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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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28.03.2007
 

Rekurs auf den Diskurs
Oder umgekehrt?

Am Ende steht jedenfalls die Erlösung.
Bei UTB wird ein neues Buch angekündigt: "Der Diskurs" von Sara Mills: Die Verwirrung um den Begriff 'Diskurs' löst Sara Mills im Rekurs auf die nichtsystematischen Überlegungen von Michel Foucault zur Diskurstheorie auf. Dabei macht sie das komplexe theoretische Terrain auch für Studierende verständlich und erlöst so den Standardbegriff.

Was muß alles passiert sein, bis solche Wortballungen gedruckt werden können?



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Kommentare zu »Rekurs auf den Diskurs«
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 02.04.2007 um 18.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=810#8138

Dank an Kelkin für den Hinweis. Bemühen wir uns, daß traditionelle Schreibung nicht nur ein Exklusivitätsmerkmal (Exklusivität beanspruche ich jedenfalls nicht), sondern ein Qualitätsmerkmal im Sinne von grammatischer Richtigkeit und orthographischer Fehlerfreiheit wird. Sie scheint jetzt die bei weitem (nicht bei Weitem, das ist ein Ortsteil von Heyse City) fehlerfreieste Schreibung zu sein. Aber sie muß ein "offenes System" bleiben.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.04.2007 um 17.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=810#8137

Dieser Beitrag von Kelkin paßt wunderbar auch zu "Inventores malorum" (Bibel in gerechter Sprache").

 
 

Kommentar von Kelkin, verfaßt am 02.04.2007 um 09.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=810#8135

In der Literaturwissenschaft kann 'Diskurs' zweierlei bedeuten: Einerseits in auch allgemeinsprachlicher Bedeutung als Gesprächs- oder Untersuchungsschwerpunkt (Gewaltdiskurs etc.), andererseits in fachsprachlicher Bedeutung als Textform (discours/story), als Gegensatz zum Textinhalt (sujet/plot).

Wenn man ein Buch herausbringt mit dem Anspruch, Klarheit in einer Frage zu schaffen, dann kann sich leicht herausstellen, dass die Ausgangsfrage gar nicht so schwierig war. Also stellt man die Sache wieder komplizierter dar, als sie ist, und schießt sich damit möglichst unauffällig ins eigene Bein. Viele 'Ratgeber' verfahren nach diesem Prinzip.

Verquast konnte man in traditioneller Rechtschreibung, als es noch keine reformierte gab, genauso gut daherkommen wie heute in reformierter. Mittlerweile wird traditionelle Schreibung aber zum Exklusivitätsmerkmal, und man steht unter verschärfter Beobachtung durch Konformisten. Das tut dem Niveau gut.
 
 

Kommentar von Christoph Schatte, verfaßt am 30.03.2007 um 11.09 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=810#8117

Irgendwie bricht das "komplexe theoretische Terrain" aus der Plattheit aus und muß in eine Art "horizontal-vertikale Ordnung" gebracht werden, was an das große Wort des Trainers der deutschen Nationalmannschaft vor der letzten Fußballweltmeisterschaft erinnert, in dem dieser von "vertikaler Spielweise" sprach, die ich zunächst als "vertikale Spielwiese" gelesen hatte und also glaubte, es gäbe gravitativ Neues im Fußball, besonders im Seitenwechsel.
 
 

Kommentar von R. H., verfaßt am 30.03.2007 um 04.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=810#8116

Und so stellt Routledge, der amerikanische Verlag, das Buch vor:

"Sara Mills examines the historical definitions and developments of discourse, analyzes Foucault's use of the term and its appropriation in the fields of linguistics, social psychology, and feminist, colonial and post-colonial theory.
["Discourse" is] the essential introductory guide to the concept of discourse for students of literary theory."

(Ach, das ist ein Überblick über Geschichte und fachspezifische Verwendung des schillernden Begriffes. Darauf wär ich bei dem verquasten Geraune zur deutschen Ausgabe nie gekommen.)
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 29.03.2007 um 09.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=810#8113

Auch Begriffe können nach ihrer Menschwerdung erlöst werden: das Bedürfniswesen, das Rechnungswesen, das Prüfungswesen und viele andere -wesen.
 
 

Kommentar von Christoph Schatte, verfaßt am 28.03.2007 um 22.55 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=810#8112

Vielleicht war gemeint "... und erlöst sie (die Studenten) so von dem Standardbegriff", da bisher nur Menschen auf Erlösung hoffen können, Begriffe bisher noch nicht. Aber das kann noch werden
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 28.03.2007 um 21.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=810#8111

"Es geht, vereinfachend gesagt, um eine horizontal-vertikale Ordnung."
Reinhard Markner (www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=2#1703)

 
 

Kommentar von V.S., verfaßt am 28.03.2007 um 21.33 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=810#8110

Am wichtigsten ist es natürlich, nicht mehr von Studenten zu schreiben. Aber ist denn ein Studierender immer auch ein Student? Und ist ein Student immer ein Studierender? Das ist ja nicht so wichtig. Hauptsache, wir schreiben politisch korrekt!
 
 

Kommentar von R. H., verfaßt am 28.03.2007 um 19.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=810#8109

Sowas kommt zustande, wenn luzide Köpfe bei allem nur (oder leider nie?) systemkonstituierende Kontingenz implizieren. - Solch geschwurbelt-erlesene Redeweisen sind, wie jüngst irgendwo aufgeschnappt, kommunikative "Vorhänge aus handgeblasener Maulbeerseide".
 
 

Kommentar von Florian Bödecker, verfaßt am 28.03.2007 um 17.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=810#8108

Ja, solche Texte haben das Studium ziemlich verleidet.

Was unter 'Diskurs' zu verstehen ist, würde ich aber wirklich gerne wissen.
 
 

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