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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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06.09.2006
 

Der neue Dornseiff
Wortschatz nach Sachgruppen

Bemerkungen zu einem mißlungenen Versuch, den „Wortschatz nach Sachgruppen“ zu modernisieren

Franz Dornseiff: Der deutsche Wortschatz nach Sachgruppen. 8., völlig neu bearbeitete und mit einem vollständigen alphabetischen Zugriffsregister versehene Auflage von Uwe Quasthoff. Mit einer lexikographisch-historischen Einführung und einer ausgewählten Bibliographie zur Lexikographie und Onomasiologie von Herbert Ernst Wiegand. CD-ROM. Berlin: Walter de Gruyter 2006.
Der größte Gewinn der Neubearbeitung ist das verbesserte alphabetische Register, das die Suche wesentlich verkürzt. Andere Neuerungen sind kritischer zu beurteilen.
Die Neubearbeitung ist in reformierter Rechtschreibung gehalten, die der Verlag de Gruyter besonders rabiat (und besonders fehlerhaft) durchsetzt. Welche Version der Reformorthographie angewandt wird, läßt sich allerdings nicht feststellen. Das zugrunde liegende Textcorpus, eine 1987 begonnene Sammlung, dürfte überwiegend die herkömmliche Rechtschreibung enthalten.
Im Wörterverzeichnis stehen nur noch Gämse, deplatziert, Leid tun (1996 vorgeschrieben, 2006 wieder abgeschafft), eine Hand voll, eine Zeit lang, Bankrott gehen (2006 abgeschafft; pleite gehen fehlt in jeder Schreibweise), wohl bekannt (wohlüberlegt/wohl überlegt fehlt ganz), hoch begabt, gleich lautend (nur so), behände, gräulich, Tollpatsch.
jedesmal fehlt in jeder Schreibweise, auch unter „Immer“, wo man immer während findet. Auch schwindelerregend fehlt in jeder Schreibweise, Ekel erregend ist in dieser Form eingetragen. lahm legen war zehn Jahre lang vorgeschrieben, jetzt ist es verboten und nur lahmlegen erlaubt; aber davon konnten die Bearbeiter noch nichts wissen. Neuerdings sollen auch alle Verben mit voll- zusammengeschrieben werden; voll füllen, voll packen, voll schreiben, voll stopfen und einige weitere Einträge, von 1996 bis 2006 die einzig zulässigen Schreibweisen, sind überholt. zusammen gehören ist nach wie vor falsch.
Bei den Fremdwörtern wird uneinheitlich verfahren: Ketschup, aber Thunfisch, Delphin. Necessaire fehlt in jeder Schreibweise.
Das Wort selbstständig kommt dreimal vor, daneben zweimal selbständig. Das umstrittene wiedersehen fehlt in jeder Schreibweise, eine bedenkliche Lücke. Die Rechtschreibreform favorisierte zehn Jahre lang bindestrichlose Schreibweisen wie Hubbleweltraumteleskop; sie sind aber eher ungebräuchlich.
In der Einführung heißt es immer wieder jetzt erkennt man Folgendes usw. - mit rückständiger, aber von der Reform zwingend verlangter Großschreibung. Ebenso: eine so genannte Wortgleichung, obwohl hier die übliche Zusammenschreibung seit 2004 wieder zugelassen ist. Durch die „korrekte“ Neuschreibung – in der Version von 1996 – kommt es zu grammatisch bedenklichen Gebilden: eine Richtung (...), in die zu gehen m.E. Erfolg versprechend ist. Die Bearbeiter scheint so etwas nicht zu stören.
Die Reformschreibung, wie die Bearbeiter sie zu kennen meinen, ist aber nicht einmal „korrekt“ umgesetzt. Man stößt in der Einführung auf „verbotene“ Altschreibungen wie um so, insonderheit, Schluß, Einfluß. Im Wörterverzeichnis steht noch Zierat (!), das es ja nicht mehr geben soll. Unter den Schlagwerkzeugen steht Schlegel; nach der Reform ist diese Schreibweise nur noch für den Rehschlegel zulässig. Schlägel fehlt aber ganz, auch als Trommelschlägel. Der blaue Planet müßte nach Auffassung der Reformer groß geschrieben werden. Pußta ist nicht zulässig. Portemonee, das zweimal vorkommt, ist falsch; die Reform läßt nur Portmonee zu. Diskjockei ist in der amtlichen Rechtschreibung nicht vorgesehen.
Die Bearbeiter beherrschen nicht einmal die „neue“ s-Schreibung beim notorisch fehlerträchtigen das/dass:
wenn nicht berücksichtigt wird, das (!) jedes Mitglied einer Sprachgemeinschaft Teil einer in vielen Hinsichten heterogenen Gesellschaft ist
Die Begründung, die im eingelagerten Binnentext dafür gegeben wird, das (!) der Nomenclator mit dem Buchwesen beginnt, lautet verkürzt:...
Immer, wenn Sie ein Wort, dass (!) Sie schon geschrieben haben (oder: das Sie schon als Formulierungsbaustein im Kopf haben) durch ein anderes ersetzen möchten, wählen Sie den Zugriffspfad über die Volltextrecherche.
Wenn Sie schon fremdsprachliche Texte ins Deutsche übersetzt haben, dann kennen Sie wohl sicher die Situation, das (!) Ihnen für ein fremdsprachliches Wort zwar ein deutsches Äquivalent zur Verfügung steht, Sie aber mit diesem Äquivalent nicht zufrieden sind.

Weitere Fehler: Dobrovols'skij (im Text zweimal so transkribiert, aber in Fn. 24 richtig Dobrovols'kij). ein- und ausgehen müßte ohne Bindestrich geschrieben werden. Ontierungsfunktion von Sprache (Orientierungsfunktion? Bei Wiegand muß man mit allem rechnen. Er bildet auch subtypologieren und andere Ausdrücke, die in keinem Wörterbuch stehen, z. B.: (Der neue Dornseiff) erblödet (?) sich nicht, seinen geschätzten gebildeten Benutzern semantische Trivialitäten (die z.B. ein Computer benötigt) anzubieten (...). Mehrmals kommt Parteronym vor: ein Parteronym (i.S.v. Lutzeier 1995, 76f.) Und: Wer ein Partonym sucht, möchte nicht von einem Ganzen, sondern von einem spezifischen Teil dieses Ganzen sprechen: er möchte partialisieren. Wer ein Parteronym sucht, möchte nicht von einem Teil, sondern vom zugehörigen Ganzen sprechen: er möchte holonisieren (!). - Warum nicht totalisieren? An solche Barbarismen mußte sich schon der Benutzer des „Lexikons der germanistischen Linguistik“ von Althaus/Henne/Wiegand gewöhnen.)
Ein falsches Zitat ist nicht korrigiert (Rudolf Reiners statt Ludwig Reiners).

Quasthoff schreibt: (vgl. die lexikographisch historische Einführung, das Finden von Wörtern ... (Bindestrich fehlt, schließende Klammer fehlt)
Zum Zeitpunkt der Auswertung bestand die Textsammlung aus rund 230 Millionen laufenden Wörtern, die entspricht etwa 800.000 eng bedruckten DIN-A4-Seiten. (statt dies entspricht)
So liegt das Zitat 4-13 beispielsweise nahe, dass ... (statt legt)
Der ausschließlich aus Formangaben und diese trennende Mikrostrukturanzeiger (Mittenpunkte oder fette quadratische Trennzeichen) bestehende Formteil der Wörterbuchartikel ist auf der obersten Ebene nach Klassen von sprachlichen Ausdrücken geordnet. (statt diese trennenden Mikrostrukturanzeigern ...)
Es lenkt daher die Aufmerksamkeit in die falsche Richtung, wenn man - wie Kühn (1985) - einen wesentlichen Schwerpunkt einer Einführung in ein nach Begriffen geordnetes Wörterbuch auf die innere Gliederung der Artikel lenkt. (statt legt)
Da das Geschehen, das eine Wörterbuchbenutzungssituation ausmacht, vor allem aus einem koordinierten Beieinander von Handeln und Denken besteht, werden bei der folgenden Darstellung eine handlungstheoretische mit einer kognitionspsychologischen Perspektive verknüpft. (statt wird ...)
Kein Benutzer jedoch kann direkt auf eine Wortbedeutung als einer Gegebenheit im Wörterbuch zugreifen. (stattals eine ...)
Die gerade genannten sechs Typen von Konsultationssituationen sind diejenigen, die durch die textproduktionsunterstützende Wörterbuchfunktion des neuen Dornseiff als seiner primären Wörterbuchfunktion abgedeckt werden. (statt als seine primäre ...)
ein Zugriffsereignis auf das mentale Lexikon (sehr oft solche schiefen Attribute)
Wortsalat enthält der folgende „Satz“: Nichts aber lässt erkennen, dass sie das Jahrzehnt, das zwischen der ersten und zweiten Auflage liegt, genutzt hätten, um sich in der neueren Philosophie (z.B. bei Nietzsche) und der zeitgenössischen Sprachphilosophie (z.B. beim späten Wittgenstein), in der man ja die Rolle der Sprache für die Begriffsbildung neu entdeckt und unter anderen Perspektiven betrachtet hatte, umgesehen haben, um zu vertieften Einsichten in die Zusammenhänge von Sprache(n), Begriffen und nichtsprachlicher Lebenswelt zu gelangen.
Kommafehler sind sehr häufig:
dass es Situationen gibt, in denen alphabetisierte Personen nicht wissen aber wissen möchten, ...
Yam ist falsch, es gibt nur Yams. Idealslinie (statt Ideallinie)
In Dornseiffs Einführung steht etiam sie (?) amarum nos acerbumque dicimus!
Diokes von Karystos
spätere Epitome (?)
Abschauung (statt Anschauung)
Die große Kunst des Spaniers Raymundus Lullus († 1316) strebt mit Begriffstafel sogar eine Denkmaschine an.
des Reichstagstenographen (? Reichstags-) und leidenschaftlichen Sprachreinigers Eduard Engel (†)
Aristokatrie (Sachgruppentitel)
„Die Lehre von sprachlichen Feld“ ist nicht der Titel von Hobergs Buch. Hüllens Aufsatz heißt bestimmt nicht „Rudolf Hallig und (!) Walther von Wartburg's »Begriffssystem« and its Non-/Acceptance in German Linguistics“


Zur Wortschatzauswahl:
„Die Auswahl der aufgenommenen Wörter und Wortgruppen erfolgte erstmals korpusbasiert: Nicht das Sprachgefühl des Bearbeiters, sondern die Häufigkeit in einer sehr großen Textmenge wurde als Entscheidungskriterium genutzt, ob ein Wort oder eine Wortgruppe aufgenommen wird.“ (Vorwort)
Im weiteren Verlauf wird dem Leser nahegebracht, daß durch die Automatisierung und das umfangreiche Corpus ein hohes Maß an Objektivität und Zuverlässigkeit erreicht sei. Dieser Eindruck bestätigt sich aber nicht, sobald man Stichproben zieht. Auf einige Lücken wurde schon hingewiesen.
Die buchende Synomyik soll helfen, ein Wort zu finden, das man zwar kennt und möglicherweise auf der Zunge hat, das einem aber gerade nicht zugänglich ist. Der bekannteste (in der Bibliographie nicht angeführte) Aufsatz von Brown/McNeill über das „Zungenspitzenphänomen“ benutzt das Suchwort Sextant. Ausgerechnet dies fehlt im neuen Dornseiff.
Dornseiffs Leitsatz war: „Es schien am richtigsten, eher zu viel als zu wenig zu geben.“ Davon rückt die Neubearbeitung ab. Die Pflanzen- und Tierarten sind gegenüber dem alten Dornseiff, wo sie in der Tat alle Dimensionen sprengten, stark eingeschränkt, aber nun stellt sich um so dringender die Frage nach der Auswahl. Es gibt Grünspecht, Schwarzspecht, Buntspecht, aber keine Möwenarten wie Silbermöwe. Unter den Tierarten stehen auch Einzeller, Amöbe (Wechseltierchen fehlt), Geißeltierchen, Pantoffeltierchen, Protozoon. Es fehlen: Mutterkorn, Hallimasch, Stockschwämmchen, Fliegenpilz, Beinwell und viele andere, nach denen man doch gelegentlich suchen könnte. Der Pfifferling ist nur als Speise und in Redensarten angeführt. Die Zeitlose ist verzeichnet, die ungleich häufiger gebrauchte Herbstzeitlose nicht. Unter den Pflanzenarten steht der Elefantenfuß, der in keinem Wörterbuch von Duden erwähnt ist.
Unter den Tierbezeichnungen findet man Bartenwal, Blauwal, Buckelwal, Grauwal, Killerwal,Schwertwal, Zahnwal, Zwergwal, aber der Pottwal als imposantester Zahnwahl und bekannter Romanheld fehlt. Der Siebenschläfer kommt nur metaphorisch unter „Untätigkeit“ vor, ist also bei Eingabe von anderen Tiernamen nicht zu finden; Bilch fehlt erwartungsgemäß ganz.
Manche weniger bekannte Tierart ist verzeichnet, z. B. Impala; dagegen fehlen das Känguru(h) und der Dingo. Auf Corpusanalyse kann das nicht zurückgehen.
Wie heißt noch mal die Frucht der Heckenrose, wie heißt das scharfe Gewürz, das uns die Speisen des Orients mit Vorsicht genießen läßt, wie heißt das würzige flache Figurengebäck, das man meist um die Weihnachtszeit knabbert? Hagebutte, Chili und Spekulatius fehlen leider, ebenso Napfkuchen, Gugelhupf, Stuten, Quiche. Daß diese Wörter regional begrenzt gebraucht werden, kann ihr Fehlen nicht rechtfertigen, denn auf der anderen Seite findet man sehr wohl Brötchen, Schrippe und Semmel. Klöße und Dampfnudeln sind nur im Plural verzeichnet. Man sucht normalerweise nicht die Rosine, sondern die Korinthe und die Sultanine, aber gerade diese fehlen. Stele steht nur unter „Schriftliche Überlieferung“ und ist daher über das naheliegende Schlüsselwort Säule nicht zu finden, weil dieses nur unter verschiedenen anderen Rubriken verzeichnet ist. Die meisten Deutschen dürften das griechische Wort (von Zeitungen gern Stehle geschrieben) erst durch das inschriftlose Berliner „Holocaust“-Denkmal kennengelernt haben.
Wiegand exemplifiziert die Wortsuche am Beispiel Katamaran. Aber hier stehen schon die angeführten Ausgangswörter nicht alle im Dornseiff: Hochseeyacht fehlt. Hätte der Suchende mit diesem Wort statt mit Segelschiff angefangen, wäre er nicht weitergekommen. Und wie heißt noch mal ein Boot mit drei Rümpfen? Trimaran fehlt ebenfalls.
Es fehlen: Henkel (auch Griff, Heft, Klinke, Türklinke und Stiel in dieser Bedeutung; Knauf findet man unter „Konvex“, also gar nicht), Diskofox, Kolophonium, Maultrommel, Eurythmie, Diphthong, Katheter, Flachmann, Henkersmahlzeit, Emanze, Kniescheibe, Christbaum, Weihnachtsbaum, Draisine, kleinwüchsig, zwergwüchsig.. Unter „Verkaufen“ mit Schlussverkauf, Schnäppchen usw. würde man Sonderangebot erwarten, es fehlt aber ganz. Geschirr fehlt, es wäre eigentlich ein guter Oberbegriff; Teller steht unter den Behältern für Flüssiges und denen für Festes, Sauciere fehlt. Auch den familiären Ausdruck Anziehsachen sucht man vergeblich.
Vielleicht aus Gründen der politischen Korrektheit fehlen Zigeuner, Türke, türken. Den Pimpf, der ebenfalls fehlt, haben nicht die Nazis erfunden; man sollte ihn anführen, schließlich ist auch der unter den Berufen angeführte Bremser nur noch von historischem Interesse. Der Hohepriester ist eingetragen, das Hohelied nicht. Bei der „geistlichen Tracht“ fehlt das Beffchen. Mesner fehlt in jeder Schreibweise. Olivenzweig ist vorhanden, der üblichere Ölzweig nicht, andere Wörterbücher halten es gerade umgekehrt. Rosine ist verzeichnet, Sultanine und Korinthe nicht.
Während Ikosaeder verzeichnet ist, fehlt der häufigere Quadrant. Die Qualle selbst fehlt, aber die Rippenqualle ist eingetragen. (Sie steht übrigens in keinem Dudenwörterbuch, wohl aber bekanntere Quallen wie die Staats- und die Feuerqualle).
Man wüßte auch gern, was aus dem rechtschreibreformierten Crêpe (Krepp) geworden ist, aber dies fehlt in jeglicher Bedeutung.
Der sexuelle und vulgäre Wortschatz, nicht nur im Deutschen durch eine große Menge von Synonymen gekennzeichnet, fehlt weitgehend und ohne Begründung: man sucht vergeblich nach ficken, Furz, pissen, sogar Sex, homosexuell, schwul, Selbstbefriedigung sowie Beischlaf, Onanie und Masturbation, über deren prüde (angeblich „gut katholische“) Behandlung in herkömmlichen Synonymwörterbüchern sich Wiegand in der Einführung lustig macht. Dies hätte unter „Erregung“ (Orgasmus usw.) oder unter „Liebe“ seinen Platz finden müssen, wo man immerhin Dicker, Männe und weitere mehr oder weniger abseitige, für die schriftliche Kommunikation kaum brauchbare Einträge findet. Unter den intimeren „Körperteilen“ fehlen Phallus (und viele andere Synonyma von Penis), Vorhaut, Vagina, Kitzler, Scham, Schamlippen, Schamhaare, Venusberg, Venushügel, Vulva und natürlich die meisten saloppen und vulgären Ausdücke wie Fotze, Muschi usw. Gerade im sexuellen Bereich sucht man wegen der Tabuisierung häufig nach einem passenden Wort, daher ist das Versagen des neuen Dornseiff hier besonders auffällig. Für Orgasmus möchte man vielleicht ein weniger medizinisch geprägtes Ersatzwort haben, aber das wohl gebräuchlichste, der dreimal anderweitig verzeichnete Höhepunkt, findet sich nicht in dieser Rubrik („Erregung“) und ist damit praktisch unauffindbar.
Man kann durchaus den Standpunkt vertreten, daß gerade beim schriftlichen Formulieren – der primären Nutzung dieses Werkes – vulgäre Ausdrücke nicht in Betracht kommen und deshalb Wörter wie bumsen oder vögeln nicht angeführt zu werden brauchen. Ein solcher Grundsatz ist aber nirgendwo ausgesprochen und wird auch nicht allgemein befolgt.
schiffen ist nur unter den Witterungsverben verzeichnet, das weniger gebräuchliche Schiffe sowie pinkeln immerhin auch bei den Körperausscheidungen.
Nicht ohne Verwunderung studiert man die Rubriken „Unsittlich“ (Entjungferung; das entsprechende, weniger anschauliche Fremdwort fehlt) und „Keusch“ (Badehose, Zwickel usw.) Hübsch ist auch gleich der erste Eintrag unter „Prüderie“: nicht doch!
Ein genauerer Blick auf den Organismus ist nicht möglich, weil z. B. die Zotten und der Zwölffingerdarm fehlen. Solche Wörter sind es aber, nach denen man sucht.
Der Wortschatz ist leicht aktualisiert, aber man vermißt viele gängige Wörter wie cool, clever. Statt Aussehen sagt man heute oft Optik, das steht aber nicht unter der entsprechenden Rubrik. Viele Wörter sind auf ähnliche Weise versteckt. Der Farn steht nur unter „Wohlgeruch“, nicht bei Pflanzenarten. Man würde ihn vielleicht über Moos suchen, aber auch dies steht nicht bei den Pflanzen, sondern unter „Bedeckt“ und „Rau, Reibung“ (wo man auch Schlaglöcher findet, während das einzelne Schlagloch unter „Straße“ steht). Wie soll man unter solchen Umständen auf Farn und Moos kommen?
Kartoffelklöße lassen sich mit Hilfe des Dornseiff nicht herstellen. Man macht sie am besten aus rohen und gekochten Kartoffeln. Dazu braucht man eine Reibe oder Kartoffelreibe, außerdem eine Kartoffelpresse oder Quetsche – aber keines dieser Wörter ist verzeichnet.

Zahlreiche Währungen sind angegeben, aber nicht die chinesische.
Wiegand behauptet: „Der neue Dornseiff macht alle derzeit auf dem Markt befindlichen kumulativen Synonymwörterbücher des Deutschen überflüssig.“ Dazu ist das Werk jedoch zu lückenhaft. So hat der gewiß nicht sehr gelungene Synonym-Duden manches, was im Dornseiff fehlt: Reibekuchen, Klistier, ferner die schon erwähnten Synonyma für Vulva, die Verben garen, verballhornen, verhunzen, verhohnepipeln, sekkieren, uzen, anpflaumen, stibitzen, mausen ...
Überhaupt ist der Verbwortschatz im neuen Dornseiff unterbelichtet, es fehlen z. B. harken, rechen, bohnern, schuppen, schruppen, honen, scheppern, schmirgeln, schneuzen/schnäuzen, rotzen, flambieren, frittieren ...
Es gibt auch viel Überflüssiges, nämlich einerseits vollmotivierte Wortbildungen, andererseits allzu Seltenes. Wiegand schreibt:
„Sucht ein muttersprachlicher Benutzer z.B. zu Harfe und Zither ein Hyperonym, das hyponym zu Musikinstrument ist, und weiß, dass beide Instrumente gezupft werden, dann wird er auch dann Zupfinstrument im neuen Dornseiff als Hyperonym zu Harfe und Zither erkennen, wenn er dieses Wort bis dahin nicht kannte.“
Das ist aber nicht sicher. Zupfinstrument sollte ja auch nicht eigens verzeichnet sein, wenn der Benutzer es als vollmotiviertes Kompositum selbst bilden könnte, statt es im Wörterbuch zu suchen.
Überflüssig sind zahlreiche Zusammensetzungen wie Abgasgestank, Benzingestank. Das moderne Thema Ökologie führt zu Dutzenden von Zusammensetzungen wie Umweltabteilung, auf die man verzichten könnte. Ebenso überflüssig sind die Komposita Abtreibungsdebatte, Standortdebatte, Steuerdebatte, Koalitionsdebatte, Programmdebatte, Abtreibungsfrage, Abtreibungskompromiss usw. sowie die mit Museum und Ausstellung gebildeten. Ebenso sind Panzergeschäft, Nutzfahrzeuggeschäft, Rückversicherungsgeschäft, Rauschgiftgeschäft und Dutzende von weiteren Geschäften regelmäßig gebildet und daher überflüssig. Im neuen Dornseiff gibt es jede Menge Mitglieder wie Kabinettsmitglied, Bundesvorstandsmitglied. Angesichts der nachgewiesenen Lücken ist die Fülle solcher redundanten Einträge unverständlich.
Manche Stichwörter können nicht aufgrund der Beleglage ins Wörterverzeichnis geraten sein: Karriereende (unter „Zurück“ und unter „Abdankung“) steht in keinem anderen Wörterbuch und scheint so überflüssig wie Pokalschreck. Unter „Nie“ steht wenns Katzen hagelt, was im Belegcorpus keinesfalls häufig vorkommen kann. Unter „Dick“ gibt es die Venus von Kilo, ein etwas betagter Altherrenscherz. Auch Holland in Not (unter „Gefahr“) ist ziemlich veraltet. Unter „Aufmerksam“ steht gleich zweimal mit Argusaugen; die angegebene Kollokation blicken mit Argusaugen ist aber nicht die übliche, man sagt vielmehr beobachten oder bewachen.


Zur Gliederung:
Auch und gerade dann, wenn die Einteilung der „Sachgruppen“ rein praktischen Gesichtspunkten folgt, muß sie gut überlegt sein, sonst widerspricht sie dem Zweck eines Findebuchs. Curry zum Beispiel steht unter „Scharf, salzig, bitter“ und außerdem unter „Gelb“. Man findet es also nicht, wenn man von Gewürzen oder Speisen ausgeht. Damit ist es aber praktisch überhaupt nicht mehr auffindbar, denn wer käme von sich aus auf eine so idiosynkratische Einordnung? In anderen Fällen ist zwar für die Auffindbarkeit anderweitig gesorgt, aber es gibt zusätzlich eine Gruppenzuweisung, mit der man nicht ohne weiteres rechnen würde. Tomate und Billardtisch stehen unter der Rubrik „Walze, Kegel, Kugel“ - zusammen mit Erbse, Sonne und Zuckerhut! Was sind das für „Sachgruppen“? Sie sind nur durch weitläufige Kettenassoziation allenfalls zusammengehalten. Kopfweh steht unter „Im Bogen“; zugrunde liegt wohl die Assoziation, daß man bei Kopfweh auch schwindlig sein kann und sich dann alles im Kreis zu drehen scheint ... In diesem Fall gibt es allerdings noch weitere Einträge, so daß Kopfweh sich immerhin finden läßt. Der erwähnte Kegel gehört sachlich unter die Rubrik „Körper“, aber dort stehen nur Ellipsoid, Kubus, Kugel, Polyeder, Pyramide, Quader, Tetraeder, Würfel, Zylinder. Daß auch der Kegelschnitt fehlt, wundert nicht, er geht gewissermaßen zwischen den Rubriken „Fläche“ (wie Kreis, Ellipse) und „Kurve“ (Parabel usw.) verloren, dürfte aber vielen Erwachsenen noch aus dem Schulunterricht gegenwärtig sein – oder eben gerade nicht, weshalb sie im Dornseiff auf die leider erfolglose Suche gehen mögen.
Über weitläufige Assoziationen kommen Circe, Hexe, Sirene, Vamp in die Sachgruppe „Veranlassung, Beweggrund“. Furunkel steht unter „Krankheit“ und „Missfallen, hässlich“, der doch sehr ähnliche Karbunkel dagegen unter „Konvex“, wo auch wieder der Kegel auftritt, zusammen mit Zuckerhut, Hintern und – nicht nachvollziehbar – Zinne. Aubergine steht unter „Pflanzenarten“ zwischen Alraune und Bilsenkraut und nicht wie Zucchini unter „Speise, Gericht“. Die Gerste kommt in der Rubrik „Pflanzenarten“ zweimal vor, einmal bei den Getreiden zwischen Einkorn und Hafer und ein zweites Mal zwischen Kreuzblume und Schachtelhalm, wo sie nichts zu suchen hat. An unerwarteter Stelle steht auch der Speierling, der eigentlich bei den Obstarten zu suchen wäre. Die Maus steht – im Gegensatz zu Katze – nicht unter den Tiernamen, sondern kommt nur unter metaphorischen Verwendungen und Redensarten vor.

Auf die problematische Zuordnung der Einzeller wurde schon hingewiesen. Die Mikrobe steht allerdings nur unter „Klein“, einer äußerst heterogenen Gruppe von assoziativ verbundenen Wörtern, die auch Grenzwert, Liliputaner, Zwickel, Maulwurfshügel (nur hier eingetragen, daher unauffindbar) und Existenzminimum enthält. Die Sachgruppe „Sicherheit“ enthält u. a. Leuchtturm, Back-up, Kavalier, Schoßhund. Letzterer kommt auch noch einmal unter „Kriecherei“ vor, sonst aber nicht mehr, so daß man Schoßhund in wörtlicher Bedeutung für unauffindbar halten muß.
Unter der Sachgruppe „Zueinander“ stehen bums! und Protestmarsch. Wie soll man es da finden, und warum sollte man überhaupt nach bums! suchen?
Grund und Begründung stehen in verschiedenen Sachgruppen. Das Märchenwort Sterntaler steht nur unter „Sternhimmel“, obwohl es nichts mit Astronomie zu tun hat.

Je abstrakter das Schlagwort, um so seltsamer die „Sachgruppe“. Wenige Beispiele müssen hier genügen.

„Innen“: Inneres, Gehalt, Grund, Innenraum, Innenseite, das Innerste, Interieur, Kern, Kerngebiet, Substanz, Unterschicht, Zwischenraum; Bauch, Blut, Busen, Dotter, Eigelb, Eingeweide, Gekröse, Herz, Knochenmark, Lebenssaft, Mark, Mutterschoß, Saft, Weichteile; Röntgenbild; Binnenland, Binnenmeer, Binnenraum, Höhle, Inland, Nische, Vertiefung; Kraft, Lebenskraft, Seele

Man würde Busen oder Unterschicht weder unter dem Schlagwort „Innen“ noch unter einem der angeführten Stichwörter suchen. Auch unter „Bedeckt“ findet man eine äußerst heterogene Zusammenstellung: Notunterkunft, Pilze, Lippenstift, Linoleum usw. Es wäre an der Zeit, solche nutzlosen Gruppen völlig aufzugeben.

Urne steht auch unter „Klage“, Sarg nicht, beide jedoch vereint unter „Behälter für Festes“, neben Briefumschlag, Papierkorb, Castor. Auch solche „Sachgruppen“ sind offenbar sinnlos. Die Castor-Behälter (die sicher nicht nur Festes enthalten) würde man wahrscheinlich mit dem Schlüsselwort Gefahrgut suchen, aber das gibt es gar nicht.

Kakao, Pisse und Wasserwaage findet man auch unter anderen Schlagwörtern, um so unverständlicher ist es, daß sie mit vielen ähnlich heterogenen Stichwörtern auch noch einmal unter „Flüssig“ zusammengefaßt sind, wo man sie gewiß nicht suchen würde. Hallenbad steht allerdings nur unter dieser Rubrik.

Warum steht Coiffeur nicht in derselben Untergruppe wie Barbier und Friseur, sondern zwischen Bäcker und Konditor?

Zum Stil der Einführung:
Die buchende Synonymik hat den Zweck, das Auffinden von Wörtern zu erleichtern, die einem gerade nicht einfallen. Dazu benötigt man ein semantisch verwandtes Wort, meist ein Synonym; auch Ober- und Unterbegriffe sowie Bezeichungen von Teilen oder vom Ganzen können nützliche Suchhilfen sein. Um nicht bei jedem solchen Schlüsselwort sämtliche assoziierten Wörter anführen zu müssen, kann man die verwandten Wörter zu Gruppen zusammenfassen und ein alphabetisches Register hinzufügen. Zahl und Inhalt der Gruppen können sehr verschieden sein; ihre Brauchbarkeit ist rein praktisch zu beurteilen, sie brauchen also nicht „die“ Gliederung der Welt abzubilden. Gleiche Einträge in verschiedenen Gruppen sind unvermeidlich, da jedes Wort unter verschiedenen Gesichtspunkten eingeordnet werden kann.
Weitergehende Ansprüche, etwa auf Modellierung des menschlichen Gedächtnisses, sind spekulativ und kaum begründet.
Das sind ziemlich einfache Dinge, aber in Wiegands Einführung werden sie aufs umständlichste ausgewalzt. Für seine Weitschweifigkeit ist gleich die erste Anmerkung bezeichnend, in der er durch zahlreiche Zitate nachweist, daß das Buch „unter der definiten Kennzeichnung der Dornseiff bei vielen zum Begriff geworden ist“. Man hätte es auch so geglaubt, der Nachweis ist überflüssig.
Der Drang, einfache Sachverhalte in eine „formalisierte“ und damit anspruchsvoller erscheinende Form zu bringen, erschwert die Lektüre ungemein. Hinzu kommt die Neigung, ständig auf eigene Schriften zu verweisen.
Die oben erwähnte »festgelegte Menge von Typen von Wörterbuchbenutzungssituationen« kann jederzeit mit dem in Wiegand (1998, 823-974) bereitgestellten methodischen und theoretischen Instrumentarium explizit dadurch angegeben werden, dass die Namen für die Typen von Wörterbuchbenutzungssituationen (= Ni; ε a) aufgezählt werden, so dass ein Ausdruck der Form {N1, N2, ..., Nn-1, Nn} entsteht. Die Typennamen werden unter Rückgriff auf die Terminologie einer ausgearbeiteten Theorie der Benutzung von Printwörterbüchern nach einem Regelsystem gebildet und haben z.B. die folgende Form [Fn 13]:
- KONSULTATIONSSITUATION WEGEN KORREKTHEITSZWEIFELN (FÜR WÖRTERBUCHTYP Tx)
- KONSULTATIONSSITUATION BEI DER GESTÖRTEN FORMULIERUNG VON SCHRIFTSTÜCKEN (FÜR WÖRTERBUCHTYP Tx)
- KONSULTATIONSSITUATION WEGEN LEXIKONBEDINGTER TEXTVERSTEHENSSCHWIERIGKEITEN (FÜR WÖRTERBUCHTYP Tx).

Es herrscht eine wahre Klassifizierungs- und Terminologisierungsmanie. Für Wiegand ist alles, was jemand tut, die Ausführung eines Handlungstyps, der dann in ein Klassifikationsschema gebracht wird.
„In Wiegand (1998) sind über 150 Typen von Wörterbuchbenutzungssituationen in ein typologisches System eingeordnet und mit konkreten Beispielen versehen, die ihre Basis in einem Projekt zur empirischen Wörterbuchbenutzungsforschung haben.“
„Im Folgenden werden für einige Konsultationstypen Beispiele (B) für eine konkrete typzugehörige Konsultationssituation beschrieben. Dazu revitalisieren wir den aus Wiegand (1998) bekannten, erfahrenen Benutzer Leo, der inzwischen auch ein kundiger Benutzer des neuen Dornseiff geworden ist.
Um sein Benutzerziel auf dem gewählten Weg erreichen zu können, muss er die komplexe Benutzungshandlung vom Typ DEN N.DORNS KONSULTIEREN zunächst dadurch ausführen, dass er als Erste eine externe Zugriffshandlung vom Typ REGISTERVERMITTELT AUF DAS WÖRTERVERZEICHNIS DES N.DORNS ZUGREIFEN ausführt. Dies geschieht dadurch, dass er eine Handlung vom Typ EINE KONSULTATIVE SUCHFRAGE NACH DEN FUNDORTDATEN VON Segelschiff AN DAS ALPHABETISCHE ZUGRIFFSREGISTER DES N.DORNS RICHTEN dadurch ausführt, dass er eine externe Registerzugriffshandlung vom Typ MIT DER FRAGE NACH DEN FUNDORTDATEN für Segelschiff AUF DAS ALPHABETISCHE ZUGRIFFSREGISTER DES N.DORNS ZUGREIFEN vollzieht. Für die Ausführung dieser Handlung liefert das Substantiv Segelschiff das Leitelement | Segelschiff |. Die genannte Registerzugriffshandlung führt Leo dadurch aus, dass er eine Handlung vom Typ DEN REGISTEREINGANG »Segelschiff« IM ALPHABETISCHEN ZUGRIFFSREGISTER DES N.DORNS SUCHEN ausführt, was wiederum dadurch geschieht, dass Leo eine Benutzungshandlung ausführt, die zu folgendem Handlungstyp gehört: MIT DER FRAGE ›IST DER REGISTEREINGANG »Segelschiff« IM REGISTER DES N.DORNS VORHANDEN ODER NICHT?‹ DIE ANWENDUNG DER LEXIKOGRAPHISCHEN ANORDNUNGSMETHODE IM REGISTER NACHVOLLZIEHEN. Wenn Leo den Registereingang »Segelschiff« gefunden hat, dann hat er eine externe Registerzugriffshandlung vom Typ AUF DAS ALPHABETISCHE ZUGRIFFSREGISTER DES N.DORNS ZUGREIFEN erfolgreich ausgeführt, so dass er damit unmittelbar folgenden Registereintrag wahrnimmt:“ Usw.
Nur nebenbei sei erwähnt, daß dieses „Nachvollziehen“, „Zugreifen“ usw. keine wohldefinierten Verhaltensweisen sind; trotz verfremdender Versalienschreibung appellieren sie an das alltagssprachliche Verständnis, die Formalisierung ist daher nur eine Illusion.
Darunter mischt Wiegand noch psychologische Spekulationen über Gedächtnis, individuelles Lexikon, und sehr konventionelle Ansichten über die Ausdrucks- und Informationsfunktion der Sprache.
Die moderne Wörterbuchforschung kann genau angeben, zu welcher Problemart welche Wörterbuchwahl gehört. Besonders bei der Formulierung von Texten, die zu bestimmten Textsorten gehören (z.B. bei wissenschaftlichen Texten, literarischen Übersetzungen, Romanen) treten die genannten Eigenkorrektursituationen auch mehrmals auf. Es entstehen dann n Schriftstückversionen (mit n ≥ 2).
Eine akzessive alphabetische Makrostruktur (d.h. eine, mit der zugleich mindestens eine äußere alphabetische Zugriffsstruktur gegeben ist) kann entsprechend als eine Ordnungsstruktur bestimmt werden, deren Trägermenge M1 eine endliche Menge von Leitelementträgern ist, auf der eine lineare Ordnungsrelation R1 definiert ist, auf deren 2-Tupel der Relationsterm u kommt alphabetisch vor v zutrifft (mit »u« und »v« als Variablen für Leitelementträger).
Jeder weiß, was ein Alphabet ist; Wiegand glaubt es erklären zu müssen:
Ein Alphabet ist eine Menge M von Buchstaben, auf der eine zweistellige Ordnungsrelation R definiert ist, auf deren 2-Tupel der Relationsterm x kommt vor y zutrifft (mit »x« und »y« als Variablen für Buchstaben aus M). R ist eine lineare Ordnungsrelation, da je zwei Elemente aus M _vergleichbar sind, so dass für jedes 2-Tupel (x,y) ∈ M x M entweder (x,y)  ∈  R oder (y, x)  ∈  R gilt, d.h.: Von zwei verschiedenen Buchstaben aus M kommt jeweils einer vor dem anderen.
Was soll man damit anfangen, was fängt Wiegand selbst damit an? Gar nichts, lautet die ernüchternde Antwort, die Formalisierung bleibt Selbstzweck, eine Spielerei. (Die fehlerhaften Spatien sind original.) Formalisierung hat eigentlich nur Sinn, wenn sie in eine Kalkülisierung der gesamten Theorie eingebettet ist. Davon kann aber keine Rede sein.



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Kommentare zu »Der neue Dornseiff«
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Kommentar von Florian Bödecker, verfaßt am 06.09.2006 um 16.07 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=593#5441

Ja, das beschreibt auch meine eigenen Erfahrungen mit dem neuen Dornseiff. Ich nutze ihn im Vergleich zum alten und gleichzeitig als CD-ROM parallel zum elektronischen Duden-Synonymwörterbuch.

Die CD-ROM bietet über die Volltextsuche sowieso ganz andere Suchmöglichkeiten, so daß ich mich frage, ob hier der angepriesene des Sachgruppensystems überhaupt zum Tragen kommt. Außerdem ist die Anzahl der Einträge zum Vorgänger etwas reduziert worden.

Was nützt mir eigentlich ein Sortierung nach Begriffen, wenn die Anzahl der Einträge viel zu gering ist? Ohne attraktive Alternativen wohl nicht viel. So läßt mich der Duden bei meiner Suche nach Synonymen fast nie im Stich, im Dornseiff gucke ich kaum noch nach, weil viele Ausdrücke überhaupt nicht verzeichnet sind. Dazu gehören hauptsächlich Fremdwörter, zu denen ich gerade Alternativen suche, und etwas altertümliche Ausdrücke, die wohl nicht häufig genug sind, gleichwohl in gelehrten Texten vorkommen: z.B. wurde das schöne Wort "ehrpusselig" aus dem alten Dornseiff entfernt. Ebenso die "Kautel".

Die endlosen Aufzählungen von Nahrungsmitteln und Tierarten interessieren mich dagegen überhaupt nicht - dafür nutze ich ein Lexikon. Diese Sparten würde ich gerne durch eine aufführliche Sammlung von Verben und Adjektiven aus dem Fremdwortbereich ersetzt wissen.

Darüber hinaus nutze ich das Internetangebot des Wortschatzlexikons der Uni Leipzig, das eine noch größere Auswahl bietet.
 
 

Kommentar von Robert Schuster, verfaßt am 07.09.2006 um 02.01 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=593#5444

Bravo Prof. Ickler,

Sie haben wieder einmal gezeigt, was doch der neue Duden "taugt"!! Ich habe aus dem Keller meiner Schule die alte Dudensammlung (ca. 30 Stück) in das Deutschzimmer stellen lassen und jetzt wird damit gearbeitet!! Basta (sagte auch der Kanzler!!). Die Eltern wissen Bescheid und sind auf meiner Seite. Schaun wir mal, wie lange das funktioniert!! Ich habe den Kanal voll!!! Machen Sie weiter so!!
 
 

Kommentar von Konrad Schultz, verfaßt am 07.09.2006 um 08.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=593#5449

Dobrovol'ski wäre richtig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.12.2009 um 16.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=593#15395

Dimitrij Dobrovol'skij – Träger des Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Preises
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.12.2009 um 16.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=593#15396

Das sonderbare Wort "Parteronym" hat den Germanisten so gut gefallen, daß es inzwischen zum Prüfungsstoff gehört, z. B. in Kassel und in Finnland. Wie gezeigt, führt Wiegand es auf Lutzeier zurück, der es in einem auch sonst unlesbaren (und sicher ungelesenen) Buch "Lexikologie" 1995 nebenbei eingeführt hat, anscheinend als Entsprechung zu "Partonymie", nach dem Muster "Hyponymie/Hyperonymie". Das Ganze ist krumm und schief und jedermann völlig wurscht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.07.2013 um 09.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=593#23578

Im Haupteintrag habe ich Wiegands Definition des Alphabets zitiert:

Ein Alphabet ist eine Menge M von Buchstaben, auf der eine zweistellige Ordnungsrelation R definiert ist, auf deren 2-Tupel der Relationsterm x kommt vor y zutrifft (mit »x« und »y« als Variablen für Buchstaben aus M). R ist eine lineare Ordnungsrelation, da je zwei Elemente aus M vergleichbar sind, so dass für jedes 2-Tupel (x,y) ∈ M x M entweder (x,y) ∈ R oder (y,x) ∈ R gilt, d.h.: Von zwei verschiedenen Buchstaben aus M kommt jeweils einer vor dem anderen.

Ich überlasse es den Mathematikern zu beurteilen, ob das formal in Ordnung ist. (Ich habe das korrekte mathematische Sonderzeichen „ist Element von“ statt des kleinen Epsilons eingesetzt. – Red.) Unabhängig davon könnte man die sachliche Richtigkeit anzweifeln. "Von zwei verschiedenen Buchstaben aus M kommt jeweils einer vor dem anderen." Meiner Ansicht nach ist es zweierlei, ob eine Sprache (Sprachgemeinschaft) ein Alphabet hat oder ob dieses Alphabet in einer bestimmten Reihenfolge auswendig gelernt und anderweitig genutzt wird. Auf meiner Tastatur habe ich auch ein Alphabet vor mir, es kommt aber nicht jeweils ein Buchstabe vor dem anderen. Auch die berühmte "Laut-Buchstaben-Zuordnung" der Orthographie ist unabhängig von dieser Ordnungsrelation.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.07.2013 um 00.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=593#23581

Diese Definition (als Fußnote) sieht tatsächlich eher aus wie von einem Mathematiker geschrieben, als von einem Germanisten. Sie ist m. E., formal mathematisch gesehen, völlig in Ordnung. Es wäre auch sehr verwunderlich, wenn sie das nicht wäre, denn der Herausgeber der 8. Auflage des Dornseiff, welche diese Definition als Fußnote in der Einführung von H. E. Wiegand enthält, Uwe Quasthoff, ist in erster Linie Mathematiker. Ich habe zur gleichen Zeit wie er in Leipzig Mathematik studiert. Er gehörte zur kleinen Elite der absolut besten Studenten. Bei einem Ehemaligentreffen hat er erzählt, wie er dann doch von der Mathematik über die Informatik auf ein relativ abseits der reinen Mathematik gelegenes Gebiet gekommen ist. Na ja, er schreibt selbst im Vorwort, es sei "eine mutige Entscheidung des Verlages" gewesen, einem Informatiker die Neubearbeitung des Dornseiff anzuvertrauen. Sein großes Verdienst ist sicherlich die Schaffung des alphabetischen Zugriffsregisters, aber das wurde letztlich, wie ich hier im Tagebucheintrag sehe, mit erheblichen sprachlichen Mängeln erkauft. Da hätten sich der Mathematiker Quasthoff und der Germanist Wiegand wohl noch besser gegenseitig ergänzen müssen, als nur in einer Fußnote.

Wiegand schreibt auch ganz ohne mathematischen Formalismus: "Jedes Alphabet ist eine makrostrukturexterne, lineare Ordnungsstruktur." (S. 64) Als Kinder haben wir gern alle möglichen Wörter aus einer Buchstabensuppe zusammengesetzt. So konnten wir alles schreiben. Die lineare Ordnungsrelation wird erst auf einer zweiten Stufe benötigt, wenn die Wörter lexikographisch angeordnet werden sollen.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 09.07.2013 um 13.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=593#23585

Dummerweise ist das auch mathematisch nicht sauber. Von den drei Kriterien für eine Ordnungsrelation nennt Wiegand nur eine, die Totalität (je zwei Elemente sind vergleichbar). Eine Ordnungsrelation muß außerdem aber auch antisymmetrisch sein (a<b und b<a schließen einander aus) und transitiv (aus a<b und b<c folgt a<c). Außerdem hätte er sagen müssen, daß ein Alphabet nicht nur geordnet, sondern sogar wohlgeordnet ist, d.h. jede nichtleere Teilmenge hat ein erstes Element. Ohne Wohlordnung ist eine lexikographische Aufzählung nicht möglich. (Die rationalen Zahlen, also die Brüche z.B. sind auch nach ihrer Größe geordnet, aber nicht wohlgeordnet).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2013 um 14.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=593#23586

So etwas habe ich mir schon gedacht. Es fällt natürlich keinem Leser auf, erstens weil es lauter Nichtmathematiker sind, und zweitens, weil weder Wiegand noch sonst jemand mit solchen Pseudoformalisierungen irgend etwas Weiterführendes anstellt.

Übrigens: Herbert Ernst Wiegand absolvierte ein Studium der Philosophie, Geschichte, Germanistik und der Politikwissenschaft, dass er 1966 mit dem Staatsexamen in Germanistik und Politikwissenschaft abschloss. (Wikipedia)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.07.2013 um 17.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=593#23588

Lieber Herr Strowitzki,
Ordnungsrelationen haben keine Kriterien, allenfalls das eine, daß man unter einer Ordnungsrelation immer eine transitive zweistellige Relation versteht. Das andere sind Eigenschaften verschiedener Arten von Ordnungsrelationen.

Nun definiert Wiegand allerdings nicht den Begriff der Ordnungsrelation oder verschiedener Unterarten davon, sondern er definiert, was ein Alphabet ist. Und dazu benutzt er eine bestimmte Art von Ordnungsrelation, nämlich die lineare. Mit anderen Worten, er sagt, daß ein Alphabet eine Menge von Buchstaben ist, auf der eine zweistellige lineare Ordnungsrelation definiert ist, d.h. eine transitive, reflexive, antisymmetrische Relation. Diese Eigenschaften fehlen also keinesfalls.

Da Wiegand von einer Menge von Buchstaben spricht, ist auch klar, daß er keine unendliche Menge meint. Sicher, das hätte er noch dazuschreiben können, aber ich finde, das ist bei einer Menge von Buchstaben implizit sowieso gegeben. Wenn es nicht um unendliche Mengen geht, spielt aber der Begriff der Wohlordnung gar keine Rolle, bzw. die endliche Menge von linear geordneten Buchstaben ist sowieso wohlgeordnet.

Ich bleibe also dabei, daß es sich um eine formal mathematisch ganz korrekte Definition handelt.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 09.07.2013 um 21.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=593#23591

Ich streite nicht gerne um Worte, aber natürlich gibt es Kriterien, was eine Ordnungsrelation ist und was nicht. Und eine Ordnungsrelation ist antisymmetrisch, sonst ist es keine Ordnungsrelation. Äquvalenzrelationen etwa sind auch zweistellig und transitiv, aber symmetrisch (aus aRb folgt stets bRa). Gewiß sind endliche geordnete Mengen immer wohlgeordnet, aber wenn man schon einen solchen definitorischen Overkill betreibt, zu deutsch: mit Kanonen auf Spatzen schießt, dann doch bitte ganz gründlich, korrekt und sauber.
Im übrigen definiert Wiegand keineswegs nur, was ein Alphabet ist, sondern führt die Definition einer Ordnungsrelation, will sagen, einen Teil davon an, sonst könnte er ja einfach sagen: Ein Alphabet ist ein wohlgeordneter Zeichensatz. Für jeden, der weiß, was eine Wohlordnung ist, eine völlig hinreichende Definition. Da die Menge der Wörter und Sätze einer Sprache potentiell unendlich ist, ist es durchaus nicht trivial, daß dafür ein endlicher Zeichensatz verwendet wird.
Aber für die tatsächliche Funktion einer Schrift ist der ganze Quatsch sowieso völlig unerheblich. Eine irgendwie offizielle Reihenfolge der Schriftzeichen braucht man für Wörterbücher, Register und gerade noch den Schulunterricht. Für alles andere reicht die Buchstabensuppe oder eine Tüte Russisch Brot. Wesentlich interessanter ist die lineare Anordnung der Schriftzeichen zu einem Text.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.07.2013 um 00.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=593#23593

Ich hoffe, wir schweifen nicht zu weit ab. Es mag unterschiedliche Auffassungen geben. Manche stellen Ordnungsrelation und Äquivalenzrelation gegenüber, andere betrachten eine Äquivalenzrelation als spezielle Ordnungsrelation (siehe z. B. Wikipedia: Quasiordnung). Darüber brauchen wir tatsächlich nicht zu streiten. Sie sagen also jetzt:

"Und eine Ordnungsrelation ist antisymmetrisch, sonst ist es keine Ordnungsrelation."

Gut, warum sagten Sie dann vorhin, daß Wiegand versäumt hat, die Antisymmetrie der Ordnungsrelation extra zu benennen? Genauso verhält es sich mit der Transitivität. Beides ist im Begriff Ordnungsrelation schon enthalten. Nur die Linearität (Totalität) muß er noch explizit anführen, und das tut er.

Sie meinen: "sonst könnte er ja einfach sagen: Ein Alphabet ist ein wohlgeordneter Zeichensatz."

Das "wohlgeordnet" wäre nun wirklich mit Kanonen auf Spatzen geschossen, denn diese Forderung ist bei endlichen Mengen nicht notwendig bzw. trivialerweise erfüllt. Das ist schon "ganz gründlich, korrekt und sauber".

Zu Ihrem Beispiel, Brüche seien "ihrer Größe nach geordnet, aber nicht wohlgeordnet."
Das kann man so nicht sagen. Brüche sind zunächst überhaupt nicht geordnet. Sie können sie natürlich der Größe nach ordnen, was dann keine Wohlordnung ergäbe, aber Sie können sie ja auch anders ordnen, so daß eine Wohlordnung entsteht:
0, 1, -1, 2/1, -2/1, 3/1, -3/1, 3/2, -3/2, 4/1, -4/1, 4/3, -4/3, 5/1, -5/1, 5/2, -5/2, 5/3, -5/3, 5/4, -5/4, 6/1, -6/1, 6/5, -6/5, 7/1, ...
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.07.2013 um 01.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=593#23594

In der "wohlgeordneten" Reihe der Brüche habe ich leider die jeweiligen Kehrwerte vergessen, erst dann ist jeder beliebige Bruch enthalten, z. B. so:
0, 1, -1, 2/1, 1/2, -2/1, -1/2, 3/1, 1/3, -3/1, -1/3, 3/2, 2/3, -3/2, -2/3, ...
 
 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 10.07.2013 um 09.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=593#23596

Für mich steht in Frage, ob eine definierte Reihenfolge der Buchstaben zum Alphabet gehört oder ob nur die Definition der enthaltenen Buchstaben das Alphabet ausmacht? Ergänzend könnte man noch fragen, ob auf deutsch ß, ä, ö, ü zum Alphabet gehören oder nicht; und wenn eine Reihenfolge dazugehört, an welcher Stelle?
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 10.07.2013 um 11.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=593#23597

In gewisser Weise gehört auch die Reihenfolge zum Alphabet, zumindest in pragmatischer Hinsicht. Das schwedische Aphabet hat z. B. nach dem Z noch Ä, Ö und Å (wobei ich mir bei der Reihenfolge gerade nicht sicher bin; laut Wikipedia ist es Å, Ä, Ö). Das bedeutet insbesondere, daß Ä und Ö im Schwedischen eigene Buchstaben sind und keine Varianten von A und O.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.07.2013 um 11.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=593#23598

Der Name "Alphabet" legt zwar nahe, die feste Anordnung der Buchstaben zum Begriff des Alphabets hinzuzurechnen, ebenso der Begriff "alphabetische Ordnung". Aber sie scheint mir trotzdem etwas Äußerliches zu sein. Die indischen Schriften sind (mit einer kleinen Modifikation) auch Buchstabenschriften, aber die neuartige Anordnung macht es unmöglich, sie ähnlich zu benennen wie die europäischen Derivate des semitischen "Alpha-Bets". Kinder lernen wohl meist das alphabetische Schreiben, ohne schon die feste Anordnung zu kennen, die man eigentlich nur zum Nachschlagen braucht, denn für die Sprachstruktur ist sie gleichgültig. Das ist ein Unterschied zur Abfolge der natürlichen Zahlen, die gerade durch ihren Platz in der Folge bestimmt sind.

(Sollte Wiegands Definition auf die natürlichen Zahlen zutreffen? Eine Frage an die Mathematiker.)
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 10.07.2013 um 11.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=593#23599

Die natürlichen Zahlen sind durch die Peano-Axiome gegeben (siehe z.B. Wikipedia). In Wiegands Formulierung [daß für jedes 2-Tupel (x,y) ∈ M x M entweder (x,y) ∈ R oder (y, x) ∈ R gilt] fehlt die Bedingung, daß x nicht gleich y sein darf.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.07.2013 um 11.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=593#23601

(Mein letzter Eintrag war keine Antwort auf den vorhergehenden von Herrn Wagner; beide sind fast gleichzeitig abgeschickt worden.)

Das korrekte Schreiben des Schwedischen würde aber doch genau so funktionieren, wenn die Reihenfolge der Buchstaben im Alphabet eine andere oder dem Schreibenden überhaupt nicht bekannt wäre?
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 10.07.2013 um 13.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=593#23602

Ja, wenn man knapp und schnell etwas formuliert, gibt es sicher vieles zu bekritteln. "Die rationalen Zahlen, also die Brüche z.B. sind auch nach ihrer Größe geordnet" – sollte jetzt nicht heißen, daß sie a priori eine Ordnung haben, sondern, genau wie Sie formulierten, daß die gewöhnliche größer/kleiner-Beziehung (über deren Herleitung/Definition wir uns jetzt nicht unterhalten sollten) eine Ordnungsrelation definiert, die keine Wohlordnung ist. Auf diese Differenzierung kam es mir doch an. Das Cantorsche Diagonalverfahren ist bekannt, tut aber hier nichts zur Sache. (Bekanntlich läßt sich mit Hilfe des Auswahlaxioms jede Menge wohlordnen!)

Wiegands Äußerung "R ist eine lineare Ordnungsrelation, da je zwei Elemente aus M vergleichbar sind (...)" ist vielleicht auch flüchtig hingeworfen, aber eben nicht sauber und korrekt. Er begnügt sich nicht damit, ganz schlicht zu sagen, ein Alphabet sei ein wohlgeordneter Zeichensatz, sondern rekurriert auf die Definition einer Ordnungsrelation. Und da setzte ja unsere Kritik an. Wenn man den ganz großen Werkzeugkasten auspackt, schwerstes Geschütz auffährt, dann kommt es nicht gut, herumzuschludern und zu sagen "Naja, den Rest kann der Leser sich schon denken" – es sei denn, man verfährt nach dem Motto "Es reicht, die Folterwerkzeuge nur zu zeigen, das ist schon einschüchternd genug". Wenn man präzise mathematische Definitionen bringt, dann aber auch alles auf den Tisch und nicht, "ach, das ist doch implizit dabei".

"Manche stellen Ordnungsrelation und Äquivalenzrelation gegenüber, andere betrachten eine Äquivalenzrelation als spezielle Ordnungsrelation" – Man kann natürlich verschieden an die Sache herangehen; der dtv-Atlas zur Mathematik etwa unterscheidet zwischen "Äquivalenzrelation", "Ordnungsrelation" und "strenger Ordnungsrelation" und arbeitet mit Begriffen wie Reflexivität und Identivität, aber Wiegand wollte sicher keine Äquivalenz zwischen Buchstaben behaupten, sondern eben eine Anordnung im ganz gewöhnlichen Sinne (für die wir kein großes mathematisches Werkzeug brauchen).

Aber wieder zum Kern der Sache: Eine Definion von "Alphabet" wäre für mich etwa
Ein Alphabet – im strengen Sinne einer Buchstabenschrift – ist ein Satz optischer Zeichen, mit dem gewisse phonematische oder phonologische Einheiten der Sprache ("Sprachlaute") dargestellt werden.
Als weitere Charakteristika, die aber nicht mehr zur Definition gehören, kann man dann feststellen.
1. Bei Verwendungen außerhalb des Textzusammenhanges gibt es üblicherweise eine festgelegte Aufzählungsreihenfolge dieser Zeichen.
2. Der Zusammenhang zwischen den Sprachlauten und den Zeichen ist sehr komplex und üblicherweise in keiner Hinsicht eineindeutig [kein Tippfehler, sondern ein üblicher mathematischer Ausdruck]: a) ein Buchstabe kann verschiedene Sprachlaute darstellen; b) veschiedene Buchstaben können denselben Sprachlaut darstellen; c) ein einzelner Sprachlaut kann durch eine ganze Gruppe von Buchstaben bezeichnet werden; d) ein Buchstabe kann eine ganze Gruppe von Sprachlauten bezeichnen; e) manchmal gibt es "stumme" Buchstaben, die überhaupt keinen Sprachlaut bezeichnen; f) manche Sprachlaute bleiben überhaupt unbezeichnet.

Der zweite Punkt ist für mich der interessante. Nur zwei Beispiele: Der russische Familienname "Schuschtsch" wird im Russischen mit nur drei Buchstaben geschrieben. Die berühmte Formel tacchrutva der buddhistischen Schriften ("so habe ich es gehört", das "ik gihorta dat seggen" des Hildebrandliedes!) wird ebenfalls mit nur drei "Buchstaben" geschrieben. Der ganze Rutsch cchru ist ein Buchstabe, der allerdings aus vier Elementen zusammengesetzt wird – und zwar nichtlinear, wie überhaupt diakritische Zeichen und die Vokalisierungen der indischen und semitischen Schriften oder auch die Akzente des Griechischen die lineare Abfolge der Buchstaben mit zweidimensionaler Darstellung sprengen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.07.2013 um 15.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=593#23603

Ja, dieser Satz
"R ist eine lineare Ordnungsrelation, da je zwei Elemente aus M vergleichbar sind ..."
gefällt mir auch nicht. Er hätte besser etwa so gelautet:
"R sei eine lineare Ordnungsrelation, dann sind je zwei Elemente aus M vergleichbar ..."
Allerdings geht aus dem Satz im Haupttext, zu dem diese Fußnote geschrieben wurde, eindeutig hervor, daß die Linearität vorausgesetzt und nicht gefolgert wird:
"Jedes Alphabet ist eine makrostrukturexterne, lineare Ordnungsstruktur."

Auch Herrn Wagners Hinweis, daß in der mathematischen Symbolik die Bedingung x != y (!= für ungleich) fehlt, ist richtig. Aber auch da steht es im Text: "je zwei Elemente aus M" können nicht gleich sein, sonst wäre es nur ein Element, und er wiederholt die Symbolik verbal mit "Von zwei verschiedenen Buchstaben aus M kommt jeweils einer vor dem anderen".

Vielleicht ist alles der Tatsache geschuldet, daß es sich ja um kein Buch für Mathematiker handelt, so hat er teils mathematische Symbolik, teils Fließtext verwendet. Er hätte die Symbolik ganz weglassen sollen. Stimmt schon, richtig stilecht ist es nicht, aber als mathematisch lückenhaft oder falsch würde ich die Definition insgesamt trotzdem nicht bezeichnen. Das hat Herr Strowitzki eigentlich auch nicht gesagt, sondern nur "nicht sauber". So gesehen möchte ich dem doch zustimmen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.07.2013 um 16.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=593#23604

Was die indischen Schriften betrifft, als deren bekannteste man die Devanagari (im wesentlich heute noch für Hindi gebraucht) ansehen kann, so werden tatsächlich die Vokalzeichen im allgemeinen als Adskripte an die Konsonantenzeichen angeklebt: vorangestellt wie das kurze i, drübergeschrieben wie e und ai, druntergeschrieben wie u und û, das vokalische r und l oder nachgestellt wie î und au, auch o. Es gibt auch isolierte Formen, die man am Wortanfang bzw. Satzanfang gebraucht. Trotzdem sind es im Kern Buchstaben und machen aus der Schrift keine Silbenschrift, denn man kann die Teile analytisch bestimmen und nicht nur komplette Zeichen für jede Silbe besonders. Ob ich bei ku das u unter oder hinter das k schreibe, ist nicht wesentlich, k und u sind zwei Zeichen für zwei Laute.

Was ich eher bezweifele, ist die vorgegebene Existenz der Laute, die dann erst sekundär durch Buchstaben wiedergegeben werden. Es ist zwar nicht so, daß erst die Alphabetschrift die Segmentierung in Laute hervorgerufen oder ermöglicht hat (das kann ich als Verehrer die altindischen Phonetik ja nicht annehmen), aber man könnte sagen, daß der Vergleich verschiedener Wörter (durchaus im Sinn der heutigen "Minimalpaar"-Methode) die Beobachter darauf gebracht hat, Wörter durch die Ansetzung gerade so vieler Segmente zu unterscheiden, daß jedes von jedem verschieden ist. Man könnte immer weiter differenzieren, aber das bringt dann nichts mehr. Kurz gesagt: Die Laute waren schon von Anfang an immer auf den Wortschatz bezogen, niemals wurden artikulierte Wörter für sich allein untersucht.
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 10.07.2013 um 16.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=593#23605

Zu #23601: Natürlich, Herr Ickler, für das korrekte Schreiben des Schwedischen (und jeder anderen Alphabetschrift) ist die Kenntnis der „Ordnung“ des „Zeichenvorrats“ unerheblich. Mein Argument ist also keins, da ich bei meinem „pragmatischen Alphabetverständnis“ stillschweigend vorausgesetzt hatte, daß mit dem Begriff „Alphabet“ bereits die alphabetische Anordnung mitgemeint ist.

Von meinem Hinweis auf das Schwedische bleibt also nur die simple Aussage, daß die alphabetische Ordnung von Sprache zu Sprache variieren kann – was insofern kein Wunder ist, da sich die Sprachen bereits in ihrem „Zeichenvorrat“ unterscheiden (zu den „Besonderheiten europäischer Graphien“ siehe www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=162#2682).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.07.2013 um 16.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=593#23606

"daß die alphabetische Ordnung von Sprache zu Sprache variieren kann"

Nicht nur von Sprache zu Sprache, auch innerhalb einer Sprache!
Ich kriege immer Zustände, wenn ich in einem deutschen Telephonbuch bzw. in den Gelben Seiten Namen oder Wörter mit Umlauten suche.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 11.07.2013 um 13.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=593#23618

Im Kern ist die Devan^agari (als Prototyp der indischen Schriften) sicher eine Buchstabenschrift, aber etwas verhüllt durch ihre seltsame Zwitterstellung: Die ganze Silbe wird zu einer Ligatur zusammengefaßt. (Man merkt hier die Beschränktheit der Computer. In einem hand- oder maschinenschriftlichen Text könnten wir problemlos die entsprechenden Schriftzeichen hinmalen, mit dem Computer wird dies zu einem erheblichen Problem.)
In vielen Fällen ist die Zusammensetzung leicht erkennbar (etwa beim tva, bei dem das va unter das ta rutscht), oft aber können die Ligaturzeichen nicht auf einzelne Buchstaben zurückgeführt werden, sondern müssen gesondert gelernt werden. So reduziert sich das ra in cchru auf einen kleinen Strich links unten, in der umgekehrten Stellung (etwa rta) auf einen Bogen rechts oben. Besonders kraß ist das kscha, das weder mit dem ka noch mit dem scha irgendeine erkennbare Ähnlichkeit hat.

Eine weitere Charakteristik der Alphabete fällt mir ein: Üblicherweise haben die Buchstaben besondere (manchmal magisch aufgeladene) Namen. Man muß erst mal auf die Idee kommen, daß ein "Y" den Namen "Ypsilon" trägt. Nur die Inder waren mal wieder ganz nüchtern. Dort begnügt man sich mit der Bezeichnung "a-kara", "ka-kara" etc., also etwa "a-Macher", "ka-Macher".
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 11.07.2013 um 14.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=593#23620

Den Buchstaben eigene Namen zu geben, ist beim Buchstabieren sehr hilfreich. Nicht umsonst gibt es für das lateinische Alphabet einen (mehr oder weniger) standardisierten deutschen und internationalen „Benennungscode“ (bei Wiki unter Buchstabiertafel; interessant dort die historische Entwicklung in der Auswahl der Benennungswörter): Anton/Alpha, Berta/Bravo, Cäsar/Charlie usw.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 11.07.2013 um 16.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=593#23621

Das stimmt duchaus, aber interessanterweise sind die Namen der Buchstaben nicht mit den Buchstabiercodes identisch. Der dritte Buchstabe des Lateinalphabets heißt ja "Ce" und weder "Cäsar" noch "Charlie".
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 11.07.2013 um 17.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=593#23623

Das ist doch gerade der Sinn der Sache: Die Buchstabiercodes wurden ja nur eingeführt, weil die Namen der Buchstaben nicht klar genug sind; hätten wir Namen wie im griechischen Alphabet, wären die Buchstabiercodes nicht nötig (siehe Ypsilon).

Mit den Buchstabennamen ist das übrigens so eine Sache: Mein Patenkind in Jena, 10 Jahre alt, hat für die Konsonantenbuchstaben eine Aussprache mit stimmlosem Schwa statt stimmhaftem e gelernt. Für "C" sage ich /tse:/, er sagt /tsə/.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.07.2014 um 16.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=593#26205

Der erwähnte Germanist Wiegand hat einmal geschrieben:

Die Fachlexikographie ist derjenige Teil der Lexikographie, in der die lexikographischen Tätigkeiten darauf ausgerichtet sind, daß Fachwörterbücher entstehen, so daß durch diese die kulturelle Praxis der Benutzung von Fachwörterbüchern ermöglicht wird, die darin besteht, daß Handlungen vom Typ EIN FACHWÖRTERBUCH ALS NACHSCHLAGEWERK BENUTZEN (im Sinne von Wiegand 1987[c]) ausgeführt werden. (Horst H. Munske et al. [Hg.]: Deutscher Wortschatz. Lexikologische Studien. Berlin 1988:776)

Man kann natürlich von jedem Verhalten X sagen, es sei eine Ausführung des Verhaltenstyps "X". Wenn ich mich über Wiegand lustig mache, führe ich eine kulturelle Praxis vom Typ SICH ÜBER HERBERT E. WIEGAND LUSTIG MACHEN aus. Man kann auch eine Handlung vom Typ EIN BIER TRINKEN ausführen.
 
 

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