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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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21.03.2007
 

Lockere Sitten
„Eine knappe und dementsprechend grobe Einführung von Walter Schittek“

Hier kann man sich über den Stand der Dinge informieren.

"Die neue deutsche Rechtschreibung -
Eine knappe und dementsprechend grobe Einführung von Walter Schittek.
Leider wurde dieses Dokument lange nicht mehr angepasst und gibt nicht den aktuellen Stand wieder. Bitte informieren sie (!) sich woanders über die Rechtschreibreform.
Da mir momentan extrem die Zeit fehlt, wird es sicher lange dauern, bis ich die Modifikationen in diese Einführung eingearbeitet haben werde. Bitte sehen Sie von Anfragen ab; ich habe nicht einmal die Zeit, auf Mails zu antworten. Wer mir eine Website nennen kann, auf der die Modifikationen der Rechtschreibreform ab 2004 übersichtlich dargestellt sind, würde mir damit sehr helfen: waltersch@gmx.net."

Dem Manne könnte zwar geholfen werden – aber würden Sie es tun? Soll er doch den ganzen Quatsch aus der Leitung nehmen!



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Kommentare zu »Lockere Sitten«
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Kommentar von Thomas Roediger, verfaßt am 21.03.2007 um 22.21 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=807#8060

Ja, die Uni! Da stolperte ich heute über:

"Wie Elite muss ich sein?"

"Exklusive Veranstaltungen" und wie ihr immer "trotzdem entspannt bleibt" und so fort.

Neugierig geworden?
http://www.zeit.de/campus/2007/02/online-titelprobe

oder getoppt:

"Wie Elite sind Sie?" (Exzellenz, bitteschön!)
http://www.evote.de/cgi-bin/evote2/stest.cgi?name=fb84

Die Werbung auf der Seite (Finanzierung ist ja alles) spricht Bände:
"Heute schon Sprachen geshoppt?"

Das nicht, aber ich wurde statt dessen im SZ-Shop fündig:

Da stand Voltaire!

Schlich sich reformierte Schreibart als trojanisches Pferdchen via SZ-Bibliothek zu den heimischen Bücherregalen, mit der Jungen Bibliothek der SZ hernach noch in die Kinderstuben, so steht jetzt glanzvoll vor der Haustüre: Anna Amalia! In Händen: zwölf Prachtbände (von 12 Männern, die scheint's ein- und ausgingen) in heißgeliebter Rechtschreibung, für die Vitrine! Bibliotheca Anna Amalia: "Eine zeitlose Sammlung für Freunde anspruchsvoller Literatur und jeden, der Bücher liebt."

Bei den Bestellungen steht übrigens schlicht:
"Sprache: Deutsch"

Herr Ickler, Sie hatten recht, Hut ab!
 
 

Kommentar von Karin Pfeiffer-Stolz, verfaßt am 22.03.2007 um 06.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=807#8061

Heute beginnt die Buchmesse in Leipzig. Gestern in der Stadt, vor der Nikolaikirche: Man wirbt für den Ostermarsch 2007, wir sollen Zivilcourage zeigen für eine Welt ohne Krieg, Militär und Gewalt. Die Initiatoren selbst scheinen hinsichtlich zivilcouragierten Verhaltens gespalten zu sein: Auf den großen Plakaten vor der Kirche liest man "Schluß" und "muß" - das springt ins Auge. Aber das farbige Faltblatt, das verteilt wird, kommt zu einem anderen Gewissensentscheid und benutzt "Schluss" und "muss".
Bin gespannt, welche Eindrücke ich von der Messe selbst gewinne.

 
 

Kommentar von Antonius Ruf, verfaßt am 23.03.2007 um 14.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=807#8066

Die Logik mit der Frau Pfeiffer-Stolz zwei Schreibweisen mit mehr oder weniger Zivilcourage gleichsetzt, erschließt sich mir nicht.
 
 

Kommentar von Christoph Schatte, verfaßt am 23.03.2007 um 15.36 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=807#8068

Man kann wohl davon ausgehen, daß im Beitrag von Frau Pfeiffer-Stolz einmal wie vor Adelungs Tadelung "Schluß" und "muß" stehen sollt und einmal in Heyses Weise "Schluss" und "muss", wenn auch schon das Schreiben von solchem geradezu ärgerlich ist.
 
 

Kommentar von Thomas Roediger, verfaßt am 24.03.2007 um 23.23 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=807#8083

Zu meinem Kommentar #8060 zwei Anmerkungen:

Heute erst konnte ich die ersten drei Bücher aus besagter Reihe in Augenschein nehmen -- und siehe da: Anna Amalias Vertreter kommen nicht in heißgeliebter (alter, bewährter, besserer) Rechtschreibung daher, nein, viel besser, nämlich in "originaler"! Adelung läßt grüßen.
Jetzt habe ich allerdings ein Problem: Wie steigere ich "heißgeliebt"?

Zudem noch ein peinliches Versehen zu später Stunde: Auch wenn ich von einem kleinen Holzpferdchen sprach, es bleibt immer noch ein großes "Trojanisches Pferdchen", ist mir scheint's vor lauter Verkleinerung durchgegangen.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 25.03.2007 um 00.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=807#8084

"Wie steigere ich "heißgeliebt"?" Ich sage mal, gar nicht. Aber wenn's doch nötig sein sollte, dann im Komparativ und Superlativ nicht in einem Wort. Jeder versteht das, — und es wird dann ja auch auseinander gesprochen. Und alle sagen sich dann: Welche Liebe! (Und im Positiv ... — ach, am besten ist's, Sie selber dächten drüber nach, auf welche Weise man hier der heißgeliebten Sprache helfen kann, — und berichten Sie's uns dann. Die Überschrift ist ja hier "Lockere Sitten", und sicher erlaubt uns da die Red. schon einiges.)
Und das kleingeschriebene "trojanisch" ist doch eine wunderbare Verfremdung!
Auch "von einem kleinen Holzpferdchen" zu sprechen, ist kein Sündenfall. In einer mir sehr lieben Form des Deutschen war ich einst ein "Jingelchen"; — und besser hätte man's ja gar nicht sagen können!


 
 

Kommentar von Christoph Schatte, verfaßt am 25.03.2007 um 10.54 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=807#8085

In Marburg hat Walter Schittek ganz locker gesittet das Handtuch geworfen bzw. sich seiner Schreiberhellungs-Aufgabe enthoben, während Horst Ludwig die Dinge nach wie vor ernst nimmt und uns wieder zum leidigen Problem der deutschen Adjektive führt, so manchmal auch Adverbien sind, auch wenn man es ihnen nicht ansieht. In der inkrimierten synästhetischen Univerbierung heißgeliebt ist – entgegen den Annahmen der deutschen Grammatikschreibung – offenbar ein Adverb integriert. Man kann sich nun – auch Artikulatorisches im Auge – entscheiden, ob man den „adverbialen“ Superlativ des „Adjektivs“ der Superlativpartikel am und des Superlativsuffixes en beraubt und den Rest mit dem Partizip zu heißestgeliebt univerbiert oder, ganz anders, den Superlativ des Adverbs am heißesten unangetastet und zugleich selbständig läßt, um so zu aussprechlicherem am heißesten geliebt zu gelangen. In diesem Fall scheint die wort- und silbenreichere Lösung die gefälligere, weil die morphologisch direktere zu sein.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 25.03.2007 um 19.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=807#8089

Bei heißgelaufenen Eisenbahnachsen stellt sich möglicherweise die Frage, ob unterschiedliche Lagertemperaturen zwischen 100 und 500 °C (beginnende Rotglut) durch Steigerungsstufen des "Heißgelaufenseins" ausgedrückt werden können oder sollen.
 
 

Kommentar von Fungizid, verfaßt am 02.04.2007 um 16.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=807#8136

Interessant ist jedoch auch, daß ausgerechnet dieses Merkblatt in Reformschrieb abgefaßt ist.

Ja, ob da wohl auch umgestellte Lehrmittel verwendet werden?
 
 

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