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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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24.09.2006
 

GZS – sehr einfach ...
Der Duden-Newsletter 22.9.06 zeigt, wie leicht nun alles ist

"Man schreibt jedoch getrennt [vom Verb], wenn der erste Bestandteil auch in zwei Wörtern geschrieben werden kann:
zugrunde liegen (weil auch 'zu Grunde liegen' möglich ist)."

Man muß also wissen, welche "ersten Bestandteile" auch in zwei Wörtern geschrieben werden können:
zu Nutze, zu Rande, zu Rate, zu Schanden, zu Schulden, zu Stande, zu Wege, in Frage, in Stand?
zu Gute, zu Liebe, zu Nichte?
zu eigen, zu Herzen, zu Hilfe, zu Berge, zu Ohren, zu Werke, zu Leibe?

(Lösung: Für die erste Reihe ist Getrennt- und Zusammenschreibung zugelassen, für die zweite nur Zusammenschreibung, für die dritte nur Getrenntschreibung.)



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Kommentare zu »GZS – sehr einfach ...«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.11.2024 um 08.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=633#54173

In einigen Grammatiktabellen (z. B. bei korrekturen.de) wird "die Gunsten" als Plural gelehrt, aber es dürfte schwer sein, dafür Belege aus dem heutigen Sprachgebrauch herbeizuschaffen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.11.2023 um 05.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=633#52194

Zur Getrennt- und Zusammenschreibung (GZS) und den Verbzusätzen:

Ich habe keine Lust aufzustehen. Ich habe keine Lust zu stehen. Das ist eigentlich unlogisch. Die Rechtschreibreform wollte ansatzweise konsequenter sein und neigte zu Getrenntschreibung (wie bisher schon die Dudenregelung etwa bei bereit zu stellen usw.). Vor dem Kernbestand der Verbzusätze (als Partikelverben und damit Teil der Wortbildung mißverstanden) schraken sie aber dann doch zurück. Darum ist die GZS nach der Reform so unlogisch wie zuvor, durch den staatlichen Eingriff aber noch unsicherer und eine Ursache endloser Reparaturversuche.
Wenn man die alten Dudenregelungen sachgemäß aufgelockert hätte, statt ihre Kasuistik durch eine neue zu ersetzen, hätte es nie ein Problem gegeben; es gab ja auch keins außer für den, der ständig auf den Duden schielte. – In meinem Rechtschreibwörterbuch ist das Problem gelöst: Wer sich danach richtet, schreibt ohne „Fehler“ so, wie es immer üblich war, d. h. unauffällig sinnvoll.
 
 

Kommentar von Vollgasfahrer, verfaßt am 10.09.2020 um 13.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=633#44315

Wenn man keinen Plan hat, einfach alles mischen:

https://www.sueddeutsche.de/sport/bvb-dortmund-goetze-schuerrle-1.4971882-0#seite-2

Schürrle und Götze beim BVB: Was schief gelaufen ist

20. Juli 2020, 7:44 Uhr

Schürrle und Götze: Was ist da so schrecklich schiefgelaufen ?


So richtig kam Götze mit dem radikal schneller gewordenen Spielstil der Neuzeit nicht mehr zu Recht. Vor allem unter Trainer Lucien Favre blieb der WM-Held chancenlos. Ob zurecht, darüber ist man sich in Dortmund nicht einig;
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.09.2020 um 10.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=633#44314

Mannheimer Morgen, 10.9.20, S. 25:

Mehrere Zeugen hätten einen Tukan ähnlichen Vogel aus dem Anhänger fliegen sehen.
[...]
Zudem versuchen die Beamten herauszufinden, wo sich der Tukan ähnliche Vogel gerade aufhält.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.08.2020 um 06.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=633#44127

Na sowas! titelt die SZ, laut Duden sind Getrennt- und Zusammenschreibung möglich, aber wieso eigentlich? Empfohlen wird Getrenntschreibung.

„korrekturen.de“ übernimmt nur Duden:

»Sowas« ist jetzt richtig!
Sowas! Seit der 25. Auflage des Dudens darf man »so was« nun auch zusammenschreiben.
Die Duden-Empfehlung ist aber immer noch die herkömmliche Schreibung: so was. Zusammengeschrieben wurde »so was" von vielen Zeitgenossen schon lange – unwissend, dass diese Schreibung bis 2009 schlicht falsch war. Dieser Ungehorsam dürfte dazu geführt haben, dass man nun auch laut Duden »sowas" schreiben darf.
Diesen Schritt könnte man konsequent nennen, denn ob nun so was oder sowas – bei beiden Schreibweisen handelt es sich um die umgangssprachliche Entsprechung von »so etwas". Das kann aber selbstverständlich auch in Zukunft nicht zusammengeschrieben werden.

-
Das ist haltlos, weil der Duden nicht mehr verbindlich ist und die amtliche Regelung sich ausschweigt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.12.2019 um 06.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=633#42672

Keinem ist es bisher gelungen, die Zusammenschreibung von kleinschreiben und großschreiben zu begründen. Sie stehen seit 1996 erratisch im amtlichen Wörterverzeichnis.

korrekturen.de erklärt:

Mitverantwortung wird hier großgeschrieben;
aber:
Mitverantwortung wird hier ganz groß geschrieben

Ob das richtig ist? Aus der amtlichen Regelung geht es nicht eindeutig hervor (wie Hunderte von anderen Fällen).

Der Rechtschreibrat beschäftigt sich unterdessen mit computertechnischen Verfahren zur Aufspürung von Neologismen...


 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.12.2019 um 06.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=633#42671

Aus dem amtlichen Wörterverzeichnis 2018:

zufolge
zugrunde, zu Grunde
zugunsten, zu Gunsten
zugute
zuhause, zu Hause
zulasten, zu Lasten
zuleide, zu Leide
zuliebe
zumute, zu Mute
zunutze, zu Nutze
zurande, zu Rande
zurate, zu Rate
zuschanden, zu Schanden
zuschulden, zu Schulden
zuseiten, zu Seiten
zustande, zu Stande
zutage, zu Tage
zuungunsten, zu Ungunsten
zuwege, zu Wege

(Einige dieser Klein- oder Großschreibungen waren 1996 eingeführt worden.)

„Die Schreibweise zugutekommen ist nach der neuen Rechtschreibung richtig. Alle anderen Schreibweisen sind veraltet oder falsch und sollten nicht mehr eingesetzt werden. Auch wenn die aktuelle Schreibweise für viele Menschen etwas seltsam erscheinen mag...“
(https://www.frustfrei-lernen.de/deutsch/zu-gute-kommen-oder-zugutekommen-rechtschreibung.html)

(Rettet dem Dativ! Die Schreibweise erscheint mir und nicht „für mich“ (als) etwas seltsam.)

Es gibt jetzt zahllose Belege für zu Gute – wie es der Systematik der Neuregelung entspricht, wenn auch nicht dem amtlichen Wörterverzeichnis.

Die Reformer haben es in 23 Jahren nicht geschafft, hier eine lernbare Lösung zu finden. Was tut der Rat eigentlich?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.02.2019 um 08.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=633#40765

In den drei Jahrzehnten seit dem Mauerfall ist vieles gut und manches schiefgelaufen. (FAZ 4.2.19)

Duden:

schiefgehen
gut laufen
gut gehen/gutgehen


Das ist ganz einfach und eine große Erleichterung für unsere Schülerinnen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.11.2018 um 05.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=633#40025

Ohne Nachschlagen läßt sich nicht sagen, ob offenlegen nun zusammengeschrieben werden muß oder darf. Der Grund ist die Prinzipienlosigkeit der Neuregelung oder vielmehr das jahrelange Schwanken zwischen verschiedenen Prinzipien.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.11.2017 um 04.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=633#37008

In einem älteren Beitrag unter korrekturen.de wird darauf aufmerksam gemacht, daß sowas laut Duden jetzt auch zusammengeschrieben werden darf. Worauf stützt sich das eigentlich? Im amtlichen Wörterverzeichnis steht es nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.10.2016 um 17.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=633#33592

Im vorigen Eintrag hatte ich den Standpunkt der meisten Germanisten eingenommen und gezeigt, daß sie nach ihren eigenen Voraussetzungen in einen Widerspruch geraten. Für mich ist das kein großes Problem, weil ich ja Zusammenschreibung und Zusammensetzung nicht in so engen Zusammenhang bringe. Verbzusatzkonstruktionen sind für mich keine Zusammensetzungen, werden aber trotzdem oft zusammengeschrieben (s. die Regeln in meinem Wörterbuch).

Man könnte die Reformer auch an ihren eigenen Grundsatz erinnern: Im Zweifel getrennt, im Zweifel klein – gegen beides verstoßen sie oft.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.10.2016 um 17.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=633#33591

Genau das hatte ich hier gemeint:
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=779#7464

Allerdings hatte ich daraus, daß man nur getrennt zu leid tun schreiben kann, fälschlicherweise gefolgert, daß auch ohne die Intensivierung mit zu nur Getrenntschreibung möglich ist. Dennoch schreiben wir leid tun, weh tun in bewährter Rechtschreibung getrennt. Wie kann man das richtig begründen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.10.2016 um 13.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=633#33589

Viele Germanisten, vielleicht die meisten, sehen ja in den VZ-Konstruktionen Zusammensetzungen, folglich wäre nahekommen ein Verb. Aber kann man Verben überhaupt mit zu intensivieren? Vgl.: er ist zu gestiegen, hat sich zu genähert usw. – das geht ja wohl nicht. Anders gesagt: Intensiviert wird nur nahe.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 19.10.2016 um 12.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=633#33588

Ist man einem Feuer oder heißen Ofen oder elektromagnetischen Strahler zu nahegekommen oder zu nahe gekommen? Nahekommen würde ich auf Menschen mit Menschen beschränken. Ich halte es für die "übertragene" Bedeutung von physisch nahe kommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.10.2016 um 04.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=633#33584

Noch einmal zu nahe als Verbzusatz und Adverb:

nahekommen – nur zusammen; das amtliche Wörterverzeichnis verweist auf § 34(2.2)

Laut Duden online wird in jeder Bedeutung zusammengeschrieben:

nahekommen

Beispiele: sie sind einander sehr nahegekommen; der Lösung nahekommen

Bei nahetreten gibt Duden immerhin an:

er ist mir in letzter Zeit sehr nahegetreten; aber jemandem zu nahe treten (jemanden verletzen, beleidigen)

All dies beweist, daß die Neuregelung weder in Wörterbücher umsetzbar noch lernbar ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.04.2015 um 04.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=633#28709

In einem Buch mit dem lustigen Titel "Selbstbestimmtes Rechtschreiblernen" wird dargestellt, wie man, zunächst propädeutisch, anhand eines Grundwortschatzes die Kinder in übergeordnete Rechtschreibstrategien einführen, und wie man diese Strategien dann auch Wortschatz übergreifend üben kann. (Beltz-Verlag)
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 12.12.2013 um 19.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=633#24604

Spiegel online (siehe hier):

"Laut dem deutschen Tropeninstitut liegt Äthiopien in einem Malaria gefährdetem Gebiet ..."
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 25.07.2013 um 07.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=633#23728

Laut Spiegel online hat die deutsche Torhüterin nach dem Einzug ins EM-Finale gesagt: "Aber die Mannschaft hat sau geil gespielt heute". (www.spiegel.de; inzwischen korrigiert – Red.)

Mir ist kein Wörterbuch bekannt, in dem ein Adjektiv oder Adverb "sau" aufgeführt ist, und laut AR 2006 sind für einen solchen Fall entweder § 36 1.1 (wegen ugs. "wie die Sau") oder 1.5 zuständig, aber vielleicht setzt Herr Gallmann irgendwann auch "Sau geil", "Butter weich", "Stein alt" durch, denn die Substantive gibt es ja zweifellos, und Schüler wie Erwachsene tappen nach wie vor massenhaft in die von ihm gestellte Falle.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.10.2012 um 17.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=633#21750

Der neue Duden-Newsletter lehrt:

"drei achtel Liter / drei Achtelliter. Aber zum Beispiel nur: zwei siebzehntel Liter und nicht: zwei Siebzehntelliter, da Siebzehntelliter keine gebräuchliche feste Maßeinheit ist."

Weiß jemand, auf welchen Paragraphen sich die Dudenredaktion da stützt? § 37 E5 wird es doch nicht sein.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.08.2011 um 10.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=633#19193

Der neuere Grammatikduden bezeichnet immerhin zu, allzu und genug als Gradpartikel, "wenn sie beim Adjektiv stehen". Na ja, wo sollten zu und allzu auch sonst stehen, höchstens noch beim Adverb, "beim Verb" (d.h. als Adverb) jedenfalls nicht.

Wortarten mögen nicht immer eindeutig zuzuordnen sein, aber es gibt doch ein paar Grundregeln. Sicher darf ein Wort, das "beim Verb" heißt, auch mal woanders mit vorkommen, aber wenn es überhaupt nicht "beim Verb" stehen kann, dann kann es m. E. auch nicht so heißen.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 30.08.2011 um 01.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=633#19189

Nun können Adverbien nicht nur Ergänzungen zu Verben sondern auch zu Adjektiven und Substantiven sein (so auch Paul, Deutsche Grammatik).

Mir scheint allerdings kaum etwas unfruchtbarer zu sein als Diskussionen über Wortarten. Vor allem Adverb und erst recht Partikel sind undefinierte (undefinierbare?) Sammelbegriffe, in die man alles reinpackt, was man anderswo nicht unterbringt.

Warum in aller Welt behauptet der Duden, zu in die Tür ist zu sei ein Adverb? Näher läge es doch, es als nur prädikativ gebrauchtes Adjektiv aufzufassen. Die umgangssprachliche Verwendung als attributives Adjektiv in die zue Tür (den Ausdruck die zune Tür habe ich noch nie gehört) ist doch darauf ein klarer Hinweis. Dagegen ist laut Duden rosa ein prädikatives wie auch attributives Adjektiv und ein rosa Kleid erstaunlicherweise korrektes Hochdeutsch.

Wenn man anninmt, daß Adverbien auch Ergänzungen zu Adjektiven und Substantiven sein können, dann spricht nichts dagegen, die Gradbestimmung zu in zu groß als Adverb aufzufassen. Paul drückt sich hierzu etwas unklar aus, wenn er sagt: "Neben attributiven Adjektiven und Adverbien
können Gradbestimmungen stehen wie sehr ... zu." Faßt er damit "Gradbestimmungen" als Adverbien auf oder nicht? Vermutlich ja, denn zu welcher anderen Wortart sollten sie sonst gehören?

Daß zu "nicht zu Verben treten" kann, heißt m.E. nicht, daß es deshalb kein "Gradadverb" sei. Wenn Adverbien auch zu Adjektiven und Substantiven treten können, dann kann es auch "Gradadverbien" geben, die nicht zu Verben treten können.

Die Verworrenheit des zitierten "Newsletter" des Duden besteht meiner Ansicht nach darin, daß die GZS mal als subjektive Entscheidung des Schreibers ("... dann muss der Schreiber entscheiden, ob dieses nur das Adjektiv oder aber die ganze Fügung betrifft ..."), mal als objektive Tatsache ("Entsprechend wird dann getrennt geschrieben, wenn nur das Adjektiv von der Erweiterung betroffen ist, aber zusammen, wenn der ganze Ausdruck gemeint ist."). Die angeführten Beispiele scheinen aber auszusagen, daß man nur "zu nahe getreten" und nur "ziemlich schiefgelaufen" schreiben dürfe.

Die beiden Beispiele sind zudem überhaupt nicht vergleichbar. Als "Gradadverb" kann zu nicht zu Verben treten, ziemlich aber schon: (das ist ihm ziemlich mißglückt, aber nicht das ist ihm zu mißglückt.

Der "Newsletter" ist auch insofern irreführend, als er suggeriert, daß der Duden erst "jetzt" (also 2011) eine Empfehlung erarbeitet habe. Schon im Duden 2006 werden nur "zu nahe treten" und "ziemlich schiefgelaufen" zugelassen.

Übrigens zeigt eine oberflächliche Google-Suche, daß zu nahe treten die weitaus (um mindestens zwei Größenordnungen) häufigere Schreibweise ist. Daneben findet man auch zunahe treten und noch seltener zunahetreten.
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 29.08.2011 um 13.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=633#19188

Die Probleme, die der Grammatik-Duden mit "zu" hat, sind aber tatsächlich älter. Schon in der 4., völlig neu bearbeiteten und erweiterten Auflage von 1984 findet man "zu" nur als Adverbie ("die zu[n]e Flasche", S. 355), Infinitivkonjunktion und Präposition. Bei den Partikeln (S. 380–381) hingegen sucht man das Wort (bzw. den inhaltlichen Bezug der Graduierung oder nach Quirk "Intensivierung") vergeblich.

 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 29.08.2011 um 11.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=633#19187

Auch Duden online bezeichnet tatsächlich zu und allzu (in der Bedeutung übertrieben, übermäßig) als Adverbien, d.h. beim Verb stehend, er hat natürlich dann kein einziges Beispiel für ein beim Verb stehendes (all)zu, es gibt ja keins.
Bei zu (in anderer Bedeutung) kennt Duden online auch noch die "Wortart: Präfix".
Wer sich heute noch auf den Duden verläßt, ist wirklich verlassen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.08.2011 um 05.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=633#19186

Im Newsletter vom August 2011 schreibt die Dudenredaktion:


schwerer fallen oder schwererfallen

Verben, die mit Adjektiven zusammengesetzt sind, können ganz besondere Schwierigkeiten verursachen, und zwar vornehmlich dann, wenn die Adjektive gesteigert oder erweitert werden. Wenn die Verbindung aus Adjektiv und Verb wörtlich zu nehmen ist, dann wurde (bei Steigerung oder Erweiterung des Adjektivs) bisher schon getrennt geschrieben. Sie können die Petersilie wahlweise klein hacken oder kleinhacken – allerdings nur (d. h. ausschließlich getrennt geschrieben) klitzeklein hacken oder noch kleiner hacken.

Dann gibt es jedoch auch übertragene Verwendungsweisen, die bisher ein Schattendasein führten. Für die Grundform gilt Zusammenschreibung: „Das ist mir schon immer leichtgefallen.“ Was aber gilt, wenn das Adjektiv gesteigert oder erweitert wird? Diese Fälle sind in der amtlichen Rechtschreibregelung nicht eigens berücksichtigt. Doch hierzu gibt es jetzt konkrete Empfehlungen der Dudenredaktion:

"Wenn das Adjektiv im Komparativ gesteigert wird, sollte die Zusammenschreibung beibehalten werden: „Wir sind uns endlich nähergekommen.“ Der Superlativ hingegen ist getrennt zu schreiben: „Ich denke, dass sie sich mit dieser Aufgabe am schwersten tun wird.“ Wenn ein Gradadverb wie zu, völlig, sehr etc. als Erweiterung auftritt, dann muss der Schreiber entscheiden, ob dieses nur das Adjektiv oder aber die ganze Fügung betrifft: „Mit seinem Verhalten ist er mir zu nahe getreten. Seine Annäherungsversuche sind ziemlich schiefgelaufen.“ Entsprechend wird dann getrennt geschrieben, wenn nur das Adjektiv von der Erweiterung betroffen ist, aber zusammen, wenn der ganze Ausdruck gemeint ist."

Aber zu ist kein Gradadverb und kann nicht zu Verben treten: *weil es zu mißlingt, weil er zu lacht, er lacht zu.

Bemerkenswert auch der Hinweis auf Lücken in der amtlichen Regelung, die der Duden nun auf eigene Faust füllt.
 
 

Kommentar von Christoph Schatte, verfaßt am 25.09.2006 um 16.32 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=633#5609

Diese Regel hätte auch klein Lieschen formulieren können, dazu bedarf er nicht Hochgeahrter. Wenn Menschen mit solchem Sprachbewußtsein (von linguistischem ganz zu schweigen) das Formulieren und Verbreiten von orthographischen Regeln erlaubt ist, entsteht die Frage nach der Legitimierung ihres Tuns.
 
 

Kommentar von Ballistol, verfaßt am 25.09.2006 um 14.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=633#5603

Ich frage mich schon einige Zeit, wieso sich der Duden-Verlag so vehement für die Idiotisierung der Massen einsetzt.
 
 

Kommentar von Erik Borchenschnut, verfaßt am 25.09.2006 um 10.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=633#5602

Mit diesem Getrenntschreibemist kann niemand wirklich zu Frieden sein.
 
 

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