "m/w/d" entledigt man sich einer lästigen Pflicht, übergeht aber die anderen Probleme, die man mit der Identitätspolitik aufgeworfen hat.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.10.2022 um 17.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49800
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Wenn ich mich recht erinnere, hieß es vor wenigen Jahren, als der Genderstern noch relativ neu und somit erklärungsbedürftig war, er stünde für alle übrigen "Geschlechter" neben den "innen" und den Ohne-"innen".
Das "m/w/d" ist dann natürlich doppelt gemoppelt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.10.2022 um 15.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49797
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Eine Firma sucht Mitarbeiter*innen (m/w/d). Gender-Overkill. Was sollen denn die d davon halten, die weder Mitarbeiter noch Mitarbeiterinnen sind? Sollen sie sich im * gemeint finden?
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.10.2022 um 22.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49763
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Zu [!]:
"ihr" ist wohl auf die "Innenminister innen" bezogen, das kann einen schon verwirren.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.10.2022 um 22.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49762
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"Die EU-Innenminister innen ärgert, daß Serbien ihr [!] Migrationsproblem vergrößert."
(Kommentar im ZDF, heute journal, 14.10.22)
Erstaunlich, wie die Sprecherin dabei ernst bleiben kann. Ich bekäme bei sowas unweigerlich einen Lachanfall.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 13.10.2022 um 00.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49759
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Gute Ärzte (sic) erkennt man daran, daß sie Patienten richtig gendern:
https://regenbogenportal.de/leichte-sprache/jung-und-trans-geschlechtlich
(In der Überschrift steht ganz sexistisch "Ärzte".)
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 12.10.2022 um 00.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49756
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Solche Beispiele zeigen, daß kein Mensch vom Plural auf den Singular zurückschließt. Mit Grammatik hat das herzlich wenig zu tun. Wie ich hier früher schon sagte: Wer bei »die Parlamentarier« an Männer »denkt«, tut das auch bei »die Abgeordneten« usw.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 11.10.2022 um 22.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49755
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Sachverständigen und Sachverständigenhdeginnen
https://twitter.com/re_alCapone/status/1579591073231699968
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.10.2022 um 03.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49751
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Bei der bedeutenden Philosophin Grace de Laguna (Speech 1927) ist ein Kind immer "he", außer wo sie von ihrer Tochter spricht. Offenbar hat sie nicht bemerkt, wie sehr sie sich selbst diskriminiert...
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.10.2022 um 04.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49742
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Studentenfutter (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=292) ist doppelt anstößig. Studierendennahrung!
Edeka hat es schon mit Student*innenfutter versucht: "Welche Gefühle verletzt Gendern eigentlich?" Nun, das Sprachgefühl, aber wo keines ist, kann man es auch nicht verletzen.
Pfleger (pardon, Pflegende) lernen, daß man Patienten nicht füttert, sondern ihnen die Nahrung reicht.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 06.10.2022 um 01.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49734
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Bindestriche vermeiden Mißverständnisse.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.10.2022 um 17.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49731
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amazon/tegut liefert Hähncheninnenbrustfilet – ich dachte zuerst an eine gegenderte Form – so weit ist es schon gekommen...
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.10.2022 um 04.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49728
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Es würde mich nicht wundern, wenn die Medien, die bisher zurückhaltend gendern, von den Mainstream-Konformisten angegiftet würden wie bei der Rechtschreibreform. Erst wenn alle mitmachen und der Kunde keine Alternative mehr hat, wird Ruhe im Kuhstall herrschen. Und dann werden sie einander wie damals gegenseitig die Schuld in die Schuhe schieben: die Zeitungen den Agenturen, die Agenturen den Zeitungen usw.
Mit den gedruckten Zeitungen geht es unterdessen weiter bergab, aber es bleibt ja noch der zwangsfinanzierte Rundfunk, der keine Teilnehmer braucht, um vielen Menschen ein Auskommen zu verschaffen.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 03.10.2022 um 22.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49727
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Zeitungen und andere Medien stützen sich in ihrer Nachrichtenberichterstattung in erheblichem Umfang auf Agenturmaterial. Viele, mitunter auch lange Artikel bestehen zu großen Teilen aus dem O-Ton von Agenturmeldungen. Vielleicht ist das nicht neu, aber dank des Internets ist es heutzutage ohne größeren Aufwand möglich, die Texte miteinander zu vergleichen. Wie gering der Anteil der eigenen Redaktion am Endprodukt oft ist, wird bei einem solchen Vergleich deutlich.
Bekanntlich haben die Nachrichtenagenturen dem generischen Maskulinum den Kampf angesagt. Deshalb ist es interessant zu beobachten, wie die Abnehmer im Hinblick auf das Gendern mit dem Agenturmaterial umgehen. Dabei zeigen sich aufschlußreiche Unterschiede. Heute früh etwa berichteten die Onlineausgaben sowohl der FAZ als auch des SPIEGEL praktisch wortgleich über den Ausgang der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen in Brasilien. Der Text findet sich auch auf dem Youtube-Kanal der Tagesschau. Nachstehend Auszüge aus den betreffenden Artikeln (Hervorhebungen von mir). Sie belegen, daß die Redaktionen durchaus von der Möglichkeit Gebrauch machen, an den entsprechenden Textstellen in ihrem Sinne einzugreifen, und zwar in alle denkbaren Richtungen. Es soll also niemand behaupten, den Abnehmern der Agenturmeldungen wären beim Thema Gendern die Hände gebunden.
faz.net:
Nach Einschätzung von Experten bekannten sich viele der Befragten nicht zu ihrem tatsächlichen Favoriten oder entschieden sich erst am Wahltag.
Neben dem künftigen Präsidenten wurden am Sonntag auch Abgeordnete, Senatoren und Gouverneure gewählt.
Viele Anhänger des 76-Jährigen verbinden Lula mit den goldenen Zeiten Brasiliens, als die Wirtschaft aufgrund der hohen Rohstoffpreise boomte […]. Für seine Gegner hingegen ist Lula verantwortlich für Korruption und Vetternwirtschaft.
Die Unterstützer von Bolsonaro sehen ihren Staatschef hingegen als Verteidiger traditioneller Familienwerte und wirtschaftlicher Freiheit. Radikale Anhänger des Hauptmanns der Reserve forderten bei Demonstrationen unverhohlen einen Militärputsch.
(https://www.faz.net/agenturmeldungen/dpa/lula-gewinnt-erste-runde-der-praesidentenwahl-in-brasilien-18358862.html)
spiegel.de:
Nach Einschätzung von Expertinnen und Experten bekannten sich viele Befragten (sic) nicht zu ihren tatsächlichen Favoriten oder entschieden sich erst am Wahltag.
Neben dem künftigen Präsidenten wurden am Sonntag auch Abgeordnete, Senatorinnen und Gouverneure gewählt.
Viele Anhängerinnen und Anhänger des 76-Jährigen verbinden Lula mit den goldenen Zeiten Brasiliens, als die Wirtschaft aufgrund der hohen Rohstoffpreise boomte […]. Für seine Gegner (!) hingegen ist Lula verantwortlich für Korruption und Vetternwirtschaft.
Die Unterstützenden (!!) von Bolsonaro sehen ihren Staatschef hingegen als Verteidiger traditioneller Familienwerte und wirtschaftlicher Freiheit. Radikale Anhängerinnen und Anhänger des Hauptmanns der Reserve forderten bei Demonstrationen unverhohlen einen Militärputsch.
(https://www.spiegel.de/ausland/brasilien-luiz-inacio-lula-da-silva-gewinnt-erste-runde-der-praesidentschaftswahl-gegen-jair-bolsonaro-a-2a660bd2-ca3a-4031-a9c7-91bf980f09e2)
Youtubekanal Tagesschau:
Nach Einschätzung von Expert:innen bekannten sich viele Befragte nicht zu ihren tatsächlichen Favoriten oder entschieden sich erst am Wahltag.
Neben dem künftigen Präsidenten wurden am Sonntag auch Abgeordnete, Senator:innen und Gouverneur:innen gewählt.
Viele Anhänger:innen des 76-Jährigen verbinden Lula mit den goldenen Zeiten Brasiliens, als die Wirtschaft aufgrund der hohen Rohstoffpreise boomte […] Für seine Gegner:innen hingegen ist Lula verantwortlich für Korruption und Vetternwirtschaft.
Die Unterstützer (!) von Bolsonaro sehen ihren Staatschef als Verteidiger traditioneller Familienwerte und wirtschaftlicher Freiheit. Radikale Anhänger:innen des Hauptmanns der Reserve forderten bei Demonstrationen unverhohlen einen Militärputsch.
(https://www.youtube.com/watch?v=TDEZFcRBpwU)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.10.2022 um 06.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49726
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Das Eingeständnis, daß gegenderte Texte nicht „barrierefrei“ sind, ist bemerkenswert, auch wenn es sich für unsereins von selbst versteht. Dazu ein aktueller Beitrag: Till Briegleb (SZ 1.10.22) äußert sich kritisch über „Triggerwarnungen“ im Zusammenhang mit Theateraufführungen usw. Immer mehr Bereiche werden davon erfaßt, daß man vermuteten „Traumatisierungen“ dieser oder jener Personen zuvorkommen möchte. Die Vermeidung aller Anlässe macht eine Veranstaltung „barrierefrei“ oder „-arm“. Es wird eingewandt, daß zu viele Warnungen erst recht Angst erzeugen; Betroffene bleiben dann am besten gleich zu Hause.
Zur Situation an den Universitäten vgl. „Vor der Warnung wird gewarnt“ (SZ 17.7.19 https://www.sueddeutsche.de/kultur/universitaeten-vor-der-warnung-wird-gewarnt-1.4528176)
Das zeigt ebenso wie die Diskussion ums Bürgergeld die Dialektik der „Barrierefreiheit“: Was dem einen eine Barriere in den Weg legt, ist für den anderen gerade die Beseitigung einer solchen.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 03.10.2022 um 05.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49725
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»Fragen und Antworten zum Bürgergeld«
https://bmas.de/DE/Arbeit/Grundsicherung-Arbeitslosengeld-II/Buergergeld/Fragen-und-Antworten-zum-Buergergeld/faq-buergergeld.html
18. Warum ist das Bürgergeld nicht gegendert?
Als Bundesministerium für Arbeit und Soziales sind wir stets um Inklusion bemüht. Das bedeutet in diesem Fall nicht nur das Einbeziehen aller Geschlechter, sondern auch Barrierefreiheit in der Sprache. Wir wollen, dass uns alle verstehen können und wir möglichst leichte Sprache nutzen.
Außerdem müssen wir uns an bestimmte, juristische Vorgaben halten, wenn wir Gesetze schreiben - unter anderem an die sogenannte Rechtsförmlichkeit. Diese fordert einerseits zu einer sprachlichen Gleichbehandlung von Mann und Frau auf, andererseits darf diese nicht auf Kosten der Verständlichkeit gehen. Wir dürfen in Gesetzestexten nicht mit Sparschreibungen von Paarformen, also Konstruktionen wie dem Genderstern, Binnen-I oder Schrägstrichen arbeiten. Die Formulierung darf zudem nicht zu sehr vom allgemeinen Sprachgebrauch abweichen.
Da es für das Wort "Bürger" keine genderneutrale, einfache Formulierung gibt, sind wir in unserer Kommunikation beim generischen Maskulinum geblieben - auch wenn das Bürgergeld natürlich ein "Bürgerinnen- und Bürgergeld" bzw. ein "Bürger*innengeld" ist.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 02.10.2022 um 21.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49723
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Jetzt nach I _ * : und . ist ; wohl im Kommen.
Oft sind Dienstwagen, die auch privat genutzt werden können, ein zusätzlicher Anreiz, den Arbeitgeber:innen ihren Mitarbeiter;innen zur Verfügung stellen. Das lohnt sich für beide Seiten: Wenn Arbeitgeber;innen ihren Mitarbeiter:innen einen Dienstwagen als Gehaltsbestandteil zur Verfügung stellen, können sie die Anschaffungs- und Unterhaltskosten (etwa mögliche Leasingraten) steuerlich absetzen.
Und für die Kosten, die Dienstwagen verursachen, fallen keine Lohnnebenkosten an. Für die Arbeitnehmer*innen ist ein Dienstwagen meist deutlich günstiger als die private Anschaffung eines vergleichbaren Fahrzeugs.
https://quarks.de/technik/mobilitaet/darum-ist-die-dienstwagen-besteuerung-schlecht-fuers-klima
Mal was anderes, und wirkt auf jeden Fall wertig. Vielleicht kann man so noch den einen oder die andere zum Gendern bewegen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2022 um 06.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49720
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Es ist schwer, nicht an eine Satire zu denken. Beim Lesen überkommt mich Endzeitstimmung. Schreibt die Telekom ihren eigenen Nachruf? Die Zeiten sind schwierig, viele Unternehmen wissen nicht, ob sie in zwei Jahren noch existieren oder von anderen, weniger dekadenten übernommen sein werden.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 01.10.2022 um 23.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49717
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Die Deutsche Telekom hat ein wichtiges Handbuch herausgegeben:
https://telekom.com/resource/blob/1017382/d94507dfb1070c70ec14b0464452cc60/dl-220929-transgender-handbook-data.pdf
Eigentlich schreiben diese Leitfäden alle voneinander ab, aber die „Genderbread Person“ (auch „Lebkuchenmensch“) kannte ich noch nicht (Seite 9).
Wie wird man ein Ally? (S. 20ff)
Man soll zum Beispiel nicht sagen: „könnte er den Kalender mitbringen“, sondern: „könnte Jan den Kalender mitbringen“. Ich vermute, daß man als guter Ally auch sagen muß: „Jan sucht Jans Schlüssel“. Vielleicht frage ich mal nach bei der Telekom.
Auf S. 24 wird es wirklich progressiv:
Die meisten trans* Personen begrüßen es, nach ihren Pronomen gefragt zu werden. Es zeigt, dass es Ihnen wichtig ist und Sie alles richtig machen möchten.
Ein Beispiel, wie das geschlechtsneutrale Pronomen „nin“ in Gesprächen über eine Person angewendet werden kann:
Raheem arbeitet bei der Deutschen Telekom. Nimse Arbeitsumgebung unterstützt nimse Transition. Nin arbeitet gern mit nimsem Team zusammen. Raheem zeigt bei der Arbeit gern nimse Persönlichkeit.
Dies kann jedoch etwas Übung erfordern, vor allem in der gesprochenen Sprache. Daher ist es stets okay und respektvoll, den Namen einer Person anstelle des abgelegten Pronomens zu verwenden, hier ein Beispiel:
Raheem arbeitet bei der Deutschen Telekom. Die Arbeitsumgebung unterstützt Raheems Transition. Raheem arbeitet gern mit dem Team zusammen. Bei der Arbeit zeigt Raheem gern die eigene Persönlichkeit.
Wenn Sie also nicht sicher sind, welche Pronomen von einer Person bevorzugt werden, oder Sie in der ersten E-Mail an eine unbekannte Person nicht nachfragen können, ist es immer möglich und höflich den Vornamen oder den vollen Namen der Person zu verwenden.
Ein Beispiel:
• Guten Tag Mia Schmitt
• Hallo George
Tipp: Nicht vom Vornamen auf die Pronomen schließen.
Auch eine Person, die Michael oder Julia heißt, kann geschlechtsneutrale Pronomen bevorzugen.
Indem Sie Ihre Pronomen in Ihrem internen Yam United Profil und/oder in Ihrer E-Mail-Signatur angeben, ermöglichen Sie allen, Sie korrekt anzusprechen.
Tja, dumm nur, wenn man ausschließlich den Nachnamen kennt: Guten Tag Schmitt!
Finde ich überhaupt interessant, daß man noch nicht daran gedacht hat, einen geschlechtsneutralen Ersatz für die Anrede mit „Herr“ bzw. „Frau“ anzubieten. Dabei ist Respekt doch so wichtig!
Aber noch wichtiger ist es vielleicht, sich selbst mit entsprechenden Abzeichen zu versehen:
LGBTQIA+ Poster, Flaggen, Schlüsselbänder und E-Mail-Signaturen mit Pronomen als Zeichen einer Kultur der Akzeptanz (S.27)
Melden ist natürlich auch eine Option, die man nutzen sollte:
Die alltägliche Förderung und Umsetzung dieser Hilfestellung liegt in der Verantwortung aller Führungskräfte und Arbeitnehmenden. Verstöße oder vermutete Verstöße sollten dem Management oder dem Bedrohungsmanagement gemeldet werden, wenn die Angelegenheit nicht schnell und einvernehmlich zwischen den Beteiligten geregelt werden kann. (S. 29, auch 39)
Bedrohungsmanagement - hübsches Wort.
Was natürlich nicht fehlen darf:
Geschlechtsneutrale Toilettenkabinen, die vollständig geschlossen sind und eine Toilette, ein Waschbecken und einen Hygienemülleimer umfassen. Menschen jeglichen Geschlechts könnten diese Toiletten nutzen. (D. 34)
Die abgebildeten Symbole deuten an, daß es das Einfachste wäre, die ohnehin vorhandenen Behindertentoiletten umzudeklarieren.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.10.2022 um 04.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49716
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Es ist unmöglich, Schülern beizubringen, wie das generische Maskulinum und andere neutralisierbare Oppositionen funktionieren, wenn gleichzeitig die Gender-Ideologie mit ihrer Scheinplausibilität von allen Seiten auf sie einprasselt, angeleitet von den Kultusministerien, die strukturell unfähig sind, die Tatsachen zu verstehen. Außerdem wirkt der Bann über gewisse Wörter und Formen selbstbestätigend. Auch wer die Begründung für falsch hält, muß mitmachen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.09.2022 um 08.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49714
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Vielleicht ist es eine Alterserscheinung, aber ich halte es für sinnlos, den Genderwahn durch Aufklärungsarbeit bekämpfen zu wollen. Man muß ihn sich selbst überlassen und darauf hoffen, daß er an seinen eigenen Widersprüchen ersticken wird.
Beim Tierschutz läuft es ähnlich (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1505#49703). Man engagiert sich für Hunde und wird unversehens zum Rassisten.
Den unaufhebbaren Widerspruch in der Ideologie der PC und des Genderns haben wir schon oft gesehen: Das Ignorieren der Unterschiede im Namen der Gleichstellung und die ständige Hervorhebung der Unterschiede im Namen der "Identität" sind nicht zu versöhnen.
Toleranz für die Intoleranten wird selbst zur Intoleranz usw.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 30.09.2022 um 06.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49712
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Hier noch ein bißchen ÖRR-Propaganda fürs Gendern und nebenbei für Neopronomen (letzteres im Video).
https://swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/gendern-in-der-schule-bw-100.html
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Kommentar von , verfaßt am 28.09.2022 um 04.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49702
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Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 27.09.2022 um 22.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49700
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Die Beflissenheit auf der verlinkten "Keltinnen und Kelten"-Seite lebt sich ungebremst aus:
"Kopfjäger:innentrophäen"
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.09.2022 um 17.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49699
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„Um 850 v. Chr. bauten die dort siedelnden Keltinnen und Kelten systematisch das Salz ab und kamen zu immensem Reichtum.“ (https://www.lwl-landesmuseum-herne.de/de/unsere-ausstellungen/sonderausstellungen/rueckblick-sonderausstellungen/)
Usw. – die Archäologie und die Geschichte werden nach und nach durchgegendert.
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Kommentar von , verfaßt am 27.09.2022 um 16.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49698
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"Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler", "Forscherinnen und Forscher": Das steigert ganz unökologisch den Verbrauch von Papier, Druckerschwärze und anderem Speicherplatz, hört sich in meinen Ohren aber zunächst erträglicher an als "Forschende", "Autofahrende", "Lesendenumfrage" und andere Haltung demonstrierende Neubildungen, die mich sogleich an die aus Orwells 1984 bekannten stalinistischen Wortbildungen erinnern.
Allerdings sind auch Doppelnennungen sprachlicher Unfug: Konventionell suggerieren Formulierungen nach dem Muster ‚Frauen und Menschen‘ oder ‚Menschen und Frauen‘ eine größere (doppelte?) Menge oder Relevanz von Frauen. Im feministischen Sinne scheinen mit der grammatisch männlichen Form nur Männer gemeint zu sein; kaum ein Schreiber oder Redner schafft es jedoch, das Prinzip der Doppelnennung durchzuhalten: Sobald er eine movierte Form vergißt, muß er sich rechtfertigen und erklären, ob er nun konventionell wieder beide biologischen Geschlechter meint oder doch nur das männliche.
Erklären müßte er eigentlich auch, warum er nicht auch andere Teile der Gesellschafft (ausländische, dunkelhäutige, anders sexuell orientierte, behinderte etc. Menschen) explizit "sichtbar" macht - hat der Feminismus etwa alleinigen Anspruch auf Diskriminierung bzw. Förderung, darf Sprache nur "Gender"-gerecht, -sensibel etc. sein?
Völlig widersinnig werden movierte Formen dann, wenn Zweifel berechtigt sind, ob Frauen überhaupt gemeint sein KÖNNEN: So "gutmenschlich" bzw. politisch korrekt etwa "Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler" klingt, so fraglich ist diese Formulierung dann, wenn aus der Wissenschaft bekannte Persönlichkeiten einer Zeit gemeint sind, in der (fast) nur Männer eine wissenschaftliche Disziplin betrieben bzw. betreiben konnten. Was damals den wissenschaftlichen Fortschritt behinderte, führt heute zur expliziten Nennung von Wissenschaftlerinnen, die es gar nicht gab. (Selbst wenn es eine gab, stimmt der Plural Wissenschaftlerinnen nicht.)
Aber um Bedeutung, um sprachliche Präzision geht es ja auch gar nicht, wie ich gelernt habe: Es geht um die demonstrierte "Haltung".
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 27.09.2022 um 10.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49696
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faz.net:
Derzeit wissen Wissenschaftler von keinem Asteroiden, der in absehbarer Zeit direkt auf die Erde zurasen könnte – aber Forscher haben rund 27.000 Asteroiden in der Nähe unseres Planeten identifiziert, davon rund 10.000 mit einem Durchmesser von mehr als 140 Metern. […] Die Forscher müssen nun untersuchen, ob sich die rund zwölfstündige Umlaufbahn des Dimorphos durch den Einschlag der Sonde verändert hat - und wenn ja, inwiefern sie sich verändert hat
spiegel.de:
Derzeit wissen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von keinem Asteroiden, der in absehbarer Zeit direkt auf die Erde zurasen könnte. Aber Forscherinnen und Forscher haben rund 27.000 Asteroiden in der Nähe der Erde identifiziert, davon rund 10.000 mit einem Durchmesser von mehr als 140 Metern. […] Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler müssen nun untersuchen, ob sich die rund zwölfstündige Umlaufbahn des Dimorphos durch den Einschlag der Sonde verändert hat
Völlig unbeholfen, aber sehr beflissen, und das zählt. Man möchte kalauern: warum nicht Asteroidinnen und Asteroiden?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.09.2022 um 04.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49692
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Die „Auswahl von Richterinnen und Richtern“ begünstige Vetternwirtschaft, schreibt die SZ vom 25.9.22; später heißt es: „Vettern- respektive Cousinenwirtschaft“, wohl mit selbstironischem Zungenschlag.
"Vetter" hat sich hauptsächlich in diesem Kompositum erhalten, sonst wird es in der Standardsprache kaum noch gebraucht, wie auch andere Verwandtschaftsbezeichnungen. "Basenwirtschaft" ist noch seltener als "Cousinenwirtschaft". Auf dem Dorf sieht es anders aus.
Wenn ich "Kuseng" höre, fühle ich mich an meine Kindheit erinnert, denn so sprachen wir das aus (wie auch "Balkong" usw.)
Aber seltsam bleibt es doch, daß diese und andere Verwandtschaftsbezeichungen, die doch zum deutschen Kernwortschatz gehören sollten, durchs Französische ersetzt worden sind. Gab es in höheren Ständen eine Art Benennungsscheu? (Vgl. "meine Alte", "meine bessere Hälfte"...)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.09.2022 um 16.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49689
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Rein grammatisch wird ja gern angeglichen: die Schweiz als Partnerin usw., auch bei Firmen und anderen Größen, damit das Genus in gefälliger Weise zusammenstimmt.
Aber was ist mit dem Staat selbst? Die Staatinnnen (oder Stätinnen) müssen her! Nouripours "Partnerinnenstaat" geht gar nicht.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.09.2022 um 13.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49688
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Abgesehen von der eigentlichen sprachlichen Funktion des Erstglieds steckt hinter diesem absurden Ausdruck ja das Denken von Staaten als von "Partnerinnen und Partnern". Also etwa die Schweiz und die Slowakei gehören offenbar zu den Staatinnen, Iran, Kongo usw. zu den männlichen Staaten.
Die Tschechei heißt nun Tschechien, ist also nach Nouripour et al. wohl ein Transstaat unter den diversen Staaten.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.09.2022 um 03.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49687
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Das Erstglied von Komposita hat keine Bezeichnungsfunktion, daher die Absurdität des Genderns: es wird niemandem „Gerechtigkeit“ zuteil, weil niemand erwähnt ist. Darum geht es auch gar nicht mehr, wie Herr Metz sagt, sondern nur noch um „Pfötchengeben“ (und meinerseits um Fremdschämen).
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 23.09.2022 um 01.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49686
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Wie machen es denn die Schwester- und Bruderparteien der Grünen? Wobei man mit »Bruderpartei« vielleicht vorsichtig sein sollte. Obwohl ... kommt eh nicht drauf an, der gute Wille zählt.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.09.2022 um 01.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49685
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"Und das machen wir in der Bundesregierung, so wie es andere Partnerinnen- und Partnerstaaten auch machen."
(Omid Nouripour, Grüne, gestern im Bundestag, nachzuhören z. B. im ZDF, "heute journal")
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 21.09.2022 um 21.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49683
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Wenn es um das russische Militär geht, sind sich alle erstaunlich einig, es wird durchweg von »Soldaten« und jetzt von »Reservisten« gesprochen. Selbst die sonst so verbissen sternchengendernde taz schreibt: »Laut einem nun aktuell gewordenen Gesetz „Über die Mobilmachung in Russland“ darf kein Russe im wehrpflichtigen Alten [!] seinen Wohnort verlassen. Auch Reservisten, die im Militärregister erfasst sind, ist das Entfernen von ihrem Wohnort verboten. Allerdings weisen russische Anwälte darauf hin, dass die Wehrpflichtigen und die Reservisten von der Einberufungsbehörde schriftlich benachrichtigt werden.« (https://taz.de/Putins-Teilmobilisierung/!5879728/) Auch in Berlin weiß man also noch, wie das in Ungnade gefallene generische Maskulinum funktioniert. Oder werden etwa doch nur Männer eingezogen? Offenbar nicht, denn später spricht der Artikel von »Reservist*innen« und »Ärzt*innen«, die Vorladungen bekommen. Und so weiter und so fort, es ist und bleibt ein einziger großer Krampf.
Trennprogramme scheinen sich derweil von den Störzeichen nicht beirren zu lassen und behandeln die scheinbar geschlechtsneutralen Formen als das, was sie sind, nämlich Feminina:
»Nach Putins Ankündigung wissen nun selbst hohe Beam-
t*innen nicht, was zu tun ist.«
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.09.2022 um 11.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49681
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Außerdem (es fehlt in dieser Aufzählung noch) nennt er Joan W. Scott als Historiker.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.09.2022 um 10.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49680
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Derselbe Autor schreibt im selben Artikel generisch von einem Vorsitzenden, von Vertretern, Sklaven, Puristen, weiblichen Kriegern und fünfmal von Historikern!
(Zitate, die er von anderen Personen bringt, nicht mitgerechnet)
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Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 21.09.2022 um 01.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49679
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Der Albernheit sind offenbar keine Grenzen gesetzt: "Doktorierende" statt "Doktoranden". (https://www.faz.net/aktuell/wissen/geist-soziales/streit-im-amerikanischen-historikerverband-18294630.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.09.2022 um 15.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49678
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Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49668
Der Professor der Martin-Luther-Universität Universität Halle-Wittenberg sagte dem MDR, er streiche Fehler an, das gelte auch für Gendersprache. Der 64-Jährige hatte in seinen Seminarhinweisen erklärt, angefertigte Texte, die sprachlich ideologisch geprägt seien, seien unwissenschaftlich und entsprächen nicht den Leistungsanforderungen. Der Zeitung "Die Welt" sagte der Wissenschaftler, in seinen Seminaren habe diese Regelung noch nie zu Konflikten geführt. Wer Gendersprache verwenden wolle, habe sich entweder angepasst oder den Kurs verlassen. Leistungsnachweise seien deshalb nicht verweigert worden.
Die Uni entschied dennoch, dass Plöhns Seminare nicht mehr prüfungsrelevant seien. Geschlechtergerechte Sprache dürfe sich nicht nachteilig auf die Leistungsbewertung auswirken, hieß es. Plöhn ist seit den 90er Jahren am Institut für Politikwissenschaft tätig.
(DLF 19.9.22)
Tatsächlich verstößt das Gendern teilweise gegen objektive Strukturen der deutschen Sprache und ist daher mindestens so fehlerhaft wie Rechtschreibfehler.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.09.2022 um 03.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49676
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Man hat ja behauptet, daß die Modelleisenbahn nur deshalb Männersache sei, weil eben die Jungs Eisenbahnen und die Mädchen Puppen kriegen. Sehr unwahrscheinlich.
Die Seltenheit von Anglerinnnen wurde schon erwähnt. Es soll welche geben, aber ich habe noch nie eine gesehen. Man sollte meinen, das beschauliche Angeln liege Frauen eher als die brutale Jagd mit dem Schießgewehr, aber es gibt proportional viel mehr Jägerinnen als Anglerinnen.
Wie steht es eigentlich mit dem Briefmarkensammeln? Ich verbinde es mit Männern, wie überhaupt das Sammeln (das ja kein Sammeln im Sinne von Auflesen ist, sondern Horten).
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 18.09.2022 um 21.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49675
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»Zu Ihren Aufgaben gehört es gleichermaßen, Ansprechpartner*in für die Belange der Künstler*innen zu sein wie auch ein waches Auge für unser Publikum zu haben. Sie scheuen sich nicht, aktiv auf Menschen zuzugehen und sind sich nicht zu schade, flankierende Arbeiten wie das Wischen der Bühne zu übernehmen. Sie sollten körperlich belastbar sein, um beispielsweise auch beim Abbau von Bühnenbildern helfen zu können.«
(https://www.fitz-stuttgart.de/jobs/)
Warum mußte ich bei der Lektüre dieses Textes lachen? Vielleicht ist es die stilistische Achterbahnfahrt. Aber auch die Fallhöhe zwischen dem moralischen Anspruch, den die Sternchen reklamieren, und dem Bestehen auf niederen Tätigkeiten könnte eine Rolle spielen. Hier stößt geziertes Bemühen um Korrektheit auf die profanen Anforderungen des Alltags.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.09.2022 um 03.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49673
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Mit der gegenderten Amtssprache kommt der Bürger seltener in Berührung als mit der gegenderten Sprache der Medien, vor allem der zwangsfinanzierten Rundfunksanstalten. Man sollte diese gebundene (unfreie) Sprache als „Amts- und Anstaltssprache“ zusammenfassen. Sie ist entgegen dem Trend der letzten Jahrzehnte („bürgernahe Verwaltungssprache“) wieder stärker von der Umgangssprache verschieden und leicht erkennbar, aber man kann sich ihr nicht immer entziehen, wenn man nicht auf viele Informationsquellen verzichten will.
In einer Diskussion über das Gendern (DLF) wird behauptet, die Kinder lernten gar nichts anderes mehr und würden sich an das Gendern gewöhnen wie an die reformierte Rechtschreibung. Das Problem werde daher eine biologische Lösung finden. Aber die Kinder gendern doch gar nicht, jedenfalls nicht außerhalb der Schule. Wo leben die Leute, die so etwas behaupten?
Das beflissene Bemühen, den Eingriff als Sprachwandel darzustellen, ist nicht totzukriegen. Im Podcast des DLF war es nur die Vertreterin des Vereins deutsche Sprache, die wirklich sehr gut und kenntnisreich die Tatsachen zur Sprache brachte. Die Moderatorin dagegen rülpste ihre "Vertreter:innen" heraus, daß es den Hörer grausen konnte.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.09.2022 um 10.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49670
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Alles steuert auf Gerichtsverfahren zu. Das wäre zu begrüßen, weil dann die Justiz Farbe bekennen müßte. Ausgang offen (s. Rechtschreiburteil).
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 17.09.2022 um 09.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49669
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Kein Screenshot, sondern Scan.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 17.09.2022 um 08.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49668
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Jürgen Plöhn, Prof an der MLU Halle-Wittenberg, hat Beschwerden bekommen wegen des folgenden Seminarhinweises:
Texte, die inhaltlich oder sprachlich ideologisch geprägt sind, sind eo ipso unwissenschaftlich und entsprechen daher nicht den Leistungsanforderungen. Dies gilt für den Stil ebenso wie für den Inhalt. Dies gilt insbesondere auch für die ideologisch geprägte ‚Gendersprache‘.
https://welt.de/241062871
Leider hinter Paywall, aber jemand hat einen Screenshot auf Twitter gepostet:
https://pbs.twimg.com/media/FcvXRUVWIAE0jyQ.jpg
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.09.2022 um 08.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49667
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So, wie der Mercedes oder das König (der Biere).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.09.2022 um 04.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49666
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Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48605
Mal sehen, wie lange die Architekten diesen grotesken Zeitschriftentitel durchhalten. Übrigens unterlaufen sie mit dem Editorial ihre eigene Gendergerechtigkeit: Der Titel sei auch eine Ellipse für "Die (Zeitschrift) Architekt". Ach so, wenn es weiter nichts ist! Es geht also gar nicht um das Geschlecht der Architekten. Sollte man nicht alle Zeitschriften so behandeln? Die Monat, die Kursbuch, die Merkur?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.09.2022 um 06.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49649
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Die sprachwissenschaftliche Auffassung, die dem Gendern zugrunde liegt, ist zwar falsch, hat aber für den Laien etwas ungemein Überzeugendes. Die Situation ist immer noch die gleiche wie bei der frühen (sophistischen) Sprachkritik, als man über die „Richtigkeit der Namen“ stritt. Einige Schlaumeier hatten entdeckt, daß da manches nicht in Ordnung war. Aufs Deutsche übertragen: Die Sonne und der Mond sind falsch herum gegendert, denn die Sonne ist das Stärkere, der Mond das Schwächere. Im Griechischen und Lateinischen ist es richtig. Usw. Etwas raffinierter steht es mit der Neutralisation inklusiver Oppositionen. Trotzdem könnte ein Schüler der Mittelstufe es verstehen, wenn es ihm denn beigebracht würde. Aber die Deutschlehrer wissen es selber nicht. Das kann ich nach jahrzehntelanger Tätigkeit als Prüfer und Beisitzer mit Sicherheit behaupten.
Wer würde nicht spontan zustimmen, wenn man ihn darauf hinweist, daß das generische Maskulinum die Männer bevorzugt und die Frauen allenfalls „mitmeint“? Es ist evident und falsch („Evidenz ist der Feind der Wahrheit“ – Russell).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.09.2022 um 21.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49647
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Sehr wahrscheinlich ein Werk des Lektorats. Die Autorin muß das nicht unbedingt mitbekommen haben, es kann sich aber auch um Erpressung handeln. Der S. Fischer Verlag bietet ja auch im eigenen Namen diese Gendersprache (mit Sternchen).
Wenn man es rechtzeitig merkt (Leseproben sind auch in dieser Hinsicht nützlich), kann man auf den Kauf verzichten. Eine andere Sprache verstehen die Herrschaften nicht. Vielleicht mit einem freundlichen Brief an die Verfasserin verbunden, und auf jeden Fall mit einem Vermerk bei Amazon, wo viele es lesen.
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Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 09.09.2022 um 20.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49646
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Die Journalistin Katrin Eigendorf ist als exzellente Russland- und Ukraine-Kennerin derzeit gefragter Gast in den Talkshows. Es ist interessant und packend, dieser mutigen Frau zuzuhören, sie kommt dabei bodenständig und sympathisch und mutig rüber. Und sie spricht durchgehend normal von Soldaten, Ärzten, Russen und Ukrainern.
Mehr noch: wenn sie von sich selbst redet sagt sie "wir Journalisten", "von uns Reportern", "wir als Augenzeugen vor Ort". Sie nutzt also durchgehend das generische Maskulinum in Reinforum und gebraucht nicht einmal die Doppelnennung.
Nun ist ihr neues Buch erschienen: Putins Krieg – Wie die Menschen in der Ukraine für unsere Freiheit kämpfen.
Bei Amazon kann man eine kurze Vorschau sehen. Und was muß man entdecken: Journalist:innen, Propagandist:innen, Reporter:innen, Bürger:innen, offenbar eine durchgehende Genderung. Nur die Ukrainer sind ihr durch die Lappen gegangen.
Warum macht sie das? Warum leugnet sie das generische Maskulinum, das sie doch offenbar in Fleisch und Blut hat und durchgehend verwendet?
Zwingt sie der Verlag dazu? Ist es denkbar, daß sich eine so mutige Frau, die in Kriegsgebieten von der Front berichtet, vom Verlag zwingen läßt?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.09.2022 um 05.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49642
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In einem Beitrag der ZEIT, den auch die „Sprachnachrichten“ des VDS nachdruckten, meint Navid Kermani, das generische Maskulinum werde wohl aus der deutschen Sprache verschwinden, weil die Kinder es in der Schule nicht mehr kennenlernten. Er übersieht, daß Kinder ihre Sprache nicht in der Schule lernen, und er verkennt die wirkliche Verbreitung des generischen Maskulinums auch in vermeintlich durchgegenderten Texten.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.09.2022 um 23.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49641
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SPIEGEL ONLINE zum Prozedere nach dem Ableben der Königin: »Der erste Mensch, der eine Erklärung abgibt, ist der Mensch, der das Amt des Premierministers innehat.« (https://www.spiegel.de/panorama/leute/queen-elizabeth-ii-so-sehen-die-naechsten-zehn-tage-nach-dem-tod-der-queen-aus-a-5a288cf5-4a42-4e66-9dab-82cf46395d35)
Schon recht, aber wann gibt das erste Tier eine Erklärung ab?
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 08.09.2022 um 08.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49639
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Genderzwang-Prozeß endet mit Vergleich:
welt.de/240917989
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.09.2022 um 05.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49633
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Alle Kinder sind weiblich, jedenfalls in der neueren angloamerikanischen Literatur. Ob schon mal untersucht worden ist, wann diese Erkenntnis aufkam? Wenn man zum Beispiel die Schriften des amerikanischen Philosophen Daniel Dennett durchsieht, der ja mehr geschrieben hat als alle anderen zusammen, sieht man, daß in "The intentional stance" ein Kind automatisch mit "he" pronominalisiert wird, in "Breaking the spell" und allen neueren Texten aber mit "she". Genauer kann ich es im Augenblick nicht datieren. Aber ich glaube angesichts der durchgreifenden Sprachregelung nicht, daß alle oder auch nur die meisten Autoren wirklich überzeugt sind von einer linguistischen Theorie, die so viele von uns für evident falsch halten. Es handelt sich wohl um bloßes Mitläufertum, genau wie bei unseren Reformschreibern, von denen wir ja wissen, daß sie die Rechtschreibreform ablehnen, der sie gleichwohl ergebenst folgen.
Man sollte es nicht überbewerten, und oft steht Druck seitens der Verlage und Zeitschriftenherausgeber dahinter, aber Mitläufertum wirft doch immer auch ein Licht auf den Charakter.
In den ersten Jahren nach der Rechtschreibreform war es ein guter Ratschlag, reformierte Texte nicht zu lesen, weil sie von vornherein wahrscheinlich nichts taugten. Das läßt sich angesichts der heutigen Verbreitung der Schlechtschreibung nicht mehr durchhalten, aber gegenderte Texte sind schon deshalb minderwertig, weil sie sich nicht vorlesen lassen, ohne daß Leser wie Hörer sich vor lauter Frust nicht auf den Inhalt konzentrieren können. Die Formulierungen sind entweder zu umständlich (Doppelnennung) oder strukturwidrig (generisches Femininum; Knacklaut vor dem Motionssuffix) oder nur fürs Auge.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.09.2022 um 12.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49632
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Die männliche Biene ist bekanntlich "die Drohne", während die einzige wirklich weibliche "der Weisel" heißt. Kein Wunder, daß der deutsche Imker sich seit Jahrhunderten vergeblich bemüht, seinen Bienenvölkern einen Nutzen abzuringen. Frau Wehling sollte ihn coachen, bis das Framing wieder stimmt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.08.2022 um 05.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49612
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Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44471
Johanna Roth schreibt immer noch so:
Weite Teile des FBI-Dokuments bleiben deshalb nach wie vor geheim. Zu groß die Gefahr, dass Zeuginnen eingeschüchtert und bedroht werden könnten, wie es etwa rund um den Untersuchungsausschuss zum 6. Januar geschah. (...) Die Bedrohung für Zeuginnen sei durchaus "nicht hypothetisch", bestätigt das zuständige Gericht. (ZEIT 27.8.22)
Andererseits nennt sie sich selbst „Journalist“: Mit diesem Menschen hatte ich als Journalist einen unvergesslichen Moment.
Sie scheint zu glauben, daß Maskulinum und Femininum dasselbe bedeuten. Es dürfte schwer sein, sie von einfachen sprachlichen Tatsachen zu überzeugen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.08.2022 um 19.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49610
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Wie Herr Riemer mit Recht sagt, bringt die Abkürzung oder eine andere Deformierung den abschätzigen Ton hinein. Die Eigenbezeichnung oder eine wissenschaftlich neutrale ("Homosexueller") wären, auch wenn man die Sache verurteilt, nicht eindeutig. Katholiken würden sich sellbst nicht als Katholen bezeichnen usw.
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 24.08.2022 um 17.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49609
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Aber warum sind aus Sozis Sozen geworden?
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 24.08.2022 um 13.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49608
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Auch Lesbe ist so eine Abkürzung. Das Wort Heterosexueller wäre für den täglichen Gebrauch viel zu lang, "Hetero" war wohl die frühere umgangssprachliche Form, "Hetera" kam auch vor.
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Kommentar von Manfred Rieme, verfaßt am 24.08.2022 um 12.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49607
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Abkürzung
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.08.2022 um 12.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49606
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Hete ist ja nicht deswegen schon abfällig, weil Hetero abfällig wäre, sondern es ist eine eigens zum Zweck der Verächtlichmachung erfundene verballhornende Abkürhung.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 24.08.2022 um 08.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49605
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"Hete" ist natürlich nicht umgangssprachlich, das ist eher Aktivistensprache. Wikipedia kategorisiert auch das Schimpfwort "Kartoffel" als "Slang", das darf man nicht so ernst nehmen.
Es gibt übrigens auch "Critical Hetness" - wohl in Anlehnung an Critical Whiteness. Die Bezeichnung dürfte aus dem Umfeld der "Mädchenmannschaft" stammen - das war einmal ein Gemeinschaftsblig "sexpositiver" Feministinnen (eine gewisse Bekanntheit erlangte das Buch "Wir Alphamädchen", irgendwann Nullerjahre). So ab 2011 haben die Kampflesben übernommen. Textbeispiele:
https://medienelite.de/2011/10/31/der-gaze-effekt-und-feminismus
https://yetzt.wordpress.com/2012/07/24/kussen-verboten-kiss-kiss-bang-bang-oder-critical-hetness
https://maedchenmannschaft.net/hetenserien-queere-serien-und-das-widerstaendige-potenzial-von-tumblr/
Irgendwann hatten die richtig Streit, der zum Austritt der Hälfte der Gründungsmitglieder führte. Ursache waren neue Wokeness-Anforderungen, da hatten sich ein paar Feministinnen schwarz angemalt.
Heten sind aber nicht mehr so das große Thema, das damalige Feindbild "weißer heterosexueller Mann" wurde längst durch den "alten weißen Mann" ersetzt. Der wiederum von den TERFs abgelöst wird.
https://twitter.com/sibelschick/status/1507360343193960452
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.08.2022 um 06.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49604
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„Hete – umgangssprachlich, leicht abfällig für eine Person mit heterosexueller Orientierung.“ (Wikipedia)
Früher nannte man das „normal“. Was mußte passieren, bis eine solche Zuordnung als „abfällig“ gelten konnte? Wird man einem Mann bald nur noch hinter vorgehaltener Hand nachsagen können, daß er mit einer Frau schläft? Wird es Klagen wegen übler Nachrede geben?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.08.2022 um 04.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49602
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Einen solchen zeigte gestern die Tagesschau: tatsächlich einen angeblich indianischstämmigen, im übrigen, na ja, äußerlich nicht gerade winnetouhaft wirkenden jungen Mann, der von sich behauptete, er fühle sich durch die Karl-Mai-Filme diskriminiert, weil er die Erwartung enttäusche, er müsse wie Pierre Brice aussehen. Das Ganze war so unfaßbar lächerlich, daß meine Frau und ich unseren Augen und Ohren nicht trauten.
Ich wage die These, daß diese ständig Beleidigten durchweg sogenannte Wichte sind, denen sonst nichts bleibt. Das Empörungsspiel verschafft automatischen einen Pluspunkt.
Daß ein Kinderbuchverlag und andere Hersteller sofort einknicken, wenn der letzte Idiot im Namen der Politischen Korrektheit tätig wird, steht auf einem anderen Blatt.
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 23.08.2022 um 19.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49601
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Man fragt sich, was die woke Gemeinde zu ihrem Handeln treibt. Was haben die Leute davon? Dazu John Cleese: "Why? What are they getting out of it? I mean there are people sitting there, who are deliberately waiting for the thrill of being offended."
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.08.2022 um 14.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49600
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Wohlig zerknirschte Bemerkungen von der Insel:
In der Ferienwohnung steht ein Fernseher, darum habe ich gestern mal ZDF geguckt und bin zum erstenmal auf die Sprecherin Jana Pareigis gestoßen. Wie ich lese, kämpft sie für „Schwarze Menschen“, zu denen auch Albinos gehören, na ja. Mir fiel nur auf, daß sie Personenbezeichnungen durchweg mit Schluckauf-Innen sprach. Ihr Dialekt ist die einzige Sprache der Welt, die Suffixe durch einen solchen Knacklaut vom Stamm trennt. Wahrscheinlich will sie mir zu verstehen geben, daß es auch Frauen gibt, was nun wirklich nicht nötig ist. Meine fand es auch blöd. Wenigstens im ör Rundfunk sollte Deutsch gesprochen werden. Leider kann man aus dem Fernsehen nicht austreten wie aus der Kirche.
In der FR zieht Filmkritiker Daniel Kothenschulte gegen den Kinderbuch-Winnetou und das Klischee vom edlen Wilden zu Felde. Was könnte man „realistisch“ gegen den edlen Wilden stellen? Den heruntergekommenen indianischen Alkoholiker? Oder den Tankstellenbetreiber mit entrechteter indianischer Ururgroßmutter? Wir sind unseren Vorfahren nicht nur technisch, sondern auch moralisch weit überlegen und können eigentlich die ganze vom Kolonialismus geprägte Reiseschriftstellerei nicht länger in den Regalen stehen lassen, ganz zu schweigen von der Abenteuerliteratur, die ihre Gestalten so diskriminierend darstellt, daß sie vor Gericht ziehen müßten, wenn sie existierten. Das erledigen nun andere für sie.
Wie ich bei dieser Gelegenheit erfahre, dürfen nur Rothäute sich rot anmalen, andernfalls ist es diskriminierendes Redfacing. Das bringt mich auf die Frage, ob Männer sich als Frauen kleiden dürfen und umgekehrt. Tattoos sind übrigens nicht weniger appropriativ als Rastalocken. Hat man das schon bedacht?
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.08.2022 um 12.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49599
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Mannheimer Morgen, 23.8.22, S. 1
zum Käfertaler Wald bei Mannheim:
Während das Aktionsbündnis Waldwende ein Umdenken der Eigentümerinnen bei der Bewirtschaftung fordert, ...
Vielmehr sind die Waldeigentümerinnen mit einem anderen Problem beschäftigt:
Sie sind ein Kontrollelement, das [...] den Waldeigentümerinnen auf die Finger schaut.
Hier haben die Waldeigentümerinnen dasselbe Interesse wie das Aktionsbündnis Waldwende.
Man fragt sich, wer diese ominösen "Waldeigentümerinnen" sind. Im Netz finde ich im wesentlichen (grob geschätzt 90%) eine Stiftung und die städtische Forstbehörde (die Stadt). Der Rest (ca. 10%) gehört dem Bund, wohl auch eine Behörde.
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Kommentar von Theodoer Ickler, verfaßt am 22.08.2022 um 18.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49598
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Der Staat hat es von den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern, oder macht eben neue Schulden. Und erhöht die Zuschüsse für die gesetzliche Krankenversicherung, wenn dort das Geld nicht langt. Hier ein paar Milliarden Euro mehr, dort ein paar Milliarden Euro mehr; den Gesundheitsministern und -ministerinnen müsste eigentlich schwindelig werden. (...)
Mediziner sollen jetzt gewissermaßen den Job von Staatsanwältinnen machen. (...)
Aus den Ermittlungsbehörden kommt der Vorschlag, das Gesundheitswesen mal systematisch von Kriminologen und Kriminologinnen durchleuchten zu lassen.
(Klaus Ott in SZ 22.8.22)
Unsere Erzieher in den Zeitungsredaktionen wollen sich und anderen einreden, an der Sprache sei alles nur Gewohnheit und richtig und falsch gebe es nicht. Sie irren sich. Man kann nicht einfach ein generisches Femininum einführen und die markierte Form zur neutralen erklären. Das gilt nicht nur für das Deutsche. Und schon gar nicht kann man dann das generische Maskulinum und das hinzuerfundene generische Femininum nebeneinander und austauschbar verwenden. Das sind Verstöße gegen Strukturgesetze der menschlichen Sprache. Und im einzelnen: Wo es um die Rolle oder Funktion geht, ist es überflüssig und störend, die biologischen Merkmale von Personen hervorzuheben. Staatsanwältinnen machen auch keinen anderen Job als Staatsanwälte. Es gibt keinen Beruf der Staatsanwältin.
Wir wollen annehmen, daß diese Journalisten selbst nicht an die Ideologie glauben, in deren Namen sie diese verrückten Sachen anstellen, aber das macht die Sache nicht besser.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 17.08.2022 um 10.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49590
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https://forum.massengeschmack.tv/t/folge-203-die-akte-schlesinger-neue-absurde-rabiat-reportage-neues-von-hans-meiser/87327/117
Ich bin mit einer Moderatorin eines ARD-Hörfunksenders befreundet und es gibt solche Orders der Chefetagen dass man zu gendern habe. Viele weichen dann halt auf die Softvariante: „Hörerinnen und Hörer“ aus, statt mit Gendergab & co.
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 16.08.2022 um 14.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49589
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Simone Burel wirbt, wo es irgend geht, für ihre gendergerechte LUB GmbH (https://lub-mannheim.de), "die erste linguistische Unternehmensberatung Deutschlands". Natürlich mit wissenschaftlichem Hintergrund.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.08.2022 um 15.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49588
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Besonders schön ist natürlich das hier:
Für die Sprachforscherin und Unternehmerin Simone Burel ist das Gendern, auch mit Sternchen, durchaus sinnvoll. Es mache auf bestehende gesellschaftliche Ungerechtigkeiten aufmerksam und sei zugleich eine Folge ihrer Korrekturen. Denn feminine und neutrale Formen habe es im Deutschen schon immer gegeben, sagt Burel: Sie würden aktuell nur vermehrt benutzt. Frauen und non-binäre Personen hätten in den vergangenen Jahren mehr Mitspracherecht erlangt, "darauf reagiert Sprache in ihrer Vielfalt", erklärt Burel.
Die Gendersternchen sieht sie in diesem Zuge als "Hyperkorrektur": "Orthografische Formen wie das Sternchen machen ein gesellschaftliches Missverhältnis deutlich", sagt Burel. Der so erzeugte Druck werde sich irgendwann in Richtung der neutralen Bezeichnungen verschieben, weil Sternchen und Co. sich höchstwahrscheinlich nicht durchsetzen könnten.
"Ich kann mir sogar vorstellen, dass irgendwann das generische Maskulinum wieder nutzbar ist", sagt die Unternehmerin, die Firmen und Institutionen bei der Verwendung geschlechtergerechter Sprache berät. Sie schiebt nach: "Wenn die gesellschaftlichen Missstände bereinigt sind."
Sebastian Wessels nennt das "Politik der Negation" und sieht einen Zusammenhang mit marxistischer Dialektik. (https://homoduplex.de/die-politik-der-negation)
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 15.08.2022 um 15.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49587
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Das Partitip Präsens funktioniert auch nur mit den bestimmten Artikeln der, die, das, aber nicht mit den unbestimmten Artikeln ein, eine, ein, weil dann die Beugungs-Endungen auf das Adjektiv übergehen: der Auszubildende, ein Auszubildender.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.08.2022 um 14.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49586
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https://www.n-tv.de/panorama/Zur-Zukunft-des-Gendersternchens-So-kontrovers-diskutieren-Sprachwissenschaftler-innen-das-Thema-article23509239.html
Während Neef sich vor allem auf die Regeln der deutschen Sprache beruft, pocht seine Kollegin Helga Kotthoff eher auf das gesunde Sprachgefühl. Im Gegensatz zu Neef hat die Freiburger Professorin den offenen Brief an die Öffentlich-Rechtlichen nicht unterschrieben, aber auch sie hält den Genderstern für keine gute Lösung. Die Linguistin sagt im Gespräch mit ntv.de: "Die Eigenarten des Deutschen können wir nicht völlig wegbürsten." Es könne nicht im Sinne der Öffentlich-Rechtlichen sein, wenn Leute wegen einer überkomplizierten Sprache abschalteten. Sie wünscht sich einen stärkeren Pragmatismus: Das Problem gerechter Ansprache lasse sich beispielsweise mit Blick auf vollständige Texte und deren Zusammenhänge viel besser lösen als mit der Fokussierung auf das einzelne Wort. Eine Überschrift wie "Kindergärtner streiken" sei offensichtlich falsch, weil fast nur Frauen in Kindergärten arbeiteten. Von "Ministerpräsident*innen" zu reden, ist Kotthoffs Meinung nach überflüssig - die benannten Personen seien klar einem Geschlecht zuzuordnen.
Auch das generische Maskulinum sei nur im Singular so deutlich männlich geprägt. "Der Freiburger auf dem Münstermarkt" lasse klar an einen Mann denken. Auch in nachfolgenden Sätzen würde dieser Effekt weiterleben: "Er hat eine Tasche dabei", verdeutlicht Kotthoff. Im Plural dagegen sei das anders. Sie führe dazu gerade eine Studie durch, erzählt Kotthoff. Bei "den Freiburgern auf dem Münstermarkt" denke kaum jemand nur an Männer. Auch die erwähnten Anknüpfungsprobleme gäbe es hier nicht. Der Nachsatz, "sie haben Taschen dabei", vermittele schließlich kein eindeutiges Geschlecht. Das generische Maskulinum sei also im Plural unbedenklich, im Singular hingegen nicht.
Kotthoff vergißt zu erwähnen, daß Gendersprech gerade im Singular völlig unbenutzbar ist.
Die Wissenschaftlerin wünscht sich mehr situationsabhängige Lösungen: Wenn nicht-binäre Menschen angesprochen werden sollen, seien etwa Oberbegriffe hilfreich. Statt von den "Mitarbeiter*innen" würde die Sprachforscherin lieber von der "Belegschaft" lesen, aus "Lehrer*innen" könnten gut "Lehrende" werden.
Auch das funktioniert im Singular nicht. Man muß sich zwischen der Lehrenden und dem Lehrenden entscheiden.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.08.2022 um 14.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49579
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Als Zitat aus einer Pressemitteilung des Katholikentags 1968 wird öfter angeführt:
"Mönche brauchen nur eine Frau zu sehen, dann grunzen sie wie echte Schweine." Das soll die Frauenfeindlichkeit der Kirche belegen. Es karikiert aber eher die Geilheit der zölibatären Männer.
Die traditionelle Angst frommer Männer vor dem Weib ist freilich oft genug in der naiv-grobianischen Art der Kirchenväter ausgesprochen worden. Aber das ist harmlos im Vergleich mit der pseudowissenschaftlichen Herabsetzung der (aufstrebenden) Frau im 19. Jahrhundert:
Bei den intelligentesten Rassen, also etwa bei den Einwohnern von Paris, gibt es eine große Anzahl von Frauen, deren Gehirn von seiner Größe her dem von Gorillas nähersteht als den entwickeltsten männlichen Gehirnen. Diese Inferiorität ist so offensichtlich, daß sie niemand auch nur für einen Augenblick bestreiten kann. Nur ihr Umfang ist einer Diskussion wert. Alle Psychologen, welche die Intelligenz von Frauen ebenso wie die von Dichtern und Schriftstellern untersucht haben, sind heute der Auffassung, daß Frauen die untersten Formen menschlicher Evolution darstellen. Sie stehen Kindern und Wilden näher als erwachsenen, zivilisierten Männern. Sie zeichnen sich durch Wankelmut, Unbeständigkeit, Mangel an Denken und Logik sowie durch Unfähigkeit zur Vernunft aus. usw.
(Gustave Le Bon, Schüler Brocas, der auch so ähnlich dachte.)
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 10.08.2022 um 08.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49572
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Es läßt sich in der Tat schwer nachweisen, daß hier das bekannte Muster »Ärztinnen und Pfleger« Pate gestanden hat, aber es spricht doch einiges dafür, daß Lindner auf diese Variante des Genderns zumindest geschielt hat. So macht er schon mit der Überschrift demonstrativ klar, daß es ihm wichtig ist, »geschlechtersensibel« zu formulieren – oder besser daß er darauf achtet, es nicht zu unterlassen: »Eine Entlastung für 48 Millionen Bürgerinnen und Bürger«. Später im Text dann noch einmal »Bürgerinnen und Bürger«, außerdem »Steuerzahlerinnen und Steuerzahler«, nur einmal taucht bei der Bezeichnung einer Personengruppe das generische Maskulinum auf: »Bezieher geringer Einkommen«. Normalerweise dienen exemplarische Formulierungen dazu, den Text lebendiger zu machen. Nicht zufällig wird dabei statt des Plurals oft der anschaulichere Singular verwendet. In Lindners Satz sind die Kategorien dagegen ziemlich abstrakt: Arbeitnehmer, Rentner, Selbständige, Studenten – das sieht eher nach einer erschöpfenden Aufzählung der betroffenen Gruppen von Steuerpflichtigen aus als nach einer Beispielsammlung konkreter Berufe. Vergleiche etwa den folgenden Satz aus einem westfälischen Käseblatt (warsteiner, Dez. 2011): »Die Kassiererin im Supermarkt kennt es, der IT-Fachmann ebenso wie die Sekretärin, der Lkw-Fahrer oder der Beamte – das Kreuzweh sucht seine Opfer bevorzugt bei Menschen, die ihren Beruf im Sitzen ausüben.« An anderer Stelle in dem Artikel macht Lindner selbst vor, wie es geht: »Für die Ingenieurin, den erfahrenen Facharbeiter, den Chirurgen, die Handwerksunternehmerin gäbe es Mehrbelastungen.« Hier werden die Substantive eindeutig exemplarisch verwendet. Aber auch die exemplarische Verwendung bietet, wie man sieht, Raum zum Ablegen eines Bekenntnisses.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.08.2022 um 03.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49569
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Er könnte sich darauf hinausreden, daß er die Substantive nicht generisch, sondern exemplarisch gemeint habe. Das erschwert die Kritik am Gendern, obwohl wir genau wissen, daß es keinen so harmlosen Grund hat.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 09.08.2022 um 19.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49567
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Christian Lindner wirbt in der FAZ für seine Steuerreformpläne:
»48 Millionen Menschen würden vom vorgeschlagenen Ausgleich der kalten Progression begünstigt. Es profitieren Arbeitnehmerinnen und Geringverdiener, Rentnerinnen und Selbständige, Studierende mit steuerpflichtigen Nebenjobs und vor allem Familien.«
Männliche Arbeitnehmer und Geringverdienerinnen gehen demnach leer aus. Jedenfalls hat Lindner sie unsichtbar gemacht und es damit an der gebotenen Achtsamkeit mangeln lassen. Pfui!
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.08.2022 um 04.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49541
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Texte mit Sternchen und ähnlichen Marotten lese ich nicht – sie können auch inhaltlich nichts taugen, weil kein Mensch, dem es um die Sache geht, so etwas machen würde.
Die Paarformeln verstoßen an sich nicht gegen die deutsche Sprache, sind aber lästig und stören noch aus einem anderen Grund. Wenn im Deutschlandfunk zum Beispiel vom Stromverbrauch die Rede ist, den Verbraucherinnen und Verbraucher reduzieren müssen, dann frage ich mich, was das zum Beispiel für die Spülmaschine bedeutet. Sie läuft für die ganze Familie und nicht für meine Frau und für mich, so daß wir beide eigens hinsichtlich unseres Geschlechts differenziert werden müßten. Wären wir einfach "Verbraucher", käme meine Frau nicht auf die Idee, sie sei nicht betroffen und brauche keinen Strom zu sparen.
Die Feministen könnten sagen: Zugegeben, das Gendern ist oft gedankenlos, aber das generische Maskulinum ist bzw. war auch gedankenlos und gerade darum so gefährlich. Sie haben eben den Unterschied nicht verstanden: zwischen einer gedankenlosen Phrase und einem sprachlichen Hintergrundphänomen wie der inklusiven Opposition und ihrer Neutralisation. Schon Jacob Grimm machte sich über die gleiche Art von Pedanten lustig mit seiner Bemerkung über die "Eselinnenmilch".
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 06.08.2022 um 20.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49539
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Gregor Gysi, einer der penetrantesten Paarformel-Genderer im Deutschen Bundestag, kritisiert in einem WELT-Interview die Penetranz, mit der junge Linke auf einer anderen Variante des Bekenntisjargons bestehen:
»Es gibt Junge, die mir zustimmen, dass man sich auf einige zentrale Inhalte fokussieren muss. Aber es gibt auch die, für die Doppelpunkt und Sternchen das zentrale Thema ihres Gefühlslebens sind. Das ist für mich nicht nachvollziehbar, aber es ist so. […] Man muss die Zustände ändern und nicht die Schreibweise. Ich bin nicht bereit, in meinem hohen Alter noch in jedem Satz viermal „Ugh“ zu machen. (ahmt Sprechpause bei Binnen-I nach). Man kann sich damit beschäftigen – aber nicht als Partei in der Existenzkrise.«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.08.2022 um 03.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49521
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Das generische Maskulinum ist wie alle neutralisierbaren inklusiven Oppositionen ein Hintergrundphänomen. Die psychologische Versuchsanordnung hebt es in den Vordergrund, es wird, wie Herr Metz sehr gut zeigt, zum Gegenstand des Nachdenkens, der Aufmerksamkeit, und damit entgeht den Veranstaltern das eigentliche Phänomen. Dieser grundlegende methodische Fehler sollte Sozialforschern eigentlich bekannt sein.
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 03.08.2022 um 03.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49520
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Eine Gruppe Teenager verabredete sich zu einem Ausflug. (a) Einige der Jungs verpassten den Zug. (b) Fast alle Mädchen waren unpünktlich.
Kein Mensch würde da beim Lesen stolpern. So sind die Kinder nun mal. "Eine Gruppe Apotheker" ist nur eine Variante der alten Geschichte, in der sich ein "Chefchirurg" plötzlich als Frau entpuppt. Früher gab es halt ebensowenige Apothekerinnen wie Chefchirurginnen, weshalb eine Chefchirurgin noch heute selbstverständlich als Chefchirurgin eingeführt würde. Die "Gruppe Apotheker" ist ein schlichter Trick aus dem Zauberkasten.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 02.08.2022 um 16.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49519
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Eine neue psychologische Studie zur Gendersprache hat viel Staub aufgewirbelt. In der FAZ haben sich Stefan Beher und die Autoren der Studie, Anita Körner et al., ein Scharmützel geliefert. Später hat sich auch Peter Eisenberg in der WELT dazu geäußert.
Auf Behers Kritik an der Studie und den Motiven der Studienmacher sowie deren Replik darauf will ich hier nicht eingehen. Ich möchte anhand eines konkreten Beispiels, das Eisenberg in seinem Artikel nennt, verdeutlichen, warum ich die in solchen Tests immer wieder angewandte Methode der Satzpaarbetrachtung und -bewertung durch die Probanden grundsätzlich für untauglich halte.
Zur Erinnerung: Die Versuchspersonen sollen nach der Lektüre zweier Sätze ein Urteil darüber abgeben, ob der zweite Satz eine inhaltlich sinnvolle Fortsetzung des ersten Satzes ist. In den ersten Satz bauen die Studienautoren gern eine Personenbezeichnung ein, die in ihrer Vorstellung für eine Gruppe aus Männern und Frauen steht. Wenn der zweite Satz dann nur auf Frauen oder nur auf Männer Bezug nimmt, viele Probanden dies aber als unsinnig empfinden, schreiben die Autoren der Personenbezeichnung im ersten Satz einen »male bias« bzw. einen »female bias« zu.
Die Hauptkritik an dieser Methode ist und bleibt, daß solche Laborexperimente die verständnissichernde Kontextbindung sprachlicher Äußerungen in der Realität weitgehend ausblenden. Aber auch die Beispielsätze werden kritisiert, weil die Personenbezeichnungen darin oft gar nicht generisch verwendet werden, so daß die Aussagen der Probanden von vornherein keinerlei Erkenntnisse über eventuelle Wirkungen des generischen Maskulinums (oder, wie in diesem Fall, auch anderer generisch gemeinter Formen wie der Sternchenkonstruktionen) liefern können.
Eisenberg zitiert aus der Studie folgendes Beispiel: »Eine Gruppe Apotheker verabredete sich zu einem Ausflug. (a) Einige der Frauen verpassten den Zug. (b) Fast alle Männer waren unpünktlich.«
Das erste Problem, das ich hier sehe, ist die Künstlichkeit der eigens für diesen Test konstruierten Sätze, die einen förmlich anspringt. Ich kann mir keine reale Situation vorstellen, in der irgend jemand aus dem Nichts heraus den Satz sagen würde »Eine Gruppe Apotheker verabredete sich zu einem Ausflug«. So beginnt vielleicht ein Witz oder ein Diktat in der Schule, aber keine normale Unterhaltung. Schon die Einweisung der Probanden in die Aufgabenstellung verbaut den Weg zu verwertbaren Ergebnissen. Die Aufgabe zwingt sie nämlich, in einer Weise über einen Text nachzudenken (wenn auch nur kurz, denn es gibt eine Zeitvorgabe), wie sie das in der Realität niemals tun würden. Um die Sinnhaftigkeit des zweiten Satzes beurteilen zu können, müssen sie sich mit der Semantik des ersten Satzes gedanklich auseinandersetzen (Introspektion). Sie betreiben also im Grunde grammatische Schnellanalysen, womit die Sache schon verloren ist. Wenn man Assoziationen erforschen will, darf man die Testpersonen nicht zuerst auf solche Gedankenreisen schicken, das liegt doch auf der Hand.
Wie wacklig das Ganze nicht nur wegen dieses Störfaktors ist, sondern schon wegen der gewählten Satzkonstruktionen, kann man an dem oben zitierten Beispiel gut vorführen. Ich habe einem Kollegen den Apothekertext vorgelegt und ihn gefragt, ob Satz a oder Satz b, keiner der beiden Sätze oder beide Sätze den ersten Satz sinnvoll fortsetzen. Er fand, daß dies auf beide Sätze zutrifft. Begründung: Der Ausgangssatz sage zunächst nichts aus über das Geschlecht der beteiligten Personen. Dann bat ich ihn, die Sätze laut vorzulesen. Dabei fiel mir auf, daß er in Satz a das Wort »Frauen« deutlich betonte. Er hatte »einige der Frauen« als Gegensatz zu den Männern als zweiter Teilmenge der Apothekergruppe aufgefaßt. Ich dagegen hätte in einem solchen Test wahrscheinlich nur Satz b als sinnvoll angekreuzt – nicht, weil ich der Meinung wäre, daß »Apotheker« nur Männer bezeichnen kann, sondern weil ich Satz a im Sinne von »einige der Frauen« verstanden hatte, also so, als ob das Wort »Frauen« als Synonym für »Gruppe Apotheker« gebraucht worden wäre (wie in: »Friedrich Merz hat die Bundesregierung für XYZ kritisiert. Der Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag sagte im Deutschlandfunk …«). Wenn, so meine Überlegung, die Personengruppe ausschließlich aus Frauen bestünde, würde man normalerweise nicht von einer »Gruppe Apotheker« sprechen, sondern von einer »Gruppe Apothekerinnen«. Hätte man mir die Sätze vorgelesen und dabei das Wort »Frauen« betont, hätte ich die gleiche Antwort gegeben wie der Kollege. So aber hätten die Studienautoren meine Antwort fälschlicherweise als Beleg für einen »male bias« gewertet.
Zudem wird oft übergangen, daß die Grenze zwischen generisch und spezifisch in der Sprachwirklichkeit fließend ist. Je näher eine Aussage dem spezifischen Pol ist, desto größer ist die Neigung der Sprecher, das Geschlecht der Handelnden kenntlich zu machen. Wenn jemand zum Beispiel davon erzählt, daß er gestern auf einer Parkbank saß und plötzlich eine »Gruppe Radfahrer« um die Ecke kam, dann ist damit vermutlich eine bunt gemischte Truppe gemeint. Kommen ein Mann und eine Frau herangeradelt, könnte man sagen »zwei Radfahrer«, aber dann drängen sich schon eher sichtbare Merkmale in den Vordergrund, die man bei der Beschreibung des Geschehens gerne artikuliert, auch wenn sie eigentlich nichts oder nicht viel zur Sache tun. Dazu gehört neben Dingen wie Alter, körperliches Erscheinungsbild oder Kleidung auch das Geschlecht und die mutmaßliche Beziehung zwischen den Personen. Und so würde man statt »zwei Radfahrer«, vielleicht sagen »eine korpulente Radfahrerin und auf dem Rad neben ihr ein schmächtiges Männchen«, »ein älteres Pärchen auf dem Rad« etc.
Ganz offensichtlich unterschätzen die »Forschenden« der psychologischen Universitätsinstitue noch immer die ungeheure Komplexität von Sprache und Kommunikation. Da helfen auch keine quantitativen Methoden zur exakten Messung von Reaktionszeiten, Pupillenkontraktion usw., die im übrigen auch keine eindeutigen Ergebnisse zeitigen. Statt sich an der Sprache abzuarbeiten, die von der übergroßen Mehrheit akzeptiert ist und tagtäglich benutzt wird, sollte die psychologische Wissenschaft lieber dort gesicherte Erkenntnisse einbringen, wo diese tatsächlich etwas zur Verbesserung der Verhältnisse beitragen können.
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Kommentar von Roland Bohnenkamp, verfaßt am 02.08.2022 um 09.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49518
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POL-K: 220726-2-K Drei Dooring-Unfälle im Kölner Stadtgebiet fordern vier verletzte Radfahrende
[https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/12415/5282064] Ohne Kommentar
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 31.07.2022 um 00.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49505
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Wie schmeckt wohl ein »Wein für Genießer:innen«? Man mag es sich nicht vorstellen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.07.2022 um 12.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49489
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Die Ausdifferenzierung von Regenbogenflaggen durch weitere Streifen und Punkte für weitere Interessengruppen (vom Bundesfamilienministerium aufgezogen) wird nie weit genug gehen. Wo bleiben die Sadisten und Masochisten, die doch immerhin schon eigene Arbeitsgruppen auf Kirchentagen hatten, ferner die sehr zahlreichen Fetischisten usw.? Haben sie etwa keinen Anspruch auf Sichtbarkeit und Pöstchen? Die Grünen können sich auf anderen Gebieten noch so viel Mühe geben – das ideologische Possenspiel wirft sie immer wieder zurück.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 26.07.2022 um 18.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49487
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Klimaschützer [!] mag es freuen, für Urlauberinnen und Urlauberinnen ist es eine Katastrophe: Die Lufthansa stellt am Mittwoch in München und Frankfurt den Flugverkehr fast ein.
(spiegel.de, 26.7.22)
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 24.07.2022 um 23.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49483
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Sehr ausführlicher Artikel über Studien zur „geschlechtergerechte Sprache“
https://berliner-zeitung.de/open-source/streit-ums-gendern-nein-die-deutsche-sprache-diskriminiert-frauen-nicht-li.246245
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.07.2022 um 16.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49479
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Ja, "Tage" gibt’s! Der 27. Mai ist der Welttag des Purzelbaums.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 23.07.2022 um 08.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49478
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Stadt Kiel twittert: »Heute ist der internationale Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher*innen«
https://twitter.com/stadt_kiel/status/1550120197473767424
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.07.2022 um 05.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49405
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"Meeresforschende"... Die Max-Planck-Gesellschaft gendert mehr oder weniger konsequent, nur bei „Forscher“ ist sie unerbittlich: sie müssen stets zu „Forschenden“ werden.
Die Universitäten und Wissenschaftsgesellschaften wie diese haben sich zunächst der Rechtschreibreform und dann dem Gendern ergeben, ganz ohne Not, weil man das eben jetzt so macht. Verkorkste Texte, die man nie ohne Ärger lesen kann, sind die Folgen, aber was soll’s? Das macht alles die Pressestelle zusammen mit dem Gleichstellungsbüro, und den "Forschenden" ist es egal.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.07.2022 um 07.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49397
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Zu den hochgeschätzten Lebensweisheiten gehört auch:
Mädchen, die pfeifen, und Hühnern, die krähen, soll man beizeiten die Hälse umdrehen
Allerdings war ich etwas überrascht, diese Version im Internet zu finden und nicht die mir allein bekannte, auch im Sinne der Gleichstellung sinnvollere:
Mädchen, die pfeifen, und Jungen, die nähen, soll man beizeiten die Hälse umdrehen.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.07.2022 um 23.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49394
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Zweimal dasselbe
im Mannheimer Morgen, 9.7.22, S. 35 (Hervorhebungen von mir):
Um den Käuferinnen und Käufern zumindest das Gefühl zu geben, etwas zur vermeintlichen Sparwirkung beitragen zu können oder zu müssen, wenden die Betrüger bei den Steckern drei Tricks an.
[...]
Vielleicht hofften die Betrüger, dass die Käuferinnen und Käufer ihnen wegen des Ablenkungsmanövers nicht so schnell auf die Schliche kommen [...]
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 06.07.2022 um 10.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49380
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Twitter-Thread zum Gendern im Lehramtsstudium. Es herrschen inoffizielle Standards:
https://twitter.com/stefanolix/status/1543981894462840836
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.07.2022 um 04.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49377
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Wer behauptet, es sei eine biologische Tatsache, daß es nur zwei Geschlechter gibt, wird wegen Verstoßes gegen das Diversitätsgebot zu einer Haftstrafe nicht unter zwei Jahren verurteilt. Zugleich werden ihm auf fünf Jahre befristet die bürgerlichen Ehrenrechte aberkannt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.07.2022 um 19.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49376
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Auf die Seite des österreichischen Kultusministeriums bin ich übrigens gestoßen, weil dort auch – erwartungsgemäß – vor Kinderliedern gewarnt wird, die solche Schrecknisse wie "Dickmadam" und "nudeldicke Dirn" enthalten. Und das wiederum kam daher, daß ich gerade die nudeldicke jüngste Enkelin auf dem Knie habe reiten lassen. Sie versteht noch keine Wörter, sonst wäre sie jetzt fürs Leben traumatisiert.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.07.2022 um 19.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49375
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Freie Presse, Annaberger Zeitung, 4.7.22, S. 8 (Hervorhebungen von mir):
Bartgeier Dagmar hebt zu erstem Rundflug ab
Auf zum Jungfernflug im Nationalpark
Berchtesgaden: 23 Tage nach seiner Auswilderung ist das Weibchen Dagmar am Samstag erstmals abgehoben, wie der Landesbund für Vogelschutz (LBV) und der Nationalpark mitteilten. Dagmar war gemeinsam mit dem zweiten Jungtier Recka am 9. Juni von LBV-Mitarbeitern und Rangern zu einer Felsnische gebracht worden. Dort unternahmen die drei Monate alten Bartgeier seither Flugübungen. Laut LBV hat der Vogel jetzt „sehr elegant“ ihren ersten Flug unternommen, der sie 300 Meter weit zu einer Futterstelle führte. Das Bild zeigt Dagmar kurz vor der Auswilderung. [...]
Ist das nun ein Gender-Unfall oder nur eine Verwechslung der Zahl der "Bartgeierinnen"?
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.07.2022 um 19.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49374
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Ich habe mich vor wenigen Tagen als bis dahin über viele Jahrzehnte treuer Hörer vom DLF mit einer E-Mail verabschiedet. Ich werde ihn nicht mehr einschalten. Ich habe vor allem den mir unerträglichen "Gender-Schluckauf" als Begründung angegeben.
Der DLF-Hörerservice antwortete:
[...] Es gibt bei Deutschlandradio keine "Richtlinien" zur Verwendung geschlechtergerechter Sprache, sondern seit 2018 eine Handreichung mit Empfehlungen und praktischen Tipps. Darin werden Möglichkeiten für gendersensible Formulierungen aufgezeigt. Viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nutzen diese Handreichung. Manche entwickeln sie weiter, auch hörbar, zum Beispiel durch den sogenannten glottalen Plosiv (Gender Gap). Andere bevorzugen das generische Maskulinum: Die Diskussion, wie gendersensible Sprache aussehen kann, ist wie bei den meisten Medienunternehmen auch bei uns im Haus noch im Fluss. In den Nachrichtensendungen der Deutschlandradio-Programme wird der Gender Gap aktuell nicht verwendet.
Die Handreichung "Geschlechtergerechte Sprache" ist auf den Deutschlandradio-Transparenzseiten verfügbar:
https://www.deutschlandradio.de/index.media.88a3b3350e3d0b3f5d2173f69cd3f753
Sie sagen nicht, warum Formulierungen überhaupt gendersensibel sein müssen. In dieser E-Mail klingt es, als sei das generische Maskulinum gleichberechtigt. In der "Handreichung" heißt es aber, es gebe "zahlreiche Alternativen zum sogenannten generischen Maskulinum, der sprachlichen Einengung auf die männliche Form".
Das generische Maskulinum ist also ein "sogenanntes", es ist eine Einengung, zwischen Genus und Sexus wird nicht unterschieden. Na ja, das Übliche.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.07.2022 um 18.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49373
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Das österreichische Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur empfiehlt:
Pädagoginnen und Pädagogen verwenden die zahlreichen Möglichkeiten, geschlechtergerecht zu formulieren, indem sie (...) auf Kongruenz achten: „Die Gemeinde Wien ist die größte Trägerin von Kindertagesheimen; die Schule als Arbeitgeberin.“
(https://pubshop.bmbwf.gv.at/index.php?rex_media_type=pubshop_download&rex_media_file=184_leitfaden_bakip_09_15545.pdf)
Aber die Gemeinde und die Schule haben doch gar kein Geschlecht!
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.07.2022 um 04.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49372
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Der Deutschlandfunk in unserem Küchenradio beschäftigt immer noch Sprecherinnen, die mitten im Wort Kotzgeräusche von sich geben. Wenn das Unternehmen mir gehörte, würde ich sie fristlos entlassen.
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Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 03.07.2022 um 22.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49371
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Man wird ja mittlerweile regelmäßig getriggert: Ich dachte mir beinahe "Warum gendert der jetzt den Schloßhof?", als mir ein Freund vom Konzert im Schloßinnenhof berichtete.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.07.2022 um 19.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49370
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Laut ZDF, heute-Sendung 19 Uhr, sind die "Teilnehmer innen" am CSD durch die Innenstadt gelaufen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.06.2022 um 05.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49346
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Ein schlechter Artikel von Timo Duile über Antisemitismus in Indonesien (SZ 30.6.22) wird zusätzlich entstellt durch penetrantes gemischtes Gendern. Der Höhepunkt ist „Kommunisten und Kommunisten“. Ich habe das Vorlesen abgebrochen, weil mein Publikum nicht durchgehalten hat.
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Kommentar von Tante Google, verfaßt am 28.06.2022 um 17.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49340
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https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/infodaf-2002-0606/html
PowerPoint und DaF. Mediengestützter Deutschunterricht an einer japanischen Universität
"[...] auffallend ist jedoch, wie oft und wie weitgehend sich die Teamarbeit als ein für alle gewinnbrin-
gender Prozeß erweist"
Augenreizung, aber Glück gehabt, hat nix mit Gender zu tun.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 27.06.2022 um 08.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49335
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Vielleicht sollte man tatsächlich auch hier eine Quote einführen, im Namen der Geschlechtergerechtigkeit. Immerhin erhöht jeder eingebuchtete Mann indirekt die Sichtbarkeit von Frauen in der Öffentlichkeit, indem er selbst vorübergehend unsichtbar wird.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.06.2022 um 07.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49334
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Fast 95 % der Häftlinge in deutschen Gefängnissen sind Männer. Wo bleibt der Aufschrei?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.06.2022 um 03.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49305
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Das 9-Euro-Ticket soll Reisende und Pendlerinnen entlasten. (ZEIT 21.6.22)
Das Robert Koch-Institut gibt die bundesweite Inzidenz derzeit mit 458,5 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnerinnen und Woche an. (Zeit 20.6.22)
Die ZEIT berichtet auch, daß „israelische Künstlerinnen“ an der documenta kaum teilnehmen.
Die ZEIT hatte schon immer die Absicht, die Deutschen zu bessern und zu belehren.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.06.2022 um 22.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49254
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Ganz interessanter Text über eine angeblich nichtbinäre Person:
https://taz.de/Arbeitsgerichtsklage-nach-Jobabsage/!5857960/
Der Autor versucht nach Möglichkeit alle Pronomen zu vermeiden und wiederholt ständig den Namen. Allerdings geht er nicht soweit, Possessivartikel durch den Namen zu ersetzen. Stattdessen eine doch recht maskulin wirkende Sonderschreibung: Mathias Weidner hat den weitaus größten Teil seines* Berufslebens Genderfragen und der Gleichstellung gewidmet. So geht das den ganzen Text.
In den vielen Videos des ÖRR zu "Neopronomen" wird das Problem nie erörtert, man hört da nur die immer gleiche Formel: "Ich benutze gar keine Pronomen" (was bedeutet: "Ich möchte nicht, daß jemand mithilfe von Pronomen über mich spricht").
Das verfluchte generische Maskulinum kann der taz-Autor auch nicht umgehen:
Die Ostfalia-Hochschule hat einen* nicht-binären Bewerber für das Amt der Gleichstellungsbeauftragten abgelehnt, weil nur eine Frau in Frage komme.
Weidner will auch das Argument nicht gelten lassen, der Beauftragte müsse eine Frau sein, weil er sich mit Frauen-Netzwerken verbinden müsse.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 15.06.2022 um 01.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49245
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Interessante Einblicke in die Gedankenwelt eines SPIEGEL-Redakteurs:
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das Thema Gendersprache auch beim SPIEGEL viele Leute bewegt . Wir haben uns nach einigem Hin und Her dafür entschieden, das generische Maskulinum (»Forscher«) falls möglich durch Doppelnennungen (»Forscherinnen und Forscher«), geschlechtsneutrale Begriffe (»Forschende«) oder auch »kluge Umschreibungen« zu ersetzen. So steht es in Kapitel 2.6.1 unserer Redaktionsstandards; ein Beispiel für eine kluge Umschreibung von »Forscher« denken Sie sich bitte selbst aus. Anders als bei Audi verzichten wir auf Genderzeichen, Ausnahmen bestätigen die Regel. In einer persönlichen Kolumne dürfte ich »Forscher*innen« schreiben, in einem Nachrichtentext nicht.
Auf diese Weise ist es uns gelungen, einen Minimalkonsens zwischen den harten Pro- und Kontra-Genderfraktionen herzustellen dergestalt, dass beide Seiten den Kompromiss irgendwie blöd finden.
(https://www.spiegel.de/politik/deutschland/news-des-tages-inflation-papst-franziskus-gendersprache-a-785c0a38-353b-458a-95b5-3bffeaaa8122)
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 15.06.2022 um 00.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49243
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Noch zum Thema Gewöhnung: Man kann sich natürlich an alles gewöhnen, wenn damit gemeint ist, daß sich die Aufregung über Torheiten im Laufe der Zeit etwas legt und einer pragmatischen Resignation weicht. Aber Gewöhnung in diesem Sinne kann einen mutwillig herbeigeführten Verlust an Klarheit nicht wettmachen, zumal wenn der Kontext, der sonst zuverlässig für Eindeutigkeit sorgt, als Hilfsmittel ausfällt.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 14.06.2022 um 15.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49241
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Das in den Medien mittlerweile weitverbreitete Genderchaos ist für die Leser zwar eine Zumutung; das bunte Durcheinander der generischen Formen (Maskulinum, Paarformel, Verbalisierung) macht einen bei der Lektüre ganz kirre. Bis zu einem gewissen Grad hat man sich aber daran gewöhnt und korrigiert im Kopf automatisch zum Beispiel »Patientinnen und Patienten« zu »Patienten«, »Mitarbeitende« zu »Mitarbeiter«. Das fiktive generische Femininum setzt dem Ganzen allerdings die Krone auf. Wenn es innerhalb eines Textes wenigstens durchgängig benutzt würde! Dann hätte der Leser eine gewisse Chance, nach dem soundsovielten Satz zu erkennen, daß es sich wohl um eine trotzige Provokation handeln muß, die nicht ernst zu nehmen ist. Aber meist wird es ja nur ab und zu eingestreut, und dann ist der Effekt fatal. Man könnte ebensogut Teile von Sätzen schwärzen, um das Textverständnis künstlich zu erschweren.
So brachte die NZZ kürzlich einen Artikel über den Lehrermangel in der Schweiz (https://www.nzz.ch/schweiz/die-kantone-buhlen-um-lehrpersonen-hunderte-von-stellen-sind-offen-obwohl-der-job-so-beliebt-ist-wie-noch-nie-ld.1687842). Auch hier findet sich das übliche Durcheinander:
Schüler 3 x – Schülerinnen und Schüler 4 x
Lehrer 2 x – Lehrerinnen oder Lehrer 5 x – Lehrpersonen 7 x
Lehrermangel 6 x – Lehrpersonenmangel 1 x
Lehrerberuf 4 x – Lehrberuf 2 x
Quereinsteiger 4 x – Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger 1 x
usw.
Mittendrin dann aber, völlig unvermittelt, dies:
Die Zunahme der Absolventinnen ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass die pädagogischen Hochschulen die Werbung für neue Studentinnen angesichts des sich abzeichnenden Lehrermangels in den letzten Jahren intensiviert haben.
Zuvor war noch allgemein von wachsendem Interesse an einem Pädagogikstudium gesprochen worden (Zahl der Studierenden, doppelt so viele Personen), und auch im nächsten Satz heißt es schon wieder: Ausbildung zum Lehrer und zur Lehrerin. Es ist also eher unwahrscheinlich, daß urplötzlich und ohne jegliche Überleitung in einem isolierten Satz auch noch schnell das Unterthema Verhältnis Mann/Frau abgehakt werden soll. Ganz auszuschließen ist es aber nicht.
Die Behauptung, daß die Bemühungen um eine »geschlechtergerechte Sprache« keine negativen Auswirkungen auf Textqualität und Textverständlichkeit hätten, läßt sich meines Erachtens nicht halten. Es ist auch nicht, wie oft behauptet wird, eine Frage der »Gewöhnung«.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.06.2022 um 05.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49239
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In der Kleinstadt Dohna wünschten sich 30 Prozent der Wählerinnen eine Rechtsextreme als Bürgermeisterin. (SZ 14.6.22, Antonie Rietzschel)
Der Leser muß nach den Regel der deutschen Sprache annehmen, daß das Abstimmungsverhalten der weiblichen Wähler ermittelt wurde. Das ist jedoch nicht der Fall. Der Text enthält also eine absichtliche Unwahrheit, eine Lüge.
Die Zeitung sollte ihre Leser einmal fragen, ob sie damit einverstanden sind, pauschal als Leserinnen bezeichnet zu werden.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.06.2022 um 17.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49238
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Zu den Mißbrauchsberichten (jetzt Bistum Münster) erscheinen in den größeren Zeitungen durchweg Beitrage, die von "(sexuellem) Missbrauch" sprechen und nicht mehr von "sexualisierter Gewalt". Diese Mode könnte schon wieder vorbei sein. – Nur die zwangsfinanzierten Rundfunkanstalten bleiben bei "sexualisierter Gewalt", wie sie ja gegen den allgemeinen Sprachgebrauch (und den ihrer Interviewpartner) auch das Gendern durchhalten, soweit es geht. Sie führen ein Leben im Abseits, aber das macht ihnen nichts aus, weil sie ihre Kunden nicht brauchen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.06.2022 um 06.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49226
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Unsere jüngste Enkelin ist noch ein "Säugling", womit sie erstens gegen ihren Willen auf das männliche Geschlecht festgelegt und zweitens durch "-ling" der Verachtung preisgegeben wird. Der süße Fratz! (Schon wieder maskulin!)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.06.2022 um 07.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49208
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Die Regulierung von Heiratsgesuchen liegt wohl noch in weiter Ferne, aber ich sehe eine viel näher liegende Maßnahme: Eltern haben zwar das Recht, ihre Kinder zu erziehen, sogar religiös zu indoktrinieren, aber was nicht angeht: die Vermittlung eines binären Verständnisses von Geschlecht. Ein Junge, der sich einbildet, nur ein Mädchen kommt für ihn in Betracht, gehört ins Heim, und die Elten müssen wegen Verstoß gegen das Kindeswohl bestraft werden.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.06.2022 um 09.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49205
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Ist das Kürzel "(m/w/d)" bei Heiratssuchanzeigen noch nicht Pflicht?
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 07.06.2022 um 07.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49203
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Im Facebook teilt jemand jemand mit: „Ich würde mir wünschen, daß man gar keine Bezeichnungen mehr braucht.“ Erfreut dachte ich, es gehe um Geschlechtsidenditäten, mußte aber schon im nächsten Satz erkennen, daß Musikgattungen gemeint waren. Wir werden wohl noch unzählige woke Etikettierungen auswendiglernen müssen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.06.2022 um 05.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49201
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Die Zeitung kritisiert, daß bei den Rockkonzerten fast nur Männer auf der Bühne sind. Veranstaltungen, an denen fast nur Frauen teilnehmen, werden nie kritisiert.
Am Kötztinger Pfingstritt nehmen nur Männer teil. Das könnte man als Ausläufer der Papstkirche abhaken.
Der Quotenmensch als neue Lebensform.
„Binär“ könnte das neue Schimpfwort werden, was es in gewissen Kreisen schon ist. Die Aufforderung, es doch einfach mal mit dem eigenen Geschlecht auszuprobieren, haben wir schon gelesen. Viel läßt sich durch Erziehung erreichen, eine frühzeitige Gewöhnung an homosexuellen Sex ist vorstellbar. Mit Geschlechtergerechtigkeit wäre das nicht mehr zu begründen. Wer ist eigentlich so unzufrieden mit der Zweiteilung in Mann und Frau, die einer sehr großen Mehrheit immer noch zu genügen scheint?
Bei Kauf von Kinderbüchern sollte man genauer hinsehen. Es gibt schon einen gewissen Druck, die Personen nicht alle „binär“, sondern einen selbstverständlich besonders sympathischen Menschen als homosexuell einzuführen. Warum auch nicht? Nur, wie gesagt: man sollte sich informieren, denn vielleicht will man das für die eigenen Kinder und Enkel gar nicht. (Ist das noch erlaubt? Sind Sie etwa binär?) Die pädagogisch begründete Umkehr der „traditionellen Rollenklischees“ gibt es schon seit Jahrzehnten. Weder der Besucher eines Rockkonzerts noch der Buchkäufer haben das Recht, das zu genießen, was sie wollen und wofür sie bezahlen. Der allumfassende Erziehungsauftrag gebietet, sie eines Besseren zu belehren.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 06.06.2022 um 19.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49200
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Zeugen gesucht!
Zur Geschichte des generischen Maskulinums im Deutschen
Ewa Trutkowski und Helmut Weiß
https://lingbuzz.net/lingbuzz/006520/current.pdf?_s=xsLVZGG78A1i0jou
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 06.06.2022 um 15.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49197
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Der Instagram-Account der ZDF-Mediathek klärt Unwissende auf.
https://instagram.com/p/CeTtjX4K17V
Hast du noch ungeklärte Fragen zum Thema nicht-binäre Menschen?
Unwissenheit ist überhaupt nicht schlimm. Vor allem, wenn man selbst wenig Berührung mit einem Thema hat, kann man es nicht so einfach nachvollziehen.
Wir erklären euch hier ein paar Begriffe, damit sich drängende Fragen zu dem Thema nicht-binäre Menschen klären!
Wenn man meint, daß es nur zwei Geschlechter gibt, folgt daraus, daß Jungen keine Röcke tragen dürfen, und das ist schlecht für uns alle:
https://pbs.twimg.com/media/FUkV6GdWUAACSt_.jpg
Selbstverständlich müssen wir neue Pronomen und Namen verwenden:
https://pbs.twimg.com/media/FUkjnIDWIAAAzAr.jpg
https://pbs.twimg.com/media/FUkjpwjWUAInovw.jpg
Und "Nicht-Binäre" aktiv unterstützen:
https://pbs.twimg.com/media/FUkXdwxWUAAzuTb.jpg
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 06.06.2022 um 13.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49196
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Mehrheitsfähigkeit des Themas Gendern
Manchmal wird argumentiert, dass eine Mehrheit der Menschen gendergerechte Sprache ablehne. Tatsächlich gibt es Menschen, die sich nicht begeistert äußern, wenn es um das Thema Gendern geht. Auch bestimmte politische Gruppen und Parteien unterstützen genderkritische Positionen.
https://fu-berlin.de/sites/diversity/antidiskriminierung/sprache/gender/mehrheitsfaehigkeit-gendern.html
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 31.05.2022 um 14.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49171
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Wie originell!
Die gemeinsame Ausstellung des Belvedere Wien und des Van Gogh Museum in Amsterdam verfolgt die Spuren zurück zu Klimts künstlerischen Wegbereiterinnen und -begleitern.
(https://www.belvedere.at/klimt-inspired-van-gogh-rodin-matisse)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.05.2022 um 14.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49166
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Escherichia coli ist laut Duden Neutrum, laut Lexikon der Biologie Femininum, aber in jedem Fall der Erreger von Reisedurchfall usw.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.05.2022 um 13.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49142
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Der heutige MM bringt auf S. 4 einen gut lesbaren Artikel, was damit zu tun hat, daß durchgehend das generische Maskulinum verwendet wird. Es geht um den Frauenanteil bei Polizisten in BW, der zu niedrig sei. Einige Zitate daraus:
Bei den Polizeibeamten im Land machen Frauen nicht einmal ein Drittel aus
Nicht einmal jeder dritte Polizeibeamte im Land ist weiblich.
In der Schutzpolizei waren zu Jahresbeginn 7143 Frauen tätig. Das sind 28,9 Prozent der 24747 Streifenbeamten.
Allerdings gibt es nur 4120 Kriminalbeamte, darunter 1230 Frauen.
Bei den Neueinstellungen sei inzwischen fast jeder zweite Anwärter eine Frau.
Im Zeitraum von 2016 bis 2021 wurden mehr als 9000 Nachwuchspolizisten eingestellt. Aktuell sind 46 Prozent der Neulinge Frauen
Als ein Beispiel führte er die Kita auf dem Gelände der Hochschule für Polizei in Villingen-Schwenningen an, die Plätze für Kinder von Hochschülern und Mitarbeitern freihält.
Es geht also doch, wenn man gelesen und verstanden werden will.
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 18.05.2022 um 09.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49128
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"Einfach mal ausprobieren." Nö.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 18.05.2022 um 09.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49127
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Dazu passend eine vom Familienministerium NRW finanzierte Broschüre:
https://schlau.nrw/wp-content/uploads/2020/01/TransUndSchule_Brosch_2020_web.pdf
Ein paar Auszüge in diesem Thread:
https://twitter.com/wifeofanagp/status/1524711497888317440
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.05.2022 um 05.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49123
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Die meisten Menschen sind bisexuell, leben es aber nicht, sagt die deutsch-kanadische Autorin Julia Shaw. Sie empfiehlt: Einfach mal ausprobieren. (SZ Magazin, ähnlich zur gleichen Zeit in FAZ und anderen Medien, Bi ist zur Zeit der Renner)
Als Kinder waren wir alle polymorph-pervers, wie Freud es so nett ausdrückt. Das bleibt aber nirgendwo auf der Welt so. Die Menschheit pflanzt sich „heteronormativ“ fort.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.05.2022 um 06.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49119
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Wieviel reden wir im Laufe unsere Lebens? Manche schätzen eine halbe Milliarde Wörter, John L. Locke kommt auf 700 Millionen. Natürlich sind die Unterschiede riesig. Frauen reden doppelt soviel wie Männer. Ich bin eher schweigsam, habe aber beruflich eine ganze Menge geredet.
Neuerdings kommt hinzu, daß viele mehr lesen und schreiben als hören und reden. Soll man das hinzurechnen?
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.05.2022 um 23.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49115
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Ich gehörte auch zu denen, die glaubten, Gendersprech hätte keinen Platz in der schönen Literatur. Aber dieser Liedtext hat mich eines besseren belehrt:
https://twitter.com/Hallaschka_HH/status/1521113433420222466
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 15.05.2022 um 21.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49114
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Am Wahlabend sagt NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst im WDR in einer Gesprächsrunde mit den Spitzenkandidaten, er werde »auf alle Demokratinnen und Demokraten hier am Tisch zugehen«. Am Tisch stehen außer ihm die männlichen Spitzenkandidaten der SPD, der FDP und der AfD, die Spitzenkandidatin der Grünen, ein Moderator und eine Moderatorin. Preisfrage: Mit welchen Demokratinnen wird Wüst Gespräche führen?
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 14.05.2022 um 00.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49102
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Köstlich
Bei der Stadt Soest bilden unsere Verwaltungsfachangestelltinnen und Verwaltungsfachangestellten und Beamtinnen und Beamten im mittleren und gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienst (Laufbahngruppe 1 und 2) das Rückgrat.
(https://www.karriere-soest.de/berufsfelder/verwaltungsberufe)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.05.2022 um 06.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49101
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Das erste Foto vom Schwarzen Loch in der Mitte unserer Galaxie wurde natürlich von „Forscherinnen und Forschern“ präsentiert, aber dann geht es im langen Bericht der SZ ganz manierlich weiter. Was der hypothetische „Beobachter“ sehen und der hypothetische „Raumfahrer“ erleben würde, die zu didaktischen Zwecken gern eingeführt werden, bleibt im generischen Maskulinum, also geschlechtslos. Welches Geschlecht sollte ein hypothetischer Mensch auch haben?
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Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 11.05.2022 um 10.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49091
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Gerade hörte ich Markus Feldenkirchen, wie er in seinem "Spitzengespräch" die von Svenja Flaßpöhler erwähnte mögliche Generalmobilmachung in Rußland für die Zuschauer zu erläutern versuchte. Er begann zu sagen "alle männlichen Russinnen und Russen". Nach "Russinnen" korrigierte er sich: "… äh, Russen".
Dabei hatte er, intelligent wie er ist, eigentlich keinen Fehler gemacht. Nach "alle männlichen" kann es nicht mit "Russen" weitergehen, weil die sowieso nach Gender-Logik männlich sind. Es muß eine Gruppe folgen, die Männer und Frauen umfaßt, also: "alle männlichen Russinnen und Russen". Oder doch nicht? Die Lösung: Er hätte schon vermeiden müssen, "männlichen" zu sagen. Das ist natürlich schwierig, wenn man genau dieses Wort verwenden will.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.05.2022 um 03.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49086
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Die neue DGB-Chefin hat erwartungsgemäß die Frauenpolitik zu ihrem Hauptthema erklärt. Ein sicherer Weg zum weiteren Niedergang. Es gibt viele Beispiele (etwa die Demokraten in den USA), aus denen man lernen könnte. Gendern, Political correctness und anderes "Gedöns" schrecken eher ab. Dazu kann man stehen, wie man will, es ist einfach so. Unsere Grünen haben die Lektion schon verstanden, jedenfalls an der Spitze, weniger in der Grünen Jugend.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.05.2022 um 21.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49085
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Es holpert immer gewaltig bei den Sprechern im Fernsehen. Die ARD-Korrespondentin in Moskau, Ina Ruck, erwähnte heute im "Brennpunkt" des Ersten zweimal dieselben zwei Akteure des russischen Fernsehens:
"zwei Mitarbeiter [...], ein Redakteur, eine Redakteurin"
"Und was den beiden Journalistinnen und Journalisten, also den beiden, dem Mann und der Frau, passieren wird, werden wir jetzt sehen."
Ohne Gendern wäre diese Stolperei nicht passiert.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.05.2022 um 18.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49083
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Heute, gestern und immer wieder lese ich in der Zeitung Beiträge, die mit den "Ärztinnen und Ärzten" o. ä. anfangen und dann ins generische Maskulinum wechseln, wie es im Deutschen üblich ist. Dazwischen längere Artikel, die das hinreichend beschriebene Chaos praktizieren, als ob es eine Sprache geben könnte, die nach tausend Jahren immer noch nicht weiß, wie sie mit der Kategorie Genus umgehen soll. Was für ein Stumpfsinn muß in den Redaktionen herrschen!
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 09.05.2022 um 17.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49082
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Wobei der Duden aber nicht recht hat, wenn er den Kreis der Wähler auf den männlichen Teil der Bevölkerung reduziert (»männliche Person, die [...]«). Er widerlegt sich mit den zahlreichen angeführten Beispielen auch gleich selbst, denn in keinem einzigen Fall dürften nur Männer gemeint sein:
die Wähler haben entschieden
die Wähler für sich gewinnen
die Mehrheit der Wähler
um die Gunst der Wähler kämpfen, werben
die Wähler dieser Partei
sie bedankte sich bei ihren Wählern für das Vertrauen
Der ergänzende Standardhinweis, in »bestimmten Situationen« werde die maskuline Form gebraucht, um damit Personen aller Geschlechter zu bezeichnen, macht die Sache nicht besser. Im Gegenteil, wenn sechs von sechs Beispielen die generische Verwendung belegen, kann mit der Bedeutungsangabe etwas nicht stimmen. Die Behauptung »Bei dieser Verwendung ist aber sprachlich nicht immer eindeutig, ob nur männliche Personen gemeint sind oder auch andere. Deswegen wird seit einiger Zeit über sprachliche Alternativen diskutiert« grenzt schon an eine Frechheit. Man würde sich von Duden ein wenig mehr Redlichkeit wünschen. Die meisten Befürworter des Genderns schieben längst nicht mehr diese fadenscheinige Begründung vor, warum begibt sich die Dudenredaktion auf dieses Niveau?
Wenn Uneindeutigkeit im Sinne möglicher Mißverständnisse das Problem wäre, würde ich sofort mithelfen bei der Suche nach Alternativen zum generischen Maskulinum. Aber Mißverständnisse kamen und kommen so gut wie nie vor. Entweder das Geschlecht der Handelnden ist unerheblich, dann ist die Uneindeutigkeit gerade erwünscht und der klassische Anwendungsfall des generischen Maskulinums gegeben, oder es ist sehr wohl erheblich, dann aber wird die generische Form überhaupt nicht benutzt und werden die zur Verfügung stehenden Differenzierungsmittel eingesetzt. Grund für die Diskussion über sprachliche Alternativen ist einzig und allein das verbissene Bestehen auf »Sichtbarmachung« des Geschlechts in dem, was wir sagen und schreiben, und zwar gerade immer dann, wenn es nichts zu »sehen« gibt. Entweder die Redaktion hat die Diskussion jahrelang nicht verfolgt, oder sie streut den Leuten bewußt Sand in die Augen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.05.2022 um 07.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49080
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Die Zeitung spricht von "Wählenden", auch wo sie Wähler meint. Wähler sind, wie der Duden ganz richtig sagt, sowohl die Wahlberechtigten als auch die tatsächlich ihre Stimme Abgebenden. Die Wählenden sind also eine Teilmenge der Wähler.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 06.05.2022 um 09.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49066
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Darum ist funk so inkompetent:
https://pbs.twimg.com/media/FR-jJSpX0AA7CPL.jpg
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 05.05.2022 um 14.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49055
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Sosehr sich die Gegner des generischen Maskulinums auch abstrampeln, sie kommen einfach nicht ohne es aus und liefern mit jedem der unzähligen Texte, die sie tagtäglich produzieren, den Beweis, daß es bestens funktioniert. Ein willkürliches Beispiel von heute (https://www.spiegel.de/wirtschaft/start-ups-in-deutschland-gruender-kaempfen-mit-rassistischen-erfahrungen-a-7b1c0c1c-f0a2-4b34-b789-c4b8cc341414):
Gründer (Pl.) [in der Überschrift!]
Unternehmern [im Anreißer!]
Unternehmer (Pl.)
Unternehmern und Unternehmerinnen
jeder Dritte
Investoren
Vermietern
Kooperationspartnern
Gründer (Pl.)
Gründerinnen und Gründer
Unternehmer und Unternehmerinnen
Gründer (Pl.)
Unternehmer und Unternehmerinnen
Akademikeranteil
Gründer (Pl.)
Der Autor ist offenbar – wie die allermeisten – darum bemüht, nicht völlig abzudriften und den Großteil seiner Leser nicht ohne Not zu verprellen. Er scheint auch Wortbildungen wie »Unternehmende« oder »Gründende« zu scheuen, die immerhin denkbar sind und nicht dämlicher wären als die »Anfangenden« und die »Politikmachenden« (eben in einer Studienordnung gelesen bzw. gestern irgendwo gehört).
Grammatisch auch noch interessant:
»Unter den jungen Unternehmern und Unternehmerinnen, die im Ausland geboren wurden, hat jeder Dritte im Zuge der Gründung rassistische Erfahrungen gemacht.«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.04.2022 um 08.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49027
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In Berlin wird die Klage einer Frau verhandelt, die des Schwimmbades verwiesen wurde, weil sie barbusig in der Sonne gelegen und damit gegen die Bekleidungsordnung verstoßen hatte. Sie wird wohl recht bekommen. Trotzdem ist die Berufung auf die Gleichstellung mit den Männern nicht stichhaltig. Evolutionär haben sich die weiblichen Brüste als sekundäre Geschlechtsmerkmale, also als Zeichen, entwickelt; vergleichbare Primaten haben keine, sie sind physiologisch überflüssig. Der Oberkörper des Mannes ist unbeträchtlich; auch die schönsten Muskelpakete sind nur Symptome, nicht zeichenhaft, und die Natur hat den Aufwand gescheut, auch die Brustwarzen noch wegzuretuschieren.
Außerdem ist die Gleichstellungspolitik nicht hinreichend, um zu begründen, warum es überhaupt Bekleidungsvorschriften im öffentlichen Raum gibt. FKK in der S-Bahn – wer findet dagegen ein Argument? Ein neuer rechtspolitischer Gesichtspunkt ist allerdings die vorauseilende Rücksichtnahme auf die Gefühle der Muslime bzw. die Furcht vor deren Reaktionen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.04.2022 um 05.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49026
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Die Folgen des Genderns für die bekannte Haplologie sind ein interessanter Hinweis. Die Gender*innen empfehlen: "Person auf Wanderung, kommst du nach Sparta..."
Abgesehen vom Sprachlichen: Um den Gender pay gap zu belegen, vergleicht das Ministerium die Durchschnittsvergütung von Azubis im Zimmererberuf (wo es fast nur Männer gibt), mit dem Durchschnitt bei Augenoptikern, einem typischen Frauenberuf. Leser, die bis drei zählen können, haben den Betrug durchschaut: es ist eine Folge der Berufswahl, nicht des Geschlechts. (In diesem Fall geht es allerdings darum, mehr Frauen für typische Männerberufe zu gewinnen, wo sie dann auch mehr verdienen würden. Aber die Milchverkaufspersonenrechnung ist immer wie gleiche. – Eine andere Konsequenz wäre, manche typischen Frauenberufe besser zu bezahlen. Es bleibt aber die Frage: Warum zieht es Frauen in schlecht bezahlte Berufe? Sie wissen doch, was sie erwartet.)
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 29.04.2022 um 02.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49024
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Zimmer*in
https://twitter.com/BMAS_Bund/status/1519549785065283585
BMAS = Bundesministerium für Arbeit und Soziales
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.04.2022 um 10.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49022
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Man kann es natürlich irgendwie auf völlig geschlechtslos und neutral hintrimmen. Fragt sich nur, was dann aus dem Stil wird:
"Alle auf ihr Leben Zurückblickenden und ihre Dankesschuld gegenüber ihren Eltern Erkennenden werden ihre Familie ..."
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.04.2022 um 08.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49021
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Für die siebte Stelle haben die Genderleitfäden ja schon eine Lösung, da soll man das böse Wort einfach weglassen ...
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Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 28.04.2022 um 06.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49020
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Die Frage, wo das scheinbar elegante Jeder-und-jede hinführt, wenn man es durchzieht (und damit zwangsläufig auf alle folgenden Pronomen anwendet), wird viel zu wenig gestellt.
Man betrachte den Satzanfang:
"Jeder, der auf sein Leben zurückblickt, und dem klar wird, was er seinen Eltern zu verdanken hat, der wird seine Familie ..."
Ersetzt man "Jeder" durch "Jeder und jede", dann hat man ja auf einen Schlag sieben Stellen mitzuändern. Der Satz lautet dann konsequenterweise so:
"Jeder und jede, der/die auf sein/ihr Leben zurückblickt, und dem/der klar wird, was er/sie seinen/ihren Eltern zu verdanken hat, der/die wird seine/ihre Familie ..."
Oder wenn man es nach dem Vorbild der Neusser Ratsverordnung macht:
"Jeder und jede, der*die auf sein*ihr Leben zurückblickt, und dem*der klar wird, was er*sie seinen*ihren Eltern zu verdanken hat, der*die wird seine*ihre Familie ..."
Fabian Payr hat diesem Punkt in seinem Gendersprachen-Buch ein Kapitel gewidmet, es ist übertitelt "Die Schrecken der Konsequenz".
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.04.2022 um 05.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49019
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Genau richtig beschrieben. Aber in den feministischen Zirkel versuchen unsere Erzieher uns alle einzubeziehen. Die sprachlichen Formen signalisieren, ob wir schon drin sind oder nicht. Geßlerhütchen.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.04.2022 um 01.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49018
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»Ich bitte jeden und jede, jetzt schon einen Beitrag zum Energiesparen zu leisten«, ließ sich neulich unser Wirtschaftsminister vernehmen. Jeden und jede? Man glaubt hier das Muster »Lehrer und Lehrerinnen« zu erkennen, aber der Fall liegt meines Erachtens etwas anders. »Jeder« steht nie nur für Männer, sondern bezeichnet immer alle, egal welchen Geschlechts sie sind, welche Geschlechtsidentität sie empfinden usw. usf. Der Satz »Jeder hat wohl schon mal Hodenschmerzen gehabt« ergibt im Deutschen schlicht keinen Sinn. Gleichzeitig ist »jede« zur Bezeichnung von Frauen völlig unüblich, außer vielleicht in den sehr überschaubaren feministischen Zirkeln. »Fast jede ist in ihrem Leben schon mal von einem Mann sexuell belästigt worden« – schon recht, aber würde man hier in normalem Deutsch nicht immer »jede Frau« sagen?
»Jeder und jede« ist demnach nicht, wie man meinen könnte, eine Erweiterung von »jeder« um »jede«, sondern Ergebnis einer gleich doppelten Mißachtung des normalen Sprachgebrauchs. Wahrscheinlich eignet es sich gerade deshalb so gut als Erkennungszeichen.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 27.04.2022 um 07.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49014
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Mehrere Medien berichten über Äußerungen Kubickis zur Ausstattung der Altkanzlerbüros im Bundestag. Der Wortlaut ist überall fast derselbe und basiert natürlich auf einer Agenturmeldung. In einem Punkt aber beweist der SPIEGEL wieder einmal, daß er schlauer ist als die Konkurrenz, in dem Fall sogar schlauer als die FR. Er hält es für sinnvoll, von »Altkanzlerinnen und Altkanzlern« und »ehemaligen Kanzlerinnen und Kanzlern« zu sprechen. Man soll beim Lesen darüber stolpern und tut es auch. Ob wohl auch Journalisten, die so schreiben, gelegentlich ahnen, wie ineffektiv diese Borniertheit ist? Die anderen Bornierten sind ja längst im Boot, und das große Publikum mag es nicht, pausenlos belehrt zu werden.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 24.04.2022 um 22.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48997
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Wir brauchen noch einen Tag der Sichtbarkeit von Littles.
https://youtube.com/watch?v=DnhpLDKX-s4
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Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 24.04.2022 um 16.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48996
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"Mit Marine Le Pen und Emmanuel Macron stehen sehr unterschiedliche Kandidaten zur Wahl – einer wird ins Élysée einziehen."
Erstaunlich, das so auf SPON zu lesen.
Oder ist Le Pen dem Spiegel so unsympathisch, daß ihr die Geschlechtergerechtigkeit versagt werden darf?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.04.2022 um 07.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48993
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Es ist immer der gleiche Widerspruch: Die Gleichstellung, die am Anfang der Menschenrechte stand, widerspricht der Identitätspolitik. Statt alle möglichen Unterschiede bei jeder Gelegenheit hervorzuheben (wie in der „Charta der Vielfalt“ gefordert und auch am „Tag der lesbischen Sichtbarkeit“ und zuvor schon am „Tag der trans*Sichtbarkeit“ gefeiert), könnte man auch die Gleichheit hervorheben und einen Tag der Unsichtbarkeit begehen. Aber „Farbenblindheit“ ist zur Zeit nicht gefragt, weiß und schwarz (bzw. Schwarz) sind auf ewig getrennt, and never the twain shall meet! Und so auch alle anderen. Die Gruppen werden immer kleiner, am Ende steht jeder für sich allein, unverstanden und sogar sich selbst ein Rätsel.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.04.2022 um 12.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48986
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Zu Lesbe vermerkt der Duden:
"umgangssprachlich und Eigenbezeichnung"
Indem das Familienministerium sich diesen Sprachgebrauch anstelle des amtlichen zu eigen macht, legt es ein Bekenntnis ab. Es ist auch ein Signal dafür, daß die Ideologie beim Marsch durch die Institutionen eine weitere Bastion erobert hat.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.04.2022 um 05.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48983
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Durch die einschlägige Literatur zieht sich ein Bedauern, daß weibliche Homosexualität entweder gar nicht oder bei weitem nicht so stark wie männliche verfolgt worden ist. Der Opferstatus dieser Minderheit läßt sich nur mit einer vagen Diskriminierung begründen. Das Ministerium dafür zu gewinnen ist ein beachtlicher Erfolg.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.04.2022 um 21.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48982
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»Als Frauen und als homosexuelle Menschen gehören Lesben gleich zwei Gruppen an, die von Diskriminierung und Gewalt betroffen sind und die in der Gesellschaft oft "übersehen" werden.«
Wie wärs mit einem "Tag der behinderten dunkelhäutigen Lesben"? Die gehören gleich vier diskriminierten Gruppen an.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.04.2022 um 19.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48981
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Das Bundesfamilienministerium widmet sich jetzt der drängenden Aufgabe, "Lesben sichtbarer zu machen":
https://www.regenbogenportal.de/aktuelles/welttage-kalender/26-04-tag-der-lesbischen-sichtbarkeit
Endlich! Die sexuellen Vorlieben gehören in die Öffentlichkeit und in staatliche Hände. Das gilt natürlich auch für andere als Lesben.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 20.04.2022 um 12.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48972
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Hier eine bessere Quelle:
https://ordentliche-gerichtsbarkeit.hessen.de/pressemitteilungen/berufung-der-vertriebstochter-des-gr%C3%B6%C3%9Ften-deutschen-eisenbahnkonzerns-gegen
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 20.04.2022 um 12.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48971
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Es gab gerade ein Berufungsurteil zur Ansprache "nichtbinärer" Personen. Allerdings geht es da wohl um Formulare oder Automaten.
https://mannschaft.com/urteil-deutsche-bahn-muss-nicht-binaere-person-korrekt-ansprechen
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.04.2022 um 03.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48965
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Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38313
Dazu ein Beispiel:
“I don’t, fathead,” said Lord Peter, with the easy politeness of the real aristocracy. (Wimsey zu seinem besten Freund; Dorothy Sayers: Whose body?)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.04.2022 um 03.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48964
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Da ist was dran. Wir haben übrigens Talebs "Black Swan" gelesen, weil er ja in aller Munde war. Ich hatte aber die ganze Zeit ein mulmiges Gefühl, weil ich nicht wußte, ob ich Tiefsinn, Scharfsinn oder Unsinn las. Vor allem wußte ich nicht, wie man aus den Thesen zu Handlungsanleitungen kommen soll. Das betrifft aber nicht die Statistik selbst, wo die angegriffenen Profis sich ja auch reichlich gewehrt haben.
Es wird ja immer wieder mal jemand zum wichtigsten Intellektuellen der Welt hochgejubelt (Chomsky, Pinker...).
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 19.04.2022 um 17.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48962
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"Jene 99,5 Prozent des Publikums, die sich mit »Damen und Herren« höflich und angemessen angesprochen fühlen, werden schon nicht auf die Barrikaden gehen."
https://medium.com/incerto/the-most-intolerant-wins-the-dictatorship-of-the-small-minority-3f1f83ce4e15
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 19.04.2022 um 17.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48961
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Gestern abend im Fernsehen: "Manche mögens heiß" (1959). Natürlich immer noch durch und durch sexistisch, Osgood Fielding III. hat sogar wieder "ein Rasseweib" gesagt. Mehrfach. Heute abend läuft "Der Partyschreck" von Blake Edwards (1967). Den Film kann ich nicht empfehlen, will aber meine Fernsehzeitung loben. Sie zeigt sich nicht etwa empört darüber, daß Peter Sellers darin mit braungeschminktem Gesicht als stereotyp freundlicher, unbeholfener Inder auftritt, sondern merkt an, der Film sei damals in Indien sehr beliebt gewesen, die spätere Premierministerin Indira Gandhi habe sich sogar als Fan geoutet.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 19.04.2022 um 14.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48960
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Tja, solche »empathischen« Maßnahmen kosten nichts und lassen sich heutzutage ohne große Umstände durchsetzen. Jene 99,5 Prozent des Publikums, die sich mit »Damen und Herren« höflich und angemessen angesprochen fühlen, werden schon nicht auf die Barrikaden gehen.
Der Verzicht auf die persönliche Anrede hat noch weitere Vorzüge, die in der öffentlichen Diskussion kaum Beachtung finden. So macht er endlich auch Schluß mit der Diskriminierung der – gar nicht so kleinen – Gruppe der Antiadressisten, die jegliche Form unmittelbarer Ansprache als übergriffig ablehnt. Vergessen wir auch nicht die Blinden und Sehbehinderten, die den Fernseher natürlich genauso einschalten wie alle anderen, sich aber mit »Zuschauer«, »Zuschauerinnen und Zuschauer«, »ZuschauerInnen», »Zuschauer*/:/_/.innen« oder »Zuschauende« ausgegrenzt fühlen. Ach, tun sie gar nicht? Egal, dann müssen ihre Beschützer ihnen einfach mal in Ruhe erklären, warum ihnen dieses Sich-nicht-ausgegrenzt-Fühlen aus übergeordneten Gründen nicht zusteht.
Das krampfhafte Bemühen, eine angebliche Höflichkeitslücke gegenüber einer verschwindend kleinen Minderheit zu beseitigen, rechtfertigt aus Sicht der besserwissenden Erzieher, der auf der Welle mitreitenden Firmen und Funktionäre und der verunsicherten Mitläufer die Abschaffung der Höflichkeit in Gänze. Ein merkwürdiges Verständnis von Etikette ist das. Wir alle haben als Kinder gelernt, daß man in einem Zugabteil nicht einfach so das Fenster aufreißt, ohne die Mitreisenden vorher zu fragen. Vielleicht bekommt jemandem die Zugluft nicht usw. Das war und ist noch immer sinnvoll, so wie es ein Gebot der Höflichkeit ist, einen Menschen, der nicht als Mann oder Frau angesprochen werden möchte, zu fragen, welche Anrede statt dessen gewählt werden soll. Aber wenn im Hochsommer in einem mit 400 Personen besetzten ICE die Raumtemperatur durch Einschalten der Klimaanlage von 38 auf 26 Grad gesenkt werden kann, dann sollte der Schaffner doch bitte zur Tat schreiten, auch wenn vielleicht 2 Fahrgäste an Bord sind, die die Hitze eigentlich ganz prima finden. Der Traum von einer Etikette, die ohne Verhältnismäßigkeit auskommt, wird unerfüllt bleiben.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.04.2022 um 04.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48959
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Man verzichtet also gleich ganz auf die persönliche Anrede, so groß ist die selbstgeschaffene Verlegenheit. Manche würden wohl gern sagen „liebe Menschen“. Allerdings ist Mensch maskulin.
Die Lufthansa will in Zukunft auf die Begrüßungsfloskel »Sehr geehrte Damen und Herren« verzichten, wenn sie Gäste an Bord begrüßt. Das ist nur ein kleiner, überfälliger Schritt von vielen kleinen, überfälligen Schritten, die Unternehmen machen, um ein bisschen inklusiver zu sein – und ein bisschen Werbung zu machen. Das weiß ich. Und trotzdem hinterlässt es mich merkwürdig melancholisch. So schnell klingt man wie Harald Martenstein. (Franziska Bulban SPON 14.7.21; Redakteurin, Studium der Theaterwissenschaft)
Das inklusive Exkludieren führt sich selbst ad absurdum.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.04.2022 um 17.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48952
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Wer bisher glaubte, mit "Damen und Herren" könne es sein Bewenden haben, wird umdenken müssen. Wie ich lese, ist die Formel zu Beginn der Tagesschau jetzt weggelassen, denn es gibt ja auch Diverse. Sehr aufmerksam! Aber letzten Endes könnte es auch das Ende von Binnen-I und *innen einleiten.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.04.2022 um 18.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48933
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Bei Fischer sind vier Bände einer Vortragsreihe erschienen, die das „Forum für Verantwortung“ in der Europäischen Akademie Otzenhausen abgehalten hat. Die Beiträge sind von mehr als 60 Männern und 3 Frauen (von denen eine noch nachträglich aufgenommen worden ist). Das ist doch merkwürdig – gerade weil es Buchbindersynthesen zu sehr allgemeinen Themen sind. Ich bin ja nicht für Proporz, aber die akademische Welt sah auch damals schon anders aus.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.04.2022 um 04.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48918
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Früher gab es unter Pädagogen den Schnack: "Jede Stunde eine Deutschstunde." Heute ist jede Stunde eine Stunde Sexualkunde, und dank Ministerin Faeser (das ist die mit den Regenbogenflaggen) wird bald jede Behörde eine Gleichstellungsbehörde sein.
Die sexuellen Vorlieben der Bürger müssen endlich Chefsache werden! (Die "Charta der Vielfalt" war immerhin ein Anfang.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.04.2022 um 04.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48905
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Zum vorigen: Josef Kraus kommentiert das auf seine höhnische, aber nicht besonders tiefschürfende Art. Es lohnt nicht, darauf einzugehen, aber eins will ich doch zitieren: "Redepult statt Rednerpult! (Wie wenn ein Pult reden könne!)" Die Sprachkritik springt wieder mal zu kurz. Auch eine Wahlurne oder eine Wählscheibe können nicht wählen. Die Wortbildung gibt eine solche Pointe nicht her.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.04.2022 um 03.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48869
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Die Katholische junge Gemeinde will jetzt Gott+ schreiben, um der Vorstellung vom alten Mann mit Rauschebart entgegenzuwirken. Warum schließt man sich nicht einfach der "Bibel in gerechter Sprache" an? Über die Aussprache wird noch diskutiert.
Die Kritiker des Christentums können sich zurücklehnen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.03.2022 um 04.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48741
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Die Klausel "im Wesentlichen" öffnet die Tür für den Verstoß gegen das Grundgesetz.
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Kommentar von Tante Google, verfaßt am 19.03.2022 um 20.49 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48740
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18.03.22
"Am Zentrum für Informationstechnologie und Medienmanagement (ZIM) der Universität Passau ist im Rahmen des Forschungsprojektes DeepWrite eine Stelle als
Wissenschaftliche Mitarbeiterin / Wissenschaftlicher Mitarbeiter (w/m/d)
zu 100 Prozent zu besetzen"
Für die mit divers bezeichneten Menschen gibt es noch keine sinnvolle eigenständige Variante. Wären mehrere Stellen zu besetzen, wäre immerhin "Mitarbeitende" möglich, im Singular geht es nicht.
Die Option "d" wirkt so nur pflichtschuldigst eingefügt. Ohnehin scheinen andere Gruppen mehr Chancen zu haben:
"Die Universität Passau hat sich zum Ziel gesetzt, ihren Anteil von Frauen in Forschung und Lehre zu erhöhen, und fordert Frauen nachdrücklich zur Bewerbung auf. Die Stelle ist für die Besetzung mit schwerbehinderten Menschen geeignet. Diese haben bei der Einstellung Vorrang vor gesetzlich nicht bevorrechtigten Personen bei im Wesentlichen gleicher Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung."
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 14.03.2022 um 21.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48711
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Der arme Dolmetscher kann ja nichts dafür, er meinte halt, feministisch nachwürzen zu müssen. Aber das Ergebnis ist doch unfreiwillig komisch: Journalistnn und Journalistn. Am besten die Wiedergabegeschwindigkeit auf 0,5 setzen (für Genießer: 0,25).
https://youtu.be/fAcLDnp65wU?t=1282
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 13.03.2022 um 10.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48708
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Wohl nach einer dpa-Meldung schreiben heute verschiedene Zeitungen: »Selenski drohte Statthalterin Daniltschenko mit dem Tod. Örtliche Medien bezeichneten die Abgeordnete am Sonntag in Anlehnung an die SS-Besatzungstruppen im Zweiten Weltkrieg als „Gauleiterin im Rock“.«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.03.2022 um 13.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48704
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Der Aktenvermerk „Bitte noch gendern“ (und dann „imprimatur!“) gefällt mir ausnehmend gut, weil er blitzartig eine gern verschwiegene Wahrheit enthüllt: Der Text ist eigentlich in Ordnung, es fehlt nur noch eine Geste der Unterwerfung unter einen vermeinten Zwang. So wurden wissenschaftliche Texte in der DDR früher wenigstens im Vorwort mit einem Schnörkel verziert, der die Erlösungstat von Marx und Lenin pries. So wurde das Imprimatur gesichert. Wer übt aber die stille Zensur aus, die unerbittlicher als jede offene wirkt? Eine Tyrannei des Vermeintlichen, an der sich die Charaktere scheiden. Ministerin Spiegel sagt von sich selbst, daß sie durch den Feminismus zu ihrer politischen Laufbahn gekommen sei.
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Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 11.03.2022 um 19.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48701
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Zu Gysi: Der Titel kann auch vom Verlag so gewünscht worden sein. Denn ansonsten ist Gysi mit den Doppelnennungen ja unerbittlich, siehe http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44995
Bei Basads Buch "Schäm Dich" hatte der Verlag (ein anderer) auch den Untertitel "Wie Ideologinnen und Ideologen bestimmen, was gut und böse ist" durchgesetzt, höchst unpassend zum Inhalt.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 11.03.2022 um 18.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48700
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passend zu #48682:
In der Politik gehört das Mundwerk zum Handwerk, [...]
Gregor Gysi, Was Politiker nicht sagen, Ullstein, Berlin 2022, S. 12
Zur Geschlechtergleichheit schreibt Gysi übrigens auf S. 16:
Gendersternchen zum Beispiel, den Doppelpunkt im Wort oder das große Binnen-I mag ich nicht. Was ich nicht sprechen kann, will ich auch nicht schreiben. Aber ich spreche und schreibe gewissermaßen doppelt, zum Beispiel: Politikerinnen und Politiker.
Ausgerechnet beim Titel des Buches macht er aber eine Ausnahme, da reichen ihm dann doch die Politiker.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 11.03.2022 um 13.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48698
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E-Government ermöglicht Bürgerinnen, Bürgern und Unternehmen den unkomplizierten und zeitlich unabhängigen Zugang zu den Leistungen des Staates. (bmi.bund.de)
Hier wird also scheinbar drei Gruppen (A, B und C) etwas ermöglicht. In Wirklichkeit sind es nur zwei.
Ähnlich verkorkst: Positive Sozialbeziehungen zwischen Schülerinnen und Schülern und Lehrkräften sind ein wichtiges Merkmale (!) guten Unterrichts. (fdz-bildung.de)
Zwischen A und B und C – also wer denn nun mit wem? Dann aber gleich anschließend: Die Skala bildet die globale Einschätzung der Schüler-Lehrer-Beziehungen an der jeweiligen Schule aus Sicht der Lehrkräfte ab. Warum nicht gleich so? Oder sind etwa plötzlich nur noch Jungen und Männer gemeint? Natürlich nicht. In den allermeisten der scheinbar gegenderten Texte, denen man heute allenthalben begegnet, wimmelt es von solchen kraftvollen Bestätigungen des generischen Maskulinums. Es ist einfach nicht totzukriegen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.03.2022 um 04.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48694
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https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/flutkatastrophe-sms-protokolle-setzen-anne-spiegel-unter-druck-17867332.html
Das jetzt aufgedeckte Verhalten der einstigen Umweltministerin Anne Spiegel könnte sie das Amt kosten, aber eigentlich hat sie mit ihrer Torheit der deutschen Sprache einen Dienst erwiesen. "Bitte noch gendern, dann Freigabe" ist die kürzeste Formel der Lächerlichkeit und dürfte zum geflügelten Wort werden. Es klingt wie: Noch ein wenig Rouge auflegen, und dann rein ins Vergnügen!
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.03.2022 um 04.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48693
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Studiert schon, aber sie können es trotzdem nicht, das ist ja das Problem. Sie beherrschen den Beton nicht, anders als die alten Römer.
Übrigens: "Pontifex"...
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 10.03.2022 um 19.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48692
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Alle möglichen Leute werden als "Brückenbauer" bezeichnet und alles Mögliche als "Brückentechnologie". Trotzdem sind sehr viele Brücken einsturzgefährdet. Das Brückenbauen sollte doch besser den Bauingenieuren überlassen werden. Die haben das schließlich studiert.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.03.2022 um 17.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48684
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Wie kam es eigentlich, daß von die Munt das männliche der Vormunt/Vormund abgeleitet wurde?
Offenbar muß doch schon bei der Entstehung des Wortes die volksetymologische Assoziation zu der Mund (Körperteil) mitgewirkt haben?
Beispielsweise beschweren sich drei Skatbrüder ja auch nicht, daß die Vorhand weiblich ist und deshalb besser der Vorhand heißen müßte.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.03.2022 um 09.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48682
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Wenn auch der Vormund erstaunlicherweise etymologisch mehr mit der Hand als mit dem Mund zu tun hat, so muten mich die "Vormunde und Vormundinnen" heutzutage doch wie eine Bildung von Starr- und Dummköpfinnen an.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.03.2022 um 04.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48678
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Der Sprachgebrauch ist hier behandelt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Vormundschaft
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Kommentar von Tante Google, verfaßt am 07.03.2022 um 19.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48677
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"Vormundinnen" ergibt aktuell 1070 Ergebnisse, "Vormünderinnen" 2110.
Klingt beides irgendwie schief.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.03.2022 um 14.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48676
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[...] ehrenamtliche Vormunde und Vormundinnen [...]
Aufgeschnappt im DLF, 7.3.22, Sendung "Deutschland heute", 14.10 Uhr, Thema: "Vormundschaft für unbegleitete Flüchtlinge".
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.02.2022 um 03.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48620
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Eine Demenz kann jede:n treffen. (FR 28.2.22)
Noch glaubt die Frankfurter Rundschau ihrer schrumpfenden Leserschaft eine solche erzieherische Maßnahme aufzwingen zu können. Laut Wikipedia gibt sie seit 2013 keine Auflagenzahlen mehr bekannt. Wäre ich Abonnent, würde ich schon aus Selbstachtung kündigen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.02.2022 um 03.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48614
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Ich habe jetzt auch ohne Nachzählen doch den bestimmten Eindruck, daß die "sexualisierte Gewalt", der man bis vor kurzem in der Zeitung täglich begegnete, nur noch sehr selten vorkommt. Sei es nun wegen der Unhandlichkeit vor allem bei Weiterbildungen und Ableitungen oder wegen Einsicht in die sachliche Verkehrtheit - das Verschwinden der Marotte läßt es als nicht ganz unmöglich erscheinen, daß auch die (übrige) feministische Sprachverhunzung irgendwann stillschweigend aufgegeben wird.
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Kommentar von Tante Google, verfaßt am 22.02.2022 um 22.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48605
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Die Gremien des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) haben beschlossen, die eigene Zeitschrift umzubenennen. Statt „der architekt“, wie das renommierte und zumeist anregende Blatt seit 1952 in damals hochmoderner Kleinschreibung hieß, lautet der Titel neuerdings „Die Architekt“.
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunst-und-architektur/bund-deutscher-architekten-nennt-zeitschrift-die-architekt-17822293.html#void
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 20.02.2022 um 11.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48590
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Herr Metz spricht sehr anschaulich vom Scheinwerfer, den das Gendern aufs Frausein richte. Nun will mir das Wort Muschideutsch nicht mehr aus dem Kopf.
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 20.02.2022 um 09.49 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48589
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Kein Mensch ist heute mehr entspannt – man ist tiefenentspannt. Da müssen anstelle von Interviews natürlich auch Tiefeninterviews geführt werden.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.02.2022 um 09.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48588
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Zu Rheingold und dem famosen Herrn Grünewald:
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1227#22268
Er gehörte ja auch Laschets Beratungsteam an:
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47616
In dieser Szene geht alles.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 20.02.2022 um 08.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48587
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Falls die Links nicht an die richtige Stelle springen (bei mir funktioniert es nicht zuverlässig), kann man es mit den Kapitelmarken unter dem Player versuchen.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 20.02.2022 um 08.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48586
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Falscher Link.
https://www1.wdr.de/fernsehen/lokalzeit/koeln/videos/video-geht-gendern-auch-op-koelsch-100.html
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 20.02.2022 um 08.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48585
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Unmittelbar vor dem Interview läuft ein anderer Bericht übers Gendern: https://www1.wdr.de/fernsehen/lokalzeit/koeln/videos/video-studiogespraech-judith-barbolini-rheingold-institut-100.html
Da lernt man immerhin, welche Probleme das Gendern bei Artikeln und Pronomen macht.
Es wird dann übergeleitet mit: "ernstzunehmen ist aber die Studie, die das rheingold institut heute veröffentlicht hat".
Dieses Institut macht übrigens Marktforschung mithilfe von "Tiefeninterviews" (https://de.wikipedia.org/wiki/Stephan_Gr%C3%BCnewald).
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 20.02.2022 um 08.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48584
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Dieses Interview muß man sich mal anschauen:
https://www1.wdr.de/fernsehen/lokalzeit/koeln/videos/video-studiogespraech-judith-barbolini-rheingold-institut-100.html
Diese Barbolini, Leiterin einer neuen Genderstudie, vertritt offen ihren Aktivismus, beherrscht aber nicht einmal die deutsche Sprache (glaubt, daß die Movierung "Diebin" etwas Neues sei). Die Studie selbst kommt zu offensichtlich unsinnigen Ergebnissen (von 2000 Befragten würden 27 Prozent sich nicht klar dem männlichen oder weiblichen Geschlecht zuordnen, https://spiegel.de/kultur/gendern-als-stolperfalle-gendern-polarisiert-auch-in-der-jungen-generation-a-2608c97f-9aeb-4859-b173-0d1a7a91e3d4). Kritische Fragen werden nicht gestellt. Barbolini meint übrigens, man solle im Job gendern, aber nicht beim Bier.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.02.2022 um 04.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48573
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Herr Metz hat den innersten Kern der feministischen Ideologie bloßgelegt: Das biologische Geschlecht ist demnach wirklich niemals "irrelevant". Wir haben erlebt, daß sogar die Relativitätstheorie revidiert werden muß, weil sie sexistisch ist: Begriffe wie "Lichtgeschwindigkeit" sind betont männlich usw. (Kenner wissen, daß ich nicht karikiere).
Auch das Gender mainstreaming geht ausdrücklich davon aus, daß ALLES einen sexuellen Aspekt hat.
Dieser Sexbesessenheit steht natürlich die Leugnung der natürlichen Geschlechter gegenüber, ein ewiger Widerspruch, mit dem wir uns zum Glück nicht herumschlagen müssen.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 19.02.2022 um 01.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48572
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Ich glaube nicht, daß ernsthafte Recherchen dahinterstecken. Die wären auch gar nicht nötig, denn ein paar Frauen werden schon dabeisein, und wie das Beispiel des Evakuierungseinsatzes in Afghanistan zeigt, reicht schon ein äußerst geringer Anteil, um den Menschinnen-und-Menschen-Reflex auszulösen. Einige besonders genderfromme Medien ziehen auch im Fall der russischen Truppen ihre Linie ungerührt durch. So schrieb etwa die Frankfurter Rundschau vor ein paar Tagen: »Die Zahlen schwanken, doch bislang gehen internationale Beobachtende von rund 130.000 russischen Soldatinnen und Soldaten im Grenzgebiet aus.« (https://www.fr.de/politik/ukraine-konflikt-russland-invasion-satellitenbilder-videos-aufruestung-krim-belarus-krieg-news-91345230.html) Da hat kein Mensch in der Redaktion auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht, ob und, wenn ja, wie viele Frauen darunter sind. Es wird mechanisch umformuliert, vielleicht sogar mit Unterstützung entsprechender Programme.
Der selektive Rückgriff auf maskuline Formen dort, wo Personen oder Sachverhalte negativ beschrieben werden sollen, entspricht allerdings einem Muster, wie hier auch schon mehrmals erwähnt wurde. So benutzte die neue Grünenvorsitzende Ricarda Lang in einem Interview am Rande der Bundespräsidentenwahl vergangenen Sonntag konsequent eine Art generisches Femininum (»Europäerinnen« usw.), sprach aber zugleich von Rußland als »Aggressor«. Warum nicht »Aggressorin«? Das sollte schon drin sein, wenn man, ganz im Sinne von Luise Pusch, die nächsten zweihundert Jahre eine »weibliche« Sprache pflegen will.
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Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 19.02.2022 um 00.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48571
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Die russischen "Soldaten" sind mir in den letzten Wochen auch immer aufgefallen und ich habe mich gefragt, ob erstens das Militär dort tatsächlich rein männlich ist und ob zweitens der Schreiber diese Information eingeholt hat und daher differenziert und korrekt schreibt. Oder ob man angesichts der Bedrohlichkeit der Situation einfach in das normale Sprechen verfällt.
Letzteres wäre ja eigentlich weniger wahrscheinlich, wenn man das Beispiel der "Meteorologinnen und Meteorologen" angesichts einer drohenden Sturmflut nimmt.
Danke für die Beobachtungen und Beschreibungen, Herr Metz.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 18.02.2022 um 23.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48570
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Die Sprachbeschwerten beklagen ja immer wieder, daß sich etwa eine Gruppe von Lehrerinnen schlagartig in einen Männerhaufen verwandele, sobald auch nur ein einziger männlicher Kollege dazustoße. Sie können oder wollen nicht verstehen, daß schon die Verwendung der movierten Form zur Bezeichnung der erstgenannten Lehrergruppe eine zwar übliche, meist aber eigentlich unnötige Spezifizierung ist, die mit dem Erscheinen des Mannes auch noch falsch wird und daher der generischen Form Platz macht, jedenfalls in gutem, ökonomischem Deutsch. Die Frauen werden dadurch also nicht sprachlich schlechtergestellt, sondern es wird nur der vorübergehend auf ihr Frausein gerichtete Scheinwerfer wieder ausgeschaltet.
Den Sichtbarmacherinnen und Sichtbarmachern ist quasi kraft Amtes der Gedanke fremd, daß das biologische Geschlecht in einer sprachlichen Äußerung über Personen je irrelevant sein könnte. Deshalb bestehen sie auch darauf, daß bei einer Evakuierungsmission der Bundeswehr, an der rund 500 männliche und eine Handvoll weibliche Soldaten teilnehmen, konsequent von Soldatinnen und Soldaten gesprochen wird. (Wenn es dagegen um böse russische Truppen an der Grenze zur Ukraine geht, schließen sie sich der Rede von »Soldaten« gerne wieder an.)
Die törichte Macke trieb auch heute wieder seltsame Blüten. In der Wiedergabe einer amtlichen Unwetterwarnung schrieb der WDR ernsthaft: »Meteorologinnen und Meteorologen rechnen damit, dass auch Norddeutschland stark betroffen sein wird, an der Nordsee könnte es Sturmböen von bis zu 160 km/h geben.« In einer so gefährlichen Lage empfinde ich das als besonders penetrant und unpassend. Es kommt mir vor, wie wenn ein Gemüsehändler eine Grabrede dazu mißbraucht, Werbung für seine Ware zu machen. Der bisher wohl nur in Genderpersiflagen vorkommende Ausruf »Ist ein*e A/Ärzt*in im Saal?« ist da nicht mehr weit.
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Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 16.02.2022 um 02.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48553
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Aus einem Verwendungsnachweis für die Förderung durch den Bund:
"Eingereichte Abbildungen bzw. Fotografien können [...] unter der Nennung des Urhebers unbegrenzt und unentgeltlich für Zwecke der Öffentlichkeitsarbeit oder weitere Publikationen genutzt werden. Der Urheber (= Fotograf) ist bei Einreichung der Bilder zwingend zu übermitteln."
"Der Zuschussempfänger/in informiert seine betroffenen Vertragspartner/innen"
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.02.2022 um 19.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48529
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Zu diesem Verein vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=806
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 12.02.2022 um 17.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48527
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Exmitglied Josef Bayer berichtet – leider hinter Paywall (Welt) – über die Deutsche Gesellschaft für Sprachwissenschaft. Es gab Streit bezüglich der Satzung, die einigen Progressiven offenbar nicht zeitgeistig genug ist. Ein Neuentwurf mit Gendersternen ist wohl wegen mangelnder Leserlichkeit gescheitert. Da man aber bei so einem wichtigen Thema nicht gleich aufgeben darf, gibt es inzwischen einen zweiten mit den typischen Vermeidungsschreibungen (Partizipien, Abstraktionen). Sogar der Possessivartikel sein nach dem Pronomen wer wurde gecancelt. Bei Interesse kann ich die im Artikel zitierten Beispiele hier reinkopieren, allerdings kennt man das ja zur Genüge.
Interessanter ist der Streit als solcher; der wäre doch ein schöner Anlaß für eine wissenschaftliche Aufarbeitung des Gendersprechs. Bayer sieht es jedoch eher pessimistisch:
Neben Peter Eisenberg haben sich prominente Vertreter und Vertreterinnen des Fachs, unter anderen Manfred Bierwisch, Rüdiger Harnisch, Wolfgang Klein, Manfred Krifka, Christoph Schwarze, Heide Wegener, einige davon Gründungsmitglieder der Gesellschaft, in Brandbriefen an den Vorstand der DGfS gewandt. Peter Suchsland, der nach Peter Eisenberg von 1994 bis 1997 dreimal zum ersten Vorsitzenden der DGfS gewählt wurde, ist nach Bekanntwerden der geplanten Satzungsänderung unter Protest aus der Gesellschaft ausgetreten. Eine Spaltung der DGfS kann nicht mehr ausgeschlossen werden. Sie wäre vermutlich das Ende einer 43 Jahre alten und bisher weitgehend harmonisch verlaufenen Erfolgsgeschichte.
https://welt.de/kultur/plus236785523/Deutsche-Gesellschaft-fuer-Sprachwissenschaft-Streit-ums-Gendern.html
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.02.2022 um 14.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48519
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Ich bin ooch schonn ma gegendert, aber ich hab noch nie gegendert.
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 09.02.2022 um 13.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48518
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Den muß ich loswerden: Gendern ist, wenn ein Sachse mit dem Boot umkippt.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 09.02.2022 um 12.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48517
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Die Nachricht aus Osnabrück ist an sich erfreulich, nur bestätigt sie auch wieder, daß es nur noch darum geht, die schlimmsten Auswüchse des Genderns abzuwehren. Sonst wäre die Anmerkung sinnlos, die Verwaltung müsse wieder »die Sprache der Bürgerinnen und Bürger« sprechen, denn welche Bürgerin und welcher Bürger sagt schon »Bürgerinnen und Bürger«? Die zitierte Umfrage von infratest dimap schloß übrigens die Paarformeln mit ein, aber solche vermeintlichen Details gehen in der Berichterstattung unter. Es wird nur noch das Schlagwort »Gendern« verwendet, und kaum ein Politiker denkt dabei noch an die sperrigen Doppelkonstruktionen. Die Parteizugehörigkeit ist schon lange kein verläßlicher Indiaktor mehr für die Position eines Politikers zu diesem Thema, wie man gerade am Beispiel Osnabrück sehen kann. Einzige Ausnahme ist hier dummerweise die AfD.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 09.02.2022 um 12.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48516
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Vielleicht sollte man die Maler mit ihrem Sexismus konfrontieren. (Machen sie wenigstens die Hälfte der Hausarbeit?)
https://loginportal.funnyjunk.com/comments/I+gotchu+_1ae0093d3503f4d80b7db48162cd030c.jpg
Hoffentlich sind sie alle geimpft und geboostert.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 09.02.2022 um 11.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48515
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Osnabrücker Stadtverwaltung verzichtet wieder auf Gendersternchen
https://hasepost.de/osnabruecker-stadtrat-will-uebers-gendern-abstimmen-291530/
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.02.2022 um 04.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48511
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Da wir gerade die Maler im Haus haben, fällt mir etwas auf und ein. Im Laufe der Jahrzehnte wird immer wieder mal etwas fällig, und wenn man Glück hat, bekommt man Maurer, Maler, Dachdecker, Installateure, Elektriker, die einen naturgemäß kleineren Auftrag zwischen ihre Neubauprojekte schieben können. In all den Jahrzehnten meines Erdendaseins habe ich nur männliche solche erlebt. Die gegenderten Ausbildungsordnungen, mit denen ich mich beschäftigt habe, sehen das nicht vor, aber es ist so. Die Pferdewirtin mag es geben, aber wo bleiben all die anderen?
(Was man oft erlebt, ist ein Gespann aus zwei Handwerkern, von denen einer ein Migrant ist. Aber da ist erst recht keine Afghanin dabei.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.02.2022 um 05.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48469
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Schauspielende (SZ 4.2.22, im SZ-Magazin dann Schauspieler*innen). Und der ganze Artikel über „nichtbinäre“ Schauspieler wird ausdrücklich angekündigt als sternchen-gegendert. Die Verfasserin Lara Fritzsche empfiehlt Lann Hornscheidt. Gut zum Abgewöhnen, gerade durch das Nebeneinander mit normaldeutschen Texten.
Die Zeitungen starten immer wieder mal Versuchsballons, um zu sehen, wie weit wir schon bereit sind, auf den Karren der Umerzieher zu springen.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 02.02.2022 um 12.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48448
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Neuer Fall von Punktabzug wegen unterlassenen Genderns, leider hinter Paywall.
https://genderama.blogspot.com/2022/02/auch-uni-gieen-punktabzug-fur-fehlendes.html
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 31.01.2022 um 20.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48432
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Und wieder wimmelt es in den Texten von »Tatverdächtigen«, jenen vorbildlich genderneutral beschriebenen Personen, unter denen sich viele, wenn nicht die meisten dennoch vermutlich Männer vorstellen. Was sagen denn die »Studien« dazu?
Ein Polizeisprecher meint, es gebe möglicherweise weitere Tatverdächtige. Es gibt also vielleicht weitere Personen, die die Polizei verdächtigt? Nein, gemeint sind Mittäter.
Derweil kondoliert Ministerpräsidentin Dreyer den »Freundinnen und Freunden« der Getöteten.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.01.2022 um 19.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48431
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Generisch in Überschriften:
Was wir zum Fall der getöteten Polizisten wissen und was nicht (SZ)
Das wissen wir über die tödlichen Schüsse auf junge Polizisten (WELT)
Zwei Polizisten erschossen (ntv)
(In der Texten dann eine Polizistin und ein Polizist)
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 29.01.2022 um 21.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48423
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Kein Wunder. Trojanische Pferde haben nun mal keinen guten Leumund.
Apropos Pferde, in Wien heißen nicht nur die berühmten Kutschen Fiaker, sondern auch ihre Fahrer. Nun gibt es aber seit langem auch Fiakerfahrerinnen. Einen Eintrag »Fiakerin« sucht man im Duden allerdings vergebens. Wie lange wohl noch?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2022 um 15.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48422
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Feministinnen wollen eine grüne Transfrau nicht als Frau im Sinne der Quote anerkennen. Alles wie vorausgesagt. Wenn die „Identitäten“ immer weiter aufgesplittert werden, kämpft am Ende jeder gegen jeden um die Pfründe, und derjenige, dem das Ganze sowieso nie paßte, lacht über seinen kampflosen Sieg.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.01.2022 um 05.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48400
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Wissenschaftlerinnen und Virologen, Aktivisten und Bloggerinnen
Noch einmal: Mit der alternierenden Benennung ist die implizite Aussage verbunden, daß die Movierung im Deutschen keine Funktion habe. Das ist falsch und widerspricht auch der sonstigen Praxis der gleichen Sprecher. Außerdem ist es unmöglich, daß eine Sprache eine solche Inkonsistenz auf Dauer mit sich schleppt (vgl. Bréals Verteilungsgesetz). Gleichgültig kann eine Unterscheidung nur auf dem Wege der Neutralisation werden, die aber gerade voraussetzt, daß es eine Unterscheidung (Opposition) gibt.
Ausdrücke wie die zitierten könnten allenfalls als Aneinanderreihung von Beispielen unproblematisch gelesen werden; so sind sie aber offensichtlich nicht gemeint, sondern im bekannten erzieherischen Sinn.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 26.01.2022 um 15.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48372
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Nach der Rechtschreibreform ist endlich auch die Gendersprache in der Sackgasse.
Nun soll demnach der Magistrat beschließen, dass er vom Bremer Senat einen Vorschlag zu einer verbindlichen gesetzlichen Regelung für die Verwendung gendersensibler Sprache für das Land Bremen erwartet.
https://butenunbinnen.de/nachrichten/bremerhaven-magistrat-gender-beschluss-aufgehoben-100.html
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.01.2022 um 03.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48339
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Ich erinnere mich noch sehr gut an den Streit um die Aufnahme der Klarinettistin Sabine Meyer, die zwar, wie ich bei Wikipedia lese, nicht die erste Frau bei den Philharmonikern war, aber diejenige, die – auch wegen Karajans Hartnäckigkeit – am meisten Aufsehen erregte. Das hatte eine andere Qualität als das, was man heute manchmal über Mädchen in Knabenchören usw. lesen kann.
Meiner Ansicht nach muß die Vertrags- oder Vereinigungsfreiheit auch Männer- oder Frauenvereinigungen zulassen, aber für ein mit öffentlichen Mitteln subventioniertes Orchester gibt es keinen sachlichen Grund. Bei den Berlinern war es nur die Verstocktheit, die einen Mediziner 100 Jahre früher zur Theorie vom physiologischen Schwachsinn des Weibes geführt hatte.
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 24.01.2022 um 11.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48329
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Die Webseiten der Orchester präsentieren sich jedenfalls generisch maskulin. Die Wiener haber sogar einen Shop, in dem man Atemmasken und Kaffeebecher mit dem Aufdruck „Wiener Symphoniker“ bestellen kann.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 24.01.2022 um 10.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48327
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Der Kommentar bezog sich auf die Philharmoniker.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 24.01.2022 um 10.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48326
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Vielleicht sind das Hochwertworte (Sitta)?
Die Neuen deutschen Medienmacher*innen sollten aber mal ihre URL updaten.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.01.2022 um 09.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48325
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Im Rundfunk wird zwar nicht konsequent, aber doch sehr viel gegendert, meist in der wenigstens nicht sprachwidrigen, aber doch lästig leiernden Form der Doppelnennung: Außenministerinnen und Außenminister und natürlich auch Schülern und Schülern. Gegenwehr ist aus den bekannten Gründen nicht möglich, die Abstimmung mit den Füßen wäre wirkungslos. So kann man denn zehnmal täglich hören, wie Journalist*innen implizit belehrend ernsthafte Professoren usw. befragen, die aber, wenn sie etwas zu sagen haben, nicht bereit sind, sich dem sanften pädagogischen Terror zu unterwerfen. Noch nicht. Denn es wird kommen wie immer und überall: Dummheit siegt. Oder sagen wir höflicher: geistige Unselbständigkeit und die bekannte Feigheit vor dem Freund.
Der „Partnerzwang“ (wie es Els Oksaar genannt hat) führt dazu, daß Gesprächspartner, ohne es eigentlich zu wollen, die Redeweise ihrer „Lehrerinnen“ übernehmen. Auch das trägt zur Gleichschaltung bei. Ein beliebter Trick der folgsamen Journalisten ist es auch, Nichtgendern als hoffnungslos gestrig darzustellen. So hat man ja auch die Rechtschreibreform, kaum war sie bekannt geworden, als vollständig durchgesetzt dargestellt und Kritiker als verschlafene „ewig Gestrige“.
Ich sehe keinen Silberstreif am Horizont, die deutsche Sprachgemeinschaft muß da wohl durch, bis nach unabsehbar langer Zeit eine andere Lösung sich findet, von der jedenfalls ich noch keine Vorstellung habe.
Was machen eigentlich die Schnelleseverfahren mit dem Gendern? Üben sie ausdrücklich ein, das Geleier zu übergehen, um zur eigentlichen Botschaft durchzudringen?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.01.2022 um 08.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48323
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Sind die Berliner Philharmoniker und die Wiener Symphoniker wirklich noch nicht gegendert?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.01.2022 um 16.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48315
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Ja, ich glaube auch, daß es nicht nur um Wissen geht. Das sehe ich ja täglich an den Querdenkern und Verschwörungsgläubigen, sogar im engeren Umkreis. Vielleicht hätten sich die Genderer wenigstens auf ein anderes Argument kapriziert, wenn sie in sprachlichen Dingen nicht so unbelehrt und allerdings auch unbelehrbar wären. Ein ähnliches Problem ergibt sich aus dem weitverbreiteten Mangel an evolutionärem Denken. Die Kreationisten werden eher mehr als weniger.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 22.01.2022 um 14.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48314
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Ist das richtig, daß dieses Prinzip zuerst auf der lautlichen Ebene entdeckt wurde (Jakobson?) und von dort aus verallgemeinert wurde?
Ich bezweifle, daß Bildung helfen würde. Meines Erachtens stehen dahinter handfeste politische Forderungen. Das ist wie bei Ablehnung des biologischen Geschlechtsbegriffs, der uns aus der Schule bestens vertraut ist.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.01.2022 um 13.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48313
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Markiertheit und Neutralisation (strukturalistisch gesprochen) auf den verschiedensten Gebieten sind bewährte Verfahren vieler – vielleicht aller – Sprachen. Wenn jemand sagt, er habe im Restaurant XY gegessen, kann man mitverstehen, daß er auch getrunken hat. Das hebt den Gegensatz von essen/trinken nicht auf. Solche Erscheinungen gibt es phonologisch (Auslautverhärtung), morphologisch (Präsens für Vergangenes und Zukünftiges) und eben in weitestem Ausmaß auch semantisch. Auch die Genderer machen davon Gebrauch, aber sie wissen es nicht. Das ist eine Bildungslücke und ein Versäumnis der Schule.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 22.01.2022 um 13.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48312
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Ich beziehe mich nur auf die (einstige?) Argumentation der Genderer, daß Frauen immer erst eine kognitive Leistung vollbringen müssen, um zu erkennen, ob von ihnen die Rede ist. Allerdings wechseln die ihre Lieblingsargumente ständig. Momentan scheint die Sichtweise hoch im Kurs zusein, daß auch der Nichtgenderer gendert, nämlich männlich.
Aber zurück zum ersten Argument: Für Männer muss es vollkommen uninteressant sein, zu wissen, ob bei der Einladung zur Erstsemester-Party auch Frauen mitgemeint sind. Hauptsache, die männlichen Buddies sind alle da, dann ist für gute Stimmung schon gesorgt.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 22.01.2022 um 12.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48311
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Wer bei Sätzen wie »Zur Ausstellungseröffnung fanden sich viele Gäste ein« angestrengt darüber nachdenkt, ob der Sprecher damit vielleicht nur Männer gemeint haben könnte, weil er sonst möglicherweise »Gästinnen und Gäste« gesagt hätte, dem ist aber auch nicht mehr zu helfen, oder?
Der Grundfehler derer, die in den allgemein üblichen Bezeichnungen ein Problem sehen, liegt darin, daß sie nie das Ganze betrachten, sondern immer nur einzelne Elemente isolieren und dann unter dem Mikroskop sezieren. Dabei läßt sich bestimmt allerlei Interessantes entdecken, es hat aber mit dem tatsächlichen Sprachgebrauch nichts zu tun und verkennt völlig, daß dieser Gebrauch fast immer bestens funktioniert. Dort, wo realistischerweise Zweifel aufkommen könnten, ob eine Bezeichnung generisch oder spezifisch gemeint ist, kann man mit den vorhandenen Mitteln eindeutig formulieren, dazu brauchen wir keine brachialen Eingriffe in gewachsene Strukturen, zumal wenn die übergroße Mehrheit ohnehin daran festhalten möchte.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 22.01.2022 um 12.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48310
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Das "Problem" gibt es in anderer Form schon länger. Wenn jemand nämlich von "Gästen" spricht, ist nicht mehr erkennbar, ob die Bezeichnung nun für alle gilt oder nur für männliche Personen. Denn man ist sich nicht einig, ob Gast für Weibspersonen moviert werden muß. "Gast" kann somit generisch sein, muß es aber nicht.
Damit ist tatsächlich der Fall eingetreten, daß unsere Vertreterinnen des schönen Grschlechts lange nachdenken müssen, ob sie mitgemeint sind.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 22.01.2022 um 11.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48309
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Daß irgendwer »mitgedacht« werden muß, hat die Stadt Freiburg mit ihrer neuen Sprachregelung nicht etwa abgeschafft, wie sie triumphierend verkündet, sondern gerade erst eingeführt. Während nämlich die (a)llen seit langem zur Verfügung stehende generische Form kein Geschlecht meint und damit auch niemanden »mitmeint«, sondern schlicht alle Menschen bezeichnet, wenn es auf das Geschlecht nicht ankommt – was auch jeder weiß und fast niemand für ein Problem hält –, basteln die Gerechtigkeitsamateure nun an Bezeichnungen herum, die von niemandem als generisch erkannt werden. Das ist zwar beabsichtigt, weil hier ja vorgeblich verfestigte Vorstellungen durchbrochen werden sollen (so wie man eben auch versucht, todbringende Krebszellen mit hochgiftigen Medikamenten zu bekämpfen), macht aber einen erklärenden Klammerzusatz erforderlich, der selbst wiederum niemandem bekannt ist und deshalb seinerseits erst umständlich erklärt werden muß. Dümmer geht’s nimmer. Eine törichte Spielerei, die niemandem hilft, weder denen, die man »offensiv einwerben« will, noch den Freiburgernden im allgemeinen, die sich vermutlich einfach nur wünschen, daß die Mitarbeiter der Stadt ihre Arbeit gut machen. Das hätte man in Schilda nicht besser hinbekommen. Vergessen wir aber nicht: Die Narren nutzen nur die Freiheit, die ihnen die breite Masse (die andere Sorgen hat) bislang achselzuckend gewährt.
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 22.01.2022 um 07.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48308
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Was mag mit sexueller Behinderung gemeint sein? Erektionsstörungen?
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.01.2022 um 22.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48304
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Ich habe mir diese Freiburger Seite gerade erst angeschaut.
Oberbürgermeister Martin Horn: „Die unzähligen, individuellen Unterschiede einer vielfältigen Gesellschaft sind eine Bereicherung und sollen nicht nur mitgedacht, sondern künftig offensiv von uns eingeworben werden. Zu einer bunten Stadt gehört auch eine bunte Stadtverwaltung.“
Als einbeinige, diverse, bisexuelle "Schwarze" mit Down-Syndrom hat eine "Bewerberin" also künftig die besten Chancen, "Oberbürgermeisterin" von Freiburg zu werden.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.01.2022 um 19.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48301
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Fachliche und charakterliche Eignung und Voraussetzungen sind völlig zweitrangig. Hauptsache, man hat unterschiedliches Geschlecht, Hautfarbe usw.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 21.01.2022 um 18.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48300
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Menschen mit unterschiedlicher Geschlecht und unterschiedlicher Alter gibt es tatsächlich ganz schön viele, die sind ja alleine schon »alle«. Das riesige Tollhaus, in dem wir leben, hat unglaublich viele Räume, darunter eben auch ein buntes Kinderzimmer namens Freiburg. Laßt sie dort in Ruhe spielen.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 21.01.2022 um 17.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48299
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Die Stadt Freiburg geht ab sofort einen neuen Weg bei den Stellenausschreibungen. Künftig werden sie beispielhaft so aussehen:
Vermessungsingenieurin (a)
Wir lieben Freiburg, weil es ganz schön bunt ist. Auch als Arbeitgeberin. Wir freuen uns auf Bewerbungen (a)ller, die für ihr Thema brennen und uns und unsere Stadt weiterbringen wollen. Menschen mit unterschiedlicher Herkunft, Geschlecht, geschlechtlicher Identität, Alter, Hautfarbe, Religion, sexueller Orientierung oder Behinderung sind bei uns willkommen. Vielfalt. Dafür stehen wir. Und das (a) im Jobtitel.
https://freiburg.de/pb/1836696.html
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 21.01.2022 um 08.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48297
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Auch auf Youtube:
https://youtube.com/watch?v=lje6pbFhtRk
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 21.01.2022 um 08.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48296
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Das ist jetzt auch so eine Masche: Man muß während einer Diskussion verschiedene Plätze einnehmen, je nachdem, wo man sich inhaltlich positioniert. Im ZDF scheint dieses "13 Fragen" sehr erfolgreich zu sein (https://youtube.com/playlist?list=PLdPrKDvwrog6koR50MR9Pwg7AsyTriyz9) Es gibt aber noch andere solche Formate. Eine eher wilde Mischung von Diskutanten gehört dabei zum Spiel (https://de.wikipedia.org/wiki/Gamification). Ich verstehe nicht, wie man sich dafür hergeben kann.
Hier sowas ähnliches mit Stefanowitsch zum Genderthema:
https://stern.de/kultur/politisch-korrekte-sprache–sollte-gendern-pflicht-sein––stern-diskuthek-31548878.html
02:47 – Statement 1: Gendern geht an der Lebenswirklichkeit vieler Menschen vorbei.
10:40 – Statement 2: Gendern macht unsere Gesellschaft gerechter.
27:17 – Statement 3: In Kitas und Schulen sollte Gendern Pflicht sein.
33:25 – Statement 4: Gendern zerstört unsere Sprache.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 18.01.2022 um 14.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48272
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Dresden – Ein Zeichen der Gleichberechtigung oder eine Verhunzung der deutschen Sprache? Darüber wird beim Gendern heftig gestritten – auch in Dresden. Nun hat dieser Konflikt sogar Auswirkungen auf die Stadtpolitik. So wurde im Stadtbezirksbeirat Loschwitz kürzlich eine gegenderte Vorlage des Rathauses abgelehnt. Grund: "Nicht-Lesbarkeit."
https://www.tag24.de/dresden/gender-irrsinn-im-rathaus-vorlage-wegen-zu-vieler-innen-abgelehnt-2275828
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 18.01.2022 um 12.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48270
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Noch zum Zuschandenwerden schöner Theorien an der Wirklichkeit. Zur Zeit der "Beatlesmania" fand ich das Verhalten der Mädchen befremdlich, wäre ja beim Anblick der vier Musiker niemals kreischend in Tränen ausgebrochen, sondern hätte ihnen atemlos gelauscht (leider habe ich sie nie aus den Nähe gesehen). Ich war aber von ihrem Feuerwerk aus immer neuen Liedern und Klängen so hingerissen, daß mir die weibliche Hysterie immerhin erklärlich erschien. Die hatte jedoch andere Gründe. Heute schwärmen die Mädels zu Millionen für die "elevator boys", sechs junge Männer, deren Kunst darin besteht, schön zu sein, Aufzügen zu entsteigen und den Oberkörper freizumachen. Das reicht. "Es geht immer nur um das eine."
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Kommentar von Christian Melsa, verfaßt am 18.01.2022 um 01.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48263
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Wenn Dichter, die noch reimen, die neuen Möglichkeiten erkennen, die sich durch die zusätzlichen Movierungen dafür ergeben, könnte vielleicht aus dieser Richtung Unterstützung aufkeimen.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 17.01.2022 um 22.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48260
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Es gibt sicher viele Menschen, die solchen Versuchen aufgeschlossen gegenüberstehen. Es soll eine Inkonsistenz bereinigt werden, und nebenbei vielleicht auch präzisere Ausdrucksmöglichkeiten geschaffen.
Allerdings ist eine gewisse Unschärfe charakteristisch für die Gemeinsprache. In den Fachsprachen hat man oft eine klarer definierte Begrifflichkeit, und insgesamt eine gewisse Systematik, die der Alltagssprache fehlt. Einige Befürworter einer "gendergerechten" Sprache sehen darin vielleicht ein Vorbild.
Andererseits liegt eine Stärke der Gemeinsprache gerade in dieser Unschärfe. Gedanken gewinnen ihre Klarheit erst durch geschickte Kombination von Wörtern (und Dialog mit anderen). Das hat den Vorteil, daß alles irgendwie ausgedrückt werden kann.
"Die reifen Früchte an den Boden klopfen" (Stefan George)
"Ein dicker Junge spielt mit einem Teich" (Alfred Lichtenstein)
Die Beispiele sind hier aus dem Tagebuch.
Neue Ausdrucksmittel werden durch kreative Geister geschaffen. Komiker, Drehbuchschreiber, Influencer, Schriftsteller.
Wortschöpfungen aus der Ministerialbürokratie werden zwar durchaus angenommen, aber eher, um sie zu verballhornen.
Von den Kreativen ist bislang wenig zur Gerechtigkeit beigetragen worden. Alle Formen von Gendersprech sind eher ein Werk von Technokraten. Offenbar besteht kein Bedarf an sowas, sonst hätte es sich schon irgendwie entwickelt.
Die Aktivisten selbst haben kein Interesse an einer leicht zu lernenden, eleganten Sprache. Das sieht man schon daran, daß Luise Pusch mit ihrem Vorschlag aus den Siebzigern gescheitert ist.
Gerade ein Vorschlag, bei dem man sich um die Verwendung neuer Formen drücken kann (wie Pusch oder Melsa), würde zu wenig politischen Druck erzeugen. Teilweise wird offen zugegeben, daß Sperrigkeit erwünscht ist. Man soll sich seiner Privilegien bewußt werden, indem man stolpert.
Sprache mag sich auch lange androzentrisch entwickelt haben in einer Zeit, in der noch eine starke Trennung in Öffentlichkeit als männlicher und Heim als weiblicher Domäne herrschte. Im Zeitalter moderner Zivilisation haben wir es mit anderen Bedingungen zu tun, mit Werten wie Individualismus, Freiheitsideal, Diskriminierungsverbot.
Ich dachte, wir hätten uns auf gynozentrisch geeinigt. Meines Erachtens ist der heutige Feminismus erzreaktionär. Vielleicht sogar eine Gegenbewegung zu den wilden Siebzigern. (Weiter unten im Thread fiel das Wort Galanterie – diese wird nach wie vor eingefordert, nur eben auf andere Art und Weise.) Man muß sich nur anschauen, wie extrem mädchenhaft sich viele Feministinnen geben.
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Kommentar von Christian Melsa, verfaßt am 17.01.2022 um 19.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48259
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Hermes Phettberg hat doch das -y eher als lustige Marotte entwickelt. Ich würde ihn eher als Vertrety der komödiantischen denn der feministischen Linguistik einordnen.
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 17.01.2022 um 18.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48258
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Grammatik in Not. Binnen-I und Gendersternchen, Puschs generisches Femininum, Hornscheidts „Prof.ens Dr.ens“, selbst Phettbergs "Arztys, Kellnys und Fahrys" sind allein der beherzten feministischen Linguistik zu verdanken. Wo bleibt die anthroposophische Linguistik? Die astrologische? Die orthopädische? Auch katholische Halbleiterforschung, antirassistische Quantenphysik und sadomasochistische Nautik lassen auf sich warten.
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Kommentar von Christian Melsa, verfaßt am 17.01.2022 um 18.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48257
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Das hindert aber trotzdem viele nicht daran, die gegebene Asymmetrie als unterdrückend zu deuten.
Soll humanistische, antisexistische Denkweise sprachlich ausgedrückt werden, wäre es am besten, überhaupt kein Geschlecht einseitig als "das normale" oder in Opposition dazu als "das besondere" zu kennzeichnen. Beide sind gleichermaßen normal und besonders. Weder herkömmliches generisches Maskulinum (ohne männliche Movierungsoption) noch gendersternartige Hybridformen bieten diese Möglichkeit.
Queere Abinarität zeichnet sich dadurch aus, daß sie absichtlich aus einer gegebenen Norm ausbricht. Gleichzeitig wird von dessen Repräsentanten eingefordert, nicht als unnormal wahrgenommen zu werden. Da hätte eine gleichgestellte Movierung sicher auch integrativere Wirkung als unaussprechliche Sterne oder Doppelpunkte (die als Symbol ausgerechnet für Abinarität ohnehin absurd ungeeignet sind).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.01.2022 um 07.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48254
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Man sollte von "Normalfall" (linguistisch: unmarkierter Teil einer Opposition) nicht ohne weiteres zu "bevorzugt" übergehen. Man sagt ja nicht ohne Grund auch "stinknormal" (wie wir bei anderer Gelegenheit schon mal besprochen haben).
Daß Frauen, linguistisch gesehen, als etwas Besonderes ausgezeichnet sind, ist an sich weder positiv noch negativ zu verstehen.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.01.2022 um 21.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48253
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... und besonders für Feministen. Das gehört noch an den zweiten Satz meiner Antwort.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.01.2022 um 21.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48252
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Natürlich sind Menschen sowohl sexistisch als auch gynozentrisch. Das ist ja gerade typisch für Säugetiere.
"Normalfall" ist etwas mißverständlich. Man könnte unterscheiden zwischen human beings und human doings. Dann ergibt sich auch ein gewisser Zusammenhang mit dem Nomen agentis.
Ganz voneinander lösen kann man Genus und Sexus wohl nicht, wie die Bezeichnung von Verwandten zeigt.
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Kommentar von Christian Melsa, verfaßt am 16.01.2022 um 21.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48251
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> Meines Erachtens ist es kein Bug, sondern ein Feature, daß man per Gendersprech
> weibliche Morpheme vervielfältigen will. Im Grunde handelt es sich ja um ein
> generisches Femininum mit eingeschobenem Sonderzeichen.
Auch dies wieder eine Frage der Perspektive. Für ein Feature wird es ganz sicher von gynozentrischen Sexisten gehalten, die eigentlich gar keine Geschlechtergerechtigkeit anstreben, sondern einen Regimewechsel von Patriarchat nach Matriarchat anstreben.
Aus Sicht des Grundgesetzes und allgemein anerkannter humanistischer Prinzipien ist es aber natürlich ein Bug.
Übrigens geht vielleicht auch Feministen bald auf, daß es irgendwie ungünstig wirken könnte, wenn der semantische Kern einer Personenbezeichnung sich immer in dem als spezifisch männlich deklarierten Teil einer Hybridform befindet und alles spezifisch Weibliche nur als Anhängsel vorkommt, dieses Anhängsel dafür aber so häufig in immer identischer Gestalt an alle Personenbezeichnungen rangepappt auftaucht, daß es unweigerlich schnell als redundant und überflüssig wahrgenommen wird. Was für ein Frauenbild wird so wohl geradezu antrainiert? Mann erfüllt die eigentliche Funktion, gefolgt von allgegenwärtiger Quotenfrau als störender Ballast?
> Einr Markierung des Männlichen hätte wahrscheinlich keine Chance. Das
> entsprechende Selbstverständnis existiert nicht.
Keine Chance bei den gynozentrischen Sexisten. Es gibt aber schon noch andere Einflüsse auf das Geschehen, möchte ich meinen. Es gibt ja auch Leute, die vernünftigen Argumenten zugänglich sind.
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Kommentar von Christian Melsa, verfaßt am 16.01.2022 um 20.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48250
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Mir leuchtet nicht ein, wie sich aus "Frauen und Kinder zuerst" und 40% Fortpflanzungsrate bei Männern früherer Zeiten das Männliche als menschlicher Normalfall ergeben soll. Es zeigt, daß Männer für die Fortpflanzung entbehrlicher sind als Frauen. Müßte sich daraus nicht eher eine Anordnung ergeben, bei der Weiblichkeit zentral ist? Biologisch gesehen sind Frauen ja auch tatsächlich der Normalfall und Männer die Besonderheit.
Eine Frage der Perspektive natürlich. Sprache mag sich auch lange androzentrisch entwickelt haben in einer Zeit, in der noch eine starke Trennung in Öffentlichkeit als männlicher und Heim als weiblicher Domäne herrschte. Im Zeitalter moderner Zivilisation haben wir es mit anderen Bedingungen zu tun, mit Werten wie Individualismus, Freiheitsideal, Diskriminierungsverbot. Ich finde es legitim, Sprache passend gestalten zu wollen.
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Kommentar von Christian Melsa, verfaßt am 16.01.2022 um 20.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48249
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> Das Männliche würde ja weiter bevorzugt, und mit Artikeln, Pronomen,
> Adjektivendungen klappte überhaupt nichts.
Das "Männliche" weiter als bevorzugt wahrzunehmen, setzt voraus, Genus weiterhin als sehr eng mit dem Sexus gekoppelt zu sehen. Objektiv trifft das bei all den generischen Maskulina ja schon sowieso nicht zu, subjektiv läßt es sich aber leicht so empfinden, da dieselbe Form auch tatsächlich für spezifisch männliche Adressierung verwendet wird. Mit der -an-Movierung erhoffe ich mir eine zunehmende Entkoppelung in der Wahrnehmung.
Die Situation bei Artikeln, Pronomen und Adjektiven wäre nicht anders als in der normalen herkömmlichen Sprache.
Frau Schmidt ist an dieser Schule der Vertrauenslehrer.
Das Arschloch hat sich einfach vorgedrängelt. Sie hat nicht einmal gefragt!
Ich habe gerade ein nettes Mädchen kennengelernt, ich weiß leider nicht ihren Namen.
> Was sollte man denn sagen, wenn der Fahrstuhl fast voll ist,
> aber "eins" noch rein kann? Doch nicht etwa "einer"?"
Warum nicht? Das Fragepronomen wäre wer: Ob hier noch wer reinpaßt? Deshalb tritt bei abstrakten Personenreferenzen zunächst einmal immer das Genus Maskulinum auf. Bezieht sich die Referenz auf ein konkretes Substantiv, nimmt sie dessen Genus an. Weiterhin kann auch ein Genuswechsel zur Sexusmarkierung stattfinden. Alles wie gewohnt.
Die aktuellen Gendersprachausprägungen bieten diesbezüglich jedenfalls keine bessere Lösung, im Gegenteil, sie verheddern sich hoffnungslos darin, andauernd alles gleichzeitig spezifisch abbilden zu wollen bzw. es krampfhaft vermeiden zu wollen, nur eines davon abzubilden.
Auch MO4= ist nicht perfekt, aber jedenfalls in jeder Hinsicht besser als das.
Die Schlagseite, die sich aus der Rolle des Maskulinums als personalem Standardgenus ergibt, könnte man nur mit einem größeren Eingriff loswerden, indem man Genera gleich komplett aus der Sprache tilgt, nach englischem Vorbild. Und dann bei der Gelegenheit am besten auch noch jeden Sexusbezug aus Pronomen entfernt. Dazu gibt es ja auch schon diverse Ideen, wie das aussehen könnte. Liefe auf jeden Fall auf eine erst einmal sehr fremdartig wirkende Sprache hinaus, die Gewöhnungshürde wäre beträchtlich.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.01.2022 um 17.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48248
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In den Medien wird soviel Unsinn über den früheren Sprachgebrauch verzapft: "Verzwergung", "als Freiwild ausgeliefert" usw. – alles durch die Anrede Fräulein! Es hat aber keinen Zweck, das immer wieder richtigzustellen. Und wer Frau Pusch fragt, hat sowieso schon verloren.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.01.2022 um 16.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48247
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In einer gewissen Szene wird Feminismus als ein einziger "shit test" bezeichnet. (Das Wort kann man leicht googeln, erstes Ergebnis: https://www.wie-flirte-ich.com/flirttipps/shittest-frauen-testen-maenner)
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.01.2022 um 16.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48246
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Fräulein ist hoffnungslos veraltet. Deshalb beschäftigt man sich lieber mit "junge Dame". Frauen werden damit kleingeredet.
https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/gleichberechtigung-fraeulein-social-media-100.html#xtor=CS5-62
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.01.2022 um 15.49 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48245
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Herr Ickler weiter unten im Thread: Trotzdem kann ein wahrer Kern darinstecken. Der Mann könnte sozusagen der Normalfall von "Mensch" sein, die Frau das Besondere.
An anderer Stelle wies er auf "Frauen und Kinder zuerst", und zwar als evolutionär entstandenes Prinzip.
Man kann gentechnisch nachweisen, daß sich Männer in früheren Zeiten nur zu 40% fortgepflanzt haben. (Siehe z.B. Roy Baumeister - Is There Anything Good About Men?)
Die besondere sprachliche Markierung folgt dieser Logik.
Interessanterweise nehmen Feministinnen wenig Anstoß an den konservativen Verhaltensnormen anderer Völker, mit denen wir uns vermehrt auseinandersetzen müssen.
Kleines Beispiel: "Spend an afternoon on any major dating app and you’ll come across (generally white) men saying openly sexist and misogynistic things." (https://refinery29.com/en-gb/2020/01/9244509/laurence-fox-anti-woke-meaning)
Möglicherweise liegt das Unglück der Frauen woanders. Männer können sich vielleicht leichter anpassen an eine Gesellschaft, in der Familie nicht mehr diesen Stellenwert hat. Man schimpft ja gern auf die "Incels" und die MGTOW-Weltanschauung (die eigentlich diametral zum Rechtsextremismus steht). Ich kann da nur spekulieren, aber man müßte mal herausfinden, warum der Feminismus heute stärker ist als je zuvor.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.01.2022 um 15.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48244
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Die Gleichstellung der Frauen hat eine lange Geschichte, und sie hat sich unabhängig von der Sprache vollzogen. Wenn man die Rückblicke auf die amtliche Abschaffung von "Fräulein" liest, trifft man auf viel Unverständnis und historische Unbildung. Es stimmt einfach nicht, daß mit der Bezeichnung und Anrede eine "Infantilisierung" (ntv) oder Geringschätzung der Frau verbunden war. Und an diesem einen Punkt mag man aus der Sprache die Markierung der unverheirateten Frau entfernt haben, aber es ist selbstverständlich für jede Gesellschaft von vitalem Interesse geblieben, die noch ungebundenen und die schon vergebenen möglichen Geschlechtspartner auseinanderzuhalten. (Warum tragen die meisten Verheirateten immer noch Eheringe?) Ich habe ja schon mehrmals daran erinnert, wie all die schönen Theorien an der Wirklichkeit von Mode, Kosmetik, Werbung, Unterhaltung, Kino usw. zuschanden werden. Es geht immer nur um das eine. Man muß blind sein, um das nicht zu sehen.
Anders gesagt: Man hätte das "Fräulein" beibehalten können, ohne daß die Entwicklung anders verlaufen wäre. Aber weil es nun mal so gekommen ist, kann man sich damit abfinden, es ist buchstäblich einerlei.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.01.2022 um 15.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48243
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Ich hielt es für selbstverständlich, daß in dieser Konstruktion der generische Ausdruck neutral sein müßte. Was hätte das ganze sonst für einen Sinn? Das Männliche würde ja weiter bevorzugt, und mit Artikeln, Pronomen, Adjektivendungen klappte überhaupt nichts.
Was sollte man denn sagen, wenn der Fahrstuhl fast voll ist, aber "eins" noch rein kann? Doch nicht etwa "einer"?
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.01.2022 um 14.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48242
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Ich vermute, es hat seine Gründe, daß auf die spezielle Markierung männlicher Personen immer verzichtet wurde. Hatte es hier mal angesprochen:
http://sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47808
Meines Erachtens ist es kein Bug, sondern ein Feature, daß man per Gendersprech weibliche Morpheme vervielfältigen will. Im Grunde handelt es sich ja um ein generisches Femininum mit eingeschobenem Sonderzeichen.
Einr Markierung des Männlichen hätte wahrscheinlich keine Chance. Das entsprechende Selbstverständnis existiert nicht.
Gendern hat eine ähnliche Funktion wie der "deutsche Gruß". Bekenntnis zu einer Weltanschauung und Separierung der Gesellschaft in Gute und Böse.
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Kommentar von Christian Melsa, verfaßt am 16.01.2022 um 14.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48241
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Also die Beispiele würden nach MO4= korrekt so ausfallen:
Der Bundeskanzler kommt. Er spricht übers Klima.
Der Bundeskanzleran kommt. Er spricht übers Klima.
Jeder zweite Lehrer ist eine Frau.
Jeder Mensch hat das gleiche Recht.
Jede Person hat das gleiche Recht.
Jeder Bürger hat das gleiche Recht.
Jede Bürgerin und jeder Bürgeran haben gleiche Rechte.
An der Verwendung des generischen Maskulinums ändert sich nichts. Es handelt sich weniger um einen Eingriff in die Sprache als um eine Ergänzung, mit der die Sexusmarkierungen symmetrisch vervollständigt werden. Sehr dezent, sehr wirkungsvoll. Viel fundamentaler und nicht so eine Flickschusterei wie die heute gängigen Gendersprachtechniken.
Noch einfacher wäre es, auf Movierung komplett zu verzichten, wie es der weibliche YouTuber Alicia Joe in seinem Video hier vorschlägt: https://www.youtube.com/watch?v=aZaBzeVbLnQ
Das hat für einige Aufmerksamkeit gesorgt, ist schon fast eine Million Mal gesehen und auch von klassischen Medien wahrgenommen worden.
Gar nicht zu movieren, ist halt auch eine Form gleichgestellter Movierung. Wer bisher schon Gendern für nötig hielt, wird dort aber einwenden, es bestehe beim generischen Maskulinum immer noch das Problem der vorwiegend männlichen Assoziierung.
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Kommentar von Christian Melsa, verfaßt am 16.01.2022 um 13.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48240
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Neutrum für die generische Form wäre die noch radikalere Variante. Dann ist aber die Abwärtskompatibilität dahin und die Umgewöhnungshürde größer. Das generische Maskulium für Personenbezeichnungen wurzelt ohnehin noch viel tiefer, wie am Interrogativpronomen wer erkennbar ist.
Wenn es eine männliche Movierung gibt und die geläufigen maskulinen Personenbezeichnungen eben nur noch generisch gedeutet werden können, fällt es auch nicht mehr so leicht, das maskuline Genus generell für ein Zeichen von Männlichkeit zu halten.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.01.2022 um 12.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48238
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"Jedes Bürger hat das gleiche Recht."
Habe ich das überlesen? Neutrum wurde meines Erachtens nicht vorgeschlagen.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.01.2022 um 10.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48234
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Ich denke, die Handhabung von Artikeln und Pronomen ist schon klar und logisch geregelt, sie gerät jedoch zu einer üblen Posse bzw. Karikatur der Sprache.
(Das Bundeskanzler kommt. Es spricht übers Klima.
Der Bundeskanzleran kommt. Er spricht übers Klima.
Jedes zweite Lehrer ist eine Frau.
Jeder Mensch hat das gleiche Recht.
Jede Person hat das gleiche Recht.
Jedes Bürger hat das gleiche Recht.
Jede Bürgerin und jeder Bürgeran haben gleiche Rechte.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.01.2022 um 10.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48233
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Auf dem Gender-Ticket unterwegs zu sein verschafft viele Vorteile. Der Rest ist Kopfrechnen.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.01.2022 um 09.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48232
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Abgesehen davon, daß solche Vorschläge eh keine Chance haben, fehlen Hinweise, wie in diesem Neusprech Artikel und Pronomen gehandhabt werden sollen.
Der Sinn des Genderns ist übrigens nicht, die deutsche Sprache präziser zu machen, sondern politischen Druck auszuüben. Man will eine andere Gesellschaft. Man will z.B. paritätisch besetzte Wahllisten, man will, daß 12jährige ohne jede Einschränkung medizinische Eingriffe an ihrem Körper vornehmen können, man will junge, schwarze, linksradikale Frauen als Leitfiguren, man will die Wissenschaften zu politischen Propagandainstrumenten machen. Die Behauptung, daß Menschen sich durch die bestehende Grammatik/Wortbildung diskriminiert fühlen, ist vorgeschoben.
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Kommentar von Christian Melsa, verfaßt am 16.01.2022 um 00.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48228
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"So wie ich es verstehe, wird man auf subversive Weise (unter Nutzung der Gender-Nomenklatur) auf verschlungenen Pfaden zum generischen Maskulinum zurückgeführt."
Ja, man landet wieder beim generischen Maskulinum, das aber nun gewissermaßen kastriert ist. Dank einer parallel zur weiblichen funktionierenden männlichen Movierung läßt es sich nicht mehr für geschlechtsspezifisch halten. Daß Angehörige aller Geschlechter gleichermaßen gemeint sind, ist in diesem System nicht mehr zu bestreiten.
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Kommentar von Chri, verfaßt am 16.01.2022 um 00.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48227
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"Tatsächliche Ungerechtigkeiten gab und gibt es, sie sind aber nicht von der Sprache verursacht."
Die Wechselwirkungen zwischen Sprachstrukturen und Gesellschaftsnormen scheinen mir nicht erschöpfend genug erforscht zu sein, um das klar bejahen oder verneinen zu können.
Stand der Dinge ist jedenfalls: Eine beträchtliche Gruppe von Leuten in Leitmedien, Politik, Behörden, NGOs hält es für wichtig, irgendwie gendersensibel zu formulieren. Sie wollen an dieser Stelle wirken, ein ethisch korrektes Sprachhandeln praktizieren. Es ist ja auch ein Zeichen von Anstand und Sitte, sich gepflegt und respektvoll ausdrücken zu wollen.
Dann sollen sie es aber auch richtig machen und nicht eine Fehlkonstruktion zur neuen Standeskonvention erheben, die alles nur noch schlimmer macht, was zuvor an der Sprache als problematisch diagnositiziert wurde.
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Kommentar von Christian Melsa, verfaßt am 16.01.2022 um 00.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48226
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Auch den Genderstern hat sich irgendjemand mal im kleinen Kämmerlein zuerst ausgedacht. Dessen Anwendung konnte sich trotz eigentlich offenkundiger Untauglichkeit erstaunlich weit ausbreiten. Wenn Claus Kleber im Heute-Journal Glottisschlag-Innen sagen kann, warum soll nicht "Bundeskanzleran" in der Tagesschau gehen? "Bundeskanzlerin" ging doch auch. Jedenfalls kann dann permanentes "innen" nach allen möglichen generisch gemeinten Personenbezeichnungen mitsamt zerstückelter Pronomen und kongruenter Adjektive einfach unterbleiben. Ist also die viel ökonomischere Lösung und dürfte auch das Publikum weniger stören. Erst recht in schriftlichen Medien.
Natürlich ist der Duktus des MO4=-Erklärtextes so gehalten, daß Leute mit progressivem Selbstverständnis ihn sich wenigstens durchlesen mögen. Tatsächlich würde eine gleichgestellte Movierung die progressive Intention der Geschlechtergerechtigkeit auch viel besser erfüllen können als Genderstern und Partizipitis. Und auch besser als normale herkömmliche Sprache.
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