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10.11.2007
autofahren
Unvermeidliche Verwirrung
Die Süddeutsche Zeitung rät uns heute, weniger "autozufahren".
Die amtliche Regelung in diesem Bereich ist in der Tat nicht nachzuvollziehen, sogar ich, der ich doch ein Weilchen dabei war, muß nach etwa drei Wochen wieder nachsehen, was damals vom Rechtschreibrat unter Führung von Peter Eisenberg eigentlich beschlossen worden ist. In einem neueren Lehrbuch liest man zu den trennbaren Verben bzw. Partikelverben:
"Lassen Sie sich nicht irritieren durch die Neuregelung der Zusammen- und Getrenntschreibung bei den komplexen Verben. Der Normalfall ist jetzt die Getrenntschreibung (siehe hierzu Altmann/Ziegenhain (2002), 4.4.3., S. 138 f.). Trotzdem handelt es sich um Wortbildungsprodukte! Die Orthographie hat lediglich beim größten Teil der komplexen Verben das Prinzip aufgegeben, dass Wortbildungsprodukte zusammenzuschreiben sind."
(Altmann, Hans/Hofmann, Ute: Topologie fürs Examen. Wiesbaden 2004. S. 76)
Nach diesem Prinzip dürfte es allerdings gar keine "trennbaren Verben" geben. (Was ich ja schon immer gesagt habe, es ist eine rein orthographische Angelegenheit.)
Im selben Buch werden "Rad fahren" und "Auto fahren" als "Zusammenrückungen" bezeichnet. Da soll sich einer noch auskennen!
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Kommentare zu »autofahren« |
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Kommentar von Pt, verfaßt am 10.11.2007 um 18.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=920#10669
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<<Die Orthographie hat ... das Prinzip aufgegeben, dass ... sind.>>
Da fragt man sich doch, wer hier was aufgegeben hat. Durch solche Formulierungen wie die oben zitierte wird doch geschickt das tatsächliche Geschehen verschleiert.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 10.11.2007 um 22.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=920#10671
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Weniger Auto fahren:
Weniger Auto gibt es schon: Der Dacia enthält nur, was ein Auto unbedingt braucht. Noch weniger wird das Auto für Indien enthalten.
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Kommentar von Christoph Schatte, verfaßt am 16.11.2007 um 16.49 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=920#10705
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Theodor Ickler zitiert aus einem Verschnitt "fürs Examen":
"Lassen Sie sich nicht irritieren durch die Neuregelung der Zusammen- und Getrenntschreibung bei den komplexen Verben. Der Normalfall ist jetzt die Getrenntschreibung (siehe hierzu Altmann/Ziegenhain (2002), 4.4.3., S. 138 f.). Trotzdem handelt es sich um Wortbildungsprodukte! Die Orthographie hat lediglich beim größten Teil der komplexen Verben das Prinzip aufgegeben, dass Wortbildungsprodukte zusammenzuschreiben sind." (Altmann, Hans/Hofmann, Ute: Topologie fürs Examen. Wiesbaden 2004. S. 76)
In solcher Quartärliteratur kann man wunderliche Dinge lesen. Dennoch
werden (deutsche) Wortbildungsprodukte auch nach der Deformation der deutschen Graphie zusammengeschrieben. Die Deformer der Graphie (nicht die Orthographie!) haben dieses Prinzip (noch) nicht angetastet. Dafür sei ihnen tiefster Dank! Hoffentlich lassen sie es dabei.
Es handelt sich bei diesen Verben – wie Theodor Ickler erneut festmacht – um Zusammenschreibungen, mit denen die Schrift Grammatisches (und Prosodisches) nachvollziehbar macht. Allerdings repräsentieren die zusammengeschriebenen deutschen Verben Einheiten des Lexikons, auch des mentalen, denen in Lexika anderer Sprachen einfache oder abgeleitete (meist nicht komponierte) Verben entsprechen. Von diesen Sprachen aus gesehen hat das Deutsche – dank des Neuschriebs – viele ganz neue "lexikalische Löcher" (seit langem ein beliebter Gegenstand gewisser Translatorik). Die brutale "Getrenntschreibung" von zusammengeschriebenen (sic!) Verben zieht nach sich, daß diese per Schreibung zustandegekommenen Verben in zweisprachigen Wörterbüchern als Lemmata nicht mehr erscheinen. Aber das ist den Deformern gleichgültig, denn sie können Deutsch.
Die wenigen Briten, Franzosen, Spanier, Polen usw., die sich trotz allem noch mit Deutsch herumschlagen (wollen oder müssen), finden keine Entsprechung von fertigstellen, zurücktreten usw., sondern fertig und stellen. Den Rest dürfen sie sich zusammenreimen. Wer wohl wird eine Sprache erlernen wollen, die so unerforschlich verschriftet ist, daß man einen guten Teil ihrer Verben nur in Underground-Wörterbüchern findet? Aber das ist den Deformern gleichgültig, denn sie können Deutsch.
Auto fahren ist eine nicht zusammengerückte Zusammenrückung und erinnert irgendwie an Helbigs obligatorisch-fakultative Aktanten. Wie lange noch wird die indefinible "Zusammenrückung" durch die deutsche Wortbildung und linguistische Verschnitte irrlichtern?
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.04.2020 um 09.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=920#43327
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Wegen der Corona-Pandemie würden weniger Menschen auf die Straße gehen und weniger Autofahren.
(Mannheimer Morgen, 1.4.2020, S. 7)
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