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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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19.11.2006
 

Marktbelebung
Neue Rechtschreibung für Ausländer

Bevor sich der Markt „beruhigt“, wie Herr Zehetmair es sich wünscht, muß er sich erst einmal beleben. Das geschieht durch Massen von neuen Rechtschreibmaterialien, die auch Ausländern die Übergangsregelung vom August 2006 beibringen sollen, bevor das Ganze wieder revidiert wird.
So erscheinen beim Hueber-Verlag in München gerade wieder Tafeln, Schreibunterlagen, Trainingsboxen und Bücher (natürlich auch vom unvermeidlichen Diethard Lübke), mit denen man für viel Geld die allerneueste Rechtschreibung lernen kann.

(Auf dem Titelblatt des neuen Katalogs prangt „Goethe's Lieblingsspeise“ – damit die Ausländer sich den „gelegentlichen“ Genitiv-Apostroph gleich als Normalfall einprägen! Es gibt übrigens dortselbst auch ein neues Lehrwerk „Deutsch ist easy“, das die vorher gelernte englische Sprache zum Ausgangspunkt des Deutschlernens macht; der Genitiv-Apostroph kann also gleich bleiben.)



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Kommentare zu »Marktbelebung«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.11.2006 um 16.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=716#6770

Auf welchen Text sich dies genau bezieht, weiß ich jetzt nicht, aber wahrscheinlich geht es darauf zurück, daß ich die herkömmliche oder "klassische" Rechtschreibung gelegentlich als "Erwachsenenorthographie" bezeichnet habe. Das soll sie von der kindischen Reformschreibung abheben. Natürlich soll mein Wörterbuch auch von Jugendlichen benutzt werden, dem dient ja auch die vereinfachte Anleitung gleich am Anfang ausdrücklich.
 
 

Kommentar von Kelkin, verfaßt am 22.11.2006 um 09.44 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=716#6768

Herr Ickler,
folgender Kommentar hat mit dem Tagebucheintrag nicht direkt zu tun. In einer Werbung für Ihr Wörterbuch wurde aber das Vorwort zitiert, in welchem steht, das Buch richte sich nur an Erwachsene. Die Hoffnung, daß junge Leute traditionell lesen und schreiben lernen, sollte man aber nicht aufgeben. Immerhin verspüren nicht nur Bürger mit aktivem Wahlrecht den Wunsch zu erfahren, warum die FAZ so viele Eszetts verwendet und Englisch so schreibt wie die Engländer.
 
 

Kommentar von B. Eversberg, verfaßt am 19.11.2006 um 12.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=716#6743

"Die Zeit, wenn sie groß ist, geht auf dem Wege des Besseren fort, und das Geringere bleibt ohne Folge" (Goethe zu Eckermann am 1.5.1825)
Wenn sie denn groß wäre, die Zeit ...
 
 

Kommentar von Karin Pfeiffer-Stolz, verfaßt am 19.11.2006 um 08.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=716#6742

Ich "befürchte", daß die Belebung des Marktes eine Scheinblüte ist. Unter dem Strich wird nicht viel übrigbleiben – auch und gerade nicht für diejenigen, deren Geschäftstüchtigkeit jetzt noch zu gesteigerten Umsätzen führt. Die vermeintlichen Vorteile werden durch die schmerzhaften Nachteile bald nivelliert. Auch Hueber hat, wie alle politisch korrekten Verleger, hinter den Kulissen viel Scherereien und hohe Kosten für die sich ständig bewegende Rechtschreibscholle. Es ist wirklich wie ein Erdbeben. Und wenn man die Nase immer vorn haben will, muß man ständig investieren. So viel kommt da nicht herein, um das wieder gutzumachen. Eine lukrative Backlist kann sich nicht mehr entwickeln. Diese Verlage säbeln sich nolens volens den Ast ab, auf dem sie sitzen. Und die Kunden sind es irgendwann satt, darauf kann man sich verlassen.
Nur dauert das alles halt ein wenig länger ... Wir werden es erleben.
 
 

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