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25.02.2007
Affen natürlich!
Gleichschaltung aus freien Stücken
„Sind wir Journalisten oder Trommelaffen? Früher war die Pressefreiheit vom Staat bedroht. Heute besorgen die Medien das selbst.“
So fragt Heribert Prantl in der „Süddeutschen Zeitung“ vom Wochenende.
Wortreich beklagt er die innere Aushöhlung der journalistischen Freiheit und appelliert zum Schluß an die „Leserinnen und Leser“. Na, das ist ja lustig! Darf man das schmutzige Wort „Rechtschreibreform“ in Erinnerung rufen? Die SZ hat von Anfang an mitgemacht, gleichgeschaltet aus freien Stücken. Daß sie viel Reformkritisches abgedruckt hat, werde ich am allerwenigsten vergessen, aber was bleibt unterm Strich? Leserverachtung, Trommelaffen …
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 26.02.2007 um 13.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=797#7847
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Der Vergleich mit "Des Kaisers neue Kleider" stimmt immer noch: Das Volk weiß, daß der Kaiser nackt ist, und lacht darüber, aber wer bei Hofe etwas sein will, darf es nicht aussprechen.
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Kommentar von B. Eversberg, verfaßt am 26.02.2007 um 13.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=797#7846
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Es muß einen Kodex geben, der das Erwähnen der Orthographie unterdrückt. Womöglich mit Ausreden wie "das Thema ist erledigt", "will keiner mehr lesen", "es ist Rechtschreibfrieden" o.a.
Um Gras drüberwachsen zu lassen und dann stillschweigend den einen oder anderen Unfug ausklingen zu lassen? Aber die Agenturen?
Wie auch immer, die Glaubwürdigkeit ist lädiert, und soviel ist Herrn Prantl immerhin bewußt. Daß der hilflose Appell an die Leser was fruchten könnte, kann er doch selber nicht glauben. Die haben gerade gründlich erlebt, daß sie nicht gefragt werden und Protest nichts bringt.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 25.02.2007 um 20.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=797#7843
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Anscheinend gehört die Wahl der Rechtschreibung nicht zur Pressefreiheit. Andernfalls müßte sie erwähnt werden unter "immer mehr Journalisten lassen sich zu Handlangern von Wirtschaftslobbys machen", "schlimmer als staatliche Fesseln sind die Zwangsjacken, die Verleger und Verlags-Manager dem Journalismus anziehen", "eine zentrale journalistische Aufgabe ist das Sammeln, Bewerten und Ausbreiten von Fakten und Meinungen", "vielleicht müßte man einen Presse-Unterstützungsverein aus Leserinnen und Lesern gründen". Das alles betrifft aus Lesersicht auch die Wahl der Rechtschreibung, aus Journalistensicht anscheinend nicht.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 25.02.2007 um 19.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=797#7839
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Herr Prantl ist sich natürlich bewußt, daß die Pressefreiheit auch heute und auch von diesem Staat noch bedroht wird, aber er traut sich nicht, es zu schreiben. Ecco!
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