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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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02.10.2006
 

Am grünen Holze
Leseprobe vom Duden KinderCampus.de

"Wie geht kennst du dich im Internet aus? Weißt du wie man sich im Chat verhält oder was ein Browser ist? Hier kannst du dich schlau machen!"

(1 Druckfehler, 1 Kommafehler und 1 Fehler bei der GZS)



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Kommentare zu »Am grünen Holze«
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Kommentar von Heinz Erich Stiene, verfaßt am 02.10.2006 um 11.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=646#5705

Wie wäre es mit diesem erstaunlichen Schnitzer am grünen oder doch eher dürren Holze: Im bei Cornelsen erschienenen Schulbuch Forum Geschichte, Bd. 1: Von der Urgeschichte bis zum Ende des Römischen Reiches (Berlin 2000), S. 41, steht: „Ein Historiker hat gesagt, die Neolithische und die Industrielle Revolution seien ‚zwei Bahn brechende Ereignisse’ in der Geschichte.“ „Bahn brechend“ ist selbst im wie und wann auch immer reformierten Duden nicht vorgesehen. Hier hat Konvertiteneifer wieder einmal übergeneralisiert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2006 um 12.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=646#5706

Gerade das ausdrücklich vorgeschriebene (an sich ja auch richtige) bahnbrechend hat es in sich, denn das amtliche Regelwerk gibt seit je die falsche Begründung, dieses Wort sei verkürzt aus sich eine Bahn brechend. Das ist natürlich Unsinn. Daher müßte laut Regel eigentlich getrennt geschrieben werden, wie die Cornelsen-Leute es getan haben (vielleicht haben sie meinen Kritischen Kommentar gelesen statt die in ihrem Verlag erschienene Eisenberg-Broschüre?).

Übrigens sehe ich gerade, daß Klett noch im Jahre 2006 retrouver mit wieder finden übersetzt (Découvertes 3). Im selben Band viele Kommafehler, weil die im Rat ausgebrütete neue Regel noch gar nicht verstanden worden ist.
 
 

Kommentar von Florian Bödecker, verfaßt am 02.10.2006 um 15.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=646#5707

Ich nehme an, der monierte Fehler in der GZS bezieht sich auf "schlau machen".
Wieso wurde das dann eigentlich im alten Duden getrennt geschrieben? Der Redewendungen-Duden verzeichnet z.B. "sich schlau machen".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2006 um 15.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=646#5709

Gute Frage! Noch im vorigen Duden (23. Aufl.) wurde es getrennt geschrieben, und nun prangt es in Rotdruck zusammengeschrieben, im Wahrig natürlich in Blau. Fragen Sie doch mal bei Frau Güthert an, warum das so ist – und warum es sich bei sich bloß strampeln (früher und noch in der 23. Auflage nur zusammengeschrieben) gerade umgekehrt verhält.
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 02.10.2006 um 16.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=646#5716

Habe ich das richtig verstanden und darf (sich) schlaumachen nur noch zusammengeschrieben werden dürfen? Nach welcher Regel sollte das denn gelten? Da kommt doch nur § 34 (2.2) in Betracht, denn nach (2.1) könnte auch getrennt geschrieben werden. Aber (2.2) sagt:

„Es wird zusammengeschrieben, wenn der adjektivische Bestandteil zusammen mit dem verbalen Bestandteil eine neue, idiomatisierte Gesamtbedeutung bildet, die nicht auf der Basis der Bedeutungen der einzelnen Teile bestimmt werden kann [...]“

Es fällt mir sehr schwer, das für (sich) schlau_machen nachzuvollziehen, hier liegt m.E. gerade keine „übertragene Bedeutung“ vor – genau wie bei (sich) bloß strampeln. Letzteres dürfte nach (2.1) auch zusammengeschrieben werden, aber war da nicht was mit den nichtamtlichen Zusatzregeln?
 
 

Kommentar von Florian Bödecker, verfaßt am 02.10.2006 um 16.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=646#5717

Ja, das sollten wir wirklich einmal fragen. Mich hat hier irritiert, daß im alten Duden getrennt geschrieben wurde und Sie das als Fehler bezeichnen.
Meinen Sie damit einen Fehler in der Anwendungen der neuen Schreibung oder einen Fehler aus Ihrer Sicht? In Ihrem Wörterbuch ist die Schreibung bei Verbzusätzen doch meistens freigegeben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2006 um 16.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=646#5718

Ja, lieber Herr Wagner, darauf wollte ich hinaus! Die betreffende Auskunftsperson wäre wohl gezwungen, auf die nichtamtliche Handreichung zurückzugreifen. Andernfalls könnte jeder sagen: Das ist ein typischer Zweifelsfall, folglich kann ich schreiben, wie ich will. Das wäre aber eine geschäftsschädigende Haltung, das darf nicht sein, den Duden braucht schließlich jeder.
Oder den Wahrig. Und da möchte ich mal zwischendurch fragen, warum man auf der Wahrig-Seite, genauer bei der Bertelsmann-Adresse wissen.de, gleich mit breiter Langenscheidt-Werbung empfangen wird. Die Übernahme hat doch noch gar nicht stattgefunden, oder? Allerdings stand gestern was in der Sonntagszeitung über die Beteiligungen und Übernahmen im Buchhandel, da konnte einem richtig schwindlig werden. Bei den Verlagen wird es nicht anders sein. Irgendwann gehört alles einem, dann ist es wieder übersichtlicher, und dann gibt es auch wieder eine einheitliche Rechtschreibung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2006 um 17.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=646#5719

Natürlich lege ich bei Duden-Texten die amtliche Neuregelung zugrunde, mit deren Propagierung sich der Dudenverlag soviel Mühe gibt. Übrigens geht es auf der betreffenden KinderCampus-Seite noch weiter mit den Fehlern, aber die Kostprobe genügt. Duden läßt so etwas billig von Externen machen und schaut selbst gar nicht mehr hin (wie bei den Elaboraten von Christian Stang).
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 02.10.2006 um 17.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=646#5720

Zuletzt hat es ja Herr Glück in seiner pointierten Vierfachbesprechung (siehe hier) erwähnt: Das amtliche Regelwerk kennt die Begriffe des intransitiven und des reflexiven Verbs überhaupt nicht. In der nichtamtlichen Handreichung kommen sie auch nicht vor, da liest es sich so:

»§ 34(2.1) „resultative Prädikative“
§ 34(2.1) sieht für resultative Prädikative die Getrennt- wie auch Zusammenschreibung vor. Wie bereits aus den Beispielen hervorgeht, bezieht sich die Regel auf Objektsprädikative, nicht aber auf Subjektsprädikative. Subjektsprädikative werden nach § 34(2.3) getrennt geschrieben, z.B. „sich satt essen“, „warm laufen (Motor)“.«

Der Vollständigkeit halber hier die erwähnten Passagen:

§ 34(2.1): »Es kann zusammen- wie auch getrennt geschrieben werden, wenn ein einfaches Adjektiv eine Eigenschaft als Resultat des Verbalvorgangs bezeichnet (sog. resultative Prädikative), zum Beispiel:
blank putzen/blankputzen, glatt hobeln/glatthobeln, klein schneiden/kleinschneiden; kalt stellen/kaltstellen, kaputt machen/kaputtmachen, leer essen/leeressen«

§ 34(2.3): »In den anderen Fällen wird getrennt geschrieben. Dazu zählen insbesondere Verbindungen mit morphologisch komplexen oder erweiterten Adjektiven, zum Beispiel:
bewusstlos schlagen, ultramarinblau streichen, ganz nahe kommen, dingfest machen, schachmatt setzen«

So, und wer sagt, daß kalt und kaputt ausschließlich als Objektsprädikative daherkommen? Man kann sich doch auch selber kaltstellen bzw. kaputtmachen (man suche im Web nach „sich selbst kalt/kaputt“). Ist das denn keinem aufgefallen? Wer gehörte doch gleich alles zu der „Wörterbuchgruppe“ innerhalb des Rechtschreibrates – auch Prof. Gallmann?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2006 um 18.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=646#5721

Man müßte also zunächst an den Duden herantreten und fragen, aus welchen Fingern er sich K 56 gesaugt hat, und dann mit dem Ergebnis vor die Tür des IDS pilgern, um Frau Güthert zu bitten, die Sache entweder als berechtigt oder als Fehldeutung des Duden klarzustellen. Im übrigen verweise ich noch einmal auf meinen Tagebucheintrag "Blankliegende Nerven", wo die weitere Diskussion sich dann, wie es so zu gehen pflegt, auf ganz andere Bereiche verlagert hat.

Hat eigentlich irgendeiner von uns schon mal eine Liste derjenigen Verben gemacht, die über 1991 hinaus nun zusammengeschrieben werden (müssen)? Ich hatte mich ja zuerst auf die Partizipien beschränkt, weil es mir um die eigenmächtigen Duden-Empfehlungen ging. Aber bei "bloß strampeln" und "schlaumachen" gibt es ja nichts zu empfehlen, die Schüler müssen es eben lernen. Dafür können sie sich bei Herrn Zehetmair bedanken.
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 02.10.2006 um 18.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=646#5722

Und was, wenn Frau Güthert behauptet, das sei genauso offiziell wie alles andere?
 
 

Kommentar von Christoph Schatte, verfaßt am 02.10.2006 um 19.23 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=646#5728

Es zeugt eigentlich von einem gewissen grammatischen Bewußtsein, wenn man für die Regelung der Graphie die linguistisch lange ad acta gelegte Dichotomie transitiver und intransitiver Verben beiseite legt (man denke an "treffen"). Man sollte aber auch nicht gleich hinaufabstrahieren bis zum prädikativen Attribut zum Subjekt/Objekt usw., um an anderen Stellen jegliche Syntax und Semantik überhaupt aus den Augen zu verlieren und den Blick starr auf "Etymologisches" zu richten.
 
 

Kommentar von Ursula Morin, verfaßt am 02.10.2006 um 23.34 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=646#5730

Getrenntschreibung führt leicht zu Mißverständnissen, wenn die kombinierbaren Wörter auch für sich eine Bedeutung haben können, fehlt da tatsächlich eine Regel im umfangreichen Regelwerk?

Ich rede hier vom Beispiel "sich bloß strampeln" - das ist doch nicht wirklich ernst gemeint, oder? Ich meine, ich kann "mich z.B. bloß umschauen wollen" oder "mich bloß einmal informieren" aber "mich bloß einmal strampeln" ... wie soll das denn gehen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.05.2013 um 18.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=646#23203

Die Landeszentrale für politische Bildung Bayern begrüßt mich jedesmal mit Schön das Sie wieder da sind.
 
 

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